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17. Kapitel / Chapter 17

Wie Hauptmann Dobbin ein Klavier kaufte / How Captain Dobbin Bought a Piano

Wenn es auf dem ganzen Jahrmarkt der Eitelkeit ein Schauspiel gibt, das Satire und Gefühl Arm in Arm besuchen können, wo man auf die seltsamsten Kontraste stößt – lächerlich oder traurig, wo man mit demselben Recht sanft und gefühlvoll oder zornig und zynisch sein kann, so ist das eine jener öffentlichen Versammlungen, die täglich in Massen auf der letzten Seite der »Times« angekündigt werden und deren würdiger Vorsitzender der selige Mr. George Robins war. Es gibt wohl nur sehr wenige Londoner, die nicht an diesen Versammlungen teilgenommen haben. Alle, die eine Neigung zum Moralisieren haben, müssen mit einem etwas unruhigen und seltsamen Gefühl an den Tag gedacht haben, wo sie an die Reihe kommen und Mr. Hammerdown im Auftrag von Diogenes' Bevollmächtigten oder dem Testamentsvollstrecker die Bibliothek, die Möbel, das Silber, die Garderobe und den auserlesenen Wein aus dem Keller des verstorbenen Epikur öffentlich versteigert.

 

If there is any exhibition in all Vanity Fair which Satire and Sentiment can visit arm in arm together; where you light on the strangest contrasts laughable and tearful: where you may be gentle and pathetic, or savage and cynical with perfect propriety: it is at one of those public assemblies, a crowd of which are advertised every day in the last page of the Times newspaper, and over which the late Mr. George Robins used to preside with so much dignity. There are very few London people, as I fancy, who have not attended at these meetings, and all with a taste for moralizing must have thought, with a sensation and interest not a little startling and queer, of the day when their turn shall come too, and Mr. Hammerdown will sell by the orders of Diogenes’ assignees, or will be instructed by the executors, to offer to public competition, the library, furniture, plate, wardrobe, and choice cellar of wines of Epicurus deceased.

Auch der selbstsüchtigste Charakter vom Jahrmarkt der Eitelkeit kann ein gewisses Mitgefühl und Bedauern nicht unterdrücken, wenn er Zeuge dieses schmutzigen Teils der Leichenfeierlichkeiten für einen verstorbenen Freund wird. Die sterbliche Hülle Lord Dives' ruht in der Familiengruft, die Bildhauer hauen eine Inschrift aus, die wahrheitsgetreu die Erinnerung an seine Tugenden und den Kummer seines Erben, der jetzt über sein Vermögen verfügt, wachhält. Welcher von Dives' Tischgästen kann ohne Seufzer an dem vertrauten Hause vorübergehen? An dem vertrauten Haus, dessen Lichter abends so freundlich glänzten, dessen Türen sich so bereitwillig öffneten, dessen gehorsame Diener deinen Namen von Absatz zu Absatz meldeten, während du hinaufstiegst, bis er ins Zimmer des lustigen alten Dives drang, der seine Freunde willkommen hieß! Wie viele Freunde hatte er doch, und wie nobel bewirtete er sie! Wie witzig waren die Leute hier, die draußen sofort wieder mürrisch wurden; wie höflich und freundlich begegneten sich Leute hier, die sich sonst haßten und verleumdeten, wo sie konnten! Er war zwar wichtigtuerisch, aber was konnte man bei einem solchen Gastgeber nicht alles in Kauf nehmen? Vielleicht war er auch ein bißchen dumm, macht denn aber nicht solch ein Wein jede Unterhaltung angenehm? »Wir müssen um jeden Preis etwas von seinem Burgunder bekommen«, rufen die Leidtragenden in seinem Klub. »Diese Dose habe ich bei der Auktion vom alten Dives ersteigert«, sagt Pincher und zeigt sie herum, »eine der Mätressen von Ludwig XV. – hübsches Ding, nicht wahr? Eine süße Miniatur«, und sie unterhalten sich darüber, wie der junge Dives sein Vermögen durchbringt.

 

Even with the most selfish disposition, the Vanity Fairian, as he witnesses this sordid part of the obsequies of a departed friend, can’t but feel some sympathies and regret. My Lord Dives’s remains are in the family vault: the statuaries are cutting an inscription veraciously commemorating his virtues, and the sorrows of his heir, who is disposing of his goods. What guest at Dives’s table can pass the familiar house without a sigh? . — the familiar house of which the lights used to shine so cheerfully at seven o’clock, of which the hall-doors opened so readily, of which the obsequious servants, as you passed up the comfortable stair, sounded your name from landing to landing, until it reached the apartment where jolly old Dives welcomed his friends! What a number of them he had; and what a noble way of entertaining them. How witty people used to be here who were morose when they got out of the door; and how courteous and friendly men who slandered and hated each other everywhere else! He was pompous, but with such a cook what would one not swallow? he was rather dull, perhaps, but would not such wine make any conversation pleasant? We must get some of his Burgundy at any price, the mourners cry at his club. “I got this box at old Dives’s sale,” Pincher says, handing it round, “one of Louis XV’s mistresses — pretty thing, is it not? — sweet miniature,” and they talk of the way in which young Dives is dissipating his fortune.

