Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Gesang von der freien Straße

1.

Zu Fuß und fröhlichen Herzens schlage ich die freie Straße ein,
Gesund, frei, vor mir die Welt;
Vor mir der lange, braune Pfad, der mich führt, wohin ich nur will.
Fortan verlang' ich kein Glück; ich selbst bin das Glück.
Fortan wimmere ich nichts mehr, verschiebe nichts mehr, brauche nichts.
Vorbei sind die Klagen zwischen dumpfen vier Wänden und Bibliotheken, vorbei gallige Kritik.
Rüstig und zufrieden schreit' ich die freie Straße hin.
Die Erde: und das ist genug.
Ich brauche die Sternenbilder nicht näher.
Ich weiß, sie sind, wo sie sind, an guter Stelle.
Ich weiß, sie genügen denen, die ihnen angehören.
(Noch trage ich hier meine köstlichen alten Lasten.
Ich trage sie, Männer und Frauen, trage sie mit mir, wo immer ich schreite.
Ich schwöre, es ist mir unmöglich, sie los zu werden.
Ich bin damit gefüllt und werde sie wieder füllen.)

 

2.

Du Landstraße die ich jetzt betrete, und von der aus ich Umschau halte, ich glaube, du bist nicht alles, was hier ist;
Ich glaube, daß auch viel Unsichtbares hier ist.
Hier ist die tiefe Lehre der Aufnahme, die weder Vorrecht noch Abweisung kennt;
Der Schwarze mit seinem Wollkopf, der Verbrecher, der Sieche, der Ungebildete: sie werden nicht abgewiesen.
Die Geburt, das Eilen nach dem Arzt, des Bettlers Gang, des Betrunkenen Wanken, die lachende Schar der Arbeiter;
Der entlaufene junge Mann, des reichen Mannes Equipage; der Geck, das entlaufene Paar,
Der Markthäusler am frühen Morgen, der Leichenwagen, der Möbeltransport in die Stadt hinein, die Rückkehr aus der Stadt:
Sie ziehen vorbei, ich gleichfalls; und alles zieht vorbei; es ist keinem untersagt.
Keines, das nicht angenommen, Keines, das mir nicht lieb sein soll.

 

3.

Die Luft, die mir den Atem zum Sprechen gewährt;
Ihr Gegenstände, die ihr meine Gedanken aus ihrer Zerstreuung zusammenruft und ihnen Gestalt verleiht;
Du Licht, das mich und alle Dinge mit seinen gleichmäßigen Schauern umhüllt;
Ihr ausgetretenen Pfade in den unebenen Senkungen zu beiden Seiten des Weges;
Ich glaube, ihr verbergt in euch unsichtbare Existenzen, denn ihr seid mir so teuer.
Ihr mit Platten belegten Fußsteige der Städte! Du feste Einfassung am Rande;
Ihr Fähren, ihr Planken und Pfähle der Werfte, ihr holzbekleideten Seitenwände, ihr fernen Schiffe,
Ihr Häuserreihen, ihr mit Fenstern durchlöcherten Häuserfronten, ihr Dächer.
Ihr Tore und Eingänge, ihr Mauerkronen mit euren Staketen;
Ihr Fenster, deren durchsichtige Schalen so viel verraten könnten,
Ihr Türen und aufsteigenden Treppengänge, ihr Bogen,
Ihr grauen Steine des endlosen Pflasters ihr bedeckten Übergänge;
Von allem, das euch berührt, glaub' ich, habt ihr etwas aufgenommen, und möchtet es mir nun heimlich mitteilen;
Mit Lebendigen und Toten habt ihr eure fühllosen Oberflächen bevölkert, und ihre Geister möchten sich jetzt mir freundlich offenbaren.

 

4.

Die Erde, die rechts und links sich dehnt;
Dies Gemälde, lebensvoll ein jeder Teil in bester Beleuchtung;
Die Musik, die einfällt, wo sie gebraucht wird, und die schweigt, wo sie nicht gebraucht wird;
Die munteren Stimmen der freien Landschaft; das fröhliche, frische Gefühl der Landstraße.
Oh Heerstraße, auf der ich reise, sagst du mir: »Verlaß mich nicht?«
Sagst du: »Wage nicht! Verläßt du mich, bist du verloren?«
Sagst du: »Ich bin stets vorbereitet; bin wohlbetreten und unbestritten; bleibe bei mir?«
Oh du freie Straße, entgegne ich; ich fürchte mich nicht, dich zu verlassen; doch lieb ich dich.
Du deutest mich besser, als ich mich selbst zu deuten vermag.
Du sollst mir mehr sein als mein Gedicht.
Ich denke, alle Heldentaten werden den Menschen im Freien eingegeben und alle freien Gedichte auch;
Ich denke, ich könnte selber hier verweilen und Wunder tun;
Ich denke, was immer ich auch antreffe auf der Straße, dem soll ich gefallen; und wer mich anschaut, dem soll ich gefallen.
Ich denke, ein jeder, den ich sehe, müßte glücklich sein.

