Ludwig Tieck
Das alte Buch und die Reise ins Blaue hinein
Ludwig Tieck

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Für ein so konfuses Jahr war das Wetter noch ganz leidlich. Die Barometer und Thermometer, diese stammelnden Propheten, waren in beständiger Unruhe. Ja, könnte 10 man noch außer Schwere und Wärme alle die feinen Gifte, Schauder, fatalen Empfindungen messen und anzeigen, die sich in der Atmosphäre unerwogen herum treiben, so dürfte man mit etwas mehr Verstand über diesen Wirrwar unserer Welt und das vielfältige Durcheinander sprechen, das wir die kosmischen Verhältnisse nennen, in welchen wir befangen sind, und auf die wir, je nachdem wir wollen, stolz seyn können, oder uns um so mehr als mißhandelte Sklaven fühlen.

So bin ich denn wieder unter meinen lieben Bergen, in den grünfrischen Thälern, hier wo Echo antwortet, wo die Wälder rauschen und Bäche und Ströme in der Einsamkeit und Stille der Nacht ihr altes, vieldeutiges Lied unermüdet singen. Wer recht zu hören versteht, begreift den Inhalt wohl auf seine eigenthümliche Weise, wie Alles, was des Verstehens und Verständnisses würdig ist. In dieser naiven Rührung und Sabbathstille vernimmt meine Seele von diesen Predigern eben so viel von Entstehung der Welt und Erde, einem Geiste der Natur und seinen erhabenen Launen, von den Erinnerungen, Fabeln und Geschichten uralter Vorzeit, als mir Geognosten, Naturforscher und Naturphilosophen nur immer verrathen können.

Ich verstehe die Natur nehmlich auf meine Weise, und bin eben so ein Mensch, wie der weinerheiterte Antonius dem trunkenen, nicht mehr forschenden Lepidus das Krokodil beschreibt.

Die unterhaltendsten Spaßmacher sind die Wolken, von denen die Bewohner der Ebene eigentlich nichts wissen und erfahren. Vom Berge bei Athen und über das Meer hin müssen sie auch von je herrlich figurirt haben, da der ausgelassene Aristophanes sie so unvergleichlich hat schildern können. Wenn man ihnen fast täglich die Hand reicht und ihre 11 poetische Erfindsamkeit im Wechsel der Gestalten vor sich sieht, wie sie sich gar nicht geniren, und Hund, Pferd, Kameel, Thurm, Festung, Mensch und Alles werden, so ist es sehr verständig, daß der Dichter sie als weit verschleierte Weiber auftreten läßt, die nach und nach als Körper sichtbar werden. Oft heben sie sich als unverkennbare Silhouette der hiesigen Bergzüge und Felsengruppen ab, und eben so kommen sie wohl als Umrisse entfernter Gegenden herüber. Mitten in ihrem Reiche zu stehen und in ihren spanischen Schlössern einzukehren, hat nichts Erfreuliches; aber über ihren krausen Gestalten zu wandeln um so mehr, wenn alsdann der rein blaue Himmel über unsern Häuptern glänzt, und unten wie ein halbverständlicher Traum die Landschaft da und dort grün hervorblitzt und leuchtet.


Die Bewohner dieser Gegenden haben mich wieder recht freundlich aufgenommen. Um den Menschen kennen zu lernen, sind die ächten Kleinstädter wirklicher kleinen Städte viel ergiebiger, als die ausgestopften, abgerichteten Stubenmenschen der Residenzen. Wenn es gelehrte Hunde und Ferkel giebt, deren Kunststücken und Lese- und Sprechvermögen ich immer aus dem Wege gehe, so ist es fast noch langweiliger, diese Phrasen jener menschlichen Sprechmaschinen anzuhören, oder jene rechthabenden Selbstdenker, die hier und da Dinge vorbringen, die den Ignoranten originell vorkommen, weil Gottsched schon nicht mehr jene Schwätzer zu widerlegen brauchte.

So ist die Etikette eine herrliche Erfindung. Und hier in dem kleinen Capellenburg ist sie weder so lästig noch so lächerlich als in dem großen London. Und am Ende hört der Mensch, der nicht irgendwo Pedant ist, auf, ein Mensch 12 zu seyn, so wie der, der nicht, wo es auch stecke, etwas abergläubig wird. Das wollen solche gelehrte Gesellschaften aber nicht annehmen, von welchen einer ich ebenfalls ein Mitglied zu seyn die Ehre und das Unglück habe.

