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31. Kapitel / Chapter 31

In dem Joseph Sedley die Schwester in seine Obhut nimmt / In Which Jos Sedley Takes Care of His Sister

Da nun alle höheren Offiziere anderswo ihrer Dienstpflicht nachgingen, blieb Joseph Sedley als Oberbefehlshaber der kleinen Kolonie in Brüssel zurück. Seine Garnison bestand aus der leidenden Amelia, seinem belgischen Diener Isidor und der Zofe, die Mädchen für alles im Haushalt war. Obgleich Josephs Geist beunruhigt war und Dobbins Eindringen und die morgendlichen Vorfälle seine Nachtruhe gestört hatten, blieb er, sich schlaflos hin und her wälzend, doch noch ein paar Stunden bis zu seiner üblichen Aufstehzeit im Bett. Die Sonne stand bereits hoch am Himmel, und unsere tapferen Freunde vom ...ten Regiment hatten auf ihrem Marsch bereits einige Meilen zurückgelegt, ehe der Zivilist in seinem geblümten Schlafrock beim Frühstück erschien.

 

Thus all the superior officers being summoned on duty elsewhere, Jos Sedley was left in command of the little colony at Brussels, with Amelia invalided, Isidor, his Belgian servant, and the bonne, who was maid-of-all-work for the establishment, as a garrison under him. Though he was disturbed in spirit, and his rest destroyed by Dobbin’s interruption and the occurrences of the morning, Jos nevertheless remained for many hours in bed, wakeful and rolling about there until his usual hour of rising had arrived. The sun was high in the heavens, and our gallant friends of the — th miles on their march, before the civilian appeared in his flowered dressing-gown at breakfast.

Georges Abwesenheit bereitete seinem Schwager keinen Kummer. Vielleicht war Joe innerlich sogar froh darüber, daß Osborne fort war; denn solange George da war, hatte sein Schwager im Haus nur eine untergeordnete Rolle gespielt. Osborne hatte nie mit seiner Verachtung gegenüber dem dicken Zivilisten hinter dem Berg gehalten. Emmy dagegen war stets nett und aufmerksam zu ihm. Sie war es, die sich um seine Bequemlichkeit kümmerte, die die Zubereitung seiner Lieblingsgerichte überwachte, die mit ihm spazierenging oder –fuhr (wozu sie oft, allzuoft Gelegenheit hatte, denn wo war George?) und sich mit ihrem süßen, freundlichen Gesicht zwischen Josephs Zorn und ihres Mannes Verachtung stellte. Sie war bei George oft für ihren Bruder eingetreten. Ihr Mann aber fertigte diese Bitten immer schneidend kurz ab. »Ich bin ein ehrlicher Mann«, sagte er, »und nehme wie jeder ehrliche Mann nie ein Blatt vor den Mund. Wie, zum Teufel, kannst du von mir verlangen, meine Liebe, daß ich mich gegen einen Narren wie deinen Bruder achtungsvoll benehme?« Joe war also über Georges Abwesenheit wirklich erfreut. Der Anblick von Georges Hut und Handschuhen auf einem Seitentisch und der Gedanke, daß ihr Besitzer nicht mehr da war, bereiteten Joseph weiß der Himmel was für ein geheimes Vergnügen. Der mit seiner Stutzermiene und seiner Unverschämtheit wird mich jedenfalls heute morgen nicht ärgern, dachte Joseph.

 

About George’s absence, his brother-in-law was very easy in mind. Perhaps Jos was rather pleased in his heart that Osborne was gone, for during George’s presence, the other had played but a very secondary part in the household, and Osborne did not scruple to show his contempt for the stout civilian. But Emmy had always been good and attentive to him. It was she who ministered to his comforts, who superintended the dishes that he liked, who walked or rode with him (as she had many, too many, opportunities of doing, for where was George?) and who interposed her sweet face between his anger and her husband’s scorn. Many timid remonstrances had she uttered to George in behalf of her brother, but the former in his trenchant way cut these entreaties short. “I’m an honest man,” he said, “and if I have a feeling I show it, as an honest man will. How the deuce, my dear, would you have me behave respectfully to such a fool as your brother?” So Jos was pleased with George’s absence. His plain hat, and gloves on a sideboard, and the idea that the owner was away, caused Jos I don’t know what secret thrill of pleasure. “ He won’t be troubling me this morning,” Jos thought, “with his dandified airs and his impudence.”

»Bringen Sie den Hut des Hauptmanns ins Vorzimmer«, befahl er dem Diener Isidor.

 

“Put the Captain’s hat into the ante-room,” he said to Isidor, the servant.

»Vielleicht braucht er ihn nicht mehr«, erwiderte der Lakai und warf seinem Herrn einen schlauen Blick zu. Er konnte George auch nicht leiden, da dieser ihn stets mit echt englischer Anmaßung behandelt hatte.

 

“Perhaps he won’t want it again,” replied the lackey, looking knowingly at his master. He hated George too, whose insolence towards him was quite of the English sort.

»Und fragen Sie bitte, ob Madame zum Frühstück kommt«, sagte Mr. Sedley majestätisch, da er etwas beschämt war, sich mit einem Diener über das Thema seiner Abneigung gegen George unterhalten zu haben. Dabei hatte er aber schon einige dutzendmal vorher in Gegenwart des Bedienten auf seinen Schwager geschimpft.

 

“And ask if Madame is coming to breakfast,” Mr. Sedley said with great majesty, ashamed to enter with a servant upon the subject of his dislike for George. The truth is, he had abused his brother to the valet a score of times before.

Ach! Madame konnte nicht zum Frühstück kommen und die tartines zurechtmachen, die Joseph so sehr liebte. Madame war viel zu krank und befand sich seit dem Abschied von ihrem Mann in einem entsetzlichen Zustand, berichtete ihre Zofe. Joe bewies seine Sympathie, indem er eine große Tasse Tee für sie einschenkte. Das war so seine Art, seine Zuneigung zum Ausdruck zu bringen. Er ging sogar noch weiter, denn er schickte ihr nicht nur das Frühstück hinein, sondern zerbrach sich auch noch den Kopf darüber, welche Delikatessen sie wohl am liebsten zu Mittag essen würde.

 

Alas! Madame could not come to breakfast, and cut the tartines that Mr. Jos liked. Madame was a great deal too ill, and had been in a frightful state ever since her husband’s departure, so her bonne said. Jos showed his sympathy by pouring her out a large cup of tea It was his way of exhibiting kindness: and he improved on this; he not only sent her breakfast, but he bethought him what delicacies she would most like for dinner.

Isidor, der Diener, hatte äußerst verdrießlich ausgesehen, als Osbornes Bursche das Gepäck seines Herrn vor dem Abmarsch in Ordnung brachte, denn einmal haßte er Mr. Osborne, der sich gegen ihn und alle Untergebenen in der Regel sehr hochfahrend benahm (denn auf dem Kontinent lassen sich die Dienstboten nicht so unverschämt behandeln wie unsere geduldigeren englischen Bedienten), und zum anderen ärgerte es ihn, daß so viele wertvolle Sachen aus seiner Reichweite gebracht wurden und anderen Leuten in die Hände fallen würden, wenn die Engländer besiegt wären. An dieser Niederlage zweifelten weder er noch viele andere Leute in Brüssel und Belgien auch nur im geringsten. Man glaubte allgemein, der Kaiser würde die preußische und die englische Armee trennen und beide nebeneinander vernichten und binnen drei Tagen in Brüssel einmarschieren. Dann würden seine jetzigen Herren getötet oder gefangengenommen werden oder flüchten, und ihre ganze bewegliche Habe würde von Rechts wegen Monsieur Isidor zufallen.