 

5.

Von dieser Stunde ab erkläre ich mich befreit von allen Einschränkungen und eingebildeten Scheidelinien;
Wohin ich will, geh' ich; ganz unbedingt mein eigner Herr;
Höre den andern zu und überlege wohl, was ich sage;
Verweile, forsche, empfange, betrachte;
Entziehe mich lind, aber mit unwiderstehlicher Willenskraft den Banden, die mich halten wollten.
Ich atme den Raum ein in großen Zügen.
Ost und West sind mein, Nord und Süd sind mein.
Größer bin ich, besser als ich dachte.
Ich hätte nicht gedacht, daß ich so viel Gutes enthielte.
Alles kommt mir schön vor.
Ich kann Männern und Frauen gegenüber wiederholen: »Ihr habt mir so viel Gutes getan, ich möchte euch ebensoviel Gutes tun.
Ich werde für mich und für euch werben, wo immer ich gehe.
Ich will mich ausstreuen unter Männer und Frauen, wo immer ich gehe.
Ich werde unter sie werfen neue Freude und neue Rauhheit.
Wenn mich wer abweist: es soll mich nicht kümmern.
Wenn mich wer aufnimmt: er oder sie soll gesegnet sein und soll mich segnen.«

 

6.

Wenn jetzt tausend vollkommene Männer erscheinen würden, so sollte es mich nicht wundernehmen.
Wenn jetzt tausend schöne Weibergestalten erscheinen würden, so sollte es mich nicht überraschen.
Jetzt seh' ich das Geheimnis, wie die tüchtigsten Menschen gebildet werden:
Dadurch, daß sie aufwachsen in freier Luft, essen und schlafen mit der Erde.
Hier ist Raum für eine große persönliche Tat.
(Eine solche Tat überwältigt die Herzen des ganzen Menschengeschlechtes;
Ihr Ausbruch von Kraft und Willen überwältigt die Satzung und spottet aller Autorität und aller Gründe dagegen.)
Hier ist die Probe der Weisheit.
Nicht in den Schulen ist Weisheit endgültig erprobt.
Nicht kann Weisheit von einem, der sie hat, übergehen auf einen andern, der sie nicht hat.
Der Ursprung der Weisheit ist die Seele; nicht zu bestätigen ist sie durch Beweise: sie ist selbst Beweis.
Bezieht sich auf alle Stufen, Dinge und Eigenschaften und ist in sich fest.
Sie ist die Bürgschaft der Wirklichkeit und der Unsterblichkeit der Dinge und ihrer Trefflichkeit.
Es gibt etwas in der Flut der Erscheinungen der Dinge, das die Weisheit aus der Seele hervorlockt.
Ich prüfe jetzt noch einmal Philosophien und Religionen.
Sie mögen sich ganz gut in Vortragssälen beweisen und doch gar nicht unter den breiten Wolken und die Landschaft entlang und die rinnenden Ströme.
Hier ist Verwirklichung.
Hier paßt sich der Mensch an. – Hier bewährt sich sein wirklicher Gehalt;
Vergangenheit, Zukunft, Erhabenheit, Liebe: Fehlst du diesen, so fehlen sie dir.
Nur der Kern jedes Gegenstandes nährt.
Wo ist der, der für dich die Schalen abreißt?
Wo ist der, der für dich und mich Betrug und Verhüllung aufdeckt?
Hier ist Anhänglichkeit. – Sie ist nicht mit Vorbedacht vorbereitet; sie ist unmittelbar.
Weißt du, was es heißt, wenn du beim Vorüberschreiten von Fremden geliebt wirst?
Kennst du die Sprache jener sich drehenden Augäpfel?

 

7.

