Ludwig Tieck
Die Gesellschaft auf dem Lande
Ludwig Tieck

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Gotthold traf Adelheid allein, welche in der Laube des Gartens saß und nachzusinnen schien. Ist es erlaubt, Sie zu stören? fing er an. Sie lud ihn durch einen Wink ein, sich neben sie zu setzen. Ihre Vermählung, frug er wieder, ist festgesetzt? – So scheint es, antwortete sie ganz kalt. Beide sahen sich stumm an, und Gotthold konnte seinen Unwillen nicht länger zurückhalten. Sie können mir also nicht, Sie wollen es auch nicht einmal, das kleinste freundliche Wort für meinen armen, unglücklichen Freund sagen?

Warum nennen Sie ihn unglücklich?

Weil er untergeht, rief Gotthold, und hauptsächlich an Ihrer unfreundlichen Härte, an Ihrer kalten Gleichgültigkeit.

Was soll ich denn thun, fiel sie lachend ein; ist es denn nicht an einem genug, der die Scheiben zerschlägt, Palette, Pinsel und Malerkasten in die Orangenbäume wirft, so heftig mit den Füßen trommelt, daß alle Leute schwören, ein Gewitter komme herauf? Also, bei solchen Uebungen soll ich wohl ebenfalls akkompagnirend einfallen, damit der Lärm nur um so größer werde?

Ei bewahre! fiel Gotthold ein, wer wollte Ihnen die hübsche Gelassenheit und saumselige Ruhe wegwünschen, mit der Sie dem armen Sünder so lächelnd zusehen, wie er beim kleinen Feuer gebraten wird? Ich schwöre es Ihnen, übermenschlich gelassene Gnädige, wenn Sie ihn nur nehmen 489 wollten, Sie würden Ihre Freude an ihm haben, wenn er erst Ehemann geworden ist. Er ist von Natur ruhig, und solche Temperamente, wenn die Furie ihnen einmal auf den Nacken springt, toben und wüthen ärger, als die cholerischen Menschen. Wenn aber durch die Heirath ihm dieser Taumel vergangen ist, so wird er so still, sanft, langweilig und verdrüßlich werden, wie Ihnen das Ideal einer solchen ehelichen Schlafmütze nur immer in den Stunden der Begeisterung vorschweben mag. Sie lieben es, wie ich sehe, wenn der Bräutigam und Ehemann so etwas grob und brutal ist: ich gebe Ihnen mein Wort, ich will ihn darin unterrichten, und auch dem guten Herrn von Binder soll er die Künste ablernen, die dieser so meisterlich übt.

Schelten Sie nicht auf meinen Gemahl, rief sie aus, der weit über die Lästerungen so junger Leute erhaben ist.

Ich wollte, er hinge so hoch, daß man ihn gar nicht erreichen könnte, rief Gotthold, oder segelte noch heute Nacht mit dem alten Römer nach irgend einem ätherischen Husarenreiche. Ich muß doch fragen, wie es dem armen Schächer geht.

Sie verderben es, rief ihm Adelheid nach, mit uns allen, wenn Sie von den Lieblingen meines Vaters so zu sprechen wagen. Doch Gotthold war ihr schon entsprungen und hörte die letzten Worte nicht mehr. Mit Römer wurde es in der That immer schlimmer, und der herbeigerufene Arzt konnte in dem erschöpften Körper keine Kräfte mehr aufregen, um das Fieber, welches immer verderblicher wurde, zu unterdrücken. In der folgenden Nacht war er mit dem Anbruche des Morgens verschieden.

