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VII

Uf ne heiße Summer het’s e früeche Herbscht gä. I der Gandegg isch o alles wider sy Wäg gange. Der Peter Wyme het gschaffet für zwee, damit emel niemer uf d’Idee chömi, mit ihm cho z’rede. Me het o zimlech vil müesse fahre, wil d’Jumpfer Carlotta i d’Underwysig gangen isch und sünsch allerhand Lätzge gha het.

Na nere stränge Wuche voll Ywinterungsarbeit het der Peter am Sunntig-Namittag der Chehr gha, im Ulmehof z’hüete. Es isch alles usgfloge gsi, und er isch muetterseelenallei uf em Bänkli vor syr Stube gsässe. Wenn’s nume geng eso wär, het er sech gseit. Wohi me luegt, öppis Schöns. D’Schneebärgen im Herbschtglanz, der Wald rot und gääl, di alti Risenulme wi ne guldige Dom. I de Hoschtete lüüchte d’Öpfel de Rose z’trotz. Hie und da fallt eine. Im Eichbode ghört me ds Chüehglüt, und ds Beschte vo allem zsäme: wyt und breit ekei Möntsch, wo eim chönnti der Luun verderbe. Nume z’wohl isch es dem Peter gsi. Und wil er sech so het dörfe la gah, isch er trotz aller Herrlechkeit ygnuckt und het afa troume. Wyt wyt ewäg isch er gsi, na Zyt und Ort. Z’Neapel, uf em Champs de Mars, vor em Pintli und du ungsinnet wider dunden uf der Garteterrasse vom Palazzo reale, i däm Egge zwüsche de Lorbeerbüsche, wo alben im verschleikte di Meitscheni vo der Trattoria del Gallo de Schildwache sy cho der Schnibel uf ds Gländer stelle. Di Chlyni da, di chätzers Giuseppina mit den Öugli...

Der Peter erwachet, und wär steit vor ihm: ds Caroline Höubi, ne flache schwarze Stroudechel uf em 174 Chopf, mit breite, under em Chini gchnüpfte Bindband und nere Brüetglogge vo jupon.

«Eh der verf... — eh, grüeß di, Lina, wo uus?»

«Grad juscht zu dir», antwortet’s, und der Peter dänkt: oha, hesch mi jitz doch no erwütscht! «So?» seit er lut. «So so? Das wär de no brav vo der. — Bisch du jitz z’Fueß vo Gümligen yne cho? — Chumm, sitz da chly. Was isch? Wo fählt’s der?»

«E wyters niene, i bi nume chly... hesch mer nid e Schluck Wasser?»

«Eh, du bisch doch o eis. Wart!» Mit däm geit der Peter i d’Chuchi und chunnt bald druuf mit mene Häfeli und nere Tassen ume. «Sä da, lue, i ha vo mym Café no chly dänne ta. Das git de däm erlächnete Härz umen Atrib.»

«Das wär nid nötig gsi. Wasser hätt’s o ta. Dank heigisch. — Ja, weisch, Peter...»

«Schwyg jitz no chly. Lue, das isch nid guet, geng an eim z’rede, we me’s uf em Härz het.»

«Du hesch guet lache, du», seit ds Caroline. «Wenn du wüßtisch, wi du mi dry bracht hesch!»

«Ig?»

«Ja, du!»

«Das nähm mi o wunder!»

«Tue derglyche! Es dunkt mi, du söttisch di nid no lang müesse bsinne. I cha nume nid begryffe, daß du no so am heiterhälle Tag channsch yschlafe. Emel i, wenn i so öppis hinder mer hätti...»

«I wüßt nid, warum’s mi nid sötti näh, we me so na nere stränge Wuchen am Sunntignamittag a der lötige Sunne sitzt!»

«Du möchtisch mer aber ertrünne. Du weisch wohl, 175 was i meine; es macht mer afe bald Gattig, es syg mir meh z’Härze gange weder dir, Peter. Wenn du wüßtisch, was es mi gchoschtet het, dahäre z’cho! Aber i ha eifach müesse. Ds Gwüsse hätt mer’s nid zuegä, das eso uf mer z’bhalte.»

Der Peter merkt, daß er mit Schnäggetänz niene hi chunnt, und dänkt: mira mach von der, so wird men o einisch fertig mit Zäggeläse. «Ja lue», seit er, «wenn d’ alles wüßtisch, wi’s gangen isch, du luegtisch es o anders a. Han i der nid dimal scho gseit: einisch chönnt’s de z’vil wärde? Du chunnsch mer geng mit dem Liebgott, aber weisch, i troue, dä gseht de o, öb üsereinen alleini d’Schuld isch.»

«Das ganz sicher, Peter. Nume vergiß o nid, daß är’s besser g’reiset het, als du’s im Sinn gha hesch. Dänk jitz numen o, wi’s cho wär, wenn di Herre nid ds Läbe dra gsetzt hätte, für di use z’zieh!»

Der Peter luegt vor sech i ds Grien.

«So wär’s halt de...» seit er ändlech, «so wär’s halt de... ach! Mer wei lieber nümme dervo rede. Lue, du bisch halt nid i myr Hut inne!»

Und wider blybt’s es Chehrli still, bis ds Caroline vo neuem afat: «Janu. Du hesch jitz dütlech gseh, daß es nid het sölle sy. Jitz dank emel Gott, daß er’s nid het la gscheh! Es dunkt mi, jitz grad no einisch meh söttisch erchenne, was dy Wäg u dy Pflicht isch i däm neu gschänkte Läbe. — Hesch emel de o dem Herr Rhagor danket?»

«Danket?» Der Peter luegt ds Carolinen a.

«Öppe doch hoffetlech!»

«I ha ne sider no nid gseh. Er isch chrank.»

«Eh aber, aber! — Und du hesch ihm no nid probiert 176 z’danke! Dänk doch o, wenn er jitz gar no sötti z’fähle cho! Jitz enanderenah mach di zueche!»

«Jä lue — danke. Di Sach isch, wi si isch. I ha der ja gseit, i verma mi desse nüt, daß ig i där Hut uf d’Wält cho bi, es het mi niemer gfragt, ob’s mer rächt sygi. Da mueß eine halt fasse, wi ne Rekrut fasset. U wenn me’s nümme ma usgstah i der Mundur, so git’s äbe für nen aständige Möntsch kei anderen Uswäg.»

«Peter, Peter, wi redsch du o!»

«Wohl, so isch es. U jitz, wo-n-i du scho schier vorusse gsi bi, hei si mi mit Gwalt wider yne gschrisse i di schöni Wält, u wider het niemer gfragt, ob’s mer rächt sygi. U du, was isch du ds erschte gsi, was ig i däm neu gschänkte Läbe, wi du seisch, erfahre ha? Abgschmiert hei si mi. Ja, lue nume! — So isch es, u jitz natürlech, jitz söll i no dankbar sy derfür.»

«Peter, Peter, gang inn di! — Lue, du gsehsch geng nume d’Möntschen u nie, wär hinder ne steit. Es isch ja truurig gnue, daß der lieb Gott nid besseri Hälfer het. Aber gib mer nume zue, mir hei alli enand nüt vorz’ha. Und drum dunkt’s mi, me chönni wohl öppis vonenand anäh, o wenn’s ungschickt usechunnt. Du muesch halt no lehre, über d’Lüt ewäg oder dür se düre luege. Es isch geng no meh Guets i der Wält, weder daß mer verdiene, gloub mer’s nume! Es nützt der nüt, di z’wehre! Schick di dry, de geit’s der o ringer. Wenn i di wär, i hätt mi e chly zum Oberscht Mannebärg. I säge der, dä isch uf em guete Trom.»

«Ja dä!»

«Wohl, dä. Äbe grad dä. Du siegisch afe bald vo mene jede: ja dä! Keine chönnt der’s breiche. U wenn d’ e chly überleitisch, wi alles cho und gangen isch, so 177 gsächisch ganz guet y, daß der Peter Wyme strängi Meischter nötig gha het, äbe villicht grad für in Egi z’bringe, was er nid Guets mit uf d’Wält bracht het. Und bravi Meischter sy’s de glych no, sünsch gieng eine nid für sy Chnächt i ds Wasser. Aber jitz mach o nid der Sagbock, wenn e Ma wi der Herr Oberscht der z’Hülf chunnt.»

