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3. fridthjof.

Fridthjofs Fridthjófr. Frieddieb; K. 10, S. 92:
thá hét ek Fridthjófr,
er ek fór med vikingum
u. s. w.
Da hieß ich Frieddieb
Als ich fuhr mit Vikingern.
Saga ens frækna, Fornald. Sög. II, 61 ff. Nord. Fornt. Sag. II, 59 ff. Sag. Bibl. II. 458 ff.

Ueber die Landschaft Sögni ( Sygnafylki) in Norwegen herrschte König Beli. Auf der Westseite der Bucht (jetzt Sognefjord, einer der tief ins Land einschneidenden, schmalen Meeresarme im südlichen Norwegen, oberhalb Bergen) lag ein großer Hof, Baldurshag genannt. Hier war Friedensstätte ( gridastadr) und ein großes Opferhaus ( hof), umgeben mit einer hohen Umzäunung ( skidgardr). Viele Götter waren dort, doch ward am meisten Baldur verehrt. Die Stelle ward so heilig gehalten ( af heidnum mönnum), daß dort weder Menschen noch Tiere beschädigt werden durften; auch durften da nicht Männer mit Frauen zusammenkommen. Diese Seite, wo König Beli waltete, hieß Syrstrand ( Syrströnd). Jenseits der Bucht aber, dem Königssitze gegenüber, lag der Hof Framnes, wo der Herse Thorstein Vikingsson wohnte. Dieser hatte den dritten Teil des Reichs zu verwalten und war des Königs stärkster Beistand. Jedes dritte Jahr hielt er dem König ein kostbares Gastmahl, die zwei andern Jahre hielt der König das Mahl für Thorstein. König Beli ward schwach von Alter und starb. Ihm folgte bald auch Thorstein. Dieser hatte befohlen, daß man seinen Grabhügel am Ufer der Bucht, dem des Königs gegenüber, aufwerfen solle, so daß sie einander bevorstehende Ereignisse zurufen könnten. Beide hatten sterbend ihren Söhnen empfohlen, das gute Vernehmen der Väter fortzusetzen. Der König hinterließ zwei Söhne, Helgi und Halfdan, und eine Tochter Ingibjörg. Helgi wurde frühzeitig ein großer Opferer ( blótmadr), aber auf beide Brüder hielten die Leute wenig. Ingibjörg, die Schöne genannt ( hin fagra), war nach dem Tode ihrer Mutter einem guten Bauer in Sogne, namens Hilding, übergeben worden, der sie wohl und sorgfältig aufzog. Bei ihm ward auch Fridthjof, Thorsteins Sohn, erzogen. Diese beiden Pflegegeschwister ( fostrsyzkin) übertrafen alle andern Kinder. Fridthjof, der Tapfere ( hinn fraekni) zugenannt, war durch Stärke und Geschicklichkeit ausgezeichnet und jedermann wünschte ihm Gutes. Sein Vater Thorstein hatte ein Schiff, das Ellidi hieß, mit hohem gebogenem Kiel und eisenbeschlagenem Borde für fünfzehn Ruderer auf jedem Bord eingerichtet. Fridthjof aber war so stark, daß er Ellidi im Vorderteil mit zwei Rudern von dreizehn Ellen Länge ruderte, während für jedes andre Ruder zwei Männer nötig waren. Dieses Schiff und ein Goldring, desgleichen keiner in Norwegen gefunden wurde, waren die größten Kostbarkeiten, die Fridthjof von seinem Vater erbte. Er war nun angesehener als die Königssöhne; diese hatten nur die Königsehre vor ihm voraus. Darüber faßten sie Haß und Mißgunst gegen ihn und achteten nicht darauf, daß ihr Vater sie ermahnt hatte, an den geprüften Freunden festzuhalten. Sie glaubten zu bemerken, daß ihre Schwester Ingibjörg und Fridthjof Neigung zueinander hätten. Als sie nun einst auf Framnes bei einem überaus stattlichen Gastmahl waren, sprachen Ingibjörg und Fridthjof viel zusammen. Die Königstochter sagte zu ihm: »Du hast einen guten Goldring.« – »Wahr ist das,« antwortete Fridthjof. Danach zogen die Brüder heim, und ihre Mißgunst wuchs. Bald danach wurde Fridthjof sehr trübsinnig. Sein Pflegbruder Björn Vgl. Saxo B. VIII. S. 223: Biorn e vico Soghni. fragte nach der Ursache. »Ich denke darauf,« erwiderte Fridthjof, »um Ingibjörg zu werben, und wenngleich von geringerer Würde als ihre Brüder, bin ich doch nicht minder mächtig.« – »Tun wir so!« sagte Björn. Fridthjof fuhr nun mit einigen Männern zu den Brüdern. Diese saßen auf dem Hügel ihres Vaters. Fridthjof brachte seine Werbung vor, die Könige aber antworteten: »Das ist nicht sehr verständig geworben, daß wir unsre Schwester einem Mann ohne Würde geben sollten; wir schlagen das gänzlich ab.« Fridthjof versetzte: »Da ist mein Geschäft bald abgetan, und zur Vergeltung werd' ich euch fortan niemals Hilfe leisten, wenn ihr auch deren bedürftet.« Sie sagten, daß sie sich darum wenig bekümmerten. Fridthjof aber fuhr heim und ward wieder heiter.