Wie ganz anders aber sieht nun das Haus aus! Die Fassade ist mit Plakaten bedeckt, auf denen mit grellen Buchstaben Einzelheiten über das Mobiliar zu erfahren sind. Aus einem der oberen Fenster hängt ein Stück Teppich heraus; ein halbes Dutzend Gepäckträger lungert auf den schmutzigen Treppen herum; in der Vorhalle drängen sich dunkelhäutige Gäste mit orientalischen Gesichtszügen, die dir gedruckte Karten in die Hand drücken und für dich bieten wollen. Im oberen Stockwerk treiben sich alte Frauen und andere Liebhaber herum, befühlen die Bettvorhänge, tauchen die Hand in die Federn, kneten die Matratzen und machen Kommoden auf und zu. Unternehmungslustige junge Hausfrauen messen Spiegel und Vorhänge, um zu prüfen, ob sie für den neuen Haushalt passen (Snob prahlt noch nach Jahren, daß er dieses oder jenes in der Divesschen Auktion erstanden hat), und Mr. Hammerdown sitzt auf dem großen Mahagonitisch im Speisezimmer, schwingt den Elfenbeinhammer und bietet alle Künste der Beredsamkeit, Begeisterung, Vernunft, Verzweiflung und des Bittens auf, schreit seine Leute an, verspottet Mr. Davids wegen seiner Langsamkeit, feuert Mr. Moss an, etwas zu tun, fleht, befiehlt und brüllt, bis endlich der Hammer, gewichtig wie das Schicksal, niedersaust und man zur nächsten Nummer übergeht. O Dives! Wer hätte wohl jemals gedacht, als wir um den breiten, von Silber und fleckenlosem Linnen strahlenden Tisch saßen, daß wir je solch ein Gericht auf der Tafel stehen sehen würden wie diesen schreienden Auktionator!

 

How changed the house is, though! The front is patched over with bills, setting forth the particulars of the furniture in staring capitals. They have hung a shred of carpet out of an upstairs window — a half dozen of porters are lounging on the dirty steps — the hall swarms with dingy guests of oriental countenance, who thrust printed cards into your hand, and offer to bid. Old women and amateurs have invaded the upper apartments, pinching the bed-curtains, poking into the feathers, shampooing the mattresses, and clapping the wardrobe drawers to and fro. Enterprising young housekeepers are measuring the looking-glasses and hangings to see if they will suit the new menage (Snob will brag for years that he has purchased this or that at Dives’s sale), and Mr. Hammerdown is sitting on the great mahogany dining-tables, in the dining-room below, waving the ivory hammer, and employing all the artifices of eloquence, enthusiasm, entreaty, reason, despair; shouting to his people; satirizing Mr. Davids for his sluggishness; inspiriting Mr. Moss into action; imploring, commanding, bellowing, until down comes the hammer like fate, and we pass to the next lot. O Dives, who would ever have thought, as we sat round the broad table sparkling with plate and spotless linen, to have seen such a dish at the head of it as that roaring auctioneer?

Die Auktion näherte sich bereits ihrem Ende. Die herrliche Saloneinrichtung, von Meisterhand gefertigt, die seltsamen und berühmten Weine, ehemals vom Kenner ohne Rücksicht auf den Preis erworben, und das reiche und vollständige Familiensilber waren bereits an den Tagen zuvor verkauft worden. Einige der besten Weine (die bei den Liebhabern in der Nachbarschaft alle einen guten Ruf hatten) hatte der Butler unseres Freundes John Osborne vom Russell Square für seinen Herrn, der sie recht gut kannte, ersteigert. Ein kleiner Teil von den nützlichsten Gegenständen des Silbers hatten einige junge Börsenmakler aus der City gekauft. Und jetzt, als das Publikum zum Kauf kleinerer Objekte aufgefordert worden war, geschah es, daß der Redner auf dem Tisch sich über den Wert eines Gemäldes ausließ, das er seinen Zuhörern anzupreisen suchte. Das Publikum war aber keineswegs mehr so erlesen und zahlreich wie an den vorangegangenen Auktionstagen.

 

It was rather late in the sale. The excellent drawing-room furniture by the best makers; the rare and famous wines selected, regardless of cost, and with the well-known taste of the purchaser; the rich and complete set of family plate had been sold on the previous days. Certain of the best wines (which all had a great character among amateurs in the neighbourhood) had been purchased for his master, who knew them very well, by the butler of our friend John Osborne, Esquire, of Russell Square. A small portion of the most useful articles of the plate had been bought by some young stockbrokers from the City. And now the public being invited to the purchase of minor objects, it happened that the orator on the table was expatiating on the merits of a picture, which he sought to recommend to his audience: it was by no means so select or numerous a company as had attended the previous days of the auction.

»Nummer 369«, brüllte Mr. Hammerdown. »Das Porträt eines Herrn auf einem Elefanten. Wer bietet für den Herrn auf dem Elefanten? Halten Sie das Gemälde hoch, Mr. Blowman, damit die Gesellschaft es beurteilen kann.« Ein langer, blasser Herr von militärischem Aussehen, der ernsthaft an dem Mahagonitisch saß, konnte sich eines Lächelns nicht enthalten, als Mr. Blowman dieses wertvolle Stück zeigte. »Drehen Sie den Elefanten doch zum Hauptmann, Blowman. Wieviel bieten Sie für den Elefanten, Sir?« Aber der Hauptmann wandte schnell und verlegen errötend den Kopf ab, und der Auktionator wiederholte sein Angebot.