 

Isidor, the valet, had looked on very sulkily, while Osborne’s servant was disposing of his master’s baggage previous to the Captain’s departure: for in the first place he hated Mr. Osborne, whose conduct to him, and to all inferiors, was generally overbearing (nor does the continental domestic like to be treated with insolence as our own better-tempered servants do), and secondly, he was angry that so many valuables should be removed from under his hands, to fall into other people’s possession when the English discomfiture should arrive. Of this defeat he and a vast number of other persons in Brussels and Belgium did not make the slightest doubt. The almost universal belief was, that the Emperor would divide the Prussian and English armies, annihilate one after the other, and march into Brussels before three days were over: when all the movables of his present masters, who would be killed, or fugitives, or prisoners, would lawfully become the property of Monsieur Isidor.

Während der treue Diener Joseph bei seiner mühsamen und komplizierten täglichen Toilette half, überlegte er, was er mit den Gegenständen anfangen würde, mit denen er im Augenblick die Person seines Herrn schmückte. Die silbernen Essenzfläschchen und den anderen Toilettentand würde er einer jungen Dame, die er liebte, schenken. Die englischen Messer dagegen und die große Rubinnadel wollte er selbst behalten. Die Nadel mußte sich auf einem der feinen Hemden mit Krause wunderschön ausnehmen. Zusammen mit der goldbebänderten Mütze und dem bordierten Rock, den er leicht für sich ändern lassen könnte, des Hauptmanns Spazierstock mit dem goldenen Knauf und dem großen doppelten Rubinring, aus dem sich zwei prachtvolle Ohrringe fertigen ließen, würde das seiner Meinung nach aus ihm einen vollkommenen Adonis machen und Mademoiselle Reine eine leichte Beute werden. Wie gut mir diese Manschettenknöpfe stehen werden, dachte er, als er ein Paar an den dicken, schwammigen Handgelenken von Mr. Sedley befestigte. Ich sehne mich nach Manschettenknöpfen. Und corbleu, welches Aufsehen werden des Hauptmanns Stiefel nebenan mit den Messingsporen in der Allée-verte erregen! Während Monsieur Isidor mit seinen leibhaftigen Fingern die Nase seines Herrn hielt und Josephs untere Gesichtspartie rasierte, flog die Phantasie des Dieners der grünen Allee zu. Er sah sich schon im bordierten Rock mit Manschetten und Spitzen in Gesellschaft von Mademoiselle Reine. Im Geist schlenderte er am Kanal entlang und musterte die Barken, die im kühlen Schatten der Uferbäume langsam dahinfuhren, oder er erfrischte sich mit einem Krug Bier auf der Bank eines Gasthauses, unterwegs nach Laeken.

 

As he helped Jos through his toilsome and complicated daily toilette, this faithful servant would calculate what he should do with the very articles with which he was decorating his master’s person. He would make a present of the silver essence-bottles and toilet knicknacks to a young lady of whom he was fond; and keep the English cutlery and the large ruby pin for himself. It would look very smart upon one of the fine frilled shirts, which, with the gold-laced cap and the frogged frock coat, that might easily be cut down to suit his shape, and the Captain’s gold-headed cane, and the great double ring with the rubies, which he would have made into a pair of beautiful earrings, he calculated would make a perfect Adonis of himself, and render Mademoiselle Reine an easy prey. “How those sleeve-buttons will suit me!” thought he, as he fixed a pair on the fat pudgy wrists of Mr. Sedley. “I long for sleeve-buttons; and the Captain’s boots with brass spurs, in the next room, corbleu! what an effect they will make in the Allee Verte!” So while Monsieur Isidor with bodily fingers was holding on to his master’s nose, and shaving the lower part of Jos’s face, his imagination was rambling along the Green Avenue, dressed out in a frogged coat and lace, and in company with Mademoiselle Reine; he was loitering in spirit on the banks, and examining the barges sailing slowly under the cool shadows of the trees by the canal, or refreshing himself with a mug of Faro at the bench of a beer-house on the road to Laeken.

Aber zum Glück für Mr. Joseph Sedleys eigenen Frieden wußte er ebensowenig, was im Kopf seines Dieners vorging, wie der verehrte Leser und ich erraten können, was John oder Mary, die bei uns in Lohn und Brot stehen, von uns denken. Was unsere Dienstboten von uns denken! Wüßten wir, was unsere engsten Freunde und unsere lieben Verwandten von uns denken, so würden wir die Welt, in der wir leben, sehr gerne verlassen und befänden uns in einem Zustand ewigen Schreckens, der unerträglich wäre. Josephs Bedienter zeichnete also schon sein Opfer, wie man in der Leadenhall Street beobachten kann, wie ein Angestellter von Mr. Paynter eine ahnungslose Schildkröte mit einem Zettel ziert, worauf geschrieben steht: »Morgen zur Suppe«.

 

But Mr. Joseph Sedley, luckily for his own peace, no more knew what was passing in his domestic’s mind than the respected reader, and I suspect what John or Mary, whose wages we pay, think of ourselves. What our servants think of us! — Did we know what our intimates and dear relations thought of us, we should live in a world that we should be glad to quit, and in a frame of mind and a constant terror, that would be perfectly unbearable. So Jos’s man was marking his victim down, as you see one of Mr. Paynter’s assistants in Leadenhall Street ornament an unconscious turtle with a placard on which is written, “Soup to-morrow.”

Amelias Zofe war viel weniger selbstsüchtig gesinnt. Diesem freundlichen, sanften Geschöpf konnten nur wenige Untergebene nahekommen, ohne ihr einen Tribut an Ergebenheit und Anhänglichkeit für ihr nettes und liebevolles Wesen zu zahlen. Und tatsächlich tröstete Pauline, die Köchin, ihre Gebieterin mehr als sonst jemand, den sie an diesem unglückseligen Morgen sah, denn als das ehrliche Mädchen bemerkte, daß Amelia noch stundenlang, nachdem die Bajonette der abmarschierenden Truppen verschwunden waren, starr und stumm und verstört am Fenster saß, von dem sie ihnen nachgeblickt hatte, ergriff sie die Hand der Dame und sagte: »Tenez, Madame, est-ce qu'il n'est pas aussi à l'armée, mon homme à moi?« Sie brach in Tränen aus, und Amelia fiel ihr, ebenfalls weinend, in die Arme, und sie bemitleideten und trösteten sich gegenseitig.

 

Amelia’s attendant was much less selfishly disposed. Few dependents could come near that kind and gentle creature without paying their usual tribute of loyalty and affection to her sweet and affectionate nature. And it is a fact that Pauline, the cook, consoled her mistress more than anybody whom she saw on this wretched morning; for when she found how Amelia remained for hours, silent, motionless, and haggard, by the windows in which she had placed herself to watch the last bayonets of the column as it marched away, the honest girl took the lady’s hand, and said, Tenez, Madame, est-ce qu’il n’est pas aussi a l’armee, mon homme a moi? with which she burst into tears, and Amelia falling into her arms, did likewise, and so each pitied and soothed the other.