Hring, ein mächtiger, aber schon bejahrter Fylkekönig über Hringareich, gleichfalls in Norwegen, hatte gehört, daß Belis Söhne mit Fridthjof gebrochen. Da hielt er es nicht für schwierig, über sie zu siegen, und ließ sie auffordern, ihm Schatzung zu entrichten, oder er würde ein Heer in ihr Reich führen. Sie rüsteten sich gegen ihn; als sie aber fanden, daß ihre Mannschaft nur gering war, sandten sie den Bauer Hilding zu seinem Pflegsohne Fridthjof um Hilfe. Fridthjof saß eben mit Björn beim Schachspiel ( at hnefatafli; hnefi, m. pugnus). Er schien nicht auf Hildings Rede zu achten und gab nur versteckterweise, indem er im Spiele fortfuhr, zu verstehen, daß er den roten Stein (Ingibjörg) angreifen und den Brüdern überlassen würde, sich an den König (König Hring) zu machen. Die Königsbrüder zogen nun aus, ließen aber zuvor Ingibjörg mit acht Frauen nach Baldurshag bringen und glaubten, daß Fridthjof nicht so dreist sein würde, ihre Schwester dort aufzusuchen, da niemand diese Stätte zu entweihen wagte. Sobald sie aber fort waren, zog Fridthjof seine Feierkleider an, legte den Goldring an seine Hand und ließ das Schiff Ellidi vorziehen. Björn fragte: »Wohin sollen wir steuern?« Fridthjof: »Nach Baldurshag, zur Kurzweil mit Ingibjörg.« Björn: »Das ist nicht rätlich, Götter gegen sich aufzubringen.« Fridthjof: »Darauf will ich es wagen; Ingibjörgs Huld acht' ich mehr als Baldurs Zorn.« Sie ruderten hierauf über die Bucht und gingen auf nach Baldurshag und in Ingibjörgs Wohngemach. Sie saß dort mit acht Jungfrauen und der Gäste waren auch acht. Alles war mit Seide und kostbarem Gewebe behängt. Ingibjörg stand auf und sprach: »Warum bist du so kühn, Fridthjof, ohne Erlaubnis meiner Brüder hierherzukommen und so die Götter gegen dich zu erzürnen?« - »Wie dem sei,« antwortete Fridthjof, »deine Liebe acht' ich mehr als der Götter Zorn.« Ingibjörg: »Du sollst hier willkommen sein und alle deine Gefährten!« Sie ließ ihn hierauf an ihrer Seite niedersitzen und trank ihm den besten Wein zu; so saßen sie und vergnügten sich. Da sah Ingibjörg den Goldring an seiner Hand und fragte, ob er dies Kleinod ( gersemina) zu eigen habe. Fridthjof bejahte das, und sie lobte den Ring sehr. »Den Ring will ich dir geben,« sprach Fridthjof, »wenn du gelobst, ihn niemals wegzugeben, sondern mir ihn zu senden, wenn du ihn nicht mehr haben willst, und hiermit sollen wir einander Treue zusichern.« So verlobten sie sich und wechselten die Ringe. Fridthjof war oft in Baldurshag bei Nacht; täglich kam er dahin und vergnügte sich mit Ingibjörg.

