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XII

Na der stränge Dienschtzyt bi den Ansteckende z’Iferten isch d’Schwöschter Carlotta ändlech uf en Ulmehof i ds Urleb cho. Und wär’s no nid het welle gloube, het’s jitz mit eigeten Ouge chönne gseh. Der Wildfang vo der hindere Gandegg isch im altjümpferleche Hübli vo Saint-Loup umenandere gloffen und het mit syr natürleche Luschtigi de Lüte ds Muul gstopft, emel dene, wo mit ihm zsämecho sy. Der Mama Henriette frylech het me nid bruucht ds Muul z’stopfe, si het’s überhoupt fascht nie meh ufta. Het nere-n-öpper gseit, das hätti me doch nie dänkt vom Carlotta, so het si g’antwortet, si heig’s gseh cho scho sit de Chinderjahre vo ihrer Tochter. Und im gheime het si ghoffet, die Lüt überchöme de no rächt, wo hindenume prophezeiet hei, ja ja, das kenni men öppe, jitz i der Chriegszyt heig sech das guet gmacht, aber me wärdi de gseh, wenn de d’Franzosen ume furt sygen und ds charme verfloge, so wärdi de das Diaconeßli scho na andere Sache Längizyti übercho, und wenn de der Rächt chömi, so mach sech de alles ganz vo sälber.

Anderi Lüt sy anderer Meinung gsi. I de Lächehüser und bi den Arme, wo me zerscht o ne hübsche Franzos derhinder gsuecht het, isch me nah-ti-nah zur Erchenntnis cho, es müeß da öppis anders gange sy, bsunderbar wo me der Herr Major Rhagor und d’Jumpfer Doxat zsäme het gseh im Hölzli spazieren und mitenand verchehre ganz wi vordäm. Mit jedem Tag isch der Reschpäkt vor dere, «wo alles hätti chönne ha und zu de barmhärzige Schwöschtere gangen isch», gwachse. Vili Lüt hei’s, wi alles Ungwöhnleche, mit de Zytlöuften i Zsämehang 340 bracht, vowäge der Chrieg und was drum und drann ghanget isch, het i mängem Huus der Gedanke la ufcho, me gangi de letschte Zyten etgäge. Mängs het d’Fäcke la hangen und, anstatt z’schaffe, geng nume no uf bsunderi Zeiche passet. Di jüngere Pfarrer hei ufbegährt, me söll nüechter wärden und arbeite, di eltere hei gseit: «Gschej nüt Bösers! Wenn es se-n-uf d’Chnöi bringt, so schadt’s gar nüt, si stande de ganz vo sälber wider uuf.»

Ei Abe, wo d’Jumpfer Carlotta gäge Lindehof ufe geit, gseht si der Peter Wymen im Gärtli vo der Haseburg wärche.

«Isch d’Frou Hase chrank?»

«Wi me’s nimmt», antwortet der Peter. «E chly lätz im Chopf isch si, gloub. Si wott o nüt meh arüehre. Aber si chönnt sech de no greuig wärde, wenn si alles lat z’grund gah und ’s de doch anders chunnt, als si meint. — Wenn Dr mit nere wettet es Wort rede, si wär dinne.»

D’Schwöschter Carlotta geit yne, i di fyschteri Chuchi, wo ds Hase-Froueli im fyschterschten Egge sitz.

«Gueten Abe, Frou Hase!»

Kei Antwort.

«Wei mer nid e chly a d’Heiteri vüren oder Liecht mache? — Wo heit Dr ds Lämpli? — Syd Dr chrank? — wo fählt’s?»

Kei Antwort.

«Heit Dr gseh, daß Ech der Peter der Garten apflanzet? Das isch doch nätt von ihm, nid?»

«Miera mach er, was er well!»

«Aber, Frou Hase, me darf sech nid däwäg la gah und alles la verräble! Was weit Dr de im Summer und speter? — Ga höische vo Huus zu Huus?»

«Isch de nümme nötig.»

341 «Warum undereinisch nümme?»

«He, wil Er chunnt. Er chunnt, wartet nume! Ungereinisch, wie ein Dieb in der Nacht.»

«Er chunnt de, ganz sicher, das glouben i o. Aber es schadt ja nüt, wenn er is a der Arbeit findet.»

«Er söll is wachend finden u nid bim Sammle vo Schätze, die der Roscht und die Motte frässe. — Jitz heißt’s Gloube bewyse, Jumpfer Carlotta!»

«Das meinen i o, äbe drum wei mer getroscht üsi Pflicht tue. Chöm er hütt oder morn, so söll er is treu bi der Arbeit und getroscht im Gloube finde. Es isch ja müglech, daß er bald chunnt, aber mir wüsse’s ja nid und sölle’s nid wüsse.»

«Wär Ougen und Ohre het, merkt uf d’Zeiche. — Chrieg und Chriegsgeschrei, Peschtilänz, Mißwachs u tüüri Zyte.»

«Ja, es gscheht mängs, aber wäge däm allem sölle mer einewäg...»

«U sövel Schlächtigkeit i der Wält u Verwirrung u faltschi Lehr u faltschi Propheten u... u... u bi ds Bürkis äne mueß jitz o ne Brunne zueche! Der Übermuet wird zum Frävel.»

Underdesse het d’Schwöschter Carlotta Zündhölzli und es Tageli gfunden und Liecht gmacht und der Frou Hasen i ds Gsicht zündtet. Es het nere schier afa gruuse. «Loset, gueti Frou, öppen e chly wäschen und strähle dörftet Dr Ech de doch no! Der Heiland hätti nid Freud a Euem Ghootsch. Und Ornig mache... Wartet, i chume de morn ume. Mer wei de zsäme derhinder.»