Der Peter het sech derwylen e Pfyffe gstopft und afa Wülkli mache. Es isch z’mitts im Wymonet Aprillewätter gsi by-n-ihm. Bald isch er hässig worde, bald het’s ne glächeret. Und ändlech seit er mit mene Spottrünzeli i de Mulegge: «I gloube jitz de bald sälber o, es müeß no öppis gä us mer, daß uf allne Syte wi länger si meh Predikante hinder mer sy!»

«Schäm di nume chly, Peter», seit ds Caroline, «mänge wär froh, er hätti Lüt um sech ume, wo’s so guet mit ihm meine!»

Es isch du no eint und anders zur Sprach cho zwüsche dene beide, und der Peter isch grüüslech froh gsi, wo-n-er ändlech dem Gwüsse vo Gümlige sy Rügge gseh het. Er het ds Caroline no zum Hoftor begleitet und ihm danket für d’Visite. Da isch es du no en Ougeblick vor ihm gstanden i syr ganze galanderierte Bindbandbiderkeit und het no einisch gmahnet: «I säge der nume: schick di jitz ändlech dry und gang inn di!»

Er het uf der Zunge gha z’antworte: «Wett lieber, i chäm us mer use», aber er het’s verha, wil er sech überleit het, ds Caroline chönnti de wider vornen afa. «I wirde mi wohl müesse lyde», het er du nume brümelet. «I mueß di la gah, i darf nid vo Huus.»

«Also de, so bhüet di Gott, Peter!»

«Adieu.»

178 Langsam isch er wider dür e Hof yne. So, het er dänkt, für einisch wär’s wider erläbt. Es hätti ja no böser chönne gah. Eis hingägen isch ihm us em Gspräch mit dem Caroline blybe bhange, di Sach mit dem Houpme Rhagor. Es isch ihm gsi, wenn er das ab hätti, so müeßt’s ihm doch liechte. Na vilem Drannumeworgge het er ds Härz i beidi Händ gno und isch ei Namittag zur Jumpfer Mathilde, was si meini, öb er ächt nid einisch dörfti der Herr Houpme cho grüeße. Er het fei en Arbeit hinder sech gha, wi-n-er de well tue und was er welli säge. Der luter Schweiß isch ihm uf der Stirne gstande, wo-n-er im Vestibülen uf e Bscheid gwartet het. I der Meinung, ihre Brueder wärdi sech nid lang müesse bsinne, het d’Jumpfer Rhagor d’Türe nid i ds Schloß zoge, so daß der Peter d’Antworte vo sym Meischter ghört het. Der Herr Armand het sit der Visite vom Houpme Doxat a der Nuß ume gnägget, wo dä-n-ihm uf ds Duvet gleit het. Dem Peter der Marsch mache, ne-n-i d’Kur näh! Das isch o gschwinder gseit gsi, als gmacht. Scho damals isch der Herr Armand nume so gschwind druuf ygange, wil er nid ufgleit gsi isch zum Dischputiere. Und o hütt isch er no gar nid sowyt nache gsi.

«Nei, i ma nid», het me ne dütlech ghöre säge. Du het d’Jumpfer Mathilde öppis brümelet, und druuf abe het’s wider gheiße: «So tüej er mira! Fertig, i wott ne jitz nid.»

Der Peter isch scho ganz verschmeiet dagstande, wo du d’Jumpfer Rhagor isch cho säge: «Es isch mer leid, Peter, aber der Herr Houpmen isch hütt no z’weni wohl.» Da überchunnt si ne Blick vom Peter, wo nere dür und dür geit. «Adieu, Jumpfer Rhagor», seit er gwohnheitsmäßig und geit gäge d’Türe. Plötzlech gspürt er ihri Hand uf em Ermel. «Peter», seit si, «wo weit Dr hi?»

179 Der Peter luegt uf d’Syten und zuckt mit den Achsle: «Hm, wo wett i hi!»

«Dir müesset das nid vo der böschte Syte näh. Wenn me chrank isch, isch me nid für Visiten ufgleit. Es andersmal man er de scho wider rede.»

Im Hof ussen und bi der Arbeit het er sech jitz di ganzi Zyt repetiert: «So tüej er mira!» Was cha das anders bedüten als: so tüej er sech es Leid a! — Natürlech, das isch es, was si jitz geng vo mer erwarte. Das isch ja nid z’verwundere. Aber me gseht grad, es zwöitsmal fischete si mi nid use. Jitz bin i ne halt doch vürig. — Der Peter het ja nid ghört gha, uf was das «so tüej er mira» d’Antwort isch gsi. D’Jumpfer Mathilde het ihrem Brueder gseit gha: «Es wär doch villicht guet, du gönntisch ihm es paar Wort, er plaget sech gwüß gräßlech mit Vorwürfe.»

Vürig! — Vürig sy! Das isch e bitteri Sach. Tag und Nacht het der Peter jitz da drann umegstudiert und ändlech gmeint, jitz heig er’s, jitz gsej er heiter. Si hei sech nid derfür, mi furtz’schicke — wägem Nääri. ’s isch nume no das, aber wenn si mi mitsamt dem Meitschi loswürde, wär weiß! Ja ja, mir zsämethaft sy vürig. Es andersmal...

Der Peter het sech de doch wider nid rächt trouet, dä Gedanke bis zum letschte Schluß usz’dänke. Es isch ihm albe grad gsi, ds Meitschi luegi irgedwohär i sy fyschtere Chopf ynen, und er müessi hurti zuedecke, was da vor sech gangi. Und er het afa begryffe, daß es scho gar nümme ds glychen isch, öb me ganz allei oder z’zwöine vürig isch. Sobald emel no zwöi zsäme verschüpft sy, so chönne sech die gärn ha, und dermit isch schon es Stärnli ufgangen i der Fyschteri. Es isch für beidi scho nümme 180 meh ganz Nacht. Und es isch no öppis gsi, wo-n-ihm ds Nääri neecher a ds Härz zueche gschobe het, der Gedanke, si chönnten ihm am Änd das Chind wägnäh, wil si-n-ihm nümme troue. Und das — das mögt er de doch nid erlyde. Zsäme ghöre si de doch, är und sys Chind, entweder finde si zsäme der Wäg dür ds Läben oder de zsäme...

Und wider isch er erchlüpft ob syne Gedanke. Grad wi wenn si sech vo sälber so würden usspinne, ohni daß men öppis derzue z’säge hätti.

Arbeit! Numen Arbeit, so het me nümme Zyt zum Studiere.

Ändlech — es het scho gwinteret und strub Wätter gmacht — rüeft men einisch: «Peter, Dir söllet zum Herr Houpme Rhagor cho!» Er het jitz underdesse scho so vil über alles nachedänkt gha, daß er gar nümme gwüßt het, was er eigetlech dem Herr Armand het welle gha säge. Er isch halt doch ghörig verstimmt gsi gäge ne und het nümme rächt der Rank gwüßt zu menen aständige Dank.

Der Herr Houpmen isch i mene Fauteuil gsässe, het d’Bei in e Dechi glyret gha und verfallen usgseh. Da bisch du d’Schuld dranne, het sech der Peter gseit und sy Verlägeheit nid gwüßt z’verstecke.

«Chönnet Dr ryte, Peter?» fat der Herr Armand a.

«Ja, Herr Houpme, bim Herr General z’La Sarraz han i all Tag müesse ryte.»

«So? Um so besser. Loset, sobald i de wider z’grächtem ma, mueß mer de es Rytroß zueche, oder meinet Dr, eis vo üsne beide wär z’bruuche für e Dienscht?»

«Z’ryte wäre si bösdings beidi, Herr Houpme; aber für e Fälddienscht...?»

181 «Äbe, das han i o dänkt. Janu also, i mueß es Rytroß ha.»

«Da hätte mer de drü.» Der Peter luegt ganz luschtig dry.

«Prezys, drü Roß», lachet der Herr Armand, «und kei Jumpfer Carlotta meh. Für si het me doch ds erschte zueche ta.»

Der Peter het erwartet gha, der Herr Houpme sägi de, derfür bruuchi me de keini Gutscheroß meh oder emel nume no eis. Aber es isch nüt eso cho, wil me nume z’guet gwüßt het, daß jitz di Froue vo doben und dunde nümme so ring uf ihres Wyme-Pöschtli verzichtet hätte.