Helgi und Halfdan hatten den König Hring verhöhnt, es wär' ihnen eine Schande, sich mit einem Manne zu schlagen, der so alt sei, daß er nicht ohne Beistand aufs Pferd kommen könne. Jetzt aber kam er ihnen mit solcher Uebermacht entgegen, daß sie sich ihm ohne Schwertstreich unterwerfen und ihm ihre Schwester, Ingibjörg, die Schöne, zur Gemahlin versprechen mußten. Sie zogen hierauf mit ihrem Heere zurück und waren übel mit ihrer Fahrt zufrieden. Als Fridthjof ihre Ankunft nahe glaubte, sprach er zur Königstochter: »Wohl und schön habt ihr uns aufgenommen und Baldur, unser Wirt ( bondi), hat uns nicht gezürnt; aber wenn ihr wißt, daß eure Brüder heimgekommen, so breitet eure Leinwand über den Disarsaal ( dîs, Pl. dîsir, dea) aus! denn er ist der höchste im Hofe, und wir können das von unsrem Hof aus sehen.« Hierauf fuhr Fridthjof heim; am nächsten Morgen aber ging er zeitlich hinaus, und als er zurückkam, sang er:

Verkünden will ich
Unsern Kämpen,
Daß es aus ist
Mit Freudenfahrten;
Nicht sollen die Männer
Zu Schiffe gehn,
Nun sind die Linnen
Zur Bleiche kommen.

Als König Helgi erfahren, was vorgegangen war, sprach er: »Wundersam wär' es, wenn Baldur jeden Hohn von Fridthjof dulden sollte; er soll uns Vergleich bieten oder aus dem Lande gewiesen werden.« Da sie ihn nicht anzugreifen wagten und zur Mitgift ihrer Schwester Mittel nötig hatten, so verlangten sie von Fridthjof zum Vergleich, daß er von den Orkneyen (den orkadischen Inseln) die Schatzung einfordre, die ihnen seit ihres Vaters Tode nicht bezahlt worden sei. Fridthjof ging den Vergleich ein, aus Achtung für die hingegangenen Väter, doch unter dem Beding, daß all sein Eigentum indes in Frieden gelassen werde. Dies wurde mit Eiden angelobt. Er bereitete sich nun zur Fahrt und wählte sich tapfre Männer zu seinem Geleite. Es waren ihrer achtzehn, die an Bord des Schiffes Ellidi gingen. Als sie aber abgefahren waren, ließ König Helgi den Hof Framnes verbrennen und berief zwei Zauberweiber, Heidi und Hamglöm, die einen solchen Sturm über Fridthjof und seine Gefährten senden sollten, daß sie alle im Meer umkämen. Die Weiber bestiegen den Zauberstuhl ( hjall) mit ihren Zaubern und Beschwörungen.

Fridthjof war schon außerhalb der Bucht von Sogni, als sich scharfes Wetter und großer Sturm erhob, die See ging sehr hoch und das Schiff schoß gewaltig fort. Da sang Fridtjof:

Schwimmen ließ ich von Sogni
Das dunkle Wellenroß;
Die Braut saß sorgvoll
Mitten in Baldurshag.
Hochauf schäumet das Meer,
Heil doch sei den Bräuten,
Die uns Liebes gönnen,
Ob auch Ellidi sinke!

Björn sagte: »Gut wär's, wenn du jetzt auf andres dächtest, als von den Mädchen in Baldurshag zu singen.« Als ein neuer Stoß kam, sang Fridthjof:

Das war vormals
Auf Framnes,
Daß ich hinruderte
Zu Ingibjörg.
Jetzt soll ich segeln
Im kalten Sturme
Und vorwärts lassen
Das Langtier laufen.

