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Willst du glücklich sein im Leben ...

Die mit einem großen Schirm verhängte Lampe tauchte das geräumige Wohnzimmer in rosa Licht. Dieselbe Farbe lag auch auf den Wangen der jungen Frau, die geschäftig den Rauchtisch an den Diwan rückte, auf dem lang ausgestreckt Doktor Claus Gregor lag. Seine grauen Augen verfolgten jede Bewegung der schlanken, anmutigen Frau, und als Hedi das Streichholz entzündete und dem Gatten eine Zigarette in den Mund schob, blies er das Feuer aus und zog die treue Lebensgefährtin zu sich nieder.

»So, Pucki, nun wollen wir den heutigen Festtag mit einem gemütlichen Plauderstündchen beschließen. Nach der vielen Arbeit dürfen wir uns Ruhe gönnen.«

»Hast recht, Claus, für dich gab es heute viel zu tun. Zwei schwere Operationen in der Klinik, der Geburtstag deiner Frau mit Kaffeegästen und vorhin noch einige Krankenbesuche.«

»Wie alt bist du eigentlich geworden, Pucki?«

»Claus – das weißt du nicht?«

»O doch«, lachte er, »ich weiß es ganz genau. Ich wollte nur hören, ob meine liebe Frau ihre siebenundzwanzig Jahre eingesteht.«

»Oh, ich bin stolz auf diese siebenundzwanzig Jahre! Und noch stolzer bin ich darauf, daß ich dir, wie du mir heute früh sagtest, eine gute Kameradin wurde und du mit meiner Kindererziehung zufrieden bist.«

»Sehr zufrieden, Pucki! Ich gebe zu, daß du es mit den drei Rangen nicht leicht hast.«

»Ach, Claus, es sind drei prächtige Jungen! Unser Karl ist mit seinen sechs Jahren schon recht verständig, und Peterle – na, bei ihm muß ich ein Auge zudrücken. Ich hoffe, daß er endlich die vielen schweren Kinderkrankheiten überwunden hat und langsam kräftiger wird, sonst holt ihn Rudi ein.«

»Du hast es verstanden, liebe Frau, guten Samen in die Herzen unserer Kinder zu legen. Ich hoffe, daß alle einmal das gute, goldene Herz ihrer Mutter haben werden – –«

Pucki legte dem Gatten die Hand auf den Mund. Dann wies sie auf das Tischchen, das voller Geschenke lag. »Soll ich dir vielleicht ein Kapitel aus dem Buche vorlesen, Claus?«

»Tue es, Pucki. – Ich glaube, es wird uns beiden große Freude bereiten.«

»Claus, wie bist du nur auf den Gedanken gekommen, für mich dieses Buch schreiben zu lassen? Erst jetzt ist mir klar geworden, aus welchem Grunde meine Schwester Agnes täglich zu dir kam. Ich habe mich gewundert, was es so viel zu schreiben gab. Stundenlang hast du ihr diktiert.«

»Und jetzt weißt du den Grund. Ich habe deiner Schwester Agnes den ersten Band deiner Lebensgeschichte diktiert. Nun liegt er fein säuberlich gebunden, mit der Maschine geschrieben auf deinem Geburtstagstisch. Den zweiten Band schreibe ich vielleicht in zehn Jahren.«

»Ich habe heute früh schon mehrfach in das Buch geschaut, Claus. – Warum hast du ihm den Titel ›Willst du glücklich sein im Leben‹ gegeben?«

»Weil der Student Claus Gregor einem kleinen Schulmädchen in das heißersehnte Poesiealbum den Vers geschrieben hat:

»Willst du glücklich sein im Leben,
Trage bei zu anderer Glück,
Denn die Freude, die wir geben,
Kehrt ins eigene Herz zurück.«

»Richtig, Claus! Ich habe das kleine Album noch verwahrt.«

»Du hast dich immer bemüht, Pucki, anderen Freude zu bereiten. Es ging wohl mitunter daneben, und das hat statt Freude Ärger gemacht, aber der gute Wille war stets vorhanden. Gerade in den letzten Jahren habe ich erkennen können, daß du dein ganzes Leben unter diesen Vers gestellt hast. Freude zu bereiten ist dir Lebensbedürfnis geworden, so darfst du auch das Verdienst für dich beanspruchen, tatkräftig dazu beigetragen zu haben, daß meine Klinik, die vor vier Jahren erstand, einen guten Ruf hat und ständig gut besucht ist.«

