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Sechzehntes Capitel.
Schluß

Wir brauchen uns nicht mehr bei den folgenden Ereignissen aufzuhalten, wie auch nicht bei dem Rückwege, den die Glücklichen jetzt unter ganz anderen Umständen nach der Provinz Adelaide einschlugen.

Zuerst wurde folgende Frage aufgeworfen: Sollten sie den Fluß Fitz-Roy hinab zur Küste ziehen, oder sich gegen den Hafen Prinz Friedrich im Yorksund wenden? Aber da sehr viel Zeit verfließen würde, bevor ein Schiff an diese Küste geschickt werden könnte, so war es besser, denselben Weg zurückzulegen. Unter dem Schutze der Schwarzen Polizei, durch die Fürsorge des Hauptmannes reichlich mit Lebensmitteln versorgt und mit allen Kameelen, welche Len Burker gestohlen hatte, brauchten sie nichts zu fürchten.

Bevor sie aufbrachen, wurde Jane Burker am Fuße einer Gummibaumgruppe begraben. Dolly verrichtete ein inbrünstiges Gebet für die unglückliche Frau.

Die Karawane verließ den Fitz-Roy am 25. April unter der Leitung des Mani, der sich angeboten hatte, sie bis zur nächsten Station der Telegraphenlinie zu begleiten.

Alle waren überaus glücklich und wußten nichts mehr von den erlittenen Qualen. Zach Fren sagte in seiner Freude wiederholt zu Tom Marix:

»Nun, Tom, wir haben den Capitän doch gefunden.

– Ja, Zach, aber bald wäre es anders gekommen. Die Vorsehung hat es so gewollt.«

Aber Einer war doch nicht zufrieden, nämlich Jos Meritt.

Mrs. Branican hatte ihren Gatten gefunden, aber der berühmte Sammler fand nicht den Hut, um dessen Auffindung er so viele Qualen erduldet hatte. Welches Unglück, bis zu den Indas vorzudringen und nicht mit Willy sprechen zu können, der vielleicht den schönsten historischen Hut trug. Er tröstete sich ein wenig, als ihm der Mani sagte, daß die Stämme des Nordwestens noch keine europäische Kopfbedeckung hätten, was aber gerade das Entgegengesetzte von Jos Meritt's Ansicht war. Wenn sich auch sein Wunsch bei den Eingebornen des nördlichen Australien nicht erfüllt hatte, so konnte er sich wenigstens zu dem Meisterschusse gratuliren, durch den er die Familie Branican von dem elenden Burker befreit hatte.

Der Rückweg der Karawane ging so schnell wie möglich von Statten. Sie hatten nicht viel Durst zu leiden, denn die Brunnen wurden von den Herbstregen wieder gefüllt und die Temperatur war erträglich. Uebrigens schlug man nach dem Rathe des Mani den directen Weg in die Gegenden ein, welche von der Telegraphenlinie durchschnitten wurden, so daß sie immer auf wohlversorgte Stationen stießen und mit der Hauptstadt in Verbindung waren.

Dank dem Telegraphen erfuhr bald die ganze Welt, daß die kühne Reise der Mrs. Branican von Erfolg gewesen war.

Auf der Höhe des Woodsees erreichten John, Dolly und ihre Gefährten eine der Stationen der Overland-Telegraf-Line, und hier mußten der Mani und sein Gefolge sich verabschieden. Mr. und Mrs. Branican dankten ihnen in heißen Worten und versprachen, sofort nach ihrer Ankunft in Adelaide sie für ihre großen Dienste zu belohnen.

Sie hatten nur noch die Districte des Alexandralandes zu durchziehen, um nach Alice-Spring zu kommen, das sie am 19. Juni Abends, nach einem Marsche von sieben Wochen erreichten.

Hier fand Tom Marix Alles vor, was er in der Obhut des Stationschefs Mr. Flint zurückgelassen hatte: Ochsen, Wagen, Karren, Buggys und Pferde. Am 3. Juli gelangten sie nach Farina-Town, der ersten Eisenbahnstation, und waren am nächsten Tage in Adelaide. Welcher Empfang wurde da dem Capitän John und seiner muthigen Frau zutheil!

Als die Sterbende sah, daß Beide Godfrey in ihre Arme schlossen,

Die ganze Stadt erwartete sie auf dem Bahnhofe und begleitete sie unter steten Zurufen bis in das Hotel in der King William-Street. So oft John, seine Frau und ihr Sohn sich am Fenster zeigten, brach die versammelte Menge in solche Hurrahrufe aus, daß sie, wie Gîn-Ghi sagte, bis an die äußerste Grenze des Himmlischen Reiches gehört wurden.

Der Aufenthalt in Adelaide dauerte nicht lange, denn John und Dolly Branican sehnten sich schon nach San-Diego, ihren Freunden und ihrem Prospect-House, wo sie das lang verlorene Glück wiederfinden würden. Sie nahmen von Tom Marix und seinen Leuten Abschied, nachdem sie dieselben reichlich belohnt hatten. Nie würden sie ihre Dienste vergessen.

Aber sie würden auch nie den Sonderling Jos Meritt vergessen, der sich ebenfalls entschloß, mit seinem Diener Australien zu verlassen. Doch da er seinen Hut dort nicht finden konnte, wo befand sich wohl dieser?

In einer königlichen Wohnung, wo er mit der ihm gebührenden Achtung aufbewahrt wurde. Ja! Jos Meritt war in allen fünf Welttheilen umhergeirrt, um diesen Hut zu finden – der, wie man ein halbes Jahr später erfuhr, in dem Schlosse Windsor war. Dies war der Hut, den Ihre Majestät anläßlich des Besuches Ludwig Philipps im Jahre 1841 trug, und es konnte sich nur ein Verrückter einbilden, daß dieses Meisterwerk einer Pariser Modistin sein Dasein auf dem Schädel eines Wilden in Australien beschließen werde.

Die Folge davon war, daß die Wanderungen Jos Meritt's aufhörten – zur großen Freude Gîn-Ghi's, zum Aerger des Sammlers, der mißgestimmt nach Liverpool zurückkehrte, weil es ihm nicht gelang, sein Museum mit diesem in der Welt einzig dastehenden Hute zu bereichern,

John, Dolly und Godfrey schifften sich in Adelaide auf dem »Abraham Lincoln« ein, begleitet von Zach Fren und Harriette, und kamen nach drei Wochen in San-Diego an.

Hier wurde John von Mr. William Andrew, dem Capitän Ellis und Tausenden von Menschen jubelnd empfangen, die Alle stolz waren, daß einer der berühmtesten Söhne ihrer Stadt endlich wieder zurückkehrte.

*

Ende.

 


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