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Dichter Nebel und Dunst lag in jenem Herbst über Mietren.
Feucht ist es und kalt, seiner Regen sprüht ... der Himmel scheint sich in Dampf gewandelt zu haben und liegt tief über den niedrigen Hütten des Dorfes.
Auf der in ihrer ganzen Länge und Breite mit Kot bedeckten Straße hört man Lärm und Gerassel. Wagen mit flinken Pferden bespannt, Fuhren von Ochsen gezogen und mit militärischem Zubehör beladen, Fuhrleute und Vieh – füllen den Weg zwischen den beiden Gasthäusern.
Durch diesen Wirrwarr hindurch drängt sich neuangeworbenes Militär: die einen in Soldatenmänteln, die anderen in Pelzen, mit dem Pelzwerk nach außen, fast alle haben grobe, wollene Decken wie Mäntel umgeworfen, an den Füßen lederne, mit Schnüren gebundene Pantoffeln ... Auf der Brust kreuzen sich zwei Reihen Patronen, auf der Schulter halten sie die mit Buchsbaumzweigen geschmückten Gewehre, an denen vollgepackte Beutel hängen.
Kalt ist's, der Schmutz reicht bis an die Knie, ein arges Unwetter ... aber sie singen und singen ununterbrochen ...
Unter dem Tor der Schenke steht eine Gruppe Offiziere. Durchreisende und schaulustige Dorfbewohner sehen sich die durchnäßten Krieger an.
Vor der mittelsten Schenke haben sich die Weiber, Mädchen und Kinder angesammelt ... in zerrissener Kleidung, alle erschreckt und von Kälte gerötet. Sie begleiten die frisch angeworbenen Soldaten aus Wietren, nehmen von ihnen Abschied und wünschen ihnen »glücklichen Weg« ... Und diese eilen mit ihrem Regiment nach Sofia und von dort aus auf den Kriegsschauplatz.
»Das ist ja Giergiewats Sohn! ... Glück auf, Zwietko!«
»O ... sieh da! ... Raangiel ist vorbeigegangen ...«
»Und dort, Denkowijat ... He, Iwom ... hier ist deine Mutter!«
Schnell gehen Blumen von Hand zu Hand, und Tränen gleiten die Wangen entlang ... Worte bleiben ungesprochen auf den schon geöffneten Lippen ... und die Soldaten gehen und gehen ...
»Monna! ... Da geht unser Batia,«Das bulgarische Volk nennt den ältesten Bruder in der Familie: Batia, Bat'ko; als Kosename gebräuchlich: Batsche. Anmerk. der Übersetzerin. ruft ein Mädchen mit hellen Haaren und rosigen Wangen.
»Batsche! ... Stojan! ...« schreit ein achtjähriges Kind und streckt die Arme nach dem Soldaten aus.
»Söhnchen! ... Söhnchen! ...« ruft die Mutter weinend.
Ein junger, schwarzäugiger Bursch wandte sich auf der Ferse um und trat aus der Reihe. Er küßte die Hand der Mutter, küßte die Geschwister auf die Stirn, nahm die Blumen, die ihm eines der Mädchen reichte, befestigte sie auf der Brust und an der Mütze, und mit schnellen Schritten eilte er zurück, um sich den Gefährten und ihrem Liede wieder anzuschließen.
»Söhnchen! ... Gott sei mit dir und gebe dir Glück! ...« stöhnte die alte Mutter.
»Stojan! ...« ruft das verweinte Mädchen.
Aber ihre Stimmen verloren sich im Wirrwarr. Stojan verschwand in den Reihen, und diese lösten sich im Nebel auf.
Die Mutter sieht hin in der Richtung, in der er gegangen, und kann nichts mehr erspähen ...
Das junge Mädchen hebt den Zipfel der bunten Schürze in die Höhe und verbirgt das Gesicht.
Als die Mutter Stojans nach Hause zurückkam, brach sie in neues Schluchzen aus, öffnete die alte, an mehreren Stellen geborstene Truhe, hob Wäsche und Kleidungsstücke in die Höhe und zog unter denselben eine Wachskerze hervor ... Diese zündete sie vor den Heiligenbildern an, kniete nieder, und betend schlug sie immer wieder und wieder mit der Stirn den Boden.