Mehrmals im Laufe des Vormittags ging Mr. Josephs Isidor in die Stadt zu den Türen der Hotels und Pensionen rund um den Park, wo die Engländer zusammengekommen waren. Dort mischte er sich unter die anderen Kammerdiener, Kuriere und Lakaien, sammelte alle Neuigkeiten, die in Umlauf waren, und hinterbrachte die Berichte seinem Herrn. Fast alle diese Ehrenmänner standen innerlich auf der Seite des Kaisers und hatten ihre eigenen Ansichten über die baldige Beendigung des Feldzuges. Die Proklamation des Kaisers aus Avesnes war in Brüssel überall in großen Mengen verbreitet worden. »Soldaten«, hieß es darin, »es ist der Jahrestag von Marengo und Friedland, an dem das Geschick Europas zweimal entschieden wurde. Damals, wie auch nach Austerlitz und Wagram, waren wir zu großmütig. Wir glaubten an die Schwüre und Versprechungen von Fürsten, die wir auf ihrem Thron beließen. Laßt uns noch einmal gegen sie marschieren. Wir und sie – sind es nicht immer noch dieselben? Soldaten! Dieselben Preußen, die jetzt so anmaßend sind, standen uns bei Jena in dreifacher Überzahl und in Montmirail sogar in sechsfacher gegenüber. Diejenigen unter euch, die Gefangene in England waren, können ihren Kameraden erzählen, welchen fürchterlichen Quälereien sie auf den englischen Schiffen ausgesetzt waren. Die Wahnsinnigen! Ein Augenblick des Glücks hat sie verblendet, und wenn sie jemals in Frankreich einmarschieren, dann nur, um dort ihr Grab zu finden!« Die Anhänger der Franzosen prophezeiten jedoch den Feinden des Kaisers ein noch schnelleres Ende, und man war sich einig, daß die Preußen und Briten nie zurückkommen würden, es sei denn als Gefangene im Gefolge der siegreichen Armee.

 

Several times during the forenoon Mr. Jos’s Isidor went from his lodgings into the town, and to the gates of the hotels and lodging-houses round about the Parc, where the English were congregated, and there mingled with other valets, couriers, and lackeys, gathered such news as was abroad, and brought back bulletins for his master’s information. Almost all these gentlemen were in heart partisans of the Emperor, and had their opinions about the speedy end of the campaign. The Emperor’s proclamation from Avesnes had been distributed everywhere plentifully in Brussels. “Soldiers!” it said, “this is the anniversary of Marengo and Friedland, by which the destinies of Europe were twice decided. Then, as after Austerlitz, as after Wagram, we were too generous. We believed in the oaths and promises of princes whom we suffered to remain upon their thrones. Let us march once more to meet them. We and they, are we not still the same men? Soldiers! these same Prussians who are so arrogant to-day, were three to one against you at Jena, and six to one at Montmirail. Those among you who were prisoners in England can tell their comrades what frightful torments they suffered on board the English hulks. Madmen! a moment of prosperity has blinded them, and if they enter into France it will be to find a grave there!” But the partisans of the French prophesied a more speedy extermination of the Emperor’s enemies than this; and it was agreed on all hands that Prussians and British would never return except as prisoners in the rear of the conquering army.

Diese Meinungen wurden im Laufe des Tages Mr. Sedley mitgeteilt, damit sie bei ihm ihre Wirkung tun könnten. Man erzählte ihm, der Herzog von Wellington hätte versucht, seine Armee wieder zu sammeln, da der Vormarsch in der vergangenen Nacht vereitelt worden sei.

 

These opinions in the course of the day were brought to operate upon Mr. Sedley. He was told that the Duke of Wellington had gone to try and rally his army, the advance of which had been utterly crushed the night before.

»Vereitelt, pah!« sagte Joseph, der während des Frühstücks sehr mutig war. »Der Herzog wird den Kaiser schlagen, wie er zuvor alle seine Generale geschlagen hat.«

 

“Crushed, psha!” said Jos, whose heart was pretty stout at breakfast-time. “The Duke has gone to beat the Emperor as he has beaten all his generals before.”

»Seine Papiere sind verbrannt, seine Sachen fortgeschafft, und sein Quartier wird für den Herzog von Dalmatien hergerichtet«, erwiderte Josephs Berichterstatter. »Ich habe es von seinem eigenen maitre d'hôtel. Die Leute vom Herzog von Richmond packen schon alles ein. Seine Gnaden sind bereits geflohen, und die Herzogin wartet nur noch, bis das Silber verpackt ist, und geht dann nach Ostende zum König von Frankreich.«

 

“His papers are burned, his effects are removed, and his quarters are being got ready for the Duke of Dalmatia,” Jos’s informant replied. “I had it from his own maitre d’hotel. Milor Duc de Richemont’s people are packing up everything. His Grace has fled already, and the Duchess is only waiting to see the plate packed to join the King of France at Ostend.”

»Der König von Frankreich ist in Gent, Kerl«, entgegnete Joseph mit einem Versuch, sich ungläubig zu stellen.

 

“The King of France is at Ghent, fellow,” replied Jos, affecting incredulity.

»Er ist in der letzten Nacht nach Brügge geflohen und schifft sich heute in Ostende ein. Der Herzog von Berry ist gefangen. Wer sich in Sicherheit bringen will, sollte lieber bald gehen, denn morgen sollen die Deiche geöffnet werden – und wer kann dann noch fliehen, wenn das ganze Land überschwemmt ist?«

 

“He fled last night to Bruges, and embarks today from Ostend. The Duc de Berri is taken prisoner. Those who wish to be safe had better go soon, for the dykes will be opened to-morrow, and who can fly when the whole country is under water?”

»Unsinn, wir sind in dreifacher Überzahl gegen jede Macht, die Bony aufbringen kann«, wandte Mr. Sedley ein, »die Österreicher und Russen sind schon auf dem Marsch. Er muß, er wird besiegt werden«, sagte Joseph und schlug mit der Hand auf den Tisch.

 

“Nonsense, sir, we are three to one, sir, against any force Boney can bring into the field,” Mr. Sedley objected; “the Austrians and the Russians are on their march. He must, he shall be crushed,” Jos said, slapping his hand on the table.

»Die Preußen waren auch in dreifacher Überzahl bei Jena, und doch vernichtete er ihre Armee und eroberte das Reich in einer Woche. Sie waren sechsmal soviel in Montmirail, und doch trieb er sie wie Schafe auseinander. Es stimmt schon, daß die österreichische Armee im Anzug ist, aber mit der Kaiserin und dem König von Rom an der Spitze. Und die Russen, pah! Die Russen werden sich zurückziehen. Den Engländern wird man kein Pardon geben, weil sie sich so grausam gegen unsere Tapferen auf den abscheulichen Schiffen aufgeführt haben. Schauen Sie her, hier steht es schwarz auf weiß. Das ist die Proklamation Seiner Majestät des Kaisers und Königs«, sagte Isidor, der sich jetzt offen als Anhänger Napoleons erklärte. Er zog das Dokument aus der Tasche und hielt es mit strenger Miene seinem Herrn vors Gesicht. Dabei blickte er auf den bordierten Rock und die Wertsachen als auf seine Kriegsbeute.

 

“The Prussians were three to one at Jena, and he took their army and kingdom in a week. They were six to one at Montmirail, and he scattered them like sheep. The Austrian army is coming, but with the Empress and the King of Rome at its head; and the Russians, bah! the Russians will withdraw. No quarter is to be given to the English, on account of their cruelty to our braves on board the infamous pontoons. Look here, here it is in black and white. Here’s the proclamation of his Majesty the Emperor and King,” said the now declared partisan of Napoleon, and taking the document from his pocket, Isidor sternly thrust it into his master’s face, and already looked upon the frogged coat and valuables as his own spoil.

Joseph verspürte zwar noch keine ernste Furcht, war aber doch beträchtlich beunruhigt. »Geben Sie mir Rock und Mütze und folgen Sie mir«, sagte er. »Ich will selbst gehen und mich überzeugen, ob etwas Wahres an diesen Gerüchten ist.« Isidor war wütend, als Joseph den bordierten Rock anzog. »Der gnädige Herr sollte den Soldatenrock lieber nicht tragen«, sagte er, »die Franzosen haben geschworen, keinem einzigen britischen Soldaten Pardon zu geben.«

 

Jos was, if not seriously alarmed as yet, at least considerably disturbed in mind. “Give me my coat and cap, sir, said he, “and follow me. I will go myself and learn the truth of these reports.” Isidor was furious as Jos put on the braided frock. “Milor had better not wear that military coat,” said he; “the Frenchmen have sworn not to give quarter to a single British soldier.”