Nach zwei Tagen ward er beerdiget. Er war nach seinem Wunsche in seiner Husaren-Uniform gekleidet, neben ihm lag sein Säbel im Sarge, und so wurde er, nach der 490 Sitte des Landes, vor der Hausthür ausgestellt, indem der Pfarrer ihm die Rede hielt. Dieser erzählte in Kürze den ehrenvollen Lebenslauf des Kriegers, in welchen Schlachten er gewesen, wo er verwundet worden, hauptsächlich bei Torgau von einer gesprungenen Granate, so daß er jeden Wechsel der Witterung in Kreuz und Rückengrat deutlich gefühlt habe. Diesen rühmlichen Blessuren und dem hohen Alter sei auch die letzte Krankheit vorzüglich zuzuschreiben, durch welche ihn der Herr, ohne ihn durch langwierige Leiden zu prüfen, schnell zu sich gerufen habe. Der nächsten Veranlassung zum Tode des Alten wurde, wie billig, nicht erwähnt. Der Redner rühmte dann die Rechtlichkeit des Verstorbenen, sein Mitleid gegen Arme und Bedürftige, seine unermüdete Thätigkeit, wie den regen Eifer für seine Herrschaft, die er brüderlich geliebt und als Unterthan verehrt habe. – Der alte Baron weinte, eben so gerührt war der Obrist, und die umstehende Gemeine, hauptsächlich die Armen des Ortes schluchzten laut. – Wir schweigen, schloß der Pfarrer, von seinen Fehlern, er hatte neben seinen Tugenden auch diese, denn er war ein Mensch: er irrte oft, und wollte auch Büchern und Gelehrten nicht nachgeben, selbst der Geistlichkeit gelang es nicht, ihn, wenn er empfindlich war, eines Bessern zu belehren. Doch er lebte und starb als Christ, und in seinem Kriegerschmuck, mit seinem Säbel, der im Kriege bei ihm aushielt, wird er jetzt zur Ruhe eingesenkt, um jenseit den Lohn seiner Tugend zu ernten.

Er ward zum Kirchhof getragen, von Allen begleitet. Der Baron zürnte aber dem Prediger wegen des Tadels, den er hatte einfließen lassen. Es schien ihm Unrecht, auf den Streit über den Anfang des neuen Jahrhunderts, so wie auf manche andere gelehrte Mißhelligkeiten anzuspielen. Binder, um paradox zu seyn und keine unmännliche Rührung 491 zu verrathen, ob er gleich erschüttert war, lachte einigemal laut, indem man den Sarg in die Grube senkte und ein Kirchenlied anhub. Der Baron sah ihn zornig an, doch jener kümmerte sich nicht um diese Blicke.

Den denkwürdigen Zopf hatte der Sterbende dem Baron vermacht, und dieser überlegte bei verschlossenen Thüren lange, ob er ihn der Gewehrkammer, oder seiner Bibliothek einverleiben solle. Beide schienen ihm nicht ganz passend. Endlich that er ihn zu einer kleinen Naturaliensammlung, in welcher auch mexikanische Federdecken, Straußeneier und ausgestopfte indianische Raben aufbewahrt wurden.


Eine stille Schwermuth hatte sich der ganzen Gesellschaft bemächtigt. Dem Baron war zu plötzlich ein alter Freund gestorben, an den er sich seit vielen Jahren gewöhnt hatte, der sein unbedingtes Vertrauen besaß und der ihm alle seine Geschäfte abnahm. Mit seinen Gefühlen sowohl wie Einrichtungen befand er sich jetzt in der größten Verlegenheit. Binder war ebenfalls betrübt, und wußte den Ton nicht wieder zu finden; Franz war schon seit lange verstimmt, und Gotthold bemühte sich auch vergeblich, denn keiner seiner Scherze, die freilich etwas erzwungen waren, fand für jetzt ein bereitwilliges Ohr. Der Justiziar zeigte sich so wenig wie möglich, weil er sich am liebsten mit dem gleichgestimmten Pfarrer unterhielt, und so erschienen wirklich nur die gnädige Frau, auf welche der Todesfall keinen tiefen Eindruck gemacht hatte, und Adelheid als die heitersten.

Ueber diese Heiterkeit aber wollte Franz verzweifeln, denn sie stand dem Trübseligen als eine glückliche zufriedene Braut gegenüber. Ihn gereute es schon, daß er sich mit dem Obrist so tief, in Ansehung des Güterkaufes, 492 eingelassen hatte. Was soll mir dieser Besitz, klagte er oft zu Gotthold, wenn ich sie aufgeben muß? Bin ich dann nicht um so peinlicher in die Nähe ihrer Eltern gebannt, wo ich sie oft als die Gattin des Verhaßten wieder finde? Adelheid betrachtete ihn oft aufmerksam, und schien darüber unzufrieden, daß er seinen Mißmuth so bemerkbar mache.