 

“No. 369,” roared Mr. Hammerdown. “Portrait of a gentleman on an elephant. Who’ll bid for the gentleman on the elephant? Lift up the picture, Blowman, and let the company examine this lot.” A long, pale, military-looking gentleman, seated demurely at the mahogany table, could not help grinning as this valuable lot was shown by Mr. Blowman. “Turn the elephant to the Captain, Blowman. What shall we say, sir, for the elephant?” but the Captain, blushing in a very hurried and discomfited manner, turned away his head.

»Sagen wir zwanzig Guineen für das Kunstwerk? Fünfzehn? Fünf? Bestimmen Sie selbst den Preis! Der Herr ist schon ohne den Elefanten fünf Pfund wert.«

 

“Shall we say twenty guineas for this work of art? — fifteen, five, name your own price. The gentleman without the elephant is worth five pound.”

»Ich wundere mich nur, daß er nicht unter ihm zusammengebrochen ist«, warf ein Spaßvogel ein, »jedenfalls ist er ganz schön gewichtig.« Da der Reiter auf dem Elefanten tatsächlich als wohlbeleibte Gestalt dargestellt war, entstand ein allgemeines Gelächter im Raum.

 

“I wonder it ain’t come down with him,” said a professional wag, “he’s anyhow a precious big one”; at which (for the elephant-rider was represented as of a very stout figure) there was a general giggle in the room.

»Suchen Sie doch nicht den Wert des Kunstwerks herabzusetzen, Mr. Moss«, sagte Mr. Hammerdown, »die Versammlung soll den Gegenstand als Kunstwerk betrachten – die Haltung des stattlichen Tieres durchaus naturgetreu, der Herr in einer Nankingjacke, die Flinte in der Hand, geht auf die Jagd, im Hintergrund bemerkt man einen heiligen Feigenbaum und eine Pagode – höchstwahrscheinlich die Darstellung eines interessanten Ortes in unseren berühmten ostindischen Besitzungen. Wieviel für diesen Gegenstand? Kommen Sie, meine Herren, halten Sie mich nicht den ganzen Tag damit auf.«

 

“Don’t be trying to deprecate the value of the lot, Mr. Moss,” Mr. Hammerdown said; “let the company examine it as a work of art — the attitude of the gallant animal quite according to natur’; the gentleman in a nankeen jacket, his gun in his hand, is going to the chase; in the distance a banyhann tree and a pagody, most likely resemblances of some interesting spot in our famous Eastern possessions. How much for this lot? Come, gentlemen, don’t keep me here all day.”

Jemand bot fünf Shilling, worauf der militärisch aussehende Herr in die Richtung blickte, aus der dieses glänzende Angebot gekommen war, und dort sah er einen anderen Offizier mit einer jungen Dame am Arm. Beide waren offenbar von der Szene höchst belustigt und erhielten den Gegenstand schließlich für eine halbe Guinee zugeschlagen. Der Mann am Tisch schien überraschter und verlegener als zuvor, als er dieses Paar erspähte; er verbarg den Kopf in seinem Uniformkragen und kehrte ihnen den Rücken zu, um den beiden auszuweichen.

 

Some one bid five shillings, at which the military gentleman looked towards the quarter from which this splendid offer had come, and there saw another officer with a young lady on his arm, who both appeared to be highly amused with the scene, and to whom, finally, this lot was knocked down for half a guinea. He at the table looked more surprised and discomposed than ever when he spied this pair, and his head sank into his military collar, and he turned his back upon them, so as to avoid them altogether.

Es ist nicht unsere Absicht, alle Dinge aufzuzählen, die Mr. Hammerdown die Ehre hatte, an jenem Tage zum Kaufe anzupreisen. Wir wollen nur das kleine Tafelklavier aus den oberen Regionen des Hauses erwähnen (der prächtige Flügel war schon vorher verkauft worden). Die junge Dame probierte darauf mit schneller und geübter Hand (wobei der Offizier abermals errötete und zusammenfuhr), und als das Klavier an die Reihe kam, begann ihr Beauftragter zu bieten.

 

Of all the other articles which Mr. Hammerdown had the honour to offer for public competition that day it is not our purpose to make mention, save of one only, a little square piano, which came down from the upper regions of the house (the state grand piano having been disposed of previously); this the young lady tried with a rapid and skilful hand (making the officer blush and start again), and for it, when its turn came, her agent began to bid.

Allein hier zeigte sich eine Konkurrenz. Der jüdische Adjutant im Dienste des Offiziers am Tisch bot gegen den jüdischen Herrn, den die Elefantenkäufer angestellt hatten, und es entspann sich nun ein lebhafter Kampf um das kleine Klavier, zu dem die Kontrahenten von Mr. Hammerdown noch gehörig angefeuert wurden.

 

But there was an opposition here. The Hebrew aide-de-camp in the service of the officer at the table bid against the Hebrew gentleman employed by the elephant purchasers, and a brisk battle ensued over this little piano, the combatants being greatly encouraged by Mr. Hammerdown.