»Mein guter Claus, ich finde, daß ich ein fürchterlich unartiges Mädchen gewesen bin. In jedem Kapitel steht ein neuer Streich. Du hast alles sehr humorvoll niedergeschrieben, so daß es nicht schlimm wirkt, aber wenn ein Dritter meine Lebensgeschichte lesen sollte, so würde er die Hände über dem Kopf zusammenschlagen über solch eine – –«

»Pucki!« ergänzte Doktor Gregor. »Es ist eben Pucki, die ihrem Namen Ehre machte.«

Die junge Frau hatte sich erhoben und holte das Buch herbei. Sie ließ die beschriebenen Seiten durch die Finger gleiten. »Wer hat dir alle die Streiche aus meiner Kinderzeit erzählt, Claus?«

»Die meisten wußte ich selbst, die anderen sagten mir deine Eltern.«

»Hier, das Sportfest mit den drei Niepelschen Jungen und dann mein zerschlagenes Gesicht, weil ich durchaus das Boxen erlernen wollte. – Hier das Himmelskästchen mit den vielen schwarzen Bohnen, die ich gewissenhaft hineinwarf, wenn ich eine schlimme Tat ausführte. – Ach, Claus, ich besitze wohl noch mein Tagebuch, aber dieser »Lebensroman« ist viel interessanter, und oft werde ich darin lesen.«

Der Gatte nahm Pucki das Buch aus der Hand, blätterte ein wenig darin, dann betrachtete er mit einem schelmischen Lachen seine Frau:

»Ich habe der Locken schon so viel,
Und zwar in solchen Massen,
Daß ich mit ihnen ganz bequem
Kann Stühle polstern lassen.«

Pucki entriß dem Gatten das Buch und klappte es zu: »Alle Schandtaten hast du niedergeschrieben, alle. – Sogar meine Schwärmerei für den Rennfahrer Ikonda hast du nicht vergessen.«

»Da du mir in so liebenswürdiger Weise dein Tagebuch zur Verfügung stelltest, da der Rennfahrer neun Seiten des Buches einnimmt, konnte ich unmöglich beim Niederschreiben deiner Lebensgeschichte an diesem wichtigen Ereignis vorübergehen.«

»Ein Kapitel nanntest du ›Maiglöckchen‹.«

»Ein anderes ›Apoll‹, und auch die Waggerburg habe ich nicht vergessen.«

Abermals nahm Pucki das Buch zur Hand und schlug die letzten Seiten auf. »Mit unserer Hochzeit endet es, Claus. Der erste Teil meines Lebens ist damit abgeschlossen. Na, im zweiten Band wird auch noch mancherlei stehen, an das ich nicht gern erinnert sein will.«

»Ich glaube, Pucki, der zweite Band wird erheblich besser ausfallen.«

»Na, der Meister Lars Alsen und Frau Elzabel Selenko sind auch nicht von Pappe!«

»Ist alles gut niedergeschrieben und wird später verarbeitet. Ich habe sogar die Absicht, den zweiten Band zu illustrieren und als erstes Bild das Gemälde unseres Karlchens zu bringen, das der Junge selbst vernichtete, weil es ihm nicht gefiel.«

Pucki hob lauschend den Kopf. Sie war soeben im Begriff aufzustehen, als die Tür aufflog. Ein Kind und ein Stuhl polterten ins Zimmer. Der dreijährige Knabe, der im Nachtröckchen platt auf der Erde lag, blieb für Augenblicke regungslos liegen. Aber schon war die junge Mutter bei ihm und hob ihn auf. Rudi lachte die Mutter ein wenig verlegen an und rieb sich die Knie.

»Hingepurzelt!« rief er.

»Das sehe ich, Rudi. – Warum schläfst du nicht?«

»Weil das böse Tier da war.«

»Was für ein böses Tier?«

»Im Bett war es! Das böse Tier. – Rudi hat Angst!«

Der kleine Knabe mußte sein Bettchen und das Kinderzimmer verlassen und einen Stuhl an die Tür geschoben haben. Er war hinaufgeklettert, um die Klinke niederzudrücken, und mit dem Stuhl ins Wohnzimmer gekollert. Er schien sich nicht geschlagen zu haben, denn er rieb sich nur verschlafen die Augen.