Si hei du no allerhand vo Roß und Ryte brichtet, und derby het der Peter chönne merke, daß es sym Meischter pressiert mit Ryte. — Und warum het’s ihm pressiert? Wil er uf di Manier sys Wort het wellen ylöse. Da so z’läärem der Peter apredige nützi nüt, het er währed der Chrankheit mit sech usgmacht gha. Aber ds Ryte, das gäbi de di beschti Glägeheit, für ne z’kuranze.

Ob däm Gspräch het’s du dem Peter wider afa tage. Ds Gfüehl vo Vürigsy isch e chly erlösche, und er het der Rank gsuecht zu mene Dank.

«I hätti äbe scho lang gärn dem Herr Houpme welle danken und säge, wi leid es mer sygi, daß er däwäg het müesse chrank sy.»

«Für was danke?»

«E, wil der Herr Houpme ds Läbe für mi uf ds Spil gsetzt het.»

«Das wei mer jitz dänne tue, Peter! I dänke, Dir heiget Eui Lätzge. Und es andersmal machet is de nümme settigi Gschichten ane!»

Der Peter het du no öppis afa staggle, isch aber grüüslech 182 froh gsi, wo der Herr Houpme dütlech abgwunken und ne für hütt verabschidet het.

Es paar Wuche speter isch du i de Ställ vo der Rytschuel z’Bärn e frommi Freibärger-Stuete namens Vreneli gstande. I d’Gandegg usen isch si einschtwyle nid cho, nid emal ds Grücht vo ihrer Exischtänz. Das het zu dene Sache ghört, wo me nid für guet gfunde het a di großi Glogge z’hänke. Derfür het du en anderi Neuigkeit gä z’rede. Bi der Neujahrsvisite nämlech het d’Frou Henriette ihrne Nachbarinne vom Lindehof verrate, jitz stilli’s de bald bi ihren unde, ds Carlotta gangi de na Oschteren i d’Pension.

«I bitten Ech, wohi?» fragt d’Jumpfer Mathilde.

«Ga Saint-Loup.»

«Ga Saint-Loup?» Di beide Schwöschtere trouen ihrnen Ohre nid. D’Frou Henriette, wo ihres Töchterli, ihres einzige Chind ga Saint-Loup wott gä!

«Dir weit doch nid es Diaconeßli us ihm mache?» möchti d’Flörle wüsse.

«Heit nid Chummer! Nei nei, das gsäch i sälber o nid gärn. Dänket doch dä Wildfang! — Nei, si nähme’s i d’Familie.»

«I bitten Ech. Isch de das nid gräßlech längwylig?»

«I gloube’s nid emal. Aber wenn o! Es lehrt emel de o öppis. Und finalement, e chly singen und bätte het no keis töt. — Sötti’s de z’fascht Längizyti ha, so isch es ja bald wider hei gno. Aber dänket, i gloube geng, es wird ihms de no grad chönne, chly so in es settigs établissement yne z’gseh. Es het bi allem Übermuet de no so nes romantisches penchant.»

Me het no dises und das gfragt, und d’Frou Henriette het gar keini Gheimnis gschine z’hüete; aber sobald si 183 d’Hustüre hinder sech gha het, isch es du losgange mit d’Händ-verwärfen und fragen i d’Luft use. «I bitte di, das Henriette, wo sys Meitschi ga Saint-Loup tuet!» — «Und was seit är de derzue?» — «Me gseht grad, er isch froh, wenn me ne i Rueh lat.» — «Nei, aber los!» — «Und d’Mandörle?» «Ja, d’Mandörle!... D’Mandörlen isch d’Mandörle. Si isch geng mit eim Bei i der piété.» So isch es wyter gange, bis ds z’Aben isch uf em Tisch gsi. Wär weiß, hätt’s nid wüescht Wätter gmacht, me wär mit der Neuigkeit no i di vorderi Gandegg gsprunge, wenn nid gar i d’Stadt.

Dem Herr Armand het me’s als hors-d’oeuvre serviert: «Hesch scho ghört, wo dy Fründin hichunnt i Pension? — Errat!»

«Wi sött i das errate? — I cha doch nid alli wältsche Näschter ufzelle.»

«Ga Saint-Loup.»

«Ga Saint-Loup?»

«Ja, mer hei üsnen Ohre nid trouet.»

Der Herr Armand popplet uf em Äßtisch umen und lachet eso merkwürdig i sys Täller yne, währed er sys Risotto drinn umenandere stoßt, wi wenn er öppis drunder vüre suechti.

«Wenn dir meh Schwyzer Geographie im Chopf hättet, würdet dir ech nid eso wunderen über di frommen Aschpiratione vom Henriette. Saint-Loup isch chuum e halb Stund vo La Sarraz wäg.»

«Aha! — Drum, drum.»

«Aber los, eigetlech», meint jitz doch d’Mathilde, «was wett si de mit däm La Sarraz? Ds Carlotta isch ja de erscht...»

«Das het gar nüt z’säge», seit der Herr Armand, und 184 derzue fuehrwärchet er mit syr Gablen im Täller ume, wi wenn er ds Risotto no i der Pfanne hätti. «Gar nüt. — Wo zwöi’s guet zsäme chönne, spilt ds Alter bim Hürate gar kei Rolle. — Da het me scho di kuriosischte Sachen erläbt. Jawolle, jawolle, di kuriosischte.»

«Iß, Mandi», mahnet d’Jumpfer Mathilde. «Hesch nid Appetit?»

Der Herr Houpme luegt uuf, wi wenn er erwacheti, seit zum Etsetze vo syne Schwöschtere: «I ma das Gchööz nid» und schiebt ds Täller vo sech wäg, i Tisch yne.

D’Jumpfer Mathilde fragt ganz verschmeiet: «Bisch wider weniger wohl? Wottsch lieber es Rüehrei oder es Plattemüesli oder...?»

«Nüt begähren i, als daß me mi i Rueh laj.»

Me het ne du la machen und bald druuf abgruumt. Sobald der Herr Armand i sy Stube verschwunden isch, hei di Schwöschteren enand agluegt, und d’Flörle het gseit: «Me chönnti würklech meine...»

«Äbe, gäll!»

Aber keini vo beidne het sech trouet, mit der Sprach usez’rücke.

Es het Gattig gmacht, das Mit-der-Sprach-nid-userücke welli d’Parolen und Signatur vom neue Jahr wärde. Doben und dunde, i Chuchenen und Salons isch es meh oder minder usgmachti Sach gsi, mit der Abreis vo der Jumpfer Carlotta erlöschi de der Sunneschyn für di hinderi Gandegg. Und doch het’s niemer graduse gseit. Niemer het sech derfür gha, zuez’gä, daß di Chrott sövel z’bedüte heigi.

Wenigi Schritt näbe der Haseburg düre sy vom Hölzli här Dünkel gleit worde, alli Gredi über ds Fäld gäge ds Nachtwächters Huus, und dert usse, am Egge vo sym 185 Garte, hei si ne mannshöche steinige Teilstock ufgstellt. Settigi Granitsüüle het me jitz i der ganze Gandegg a mängem Ort gseh, und nam würdige Houpt vo der ganze Wasserleitungs-Undernähmung het me ne Mannebärg-Türmli gseit bis uf e hüttige Tag. Es isch e hilbe Hornermorge gsi, wo si dert bim Röthlischbärger under Byschten und Bärze, mit Winden und Bisse das Türmli i Sänkel bracht hei. Vo allne Syte hei sech mit schwäre Härdstoglen a de Schueh Gwundernase vo underschidlechem Format zueche gla, dicki roti Härdöpfelnase vo Tauner und rotbrächte «Jungfroue», wätterbruuni Imperatoremürggle vo Lächemanne, schmali Arischtokratezinggen und meh oder minder putzti Schuelchinder-Rüsseli. Alles het welle cho luege, wi das es Ygricht sygi. Di beide Herre Houptlüt sy o dagstanden und hei tubäklet, und natürlech isch — nid z’hinderischt — d’Jumpfer Carlotta o derby gsi und änet dem Grabe d’Frou Hase und ds Nääri, churz, ungfähr alles, was e Nase zum Schmöcke gha het. Uf em Öpfelboum über em Teilstock het ds Röthlischbärgers Chatz i d’Versammlung abe blinzlet, dem Herr Armand sy Wadi isch de Lüte zwüsche de Bei umegfahre, und am Schüürli näbena hei under em Trogdechel vüre zwöi rosigi Söuschnörrleni vor Gwunder grunzet.