Als der Wettstreit eine Weile gedauert hatte, gaben der Elefantenhauptmann und seine Dame das Rennen schließlich auf. Der Hammer fiel nieder, der Auktionator sagte: »Mr. Lewis, fünfundzwanzig«, und Mr. Lewis' Auftraggeber wurde Eigentümer des kleinen Tafelklaviers. Nachdem der Kauf zustande gekommen war, richtete dieser Herr sich auf, als sei ihm eine Last von den Schultern genommen worden, und in dem Augenblick, da die erfolglosen Konkurrenten ihn erspähten, sagte die Dame zu ihrem Freund: »Sieh mal, Rawdon, es ist ja Hauptmann Dobbin.«

 

At last, when the competition had been prolonged for some time, the elephant captain and lady desisted from the race; and the hammer coming down, the auctioneer said: — "Mr. Lewis, twenty-five,” and Mr. Lewis’s chief thus became the proprietor of the little square piano. Having effected the purchase, he sate up as if he was greatly relieved, and the unsuccessful competitors catching a glimpse of him at this moment, the lady said to her friend, “Why, Rawdon, it’s Captain Dobbin.”

Vielleicht war Becky unzufrieden mit dem neuen Klavier, das ihr Mann für sie gemietet hatte, vielleicht hatte auch der Eigentümer das Instrument wieder weggeholt, weil er nicht weiter Kredit gewähren wollte, vielleicht aber hatte Becky auch eine besondere Vorliebe für das Klavier, das sie hatte kaufen wollen, denn sie erinnerte sich noch der Zeit, als sie im Zimmerchen unserer teuren Amelia Sedley darauf gespielt hatte.

 

I suppose Becky was discontented with the new piano her husband had hired for her, or perhaps the proprietors of that instrument had fetched it away, declining farther credit, or perhaps she had a particular attachment for the one which she had just tried to purchase, recollecting it in old days, when she used to play upon it, in the little sitting-room of our dear Amelia Sedley.

Die Versteigerung fand in dem alten Haus am Russell Square statt, wo wir zu Beginn dieser Geschichte einige Abende miteinander verbracht haben. Der gute alte John Sedley war ruiniert. Er war auf der Börse als zahlungsunfähig erklärt worden, und sein Bankrott sowie seine Geschäftstilgung folgten. Mr. Osbornes Butler kam, um einen Teil des berühmten Portweines zu ersteigern und ihn in den Keller gegenüber zu bringen. Drei junge Börsenmakler (Mr. Dale, Mr. Spiggot und Mr. Dale aus der Threadneedle Street) schickten ein Dutzend schön gearbeiteter silberner Löffel und Gabeln sowie ein Dutzend Dessertbestecke, Splitter von dem Wrack, mit besten Grüßen an die gute Mrs. Sedley. Sie hatten mit dem alten Mann geschäftlich zu tun gehabt und von ihm manche Gefälligkeit erfahren in einer Zeit, wo er gegen alle, mit denen er zu tun hatte, gefällig war. Da das Klavier Amelia gehört hatte und sie es bestimmt vermissen würde und jetzt eins brauchen könnte und da Hauptmann Dobbin ebensowenig darauf spielen konnte, wie er Seiltanzen konnte, hatte er das Instrument wahrscheinlich nicht für sich selbst gekauft.

 

The sale was at the old house in Russell Square, where we passed some evenings together at the beginning of this story. Good old John Sedley was a ruined man. His name had been proclaimed as a defaulter on the Stock Exchange, and his bankruptcy and commercial extermination had followed. Mr. Osborne’s butler came to buy some of the famous port wine to transfer to the cellars over the way. As for one dozen well-manufactured silver spoons and forks at per oz., and one dozen dessert ditto ditto, there were three young stockbrokers (Messrs. Dale, Spiggot, and Dale, of Threadneedle Street, indeed), who, having had dealings with the old man, and kindnesses from him in days when he was kind to everybody with whom he dealt, sent this little spar out of the wreck with their love to good Mrs. Sedley; and with respect to the piano, as it had been Amelia’s, and as she might miss it and want one now, and as Captain William Dobbin could no more play upon it than he could dance on the tight rope, it is probable that he did not purchase the instrument for his own use.

Kurz gesagt, es traf noch am gleichen Abend in einem wunderhübschen Häuschen in einer Querstraße der Fulham Road ein, einer jener Straßen, die die schönsten romantischen Namen tragen (diese hier hieß Sankt-Adelaide-Villen, Anna-Maria Road, West); wo die Häuser wie Puppenhäuser aussehen; wo die Leute, wenn sie aus den Fenstern des ersten Stockwerkes schauen, mit den Füßen offenbar im Erdgeschoß stehen müssen; wo die Sträucher in den Vorgärtchen jahraus, jahrein einen Blütenschmuck von Kinderschürzen, roten Strümpfchen, Mützen und so weiter (polyandria, polygynia) tragen; wo man Spinettklimpern und singende Frauenstimmen vernimmt; wo sich am Geländer kleine Bierkrüge sonnen und wohin abends kleine Angestellte aus der City ihre müden Schritte lenken; hier hatte Mr. Clapp, Mr. Sedleys Buchhalter, sein Zuhause, und zu diesem Ort nahm der gute alte Herr mit Frau und Tochter Zuflucht, als der große Krach kam.

 

In a word, it arrived that evening at a wonderful small cottage in a street leading from the Fulham Road — one of those streets which have the finest romantic names — (this was called St. Adelaide Villas, Anna-Maria Road West), where the houses look like baby-houses; where the people, looking out of the first-floor windows, must infallibly, as you think, sit with their feet in the parlours; where the shrubs in the little gardens in front bloom with a perennial display of little children’s pinafores, little red socks, caps, &c. (polyandria polygynia); whence you hear the sound of jingling spinets and women singing; where little porter pots hang on the railings sunning themselves; whither of evenings you see City clerks padding wearily: here it was that Mr. Clapp, the clerk of Mr. Sedley, had his domicile, and in this asylum the good old gentleman hid his head with his wife and daughter when the crash came.

