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Die Marketenderin

Blonde Kläre, braune Kläre,
pfeift sich eins im lust'gen Sinn.
Sieben Jahre, derbe, schwere,
Sieben Jahr im Schwedenheere
War sie Marketenderin.

Hatte sich 's beherzt erkoren,
Als ihr Kindlein hungernd schrie,
Kind, auf freiem Feld geboren,
Als sie Mann und Hof verloren –
Vater, Mutter war nun sie!

»Graue Ahne, zieh den Jungen!
Hab' ich was, kehr ich zurück!« – – –
Durchgepufft und durchgerungen! –
Heisa – und nun ist's gezwungen –
Beutlein straff und Herz voll Glück!

Bis daheim zwei Tageweiten. – –
Abschied nimmt sie, kurz und barsch.
Träumt und sinnt und pfeift im Schreiten
Von bestand'nen Fährlichkeiten:
Schlacht und Lager, Flucht und Marsch.

Klopft ihr Beutelchen oft heiter.
»Büblein,« denkt sie – »Glück uns zwei'n!«
Da, – vom Waldsaum her ein Reiter! –
Kreuz und Herr, – ein Tillystreiter! – –
Rings nur er und sie allein!

»Meine fünfzig Doppelstücke,
Weh mir, wenn er die entdeckt!«
Überm Bache da die Brücke! –
Strafft sich betend, daß ihr's glücke,
Daß sie dort den Schatz versteckt.

Rot von Gierde überflogen
hält vor ihr der Reitersmann.
»Sag, was tatst du unterm Bogen?
Füße waschen? – Ist gelogen! –
Halt den Gaul – ich seh mir's an!

»Halt den Gaul, Weib! Munter! Munter!
Schimpfe nicht und gaff' nicht faul!
Aber erst die Kleider runter!
Flüchtest sonst wohl, Stieglitz, bunter!
So, im Hemdlein halt den Gaul!«

Ihrer Kleider saubre Ehre
Überm Arm, steigt er zum Bach.
Arme Kläre, braune Kläre –
Setzte sich umsonst zur Wehre! –
Plötzlich – –: Jauchzendes Gelach!

Sieg erfleht, heißt Sieg errungen!
»Tralala!« – Mit sichrem Hopp
Hat sie sich aufs Roß geschwungen.
Jauchzend denkt sie ihres Jungen.
Zügel straff! – Und nun Galopp!

Fort, die weiten eb'nen Strecken!
Selber wie ein wilder Jung'!
Fern des Feindes Fluchen, Schrecken!
Hei, wie kann der Rapp' sich recken!
Nimmt das Flüßchen selbst im Sprung.

Trägt die Frau, als wär' sie seine
Herrin. – Weiter. – Ungehemmt. –
Marketend'rin, feine, kleine!
Alles lacht. »Da reitet eine
Lütte Dirn im bloßen Hemd!«

»Lacht nur,« lacht sie, »lacht, ihr Leute!« –
Abends sah sie erst ihr Glück!
Nicht das Pferd allein als Beute,
Stopfvoll auch zehn Lederhäute –
Reichsdublonen! Tausend Stück!

Vor'm zerfall'nen Hüttchen steht er
Nun – ihr Rapp'! – Wie war sie froh!
Kein Gepuff mehr, kein Gezeter!
Nachts bei ihrem lütten Peter
Schlief sie selig auf dem Stroh.

*

 


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