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Einleitung

Im zweiten Teile dieser auf mittelamerikanischem Boden, dem Unionsstaate Florida, spielenden romantischen Erzählung häufen sich, wie in der Regel bei Jules Verne, die Ereignisse, treiben aber hier zu einem, wie man nicht ungesagt lassen kann, tatsächlich nicht leicht verdaulichen Gipfelpunkt der Excentricität der Entpuppung eines unfaßbaren Verbrecher-Individuums zu einem verbrecherischen Zwillingsbrüderpaare. Alle übrigen Figuren der Erzählung entwickeln sich in interessanter Weise: am meisten fesselt wohl die treue Mestizin Zermah, die mit dem Pflanzerskinde zusammen geraubt wird und alle Not und Pein einer schweren Gefangenschaft zu überstehen hat. Von wertvollem Charakter sind auch hier wieder die landschaftlichen Schilderungen, zu denen ja Florida, der südöstlichste der Vereinigten Staaten, mit seinen gefürchteten Sümpfen und seinem Reichtum an Giftpflanzen und Krokodilen, wie seinen Ueberlieferungen aus den vielen Seminolenkriegen dem phantastischen Autor ein dankbares Feld bietet.

Der Krieg zwischen den Nord- und Südstaaten der Union, auf dem Jules Verne sein Thema für den Roman aufbaut, wird in fesselnder Weise, aber natürlich nur in kurzen Ausblicken, weiter behandelt. Es wird nicht unnütz sein, die Hauptaktionen dieses weltgeschichtlichen Vorganges, von seiner Entstehung ab bis zu der tragischen Ermordung des Präsidenten Lincoln, hier zusammenzustellen.

