Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Dem Herzen, das blutend zum Himmel schrie ...

Was immer der Mensch auch erträum,' ersehn'.
Sein Wandern und Rasten, sein Irren und Streben,
Genießen und Schaffen und banges Erbeben –
Mutz mahnend ein düst'res Orakel umweh'n:
Das Lied vom Sterben, das Lied vom Vergeh'n.

In tobenden Schlachten erdröhnt dies Lied – –
Tiefinnerst vernimmt's auch erschauernd der Taube!
Es flüstert im üppig ergrünenden Laube,
Es seufzt in den Ähren, in Blumen, im Ried,
Bestimmung kündend, der Niemand entflieht.

Die Blüten, die prunkend im Garten steh'n,
Die Hände, die eifrig und freudig sie pflücken,
Die liebenden Herzen in Gram und Entzücken
Muß mahnend ein düst'res Orakel umweh'n:
Das Lieb vom Sterben, das Lied vom Vergeh'n. –

Doch aufwärts der Weise, geläutert, schaut,
Durch drückende Nebel der Erdengeschicke,
In stillem Vertrauen, mit leuchtendem Blicke;
Und geistiges Manna von oben ihm taut,
Aus einem Himmel, der immerdar blaut ...

Ob Lichter und Wohlklang und Poesie
Vergeh'n auch hienieden in Nächten der Qualen –
Du, Sonne des Geistes, wirst ewig erstrahlen!
Dem Herzen, das blutend zum Kimmel schrie,
Tönt segnend urewige Symphonie! –

.

 << zurück weiter >>