Joe Sedley hatte auf die Nachricht von dem Familienunglück hin so gehandelt, wie man es von einem Manne seines Schlages erwarten konnte. Er kam nicht nach London, schrieb aber seiner Mutter, sie könne bei seinem Beauftragten so viel Geld abheben, wie gebraucht werde, so daß seine guten, tiefgebeugten alten Eltern vorläufig keine Armut fürchten mußten. Nachdem er dies getan hatte, lebte Joe in seiner Pension in Cheltenham weiter wie bisher. Er fuhr in seinem Wagen, trank seinen Claret, spielte seine Partie Whist, tischte seine indischen Geschichten auf, und die irische Witwe tröstete ihn und schmeichelte ihm wie bisher. Sein Geldgeschenk, so nützlich es auch war, machte auf seine Eltern nur wenig Eindruck, und ich habe Amelia erzählen hören, daß ihr Vater zum ersten Male nach dem Bankrott das Haupt wieder erhoben habe, als das Paket mit den Bestecken samt den Empfehlungen der jungen Börsenmakler gekommen sei. Er war dabei wie ein Kind in Tränen ausgebrochen und schien noch weit gerührter als seine Frau, für die das Geschenk bestimmt war. Edward Dale, der Junior des Hauses, der die Löffel und Gabeln für die Firma gekauft hatte, war nämlich sehr verliebt in Amelia und machte Ihr, trotz alledem, einen Antrag. Er heiratete Miss Louisa Cutts (Tochter von Higham und Cutts, der bedeutenden Kornhandlung) mit einem schönen Vermögen im Jahre 1820 und lebt jetzt herrlich und in Freuden mit seiner zahlreichen Familie in seiner eleganten Villa, Muswell Hill. Aber die Erinnerung an diesen guten Burschen soll uns nicht verleiten, von der Hauptgeschichte abzuschweifen.

 

Jos Sedley had acted as a man of his disposition would, when the announcement of the family misfortune reached him. He did not come to London, but he wrote to his mother to draw upon his agents for whatever money was wanted, so that his kind broken-spirited old parents had no present poverty to fear. This done, Jos went on at the boarding-house at Cheltenham pretty much as before. He drove his curricle; he drank his claret; he played his rubber; he told his Indian stories, and the Irish widow consoled and flattered him as usual. His present of money, needful as it was, made little impression on his parents; and I have heard Amelia say that the first day on which she saw her father lift up his head after the failure was on the receipt of the packet of forks and spoons with the young stockbrokers’ love, over which he burst out crying like a child, being greatly more affected than even his wife, to whom the present was addressed. Edward Dale, the junior of the house, who purchased the spoons for the firm, was, in fact, very sweet upon Amelia, and offered for her in spite of all. He married Miss Louisa Cutts (daughter of Higham and Cutts, the eminent cornfactors) with a handsome fortune in 1820; and is now living in splendour, and with a numerous family, at his elegant villa, Muswell Hill. But we must not let the recollections of this good fellow cause us to diverge from the principal history.

Hoffentlich hat der Leser eine viel zu gute Meinung von Hauptmann Crawley und seiner Frau, um anzunehmen, daß sie je auf den Gedanken hätten kommen können, einen so entfernten Stadtteil wie Bloomsbury aufzusuchen, wenn sie gewußt hätten, daß die Familie, die sie mit einem Besuch beehren wollten, nicht nur gesellschaftsunfähig, sondern auch völlig mittellos geworden war und ihnen in keiner Weise mehr nützen konnte. Rebekka war ganz überrascht, als sie das gute alte Haus, wo man sie so freundlich aufgenommen hatte, von Maklern .und Trödlern durchwühlt und seine stillen Familienschätze öffentlicher Entweihung und Plünderung ausgesetzt sah. Einen Monat nach ihrer Flucht hatte sie sich an Amelia erinnert, und Rawdon hatte sich mit wieherndem Gelächter bereit erklärt, wieder einmal den jungen George Osborne zu treffen. »Er ist ein angenehmer Bekannter, Beck«, fügte der Spaßvogel hinzu. »Ich würde ihm gern noch ein Pferd verkaufen, Beck. Ich würde gern noch ein paar Partien Billard mit ihm spielen. Er könnte uns gerade jetzt sehr nützlich sein, um es mal so auszudrücken, haha!« Man darf nun aus diesen Reden nicht etwa schließen, daß Rawdon Crawley beabsichtigte, Mr. Osborne zu betrügen, er wollte nur den ehrlichen Vorteil aus ihm ziehen, den fast jeder Spieler auf dem Jahrmarkt der Eitelkeit von seinem Nächsten gewinnen zu dürfen glaubt.