In dieser Stimmung waren alle im Saale versammelt, in welchem der Baron auf und nieder schritt, indem er immer wieder ein Papier aufmerksam durchlas, welches ihn sehr zu beschäftigen schien. Binder ging in entgegengesetzter Richtung auf und nieder, und sah den Alten, so oft sie sich begegneten, scharf und prüfend an, als wenn er ihm etwas Wichtiges mittheilen wollte, und noch den Augenblick nicht finden könnte. Endlich stand Binder in der Mitte des Saales still und erwartete den umkehrenden alten Freund, und als dieser ihm wieder gegenüber war, streckte Binder die Hand vor und rief gebieterisch: Halt! Der Baron betrachtete ihn von oben bis unten, stand majestätisch da und erwartete, was jener sagen würde. – Sollen wir, fing Binder an, den ganzen Tag so wie die Perpendikel hin und her laufen? Wie denkst Du nun, als ein solider Mann, über das Absterben Deines Freundes?

Was ich denke? fragte der Baron; nun, daß er leider todt ist.

Nicht das, sondern ich will wissen, welche Moral Du Dir aus dieser Begebenheit ziehst?

Moral? betonte der Hausherr sehr nachdrücklich; ich hoffe, ich habe mir daraus, so wie aus andern Dingen, keine zu nehmen.

Du solltest aber! sagte Binder im ernsthaftesten Tone; siehe Deinen Römer an, den Mann von ächtem Schrot und Korn, von Treu und Glauben, den Helden: was der 493 siebenjährige Krieg, Panduren und Uhlanen, das Corps des Nadasti und Trenk nicht konnten, was die tausend Kanonenkugeln nicht vermochten, das hat jetzt sein einfältiger Zopf zu Stande gebracht; der hat ihn in die Grube gestoßen. Und graut Dir denn nicht? Schleppt Dir die lange unvernünftige Stange denn nicht wie ein treuloses Crokodil im Rücken nach, um Dir auch vielleicht morgen oder übermorgen den Garaus zu machen? Kommt Dir denn gar nicht der Einfall, daß in diese lang ausgezogene Haarflausche ein böser Geist dem Menschen anwachsen könne, ein geistiger Weichselzopf? Ob nicht vielleicht, wie in einem Dunst- und Destillir-Kolben, die besten und vernünftigsten Gedanken als Haare anschießen, und den schon so lang ausgesponnenen Fäden den besten Nervensaft zur Nahrung geben? Wie kommt es denn sonst wohl, Alter, Du sonst tugendhaft, sonst verständig, daß Du in diesem Einen Punkte wie vernagelt bist? Geh in Dich, wende um, da es noch Zeit ist. Sieh, wie die Alten ihr erstes Barthaar dem Apollo opferten, so bringe Du Dein letztes Haupthaar der Vernunft zur Gabe. Und wie kann ich mich wohl besser als Deinen Freund beweisen, als wenn ich suche, auch gegen Deinen Willen, Dein Edelstes, Deine unsterbliche Seele zu retten? Halt still, oder nicht, es muß jetzt das große Werk geschehen, und Du sollst der Menschheit zurückgegeben werden!

Bei diesen Worten hatte seine Linke schon den Zopf gepackt, und mit der Rechten zog er plötzlich und heimtückisch eine große Scheere hervor. Und fast wäre ihm das treulose Werk gelungen, wenn der alte Baron nicht mit großer Gegenwart des Geistes einen kühnen Seitensprung so künstlich gemacht hätte, daß er dem Gegner plötzlich, zwar fern, aber doch Angesicht an Angesicht gegenüber stand. Nun ist es genug! rief er mit donnernder Stimme und seine 494 Geberde war erhaben. Das Maß ist erfüllt! Ein Mann, der selbst in seinen alten Tagen wie ein Franzos einhergeht, der die Bigamie entschuldigt, der beim Grabe seines Freundes lacht, der wie ein Schaf meckert und darin seinen Stolz sucht, der mir, seinem vermeintlichen Schwiegervater, verächtlich begegnet, und endlich, zum Beschluß, als ein Wahnsinniger mich mörderisch anfällt, unter dem tollen Vorwande, mich zur Vernunft zurück zu bringen, – nein, ehe sollen Lämmer von Löwen gesäugt werden und Tigerthiere sich mit Schafen gatten, ehe ein solcher mein Eidam wird! Und zugleich zerriß er mit heftiger Bewegung den Bogen, den er in Händen hielt.