Wo das alles schön binenanderen isch und mit Spannung den Arbeiter zueluegt, chehren undereinisch di beide Napolitaner um und wandere dem Sträßli zue. Si hei vo wytem der Herr Grichtspresidänt und sy Tochter gseh über Fäld cho. Die hei vo daheim uus das Gständ bi ds Röthlischbärgers Huus gseh und sech gfragt, was es gä heigi. Är stoglet voruus, chlemmt d’Ouge zsämen und witteret mit dem Füehlhornbärtli i d’Luft use. 186 D’Jumpfer Marie lüpft d’Füeß wi ne Storch und schimpft über dä Dräck. Aber wi der Herr Bürki der Brunnmeischter ma erchenne, seit er: «Jä so!» und chehrt um. Si hingäge seit, einisch so wyt, well si jitz doch grad luege, was da gangi. Und si chunnt grad no derzue, wo der Brunnmeischter dem Carlotta uf mene Bockleiterli d’Yrichtung vo so mene Teilstock erklärt. Si stägeret o uf nes Tütschi ufe, und jitz stecke beidi d’Nase dry. «Gseht dr», seit der Brunnmeischter, «da dür d’Mitti chunnt de ds Wasser ufe, prezys wi dür nes Stägehuus uuf, und de geit’s de dür di Türleni i di verschidene Chämmerli und wyters i d’Leitine. Di Türli sy grad so wyt offe, für jedem ds Mäß dürez’la, wo-n-ihm ghört. Das da zum Byspil lat drei Maß i der Minute düren und das da föif Maß.»

Der Gwunder het alli Standesunterschide bodiget, so daß jitz e dicke Chranz vo Gsichter i das Ygricht yne gluegt het. Ds Carlottas Chrüseli hei Hämme Köbin a der Schläfe gchutzelet, und Röthlischbärger Hausis Bartstuffle d’Jumpfer Bürki a de Backe gchrauet. Die und ds Carlotta hei gseit, es sygi härzig, di Brunnstube, grad wi nes Mämmihuus, es appartement en miniature.

D’Frou Hase hingägen isch näbenusse gstanden und het lamäntiert: «Ja, härzig! Was het üsereis dervo? Da däicht äbe de niemer dra. Es Läbe lang het me gsoodet u gsoodet u Wasser treit, bis eim der Gring afat waggele, u dernah cha me si pfäje, es luegt nume niemer meh ume na eim. Da chöi si de ga biwunderen u plete, das syg ja jitz de der Himmel uf Ärde. — Murb isch si, di alti Wält, murb zum Zsämegheie. Es geit nümme lang. Luegit nume, die Zeiten sind erfüllet. D’Möntschheit isch zytig, überzytig. I säge nume: Wär Ohre hat zue höre...!»

Di Chöpf über em Teilstock sy alli i d’Höchi gangen 187 und hei uf d’Frou Hase gluegt und glost, wi si sech gäge ds junge Volk zur Wehr setzt, wo afat spotten über ihri Predig.

D’Jumpfer Bürki gumpet vo ihrem Tütschi aben und seit: «Nei nei, Frou Hase, nume kei Chummer wäge däm Wasser! Mir sy de o no da. Wartet nume!»

Ds Carlotta geit uf der andere Syte näbe der Frou Hase här gägen ihres Hüsi zue und lat sech kei Silben etwütsche vo däm, wo d’Jumpfer Bürki nere zum Troscht seit. Si redt eso lieb und nätt mit der verchummerete Frou, daß ds Carlotta ganz ungeduldig und schaluus wird. Und wo si usenand gange, seit es zu der Jumpfer Marie: «Aber ds Nääri überlöjt Dr de mir, gället?» Si mueß lachen ob där Yfersucht. «Bhüet is», antwortet si. «i gloube, es blybi no für nes jedes Arbeit gnue.»

Am glyche Namittag no chlopfet’s a der Bureautüre vom Herr Oberscht Mannebärg.

«Entrez! — Eh aber nei! Was überchumen i jitz da für scharmanti Visite.» Der Oberscht springt uuf und schüttlet dem Carlotta Doxat, der Fründin vo sym gstorbene Töchterli, d’Hand.

«Was han i ghört, Dir syged uf der Abreis ga Saint-Loup? Dir chömet mer doch nid scho cho adieu säge? — Sitzet, syd so guet.»

«Es isch no nid so wyt», seit ds Carlotta, «aber wil es halt doch rückt dermit, chumen i no zu Euch, Herr Oberscht. Dir syd ja der groß Chum-mer-z’Hülf vo der Gandegg.»

«So so? Das han i no nid emal gwüßt.»

«Dir wüsset doch, wär ds Nääri isch?»

«Ds Nääri? — Dem Peter Wyme sys Meitschi?»

Chuum het der Oberscht das gseit, fahrt ihm dür e 188 Chopf: Sapristi! Hätt ig ihm jitz das am Änd nid sölle säge? Ds Carlotta söll, gloub, gar nid wüsse, daß ds Nääri dem Peter sys Chind isch. Ds Carlotta merkt di Verlägeheit und mueß schier lache drob. Es het ja das große Gheimnis längschtes errate gha, aber syni Elteren im guete Gloube gla, es wüssi no gar nüt. Ja nu — jitz het’s es einisch vo mene sichere Gwährsma mit dütleche Worte ghört und antwortet ihm mit menen äbeso klare «ja».

«Und was isch mit däm Nääri?» fragt der Oberscht. «Das arme Chind ghörti in en Anstalt.»

«Äbe juscht, Herr Oberscht, das meinen i o. Das möcht i vor myr Abreis no düresetze. Aber wi macht me das? — Me het scho mängisch dervo gredt; aber wüsset Dr, das geit drum bi üs gar gspässig. Wil der Peter bi üs und bi dene Rhagor Gutschner isch, redt me bald bi üs, bald bi ihne dervo, und d’Gra’mama het’s o scho mängisch gseit. Aber geng wartet ei Partei uf di anderi, und so chönnti das arme Meitschi en alti Frou wärden und geng no am glyche Fläcke stah. Und doch wär öppis z’machen us ihm.»

Der Oberscht het e chly Müej, sys Lache z’verstecke. «Und de der Peter sälber? Es wär doch vorewäg sy Sach!»

«Ja, pärsé. Aber wüsset Dr, was i gloube: der Peter schüücht nid nume d’Chöschte, er schüücht o d’Lüt, wo öppis tue chönnte.»

«Und de Eui Elteren und di Rhagor? Gloubet Dr, si wette de hälfe?»

«Ja ja, das weiß i, und d’Gra’mama würd o hälfe.»

«E nu, de isch dä Handel eifach. Schicket mer der Wyme dahäre. I will mit ihm rede.»

189 «Merci beaucoup, Herr Oberscht.» Ds Carlotta hätti fascht mögen afa tanze vor Freud. Im Usegah blybt’s no einisch stah, bsinnt sech en Ougeblick: söll i, söll i nid? Und undereinisch chehrt es sech wider gäge Herr Oberscht: «Und dem Nääri sy Muetter...?»

Der Oberscht zieht mit der Hand e Strich dür d’Luft: «Scho lang tot — o bella Napoli — pst!»

Ds Carlotta isch nume so zwirblet über d’Nydeggbrügg use.

Chuum daheim, isch es zum Peter i Stall. Dä luegt uuf. Was isch ächt los? Zum erschtemal sit dem Talguet isch d’Jumpfer Carlotta wider da inne.

«Peter! Dir söllet zum Herr Oberscht vo Mannebärg.»

«Wär seit das?» Es tönt nid grad gar willfährig.

«I säge’s — oder eigetlech är. Der Herr Oberscht sälber lat Ech’s la säge.»

«So? — Dä cha warte.»

«Aber Peter!»

«Wüßt nid, was i dert verlore hätti.»

Der Peter schüttet Strou uuf und tuet, wi wenn er schuderhaft pressiert wär.