«Nüt da! Es isch nümme Zyt zur Hoffert.»

«E nu, Dir bsinnet Ech de villicht no anders über Nacht. Guet Nacht, Frou Hase.»

342 «Oh, di herrlechi früschi Luft! — Machet de o bald Fyrabe, Peter, es wird chuehl.»

Der Peter lachet und seit: «I bi bald nache. - Gället, wi das e Zuversicht isch da inne?»

«Ja», lachet d’Jumpfer Carlotta, «aber e lätzi.»

«Si duuret mi drum de glych no. So nes arms alts Froueli! Wüsset Dr, i weiß halt, wi’s eim cha sy, wenn eim so ganz alles verleidet isch und me meint, me sygi vürig. Da wär’s eim de grad no chummlech, wenn d’Wält über Nacht undergieng. Aber i gloube wäger, es sygi no nid so wyt.»

«Aha, gället? I nämlich o, Peter. I möchti gärn vorhär no öppis i d’Ornig tue.» Dermit lachet si der Peter so eigets a und louft dervo. Er luegt nere nachen und schüttlet der Chopf: «Was het si ächt aber vor?»

Mit där Frag im Chopf isch der Peter Wyme bald druuf i Lindehof ufe, het ds Wärchzüüg versorget, no einisch im Stall nachegluegt und du i syr Gibelstuben obe Liecht gmacht, für no chly z’läsen und dene Sache nachez’stuune, wo je länger descht meh hei gä z’rede. Wi wenn me’s mit der Luft yatmeti, hei bald alli Lüt vo Wältundergang gredt, der größer Teil frylech nume, für über di andere z’lache; aber mängs het mitglachet und de doch im stillen überleit, so Ahnunge heige halt doch mängisch ihri Bedütung. Wi ne Saat isch i dene Tagen und bsunders i de stille Necht allerhand Sündenerchenntnis ufgange, und im gheimen isch vil redlechi Bueß ta worde.

A menen ungwanete Lärme het der Peter gmerkt, daß er mit syr gsunde Müedigkeit über däm Nachestudieren isch ygschlafe gsi und d’Lampe het la brönne. — Was isch für Zyt? — Was ghört men o? — Loufen uf der Straß — 343 und ganz wyt öppis wi ne Glogge. — Brönnt’s am Änd? Er tuet ds Fänschter uuf, und es dunkt ne, es ligi wi ne rötleche Widerschyn uf de Böum. Und i der Stadt lütet’s. Der Peter löscht d’Lampen und geit hübscheli vor ds Huus abe, i Hof. — E du güetigi Zyt! Gägem Jura zue isch ja der ganz Himmel, vo der Stadt bis gäge ds Grauholz, ei einzigi, gruusigi Röti. Was isch jitz das? — Alli Böum stande scharf schwarz abzeichnet dervor. Di wyßi Huswand isch e Widerschyn. Me ghört a mängem Ort lüten — und horne. Und nah-ti-nah wird’s überall im Fyschtere läbig. Es chöme Lüt vüre, me ghört rüefe, reden und hie und da ne Brüel. Us allne Höfe chöme Lüt cho z’loufe. Im Herrehuus vom Lindehof geit Liecht uuf, und bald chöme si vor d’Hustür. Es ganzes Küppeli steit uf der Stägen usse. Der Herr Major chunnt abe zum Peter, und si gange zsäme vüre bis uf ds Schnäggebüehl. Dert steit schon e Zylete Lüt als Silhouette vor mene Füürmeer. I der Richtung vo der Ängi chunnt’s us der Tiefi ufe wi ne breite Strom vo rotem Dampf mit schwarze Rouchschlange drinn. Mängisch stocke schwarzi Wulken uuf und färbe sech i der Höchi bluetrot. Und über di ganzi Breiti Funkegarben a Funkegarbe. Bald isch under de Lüten usgmacht gsi, das sygi d’Spinnerei im Ländli. Aber es het wahrhaftig usgseh, wi wenn da unde der Ärdbode sech ufta hätti und ds underirdisch Füür usbroche wär, für di ganzi Wält z’verschlinge.

Hie und da het sech einen oder mängisch grad ihreren es paar us der Zylete glöst und sy im Fyschtere verschwunde. Es het di Manne nid bha. Si hei neecher zueche müesse, ga luegen oder — wenn’s nötig sy sötti — ga hälfe. Gäge d’Stadt zue sy si und vo dert ewäg mit mene Strom vo Gwunderige dür d’Tiefenaustraß uus oder i d’Ängi ufe. 344 Aber hinder dene Gwunderige, wo ne Brunscht für ne Brunscht gno hei, sy daheim im Fyschtere Lütli uf de Chnöie glägen un hei bättet und bekennt und büeßt und gar nid gfragt, was los sygi. Si hei gmeint, jitz syg’s da, was si erwartet hei. Erscht bi längem hei si gmerkt, daß es nüt Überirdisches isch, daß es e Brunscht isch und nüt anders, und wo ändlech d’Röti abgno het, erlöschen isch und uf der andere Syte der Himmel bleich worden isch zu mene trüebe Rägemorge, hei si sech dry ergä, daß alles bim alte blybi. Wo’s z’grächtem taget het, het di ganzi Wält na verbrönnter Bouele gschmöckt, und mit der troschtlosen Erchenntnis vo syr ganze Miserabligkeit het me wider a sy Arbeit müesse. «Es git nüt druus», het der Peter der Frou Hase zur Chuchitüren yne grüeft, «mer müessen ume drahi!» Ob der Arbeit het er no i sich sälber yne glachet, wenn er dra dänkt het, wär alles di Nacht mitenand brichtet het, wi wenn me nie nüt Ungrads mitenand gha hätti. A eier Kuppele sy si gstande, ohni Chrägen und Crawatte, der Herr Houpme Doxat und der Presidänt Bürki und der Herr Major Rhagor und d’Jumpfer Carlotta und der Major von Änggistei und d’Jumpfer Bürki und der Oberscht vo Mannebärg und di Töchtere Rhagor und d’Lächelüt und d’Dienschte, alles im beschte Fride binenand, und doch het vo denen allne niemer dra gloubt, daß d’Wält well undergah. Ja ja, es bruucht doch de albe nid vil, so findt men enand ume.