Hier ist der Ausfluß der Seele.
Der Ausfluß der Seele kommt von innen, durch dunkelumlaubte Pforten, die ewig zur Frage reizen.
Dies Sehnen, wozu ist es da? Im Dunkel diese Gedanken: wozu sind sie da?
Warum gibt es Männer und Frauen, in deren Nähe das Sonnenlicht mir das Blut schwellen macht?
Warum senken sich, wenn sie sich entfernen, die Wimpel meiner Freude und werden schlaff und matt?
Warum gibt es Bäume, unter denen ich niemals wandle, ohne daß sich heitere und melodische Gedanken auf mich niedersenken?
(Ich denke, sie hängen dort Sommer und Winter auf solchen Bäumen, und wenn ich vorbeigehe, fällt die Frucht.)
Was ist es, was ich so plötzlich mit Fremden austausche?
Mit einem Kutscher etwa, wenn ich neben ihm auf dem Bocke mitfahre?
Mit einem Fischer etwa, der sein Schleppnetz auf das Gestade zieht, wenn ich im Vorbei bei ihm verweile?
Was gibt mir das Recht auf eines Mannes oder eines Weibes Gutwilligkeit? Was gibt ihnen das Recht auf die meine?

 

8.

Der Ausfluß der Seele ist Glückseligkeit; hier ist Glückseligkeit.
Ich glaube, sie durchdringt die freie Luft und harrt beständig.
Jetzt strömt sie auf uns ein; tüchtig sind wir beladen.
Hier erhebt sich die geschmeidige, anschließende Gattung.
Die geschmeidige und anschließende Gattung ist die Frische und Süßigkeit des Mannes und des Weibes.
(Die Kräuter des Morgens sprießen täglich nicht frischer und süßer aus ihren eigenen Wurzeln, als jene unaufhörlich frisch und süß aus sich selbst hervorsprießt.)
Je nach der geschmeidigen und anschließenden Gattung schwitzt der Schweiß der Liebe von jung und alt.
Von ihr träufelt die Anmut, die der Schönheit und der Künste spottet.
Ihr schwillt die Sehnsucht nach Berührung bebend entgegen.

 

9.

Allons! Wer du auch seist: komm und reise mit mir!
Reisest du mit mir, so findest du, was nimmer ermüdet.
Nimmer ermüdet die Erde.
Die Erde ist anfänglich rauh, schweigsam und unverständlich; Natur rauh zunächst und unverständlich;
Aber lasse dich nicht entmutigen, harre aus; wohlgeborgen gibt es göttliche Dinge.
Ich schwöre dir: göttliche Dinge, schöner als Worte zu sagen vermögen.
Allons! hier dürfen wir nicht verweilen.
Wie wonnig auch immer diese aufgespeicherten Güter, diese Wohnung wie bequem: wir können hier nicht bleiben.
Wie geschützt dieser Hafen auch immer, wie still diese Gewässer: wir dürfen hier nicht ankern.
Wie willkommen die Gastfreundschaft, die uns umgibt, so dürfen wir sie doch nur für eine kleine Weile annehmen.

 

10.

Allons! Die Lockungen müssen stärker sein.
Wir werden pfadlose und wilde Meere besegeln.
Wir werden dahin gehen, wo die Stürme sausen, die Wogen stürzen und der Yankeeklipper unter vollen Segeln vorbeifliegt.
Allons! Mit Kraft und mit Freiheit, mit der Erde und den Elementen!
Gesundheit, Trotz, Fröhlichkeit, Selbstachtung, Neubegier.
Allons! Frei von allen Formeln!
Frei von euren Formeln, fledermausäugige, materialistische Pfaffen!
Der alte Leichnam versperrt den Weg: nun, die Bestattung wartet nicht länger.
Allons! Doch laß dich warnen.
Wer mit mir reist, muß das beste Blut, die besten Sehnen, die größte Ausdauer besitzen.
Niemand stelle sich zur Probe ein, bevor er oder sie Mut und Gesundheit mitbringen kann.
Komm nicht hierher, wenn du dein Bestes bereits verschwendet hast.
Einzig diejenigen sollen kommen, die mit gesunden und festen Körpern kommen.
Kein Siecher, kein Schnapssäufer, keine venerische Fäulnis wird hier zugelassen.
(Ich und die meinen überzeugen nicht durch Beweise, Gleichnisse und Reime,
Wir überzeugen durch unsere Gegenwart.)

 

11.