»Komm, Kleiner, die Mutti legt dich wieder ins Bettchen, dann schläfst du weiter.«

»Im Bett sitzt Tier!«

»Nein, Rudi, in deinem Bett sitzt kein Tier.«

Auch Doktor Gregor hatte sich erhoben, strich mit der Rechten seinem Knaben über das blonde Lockenköpfchen und sagte: »Der Vater wird nachsehen. Es ist kein Tier da – du hast geträumt, Rudi.«

»Ist doch ein großes Tier im Bett!«

»Sei recht hübsch ruhig, kleiner Mann, damit wir die beiden Brüder nicht wecken. Deine Mutti bringt dich zurück ins Bettchen und wartet, bis du eingeschlafen bist. Sie paßt gut auf, daß kein Tier kommt.«

Behutsam gingen die beiden hinüber ins Schlafzimmer, das Rudi mit seinen Brüdern teilte. Auch hier stand die Tür zum Flur weit offen, auch hier hatte der Knabe mit Hilfe eines Stuhles die Tür geöffnet. Während Karl fest schlief, fand die Mutter den vierjährigen Peter sitzend im Bett vor.

»Fein, daß du noch mal kommst«, sagte er, »ich will dich was fragen, Mutti.«

»Jetzt wird geschlafen, Peterle, es ist gleich elf Uhr.«

Peter schüttelte den Kopf.

»Große Jungen brauchen um elf nicht zu schlafen, große Jungen schlafen nur in der Nacht. – Mutti, was war denn das für ein Tier?«

»Fängst du auch mit dem Tier an, Peter?«

»Ein großes Tier«, wiederholte Rudi, »ins Bett 'rein.«

»Nein«, meinte Peter, »im Bett war es nicht; ich bin mit dir vorhin spazierengegangen – da kam das Tier und sah uns an.«

»Ich bin gar nicht mit dir spazierengegangen, Peter, das hast du geträumt.«

»Doch, Mutti, wir sind spazierengegangen, bis hinter das große, rote Haus. – Mutti, wie heißt das Tier?«

»Aber Peter, ich kann doch nicht wissen, was du geträumt hast.«

»Aber Mutti«, klang es fast vorwurfsvoll von Peters Lippen, »du bist doch dabei gewesen!«

»Nein, Peter, du hast das Tier im Traum gesehen.«

»Du mußt es doch dann auch im Traum gesehen haben«, beharrte er eigensinnig, »du bist doch dabei gewesen. – Mutti, was war das für ein Tier?«

»Und Tier is in Rudis Bett«, mengte sich der Jüngste wieder ein, den Pucki soeben mit der Decke zugedeckt hatte.

»Jetzt schlaft, morgen erzähle ich euch alles.«

»Mutti – was war das für ein Tier? Du hast es doch gesehen?«

Pucki stieß einen langgezogenen Seufzer aus. »Das erzähle ich morgen, jetzt wird geschlafen.«

»Mutti, ich bin ganz wach!« Karlchen richtete sich im Bett auf. »Mutti, ich weiß, was das für ein Tier war!«

»Jetzt fängst du auch noch an!«

»Mutti, ich habe ihnen gestern vom Rotkäppchen und dem Wolf erzählt und habe alles so schön graulich gemacht. – Hu, wie der Wolf in die Stube kam und alle fressen wollte! Aber wir waren ihm noch zu klein, er wollte lieber die dicke Großmutter haben.«

»Es kommt kein Wolf – –«

»Ein Wolf war es nicht«, rief Peter, »das Tier hatte ganz lange Ohren und war – blau. – Mutti, was war das für ein Tier?«

»Jetzt aber Ruhe!« Das war die Stimme des Vaters, der in der Tür stand. Sofort legten sich alle drei Knaben um und zogen die Decken bis an die Nasen.

»Und nun gute Nacht, schlaft süß!« Pucki wollte sich mit dem Gatten entfernen, da sah sie rückblickend, wie sich Peter im Bett erhob.