Als nachher das Schneegestöber so stark wurde, daß man nicht von einem Ende des Schiffes zum andern sehen konnte und die See über Bord schlug, sang Fridthjof:

Helgi läßt die Wogen,
Die schaumgemähnten, wachsen.
Nicht ist's, wie da wir küßten
Die Braut in Baldurshag.
Ungleich sind mir günstig
Ingibjörg und der König.
Lieber wollt' ich der Lichten
Glück der Liebe danken.

»Das mag sein,« sagte Björn, »daß sie dir Beßres gönnt, als dir jetzt zuteil wird.« Nun schlugen große Wogen über sie, und sie mußten alle im Schöpfraum stehen. Fridthjof sang:

Stark trinkt mir zu die Woge;
Wohl seufzt sie, wenn ich sinke
Am Schwänemeer, im Osten,
Wo Lein lag auf der Bleiche.

»Glaubst du,« sagte Björn, »daß die Mädchen in Sogni viele Tränen um dich werden fallen lassen?« - »Das denk' ich gewiß,« antwortete Fridthjof. Aufs neue wuchs das Unwetter an, so daß die Meereswogen, die gegen das Schiff anrauschten, mehr Gebirgen, als Wellen, ähnlich schienen. Da sang Fridthjof:

Ich saß auf Polstern
In Baldurshag,
Sang, was ich wußte,
Der Königstochter.
Nun soll ich sicher
Rans Bett betreten,
Ein andrer aber
Ingibjörgs.

Da kam eine große Woge und warf vier Männer über Bord, die alle in den Abgrund sanken. »Nun ist zu erwarten,« sprach Fridthjof, »daß einige unsrer Männer zu Ran fahren werden; und wir werden nicht als rechte Abgesandte erscheinen, wenn wir dahin kommen, wir bereiten uns denn rasch; mir scheint rätlich, daß jeder Mann etwas Gold bei sich habe.« Da zerhieb er den Ring von Ingibjörg ( hringinn Ingibjargarnaut), verteilte die Stücke unter seine Gefährten und sang:

Der Ring sei zerhauen,
Den Halfdans reicher Vater,
Den goldroten, hatte,
Bevor uns Aegir aufnimmt!
Gold soll man sehn an Gästen,
Wenn wir Herberge suchen
In Rans Sälen mitten;
So ziemt es schmucken Recken.

Mitten durch die Dunkelheit des Sturmwetters sah Fridthjof, daß sich ein großer Walfisch rings um das Schiff gelegt hatte, auf dessen Rücken zwei Zauberweiber saßen. Er vermutete sogleich, daß ihnen König Helgi durch diese Weiber den Sturm angerichtet habe und daß sie jetzt einem Lande nahe gekommen sein müssen, durch den Walfisch aber an der Landung verhindert werden sollen. Björn trat hierauf ans Steuer, Fridthjof aber ergriff eine Gabelstange ( fork), sprang auf das Vorderteil und sang dem Schiffe Ellidi zu, denn dieses hatte die Eigenschaft, daß es Menschenrede verstand:

Heil dir, Ellidi!
Lauf du auf Wogen!
Den Zauberinnen
Brich Zähn' und Stirne,
Kinnbacken und Kiefer
Dem bösen Weibe!
Brich beide Füße
Dieser Hexe!

Darauf schoß er die Gabel nach der einen Hamläuferin ( hamhleypunni, Läuferin in fremder Gestalt), aber Ellidis Spitze traf den Rücken der andern, und so ward beiden der Rücken gebrochen; der Walfisch tauchte unter und ward nicht mehr gesehen. Da begann das Wetter sich zu sänftigen, das Schiff aber war nah am Sinken. Fridthjof rief seine Männer auf und hieß sie schöpfen. Björn sagte: »Das ist vergebliche Arbeit.« Fridthjof aber sang:

Nicht dürft ihr, Freunde,
Den Tod fürchten.
Zeigt euch freudig,
Rasche Recken!
Das ja wissen
Meine Träume:
Noch soll mir werden
Ingibjörg.