Du willst nicht besessen seyn? rief Binder lachend aus, die bösen Geister stecken ja in allen Deinen Blicken und Mundwinkeln.

Sie verkennen mich und sich, sagte der Baron höflich und kalt. Werden Sie den Winter in Berlin zubringen? Oder reisen Sie wieder nach Sachsen, Ihre Zucht zu verbessern? Den Anbau des Hauses unterlassen Sie vielleicht? Wird Ihr Herr Bruder Sie besuchen? Meinen Sie nicht auch, daß wir einen fruchtbaren Herbst haben werden?

Potz Fragen und kein Ende! schrie Binder, auf das Aeußerste gereizt. Aber meine Adelheid, – ich weiß, die hat denn doch auch eine Stimme dabei.

Adelheid stand auf, verneigte sich sehr zierlich und höflich, indem sie freundlich sagte, meine nächste und heiligste Pflicht, Herr Baron, ist, meinem Vater gehorsam zu seyn.

Diese Antwort, sagte der Baron, erwartete ich von meiner trefflichen, gut erzogenen Tochter.

Binder sah sich im ganzen Kreise um, er wollte die Mutter anreden, aber diese schlug sogleich furchtsam die 495 Augen nieder. Also, sagte er mit gedehntem Tone, möchte ich hier so ziemlich überflüssig seyn?

Keiner gab Antwort, er nahm Hut und Stock, verneigte sich stumm, und gleich darauf sah man ihn wegreiten. – Wieder ein Freund weniger, sagte der Baron seufzend, ein Mann, der allem Guten, das er sonst hegte, den Rücken wendet. Sie haben Recht, theurer Obrist, mit dem zunehmenden Alter wird man immer einsamer, und nicht bloß den großen Männern geht es so, wie Sie neulich sagten; mache ich doch dieselbe Erfahrung.

Er reichte dem alten Krieger gerührt die Hand. Adelheid! rief er dann. Sie kam zu ihm. Bist Du eine gehorsame Tochter? – Sie verneigte sich. – Nun, so bringe mir auch das Opfer, das ich jetzt von Dir verlange: ich habe gesehen, daß Dein jugendliches Herz dem Herrn von Binder geneigt war, mir ist es nicht entgangen, daß Dir der junge Herr von Waltershausen bis jetzt noch ziemlich gleichgültig ist; aber ich bitte Dich nunmehr, um nicht von befehlen zu sprechen, daß Du von jetzt an Dich gewöhnen mögest, diesen als Deinen künftigen Gemahl zu betrachten. Er wollte neulich einen Antrag bei mir einleiten, den ich freilich damals noch nicht anhören durfte. Komm, Frau, kommen Sie, Obrist, daß die jungen Leute sich verständigen, und wenn sie beide einig sind, so können wir auch die Sache wegen des Gutes völlig arrangiren.

Die beiden jungen Leute waren allein und betrachteten einander lange Zeit, ohne ein Wort zu sprechen. Dieses Ereigniß war so plötzlich und so unvermuthet eingetreten, daß Franz in dieser Eil keine Kraft in sich aufregen konnte, sich dessen zu erfreuen. Nun, sagte Adelheid endlich, nach einer langen Pause.

496 Mein Fräulein! – stotterte Franz – welches Glück, wenn Sie –

Ich werde meinem Vater gehorsamen.

Weiter nichts?

Ist das nicht genug?

Und Ihr Herz, – Ihr – mein – so kalt – Franz konnte keine Worte finden.

Lieber junger Freund, sagte Adelheid mit Ruhe. es ist Ihren Wünschen besser gelungen, als Sie es vermuthen konnten; was wollen Sie mehr? Mein Vater hat meinen vorigen Freier verabschiedet, er hat mir befohlen, Sie als solchen zu lieben: ich widersetze mich nicht. Ich begreife nicht, warum Sie nun nicht vergnügter sind, weshalb Sie noch immer den Betrübten spielen.