Beim Bürgermeister bin ich wegen meiner Kenntnisse des Flachses und der Leinwebereien sehr gut angeschrieben. Der Mann wohnt auf der einen Seite des kleinen, regelrecht viereckten Marktes; von diesem laufen auch vier kurze Straßen aus, und diese Masse macht, wenige einzeln stehende Fabrikgebäude abgerechnet, das Städtchen aus. Vorgestern war eine Hochzeit bei einem Vetter des Bürgermeisters; dieser war natürlich als Hauptgast, und ich als dessen Hausgenosse eingeladen. Höchst unschicklich wäre es gewesen, zu Fuße hin zum Nachbar zu gehn, da man gewohnt war, schon bei geringeren Festlichkeiten mit einem Wagen vorzufahren. In meiner Jugend erlebte ich in L . . . ., einer trefflichen, reichen und ziemlich großen Stadt in Niedersachsen, einen Ball. Diese geräumige Stadt besaß damals nur eine einzige Miethkutsche, vor welche ein alter, verdrossener Fuhrmann zwei nicht junge, zweideutige Pferde spannte, wenn sein Beistand (was nur selten geschah) gefordert wurde. Dann fuhr er sehr langsam und schläfernd vorsichtig mit der ihm anvertrauten Ladung zum Ort der Bestimmung, und weder er, noch die Rosse, gaben sich die Mühe, umherzusehen, theils um sich nicht zerstreuen zu lassen, theils weil sie die Wege und Richtungen genau kannten. Geschah die Fahrt mit diesem mürrischen Führer etwa über Land, so hatten die Spazierenden es auch wohl erlebt, daß sie vor einem Wassertümpel, den ein kürzlich gefallener Regen gemacht hatte, aussteigen mußten, um wie gut oder böse durch den See hindurchzukommen, weil der Führer sich nicht getraute, mit seinen ehrbar stillen Pferden durch diesen Sumpf zu 13 gelangen. Diese Lohnfuhre stand dort mit den wilden Hengsten, die man aus der Post erhielt, und die die Fuhrleute des Landes und die reichen Bauern brauchten, fast in demselben Contrast, wie die Fiakres in London mit den Post- und Reisekutschen dort. Auf jenen obenerwähnten Ball, der auf dem alten Rathhause abgetanzt werden sollte, durften die Honoratioren der Stadt, die Damen wenigstens, mit ihren Blumen und gestickten Kleidern, weißen atlassenen Schuhen, ebenfalls nicht zu Fuße hinwandern. Der einzige langsame Kutscher mußte also alle jungen Mädchen, Frauen und Mütter, so wie die zierlichsten Tänzer, die die Straße scheuten, aus ihren verschiedenen Wohnungen nach dem Ballsaale führen. Es war die Aussicht vorhanden, daß, da es Viele waren, die letzten grade ankommen würden, wenn die Meisten mit Tagesanbruch wieder nach Hause eilten; diese also, welche es traf, die Letzten zu seyn, mochten nur gleich, so wie sie vorgefahren waren, wieder umkehren. Das gränzte, wie Alle fühlten, an das Lächerliche, das Verdrüßliche abgerechnet. Wie aber in einem gut polizirten Staat von humanen Bürgern sich für alles Beschwerliche ein Mittel findet, so hatten die verständigen Häupter auch hier sogleich einen verständigen Ausgang ausgemittelt. Die Jüngsten ließen es sich gefallen, schon am Morgen Schmuck und Kleidung anzulegen, um, nachdem man früh zu Mittag gegessen hatte, gleich nach Tische als die Tanzlustigsten dem Saale abgeliefert zu werden. So fuhr man denn mit dem Fortfahren fort, bis Alle eben zum Anbeginn des Balles an den Ort der Bestimmung gelangt waren. Um aber nicht die Hälfte des folgenden Tages mit Rückfahren zuzubringen, entschlossen sich die meisten der Damen, da jetzt der Putz seine Dienste gethan hatte, nach aufgegangener Sonne sich in ihre Häuser zu begeben. Wie es also hier für den weiten Raum und die 14 langen Gassen an Fuhrwerken gebrach, so hatten im Gegentheil nun hier in dem kleinen Capellenburg die Equipagen keinen Raum, um mit Anstand zu fahren und sich zu bewegen. Denn um die Festlichkeit mit Anstand zu begehn, die Brautleute auch und deren Eltern nicht zu beleidigen, hatte der wohlhabende Bürgermeister seine vier stattlichen Rosse, lang gespannt, vorlegen lassen. Der Zug brauste heraus, der stämmige Kutscher auf seinem Bock, die langen, farbigen Leinen spielend in der Hand haltend. Und sowie die Kutsche aus dem Thorwege kam, lenkte, und der Schlag des Wagens vor der Hausthüre hielt, standen die vordern Rosse mit ihrem Kopfe schon brausend und stampfend vor der Thür und den Fenstern des Hochzeithauses. Ich hatte vorgeschlagen, man solle vorerst eine kleine Spazierfahrt simuliren, um dann, um die Ecke lenkend, mit schäumenden Pferden donnernd vor die Thür des Hauses ansprengen zu können. Die Frau Bürgermeisterin aber meinte, und nicht mit Unrecht, daß dergleichen die Hochzeiter alle sehr übel empfinden müßten, als wenn der nahe Verwandte und das Oberhaupt der Stadt nur so gelegentlich bei ihnen einspreche; die Vermählung sei ein so wichtiger Tag, daß an einem solchen nichts Weltliches vorgenommen werden dürfe. Der Gemahl selbst aber warf meinen andern Vorschlag, diesen und jenen vorerst noch abzuholen, noch weiter weg, indem jeder der Honoratioren, wenn auch nicht mit vier Pferden, doch mit seiner eignen Equipage einsprechen werde; würde dieser und jener Fußgehende etwa zugelassen, so sei ein solcher viel zu geringe, um feierlich vom Bürgermeister abgeholt zu werden.