Da schöpften sie das Schiff und waren nun dem Lande nahe gekommen. Doch abermals warf sich Unwetter ihnen entgegen. Fridthjof ergriff noch zwei Ruder am Vorderteil des Schiffes und ruderte aufs stärkste. Da klärte sich's auf, und sie sahen, daß sie vor Effiasund angekommen waren, wo sie nun landeten. Das Schiffsvolk war sehr ermattet. Fridthjof aber war noch so rüstig, daß er acht Männer ans Ufer trug, Björn trug zwei und Asmund einen. Da sang Fridthjof:

Ich trug auf
Zur Feuerstätte
Müde Männer,
Vom Schneesturm matte.
Nun hab' ich das Segel
Auf Sand gesetzt.
Schwer ist's, zu ringen
Mit Meeresstärke.

Der Jarl Angantyr auf Effin, wo Fridthjof ans Land ging, hatte die Gewohnheit, daß er, wenn er trank, einen Mann vor das Fenster seiner Trinkstube sitzen ließ, der gegen den Wind ausschauen und Wache halten mußte. Dieser Wächter trank aus einem Tierhorn, und wenn es leer war, bot er's zum Fenster herein, und es ward ihm ein andres gefüllt. Hallvard hieß der Mann, der Wache hielt, als Fridthjof landete. Er sah diesen heranfahren und sang:

Männer seh' ich schöpfen,
Im starken Sturme,
Sechs auf Ellidi,
Und sieben rudern.
Wohl gleicht der Kühne
Am Vorderkiele
Fridthjof, dem tapfern,
Die Ruder zwingt er.

Und als nun Hallvard sein Horn ausgetrunken, warf er es zum Fenster herein und sagte der Schenkin, die zu trinken brachte:

Nimm du vom Estrich,
Schönwandelnde Schenkin,
Hallvards Trinkhorn,
Das umgestürzte!
Sturmmüde Männer
Seh' ich im Meere,
Hilfbedürftig
Zum Hafen strebend.

Der Jarl hieß Hallvard hinausgehn und die Fremden gastlich empfangen, wenn es Fridthjof, seines Freundes Thorstein Sohn, sei. Da sprach ein Mann, namens Atli, ein großer Viking: »Nun sollen wir erproben, was gesagt ist, daß Fridthjof das Gelübde getan, keinen zuerst um Frieden zu bitten.« Es waren ihrer zehen, lauter böse und habgierige Männer, die auch oft Berserkergang gingen. Als diese auf Fridthjof trafen, sagte Atli: »Wende dich nun gegen uns, Fridthjof! Adler ( Fornald.. S. II, 82:) thvi öndverdir skulu ernir klóast med okkr; so Hialto, bei Saxo B. II, S. 46:
... Certamina prima
Fronte gerunt aquilæ et rapidis se rictibus urgent
Anteriore loco: species vos alitis æquet
u. s. w.
Vgl. B. V, S. 105 : Anterius alites certant. Müller, Sagnhist. 57, Note.
, die auf uns stoßen, sollen sich mit uns krallen; jetzt kannst du dein Wort erfüllen und nicht um Frieden reden.« Fridthjof wandte sich gegen ihn und sang:

Nimmer sollt ihr
Gebeugt uns sehen
Oder angstvoll,
Ihr Inselbärte Eyarskeggjar. !
Eh' ich um Frieden
Bitte, schreit' ich
Allein zum Kampfe
Mit euch zehen.

Da kam Hallvard hinzu und sagte: »Das will der Jarl, daß ihr alle willkommen seid und niemand Streit an euch suchen soll.« Der Jarl nahm Fridthjof und seine Gefährten wohl auf, sie blieben bei ihm den Winter über und waren sehr von ihm geehrt. »Ich weiß,« sagte Angantyr zu Fridthjof, »daß du hierher gesandt bist, um Schatzung zu holen, und darauf kann ich dir gleich die Antwort geben, daß König Helgi keine Schatzung von mir erhalten wird; aber du sollst von mir zur Gabe so viel empfangen, als du wünschest, und magst du das Schatzung heißen, wenn du willst, oder anders, wenn dir's lieber ist!« Fridthjof nahm es an, und im Frühling fuhr er ab von den Orkneyen, nach herzlichem Abschied von Angantyr. Hallvard fuhr mit ihm.