Franz seufzte aus schwerem Herzen. Fühlen Sie sich denn wirklich glücklich? fragte er endlich.

O ja, erwiederte sie freundlich; denn ich bin nun aller der verschiedenen Freier los, die so oft unser Haus bestürmten. Sie glauben nicht, was ich von denen oft gelitten habe, und von meinem heftigen Vater nachher noch mehr, wenn sie mir nicht gefallen wollten. Ich mußte auch immer fürchten, daß ich doch einmal zu einer recht widerwärtigen Parthie gezwungen würde. Nun trifft es sich auch so gut, daß Sie mit meinem Vater das Gut gemeinschaftlich kaufen, so bleibe ich auch in der Nähe meiner lieben Eltern.

Und Sie wären eben so zufrieden, fragte Franz wieder, wenn man Sie mit dem Herrn von Binder vereinigt hätte?

Ich kann, wie dieser, das Fragen nicht leiden, sagte das hastige Mädchen, und drückte ihm eine kleine goldene Uhr, mit Perlen und Steinen verziert, in die Hand. Nehmen Sie das, fügte sie hinzu, vorerst zum Angedenken dieser Stunde, und lassen Sie uns zu unsern Eltern zurückkehren, die uns schon vermissen werden.

497 Man sprach, da der Justiziar hinzugekommen war, noch bestimmter über den Kauf des Gutes; Franz wollte jetzt mit der größten Eil nach dem schlesischen Gebirge reisen, um mit seinem Oheim, dem Herrn von Fischbach, alles einzurichten, welcher bis jetzt der Vormund des jungen Mannes geblieben, weil dieser es bequemer fand, obgleich er schon die Zeit seiner Großjährigkeit erreicht hatte. Herr von Fischbach war ein Jugendfreund des Barons gewesen, und dieser sprach mit der größten Sehnsucht den Wunsch aus, ihn einmal wieder zu sehen. Und, fuhr er fort, in der Gegend von Fischbach muß ein steinalter Mann, ein Herr Winterberg wohnen, dem ich alles, was ich bin, zu danken habe. Dem freundlichen Manne, wenn er noch lebt, so wie Ihrem Oheim zu Gefallen, wäre ich trotz meiner Unentschlossenheit doch wohl im Stande, mich zu den beiden herrlichen Leuten auf den Weg zu machen.

So reiste Franz ab, und Gotthold begleitete ihn. Als sie einige Meilen, ohne viel zu sprechen, zurückgelegt hatten, sagte Gotthold: Dein Glück ist Dir ja nun so unvermuthet wie vom Himmel gefallen; aber Du hast die Stimmung gar nicht, in der ich Dich zu sehen glaubte.

Lieber Freund, sagte Franz, ich bin in der allerseltsamsten Lage. Mit welcher Sehnsucht ich nach dem Schlosse hineilte, hast Du gesehen, – aber jetzt, – nichts, gar nichts von allem ist in Erfüllung gegangen, was ich träumte und in stiller Demuth hoffte –

Nichts? sagte Gotthold: ich denke Alles, und mehr und schneller und glücklicher hat sich alles entwickelt, als es nur die wildesten Wünsche hoffen konnten. Dein Nebenbuhler ist, ohne daß Du etwas dazu thatest, aus dem Felde geschlagen, die Geliebte ist auf ewig Dein.

Ja, seufzte Franz, aller Wahrscheinlichkeit nach werde 498 ich sie wohl bald heirathen: ich habe mich in die Verhältnisse hineingedrängt, diese haben mich nun jetzt so vorgeschoben, daß ich mit Ehren unmöglich wieder zurücktreten kann. Aber das versichere ich Dich, theurer Gotthold, ich schwöre es Dir zu, wird nicht Alles ganz anders (und wie das kommen kann, sehe ich nicht ein), so betreibe ich nach der Hochzeit meine Scheidung noch viel heftiger und wilder, als ich nur je den Anlauf nahm, um diese unglückselige Bekanntschaft zu machen.



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