»Halten Sie 's Maul, Kerl!« sagte Joe, immer noch mit entschlossener Miene, und stieß mit unbezwingbarem Mut einen Arm in den Rockärmel. Bei dieser heroischen Tat wurde er von Mrs. Rawdon Crawley überrascht, die gerade in dem Augenblick, ohne an der Vorzimmertür zu läuten, eingetreten war, um Amelia zu besuchen.

 

“Silence, sirrah!” said Jos, with a resolute countenance still, and thrust his arm into the sleeve with indomitable resolution, in the performance of which heroic act he was found by Mrs. Rawdon Crawley, who at this juncture came up to visit Amelia, and entered without ringing at the antechamber door.

Rebekka war wie gewöhnlich ungemein nett und elegant gekleidet. Der ruhige Schlummer nach Rawdons Weggang hatte sie erfrischt, und der Anblick ihrer lächelnden rosigen Wangen in einer Stadt und an einem Tage, wo sich auf allen Gesichtern die größte Angst und Unruhe spiegelte, tat wohl. Sie lachte über die Stellung, in der sie Joe antraf, und über seine krampfhaften Bemühungen, sich in den bordierten Rock zu zwängen.

 

Rebecca was dressed very neatly and smartly, as usual: her quiet sleep after Rawdon’s departure had refreshed her, and her pink smiling cheeks were quite pleasant to look at, in a town and on a day when everybody else’s countenance wore the appearance of the deepest anxiety and gloom. She laughed at the attitude in which Jos was discovered, and the struggles and convulsions with which the stout gentleman thrust himself into the braided coat.

»Treffen Sie Anstalten, sich der Armee anzuschließen, Mr. Joseph?« fragte sie. »Bleibt denn niemand in Brüssel zurück, um uns arme Frauen zu schützen?« Unterdessen war es Joe gelungen, sich in seinen Rock zu klemmen. Er trat auf seine hübsche Besucherin zu und stotterte tief errötend ein paar Entschuldigungen hervor. Wie sie sich denn nach den Ereignissen des Morgens und den Anstrengungen des Balls abends zuvor fühle? Monsieur Isidor verschwand mit dem geblümten Schlafrock im anstoßenden Schlafzimmer seines Herrn.

 

“Are you preparing to join the army, Mr. Joseph?” she said. “Is there to be nobody left in Brussels to protect us poor women?” Jos succeeded in plunging into the coat, and came forward blushing and stuttering out excuses to his fair visitor. “How was she after the events of the morning — after the fatigues of the ball the night before?” Monsieur Isidor disappeared into his master’s adjacent bedroom, bearing off the flowered dressing-gown.

»Wie nett von Ihnen, sich danach zu erkundigen«, sagte sie und drückte seine Hand zwischen ihren beiden. »Wie kaltblütig und gefaßt sehen Sie doch aus, während alle anderen vor Angst umkommen! Wie geht es unserer lieben kleinen Emmy? Es muß ein schrecklicher, schrecklicher Abschied gewesen sein.«

 

“How good of you to ask,” said she, pressing one of his hands in both her own. “How cool and collected you look when everybody else is frightened! How is our dear little Emmy? It must have been an awful, awful parting.”

»Ja, furchtbar«, sagte Joseph.

 

“Tremendous,” Jos said.

»Ihr Männer könnt doch alles ertragen«, erwiderte die Dame. »Trennung und Gefahren bedeuten euch nichts. Geben Sie nur zu, daß Sie beabsichtigt haben, sich der Armee anzuschließen und uns unserem Schicksal zu überlassen. Ich weiß, daß Sie das tun wollten, irgend etwas sagt es mir. Ich war so erschrocken, als mir der Gedanke kam (denn manchmal, wenn ich allein bin, denke ich an Sie, Mr. Joseph!). Ich bin gleich losgelaufen, um Sie zu bitten und anzuflehen, uns doch hier nicht im Stich zu lassen.«

 

“You men can bear anything,” replied the lady. “Parting or danger are nothing to you. Own now that you were going to join the army and leave us to our fate. I know you were — something tells me you were. I was so frightened, when the thought came into my head (for I do sometimes think of you when I am alone, Mr. Joseph), that I ran off immediately to beg and entreat you not to fly from us.”

Diese Worte muß man folgendermaßen auslegen: Mein lieber Herr, Sie haben einen bequemen Wagen, und sollte der Armee etwas zustoßen und ein Rückzug würde notwendig, so beabsichtige ich, darin einen Platz zu belegen. Ich weiß zwar nicht, ob Joe die Worte so verstand. Er war nämlich tief gekränkt wegen der geringen Aufmerksamkeit, die die Dame ihm während ihres Aufenthalts in Brüssel gezollt hatte. Man hatte ihn keinem von Rawdon Crawleys bedeutenden Bekannten vorgestellt, und zu Rebekkas Gesellschaften war er kaum eingeladen worden, denn er war zu ängstlich, um hoch zu spielen, und seine Anwesenheit langweilte George und Rawdon. Keiner der beiden hatte gern einen Zeugen bei den Vergnügungen, denen sie frönten. Aha! dachte Joe, jetzt, wo sie mich braucht, kommt sie zu mir. Wenn sie niemanden weiter hat, dann fällt ihr der alte Joseph Sedley ein! Aber abgesehen von diesen Zweifeln fühlte er sich geschmeichelt durch Rebekkas Ansichten über seinen Mut.

 

This speech might be interpreted, “My dear sir, should an accident befall the army, and a retreat be necessary, you have a very comfortable carriage, in which I propose to take a seat.” I don’t know whether Jos understood the words in this sense. But he was profoundly mortified by the lady’s inattention to him during their stay at Brussels. He had never been presented to any of Rawdon Crawley’s great acquaintances: he had scarcely been invited to Rebecca’s parties; for he was too timid to play much, and his presence bored George and Rawdon equally, who neither of them, perhaps, liked to have a witness of the amusements in which the pair chose to indulge. “Ah!” thought Jos, “now she wants me she comes to me. When there is nobody else in the way she can think about old Joseph Sedley!” But besides these doubts he felt flattered at the idea Rebecca expressed of his courage.

Er errötete, setzte eine ungemein wichtige Miene auf. »Ich möchte das Gefecht gern sehen«, sagte er. »Jeder mutige Mann möchte das, wissen Sie. In Indien habe ich ein bißchen Krieg, aber keineswegs in solchem großen Ausmaß, kennengelernt.«

 

He blushed a good deal, and put on an air of importance. “I should like to see the action,” he said. “Every man of any spirit would, you know. I’ve seen a little service in India, but nothing on this grand scale.”