Der Peter isch scho lang ume furt gsi, wo ds Maji zur Antwort räägget: «Das bruuchsch du mir nid z’säge!» I sym Erger nimmt’s e Charscht und geit use, i sys Gärtli. Eigetlech het’s im Sinn, alles wider ga z’verhergge wo-n-ihm der Peter nächti und di vorderen Abede gmacht het. 345 Aber d’Setzlige, wo im dünne Näbelräge so schön ihri Chöpfli ufhei, duuren ihns. Es lat alles, wi-n-es isch und chunnt nah-ti-nah derzue, sech yz’gstah, wohl, eigetlech heig er suberi Arbeit gmacht, und merkwürdig syg’s, aber mit Schyn gäb’s i där arme, verhunzte Wält doch no hie und da ne rächte Möntsch und de grad no under dene, wo me se-n-am wenigschte suechti.

Wi mängisch het me’s doch uf dene Höfe vo der hindere Gandegg erläbt gha, daß bald hie nes Huehn, bald dert e Tuben oder es Chüneli isch z’fähle cho oder en Änten ihre Gspane niene meh gfunde het, bis es usgmachti Sach worden isch: es isch e Fuchs umewäg. Jitz isch ds Gägeteil gscheh. Nit daß ds Gficht und d’Chüneli aparti zuegno hätte, aber es isch allerhand wider i ds Rütsche cho, wo scho lang isch blybe stecke. Vorsätz, wo im Wärweiße bhanget sy, hei über Nacht neue Trib übercho. Ungschickti Sache, wo nid hätte sölle sy und nie öpper der Muet gfunde het, dermit ufz’ruume, sy in aller Stilli abghoue worde. Uröppigi Dublete sy erlösche. Churz und guet, es isch e früsche Zug i d’Gandegg cho, und jedermann het gwüßt, wär ne dry bracht het. Früecher hätti das mängem uf d’Närve gä, jitz isch me froh gsi drüber. Ganz ohni Zwärisgedanken und versteckti Vorbhalte hei di beide Veterane wider Straß uuf und Straß ab tubäklet. Ds Carlotta Doxat frylech isch nümme mit übermüetige Capriole zwüsche se-n-yne gumpet und het niemerem meh der Schnouz gstrählt. Es isch vil bi der Mama gsässe, mängisch o mit de Herre gspaziert und het trotzdäm — weiß der Guggugg wie — geng no Zyt gfunde, an allne müglechen Orten ufz’touche, bald z’Gümlige, bald uf der Porte, bald i der Stadt, bi ds Dokters und sogar bi ds Bürkis. Der Herr 346 Doxat het sym Kamerad gseit, er welli sys équipage abschaffe. Für was är und sy Frou no im Land umenandere z’fahre heige, syg es sech nid derwärt, zwöj Roß z’fuettere. Der Herr Rhagor — jitz Kommandant — hingäge het gseit, einschtwyle chönn er sech no nid etschließe, ganz uf nes eigets Roß z’verzichte.

Ei Tag i der schönschte Blueschtzyt isch d’Schwöschter Carlotta — nid so ganz numen us Zuefall — uf em Heiwäg us der Stadt bim Bäregrabe gstande, wo der Peter uf em Kommissionewägeli vo ds Rhagors über d’Brügg usen isch cho z’fahre. Si stellt sech so a Wäg, daß er merkt, si wott öppis.

«I darf Ech doch wäger nid ylade, ufz’sitze, Jumpfer Doxat?»

«He, warum nid?» Und chuum g’antwortet, sitzt si scho näben ihm uf em Wägeli.

Si fahre langsam der groß Muristalden uuf, und der Peter mueß a di Fahrt mit der Jumpfer Bürki dänke. Grad um ds Märlispinnen isch es ihm hütt nid. Ds Zrückdänken a früecheri Jahr mahnet ne dra, daß er o vo Boum zu Boum es Kapitel vo sym Läbe chönnti erzelle. Es wär o Romantisches derby, aber fascht für jedes Kapitel öppis Ungfreuts. Glücklecherwys lat ihm d’Schwöschter Carlotta nid Zyt zum Nachedänke. Scho nam dritten Alleeboum fat si a: «Und jitz, Peter, wi hei mer’s mit der Zuekunft?»

«I ha mer ds Plänlimachen abgwanet», seit er, «es treit doch nüt ab. Me chunnt no am beschte derdür, wenn me Tag um Tag nimmt, wi’s öppe chunnt. — Oder meinet Dir nid o?»