 

I hope the reader has much too good an opinion of Captain and Mrs. Crawley to suppose that they ever would have dreamed of paying a visit to so remote a district as Bloomsbury, if they thought the family whom they proposed to honour with a visit were not merely out of fashion, but out of money, and could be serviceable to them in no possible manner. Rebecca was entirely surprised at the sight of the comfortable old house where she had met with no small kindness, ransacked by brokers and bargainers, and its quiet family treasures given up to public desecration and plunder. A month after her flight, she had bethought her of Amelia, and Rawdon, with a horse-laugh, had expressed a perfect willingness to see young George Osborne again. “He’s a very agreeable acquaintance, Beck,” the wag added. “I’d like to sell him another horse, Beck. I’d like to play a few more games at billiards with him. He’d be what I call useful just now, Mrs. C. — ha, ha!” by which sort of speech it is not to be supposed that Rawdon Crawley had a deliberate desire to cheat Mr. Osborne at play, but only wished to take that fair advantage of him which almost every sporting gentleman in Vanity Fair considers to be his due from his neighbour.

Die alte Tante ließ sich nicht so schnell »herumkriegen«. Ein Monat war verstrichen. Mr. Bowls verweigerte Rawdon den Zutritt, seine Diener durften nicht mehr im Hause in der Park Lane weilen, seine Briefe wurden ungeöffnet zurückgeschickt. Miss Crawley bewegte sich nicht aus dem Haus  – sie war unpäßlich –, und Mrs. Bute war noch immer da und wich ihr nicht von der Seite. Sowohl Crawley wie seine Frau mutmaßten Schlimmes aus Mrs. Butes ständiger Anwesenheit.

 

The old aunt was long in “coming-to.” A month had elapsed. Rawdon was denied the door by Mr. Bowls; his servants could not get a lodgment in the house at Park Lane; his letters were sent back unopened. Miss Crawley never stirred out — she was unwell — and Mrs. Bute remained still and never left her. Crawley and his wife both of them augured evil from the continued presence of Mrs. Bute.

»Bei Gott, ich fange an zu begreifen, warum sie uns in Queen's Crawley stets zusammenbrachte«, sagte Rawdon.

 

“Gad, I begin to perceive now why she was always bringing us together at Queen’s Crawley,” Rawdon said.

»So ein gerissenes Weibstück«, rief Rebekka aus.

 

“What an artful little woman!” ejaculated Rebecca.

»Nun, wenn du es nicht tust – ich bereue es nicht«, rief der Hauptmann, noch immer im Liebestaumel für seine Frau, die ihn als Antwort mit einem Kuß belohnte und über das großherzige Vertrauen ihres Mannes sehr erfreut war.

 

“Well, I don’t regret it, if you don’t,” the Captain cried, still in an amorous rapture with his wife, who rewarded him with a kiss by way of reply, and was indeed not a little gratified by the generous confidence of her husband.

Wenn er nur ein bißchen mehr Verstand hätte, dachte sie bei sich, so könnte ich noch etwas aus ihm machen, aber sie ließ ihn nie merken, welche Meinung sie von ihm hatte, lauschte mit unermüdlicher Geduld seinen Stall- und Offizierstischgeschichten, lachte über alle seine Witze, interessierte sich sehr für Jack Spatterdash, dessen Pferd gestürzt war, und für Bob Martingale, der in einer Spielhalle aufgegriffen worden war, und für Tom Cinqbars, der an der Steeplechase teilnehmen wollte. Kam er nach Hause, so war sie lustig und glücklich, ging er aus, so redete sie ihm noch zu, blieb er zu Hause, so spielte und sang sie ihm vor, bereitete ihm köstliche Getränke, beaufsichtigte sein Essen, wärmte seine Pantoffeln und badete seine Seele in Behaglichkeit. »Die besten Frauen«, so sagte meine Großmutter immer, »sind Heuchlerinnen.« Wir wissen nicht, wieviel sie vor uns verbergen, wie wachsam sie sind, wenn sie ganz harmlos und vertrauensselig scheinen, wie häufig das offene Lächeln, das sie so gern zur Schau tragen, eine Falle ist, um zu schmeicheln, abzulenken oder zu entwaffnen – dabei meine ich nicht einmal die Koketten, sondern unsere häuslichen Vorbilder und Muster weiblicher Tugend. Wer hat nicht schon gesehen, wie eine Frau die Dummheit ihres Mannes geschickt verbarg oder seinen Zorn besänftigte? Wir lassen uns diese angenehme Sklaverei gefallen, loben die Frauen noch dafür und nennen den hübschen Betrug Wahrheit. Eine gute Hausfrau ist stets eine Lüge, und Cornelias Gemahl wurde ebenso getäuscht wie Potiphar – nur in anderer Weise.

 

“If he had but a little more brains,” she thought to herself, “I might make something of him”; but she never let him perceive the opinion she had of him; listened with indefatigable complacency to his stories of the stable and the mess; laughed at all his jokes; felt the greatest interest in Jack Spatterdash, whose cab-horse had come down, and Bob Martingale, who had been taken up in a gambling-house, and Tom Cinqbars, who was going to ride the steeplechase. When he came home she was alert and happy: when he went out she pressed him to go: when he stayed at home, she played and sang for him, made him good drinks, superintended his dinner, warmed his slippers, and steeped his soul in comfort. The best of women (I have heard my grandmother say) are hypocrites. We don’t know how much they hide from us: how watchful they are when they seem most artless and confidential: how often those frank smiles which they wear so easily, are traps to cajole or elude or disarm — I don’t mean in your mere coquettes, but your domestic models, and paragons of female virtue. Who has not seen a woman hide the dulness of a stupid husband, or coax the fury of a savage one? We accept this amiable slavishness, and praise a woman for it: we call this pretty treachery truth. A good housewife is of necessity a humbug; and Cornelia’s husband was hoodwinked, as Potiphar was — only in a different way.