«Peter, i sägen Ech nume: ganget! Es isch öppis Wichtigs, und es chönnt Ech ewig reue, wenn Dr nid gienget.»

«Di Wichtigi kennen i afe. Weiß scho, uf was das uselouft.»

«Nei, Dir wüsset’s nid. Es isch öppis, wo-n-Ech wird freue.»

«So, Dir wüsset de schynt’s was?»

«Ja, i weiß es, i bi chly d’Schuld dranne, warum er mit Ech wott rede.»

«So? O no.» Der Peter redt zwüschenyne mit de Roß: 190 «Hutt, Alti, hutt! — Mueß der ächt no Plätzen abchääre, du wunderlechi Häx?» Und du wider zum Carlotta: «U wenn i nüt dervo wott?»

«So wott i de o nüt meh vo Euch, Peter, daß Dr’s nume wüsset. Aber wartet nume, Dir dänket de no dra.»

Mit däm isch es use.

Der Peter het in e Stalleggen yne brummlet: «Da wei mer de no luege, öb i mi vo dir la brichte, du donners Gäx du. Han i öppe no nid Meischter gnue?»

Ds Carlotta isch i mene wahre Fieber inne gsi. Di sälbi Nacht het es meh gfägnäschtet als gschlafen und drann umegstudiert, wi-n-es der Peter zum Herr vo Mannebärg bringi. — Er mueß mer eifach! Am andere Tag isch es no einisch hinder ihn grate, wider im Stall, bim Strigle, wil es am sicherschte gsi isch, daß dert niemer derzwüsche chömi. «Dir müesset eifach zum Oberscht», het es agfange, «es geit um ds Nääri.» Jitz het du der Peter doch afa lose, aber derglyche ta het er no nüt. «Dir wüsset doch, daß i z’Oschtere furtgange, und wenn jitz de uf jedem Guet e Brunne louft, git’s ja kei Arbeit meh für die i der Haseburg. Und überhoupt wär es nid z’verantworte, wenn me nid emal probierti, no öppis a däm Nääri abz’bringe. Es lehrti de o i der Ornig düte, wenn nid sogar Wort mache. Me erfüehr emel de o, was i däm arme Härz inne vor sech geit.— Het Ech de das no nie wundergno, Peter?»

I heiligem Yfer isch das vürecho, wi ne nume d’Liebi ma wecke. Dem Peter aber isch es e Mässerstich i ds Läbige gsi. Keis Wort meh het er vürebracht, währed ds Carlotta no vürfahrt: «Ja nu, i han Ech’s jitz gseit. Was i ha chönne tue für ds Nääri, isch gscheh. Euch han i welle hälfe, aber i gseh scho, daß i kei Dank derfür ha. 191 Mira lueget de sälber. Nume gäbet de niemerem d’Schuld, wenn’s einisch z’spät isch, für no öppis z’mache.»

Mit däm isch es us em Stall gange.

Schützig, wi-n-es gsi isch, het es bereits mit sech usgmacht, wenn der Peter, «dä dumm Kärli», ’s nid wüssi z’schetze, daß men ihm hälfi, so gang äs eifach no sälber derhinder. Derfür het de der Peter syne Roß erklärt, das Räschi bruuchi o nid z’meine, es chönni grad alls zwänge. Wenn är’s de für guet findi, ds Meitschi i d’Anstalt z’tue, so syg er de no lang Manns gnue, er mangli di Stündeler nid derzue. D’Roß hätte’s du afange bald gwüßt, aber grad wi wenn er’s sälber geng no nid rächt gchopfet hätti, het er’s no uf em ganze Wäg hinder verbissene Läfzge memoriert, wo-n-er du ds morndrisch nam Fyrabe mit dem Sunntigshuet uf em Chopf i d’Porte vüren isch. Zu allem andere het de der Peter Wyme no, prezys wi der Houpme Doxat, ne gründlechi Verachtung gha für di eidsgenössischi Oberschteschaft. — Gäggelizüüg! Uftribni Grinden under papier-maché-Chäppi!

Item, am Tag druuf steit d’Frou Hasen a ihrem Gartehag und luegt mit mene bitterböse Gsicht über Fäld. Änet dem Sträßli hei e Zylete Manne bis a d’Hüft us em Bode gluegt, und Schufleten um Schufleten isch der Härd i d’Luft und an e Walm gfloge. Jede Pickelhieb isch der arme Frou dür March und Bei gange, und es het se dunkt, si mögi afe sälber kei Charscht meh arüehre. Da chunnt der Peter Wyme ds Sträßli uuf und leit d’Ellbögen uf e Hag. «Bisch am Umestäche?»

«Ja», schnauet d’Frou Hase, «u weiß doch nid für was eigetlig, ’s isch ja doch alls zsäme für nüt.»

«Jä lue», seit der Peter, «du muesch halt d’Wält la loufe, wi si wott. Hinderha treit da nüt ab.»

192 «Das chunnt mir o z’Sinn, du Sturm, aber wäge däm isch es glych, wi’s isch.»

«Wei mer di Grebe mitsamt dem Mannevolch drinne ga zueschütten u mit de Holzböde veräbne, he?»

«Wenn d’ wottsch der Löl mache, so gang lieber es Huus wyters, i ha nid derwyl.» D’Frou Hase spöit i d’Händ und zieht mit dem Charscht uuf; aber si bsticht dermit i der Luft, wil der Peter seit: «Nei, was i ha welle säge: i bi nächti davorne gsi bi ds Oberschte wägem Nääri.»

«So?» D’Frou Hase stellt der Charscht uf d’Syten und stemmt d’Händ i d’Hüft. «Ja u jitz?»

«Ja u jitz. Dä Oberscht isch gar nid e leide Mändel. Er het gar nüt gfrommhueberet. Er meint äben o, me sötti mit dem Meitschi i d’Anstalt.»

«So... He nu. — Aber da chasch de bläche, Peterli. Die näh’s de nid um ds glych Choschtgäldli wi ds Hase Maji.»

«Das rächnen i o; aber ds Meitschi isch mer’s wärt.»

«So, isch der’s wärt, jitz ungereinisch? So mach halt!» Mit däm het d’Frou Hasen afa charschten und uf nüt meh Bscheid gä. Aber der Peter het us Erfahrung gwüßt, daß me grad glych alles ghört, was men eim seit, gäb wi me schaffet, und drum het er der Frou Hase ganz ungstört und ohni Widerred e Vortrag ghalten über syni Absichte mit dem Nääri. Es mögi cho, was well, so möcht er sech einisch nüt müesse la vorha. Är läbi o nid ewig, und si nid, und me chönni nie wüsse, wenn so nes arms Gschöpf dene Herrschafte verleidi. Drum sötti me mache, was öppe müglech sygi, für ihm uf eigeti Füeß z’hälfe.

D’Frou Hase het nüt meh gseit; aber mit jedem Charschthieb het’s i ihrem Chopf gmacht: «U de i? U de i?»

193 Das arme Nääri het nid begriffe, warum du niene nüt meh rächt isch gsi, was es gmacht het. Bösi Blicken und Müpf und Böx het es i dene Tage meh übercho als früecher währed Monete.

Und nid numen i der Haseburg het’s gwitteret. Im Ulmehof und bald druuf o im Lindehof obe het’s gchutet.

Ei Mittag, wo ds Carlotta ahnungslos vo der Stadt heichunnt, rüeft ihns der Papa i sy Stube. D’Mama isch o dert gsi. Es meint, me heig ihm öppis wäge der Pension z’eröffne. Beidi hei ergerlech drygluegt. «Säg los», het der Papa agfange, «was bisch du mit dem Herr vo Mannebärg ga brittle? Hättisch du das nid äbesoguet üs chönne säge? Du weisch doch, daß mer scho mängisch dervo gredt hei!»

«E ja, wohl, i weiß ’s wohl; aber i ha dänkt, wenn würklech uf Oschteren öppis söll gscheh, so sötti me jitz derzue tue.»

«Du bisch halt e Gäxnase, i ha der’s scho mängisch gseit. Mer hätte de scho gluegt. Pas besoin que tout le monde se mêle de nos affaires. Was geit das dä Oberscht a?»

