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Ich hörte die Allmutter

Ich hörte die Allmutter, wie sie sinnend in den Anblick ihrer Toten verloren,
Und mit kummervollem Blick an den verstümmelten Körpern, an den die Schlachtgefilde bedeckenden Gliedmaßen haftend,
(Das letzte Geschütz ist verstummt und nur noch der Ruch des Pulverdampfes wittert) –
Wie sie mit trauervoller Stimme, über sie hinwandelnd, ihre Erde anrief:
Nimm, meine Erde, dies alles gut in dich auf, rief sie; ich beauftrage dich, nicht einen meiner Söhne zu vergessen, und nicht ein Atom ihrer;
Und ihr Ströme, nehmt sie gut auf, nehmt ihr teures Blut hinweg;
Ihr blutgetränkten Stellen des Erdreichs, und ihr Lüfte, die ihr oben im reinen Lichtäther schwimmt;
Und all ihr Essenzen von Erde und Wachstum; ihr meine Flußtiefen;
Ihr meine Bergflanken; ihr Wälder, gerötet vom sickernden Blut meiner teuren Kinder;
Ihr Bäume mit euren tiefen Wurzeln saugt es auf, um es allen zukünftigen Bäumen zu vermachen.
Süd und Nord, nehmt meine Toten auf – nehmt auf die Leiber meiner jungen Männer und ihr kostbar teures Blut;
Nehmt es mir in getreuliche Hut für die Zukunft und gebt es mir wieder nach vielen Jahren;
Nach Jahrhunderten, in unsichtbaren Essenzen und Düften grasüberwucherten Erdbodens;
In Lüften, die über den Gefilden wehen, gebt mir meine Lieblinge wieder, meine unsterblichen Helden.
Nach Jahrhunderten atmet sie wieder aus; atmet mir ihre Seelen wieder aus; nicht ein Atom laßt verloren sein.
Oh Jahre und Gräber! Oh Luft und Erdreich! Oh meine Toten! Oh süßes Aroma!
Atmet sie wieder aus, meine unsterblichen geliebten Toten!
Nach Jahren! Nach Jahrhunderten!


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