»Für ein Vergnügen opfert ihr alles«, erwiderte Rebekka. »Hauptmann Crawley hat mich heute morgen so fröhlich verlassen, als ob er zu einer Jagdpartie gehen würde. Was kümmert er sich schon darum! Was kümmert sich überhaupt einer von euch Männern um die Qualen und den Kummer einer armen verlassenen Frau!« (Ich möchte wirklich wissen, ob er sich aufraffen würde, sich den Truppen anzuschließen, dieser große träge Schlemmer.) »Oh, lieber Mr. Sedley, ich komme, um bei Ihnen Trost zu suchen und Beistand. Den ganzen Morgen habe ich auf den Knien gelegen. Ich zittere, wenn ich an die furchtbare Gefahr denke, in die unsere Ehemänner, Freunde, unsere tapferen Truppen und Alliierten sich stürzen. Und ich komme hierher, um Schutz zu suchen, und finde einen meiner Freunde – den letzten, der mir geblieben ist – entschlossen, sich zu dem furchtbaren Kriegsschauplatz zu begeben!«

 

“You men would sacrifice anything for a pleasure,” Rebecca answered. “Captain Crawley left me this morning as gay as if he were going to a hunting party. What does he care? What do any of you care for the agonies and tortures of a poor forsaken woman? (I wonder whether he could really have been going to the troops, this great lazy gourmand?) Oh! dear Mr. Sedley, I have come to you for comfort — for consolation. I have been on my knees all the morning. I tremble at the frightful danger into which our husbands, our friends, our brave troops and allies, are rushing. And I come here for shelter, and find another of my friends — the last remaining to me — bent upon plunging into the dreadful scene!”

»Meine liebe gnädige Frau«, erwiderte Joe, der allmählich besänftigt wurde. »Haben Sie keine Angst. Ich sagte nur, daß ich gern dabeisein würde – und welcher Brite möchte das wohl nicht? Aber meine Pflicht hält mich hier zurück. Ich kann das arme Geschöpf nebenan nicht allein lassen.« Dabei deutete er mit dem Finger auf die Tür von Amelias Zimmer.

 

“My dear madam,” Jos replied, now beginning to be quite soothed, “don’t be alarmed. I only said I should like to go — what Briton would not? But my duty keeps me here: I can’t leave that poor creature in the next room.” And he pointed with his finger to the door of the chamber in which Amelia was.

»Guter, edler Bruder!« sagte Rebekka und führte ihr Taschentuch an die Augen. Sie roch das Eau de Cologne, womit es parfümiert war. »Ich habe Ihnen unrecht getan: Sie haben ein Herz. Ich glaubte, Sie hätten keins.«

 

“Good noble brother!” Rebecca said, putting her handkerchief to her eyes, and smelling the eau-de-cologne with which it was scented. “I have done you injustice: you have got a heart. I thought you had not.”

»Oh, bei meiner Ehre!« sagte Joseph und machte eine Bewegung, als wollte er die Hand auf die erwähnte Körperstelle legen. »Sie tun mir unrecht, ja, gewiß, das tun Sie – meine liebe Mrs. Crawley.«

 

“O, upon my honour!” Jos said, making a motion as if he would lay his hand upon the spot in question. “You do me injustice, indeed you do — my dear Mrs. Crawley.”

»Ja, das stimmt, jetzt, wo Ihr Herz Ihrer Schwester so treu ist. Aber ich erinnere mich, vor zwei Jahren – als es so treulos mir gegenüber war!« sagte Rebekka, heftete ihre Augen eine Sekunde auf ihn und wandte sich dann zum Fenster.

 

“I do, now your heart is true to your sister. But I remember two years ago — when it was false to me!” Rebecca said, fixing her eyes upon him for an instant, and then turning away into the window.

Joe errötete heftig. Das Organ, das er nach Rebekkas Beschuldigung nicht hatte, fing an, heftig zu klopfen. Er rief sich die Tage ins Gedächtnis zurück, wo er ihr entflohen war, und die Leidenschaft, die ihn einst verzehrt hatte, die Tage, wo er sie in seinem Wagen spazierenfuhr und sie ihm die grüne Börse arbeitete – wo er entzückt dasaß und ihre weißen Arme und leuchtenden Augen angestarrt hatte.

 

Jos blushed violently. That organ which he was accused by Rebecca of not possessing began to thump tumultuously. He recalled the days when he had fled from her, and the passion which had once inflamed him — the days when he had driven her in his curricle: when she had knit the green purse for him: when he had sate enraptured gazing at her white arms and bright eyes.

»Ich weiß, Sie halten mich für undankbar«, fuhr Rebekka fort, nachdem sie vom Fenster zurückgekehrt war und ihn abermals ansah. Sie sprach leise und mit zitternder Stimme. »Ihre Kälte, Ihre abgewandten Blicke, Ihr Verhalten, wenn wir uns in der letzten Zeit trafen und auch eben, als ich eintrat, das alles bewies es mir. Aber hatte ich keine Gründe, Sie zu meiden? Lassen Sie Ihr eigenes Herz diese Frage beantworten. Glauben Sie, mein Mann war sehr geneigt, Sie bei uns zu empfangen? Die einzigen unfreundlichen Worte, die ich je von ihm gehört habe (diese Gerechtigkeit muß ich Hauptmann Crawley widerfahren lassen), fielen Ihretwegen – und das waren sehr, sehr grausame Worte.«

 

“I know you think me ungrateful,” Rebecca continued, coming out of the window, and once more looking at him and addressing him in a low tremulous voice. “Your coldness, your averted looks, your manner when we have met of late — when I came in just now, all proved it to me. But were there no reasons why I should avoid you? Let your own heart answer that question. Do you think my husband was too much inclined to welcome you? The only unkind words I have ever had from him (I will do Captain Crawley that justice) have been about you — and most cruel, cruel words they were.”

»Gütiger Himmel! Was habe ich denn getan?« fragte Joe in einer Mischung von Freude und Verwirrung. »Was habe ich getan ... um ... um ...?«

 

“Good gracious! what have I done?” asked Jos in a flurry of pleasure and perplexity; “what have I done — to — to — ?”

»Ist Eifersucht nichts?« fragte Rebekka. »Er macht mir Ihretwegen die Hölle heiß. Aber was auch je geschehen sein mag – mein Herz gehört nur ihm. Ich bin doch unschuldig. Nicht wahr, Mr. Sedley?«

 

“Is jealousy nothing?” said Rebecca. “He makes me miserable about you. And whatever it might have been once — my heart is all his. I am innocent now. Am I not, Mr. Sedley?”

Josephs Blut geriet in freudige Wallung, als er dieses Opfer seiner Reize betrachtete. Ein paar geschickte Worte, einige verständnisinnige, zärtliche Blicke – und sein Herz stand wieder in Flammen, und seine Zweifel und sein Verdacht waren vergessen. Sind nicht seit Salomos Tagen schon weisere Männer als er von Frauen beschwatzt und betört worden? Kommt es zum Schlimmsten, dachte Becky, mein Rückzug ist jedenfalls gesichert, und der beste Platz im Wagen gehört mir.

 

All Jos’s blood tingled with delight, as he surveyed this victim to his attractions. A few adroit words, one or two knowing tender glances of the eyes, and his heart was inflamed again and his doubts and suspicions forgotten. From Solomon downwards, have not wiser men than he been cajoled and befooled by women? “If the worst comes to the worst,” Becky thought, “my retreat is secure; and I have a right-hand seat in the barouche.”

Man kann nicht wissen, zu welchen Liebeserklärungen Mr. Joseph sich durch seine gewaltige Leidenschaft hätte hinreißen lassen, wäre nicht der Diener Isidor in diesem Augenblick wieder erschienen und hätte sich im Zimmer zu schaffen gemacht. Joe, der gerade im Begriff war, ein Geständnis hervorzukeuchen, erstickte fast an den Gefühlen, die er jetzt zurückdrängen mußte. Rebekka dachte nun auch, daß es an der Zeit sei, zu ihrer teuersten Amelia zu gehen und sie zu trösten. »Au revoir«, sagte sie und warf Mr. Joseph eine Kußhand zu. Dann klopfte sie leise an die Tür seiner Schwester. Als sie hineinging und die Tür hinter sich schloß, sank er in einen Stuhl und starrte, seufzte und keuchte furchtbar. »Dieser Rock ist dem gnädigen Herrn aber sehr eng«, sagte Isidor, der die Augen nicht von den Borten wenden konnte. Aber sein Herr hörte ihn nicht, seine Gedanken waren anderswo. Bald erglühte er in wahnsinniger Raserei beim Gedanken an die bezaubernde Rebekka, bald schreckte er schuldbewußt zurück vor der Erscheinung des eifersüchtigen Rawdon Crawley mit dem gekräuselten grimmigen Schnurrbart und den furchtbaren, geladenen und gespannten Duellpistolen.