1831 Gründung der ersten Gesellschaft der Abolitionisten (»Antisklavereimänner«).
1845 Aus den Kämpfen um die Aufnahme von Texas in den Staatenbund geht die Antisklavereipartei der »Freibodenmänner« hervor (die den Grundsatz verfocht, daß das ganze Gebiet der Vereinigten Staaten durch seine natürliche Beschaffenheit die Sklaverei ausschließe).
1850 Der Streit um die »pazifischen« Gebiete (die am Stillen Ozean liegenden) wird durch Kompromiß beigelegt, Kalifornien wird mit einer die Sklaverei ausschließenden Verfassung zum Staatenbunde zugelassen, während für Utah und Neumexiko die Sklavereifrage von den künftigen Verfassungen abhängig sein soll.
1852 Erlaß der Sklavenfluchtgesetze, die eine tiefe Erregung in allen Staaten hervorrufen.
1854 Kansas-Nebraska-Bill (Gesetz, das die Territorien Kansas und Nebraska organisierte mit der Bestimmung, daß es den Ansiedlern überlassen sein solle, ob sie die Sklaverei gestatten wollen oder nicht. Infolgedessen Neugründung der republikanischen Partei, in der sich alle sklavenfeindlichen Elemente der Union zusammenfanden.
1860 Die republikanische Partei setzt die Wahl Abraham Lincolns zum Präsidenten der Union durch. Die Folge hiervon ist die Sezession der Südstaaten und der Ausbruch des Bürgerkrieges (1861).
1861 (4. Februar) Kongreß der Sezessionsstaaten zu Montgomery (in Alabama). Die Verfassung der »Konföderierten Staaten von Amerika« wird entworfen (Jefferson Davis Präsident).
1861 (21. Juli) Schlacht bei Bull-Run. Sieg der Südstaatenarmee über den Bundesgeneral Mc Dowell.
1861 (7. November) Einnahme des Hafens Port-Royal (Südcarolina) durch die Bundestruppen; Behauptung von Missouri durch die Union.
1862 Besitzergreifung Kentuckys und Tennessees durch die Union; Ulysses Grant erobert Fort Donelson am Cumberland und nimmt 13 000 Mann hierbei gefangen.
1862 (14. März bis 1. Mai) General Butler und Kommodore Farragut fassen am Mississippi Fuß (14. März in Neumadrid, 7. April in Korinth, 1. Mai in Neu-Orleans).
1862 (9. März) Denkwürdiger Kampf zwischen dem neu erfundenen Kriegsschiff »Monitor« und dem Eisendampfer der Südstaatler »Merrimac«.
1862 (29. und 30. August) Zweite Niederlage der Unionsarmee bei Bull-Run; entschiedener Sieg der Südstaatler.
1862 (15. September) Einnahme von Harpers Ferry durch die Südstaatler (12 000 Mann Unionstruppen gefangen).
1862 (16. und 17. September) Mörderische Schlacht bei Antietam, Rückzug der Konföderierten über den Potomac.
1862 (22. September) Abraham Lincoln erläßt die Emanzipations-Proklamation, durch welche vom 1. Januar 1863 ab sämtliche Sklaven in den insurgierten Staaten für frei erklärt werden.
1862 (13. Dezember) Blutiger Kampf zwischen Burnside (Nordstaaten) und Lee (Südstaaten); Rückzug der ersteren über den Rappahannock.
1863 (2.-4. Mai) Schwere Niederlage der Unionsarmee unter Hooker (150 000 Mann) durch den Südstaatler Lee (15 000 Mann) und Stonewall Jackson (66 000 Mann); letzterer auf den Tod verwundet.
1863 (3. Juli) Wilde Schlacht bei Gettysburg. Konföderiertenarmee unter Lee (80 000 Mann, davon 23 000 gefallen) durch die Potomac-Armee der Union unter General Meade aufs Haupt geschlagen. Am gleichen Tage Einnahme von Vicksburg (des letzten Bollwerks der Südstaatler am Mississippi) durch General Grant und Gefangennahme von 27 000 Mann. Entscheidender Wendepunkt des Krieges.
1863 (22.-25. November) General Grant vertreibt Bragg aus den Chattanooga-Bergen.
1864 (14. April) Unionspräsident Lincoln durch Schauspieler Booth erschossen.
1864 (5. Mai) Mörderische Schlacht in der Wilderneß (Grant siegt abermals über Lee).
1864 (12.-21. Mai) Kämpfe bei Spottsylvania (Grant zwingt die Südarmee zum Zurückweichen).
1864 (3. Juni) Der Südstaatler Lee schlägt den Nordstaatler Grant empfindlich bei Cold Harbour.
1864 (18. Juni) Vergeblicher Sturm der Unionstruppen unter Grant auf die Feste Petersburg.
1864 (September) Berühmte Märsche Shermans bis Atlanta und bis zum Meere nach Savannah (22. Dezember).
1865 (Februar) Sherman dringt von Süden und Sheridan von Westen aus gegen die Südstaatler vor.
1865 (31. März und 1. April) Entscheidungsschlacht bei Five Points; Grant schlägt Lee aufs Haupt, die Feste Petersburg kapituliert.
1865 (9. April) Der Südstaatler Lee streckt bei Appomatox Court House mit der auf 27 000 Mann reduzierten Armee vor der Unionsarmee unter Grant die Waffen.
1865 (26. April) Das letzte Südstaatlerheer streckt bei Raleigh vor General Sherman die Waffen.
1865 (26. Mai) Die letzten Südstaatler-Detachements ergeben sich bei Kirby Smith jenseits des Mississippi an die Union.

Dies sind die wichtigsten Daten aus dem blutigen Ringen von »Nord gegen Süd«, das die Geschichte unter dem Namen des Sezessionskrieges kannte. Jules Verne benützt den Krieg zu einer der fesselndsten Erzählungen, die er geschrieben hat.

Die Lektüre von »Nord gegen Süd« wird dem Leser schon um deswillen lieb und wert sein müssen, weil in dem wilden Sezessionskriege deutsches Blut in Menge mitverflossen ist.

W. H.


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