«Ja», seit si, «Dir heit rächt; aber d’Ougen offe bhalte darf men einewäg, und wenn so ne Tag eim mit hällem 347 Sunneschyn uf ne Wäg zündtet, so mueß me nid dranne vorby stolpere.»

Der Peter schilet uf sy Nachbarin und spitzt d’Ohre.

«Ja», fahrt die furt, «dänket Dir gar nümmen a d’Frou Ruprächt?»

«Es wär öppe gschyder, i chönnti se ganz vergässe. Was treit’s mer ab, nere nachez’sinne! Wenn’s no öppis anders wär, wo mer im Wäg stüend! Aber si wott ja nüt meh vo mer.»

«Syd Dir so sicher, daß si nüt von Ech wott?»

«Si het mer’s doch schwarz uf wyß gä!»

«Und wenn si sech anders bsunne hätti?»

«Gloubet Dir, das wär müglech?»

«Ja, i gloube’s nid nume. I weiß, daß si sech reuig isch.»

«Jitz nähm’s mi o afe bald wunder, wohär...»

«Wohär i’s weiß? Gället, wenn Dr das wüßtet! — Der Wäg vo Iferte ga Bärn geit halt über Murte, und wil i geng chly e Gwundernase gsi bi, so han i z’Murte vor der ‹Chrone› Halt gmacht und bi di Wirti no einisch ga aluege. I hätti villicht o nid mit der Sprach dörfen userücke, wenn si mi nid mit offenen Armen ufgno hätti. Si het sech no a mi bsunne. I chömm nere wi nen Ängel vom Himmel, het si grad gseit. Und uf em Terraßli hindenuse, gäge See, het si mer der Chratte gläärt und gseit, si heigi nümme chönne zur Rueh cho, bis si ga Bärn sygi, für das Meitschi z’gseh. A ds Toubstummen-Exame syg si gangen und sithär heig si sech erscht rächt hindersinnet und geng nume dänkt, si heig sech versündiget mit ihrer Angscht.»

«Wenn i das gwüßt hätti!»

«So hätt’s Ech glych nid vil abtreit. Aber jitz wüsset Dr’s, und es isch geng no früech gnue.»

348 «Gloubet Dr? — Aber es sy halt da no Sache... Me het mer gseit, ihri Verwandte heigen ere mit Gäldgschichten e Bänggel vor d’Füeß gleit.»

«Das hei si o. Aber jitz sägen i no einisch: me mueß d’Wält näh, wi si isch. Me meint geng, Gäld regieri d’Wält. Das meine die, wo Angscht hei vor em Gäld. Aber i Wahrheit regiert d’Liebi und nid ds Gäld. Gloubet mer’s nume!»

Der Peter luegt unglöubig dry und merkt nid emal, daß i sym Härz dä Ougeblick bereits d’Liebi obenuus schwingt.

Bi der Porte gumpet d’Schwöschter Carlotta ab em Wägeli. «Also, Peter, Murten isch d’Losung!»

«Ja, gloubet Dr?»

«Ganget ga luege! — Adieu, i mueß no zum Herr Oberscht.»

Der Herr vo Mannebärg het se-n-erwartet. Er het i sym péristyle g’arbeitet und isch nere-n-über di herrlechi Garteterrassen etgägecho, wo im warme Meiesunneschyn mit ihrne Tulipa und Chlapperrosen usgseh het wi nen alti und doch läbigi Tapisserie.

«Ha, da chunnt üsi tapferi soeur Carlotta! Bonjour! Chömet, mer wei uf mys Studierbänkli da vornen uf der Terrasse. Oder schüüchet Dr öppe d’Sunne?»

«Oh, Herr Oberscht!»

«Dänket», seit er, chuum, daß si sitze, «dänket, i ha gar nüt usgrichtet bim Herr Müller!»

«Oh wi schad!»

«Ja ja, es git wunderlechi Chuzen uf der Wält. I bi also zue-n-ihm gange, i Lade. Und me het mi epfange, wi wenn i wunder was wär. ‹Herr Oberscht› hie und ‹Herr Oberscht› da. Und wo-n-i säge, i möchti mit dem 349 Herr Müller under vier Ouge rede, het’s sogar gheiße: ‹à votre särvice, Herr eidgenössischen Oberscht!›»

(Daß der Griesvierlig hinder em Ladetisch syr Frou gchüschelet het: «Gschwing gang i ds Cuntoirli, ghei alls i ds Bureau ynen u bschließ!» het der Oberscht nid chönne ghöre.)

«Guet, i gange hinder ihm här und gseh, daß er ei Fueß i mene große Finke het und hümpet. ‹E, e, Herr Müller›, sägen i, ‹wo fählt’s?›