 

There is no knowing into what declarations of love and ardour the tumultuous passions of Mr. Joseph might have led him, if Isidor the valet had not made his reappearance at this minute, and begun to busy himself about the domestic affairs. Jos, who was just going to gasp out an avowal, choked almost with the emotion that he was obliged to restrain. Rebecca too bethought her that it was time she should go in and comfort her dearest Amelia. “Au revoir,” she said, kissing her hand to Mr. Joseph, and tapped gently at the door of his sister’s apartment. As she entered and closed the door on herself, he sank down in a chair, and gazed and sighed and puffed portentously. “That coat is very tight for Milor,” Isidor said, still having his eye on the frogs; but his master heard him not: his thoughts were elsewhere: now glowing, maddening, upon the contemplation of the enchanting Rebecca: anon shrinking guiltily before the vision of the jealous Rawdon Crawley, with his curling, fierce mustachios, and his terrible duelling pistols loaded and cocked.

Beim Anblick Rebekkas fuhr Amelia erschrocken zurück. Das rief sie in die Welt zurück, und ihr kam wieder die Erinnerung an den vergangenen Abend. In der alles überschattenden Furcht vor dem Morgen hatte sie Rebekka, die Eifersucht, alles vergessen und dachte nur noch daran, daß ihr Mann fort war und in Gefahr schwebt. Wir haben dieses traurige Zimmer nicht betreten wollen, bis das unerschrockene Weltkind kam und mit dem Druck auf die Klinke den Zauber brach. Wie lange hatte die arme junge Frau auf den Knien gelegen! Welche Stunden stummen Gebets und bitterer Niedergeschlagenheit hatte sie da durchlebt! Kriegschronisten, die glänzende Geschichten vom Kampf und Triumph schreiben, berichten davon kaum. Dies sind zu unbedeutende Szenen in dem Schauspiel, und die Schreie der Witwen und das Schluchzen der Mütter gehen unter im Jubelruf des großen Siegeschores. Und doch, wann hat es diese Schreie nicht gegeben, wann haben nicht Frauen, gebrochenen Herzens, demütige Proteste ausgestoßen, die ungehört im Siegeslärm verhallten!

 

Rebecca’s appearance struck Amelia with terror, and made her shrink back. It recalled her to the world and the remembrance of yesterday. In the overpowering fears about to-morrow she had forgotten Rebecca — jealousy — everything except that her husband was gone and was in danger. Until this dauntless worldling came in and broke the spell, and lifted the latch, we too have forborne to enter into that sad chamber. How long had that poor girl been on her knees! what hours of speechless prayer and bitter prostration had she passed there! The war-chroniclers who write brilliant stories of fight and triumph scarcely tell us of these. These are too mean parts of the pageant: and you don’t hear widows’ cries or mothers’ sobs in the midst of the shouts and jubilation in the great Chorus of Victory. And yet when was the time that such have not cried out: heart-broken, humble protestants, unheard in the uproar of the triumph!

Nach Amelias erstem Schrecken, als Rebekka ihre grünen Augen auf sie richtete und in ihrem neuen rauschenden Seidenkleid und glänzenden Schmuck mit ausgebreiteten Armen auf sie zutrippelte, um sie zu umarmen, gewann ein Zorngefühl die Oberhand. Ihr Gesicht, vorher totenblaß, überzog sich purpurrot, und im nächsten Moment erwiderte sie Rebekkas Blick mit einer Festigkeit, die ihre Rivalin überraschte und irgendwie beschämte.

 

After the first movement of terror in Amelia’s mind — when Rebecca’s green eyes lighted upon her, and rustling in her fresh silks and brilliant ornaments, the latter tripped up with extended arms to embrace her — a feeling of anger succeeded, and from being deadly pale before, her face flushed up red, and she returned Rebecca’s look after a moment with a steadiness which surprised and somewhat abashed her rival.

»Liebste Amelia, dir geht es ganz und gar nicht gut«, sagte die Besucherin und streckte die Hand aus, um Amelias zu ergreifen. »Was ist mit dir? Ich fand keine Ruhe, bis ich wußte, wie es dir geht.«

 

“Dearest Amelia, you are very unwell,” the visitor said, putting forth her hand to take Amelia’s. “What is it? I could not rest until I knew how you were.”

Amelia zog ihre Hand zurück – noch nie in ihrem Leben hatte die sanfte Seele sich geweigert, eine nette oder liebevolle Geste zu glauben oder zu erwidern. Aber jetzt zog sie, am ganzen Körper bebend, ihre Hand zurück. »Warum bist ausgerechnet du hierhergekommen, Rebekka?« fragte sie und sah Rebekka noch immer mit großen, ernsten Augen an. Dieser Blick brachte ihre Besucherin etwas aus der Fassung.

 

Amelia drew back her hand — never since her life began had that gentle soul refused to believe or to answer any demonstration of good-will or affection. But she drew back her hand, and trembled all over. “Why are you here, Rebecca?” she said, still looking at her solemnly with her large eyes. These glances troubled her visitor.

Sie muß gesehen haben, wie er mir auf dem Ball den Brief zusteckte, dachte Rebekka. »Rege dich nicht auf, liebe Amelia«, sagte sie und blickte zu Boden. »Ich bin nur gekommen, um zu sehen, ob ich dir irgendwie... ob du wohlauf bist.«

 

“She must have seen him give me the letter at the ball,” Rebecca thought. “Don’t be agitated, dear Amelia,” she said, looking down. “I came but to see if I could — if you were well.”

»Bist du es denn?« fragte Amelia. »Ich glaube schon, daß du es bist. Du liebst deinen Mann nicht. Du wärst nicht hier, wenn du ihn liebtest. Sag mir doch, Rebekka, hast du von mir je etwas anderes als Freundlichkeiten erfahren?«

 

“Are you well?” said Amelia. “I dare say you are. You don’t love your husband. You would not be here if you did. Tell me, Rebecca, did I ever do you anything but kindness?”

»Nein, bestimmt nicht, Amelia«, erwiderte die andere, immer noch mit gesenktem Kopf.

 

“Indeed, Amelia, no,” the other said, still hanging down her head.

»Wer war dir eine Freundin, als du noch ganz arm warst? War ich nicht wie eine Schwester zu dir? Du hast uns alle in glücklicheren Tagen gesehen, ehe er mich heiratete. Damals bedeutete ich alles für ihn, denn hätte er sonst sein Vermögen, seine Familie so edelmütig aufgegeben, um mich glücklich zu machen? Warum bist du zwischen meine Liebe und mich getreten? Wer hat dich geschickt, zu trennen, was Gott zusammengefügt hat, und mir das Herz meines Geliebten – meinen Mann zu stehlen? Glaubst du, du könntest ihn lieben wie ich? Seine Liebe bedeutet mir alles. Du hast es gewußt und wolltest sie mir stehlen. Pfui, Rebekka, du schlechtes, böses Geschöpf – falsche Freundin und falsche Ehefrau.«

 

“When you were quite poor, who was it that befriended you? Was I not a sister to you? You saw us all in happier days before he married me. I was all in all then to him; or would he have given up his fortune, his family, as he nobly did to make me happy? Why did you come between my love and me? Who sent you to separate those whom God joined, and take my darling’s heart from me — my own husband? Do you think you could I love him as I did? His love was everything to me. You knew it, and wanted to rob me of it. For shame, Rebecca; bad and wicked woman — false friend and false wife.”