Ich bat um die Erlaubniß, vor dem Einsteigen die Equipage perspectivisch in Augenschein zu nehmen. Das wurde mir bewilligt. Ich ging der Kutsche und den Pferden entlang und traf im Hochzeithause unten auf die Köpfe der 15 jungen Handlungsdiener, welche aus dem Fenster schauten, sich aber doch zurückziehen mußten, weil die muthigen Pferde zu heftig sprudelten. Als ich mitten auf dem Markte war, bemerkte ich an den obern Fenstern Vater und Mutter der Braut, sowie einige Gäste, die schon angelangt waren; Alle sahen auf die Equipage nieder. Der Anblick war wirklich sehr malerisch. Die Bürgermeisterlichen winkten mir mit einiger Ungeduld, und es war wirklich die höchste Zeit einzusteigen und die wenn auch nicht weite Fahrt zu vollenden, da der Kutscher überdies die übersatten, muthigen Pferde nicht mehr bändigen konnte. Die Familie stieg herab, die Frau Bürgermeisterin natürlich betrat zuerst den Wagen, ihr folgte die Tochter; beiden half ich mit zierlichen Geberden auf den Tritt. Nun aber complimentirte ich mich, wie es ziemte, einigermaßen mit dem ehrwürdigen Bürgermeister um den Vortritt. Dieser denkende Mann meinte aber, dergleichen sei kleinstädtisch und gar nicht mehr unter Gebildeten Sitte. Mit der Rede schob er mich etwas gewaltsam in die Kutsche und ich saß schnell seiner Gemahlin gegenüber. Der corpulente Herr, vom Bedienten unterstützt, gab sich einen Schwung und stand auf dem Tritt, aber – Ein Ruck, und wir waren mit Blitzesschnelle vor dem Hochzeithause. Die Pferde hatten die Geduld, der Kutscher die anhaltende Kraft verloren, der Bediente hatte nicht Zeit gehabt, hinten hinaufzuspringen, und der Bürgermeister mußte vom Tritt, den er beinah wieder verloren hätte, der complimentirenden Familie entgegentreten. Er hatte uns, wie die ehemaligen Heiducken oder Hofpagen an der Seite stehend begleitet, sagte mir aber heimlich, er wünsche nur, daß diese Unziemlichkeit der neuen Ehe kein Unheil bedeuten möge. Der Kutscher ließ seine vier Rosse im schnellen Galopp sechsmal rund um 16 den Markt rennen, damit er den Uebermüthigen doch einige Bewegung verschaffen möge.

Ich konnte es dem Bürgermeister nicht verdenken, daß er einigermaßen verstimmt war, und es schien nicht unbillig, daß er am späten Abend der Erste war, welcher in seine Kutsche stieg, um nicht wieder als Beisteher vor seiner Hausthür abzusteigen. Man erlaubte mir, zu Fuß das hochzeitliche Haus zu verlassen, um mich bei der schönen Sommerwärme im Freien noch etwas zu ergehen. Auch ist der Fremde ja niemals der Etikette und Convenienz so strenge, wie der Einheimische unterworfen.