Durch diese Aufmerksamkeiten wurde der alte Liederjan Rawdon Crawley allmählich in einen glücklichen und gehorsamen Ehemann umgewandelt. Die Spießgesellen seiner früheren Tage bekamen ihn nicht mehr zu sehen. Sie fragten ein paarmal in seinen Klubs nach ihm, vermißten ihn aber nicht sehr. In jenen Buden auf dem Jahrmarkt der Eitelkeit vermißt man einander kaum. Seine einsame, aber stets lächelnde und lustige Frau, seine behagliche kleine Wohnung, die netten Mahlzeiten und die gemütlichen Abende zu Hause hatten für ihn den Zauber des Neuen und Heimlichen. Die Heirat war bis jetzt noch nicht bekanntgegeben oder in der »Morning Post« veröffentlicht worden. Seine Gläubiger hätten sich wie ein Mann auf ihn gestürzt, wäre ihnen bekannt geworden, daß er eine Frau ohne Vermögen geheiratet hatte. »Meine Verwandten werden nicht pfui über mich schreien«, sagte Becky mit bitterem Lachen; und sie war ganz zufrieden damit, zu warten, bis die alte Tante sich mit ihnen versöhnt hatte, ehe sie ihren Platz in der Gesellschaft beanspruchen würde. So lebte sie in Brompton und sah niemanden  – außer den wenigen Freunden ihres Mannes, die in ihrem kleinen Speisezimmer zugelassen wurden. Die waren alle ganz bezaubert von ihr. Die kleinen Diners, das Lachen und Plaudern und anschließend die Musik entzückten alle, die an diesen Genüssen teilnehmen durften. Major Martingale dachte nie daran, nach der Heiratslizenz zu fragen. Hauptmann Cinqbars war hingerissen von ihrer Geschicklichkeit im Punschbereiten. Und der junge Leutnant Spatterdash (er spielte gern Pikett und wurde von Crawley oft eingeladen) war bald offensichtlich in Mrs. Crawley vernarrt. Aber ihre Umsicht und ihr Anstand verließen sie keinen Augenblick, und Crawleys Ruf als rauflustiger und eifersüchtiger Soldat waren ein weiterer vollkommener Schutz für seine kleine Frau.

 

By these attentions, that veteran rake, Rawdon Crawley, found himself converted into a very happy and submissive married man. His former haunts knew him not. They asked about him once or twice at his clubs, but did not miss him much: in those booths of Vanity Fair people seldom do miss each other. His secluded wife ever smiling and cheerful, his little comfortable lodgings, snug meals, and homely evenings, had all the charms of novelty and secrecy. The marriage was not yet declared to the world, or published in the Morning Post. All his creditors would have come rushing on him in a body, had they known that he was united to a woman without fortune. “My relations won’t cry fie upon me,” Becky said, with rather a bitter laugh; and she was quite contented to wait until the old aunt should be reconciled, before she claimed her place in society. So she lived at Brompton, and meanwhile saw no one, or only those few of her husband’s male companions who were admitted into her little dining-room. These were all charmed with her. The little dinners, the laughing and chatting, the music afterwards, delighted all who participated in these enjoyments. Major Martingale never thought about asking to see the marriage licence, Captain Cinqbars was perfectly enchanted with her skill in making punch. And young Lieutenant Spatterdash (who was fond of piquet, and whom Crawley would often invite) was evidently and quickly smitten by Mrs. Crawley; but her own circumspection and modesty never forsook her for a moment, and Crawley’s reputation as a fire-eating and jealous warrior was a further and complete defence to his little wife.

Es gibt in London vornehme Herren von guter Familie, die noch nie den Salon einer Dame betreten haben, so daß zwar Rawdon Crawleys Heirat in seiner Grafschaft wahrscheinlich besprochen wurde, da Mrs. Bute die Neuigkeit verbreitet hatte; in London dagegen wurde sie angezweifelt oder nicht beachtet oder überhaupt nicht besprochen. Er lebte behaglich auf Kredit, hatte ein großes Schuldenkapital, das, vernünftig angelegt, einen Mann jahrelang erhalten kann und von dem bestimmte Menschen in London hundertmal besser zu leben verstehen als Leute mit Bargeld. Wer, zu Fuß in den Straßen der Stadt unterwegs, kann nicht ein halbes Dutzend Leute herausfinden, die glanzvoll an ihm vorbeireiten, die von der vornehmen Welt hofiert werden, die von Kaufleuten mit Verbeugungen zu ihren Kutschen geleitet werden, die sich nichts versagen und wer weiß wovon leben? Wir sehen, wie Jack Verschwender im Park paradiert oder in seinem Brougham die Pall Mall hinunterrast; wir speisen bei ihm von seinem wundervollen Silbergeschirr und fragen: »Wie hat das angefangen und wo wird es enden?« – »Mein lieber Junge«, hörte ich Jack einmal sagen, »ich habe in jeder Hauptstadt Europas Schulden.« Einmal muß das Ende kommen, aber inzwischen lebt Jack herrlich und in Freuden, die Leute freuen sich, ihm die Hand schütteln zu dürfen, hören nicht auf die dunklen Geschichtchen, die man sich hin und wieder über ihn zuflüstert, und erklären ihn für einen gutmütigen, lustigen, sorglosen Burschen.