»Amelia, ich schwöre vor Gott, ich habe meinem Mann kein Unrecht getan«, sagte Rebekka und wandte sich ab.

 

“Amelia, I protest before God, I have done my husband no wrong,” Rebecca said, turning from her.

»Hast du mir kein Unrecht getan, Rebekka? Es gelang dir nicht, aber du hast es versucht. Frage dein Herz, ob es stimmt.«

 

“Have you done me no wrong, Rebecca? You did not succeed, but you tried. Ask your heart if you did not.”

Sie weiß nichts, dachte Rebekka.

 

She knows nothing, Rebecca thought.

»Er ist zu mir zurückgekommen. Ich wußte, daß er das tun würde. Ich wußte, daß keine Lüge, keine Schmeichelei ihn mir lange entziehen konnte. Ich wußte, er würde zurückkommen. Gott hat mein Gebet erhört.«

 

“He came back to me. I knew he would. I knew that no falsehood, no flattery, could keep him from me long. I knew he would come. I prayed so that he should.”

Das arme Mädchen sprach diese Worte ohne Stocken, mit einem Mut, den Rebekka bei ihr nicht kannte. Sie war völlig sprachlos. »Was habe ich dir denn getan«, fuhr Amelia in wehmütigerem Ton fort, »daß du versucht hast, ihn mir zu entreißen? Ich hatte ihn nur sechs Wochen. Die hättest du mir gönnen sollen, Rebekka. Und doch bist du vom ersten Tage unserer Ehe an gekommen, um sie zu zerstören. Bist du jetzt, wo er fort ist, gekommen, um zu sehen, wie unglücklich ich bin?« Sie fuhr fort: »Du hast mich in den letzten vierzehn Tagen elend genug gemacht. Heute wenigstens hättest du mich verschonen können.«

 

The poor girl spoke these words with a spirit and volubility which Rebecca had never before seen in her, and before which the latter was quite dumb. “But what have I done to you,” she continued in a more pitiful tone, “that you should try and take him from me? I had him but for six weeks. You might have spared me those, Rebecca. And yet, from the very first day of our wedding, you came and blighted it. Now he is gone, are you come to see how unhappy I am?” she continued. “You made me wretched enough for the past fortnight: you might have spared me to-day.”

»Ich – ich bin nie hierhergekommen«, fiel Rebekka ein, was unglücklicherweise stimmte.

 

“I — I never came here,” interposed Rebecca, with unlucky truth.

»Nein, du bist nicht hierhergekommen. Du hast ihn weggenommen. Bist du gekommen, um ihn von mir wegzuholen?« fuhr sie in wilderem Tone fort. »Er ist hiergewesen, aber jetzt ist er fort! Auf dem Sofa dort hat er gesessen. Berühre es nicht! Dort haben wir miteinander gesprochen. Ich saß auf seinen Knien, und meine Arme umschlangen seinen Hals, und wir beteten ein Vaterunser. Ja, er ist hiergewesen, und sie sind gekommen und haben ihn weggeholt, aber er hat mir versprochen, zurückzukommen.«

 

“No. You didn’t come. You took him away. Are you come to fetch him from me?” she continued in a wilder tone. “He was here, but he is gone now. There on that very sofa he sate. Don’t touch it. We sate and talked there. I was on his knee, and my arms were round his neck, and we said ‘Our Father.’ Yes, he was here: and they came and took him away, but he promised me to come back.”

»Er wird zurückkommen, meine Liebe«, sagte Rebekka, wider Willen gerührt.

 

“He will come back, my dear,” said Rebecca, touched in spite of herself.

»Sieh her«, fuhr Amelia fort, »das ist seine Schärpe – hat sie nicht eine hübsche Farbe?« Und sie nahm die Fransen und küßte sie. Sie hatte sich irgendwann am Vormittag die Schärpe um die Taille gebunden. Anscheinend hatte sie ihren Zorn, ihre Eifersucht, ja sogar die Gegenwart ihrer Rivalin vergessen; denn sie ging schweigend und mit der Andeutung eines Lächelns auf das Bett zu und begann Georges Kissen zu glätten.

 

“Look,” said Amelia, “this is his sash — isn’t it a pretty colour?” and she took up the fringe and kissed it. She had tied it round her waist at some part of the day. She had forgotten her anger, her jealousy, the very presence of her rival seemingly. For she walked silently and almost with a smile on her face, towards the bed, and began to smooth down George’s pillow.

Rebekka ging, ebenfalls schweigend, davon. »Wie geht es Amelia?« fragte Joe, der immer noch in derselben Stellung auf dem Stuhl saß.

 

Rebecca walked, too, silently away. “How is Amelia?” asked Jos, who still held his position in the chair.

»Es sollte jemand bei ihr sein«, sagte Rebekka. »Ich glaube, es geht ihr nicht gut.« Und Mrs. Crawley entfernte sich ernsten Gesichtes, ohne auf Mr. Sedleys dringende Bitten, sie solle dableiben und an dem frühen Essen, das er bestellt hatte, teilnehmen, einzugehen.

 

“There should be somebody with her,” said Rebecca. “I think she is very unwell”: and she went away with a very grave face, refusing Mr. Sedley’s entreaties that she would stay and partake of the early dinner which he had ordered.

Rebekka war von Natur aus gutmütig und gefällig, und sie mochte Amelia ganz gern. Sogar deren harte Worte waren trotz aller Vorwürfe Komplimente für sie – es war das Stöhnen eines Menschen, der verwundet und besiegt war. Im Park traf Rebekka Mrs. O'Dowd, die durch die Predigten des Dekans keineswegs getröstet worden war und nun verzweifelt umherlief. Sie redete die Majorin vertraulich an, und diese war ziemlich überrascht, da sie an Höflichkeitsbezeigungen von Mrs. Rawdon Crawley nicht gewöhnt war. Nachdem sie der gutmütigen Irin gesagt hatte, daß sich die arme kleine Mrs. Osborne in einem verzweifelten Zustand befände und fast wahnsinnig vor Schmerz sei, veranlaßte sie die Majorin, geradewegs hinzugehen und zu versuchen, ob sie ihre junge Freundin nicht trösten könne.

 

Rebecca was of a good-natured and obliging disposition; and she liked Amelia rather than otherwise. Even her hard words, reproachful as they were, were complimentary — the groans of a person stinging under defeat. Meeting Mrs. O’Dowd, whom the Dean’s sermons had by no means comforted, and who was walking very disconsolately in the Parc, Rebecca accosted the latter, rather to the surprise of the Major’s wife, who was not accustomed to such marks of politeness from Mrs. Rawdon Crawley, and informing her that poor little Mrs. Osborne was in a desperate condition, and almost mad with grief, sent off the good-natured Irishwoman straight to see if she could console her young favourite.

»Ich habe selbst Sorgen genug«, sagte Mrs. O'Dowd ernst, »und ich dachte, die arme Amelia hätte heute kein großes Verlangen nach Gesellschaft. Wenn es aber so schlimm mit ihr steht, wie Sie sagen, und Sie nicht bei ihr bleiben können, wo Sie sie doch so gern hatten, nun, so will ich sehen, ob ich nicht von Nutzen sein kann. Ich wünsche Ihnen einen guten Morgen, Madame.« Damit warf die Dame mit der Repetieruhr den Kopf in den Nacken und verabschiedete sich von Mrs. Crawley, um deren Gesellschaft sie sich keineswegs bemühte.