Merk' auf! Ich will zu dir aufrichtig sein.
Ich biete nicht die alten glatten Preise an, sondern herzhafte neue Preise.
Dies ist die Ordnung, die du einzuhalten hast:
Häufe nicht auf, was man Reichtum nennt.
Mit freigebiger Hand streue aus, alles was du verdienst und erwirbst.
Du bist kaum in der Stadt, zu der du beordert warst, angekommen, du hast dich kaum zu deiner Zufriedenheit eingerichtet, so wirst du mit unwiderstehlichem Rufe zur Abreise gerufen;
Du wirst mit dem ironischen Lächeln und den Spötteleien der Zurückbleibenden bedient werden;
Doch wenn du auch und was auch für Lockungen der Liebe du erfährst, so sollst du ihnen einzig mit leidenschaftlichen Küssen des Abschiedes antworten.
Du sollst die Versuche, dich zurückzuhalten, nicht beachten, welche die machen, die dir offene Hände entgegenstrecken.

 

12.

Allons! den großen Genossen nach, um uns ihnen anzuschließen!
Auch sie sind unterwegs. – Es sind die hurtigen und erhabenen Männer; es sind die größten Frauen.
Auf der See freuen sie sich der Windstille wie der Stürme;
Sie segeln auf vielen Schiffen, reisen zu Fuß manche Meile Landes;
Sind zu Hause in vielen fernen Ländern, zu Haus in vielen weltfernen Wohnungen;
Sie vertrauen Männern und Frauen, beobachten die Städte, arbeiten einsam.
Sie verweilen, um Sträuße, Blumen, Muscheln am Gestade zu betrachten.
Sie tanzen bei Hochzeiten, küssen Bräute, zärtlich warten sie Kinder ab, gebären Kinder;
Sie kämpfen in Revolutionen, stehen an gähnenden Gräbern und lassen Särge hinab.
Sie reisen durch den Reigen der Jahreszeiten, durch die Jahre, die wundersamen Jahre, die eins aus dem andern sich entfalten;
Sie reisen mit Gefährten, den Stufen ihrer eigenen Entwicklung nämlich.
Sie schreiten hervor aus der Verborgenheit ihrer unmündigen Kinderjahre.
Fröhlich reisen sie mit ihrer Jugend, reisen mit ihrem bärtigen und sehnigen Mannesalter;
Reisen mit ihrer Weiblichkeit; reich, unübertroffen, zufrieden.
Reisen mit ihrem erhabenen Greisenalter, männlichem oder weiblichem;
Greisenalter, frei dahinfließend mit der köstlichen nahenden Freiheit des Todes.

 

13.