D’Mama het o ufbegährt, es sygi agaçant, daß me geng meini, me müeß eim vo allne Syte mit guete Rät z’Hülf cho, wi wenn me nid wüßti, was me z’tüe heigi.

Dasmal het’s du Träne gä, bitteri Träne, und ds Carlotta het zum erschtemal i sym Läbe sech unverstande gspürt. Alli di Tag het es im stille so wohl gläbt a syr Tat und eigetlech nüt anders als Bewunderung erwartet. Und jitz...!

Was d’Elteren am meischten i Gusel bracht het, isch ds Procedere gsi, wo der Oberscht vorgschlage het. Er isch der sälb Morge ds Sträßli uuf cho z’ryte, wo di beide 194 Napolitaner ihri Morgepfyffe verträppelet hei. Hochmuet isch gwüß ds letschte gsi, wo me däm Ma hätti chönne vorwärfe; aber wenn me halt sy Sach so us em Sattel vorbringt, so tönt’s nid undenufe, und drum isch es für mänge scho lätz. Der Herr vo Mannebärg het dem Herr Doxat es Komplimänt gmacht für sy Tochter. Die versprächi. Und du het er dene beide Herre d’Versorgung vom Nääri vorgschlagen und gseit, er heig sech bim Herr Linder erkundiget, und dä well’s näh. Jitz heig er äbe dänkt, es wäri villicht am beschte, di Herre würde dem Wymen ihri Hülf i Form vo höcherem Lohn gä. Er heigi meh Puntenöri als sünsch öppe Lüt vo sym Rang und Stand, und es gäb de o ihm e moralische Ruck, wenn er sälber sys Chind versorge chönnti. Er het grad gmerkt, daß dä Rat übel ageit, und nid wyters druuf drückt, «Afin», het er gseit, «i wott ech nid dry rede, es geit mi eigetlech nüt a. Dir wärdet scho ds Rächte finde. Au revoir.»

Ds Roß het der Stil hin und här gschlängget: machet, wi dir weit! So isch es emel dene beide Herre vorcho. — Dänk wohl, mache mer de, was mir wei, hei si dänkt, und «das fählti sech no», het der Herr Doxat afa ufbegähre, «daß eso ne Gutschner sötti z’vürnähm sy, für ne Choschtgäldbytrag az’näh. — Verchehrti Wält. Das sy so dere modärnen Idee. — Lächerlech. Was d’Arbeit wärt isch, heißt me Lohn, und was eine drübery überchunnt, blybt es Gschänk. Da dräjen i nid d’Hand um. Me mueß der Sach o nid welle ga ne lätze Name gä. So verdräjt men äbe d’Lüt und d’Verhältnis.»

«Ja und de», meint der Herr Armand, «i weiß nid, ob das gar gschyd wär. Wär garantiert de derfür, daß er das Gäld nid für ander Sache bruuchti? I gloube’s ja nid grad. Aber ds Gäld bringt Yfäll.»

195 Zu de Chöschte vo sym dritte Roß isch dem Herr Armand di Sach förchterlech unerwünscht cho; aber er het daheim nüt dervo gseit. Und syni Schwöschtere, wo dür d’Frou Oberschti alles verno hei, hei ihm o nüt derglyche ta. Under sich hingäge hei si ds Carlotta ghörig düregno. Und ob allem Dürenäh hei di beide Schwöschtere dem Nääri nes währschafts Trösseli gnäjt. D’Frou Henriette het ihri Sach o derzue gstüüret näben allem, was jitz für ds Carlotta het müesse zsämegstichlet wärde, damit es de i däm Saint-Loup gueti Gattig heigi. Di beide Herre hei vürgfahre mit ihrne national-ökonomisch-soziologische Betrachtungen und sy handelseinig worde, Lohn müessi Lohn blybe, aber damit der Peter gseji, daß men ihm Vertroue schänki, well me ds Choschtgäld für ds Nääri ihm i d’Hand drücke.

Suber und schier wi nes Brütli usgstattet het der Peter am Zyschtig na Oschtere sys Chind i Böhlestock bracht, wo zu sälber Zyt d’Meitschi-Toubstummenanstalt gsi isch. Und am Frytig druuf het d’Jumpfer Carlotta — o schier wi nes Brütli, und glücksälig ob ihrem Triumph über alli Gandegg-Chnorzete — ihri Reis i ds Wältschland aträtte. Me hätti natürlech pär Ysebahn chönne gah, aber d’Mama Doxat het en Aversion gha gäge das Ysebahnfahren und gfunde, me sygi wöhler i syr eigete Gutsche. Heig me se jitz einisch, so wär’s dumm, nid dervo z’profitiere. Me chönni de o ganz mache, wi me welli, chönni achehre, wo’s eim gfalli, heigi sys bagage by sech und, einisch dert, mach men o besseri Gattig, wenn men im eigeten équipage derhärchömi. Ganz eso eifach isch di Sach frylech o nid gsi, vo der Wohlfeili nid z’rede. Der Huefschmid, der Wagner, der Sattler, der Schlosser, der Schnyder und der Coiffeur, alli hei no derhinder müesse, 196 für dem Wyme-Pöschtli di bewußti besseri Gattig z’garantiere. Aber du het’s du o glänzt wi Fygeludi, und der Herr Grichtspresidänt hätti fräveli dörfen über e Zuun luege. Für en erschte Tag het me nid wyter begährt als bis Murte. Und wenn si’s scho anders im Plan gha hätte, so wäre si glych nid wyters cho. Es müeßti eine scho blind sy, für so a mene schöne Früehligsaben am Murtesee nid blybe z’bhange.

Die i der Gutschen inne hei natürlech no nid vil gmerkt dervo, aber der Peter, wo-n-er der Stutz ob em Leuebärg ab gfahren isch, het’s überno. Es hätti no Tröcheneri möge. Gägen Abe zue sy füürigi Wulkebänk ghanget, obe drüber en amethyschtfarbigi Wand, und derzwüschen isch der glasluter Himmel scho meh grüen als blau gsi. Der See het rosefarb gschimmeret, ds Mischtelachbort ziegelrot, und graduus hei d’Murtener-Türm und -Muure wi nes alts Waffegruscht under nere fyschtergraue Spinnhubbele gschlafe. Da und dert het us em wüehlige Dürenand vo Böum und Hüser es Wätterfähnli guldig zwitzeret. Gäge Bärn zue isch der ganz Himmel ei blaui Schwerzi gsi. Und grad so isch es dem Peter Wyme z’Muet gsi. O hinder ihm isch es eitönig grau gläge, und er het nid gärn zrückdänkt. Der Blick i d’Zuekunft het ihm allerhand schöni Usblicke gspieglet, aber einschtwyle nume so Schränz i de Wulke, wo me kei Ougeblick sicher isch, ob si nid ungsinnet wider inenandere verloufe. Was wott’s ächt mit mer? het er scho uf em ganze Wäg dänkt. Het er nid mit der chlyne Prinzässin im Wage, wo-n-er mängisch schier ghasset und de doch wider so gruusam gärn gha het, der guet Geischt us der Gandegg furt gfüehrt? Und doch isch es ihm de wider gsi, es well ihm tage, es well ihm ändlech 197 e schöne Früehlig gä. Nüt tuet der inwändig Möntsch eso z’lindte, wi Sunnen und Wulke mit ihrer wortlose Sprach. So isch der Peter ganz weichmüetig dür ds Bärntor i di alti Stadt Murten ygfahre.

I de Gassen inne, hinder de höche Türm und Muure, isch scho alles i mene chalte Schatte gläge. Aber wo ds Herr Doxats i der «Chrone» dür e fyschtere Gang uf di chlyni Terrasse hindenuse cho sy, het se der See i syr rosige Herrlechkeit aglachet. Am Mischtelach äne het me jedes Huus gseh, so klar isch d’Luft gsi. Und tief unde, zu ihrne Füeße, hei sech d’Amsle mit Singsang im allererschte früsche Loub vo de Linde, Wyden und Birken umetribe. Ds Carlotta het numen ei Gedanke gha: da aben a d’Ländti, ga schiffle. Aber der Papa het gseit, är heigi öppis Bessers im Sinn, si welle, wil’s jitz doch so schön sygi, grad no ga Merlach use spaziere, zum Houpme Rehfues. Das het me du o gmacht, und es het se nid bruuche z’reue. Der Herr Rehfues het se zum z’Abetrinke bhalte, und di beiden alte Regimäntskamerade hei sech nid chönne gnue tue in Erinnerungen und vor luter Erzelle Durscht übercho. D’Mama Henriette het schier d’Ougsdechle nümme möge glüpfe vor Schlaf und Rouch, und allimal, wenn si under em Tisch dem Herr Alfred eis mit dem Schuehspitz a ds Schienbei gä het, het dä g’antwortet: «Hä? Qu’est-ce qu’il y a?» — «Mer sötte hei, i ds Hotel!» Und de het der Herr Rehfues gseit: «Es isch numen es paar Schritt, mer wei jitz no der ehnder Jahrgang probiere.»