 

“I’ve cares of my own enough,” Mrs. O’Dowd said, gravely, “and I thought poor Amelia would be little wanting for company this day. But if she’s so bad as you say, and you can’t attend to her, who used to be so fond of her, faith I’ll see if I can be of service. And so good marning to ye, Madam”; with which speech and a toss of her head, the lady of the repayther took a farewell of Mrs. Crawley, whose company she by no means courted.

Becky verfolgte ihren Abgang mit einem Lächeln auf den Lippen. Sie hatte viel Sinn für Humor, und der vernichtende Blick, den die abziehende Mrs. O'Dowd ihr über die Schulter zuwarf, stellte Mrs. Crawleys Ernst auf eine harte Probe. Ganz zu Ihren Diensten, meine feine gnädige Frau. Es freut mich, Sie so lustig zu sehen, dachte Peggy. Auf jeden Fall sind nicht Sie es, die sich vor Kummer die Augen ausweint. Und damit marschierte sie los und fand schnell ihren Weg zu Mrs. Osbornes Wohnung.

 

Becky watched her marching off, with a smile on her lip. She had the keenest sense of humour, and the Parthian look which the retreating Mrs. O’Dowd flung over her shoulder almost upset Mrs. Crawley’s gravity. “My service to ye, me fine Madam, and I’m glad to see ye so cheerful,” thought Peggy. “It’s not you that will cry your eyes out with grief, anyway.” And with this she passed on, and speedily found her way to Mrs. Osborne’s lodgings.

Die arme Seele stand, fast wahnsinnig vor Schmerz, immer noch an dem Bett, wo Rebekka sie verlassen hatte. Die Majorin, eine weniger zartbesaitete Frau, versuchte nach besten Kräften, ihre junge Freundin zu trösten. »Sie müssen standhaft sein, liebe Amelia«, sagte sie freundlich, »denn er darf Sie nicht krank finden, wenn er Sie nach dem Siege holen läßt. Sie sind nicht die einzige Frau, deren Schicksal jetzt in Gottes Händen liegt.«

 

The poor soul was still at the bedside, where Rebecca had left her, and stood almost crazy with grief. The Major’s wife, a stronger-minded woman, endeavoured her best to comfort her young friend. “You must bear up, Amelia, dear,” she said kindly, “for he mustn’t find you ill when he sends for you after the victory. It’s not you are the only woman that are in the hands of God this day.”

»Ich weiß das. Ich bin sehr gottlos, sehr schwach«, sagte Amelia. Sie kannte ihre eigene Schwäche gut genug. Die Anwesenheit der resoluteren Freundin hielt sie jedoch etwas zurück, und dieser Zwang und diese Gesellschaft taten ihr wohl. Bis zwei Uhr saßen sie so zusammen, und ihre Herzen waren bei der Truppe, die sich immer weiter entfernte. Schreckliche Zweifel und Ängste, Gebete, Befürchtungen und unaussprechlicher Kummer folgten dem Regiment. Das war der Tribut der Frauen an den Krieg. Der fordert seine Abgaben von Männern und Frauen gleichermaßen: von diesen das Blut, von jenen die Tränen.

 

“I know that. I am very wicked, very weak,” Amelia said. She knew her own weakness well enough. The presence of the more resolute friend checked it, however; and she was the better of this control and company. They went on till two o’clock; their hearts were with the column as it marched farther and farther away. Dreadful doubt and anguish — prayers and fears and griefs unspeakable — followed the regiment. It was the women’s tribute to the war. It taxes both alike, and takes the blood of the men, and the tears of the women.

Um halb drei Uhr geschah täglich ein Ereignis von Wichtigkeit für Mr. Joseph: die Essenszeit nahte. Krieger mochten kämpfen und fallen – er mußte zu Mittag speisen. Er trat in Amelias Zimmer, um sie vielleicht überreden zu können, daran teilzunehmen. »Versuche es doch einmal«, sagte er, »die Suppe ist sehr gut, Bitte, versuche es, Emmy«, und er küßte ihre Hand. Außer an ihrem Hochzeitstag hatte er sich seit Jahren nicht so um sie bemüht. »Du bist sehr gut und freundlich, Joseph«, sagte sie, »alle sind es, aber wenn du nichts dagegen hast, möchte ich heute in meinem Zimmer bleiben.«

 

At half-past two, an event occurred of daily importance to Mr. Joseph: the dinner-hour arrived. Warriors may fight and perish, but he must dine. He came into Amelia’s room to see if he could coax her to share that meal. “Try,” said he; “the soup is very good. Do try, Emmy,” and he kissed her hand. Except when she was married, he had not done so much for years before. “You are very good and kind, Joseph,” she said. “Everybody is, but, if you please, I will stay in my room to-day.”

Der Duft der Suppe war indessen Mrs. O'Dowd angenehm in die Nase gestiegen, und sie glaubte daher, sie würde Mr. Josephs Gesellschaft wohl aushalten können. So setzten sich die beiden zum Essen nieder. »Der Herr segne die Mahlzeit«, sagte die Majorin feierlich. Sie dachte an ihren ehrlichen Mick, der an der Spitze seines Regiments ritt. »Die armen Burschen bekommen heute ein schlechtes Mittagessen«, sagte sie mit einem Seufzer und ließ es sich dann als echter Lebensphilosoph schmecken.

 

The savour of the soup, however, was agreeable to Mrs. O’Dowd’s nostrils: and she thought she would bear Mr. Jos company. So the two sate down to their meal. “God bless the meat,” said the Major’s wife, solemnly: she was thinking of her honest Mick, riding at the head of his regiment: “’Tis but a bad dinner those poor boys will get to-day,” she said, with a sigh, and then, like a philosopher, fell to.

Mit dem Essen belebte sich Josephs Geist. Er brachte die Gesundheit des Regiments aus oder benutzte auch jeden anderen Vorwand, ein Glas Champagner hinunterstürzen zu können. »Wir wollen auf das Wohl O'Dowds und des tapferen ...ten Regiments trinken«, sagte er mit galanter Verbeugung zu seinem Gast. »Ja, Mrs. O'Dowd! Füllen Sie bitte Mrs. O'Dowds Glas, Isidor.«

 

Jos’s spirits rose with his meal. He would drink the regiment’s health; or, indeed, take any other excuse to indulge in a glass of champagne. “We’ll drink to O’Dowd and the brave — th,” said he, bowing gallantly to his guest. “Hey, Mrs. O’Dowd? Fill Mrs. O’Dowd’s glass, Isidor.”

Aber plötzlich fuhr Isidor zusammen, und die Majorin legte Messer und Gabel hin. Die Fenster standen offen. Sie gingen nach Süden, und aus dieser Richtung über die sonnenbeschienenen Dächer erscholl ein dumpfes, fernes Dröhnen. »Was ist los?« fragte Joseph. »Warum schenken Sie nicht ein, Sie Schurke?«

 

But all of a sudden, Isidor started, and the Major’s wife laid down her knife and fork. The windows of the room were open, and looked southward, and a dull distant sound came over the sun-lighted roofs from that direction. “What is it?” said Jos. “Why don’t you pour, you rascal?”

»C'est le feu«, erwiderte Isidor und stürzte auf den Balkon.

 

“Cest le feu!” said Isidor, running to the balcony.

»Gott schütze uns. Es sind die Kanonen!« rief Mts. O'Dowd erschrocken und eilte ebenfalls zum Fenster. Tausend blasse und ängstliche Gesichter hätte man an anderen Fenstern erblicken können, und bald schien es, als ob die gesamte Bevölkerung der Stadt auf die Straße stürzte.

 

“God defend us; it’s cannon!” Mrs. O’Dowd cried, starting up, and followed too to the window. A thousand pale and anxious faces might have been seen looking from other casements. And presently it seemed as if the whole population of the city rushed into the streets.


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