»Mutti«, klang es im Flüsterton, »sage mir ganz schnell, was das für ein Tier war – grün und gold.«

»Ruhe!« gebot der Vater.

Unter der Decke flüsterte ein Kindermund: »Ich möchte doch wissen, was das für ein Tier war.«

Dann wurde es mäuschenstill im Kinderzimmer, und bald vernahm man aus drei Bettchen das gleichmäßige Atmen der Schlummernden. Als die Mutter eine Viertelstunde später nochmals das Schlafzimmer betrat, stellte sie fest, daß ihre drei fest schliefen.

»Na, hat er sich mit dem grünen oder blauen Tier zufrieden gegeben?« lachte Claus der eintretenden Pucki entgegen.

»Karl trägt die Schuld daran. Er erzählt zu gern schaurige Geschichten, und Peter ist ohnehin ein wenig nervös; ihn beschäftigen die Märchen des Bruders noch lange.«

»Laß nur, Pucki, das Geschichtenerzählen ist ein Erbteil seiner Mutter, die auch gar zu gern hübsche Erzählungen ersann. Da waren Pucki und Mucki – –«

»Nein, nein, Claus, die Erzählung stammt vom Vater. Er erzählte sie mir, als wir durch den Wald gingen. Steht sie auch in dem Buche?«

»Natürlich, Pucki!«

»Morgen will ich weiterlesen, Claus, dann wird so mancher vergessene Streich in die Erinnerung zurückgerufen. Es war ein schöner Gedanke von dir, alles niederzuschreiben, denn ich glaube, ich kann manches aus meinem eigenen Leben lernen. Ich bin wirklich ein wilder Racker gewesen! Ich kann nur nicht verstehen, Claus, daß du, trotz meiner vielen Unarten, so fest und treu zu mir gehalten hast. Ich würde mich gefürchtet haben, solch eine Frau in mein Haus zu holen.«

»Ich habe mich nicht gefürchtet, Pucki, und immer gewußt, daß du die Rechte für mich bist. Manchmal hast du eins auf den Deckel bekommen, wie du das selber genannt hast. Du hast jedoch deine dummen Streiche immer bereut und ernsthaft versucht, alles wieder gutzumachen.«

»Mitunter machte ich dir das Leben recht schwer, Claus, aber seitdem wir unsere Kinder haben, bin ich mir klar geworden, was für Aufgaben ich zu erfüllen habe. Sind wir nicht zu beneiden? Mit einer bescheidenen Praxis in Rahnsburg fingen wir an, dann kam die Erbschaft von Onkel Max. Dadurch konntest du deinen Lieblingsplan verwirklichen und eine Privatklinik eröffnen. Sie hat sich in den vier Jahren prächtig entwickelt und hat einen so guten Ruf, daß wir vertrauensvoll in die Zukunft blicken können.«

»Da meine Pucki immer auch für die Klinik sorgt, da sie die Kranken stets mit irgend etwas erfreut und tröstet, so – –«

»Ach, Claus, rede nicht davon! Wenn du nicht solch ein geschickter Chirurg wärest, würde keiner sich dir anvertrauen. Ich bin den Patienten gleichgültig.«

»O nein, Pucki! – Ich weiß, wie oft sie nach dir fragen, nach dir und unseren Kindern. Ich hatte es anfangs ungern gesehen, wenn du Karl mitbrachtest. Aber die Kinder sind artig und erfreuen durch ihr munteres Geplauder oftmals meine Kranken, so daß ich deinen Gedanken heute nur gutheißen kann, die Buben hin und wieder zu meinen Patienten zu schicken, um ihnen durch ihr Geplauder die Zeit zu verkürzen.«

»Nun ist auch Waltraut, meine Schwester, bei dir tätig; ich habe Gelegenheit, sie täglich zu sprechen.«

»Waltraut ist eine meiner besten Schwestern. Sie ist außerordentlich tüchtig und versteht es vortrefflich, mit den Kranken umzugehen.«

»So hat sich alles zum Guten gewendet und ...« Pucki unterbrach sich: »Claus, kam nicht wieder ein Geräusch aus dem Kinderzimmer?«

»Bleib hier, Pucki, ich will Ruhe schaffen.«

Claus war aufgestanden und lauschte an der Tür des Zimmers. Er hörte nichts. Vorsichtig öffnete er, leise ging er von einem Bett zum anderen und machte bei Peter halt.

