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Der Scherbenweg

»Herr, es murrt das Volk, daß Ruch keiner trifft,
Denn auf dem Kirchhof allein!
Ihr verwirrt Euch den Sinn durch Lesen der Schrift
Auf Eures Mädchens Stein!

Ihr sitzt beim Mahle, fern und stumm,
Den Sinn wie mit Staub bestreut!
Tausendmal traurig um und um
Eine Rose wandet Ihr heut!

Gottwidrig gebt Ihr der Toten Macht.
Kommt heim, Herr, laßt sie ruhn!« –
Der Jungherr sah auf, wie aus Brunnennacht.
»Mein Knappe, ich will es tun!

Vorbei sei, was ich verloren hab'!
Laßt wieder die Banner wehn!
Mit scharfen Scherben bestreut zum Grab
den Weg, will ihn nie mehr gehn!« –

Am andern Tag. Er sitzt und sinnt.
Scheu faßt sein Knappe Mut:
»O Herr, aus Euren Schuhen rinnt
In breiten Strömen Blut!«

Er saß, als wär' ihm nichts bekannt,
Sah auf, blieb fern und stumm.
Eine müde Rose in müder Hand
Wandt' er träumend um und um.

*

 


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