Währenddessen donnerten die Kanonen bei Dragoman, es war dies am vierten November alten (am sechzehnten neuen) Stils im Jahre 1885.
Einmal des Nachts träumte die alte Cena: ... eine große Wolke ... Soldaten gehen in dieselbe hinein ... auch Stojan war unter ihnen ... Heilige Mutter Gottes! ... Welch Entsetzen! ... Die Wolke dröhnt ... der Himmel kracht, die Erde zittert ... gerade wie wenn es eine Schlacht wäre ... Stojan verschwand in der Wolke ... sie sieht ihn nicht mehr ... Und jetzt! ...
Sie warf sich in den Kissen umher und erwachte.
Ringsum dunkel ... schwarz ... Nur der Wind heult draußen ...
Eine Schlacht! ... Herr Gott, Jesu Christe, beschütze ihn! ... Heiligste Jungfrau, erbarme dich Stojans! ...«
Bis zum Morgen konnte sie nicht mehr einschlafen.
»Vater Peter, was bedeutet eine Wolke? ...« fragte sie früh.
Wolken? ... Es gibt zweierlei Wolken, Cena ... die einen bringen Regen, die anderen schönes Wetter. Wie war die Wolke, von der du geträumt hast?«
Sie erzählte ihm ihren Traum.
Der alte Peter dachte nach ... Er erinnerte sich nicht, ob sich in seinem Traumbuch eine ähnliche Wolke befinde ... Doch als er das erschreckte Gesicht Cenas sah, die angstvoll auf ihn blickte, hatte er Mitleid mit ihr und sagte: »Sorge dich nicht, Cena ... du hast einen guten Traum gehabt! Eine Wolke bedeutet soviel wie Nachricht ... du wirst einen Brief von Stojan bekommen ...«
Das Gesicht des Weibes hellte sich auf.
Nach sechs Tagen erhielt sie einen Brief durch die Vermittlung eines Freiwilligen, eines Freundes Stojans, der serbische Gefangene führte.
Der Brief war von ihrem Sohn. Sie eilte mit ihm zum Popen, damit ihr dieser das Schreiben lese.
Was sie zu hören bekam, war folgendes:
»Mutter, ich schicke Dir dieses eilige Schreiben, um Dich zu benachrichtigen, daß ich gesund bin, und daß wir die Serben besiegt haben. Ehre Bulgarien! ... Ich bin gesund, und Raangiel Stojnow ist gesund, und Onkels Dimitrij ist gesund und sendet seiner Mutter Grüße. Bei den Serben schießen immer ganze Rotten auf einmal und immer eine Salve nach der anderen, aber sie fürchten sich, wenn wir mit ›Hurra‹ auf sie losgehen! ... Nimm den Zwietans meinen neuen Riemen ab, ich habe ihn vergessen, und die Kinder könnten ihn in Stücke schneiden. Morgen laufen wir den Serben durch die Dragomanschlucht nach. Wenn ich wiederkomme, bringe ich Kinia ein Geschenk mit aus Nisch, Dir schicke ich einen Frank, damit Du ihn für Dich verwendest, und dem Radultscho werde ich beibringen, wie die Granaten spielen. Und Dich grüße ich, Dein demütiger Sohn
Stojan Dobrow.«
»Viele Grüße dem alten Peter. Ich wollte ihm einen serbischen Karabiner schicken, aber ich weiß nicht, wie ich das bewerkstelligen soll. Sie tragen weit, aber zielen nicht richtig. Mutter, auch viele Grüße an Stojanka!«
Freude zog in das traurige Herz Cenas ein. Sie schleppte ihre alten Knochen zur Stojanka. Auch dort große Freude ... doch am allermeisten freute sich Radultscho über die neue Musik, die beizubringen ihm der ältere Brüder versprochen hatte.