‹I ha Ungfell gha›, bärzet er, ‹i bi verwiche, wo d’Spinnerei im Ländli abbrunnen isch, a d’Neuegaß vüre, ga luege, wi si mit der Loufsprütze fahre, und da isch mer eine vo dene Brandcörpsler — der Donner, der Donner, es tuet mer no jitz bis i Äcken ufe weh, wenn i nume dra dänke — ääh, dänket, mit sym grobgnagleten Absatz uf e große Zeche gstande, wo mer scho so der Nagel isch i ds Fleisch gwachse gsi — ja, i bhoupte no jitz, er hets’ äxpräß gmacht. Lueget, di Lüt gönnen eim alles Schlächte, sobald men e Batze meh het als si. — Ja, gället›, het er du furtgfahre, wo mer is hei i däm Comptoir nidergla gha, ‹gället, Herr Oberscht, das isch emel o ne Schräcke gsi mit der Brunscht! Me het gseit, gwüssi Lüt heige gmeint, d’Wält gang under. Cha men o so dumm sy! Und übrigens, mir wär das grad glych. Bi mir isch alles i der Ornig. Mynetwäge cha si no dä Halbtag undergah. Myni Büecher, myni Papier, alles blitzblank. Da cha jeden yneluege.› Derzue het er uf e bschlossene Lade vo sym Bureau popplet. ‹I ha Ornig, der Donnerli ja — und — Herr Oberscht — i mym Zinsrödeli nid eis Titeli under vier Prozänt, nid eis, wo me nid jeden Ougeblick mit Gwinn chönnti zu Gäld mache. Das heißt, wohl, ei Titel, en enzige, Herr Oberscht, und de no e schwäre, 350 so ne Gfelligkeitsalag, e Hypothegg uf ne Gaschthof z’Murte. Begryffet — das wärdet Dir öppen o erfahre ha — under Verwandte cha me settigem nid geng etwütsche.›

So, han i dänkt, chumen i ächt jitz o zu Wort? und springe grad druuf. ‹Herr Müller — bi mene Haar hätti gseit Herr Griesvierlig — Dir leget mer grad uf d’Zunge, was i ha welle säge. I ha nämlech öppis erfahre vo däm Titel. I han es gwüsses Interesse für di ‹Chrone› z’Murten und wär willig, Euch di Hypothegg abz’näh.› — Dir hättet das Gsicht sölle gseh, wo-n-er uf das hi gmacht het. ‹Ja›, fahren i grad furt, ‹i übernime se, wenn’s isch.›

Jitz bsinnt er sech, wüscht mit de Händ uf syne Chnöi umen und seit: ‹Di Hypothegg, Herr Oberscht, chan ig Euch nid abträtte. Lueget, i weiß wohl, daß Dir kei gruusame Glöubiger wäret, aber begryffet, d’Schuldnerin isch my Nieße, und si isch mer lieb, und i chan ere das nid atue, dä Titel i frömdi Händ z’gä. I darf das nid la gscheh.›

‹Aber i giben Ech d’Hand druuf, Herr Müller›, sägen i, ‹daß ig Euer nièce e guete, uninteressierte Glöubiger wär und my Mitglöubigerin›, i ha dänkt, er sölli grad alles wüsse, und han ihm’s gseit, ‹my Mitglöubigerin, d’Frou Major Doxat z’Gümlige, erscht rächt.›

‹Da zwyflen i nid dranne›, seit er, ‹aber es isch drum da no öppis anders derhinder. Lueget, so jungi Witfroue hei mängisch — i will nid grad säge: der Tüüfel im Lyb, aber doch emel Längizyti und so wyters. Dir begryffet, Herr Oberscht. Und äbe grad juscht my liebi Nieße. Si isch halt gar in eren eigete Lag i däm Murte. Und jitz strycht nere-n-eine nache. Dir kennet ne vermuetlech. So nen aventurier.›

351 ‹Herr Müller›, han i ne-n-underbroche — i ha nid begährt z’ghöre, was dä guet Wymen i den Ouge vo däm Griesvierlig alles isch — ‹Herr Müller, mer wei nid Verstecklis mache. I kenne der Peter Wyme rächt guet und weiß um di ganzi Sach. I gloube, di Hürat chömi z’stand, i hoffe’s sogar und gloube, der Peter Wyme gäbi de no ganz e tüechtige, achehrige Ma. Ihm fählt gar nüt als e bravi Frou. Und de isch no das arme Meitschi da, wo kei Muetter het. Und i meine, wenn sech öpper findt, wo-n-ihm möchti Muetter sy, so sötti me dere nid ga Steinen i Wäg lege!›

Potztuusig! Da isch er du uwirsch worde, het afa wättere. Das syge Machetschafte mit dene donners Patrizier, und jitz well er erscht rächt nüt dervo. ‹I wott öppis i Hände ha, wo-n-i dermit myr Nieße z’Hülf cha, wenn’s doch de söll zwängt sy mit der Hürat. I mueß chönne brämse, wenn’s de bachab wott mit ne.› Derzue isch er uf sym Stuehl gsässe wi uf mene Gutschebock und het mit der Hand dräjt wi an ere Mechanik. Geng meh und geng meh het er sech in e Töubi yne gwärchet. Und wo-n-ig ihm no einisch wott zuerede, er sölli doch däm Glück nid wellen i d’Reder gryffe, isch er ufgstande, het gfluechet, uf e Bureaulade popplet und gseit: ‹Dä Titel blybt da innen und wenn Dr mit Euer ganze Brigade uf mi z’dorf chämet, Herr Oberscht!›

Uf das hi han i gseit: ‹Nu ja, Herr Müller, so bhaltet Dir di Hypothegg i Euem subere Zinsrodel. Wär weiß, villicht isch si no ds süberschte vo dene subere Papierli!›

Es isch guet, het er es Bobo a sym Zeche gha, sünsch hätt i am Änd under der Ladetüre no eis a Hoseboden erwütscht.»

«Ja und jitz?» seit d’Jumpfer Carlotta mit großen Ouge.

352 «He und jitz! Zwänge lat sech halt nüt!» Der Oberscht lachet vor sech ane. «Es wird sech jitz de zeige, was sterker isch, ob d’Liebi oder d’Angscht vor em Gäld.»