Ändlech, ändlech isch men ufbroche. Der Herr Rehfues het se partout wellen yne begleite zur «Chrone», aber d’Frou Henriette het nüt dervo welle wüsse. Er het se-n-emel du la gah. Aber der Papeli isch no schier redsäliger 198 gsi uf em Heiwäg als vor em Jahr na der Hochzyt und het du vor luter Brichte gar nid uf e Wäg g’achtet, oder was weiß i! Si hei emel, wo men angähnds hätti sölle daheime sy, undereinisch der See näbe sech im Schilf ghöre glüntscherle, und rächter Hand het me Liechter ganz höch zu Höupte gseh. — «Wo sy mer o?»

«Ne t’inquiète pas», het der Herr Houpme tröschtet, «wi wett me sech i mene settige Näschtli verloufe! Mer müesse jitz de nume da a menen Ort luegen ufe z’cho.» «Si seulement nous étions dedans!» het d’Frou Henrietten ufbegährt. Halb hätte Frou und Tochter öpper zueche gwünscht zum Frage, halb lieber niemer atroffe. Ohni nes läbigs Wäse z’begägne, sy si a menen Ort stotzig ufen und du bald vor mene belüüchtete Torboge gstande — vor em Bärntor. Der Herr Houpme het bhouptet, si sygen uf der lätze Syte vo Murte; aber dasmal het d’Frou Houpmänni ds Kommando überno. Öb vo vornen oder vo hinde, yne jitz, i das Näscht! Und einisch innert de Muure, het me du o d’«Chrone» bald gfunde. Uf e Schlaf het keis lang müesse warte. Nume d’Frou Henriette het der Erger no so lang möge wach bhalte, daß si sech het chönnen überlege, hoffetlech syge z’Iferte keini Regimäntskamerade, und jedefalls fahri me de vor La Sarraz ga Saint-Loup.

Si hei schwärer gschlafen als ihre Gutschner. Dä het underdessen erfahre, daß e wehmüetig prächtigen Abedhimmel o no andere Lüte d’Saite spannet. Wo ds Herr Houpmes zum Tor uus sy, gäge Merlach, und är us em Stall i d’Gaschtstube cho isch, het ne d’Chrone-Wirti gfragt, öb er nid o lieber uf ds Terraßli use chömi. Er het gar nüt derwider gha und sech mit sym Schoppen i mene gschützten Eggen a der Huswand gsädlet, wo-n-er 199 i aller Rueh het chönne dem Sunnenundergang zueluege. D’Farbe sy geng glüejiger worden und hei ein geng andächtiger gmacht; aber undereinisch het der Peter gmerkt, daß er der Sunne gar nümmen ufpasset. Syni Blicke sy nümmen abcho vo der Wirti, wo-n-ihm vor d’Sunne häregstanden isch. Aparti schön vo Gsicht isch si nid gsi, aber gwachse wi ne Wyde, und es isch öppis von ere-n-usgange, wo dem Peter über e ganze Balg gramüselet het. Hindedry het’s ne glächeret, wenn er drüber nachedänkt het, wi gschwind si in ihrem Gspräch vo de Fisch da unden im See uf Sache cho sy, wo eigetlech sünsch niemer nüt agange. D’Sunnen isch dem Jura no nid im Sattel gsässe, so het d’Wirti vom Peter gwüßt, daß er Soldat z’Neapel gsi sygi, jitz Gutschner i der Gandegg und Vatter vo mene toubstumme Meitschi, är vo ihre, daß si sit anderthalb Jahre Witwe sygi, e gueti Chundschaft und trotzdäm vil Längizyti heigi und daß är nere-n-allem nah kei unagnähmen Ydruck machi. Me mueß de halt scho säge, daß der Peter für di Fahrt zu sym beschte Vorteil isch useputzt gsi. Der Chrone-Wirti isch ufgfalle, wi nätt er mit syne Roß umgangen isch, wi vernünftig und aständig er redt. Es isch e ganze Ma i där Livree gsässe, das het no bald es jedes chönne merke. Und was du di jungi Witwe no bsunders azoge het, sy dem Peter syni dunklen Ouge gsi. Da het äben öppis drinne zündtet, wo me nid so liecht drüber cho isch, schier öppis Gheimnisvolls, wo bald wehlydig usgseh het, bald truurig, bald lydeschaftlech. Es isch es Rätsel gsi, wo ein gluschtet het z’löse. Geng und geng wider het d’Wirti verstolen i di Ouge gluegt. Damit er’s nid grad so merki, isch si albeneinisch ufgstande, i ds Huus ynen öppis ga gschäften und de wider cho, vor ihn zueche cho stah und 200 het derby gar nid gmerkt, daß si nümme loschunnt. Si hätti gar nid uf ds Teraßli use bruucht. Blinzligen im Chäller unde hätti si dä Blick no gseh und no nid rächt gwüßt: isch jitz das e Bättler, wo men yne lat oder eine, däm me besser d’Türe vor der Nase zuetuet. Darf me das überhoupt je vor mene Bättler? D’Chrone-Wirti isch e bravi Frou gsi, vom Leid gfeckt und g’aicht, eini, wo der Widerspruch vo Wirtshuus und Chilche gspürt het und derdür am Yschlafen isch ghinderet worde. Ganz vo wyt hinden a menen Ort het’s i ihrem Bsinne tönt: Ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mich nicht gespeiset. Grad juscht di Sach vo däm toubstumme Chind het nere nümme Rueh gla und dem Peter sys Niene-rächt-Daheimesy. Ihri Müetterlechkeit het Längizyti gha na öppisem, und es het se dunkt, da wär’s jitz villicht. Wenn i nume wüßt, was hinder denen Ouge lyt!

Und de der Peter! Dä arm Ma! Wär di Frou anenand by-n-ihm uf der Terrasse blibe, hätt si ne nid meh i Gusel bracht als mit däm Gah und Cho, wo so dütlech zeigt het, daß er se um ihri Rueh bracht het. Halb isch er froh gsi, halb het’s ne greut, wo der chalt Näbel us der Fyschteri vom erlöschene See ufe cho isch und se-n-i ds Huus gjagt het. Si hei du erscht rächt gspürt, daß si enand nümme frömd gnue sy, für zwüsche den andere Lüte zsämen i der Gaschtstube z’sy, und drum isch der Peter i sy Stube gangen und i ds Bett. Wo-n-er der lingg Schueh abzoge het, isch es ihm uf der Zunge gsi, z’säge: «Peter, dasmal chunnt’s guet.» Aber scho wo-n-er der rächt näbe lingge stellt, antwortet’s: «Weiß doch nid.» Ds Läbe het ne halt scho z’strub nachegno, als daß er so ring an es künftigs Glück hätti chönne gloube.

Am andere Morgen isch d’Frou Wirti dene Herrschafte 201 vo Bärn zu Dienschte gsi, wi wenn’s di eltischte vo ihrne Chunde wäre, und bim Abfahre het ihre letschte, meh als fründleche Blick — er het’s wohl gmerkt — dem Peter gulte. Ds Carlotta het’s o gseh; aber es het gmeint, das sygi zwüsche Wirten und Gutschner geng eso. Der Herr Houpme het d’Ougen überhoupt no nid z’grächtem offe gha, und syr Frou ihri sy scho voruus gritte, ga Merlach use — vergäbes! Der Herr Rehfues het, wil nüt z’versuume gsi isch, vermuetlech no gschlafe, wo si a sym Huus vorbycho sy. Uf der wytere Reis hei si nüt meh Apartigs erläbt als hie und da ne tolli Schütti. Ds Carlotta het’s afa dunke, si chöme schuderhaft wyt ewäg vo Bärn, so mängi Stadt hei si passiert: Wifflisburg, Pätterlinge Stäffis, Iferte. Am dritte Tag isch me bizyte vo Iferte furt, het i der «Charrue» z’Orbe zum letschtemal no mitenand z’Mittag gässe, und um di füfi umen isch me z’Saint-Loup vorgfahre.