Als sie auf die Straße trat, sah die alte Cena eine Gruppe Kriegsgefangener und neben ihnen einen bulgarischen Soldaten. Es schien ihr: Stojantscho ist's, so war dieser ihm ähnlich. Aber nein, er ist's nicht. Sie fing an, ihn auszufragen, ob er ihr nicht Kunde bringe vom Sohn, aber ihre Aufmerksamkeit warb abgezogen durch die Kriegsgefangenen, die sie zum erstenmal sah.
»Lieber Gott ...« flüstert sie – »und das sind Serben? ... Das sind ja gute Menschen ... Unselig ihre Mütter ... ob sie wohl wissen? ... He, Jungens, wartet mal!«
Und sie kehrte nach Hause zurück und kam nach einer Weile mit einer Flasche Schnaps heraus. Sie rief die serbischen Soldaten an, daß sie ihnen einschenken wolle.
Der Soldat, der die Kriegsgefangenen bewachte, lächelte und hieß sie stehenbleiben.
»Vielen Dank ... vielen Dank ...« sagten anerkennend die ermüdeten Kriegsgefangenen, die der wohltuende Trunk erwärmt hatte.
»Auch für mich ist ein Tropfen geblieben ... Deine Gesundheit, Baba ...« rief vergnügt der bulgarische Soldat, indem er die Flasche bis zum letzten Tropfen ausleerte.
»Wir sind gute Christen ... sie sind gute Christen ... und führen Krieg miteinander? ...« so wundert sich Cena, indem sie den Davongehenden nachschaut.
Der Friede ist geschlossen.
Weihnachten ist herangekommen ... Die Soldaten fingen an, auf Urlaub zu gehen.
Auch nach Wietren sind schon einige zurückgekehrt. Nur Stojantscho ist noch nicht da – es kommt auch keine Kunde von ihm.
Die alte Cena sorgt sich, Kummer nagt an ihrem Herzen, und böse Gedanken fangen an ihr durch den Kopf zu gehen.
Ein Tag folgt dem andern, und sie schaut fortwährend nach der Gartentür und horcht, ob sie nicht in den Angeln knarrt ...
Raangiel Stojnow ist zurückgekehrt, und Peter Denkowijat und die Gebrüder Stematow sind ebenfalls heimgekommen.
Cena geht von einem zum anderen und fragt ... niemand weiß etwas. Bis zu einer gewissen Zeit haben sie Stojan gesehen, und dann verloren sie ihn aus den Augen.
Ihr ist's, als stürbe ihr das Herz in der Brust ab ... sie geht von Hütte zu Hütte und sucht ihren Stojan.
»Mutter! ... Onkels Dimitrij ist zurückgekehrt!« ruft ihre Tochter Kina ... Sie kommt atemlos von der Gartentür gelaufen.
Cena steht auf und geht Dimitrij entgegen.
»Ich grüße dich, Dimitrij. Wo bleibt denn Stojan? ...«
Aber auch Dimitrij weiß nichts.
»Vielleicht hat man ihn gegen Widyn geschickt ...« fügt Dimitrij hinzu. »Vielleicht hat er einen anderen Weg eingeschlagen ...« flüstert der verwirrte Soldat.
»Mein Gott und Herr! ... wo ist er nur geblieben, der gute Junge?« sagt die Alte seufzend.
Wieder geht sie aus und geht nach der Hütte der Stojanka. Schon an der Gartenpforte zitterte ihr Herz.
»Jetzt wird Stojanka mir sagen, daß sie Grüße vom Stojantscho bekommen hat, und daß er zum Fest heimkommt ...«
Wenigstens Stojanka wird ihr etwas Gutes sagen.
Aber nein, sie schweigt ...
Ihre Augen sind gerötet ...
Das ganze Dorf ist auf den Beinen. Es begrüßt das erste Regiment, das heimkommt.
Mitten auf der Straße, der Hütte Cenas gegenüber, hat man dünne, lange Stangen in den Boden gesteckt, oben zusammengebunden, auf daß sie aussehen wie ein Bogen ... hat duftende Kiefern von den Bergen gebracht und die Stangen mit Reisig umwunden. Ganz oben hat man eine eigens von Bazartschik bezogene Aufschrift befestigt: »Seid gegrüßt, tapfere Krieger!« Alsdann schmückte man das ganze mit dreifarbenen vaterländischen Fahnen. Und so entstand ein Triumphbogen!