«I gloube wahrhaftig, bim Peter wär’s d’Liebi; aber bi ihre? Afin, qui vivra verra! — I mueß das der Gra’maman ga erzelle.»

«Ja, machet das, und säget der Frou Majöri myni Epfälunge. Und säget nere de das o vo de Patrizier-Machetschafte. Es wird se-n-amüsiere. Es nähm mi nume wunder, wär de einisch z’Bärn darf der Sündebock spile, wenn der letscht ‹Patrizier› d’Ouge zueta het.»

«O da blybe ne ja de geng no di fromme Lüt! Die sy o no guet für öppis.»

No am glyche Namittag isch d’Jumpfer Carlotta ga Gümligen use, der Frou Mandörle ga brichte, wi ihri Plän gschyteret syge — am Chopf vo menen eifältige Chrämer.

«Me sött dä schmeize», het di alti Dame gseit, und ihri Änkelin het g’antwortet: «Ja, mit Dörn!»

«Aber was söll me jitz mache mit däm arme Peter?» fragt d’Frou Majöri.

«E nu», seit d’Jumpfer Carlotta, «nüt söll me mache, het der Herr vo Mannebärg gmeint, gar nüt. Me well jitz luege, ob d’Liebi sterker sygi oder d’Angscht vor em Gäld. Sötti di Angscht der Usschlag gä, nu, so wüssi me de, daß es nid söll sy; aber wenn d’Liebi sech stark gnue erwysi, für das z’überwinde, so syg si de o für e Räschte stark gnue, und de syge mir de o no da. Är, der Oberscht, heigi dem Peter Fründschaft versprochen, und die well er ihm o halte.»

«Parfaitement», antwortet d’Frou Mandörle, «et pour ma part, i bi de o no da!»

353 Öppen acht Tag druuf chunnt der Herr Major von Änggistei wider einisch zu de Doxat z’Abesitz. Im Verlouf vom Gspräch zieht er e Charten us der Bruschttäsche. «Apropos», fragt er, «was söll das eigetlech vorstelle? I allne Briefchäschtli vo der Gandegg het me di Annonce da gfunde: ‹Kasimir Düggeli beehrt sich, den Tit. Herrschaften anzuzeigen, daß er sich in der Schneggenbühl-Scheuer auf erschte künftige Monats als Droschkenhalter etabliert. Er empfiehlt sich alle verehrliche Herrschafte für Fahrten in die Stadt und über Land, sowie für Botte-Dienscht.› — Isch das nid Eue Gutschner, dä Düggeli? Dir heit doch e Luzärner, oder nid?»

«So isch es», bestätiget der Herr Doxat.

«So wär de das ds Finale vo däm famosen arrangement mit dem Wyme?»

«Dieu soit loué, ja», git d’Frou Houpmänni zue. Der Herr Major macht e Gränne, wi wenn er e Gueg hinder de Zänd hätti, wo-n-er nid dörft use la. Ds ganz Gsicht isch ei Stärn vo Runzele.

«Und alles zsämezellt», meint der Herr Doxat mit mene Biß i d’Zigarre, «hei mer bi der ganze Gschicht meh Glück gha als Verstand. Ma foi, dä Wyme! Mer sy eifach z’alt gsi für ne. Er isch im Grund e Prachtskärli; aber me sött ne völlig Tag und Nacht im chürzischte Zoum ha. Entre nous, Major, i gloube, der Armand sygi o froh, wenn er ne los wird — äbe wil er o nümme ma der Profoß mache. Einisch het me de o gnue.»

«Ja, was söll de us em Wyme wärde? Weit dr ne z’totschla?»

«Hürate wott er, hürate!»

«Corpo di bacco! — Ce n’est pas mal ça.» Der Major 354 hout sech, d’Zigarre stötzligen im Mulegge, mit beidne Händ uf di dicke Chnöj. «Wenn di alte Chriegsgurglen eine nümme möge baschge, git me ne-n-amene Profoß im jupon. Bravo! — Wär isch de dä wyblech Houdäge?»

«Er het se no nid. Er het se no nid. — D’Chrone-Wirti vo Murte wär’s.»

«Sapperlot, säget, dä Wyme macht mer no i mynen alte Tage Freud. Das isch doch no e Kärli!»

«Ja», wirft jitz d’Frou Henriette derzwüsche, «kurios isch es. Me het eigetlech nüt als Erger und ennuis gha mit ihm, und jitz, wo-n-er geit, chömen e Huuffe Tugeten an ihm zum Vorschyn. I ha nie vil dervo gmerkt, i mueß’ säge. Aber es briegget ja scho jitz alles ob em Gedanken a sy Abschid. Vo de Dienschte, wo-n-er eigetlech geng het na syr Gyge mache z’tanze, will i gar nid rede. Aber di beide Rhagörle dobe — oder eigetlech alli drü! Ds Hase Maji schwümmt i Tränen und seit, wäm’s isch, der Peter sygi der letscht Chrischtemöntsch uf Ärde gsi.»

Der Major chunnt nid us em Lache. «I würd d’Träne spare, für wenn er se de het. Es isch scho mängisch anders gange, als es dem Peter Wymen und syne Herrschaften agnähm gsi isch.»

Da seit du d’Jumpfer Carlotta: «Ach, Herr Major, me soll nid eso schwarz gseh.»