 

There are gentlemen of very good blood and fashion in this city, who never have entered a lady’s drawing-room; so that though Rawdon Crawley’s marriage might be talked about in his county, where, of course, Mrs. Bute had spread the news, in London it was doubted, or not heeded, or not talked about at all. He lived comfortably on credit. He had a large capital of debts, which laid out judiciously, will carry a man along for many years, and on which certain men about town contrive to live a hundred times better than even men with ready money can do. Indeed who is there that walks London streets, but can point out a half-dozen of men riding by him splendidly, while he is on foot, courted by fashion, bowed into their carriages by tradesmen, denying themselves nothing, and living on who knows what? We see Jack Thriftless prancing in the park, or darting in his brougham down Pall Mall: we eat his dinners served on his miraculous plate. “How did this begin,” we say, “or where will it end?” “My dear fellow,” I heard Jack once say, “I owe money in every capital in Europe.” The end must come some day, but in the meantime Jack thrives as much as ever; people are glad enough to shake him by the hand, ignore the little dark stories that are whispered every now and then against him, and pronounce him a good-natured, jovial, reckless fellow.

Die Wahrheit zwingt uns, zuzugeben, daß Rebekka einen Mann dieses Schlages geheiratet hat. Im Haus gab es alles in Hülle und Fülle, nur kein Bargeld, und dieser Mangel machte sich in dem jungen Haushalt bald bemerkbar. Als Rawdon eines Morgens die »Gazette« las, stieß er auf die Mitteilung: »Leutnant G. Osborne rückt durch Kauf zum Hauptmann auf, anstelle von Smith, der sich in ein anderes Regiment versetzen läßt.« Da machte er über Amelias Liebhaber jene Bemerkung, die mit dem Besuch am Russell Square endete.

 

Truth obliges us to confess that Rebecca had married a gentleman of this order. Everything was plentiful in his house but ready money, of which their menage pretty early felt the want; and reading the Gazette one day, and coming upon the announcement of “Lieutenant G. Osborne to be Captain by purchase, vice Smith, who exchanges,” Rawdon uttered that sentiment regarding Amelia’s lover, which ended in the visit to Russell Square.

Als Rawdon und seine Frau bei der Auktion mit Hauptmann Dobbin sprechen und Näheres über die Katastrophe wissen wollten, die Rebekkas alte Bekannte betroffen hatte, war der Hauptmann verschwunden. Das bißchen, was sie erfuhren, stammte von den Lastträgern oder den Maklern auf der Auktion.

 

When Rawdon and his wife wished to communicate with Captain Dobbin at the sale, and to know particulars of the catastrophe which had befallen Rebecca’s old acquaintances, the Captain had vanished; and such information as they got was from a stray porter or broker at the auction.

»Sieh doch mal die Leute dort mit den Hakennasen«, sagte Becky vergnügt, als sie, das Gemälde unter dem Arm, in den Buggy stieg. »Sie sehen aus wie Geier nach einer Schlacht.«

 

“Look at them with their hooked beaks,” Becky said, getting into the buggy, her picture under her arm, in great glee. “They’re like vultures after a battle.”

»Weiß ich nicht. War nie in einer Schlacht, meine Liebe. Frag Martingale, der war in Spanien Adjutant von General Blazes.«

 

“Don’t know. Never was in action, my dear. Ask Martingale; he was in Spain, aide-de-camp to General Blazes.”

»Mr. Sedley war ein sehr freundlicher alter Herr«, sagte Rebekka, »es tut mir wirklich leid, daß ihm das passieren mußte.«

 

“He was a very kind old man, Mr. Sedley,” Rebecca said; “I’m really sorry he’s gone wrong.”

»Ach Gott, Börsenmakler ... bankrott... sind daran gewöhnt, weißt du«, erwiderte Rawdon und vertrieb mit der Peitsche eine Fliege vom Ohr seines Pferdes.

 

“O stockbrokers — bankrupts — used to it, you know,” Rawdon replied, cutting a fly off the horse’s ear.

»Schade, daß wir uns nicht etwas von dem Silbergeschirr leisten konnten, Rawdon«, fuhr seine Frau gefühlvoll fort. »Fünfundzwanzig Guineen für das kleine Klavier ist unheimlich teuer. Wir haben es bei Broadwood für Amelia gekauft, als sie aus der Schule kam. Damals hat es nur fünfunddreißig gekostet.«

 

“I wish we could have afforded some of the plate, Rawdon,” the wife continued sentimentally. “Five-and-twenty guineas was monstrously dear for that little piano. We chose it at Broadwood’s for Amelia, when she came from school. It only cost five-and-thirty then.”

»Der Dingsda, dieser – Osborne wird sich jetzt vermutlich von der Kleinen lossagen, wo die Familie doch nun pleite ist. Deine hübsche kleine Freundin wird jetzt ganz schön geklatscht sein, glaubst du, Becky?«

 

“What-d’-ye-call’em — ’Osborne,’ will cry off now, I suppose, since the family is smashed. How cut up your pretty little friend will be; hey, Becky?”

»Ich nehme an, sie wird es überstehen«, sagte Becky lächelnd. Und sie fuhren weiter und sprachen von etwas anderem.

 

“I daresay she’ll recover it,” Becky said with a smile — and they drove on and talked about something else.

 

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