Das siegreiche Heer kam und ging.
Vielleicht kommt er erst nach ihnen ... vielleicht hat er beschlossen, am Festabend zu kommen ... Um nichts in der Welt wird er zu den Feiertagen unter Fremden bleiben. Auch jetzt sieht man noch vereinzelte Soldaten ankommen ... der Abend ist noch nicht angebrochen ... Er wird kommen ... Er weiß es, daß so viele wunde Herzen seiner hier harren ...
Also denkt die unselige Mutter.
Am folgenden Tage ging Cena früh am Morgen in die Kirche. Den Frank, den ihr Stojan gesandt, hatte sie gewechselt, nun kaufte sie Wachskerzen und zündete sie vor allen Bildern des Altars an.
Mit erhelltem Gesicht kehrte sie heim.
»Ja, ja ... heut kommt er ganz bestimmt zurück ... Morgen ist das Weihnachtsfest ... jetzt dauert's nicht mehr lange ...« flüstert sie vor sich hin. »Allerheiligste Jungfrau, bringe ihn zu mir ... heiliger Schutzengel! ... Jesu Christe, tröste mich ...«
Kina kommt herangelaufen und verkündet, daß auch andere Dorfburschen zurückgekommen seien.
Die alte Cena runzelt die Stirn ... ihr Antlitz verfinstert sich.
»Ich will nicht, daß du immer gelaufen kommst, wenn andere kommen ... Geh vielmehr deinem Bruder entgegen, wie es andere Mädchen tun ...« gab sie zornig zur Antwort.
»Mutter, auch ich werde mit der Schwester gehen ...« rief Radultscho.
Und die beiden Kinder schlugen den schneeigen Weg ein, der nach der Chaussee führt, und bestiegen den Hügel.
Und die alte Cena blieb in der Gartentür stehen, um den Heimkehrenden zu begrüßen ...
Ein kalter Wind weht von den Bergen. Die Gipfel, Schluchten, die Ebene, alles ist weiß von Schnee. Der Himmel sieht bleiern aus. Schwarze Raben streifen über der Straße dahin oder schreien auf den kahlen Wipfeln der Bäume.
Hier und da auf der Chaussee, die nach der Ichtymaner Schlucht führt, heben sich Gruppen von Mädchen, Frauen und Kindern ab, die den Nachzüglern entgegengegangen sind. Denn die Soldaten kehren noch immer zurück, einzeln – oder zu mehreren.
Kina und Radultscho sind an der ersten Gruppe vorübergegangen, dann an der zweiten und dritten ... sie gehen weiter und weiter. Sie wollen die allerersten sein, die Stojan erblicken und begrüßen werden. Erkennen werden sie ihn sofort, obgleich ihnen der Wind den Schnee, der wieder zu fallen anfängt, ins Gesicht und in die Augen wirft.
Der Weg steigt und verschwindet alsdann hinter der Anhöhe.
Man sieht nichts mehr.
Kina und Radultscho sind auf die Anhöhe gestiegen, ein stärkerer Wind dringt hier auf sie ein.
Auf der Biegung wurden zwei schneeüberschüttete Soldaten sichtbar ...
Nein! ... er ist's nicht! ...
»Heda! ... Kommen noch Soldaten von den Bergen?« fragt Kina.
»Wir wissen's nicht, Mädchen! ... Auf wen wartet ihr?«
»Auf unseren Batia!« gibt Radultscho zur Antwort.
Die müden Wanderer verschwinden.
Kina sieht fortwährend geradeaus ... Sie frieren ... sie zittert und Radultscho zittert, aber: der Bruder kommt heim ... Sie werden auf ihn warten, sonst wird die Mutter böse sein, oder sie wird weinen, wenn sie ihn nicht mitbringen ...