Indes hatte sich daheim in Norwegen mancherlei begeben. Framnes war abgebrannt. Die Schwestern, die den Sturm erregt, waren beide mitten in der Beschwörung vom Zauberstuhle gestürzt und hatten beide den Rücken gebrochen. Im Herbst kam König Hring nach Sogn, um Hochzeit zu halten. Es ward ein Gastmahl angestellt, bei dem er Vermählung mit Ingibjörg trank. »Woher hast du diesen kostbaren Ring,« sprach er zu ihr, »den du an deiner Hand trägst?« Sie sagte, ihrem Vater hab' er gehört. »Der ist von Fridthjof ( Fridthjsófs nautr),« versetzte König Hring; »nimm ihn alsbald von der Hand! denn nicht soll dir's an Gold fehlen, wenn du nach Alfheim kommst.« Da gab sie den Ring Helgis Frau und bat sie, ihn Fridthjof zu geben, wenn dieser zurückkäme. König Hring zog nun heim mit seiner Frau und war ihr mit großer Liebe zugetan.

Als Fridthjof nach Framnes zurückkam, sprach er: »Dies Haus ist schwarz geworden, und hier haben nicht Freunde gewaltet.« Weiter sang er:

Vormals tranken wir
Auf Framnes,
Rüst'ge Jünglinge,
Mit meinem Vater.
Verbrannt nun seh' ich
All die Wohnung;
Königen hab' ich
Uebles zu lohnen.

Fridthjof erklärte nun, daß er zuerst die Schatzung abliefern wolle. Sie ruderten über die Bucht nach Syrstrand. Hier erfuhren sie, daß die Könige in Baldurshag beim Opfer ( at dîsablôti) seien. Dahin gingen nun Fridthjof und Björn, die andern aber hießen sie indes alle Schiffe, die in der Nähe waren zerhauen. Fridthjof trat allein in die Türen von Baldurshag; Björn mußte außen Wache halten. Im Disarsaale fand Fridthjof nur wenige Leute; die Könige waren dort beim Opfer und saßen beim Trinken. Feuer brannte auf dem Estrich, dabei saßen ihre Frauen und wärmten die Götter, einige salbten sie und trockneten sie mit einem Tuche. Fridthjof trat vor König Helgi und sprach: »Willst du jetzt die Schatzung empfangen?« Damit schwang er den Beutel, worin das Silber war, Helgin auf die Nase, so daß ihm zwei Zähne ausfuhren und er auf dem Hochsitz in Unmacht sank. Halfdan ergriff ihn, so daß er nicht ins Feuer fiel. Fridthjof sang:

Nimm du die Schatzung,
Volksgebieter,
Mit den Vorderzähnen,
Wenn's dir genug ist!
Silber findest du
Im Grunde des Beutels
Das Björn und ich
Dir eingetrieben.

Wenige Leute waren im Saale, denn die meisten tranken an einer andern Stätte. Als nun Fridthjof hinausgehen wollte, sah er den kostbaren Ring an der Hand von Helgis Frau, die eben Baldurn am Feuer wärmte. Fridthjof griff nach dem Ringe, dieser aber war fest an der Hand, und so zog er sie das Estrich entlang nach der Tür. Darüber fiel Baldur ins Feuer. Halfdans Frau griff eilig nach jener, da fiel auch der Gott, den sie gewärmt hatte, ins Feuer. Die Lohe schlug nun in beide Götter, die zum voraus gesalbt waren, und von da auf in das Dach, so daß das Haus in Flammen stand. Fridthjof aber erhielt den Ring, eh' er hinausging. Dann kehrte er mit Björn zur Bucht zurück. Helgi, nachdem er sich erholt, und Halfdan eilten mit ihrem Gefolge nach. Fridthjof und die Seinigen waren aber schon an Bord und ließen ihr Schiff wiegen. Schiffe Helgis fand man zerhauen. Dieser ward ganz rasend; er spannte seinen Bogen, legte einen Pfeil auf die Sehne und wollte nach Fridthjof mit solcher Kraft schießen, daß beide Bogenenden zusammenbrachen. Als Fridthjof dies sah, ergriff er zwei Ruder auf Ellidi und zog sie so stark an, daß beide in Stücke gingen. Dazu sang er:

Ich küßte die junge
Ingibjörg,
Belis Tochter,
In Baldurshag.
So sollen Ruder
Auf Ellidi
Beide brechen,
Wie Helgis Bogen!