Am folgenden Tage gedachte ich abzureisen, um mir jenes oft besprochene Manuscript von dem alten Küster, dem jetzigen Besitzer, abzuholen. Bei Tische sprach man noch über den gestrigen Vorfall, und die Frau des Hauses war hierüber weniger betreten, als darüber, daß ich es vermocht habe, einen Butterschnitt von der Tafel des Hochzeiters hinunter zu bringen. Man hat nehmlich in der Familie des Bürgermeisters zuerst das Beispiel gegeben, einige Kühe zu halten, um Milch und Rahm zum Hausbedarf in der höchsten Vortrefflichkeit zu erzeugen. Der Versuch gelang; die andern reichen Kaufleute beneideten erst und ahmten bald darauf diese Erfindung nach. Angefeuert durch den allgemeinen Beifall und immer höher strebend, versuchte es die Regentin der Familie jetzt, auch Butter zu fabriciren. Auch dieses schlug ein und zwar so, daß es die kühnste Erwartung übertraf. Wie aber Bedürfniß und Einsicht sich gegenseitig hervor bringen, so geschah es, daß in den ersten Familien der Stadt nach wenigen Wochen, selbst Tagen, die Inhaber (wie man jetzt gern sagt) der Zungen ihren Geschmack so fein und zärtlich ausbildeten, daß ihnen alle Butter außer 17 der selbst verfertigten nur, wie rohes, grönländisches Wesen, widerwärtig und abstoßend vorkam. Ich war nun schon seit Wochen ein verzärtelter Butterzögling gewesen, und doch war mein Gaumen so ungehobelt, ungefirnißt und unlackirt geblieben, daß ich von jenem seltsamen Artefact, welches man dort, im Hause des Hochzeiters, Butter zu nennen sich herausnahm, hatte genießen können. Denn dort, wie in allen guten Häusern des Städtchens, wurde einheimische Butter verfertigt, und jede Familie, da die Hausfrau die Aufsicht führte und selbst mit arbeitete, glaubte die beste zu besitzen.

Da ich den heftigen Tadel, der mir zugetheilt wurde, erst gehörig erwogen hatte, erwiederte ich nach einer Pause ohngefähr Folgendes: Werthe Gesellschaft! Verehrte Frau Bürgermeisterin, deren hoffnungsvolle Kinder, Vettern, Muhmen und Seitenverwandte! ich ersuche Sie allerseits, Nachkommendes zu erwägen, zu berücksichtigen und zu beachten.