Es isch allne drü schier e chly uf ds Gmüet cho, wo si di Anstalt vo nachem gseh hei, und sogar der Peter het dänkt: «Jeses, was Hübli! Und üses Lotti da drinne! Was hei si eigetlech o vor mit ihm?» — Nu, es het ja numen als pensionnaire bi der Vorstehersfamilie söllen yträtte. Es isch e scharmanten alte Pfarrer gsi und d’Frou ja eigetlech o lieb und nätt, aber ihri Husmuetterliebi isch so über ds Carlotta abe cho wi ne Caféchannechappe, nume schier z’warm. Me het du mitenandere der Tee gno und dem Carlotta sy Stuben übergä. D’Mama het ihm no ghulfen uspacken und derby undereinisch gmerkt, daß ds Lotti nümme rächt gseht, wo-n-es d’Sache hi tuet, wil es d’Ouge voll Wasser het. Si het, sälber nid ganz sicher, ob si eigetlech ihres Chind a ds rächt Ort ta heigi, ihm mit aller Liebi afa zuerede. Dermit isch es aber no 202 chrümmer usecho. Ds Carlotta het e wahri détresse gha und briegget, wi me’s gar nid isch gwanet gsi an ihm. D’Mama isch i Verlägeheit cho, wil tröschte nie ihri bsunderi Chunscht gsi isch, und het du der ander Wäg probiert. «Allons», het’s du undereinisch gheiße, «ne fais pas la sotte! Du hesch ja de di Gingins i der Neechi, und du wirsch gseh, das wird de no rächt luschtig.» Das isch ihri Rächnung und ihre Troscht gsi, und gäb wi ds Carlotta wyter briegget und gschlückt het, isch si ob ihrem Zuespruch geng heiterer worde. Ja, si het im stille dänkt, es chömm ja eigetlech ganz, wi si möcht. Lieber eso, als wenn ds Meitschi sech z’fascht a das Saint-Loup würdi attachiere.

Der Herr Houpmen isch du, no gäb si alles am Ort gha hei, cho mahne, me müeß jitz wyters, wenn me no Tags ga La Sarraz cho well. So het me du für hütt afange ds Carlotta sym Schicksal überla und isch gfahre.

Wo änet dem Täli vom Pré-du-Moulin di mächtige Turmdecher vom Schloß über em Burgmocken ufgstande sy, het’s dem Peter schier e chly afa äng wärden um ds Härz ume. Was macht si ächt? Bim Yfahren i Hof het er gäge ds Müürli übere gschilet, wo-n-er albe drüber yne glägen isch, für mit der Ginette Roulier z’lieböugle. Aber es het nüt derhinder vüre gluegt als es Bataillon nassi schwarzi Räbstäcke. Es het nämlech grägelet. Gheimelet het’s ihm de scho. Er het nid lang bruuche z’frage, a wele Nagel er d’Sach söll hänke. Und wo si-n-ihm i der Chuchi gseit hei, d’Ginette heig uf Morsee abe ghüratet, isch es ihm wider ganz wohl worde z’La Sarraz. Herrschaftslüt, Dienschten und was er sünsch no gkennt het, hei ne-n-als gueten alte Husgenoß ufgno. Ds morndrisch gäge Mittag isch du ds Carlotta übere 203 cho und vo der Familie Gingins mit offenen Armen epfange worde; aber es het no nid rächt us sech use wellen und het o gar nüt la verlute, wi’s ihm z’Saint-Loup äne gfalli. Und wo’s du gulte het, sech z’grächtem adieu z’säge, het es no einisch Träne gä. Ds Carlotta het sech zwar vor dene Gingins geniert; aber es het’s doch nid möge verha, gäb wi d’Frou Generali gseit het, si well ihm Fründin und Muetter sy. Und wahrhaftig, wo-n-es mit roten Ouge dem Peter isch cho adieu sägen und ihm gseit het, es laj emel de ds Nääri no rächt la grüeße, het di alti Chriegsgurglen o no schier müesse schlücke. Vom undere Wehrgang am Schloß het me no lang es wyßes Tüechli gseh winke, bis d’Gutschen um e Rank i ds Täli vor Pompaples gfahren isch. Es isch abgmacht gsi, de d’Frou Generali ds Carlotta wider i sys neue Hei übere bringi, damit men emel dert merki, wär hinder ihm standi.

Am Abe hätti’s du z’Iferte, wo si übernachtet hei, no bald e Choldereten abgsetzt. Der Herr Houpmen isch dem Peter cho säge, si welle de ds morndrisch über Neueburg hei. Der Peter macht es Gsicht wi sibe tüüri Jahr und meint: «Jäso?»

«Jä, was isch jitz nid rächt?» fragt der Herr Doxat.

«Wyters nüt, Herr Houpme, nume... i ha äbe dummerwys der änglisch Schlüssel z’Murten i der ‹Chrone› la lige.»

«Dir syd doch o ne rächte Träll», schmählt der Herr Houpme; aber im Grund isch ihm di Vergäßlichkeit gar nid so ungschickt cho. Er geit zur Frou Houpmänni ga ufbegähre, es sygi doch o rächt dumm, jitz heigi dä Trappi vo Peter der änglisch Schlüssel z’Murte la lige, da müessi me wohl oder übel doch wider dert düre hei.

204 Aber er chunnt a di Lätzi. «Qu’est-ce que c’est cette clef anglaise? Je n’ai jamais entendu parler de cet instrument. Das cha me doch uf d’Poscht tue.»

«Das gäb es schwärs Päckli.»

«So gäb’s! Über Murte fahren i nid hei. Der Peter söll mira luege, wi-n-er wider zu sym Schlüssel chunnt. Was isch es überhoupt?»

«Une espèce de Byßzange, comme ça deux marteaux an er e Schrube.»

«Churz und guet, i wott über Neueburg.»

So isch du halt der änglisch Schlüssel, wo der Peter d’Muettere vo sym neue Glück dermit het wellen azieh, z’Murte blibe, und anderi Mittel zum Ufchlepfen i mene Chäller z’Merlach, und ds Herr Houpmes sy über Neueburg und Aarbärg heicho.

Der Herr Armand Rhagor het’s schier versprängt vor Gwunder, öppis z’vernäh — wi breit der Bach zwüsche Saint-Loup und La Sarraz sygi und so wyters. Aber wie mache? Der Herr Doxat het ihm vo nüt brichtet als vom Houpme Rehfues. Und vom Peter öppis use lööke, nadäm er ne früecher einisch eso agrurret het wäge syr unerwünschte Hülf i delikate Sache? M’m.

Und doch het’s ne-n-uf d’Längi nid ebha. Einisch, wo der Peter bim Spalierufbinde seit: «Es isch kurios, aber es dunkt mi, es heig eso gstillet i der Gandegg, es geit so nüt meh, sitdäm d’Jumpfer Carlotta niene meh umewäg isch», packt der Herr Armand d’Glägeheit bim Schopf und seit: «Ja nu, si wird öppe jitz z’La Sarraz chly Rumor under d’Lüt bringe. Oder meinet Dr, si tüejen ere dert der Übermuet ustrybe?» Der Peter, wo nume z’fyni Ohre gha het für sy jüngere Meischter, antwortet: «Z’La Sarraz gwüß nid, Herr Houpme. Das heißt, so lang mer 205 dert sy gsi, hätti me chönne meine, mit däm Übermuet syg’s uus und fertig. Aber wüsset Dr, was i gloube, Herr Houpme: Si möge mit nere vorha, was si wei, es isch de no geng si gsi, wo düregsetzt het: so wott i, und dadüre mueß es.»

Der Herr Armand meint: «Dir chönntet no rächt ha.» No nie wi jitz isch ihm klar worde, was es heißt, alles uf Glouben und Vertrouen abstelle. «Das Meitschi treit vil Glück uf syr junge Hand.»


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