«Ja — ja — ja, my Liebi, Dir syd halt no jung, aber üsereine kennt afange der Pli vom Läbe. — Afin, mer hei Zyt, abz’warte. — Aber luschtig isch das mit däm Düggeli. So so, i der Schnäggebüehl-Schüüre. Ungfähr vor der Hustüre vom Bürki. Das wird däm chummlech sy! — Jitz chunnt er de doch no uf ds glyche Polschter z’sitze wi di Gandegg-Herre. — Ironie der Wältgeschichte! — 355 Ja ja, d’Wält het no ihre Humor. Bonsoir, Frou Houpmänni, guet Nacht Alfred! Reverendissima Soror, my Handkuß!»

Daß di ganzi aventure nes Änd überchunnt, het jitz emel no das Guete, het sech d’Frou Henriette tröschtet, daß dä gräßlech Major ekei Glägeheit meh wird finde, is cho z’chicaniere. Aber sünscht isch di gueti Frou i dene Tagen ehnder i Verlägeheit um Troscht gsi. D’Abreis vo der Tochter ga Saint-Loup isch neecher und neecher cho. Am Tag na der Uffahrt het si sölle verreise — und de für lang. Di armi Frou Houpmänni isch ob däm Gedanke schier e chly gspässig worde. «Je ne supporterai pas ce silence», het si ihrem Ma gseit, «i mueß wider irged öppis um mi ume ha, wo Lärme macht.»

«Wottsch es paar Kanari?» fragt der Herr Doxat.

«Es isch mer glych was.»

«Guet, Vögel, so vil de witt. Nume keis Klavier.»

D’Totestilli vo de schlaflose Nachtstunden isch jitz der Frou Henriette so verwünscht gsi, wi früecher ds Sprätzle vom Sprützbrunne. Si het dem Bänz — so het me dem Gutschner gseit, wil me Kasimir zue ridikul gfunde het — befole, wider ds ängere Mundstück ufz’schrube. Er het sech derhinder gmacht und der Weier usgla. A di beide Guldfisch het er nid dänkt. Die sy mit dem Wasser usen und du undehär dem Grarten im Gras umegumpet, bis se ds Badertschers Chatz, wo i der Neechi am Muuse gsi isch, gseh und uf ihri Manier i Sicherheit bracht het. Ds wytere Mundstück het der Kasimir Düggeli i änglische Schlüssel gfasset und mitsamt dem Gwind abverheit, so daß der Brunnemeischter zueche müesse het. D’Frou Houpmänni het uf das hi ganz offehärzig zuegä, so öppis hätti de der Peter Wyme doch nid z’standbracht. 356 Me merki doch geng erscht am Nachfolger, was men am Vordere gha heig.

A der Uffahrt isch du der Peter in aller heilige Morgestilli abmarschiert, ga Murte, für sys Glück no einisch z’probiere, und am Tag druuf isch d’Jumpfer Carlotta us der Gandegg verreiset. Zu sälber Zyt isch der Wäg ga Saint-Loup nümmen über Murten und Iferte gange; aber d’Jumpfer Doxat het dert düre welle, und der «Bänz» Düggeli het zur letschte Fahrt vom Ulmehoféquipage müessen aspanne, emel für bis ga Murte. Vo dert het me de wyter welle luege.

Es isch schier gsi, wi wenn e Fürschti us ihrem Land abreiseti. Vom Ulmehof bis zu ds Bürkis ufe sy bi jedem Huus d’Lüt a der Straß gstande, für d’Jumpfer Carlotta cho z’bhüete. Bi der Haseburg het si o la halten und der Frou Hase d’Hand gstreckt: «Gället, Frou Hase, jitz steit si halt wäger geng no, üsi bösi, alti, verdräjti und doch so schöni Wält, und mir müesse wider derhinder und Gloube bewyse. — Bhüet Ech Gott!»

Und am Hoftor vom Lindehof isch alles parat gstande mit Bluemen und guete Wünsch, ussert dem Herr Armand. Er heigi scho früech la sattle, für i ds Ämmetal an e Waffeninspäktion, het’s gheiße. Es het ne zwar niemer gseh abryte, und es het ne dä Ougeblick o niemer hie gseh. Uf ds Bürkis Hübeli isch er gstande, i Stifel und Sporre, hinder mene Tannli, het i d’Gutschen abe gluegt und sech närvös der Schnouz gstriche, währed ihm sy alte treue Wadi di anderi Hand gschläcket het. — Är und d’Jumpfer Carlotta hei sech scho am Uffahrtstag adieu gseit gha, bim Hallerdänkmal unde.

Gägen Aben isch vor der «Chrone» z’Murten e Gutsche vorgfahre. Der Stallchnächt isch allei vor em 357 Huus gsi und het verwunderet drygluegt, wo ne Chrankeschwöschter mit mene blunde, chly ungschickte Meitschi usstygt und na der Frou Ruprächt fragt. Es isch du no e Chällnere zum Vorschyn cho und het mit dem Stallchnächt halb übermüetigi, halb verlägeni Blicke tuuschet, wil di Schwöschter bhertet het, si müessi d’Wirti gseh, si heig nere-n-öppis Wichtigs z’säge. Ändlech ghört d’Schwöschter, daß di zwöi öppis vo zsäme ga spaziere rede.

«Wo sy si hi?»

«I weiß äbe nid, ob me’s darf säge. — Ja nu mira, verbotte het si-n-is es ja nid. Gäge Merlach use sy si.»