Wenn Apis als kälberner Gott in Aegypten vergöttert wurde, wenn die aufgeklärten, feinfühlenden Braminen in Ostindien noch heutzutage, wie vor uralten Zeiten, die Kühe verehren, so ist es für den denkenden Beobachter begreiflich genug, daß Milch und Sahne, und gar die gekernte, ausgequetschte, rein gewaschene, silberglänzend emporquellende Butter etwas Ausgenommenes und Ausnehmendes sei und zum Einnehmen durch ihre Annehmlichkeit bestimmt und auserkohren. Ein Indier hat sich daher gern das Paradies von Butterströmen umflossen gedacht, und in Butter zu baden und zu schwimmen ist diesem hochgebildeten und frommbegeisterten Orientalen eine entzückende Vorstellung. Auch wir weniger ernst gestimmten Europäer nehmen von der Milch gern die Bilder der Reinheit, Weiße, Unschuld und Milde her. So ist es also nicht zu tadeln, sondern im Gegentheil zu loben, wenn in unserm lieben Vaterlande sich auch nach 18 und nach ein Buttercultus erhebt, und unsern geläuterten Zungen das Ranzige, Molkensaure, Scharfe und Herbe jener schlechten Fabrikate verabscheuen lernt, das in Gasthäusern, bei Thee und Kaffee uns oft so störend und dissonirend in die feinsten Gefühle zart gesponnener Geselligkeit hineinschreit und kratzt. Seh ich nun überdies unter meinen Landsleuten einen edlen Wetteifer entstehen, unter wessen Stampfe die gebuttertste Butter, die geblümte Blüte des Nektar hervorgehen wird, so kann ich nur freudig mit den Händen klatschen und Loblieder anstimmen, daß uns auch auf diesem Wege indische Poesie eingeflößt werde. Nur, meine Verehrten, hat dieser Fortschritt der Bildung, wie es denn geschichtlich nicht anders seyn kann, auch seine bedenkliche und selbst gefährliche Seite. Wir stehen gegenwärtig in der großen Waage der Weltgeschichte in der Schaale, die immerdar überzuschwippen und die andere unbillig in die Hohe zu schnellen droht. Was kann ich anders meinen, als jenen Liberalismus, der uns so anlacht, daß es die schärfern Augen für Grinsen und Zähnefletschen erklären? Wir haben unser Vaterland nach einem großen Kampfe wieder gefunden, wir haben uns selbst und unsre heiligsten Rechte dem Feinde abgewonnen; aber seitdem suchen und erschwärmen so Viele unter uns etwas, das keinen Namen hat, und das sie selbst nicht zu bezeichnen wissen. Jener heimathlosen Landläufer, die so wenig Religion, wie Eigenthum und Meinung haben, will ich gar nicht einmal erwähnen, denn sie sind so ranzig, daß die Nennung ihrer Namen diese vor uns stehende goldblühende Butter ungeschmack und abgeschmackt machen konnte. Schlagen wir nun die ungeheuern Blätter der Weltgeschichte auf, so findet unser begeistertes Auge als eine der glänzenden Epoche jene, wie die kleinen Waldcantone der Schweizer aufstehen, ihre tyrannischen Vögte verjagen und erschlagen und sich gegen das 19 mächtige Oestreich in Freiheitsgesinnungen auflehnen. Ihnen gelingt das Wagestück, mehr und mehr Städte und Landschaften schließen sich an, und Oestreichs Ritterheere erliegen, und des übermächtigen prahlenden Burgund Königskrone wird von ihnen, indem sie geschmiedet wird, zertreten. Man hat diese großen Begebenheiten sehr würdig erzählt, und auch nicht verschwiegen, wie die erst Gedrückten hoffärtig und auch oft meuterisch wurden, auch für die böse Sache aufstanden und gegen einander kämpfend manchmal im leeren Schwindel ihr Blut vergossen. Hat man also diese Vorfallenheiten scheinbar vielseitig ergründet, so ist es doch von allen Forschern bisher übersehen worden, daß die Butter großentheils die Ursach dieses Freiheitstaumels war. Noch jetzt verspeist der ächte Oestreicher keine Butter in ihrer natürlichen Gestalt, er hat vielmehr einen Widerwillen gegen dieses Erzeugniß, und die biedern Tiroler, Steirer und Kärnthner schmelzen das gewonnene Produkt sogleich ein, um es für die Dauer in Massen zu bewahren. Daher, daß diese Menschen niemals Butter essen, die unerschütterliche Legitimität dieser Völker. Sehen wir die Nationen der pyrenäischen Halbinsel an, auch nur mit oberflächlichem Blick, so werden wir wenigstens so viel gewahr, daß sie keine Butter verspeisen. Die Olive, die Frucht der Weisheit spendenden Pallas, erhält alle diese südlichen Gemüther schmeidig und fügsam, das Oel macht sie nachgiebig und einsichtsvoll, und sie sind immerdar dem Guten und der Ordnung zugänglich. Aber jene Butter essenden und fabricirenden Holländer und Niederländer führten einen langen, unversöhnlichen Krieg mit diesen Verehrern der Olive. Und gleich ist von Republiken die Rede, von Volksherrschaft, von Niederhaltung des Adels und Denkfreiheit. O meine Werthen, eßt Butterbrot, doch mit Bescheidenheit, mit frommer, einträchtiger Gesinnung. 20 Was hat von je die Engländer so halsstarrig gemacht, allen Neuerungen so zugänglich? daß sie nicht Gesetze und Maschinen genug erfinden können? Von früh bis Abend Butterschnitt, geröstet, gestrichen, getrocknet, gefeuchtet, auf Brot, Kartoffeln, Toast, bei Thee, Kaffee, dem Mittagsmahl, dem Wein. – Wohin in Holstein, Schweden, Norwegen dieser Vorrang der Butter gedrungen ist: da allenthalben Schroffheit, Widerstand, Rechthaberei, Zank. Und wo man dies bösvortreffliche Wesen nicht selbst erzeugt, wird es von Holland und Holstein in die andre unfruchtbare, aber unschuldige Welt hineingesendet. Wahrlich, seit ich hörte, daß man hie und da in Italien angefangen hat, die Butter zu cultiviren, habe ich mich nicht mehr über die vielen Carbonari und geheimen Gesellschaften verwundert. Und wie es in unsern deutschen Landen, den nördlichern vorzüglich, Berlin, Hannover, Hamburg, Leipzig, um sich griff, daß man, wie in England, Thee und immer wieder Thee trank, und dazu fast unermüdet Butterschnitte in den Mund schob, da wußte ich auch, wie viel die Glocke geschlagen hatte. Unsere guten, treuherzigen Voreltern, Bürger, Magistrat und Adel, Gelehrter und Kaufmann, saßen beim Kruge Bier oder ihrem Glase Wein, an hergebrachte Zucht, an alte, ruhige Gedanken gewöhnt. Nun, chinesischen Thee, ostindische Butterverehrung, und alles gegen die alte Ordnung verschworen. Der Instinct und uralte Gesetze bestätigen auch meine Ansicht, oder vielmehr Ueberzeugung. Machte sich ein Patron zu mausig, wollte er weder Gott noch Menschen gehorchen, erkannte er, wie der St. Simonianer, kein Eigenthum an, so setzte man ihn immer, und zuweilen noch jetzt, fest bei Wasser und trocknem Brot. Könnte man es also nur dahin bringen, daß dem Volk die Butter entzogen würde, so wäre mir um das gute Princip der Legitimität nicht weiter bange. Ließe sich es einrichten, 21 vielleicht durch erhöhte Abgaben, daß nur der solide gesetzte Mann, der ächte Aristokrat Butter auf sein Brot streichen könnte, so wäre Europa gerettet. Warum sind nun die Bramanen bei ihrer Butterliebe so fromm und milde? Liegt es vielleicht darin, daß sie niemals das Fleisch der Wesen genießen, die ihnen die rebellische Butter liefern? Der Engländer, Holländer, Schweizer, Holsteiner ißt eher zu viel als zu wenig vom Rindfleische. Bestätigte sich der Argwohn, so sollte man den Unmündigen und Unruhigen vielleicht noch lieber alles Fleisch als die Butter entziehen. Und wunderbar, wie der Instinct wirkt, jene unsichtbare Weisheit, die verhüllte Pallas: haben nicht manche Regierungen schon oft dahin gearbeitet, wie damals unter dem verständigen Ludwig XV., dem gemeinen Manne Fleisch und Butter, nach Gelegenheit selbst das trockne Brot zu entziehen? Das letztere aber, wenn ich meine wahre Meinung sagen soll, heißt die väterliche Milde zu weit treiben. Aber, um mein politisches Glaubensbekenntniß zu schließen: die neuern Republiken haben nichts als Butter und Käse hervorgebracht; dessen haben wir genug; wozu also neue schaffen? Und liefert nicht Parma schon ohne das ziemlich guten Käse? Um aber auch nicht ohne Nutzanwendung gesprochen zu haben, so beschwöre ich Sie alle: achten Sie auf Ihr schwaches menschliches Herz, damit Ihnen nicht böse Gelüste, Zwietracht und demagogischer Hader aus der an sich unschuldigen Butter erwachsen.

