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Die Braut

Seitdem sie heilig ward gesprochen,
Warf Godima, die Königin,
Mit immer heißrem Herzenspochen
Ihr Hab und Gut den Armen hin.

Weiß leuchtend ging sie durch die Menge,
Im kahlen, linnenen Gewand,
Und tauschte Brot für ihr Gepränge,
Und gab's mit weicher leiser Hand.

Und zeigte in freiwilligem Leide,
Wie sie zu ihrem Christus stand.
Da nahm der in noch weißrem Kleide
Die weiße Braut einst bei der Hand.

Und frug sie: »Ist dein tiefstes Leben
Nun mein? – Dein Pfad nun ganz mein Pfad?
Dann sollst du mir den Brautring geben,
Den Brautring einer großen Tat.

Sieh auf der tiefsten Kirchenstufe
Die Bettlerin in greller Zier,
Die freche Frau von wildem Rufe –
Geh hin und tausche still mit ihr.

Sie hat nicht mehr als du verbrochen.
Was ihr das tiefste Herz befahl,
Tat sie, und folgte seinem Pochen,
Wie du bergauf, so sie zu Tal.

Tausche mit ihr fürs Erdenleben, –
Heut, jetzt! – Für alles ewige Sein
Sollst du mir dann den Brautring geben!
Was weinst du? – Bist du doch nicht mein?«

*

 


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