«So? Ga Merlach? Das isch mer grad rächt. — Gäll du», seit si no zu ihrem Meitschi. Du nimmt si’s bi der Hand und wanderet mit ihm d’Allee ab. Und richtig, z’Merlach, vor em Chilchli, sitze der Peter Wymen und d’Frou Mariannen uf mene Müürli und luegen enand i d’Ouge wi zwöi ganz Jungi. D’Schwöschter Carlotta chunnt mit dem Nääri ds Stägli uuf und steit undereinisch vor ne: «Gueten Abe mitenandere!»

Di Zwöi erchlüpfe.

«Eh, da chunnt ja d’Stifterin vo üsem Glück», seit d’Frou Marianne.

«Nei», antwortet d’Schwöschter, «nid i bi’s. — Das da het euch zsämebracht.» Dermit stellt si ds Nääri vor sech hären und macht e Schritt zrück, für mit glücksäligen Ouge zuez’luege, wi d’Frou Marianne ds Meitschi a sech zieht und ihm es Müntschi git, ds erschte, wo-n-es i sym Läbe sit dem Tod vo der Muetter überchunnt. Der Peter wott öppis widerrede, aber d’Jumpfer Carlotta fallt ihm i ds Wort: «Isch es öppe nid eso? Heit Dir nid sälber gseit, der lieb Gott heig Euch jedesmal 358 i de böschte Momänte dür die Ouge da agluegt? Isch es nid eso, daß das Chind, wo me na der unüberleite Meinung vo übersüünige Lüte hätti sölle dörfen a d’Wand schla, Euch d’Geduld und Liebi vo vilne Möntsche zuegha het?»

«Ja, so isch es, aber Dir...»

«Dir meinet, i heig Ech zum Glück verhulfe. I ha chly dörfe handlangere derby, und das macht mer Freud; aber gäbet mer’s nume zue: hinder allem isch doch das Chind da gstande. A ihm hei mer Wunder erläbt, wo mer nie erläbt hätte, wenn es alli füf Sinne hätti wi mir. Mir sy alli für enand da, di arme Vergratene so guet für üs, wi mir für si, und si sy üsi beschten Erzieher.»

Jitz hei si du no mängs mitenand gha z’rede vo däm, wo hinder ne glägen isch, und vo de künftige Tage, und zum erschtemal isch ds Nääri zwüsche Vatter und Muetter ga Murten yne gwanderet.

«Das isch jitz der letscht Streich, wo-n-ig Ech spile, Peter», seit d’Jumpfer Doxat, «daß ig im verschleikte ds Meitschi mitgno ha. Dir nämet’s morn mit hei — im Gandegg-Pöschtli. Es mueß einschtwyle wider i d’Anstalt, bis Dir’s de z’grächtem chönnet ga Murte näh. — Und jitz mit där Hypothegg?»

Da lache di beide: «Die tuet is nüt meh. Mer hei enand z’gärn.»

«Rächt so! Jitz macht mir o nüt me angscht.»

Si hein e schönen Abe mitenand uf em Löubli vo der «Chrone» zuebracht und chehrium mit dem Nääri gredt und gfunde, es gangi scho rächt styff.

Ds morndrisch isch du en anderi Gutsche vorgfahre, eini vo Murte, für d’Jumpfer Carlotta wyter z’füehre.

«I bitten ech, tüet mer das Verdeck abe!» seit si. «I wott di schöni, wyti Wält aluege.»

359 «Es wott mir eifach no nid i Chopf», rückt der Peter use, «daß Dir jitz da so wyt ewäg vo daheim söllet ga läbe, Jumpfer Carlotta!»

«Loset», antwortet si ob em Ystyge, «i will Ech es Rätsel ufgä: Was isch überall a sym Platz und doch niene daheim?»

Si schwyge beidi. Der Peter hätti gärn gseit: e Soldat und d’Frou Marianne: e Chrankeschwöschter. Aber si hei sech nid rächt trouet. Da seit d’Jumpfer Carlotta: «I will ech’s säge: e Chrischtemöntsch.»

Dermit git si ds Zeiche zum Abfahre. «Bhüet ech Gott alli mitenand!» — «Bhüet Ech Gott! — Bhüet Ech Gott!»

Alli drü sy der Gutsche no nachegloffe bis vor ds Tor use bim Schloß und hei der Schwöschter nachegluegt, wi si dür di schöni, grüendämmerigi Allee ab gfahren isch i di blaui Wyti. — Überall a ihrem Platz, niene daheim.

Bald druuf isch di anderi Gutsche zum Bärntor uus gfahre, der Peter und der Kasimir uf em Bock, ds Nääri allei im Wage. «La mi no einisch gutschiere», het der Peter gseit, «es isch de ds letschtmal.» Der ander het nahgä und isch mit gchrüzten Arme näbem Peter gsässe, wi ne Lybjeger. So isch das Chind, wo einisch niene het sölle sy, wi ne Prinzässin dür ds Land gfahre. D’Blueschtböum hein ihm vo allne Syte mit ihrne wyße Tüechli gwunke, und di andere Böum alli, der Straß nah, hei im Bysluft mit ihrne hunderttuused grüene Hände gchlatschet. Es het gruuschet wi ne Wulkebruch, so herrlech und mächtig. Da seit der Peter zum Düggeli: «Ghörsch, si blasen ihm d’marcia reale — ja, was weisch du vo settigem! — I wott säge: der Chünigsmarsch vo der Liebi.» 360 Der Düggeli luegt der Peter vo der Syten a und weiß nümme, was er von ihm dänke söll. — Wenn er mer nume nid näbenuus fahrt! — Aber der Peter Wymen isch im guete Gleis blibe.

 



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