Man hatte mir nicht ohne Rührung zugehört, und alle gaben mir die Hand und das feierliche Versprechen, sie wollten in sich gehen und sich beobachten. Am folgenden Morgen brach ich auf, um mich auf die Höhe des Gebirges zu begeben. Man reiset zu Fuß ganz anders als im Wagen; ich meine, man steht mit der sogenannten Natur in 22 einem ganz andern Verhältniß. Der Reisende wird selbst in die Natur mit aufgenommen, und es wird ihm viel leichter, sie nicht als bloße Decoration zu genießen. Immer wollen wir frei und beständig seyn, und doch sind wir mit allem Großen nur einverstanden, wenn wir eins damit werden, darin aufgehen können. Sage ich mir nun auf meinen einsamen Wanderungen die Naturlaute unsers Göthe vor, so bin ich in der wahren Begeisterung handelnd und leidend zugleich, Object und Subject, wie die Gelehrten sagen.

Nur keine Naturschilderungen, wie einige vielgelesene und berühmte Romanciers sie jetzt Mode gemacht haben. Ohne Stimmung ist keine Natur da, und ob der Nebel auf den Bergen oder auf meinem Gemüthe liegt, ist dasselbe. Diese zusammengesuchte Mosaik ist eben so lästig, wie die gelehrte Kleiderbeschreibung der Personen, oft der unbedeutenden. Man sieht nicht vor lauter Sehen, wie in manchen neumodischen Stuben, die nur aus Fenstern bestehen. Heilig und zart ist der Umgang mit der Natur, und sie spricht nicht in allen Stunden zu uns; aber wenn sie redselig ist, ist es auch das Lieblichste, was unsere Seele vernimmt.