Allons! Dem entgegen, das ohne Ende wie Anfang!
Um viel zu erdulden, Tagemärsche und Rast zur Nacht;
Um alles in Verbindung zu setzen mit den Reisen, auf die es zielt; und mit den Tagen und Nächten, auf die es zielt.
Und auch diese wieder aufgehen zu lassen in dem Aufbruch zu noch höheren Reisen;
Und nichts irgendwo zu sehen, das du nicht erreichen und über das du nicht noch hinausgehen könntest;
Um sich keine Zeit zu denken, wie fern sie auch sei, die du nicht erreichen und über die du nicht noch hinausgehen könntest;
Keine Straße hinauf oder hinabzublicken, die sich nicht für dich ausdehnte und deiner wartete – so lang sie auch sein mag, so dehnt sie sich doch für dich aus und wartet auf dich;
Um kein Sein zu erschauen, weder Gottes noch sonst jemandes, zu dem du nicht auch drängest;
Um kein Besitztum zu sehen, das du nicht auch besitzen könntest, indem du alles ohne Arbeit oder Einkauf genießest, deinen Teil nimmst vom Festmahl und doch nicht ein Teilchen davon nimmst;
Um das Beste für dich zu nehmen von des Farmers Farm und des Reichen schmucker Villa, von den reinen Segnungen des glücklich verheirateten Paares; den Früchten der Obstgärten, den Blumen der Blumengärten;
Um zu deinem Gebrauch herauszunehmen aus den dichten Städten, die du durchreisest,
Um nachher, wohin immer du dich begibst, Gebäude und Straßen mit dir zu tragen,
Den Verstand der Menschen, denen du begegnest, aus ihren Hirnen herauszunehmen und aus ihren Herzen die Liebe,
Um deine Liebe mit dir auf die Reise zu nehmen, dessenungeachtet, daß du sie zurücklässest;
Um das Weltall selbst für eine Straße anzusehen, für viele Straßen, Straßen für wandernde Seelen.
Alles weicht zurück gegenüber dem Fortschritt der Seelen.
Jede Religion, alle festen Dinge, Künste, Regierungen. – Alles, was auf dieser Erdkugel oder irgend sonst einer offenbar war oder ist, fällt in Nischen und Ecken zurück vor dem Zuge der Seele auf den großen Straßen des All.
Aller andere Fortschritt ist das nötige Symbol und die nötige Stütze für den Fortschritt der Seelen von Männern und Weibern auf den großen Straßen des All.
Immer lebendig, immer vorwärts;
Stattlich, ernst, traurig, zurückgezogen, verblüfft, rasend, ungestüm, schwächlich, unzufrieden,
Verzweifelt, stolz, liebevoll, krank, von den Menschen aufgenommen, von den Menschen verworfen.
Sie wandern! Sie wandern! Ich weiß, daß sie wandern: doch wohin sie wandern, weiß ich nicht.
Aber ich weiß, daß sie dem Besten entgegenwandern; einem Erhabenen entgegen.
Wer auch immer du sein magst: hervor mit dir! Mann oder Weib: hervor! Du darfst nicht da im Haus bleiben, schlafen und weilen, obgleich du es gebaut hast, oder obgleich es für dich gebaut wurde.
Heraus aus der dunklen Haft! Hinterm Schirm hervor!
Es hilft nichts, daß du dich wehrst – ich weiß alles und lege es offen dar.
Sieh, durch deine Schuld steht es so schlimm wie durch die der andern;
Durch das Gelächter, das Tanzen, Mittagessen, Abendessen der Leute,
Hinter den Kleidern und Schmuckgegenständen, hinter jenen gewaschenen und geschorenen Gesichtern
Gewahre einen geheimen, stillen Ekel und Verzweiflung.
Nicht Gatten, nicht Weib noch Freund wird vertraut, daß er Beichte höre,
Ein andres Selbst, ein Doppelgänger aller: schleichend und lauernd geht er dahin,
Ohne Gestalt und Sprache durch die Straßen der Städte, höflich und vornehm in den Sälen,
In den Waggons der Eisenbahnen, auf Dampfschiffen, in der öffentlichen Versammlung;
Ist daheim in den Häusern bei Männern und Frauen, bei Tische, im Schlafzimmer, überall;
Fein gekleidet, mit lächelndem Gesicht, aufrechter Haltung, den Tod unter dem Brustknochen, die Hölle unter dem Schädelknochen,
Unter dem feinen Tuch und den Handschuhen, unter Bändern und künstlichen Blumen,
Beachtet Anstandsregeln, spricht nicht eine Silbe von sich selbst,
Spricht von irgend etwas anderem, doch niemals von sich selbst.

 

14.

Allons! Durch Kämpfe und Kriege!
Das Ziel, das erwähnt wurde, kann nicht widerrufen werden.
Fielen die vorhergehenden Kämpfe glücklich aus?
Für wen fielen sie glücklich aus? Für dich? Für deine Nation? Die Natur?
Nun versteh' mich recht – es ist im inneren Wesen der Dinge dafür gesorgt, daß auch irgendeinem fruchtreifen Erfolg, gleichgültig was für einem, etwas ersprießen soll, das einen größeren Kampf nötig macht.
Mein Ruf ist Schlachtruf; ich nähre den tätigen Aufstand.
Wer mit mir geht, muß wohl bewaffnet gehen.
Wer mit mir geht, geht oft mit spärlicher Nahrung, mit Armut, grimmigen Feinden, Desertionen.

 

15.

Allons! Die Straße liegt vor uns!
Sie ist sicher – ich habe sie erprobt – meine eigenen Füße haben sie wohl erprobt – laß dich nicht zurückhalten!
Laß das Papier unbeschrieben auf dem Pult, ungeöffnet das Buch auf dem Gestell!
Die Werkzeuge laß in der Werkstatt liegen! Laß unverdient das Geld!
Laß die Schule! Achte nicht auf den Ruf des Lehrers!
Laß den Prediger auf seiner Kanzel predigen! Den Advokaten vor Gericht plaidieren, und den Richter laß das Gesetz auslegen!
Kamerado! ich reiche dir die Hand!
Ich gebe dir meine Liebe, teurer als Gold!
Ich gebe dir mich selbst, mehr als Predigt und Gesetz.
Willst du dich mir geben? Willst du mit mir auf die Wanderung?
Sollen wir uns auf Lebenszeit einander anschließen?


 << zurück weiter >>