Ein Wagen zeigt sich mit zwei Reisenden, die in große, warme Pelze gehüllt sind. Als der Wagen in ihr Bereich kommt, hält Kina die Pferde an.
»Herr ... kommen noch Soldaten von den Bergen ...?«
»Ich weiß es nicht, mein Täubchen ...« antwortet einer der Reisenden, indem er den Pelzkragen zurückschlägt und voll Staunen auf das Mädchen sieht, das blau vor Frost vor ihm steht.
Der Wagen rollt weiter.
Die beiden Kinder bleiben stehen, als wären sie im Boden festgewurzelt.
Stunden vergehen ... Der Gebirgswind wird immer stärker, er peitscht ihnen das Gesicht, schlägt ihre Kleidung auseinander ... streut Schnee, wälzt sich dahin und – die Kinder stehen und warten ...
Sie bohren die Blicke in der Wegbiegung fest und schauen, schauen, ob sich dort nicht ein lebendes Wesen zeigen wird ...
Plötzlich fängt Kinas Herz heftig an zu schlagen ... Reiterei taucht aus dem Schnee auf und kommt auf sie zu ... So viele Soldaten! ... Gewiß ist auch der Bruder unter ihnen ... Sie wartet, und die Augen fangen ihr an zu brennen, so durchdringend wird ihr Blick ... Wie der Wind kamen die Reiter herangezogen und ritten weiter ...
Kina winkte fortwährend mit der Hand, und es gelang ihr, zwei Offiziere, die etwas hinter den anderen zurückgeblieben waren, anzuhalten.
»Kapitän, kommt unser Batscha auch? ...« fragt sie schluchzend.
Die Offiziere hielten an, und erstaunt sahen sie das Mädchen an.
»Wer ist denn Batscha? ...« fragt der eine.
»Batscha Stojan! ... Unser Batscha Stojan! ...« schreit Radultscho ungeduldig. Er ist erstaunt, wie ein Kapitän, noch dazu in einer solchen Uniform, nicht wissen kann, daß Stojan ihr Batscha ist.
»Was für ein Stojan? ...« wiederholte der Offizier befremdet.
»Stojantscho aus Wietren ...« antwortet Kina in einem Ton, als genügte schon dieser allein, den Fragenden zu überzeugen.
Der Offizier wechselte einige Worte mit seinem Gefährten und fragte teilnahmsvoll: »Ist euer Batscha bei der Kavallerie?«
»Ja ... ja! ...« antwortet das arme Mädchen, das nichts versteht.
»Er ist nicht bei uns ...«
»He ... kehrt ins Dorf zurück ... hier werdet ihr erfrieren ...« ruft ihnen der andere zu.
Die Offiziere gaben den Pferden die Sporen und ritten eiligst ihrer Schwadron nach.
Kina weinte, und auch Radultscho brach ihrem Beispiel folgend in Tränen aus. Ihre Hände und Füße waren ganz steif vor Frost, und die Gesichter waren bläulich.
Die ganze Chaussee bis zum Dorf sah man, sie war ganz leer. Diejenigen, die den Ankommenden entgegengegangen waren, waren heimgekehrt, denn der Abend nahte heran, und der Wind ward immer eisiger. In der Ferne sah man die Reiterei verschwinden, und der Wind trug ihren frohen Gesang bis zu den Kindern.
Da entschlossen sich Kina und Radultscho, nach Hause zurückzugehen.
Die Nacht kam heran ...
Die starren Hände hatten sie tief in die Ärmel hineingesteckt und gingen schluchzend und dachten an die Mutter, die sie an der Gartenpforte erwartete ...
Ein neuer Wagen, mit drei Pferden bespannt, kam die Anhöhe herab.
»Herr ... kommen noch Soldaten? ...«
Der Wagen rollte schnell an ihnen vorbei, es war im Dunkeln weder etwas zu sehen noch zu hören ...
Und der Schneesturm brauste schrecklich ... als antwortete er den Kindern. Er kam vom Westen, vom Schlachtfeld ... von dort, wo er in den Weinbergen bei Pirot heut auch Stojans Grab überschüttete ...