Wie war es aber mit dem alten Schulmeister? Er wollte eben jenes alte Gedicht zu Fidibus und allerhand Düten zerreißen und zerschneiden. Ich habe selbst daran gearbeitet, sagte er in seinem Eifer, folglich steht mir auch das Recht zu, alles damit vorzunehmen, was mir nur gefällt. Das kleine Buch hat mir schon tausendfältigen Verdruß gemacht. Ein altdeutscher Professor, wie er sich nannte, war vor anderthalb Jahren hier; ich glaube gar, er hat durch Sie von mir und meinem Buch erfahren. Der meinte, ich sei der größte Sünder auf Erden, daß ich die alte Fabel nicht buchstäblich so gelassen habe, wie ich sie vorgefunden, mit allen Schreibfehlern und unbegreiflichen Stellen, auch 23 die Lücken, wo Würmer in das Papier hinein gefressen hatten, wo Wasser ganze Stellen Moder erregt und viele Zeilen herausgefallen waren. Es half mir nichts, daß ich ausrief: Mein Herr Professor! ich habe das Büchel schon in meiner Jugend von einem uralten Priester erhalten, der hatte es schon völlig ruinirt, wie Sie es nennen würden; denn er hatte fast alle Reime schon in Prosa verändert und willkürlich weggelassen, was er nicht verstand, und hinzugesetzt, wo ihm etwas zu fehlen schien. Er, der Geistliche, wollte mich überreden, daß es jener reimende Poet aus dem sechszehnten Jahrhundert gewiß schon eben so gemacht habe. Nun war aber dieser mein alter geistlicher Herr ein wirklich unausstehlicher Mann, so fromm und gut er übrigens auch seyn mochte. Er schrieb noch jenen fatalen Kanzleistyl, von dem uns der alte Gottsched erlöste, dabei war der Priester noch in seinem hohen Alter ganz voll von Paracelsus, Jakob Böhme und Leuten dieses Gelichters. In der Jugend soll er nun gar ganz fanatisch diesen Schwärmern ergeben gewesen seyn. Nun hatte der Mensch (verzeih' mir der Himmel die Sünde, daß ich einen ordinirten würdigen Priester so nenne) allen diesen Unsinn in das Gedicht hineingebracht. Wie mir der Selige nun schon vor funfzig Jahren sein Opus schenkte, dankte ich ihm zwar herzlich und hatte auf der einen Seite meine Freude an der hübschen Erzählung, auf der andern aber hatte ich auch großen Verdruß an alle dem unchristlichen Aberglauben. So las ich halb in Aerger, halb mit Vergnügen; die Sache war ergötzlich und durch den abscheulichen Styl doch eigentlich auch wieder langweilig, Vieles verstand ich gar nicht; wo der Mann die alten Verse noch abgeschrieben hatte, mochten sie auch wohl ganz unrichtig und ihm selber unverständlich gewesen seyn: kurz dies mixtum compositum von Aberwitz und Poesie, nachdem ich 24 es etlichemal durchgelesen hatte, ward von mir in den Winkel geworfen, dann verkramt, es gerieth unter alten Plunder an eine feuchte Stelle, wo der Regen durch das Fenster schlug, und als ich vor ungefähr zehn Jahren auf den Gedanken gerieth, meiner seligen Frau an einem stürmischen Winterabend die Schnurre vorzulesen, fand ich das Manuscript im erbarmungswürdigsten Zustande wieder. Sie kennen gewiß die eigne Erscheinung an Büchern, wenn sich die Nässe hineingefressen hat, und halbe Seiten bei der Berührung in bläulicher Verwesung zerfallen. Dazu hatten sich einige Mäuse, die ich sonst in meiner Wohnung niemals dulde, darüber gemacht und manche der wichtigsten Stellen zernagt. Wollte ich also das ganz verstörte Wesen meiner Frau mittheilen, so mußte ich emendiren und neu erschaffen, was ich denn auch nach meinen geringen Fähigkeiten ins Werk gerichtet habe. – Der eigensinnige Professor war aber mit allen diesen Erklärungen noch nicht zufrieden und meinte, das Geschreibsel, wie es jetzt da liege, sei keinen Heller mehr werth. Ich verschmerzte diese Beleidigung, denn ohne mich waren die Bogen ganz verloren. – Nachher kam ein anderer Alterthumsforscher, oder Grammatikus, oder was er seyn mochte, blätterte und warf die Schreiberei verächtlich hin. Unsinn! rief er aus; das ganze Ding, mein lieber Schulmeister, rührt ganz und gar, Erfindung und Styl, von Ihnen her. Aus dem Mittelalter? Uebergearbeitet von einem Meistersänger? Auch kein Geruch, kein Atom früherer Jahrhunderte. Farbe, Styl, Ausschmückung, Alles ganz modern; dazu die ungeheuern Anachronismen! Nirgend wird Phelle, Kürsitt, Zimier, Zindel oder dergleichen nur erwähnt, weil der Ignorant diese Dinge nie hatte nennen hören. – Auch dieser grobe Mann verließ mich zornig, und ich mußte gelassen zurückbleiben. Was Anachronismen und 25 Kleidungsstücke! In einem träumerischen Mährchen, welches nur ergötzen soll! Ich habe in neuern Büchern, die mir der Professor von unten geliehen hat, nur zu viele und umständliche Kleiderbeschreibungen gelesen. – Seitdem habe ich das Büchel fast vergessen. Ein ältlicher Offizier rief mir es vorigen Sommer wieder ins Gedächtniß. Er stellte sich sehr begierig darnach, nannte es einen unbezahlbaren Schatz und setzte sich mit Degen und Ueberrock gleich an jenen Tisch, um es zu studiren. Er las sehr eifrig, und ich fühlte mich geschmeichelt, in meiner Stube doch endlich einmal einen ächten Bewunderer zu haben. Er las lange, als er geendigt hatte, setzte er hier in der Stube seinen Hut auf und sagte kalt und feierlich: Mein Herr! ist es Unwissenheit oder absichtliche Bosheit, daß in dem ganzen Poem nichts vom Christenthum vorkommt? Nicht ein einziges Mal, ich habe genau darauf Acht gegeben, wird der Name Christi genannt. Ich war erstaunt und replicirte etwas verblüfft: Gnädiger Herr Kriegsobrister, das Ding ist, was unsere Vorfahren eine Mähr, späterhin Mährlein, wir jetzt noch mit unbedeutenderm Ton ein Mährchen betiteln. – Was da! rief der erzürnte Mann; ohne den Heiland sind wir ein Nichts, es giebt keine Ergötzung, wenn sie nicht mittelbar zur Andacht und zum Glauben führt. Das Heilige, das Edle, Religiöse, Legitime, Hohe und Ewige muß jetzt mehr als je bestätigt werden, weil die Zeit eine ruchlose ist und ihre Jünger Alles zu zerstören suchen. Wer nicht für mich ist, ist wider mich, spricht die ewige Wahrheit. Alles muß in dieses universelle und höchste Bedürfniß einklingen. Früher fanden solche Schriften, zuweilen auch ihre Urheber, den Scheiterhaufen, als Ergänzung ihrer Unthat. Einen bösartigen Dichter ins Feuer werfen, ist unsrer Zeit nicht angemessen; aber daß man die Lästerer des Heiligen festnimmt, ist nicht unbillig. – 26 Und ein solcher Mann ist hier Schulmeister! soll Knaben und Mädchen des Christenthums fähig machen! Ich will schweigen, und das ist vielleicht schon mehr, als ich vor dem ewigen Richterstuhl verantworten kann.