»Warum schläfst du nicht?« fragte er im Flüstertone.

»Ja – Vati!« Der Kleine richtete sich auf, öffnete den Mund weit und streckte dem Vater die Zunge heraus. Dann ließ er ein langgezogenes »Aaah – aah« hören.

Claus unterdrückte das Lachen. Peter, der zweite seiner Jungen, der durch seine vielen Krankheiten den Eltern schon viel Sorgen bereitet hatte, wurde besonders genau vom Vater beobachtet, da er schwächlich war. Wenn Peter einen müden Eindruck machte, ließ sich Claus oftmals die Zunge zeigen. So geschah es häufig, daß der Knabe, wenn er vom Vater angerufen wurde, rasch gelaufen kam, die Zunge herausstreckte und dabei »aaah, aaah« sagte. Peter meinte, er solle wieder untersucht werden. Er war es eben so gewöhnt.

»Nein, Peter, ich will deine Zunge jetzt nicht sehen, du sollst schlafen.« Er befühlte den Kopf des Kindes. Alles war in Ordnung. »Nun schlafe, mein Junge, sonst weckst du die Brüder auf.«

»Vati – du weißt wohl nicht, was das für ein großes Tier war, das vorhin mit mir und der Mutti am roten Hause gewesen ist? Nein, du kannst das nicht wissen, du warst ja nicht dabei.«

»Das war ein liebes Tier, mein Junge, das euch begrüßen wollte.«

»Wie heißt denn das grüne Tier, Vati?«

»Du sollst schlafen.«

»Wenn ich weiß, wie das grüne Tier heißt, schlafe ich gleich ein, Vati.«

»Das war ein Salamander!«

»O nein«, rief Peter so laut, daß ihm der Vater schnell die Hand auf den Mund legte. Im Flüstertone setzte er hinzu: »Einen kleinen Salamander hat der Karl mal in der Tasche gehabt. – Das aber war ein großes Tier, genau so groß wie die Mutti, und die Mutti kann der Karl doch nicht in die Tasche stecken. – Nein, Vati, das war kein Salamander! Aber – du weißt das nicht, weil nur die Mutti dabei war!«

»Jetzt schlafe, sonst wird der Vater böse!«

»Bitte, bitte, sage doch – –«

»Peter, wenn du den Vater liebhast, schläfst du jetzt ein.«

»Warum sagst du mir denn nicht, wie das Tier heißt?« klang es weinerlich.

»Nun gut – es war ein Skarabäus. Und nun schlafe!«

»Vati – was war das?«

»Ein Skarabäus!«

»Ja«, sagte Peter nachdenklich, »das Tier sah auch aus, als ob es so ein – Skabäus wäre. – Gute Nacht! – Ist das Skabäus ein liebes Tier?«

»Ein grünes Glückstier.«

»Na, dann ist's ja gut.«

Peter schlang beide Arme nochmals um den Hals des Vaters, dann zog er die Decke bis an die Ohren und legte sich auf die Seite.

Pucki drohte dem Gatten lächelnd mit dem Finger. »Was hast du einmal gesagt, mein lieber Mann? Es sei nicht richtig, den Kindern etwas vorzureden!«

»Vorreden?« lachte Claus fröhlich. »Du warst doch dabei, du mußt doch wissen, daß das Tier ein Skarabäus war. – Pucki, ich glaube, es ist an der Zeit, daß wir auch zur Ruhe gehen.«

»Und gut in das achtundzwanzigste Lebensjahr hinüberschlafen. Dir aber danke ich nochmals herzlich für alle die Liebe, die du mir heute wieder gezeigt hast, vor allem aber für das Buch, das du mit so großer Sorgfalt niedergeschrieben hast. Es soll mir immer ein teures und wertvolles Andenken sein.«

»Und uns allen eine Mahnung, meine liebe Pucki, immer daran zu denken, daß wir, wenn wir glücklich sein wollen, anderen Glück spenden müssen.«

»Ja, Claus, in diesem Sinne will ich unsere Kinder erziehen.«


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