Der Wind strich vom Lande, sie spannten die Segel und fuhren rasch von dannen. Fridthjof beschloß nun, nicht mehr in Norwegen zu bleiben, sondern auf Vikingsfahrt auszuziehen. Nach seiner Abfahrt hielten die Könige Thing, erklärten ihn landesverwiesen und zogen all sein Eigentum an sich. Halfdan nahm seinen Sitz auf Framnes, wo er wieder einen Hof aufbaute. Auch Baldurshag stellten sie wieder her. Das war Helgin das schlimmste, daß die Götter verbrannt waren.

Fridthjof erwarb sich auf seinen Fahrten Reichtum und Ruhm. Er vertilgte Uebeltäter und grausame Wikinger, aber Bauern und Kaufleute ließ er in Frieden. Nach drei Jahren legte er gegen den Winter ostwärts in einer Bucht an und sagte seinen Kriegsleuten, daß er hier ans Land gehen und den König Hring und Ingibjörg besuchen wolle, um ihre Liebe mit anzusehen; am Anfang des Sommers sollen sie ihn hier wieder abholen; auf den ersten Sommertag werd' er eintreffen. Als ein alter Salzbrenner Vgl. Saxo B. VI, S. 149, 1. verkleidet und verlarvt ging er allein an Hrings Hof. Der König fand Gefallen an ihm und behielt ihn den Winter über, bemerkte jedoch, daß er für den Ring, den er an der Hand trage, lange Salz gebrannt haben müsse. Die Königin sprach wenig mit ihm. Einst als der König und Ingibjörg über einen zugefrorenen See fuhren, brach das Eis unter ihnen; Fridthjof aber lief hinzu und riß den Wagen mit den Pferden heraus. Als der Frühling kam und der Wald ergrünte, zog der König eines Tags mit seinen Hofleuten aus, um sich am schönen Aussehen des Landes zu vergnügen. Er kam mit Fridthjof im Walde fern ab von andern Menschen. Hier wollte er sich ein wenig schlafen legen. Fridthjof riet ihm, lieber nach Hause zu kehren. Der König aber legte sich nieder und schlief fest ein. Fridthjof saß neben ihm, zog sein Schwert aus der Scheide und warf es weit von sich. Bald darauf erhob sich der König und sprach: »War das nicht so, Fridthjof soll nach seinem Tode Ingibjörg haben und, bis seine wohl widerstandest? Du sollst darum bei uns hoch angesehen sein. Ich erkannte dich am ersten Abend, da du in die Halle tratst, und nicht sobald sollst du von uns scheiden. Etwas Großes mag dir bevorstehn.« Als nun Fridthjof fortreisen wollte, gab es König Hring nicht zu: er fühle sein Ende nahe; Fridthjof soll nach seinem Tode Ingibjörg haben und, bis seine Söhne erwachsen wären, das Reich verwalten. So geschah es auch. Helgi und Halfdan führten ein Heer gegen Fridtjof, aber jener ward getötet und dieser mußte sich unterwerfen. Nachdem Fridthjof den Söhnen Hrings das Reich ihres Vaters übergeben, war er selbst Fylkekönig In Norwegen gab es eine große Anzahl unabhängiger Gebieter von beschränkter Macht, Fylkekönige genannt, fylki, n. provincia, tractus terræ, bis in der zweiten Hälfte des neunten Jahrhunderts Harald Schönhaar sich nach und nach alle übrigen Stämme unterwarf und Gründer eines norwegischen Reiches wurde, das auf einem Lehensverhältnis beruhte. Rühs, Handb. d. Gesch. d. Mittelalters 768 f. über Sogni, und Halfdan war sein schatzpflichtiger Herse.


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