Nun war ich ganz verdrüßlich. Das fehlte mir noch, daß mich die Scharteke einmal um Amt und Brot brächte. – Seitdem lag das Zeug vergessen und nicht angesehen da kommt im Spätherbst ein junger Jäger und miethet sich bei mir ein. Er sucht nach Papier, um Kartätschen, Cartuchen oder Patronen zu machen (ich weiß nicht, wie man's nennt), und findet das Büchel. Ich bedachte mich doch etwas, ob ich es ihm zum Pulverbedarf so unbedingt übergeben sollte. Es war kein rechtes Jagdwetter, und der junge Mensch, eine wilde Hummel, der sich mit keinem Vorgesetzten vertragen konnte, fing an zu lesen. Donnerwetter! rief er in seiner ungezogenen Manier, – Alter! was seid Ihr zurück und so ganz und durchaus dumm geblieben! Was, Mensch, Ihr glaubt an Herkommen, König, Adel und dergleichen? Ihr wißt es gar nicht, daß wir Liberalen alles das Zeug längst abgeschafft haben? Das sind ja Feudalgedanken, und Ihr sprecht und schreibt wie ein leibeigner Knecht, wie ein Sklave. Kaum taugen solche Zettel, daß sich ein edler Selbstdenker Fidibus daraus macht. So riß er auch gleich ein Blatt heraus, und zündete seine Jägerpfeife damit an. Ich war eben nicht sehr böse; als er aber ausgegangen war, legte ich das Buch doch wieder an seinen alten Platz. Er muß es freilich nachher wieder gefunden haben, denn nachdem er uns verlassen hatte, fand ich es so verstümmelt, wie es jetzt ist, indem viele Blätter fehlen.

Bei dieser Stimmung des alten Schulmeisters ward es mir nicht schwer, einen Handel mit ihm abzuschließen, den er für einen vortheilhaften erkannte. Ich las das Manuscript 27 und es erschien mir viel anders, wie vor mehreren Jahren. Jene Stimmung war mir verschwunden, und da ich den Inhalt fast ganz vergessen hatte, so las ich es jetzt kritisch, um mir das Wesentliche einzuprägen. War es den vorigen Rezensenten nicht gelehrt genug oder zu wenig christlich gewesen, hatte der letzte den Mangel liberaler Gesinnungen zu scharf getadelt, so stieß ich mich an dem Kunterbunten der Schreibart; bald war sie neu, bald alt, bald kamen Reime, und die Rede ging dann wieder unmittelbar in weitschweifige Prosa über. Schilderungen waren vermieden, dagegen triviale Reflexionen und Nutzanwendungen gewaltsam herbeigeschleppt. Am anstößigsten war mir aber, daß der neuste Umarbeiter die Figur eines Schulmeisters nicht nur zu sehr hervorgehoben, sondern mit einer unerlaubt zärtlichen Vorliebe bearbeitet hat. Dieser Mann war in der Schilderung Dasjenige, was der sinnige Leser so oft das höchste Ideal von Edelmuth nennt, indem ein solches Subject sich immerdar ohne Noth aufopfert, ungefragt die herrlichsten Lehren weitläufig ertheilt, mit dem Ersten Besten sein letztes Brot theilt, und grob wird, wenn dieser ihm nach Gelegenheit seine Armuth erleichtern will.

Wie ich also abzuschreiben anfing, stellte sich im Copiren wie von selbst die neue Bearbeitung ein. Vielleicht meint die Welt und die gelehrte Gesellschaft, Alles sei ganz und neu von mir gedichtet; dem ist aber nicht so. Doch was kümmern mich hier im einsamen schönen Gebirge die kritischen Urtheile? 28



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