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10159. Weil ich mit ihnen von dem unsichtbaren und von dem sichtbaren Gotte geredet habe, so will ich noch erwähnen, daß fast alle im Universum einen Gott in sichtbarer Gestalt anbeten, und zwar nach ihrer Vorstellung in menschlicher Gestalt, und daß dies ihnen von Natur eingepflanzt ist. Daß es ihnen so eingepflanzt ist, kommt von dem Einfluß aus dem Himmel; denn, was merkwürdig ist, die Engel, die bis in die Sphäre des dritten Himmels erhoben werden, gelangen darüber zu einem deutlichen Innewerden. Der Grund davon ist, weil alle in diesem Himmel in der Liebe zum Herrn und daher gleichsam im Herrn sind; und weil alles Innewerden, das die Engel dort haben, aus der Ordnung und Strömung des Himmels hervorgeht; denn der Himmel in seiner ganzen Zusammenfassung stellt einen Menschen dar, wie man aus dem ersehen kann, was vom Himmel als dem Größten Menschen am Ende mehrerer Kapitel gezeigt worden ist; man sehe die Nr. 10030 E angeführten Stellen. Daß der Himmel in seiner ganzen Zusammenfassung einen Menschen darstellt, kommt aus dem Göttlich-Menschlichen des Herrn; denn aus diesem fließt der Herr in den Himmel ein, bildet ihn, und gestaltet ihn zu Seinem Ebenbilde.

Doch dies Geheimnis kann nur schwer von denen begriffen werden, die das ihnen Angeborene (Eingepflanzte) durch eigene Einsicht bei sich ausgerottet haben.

10160. Es wurde gefragt, ob sie auf ihrer Erde unter der Herrschaft von Fürsten und Königen lebten; darauf antworteten sie: Sie wüßten nicht, was Herrschaft sei; sie lebten nur unter sich geschieden in Völkerschaften, Familien und Häusern. Ferner wurde gefragt, ob sie auf diese Weise in Sicherheit lebten; sie erwiderten: Sie lebten in Sicherheit, weil keine Familie die andere um etwas beneide, oder ihr etwas nehmen wolle. Sie wurden unwillig, daß man ihnen solche Fragen vorlegte, gleichsam als ob man sie der Feindseligkeit beschuldigte, und glaubte, sie bedürften eines Schutzes gegen Räuber. "Was braucht man denn weiter", sagten sie, "als Kleidung und Nahrung, um dann zufrieden und ruhig untereinander zu wohnen?"

Von den Urältesten, die von unserer Erde stammen, erfuhr man, daß sie zu ihrer Zeit auf gleiche Weise gelebt und damals gar nicht gewußt hätten, was es heiße, über andere zu herrschen aus Liebe zu sich, und mehr als nötig Reichtümer zu häufen aus Liebe zur Welt. Damals hätten sie inneren und zugleich äußeren Frieden gehabt, und daher sei der Himmel bei dem Menschen gewesen. Diese Zeiten wurden daher von den alten Schriftstellern das goldene Zeitalter genannt, und (von denselben) dadurch beschrieben, daß sie berichten, die Menschen hätten Gerechtigkeit und Billigkeit geübt vermöge des ihrem Herzen eingeschriebenen Gesetzes. Der Lebenszustand in jenen Zeiten wird im Worte beschrieben durch "sicher und abgesondert untereinander wohnen, ohne Türen und Riegel". Und weil ihre Wohnungen Zelte waren, darum wurde zum Andenken ein Zelt errichtet, das als die Wohnung Gottes galt, und hernach wurde ein Fest der Zelte angeordnet, an dem sie sich von Herzen erfreuen konnten. Und weil diejenigen, die so lebten, frei waren von der unsinnigen Liebe zu herrschen um des eigenen Ichs willen, und die Welt zu gewinnen um der Welt willen, deshalb senkte sich damals der Himmel zu ihnen herab, und der Herr erschien vielen in menschlicher Gestalt.

10161. Als sie über ihren Erdkörper befragt wurden, sagten sie: es gebe bei ihnen Wiesen, Blumengärten, Wälder voll von fruchtbaren Bäumen, und auch Seen, in denen Fische seien, auch Vögel von bläulicher Farbe mit goldfarbigem Gefieder, und auch größere und kleinere Tiere, und unter den kleineren nannten sie einige, die einen hohen Rücken hätten, wie die Kamele auf unserer Erde; man esse jedoch ihr Fleisch nicht, sondern nur das Fleisch der Fische, und außerdem Baumfrüchte und Gemüse. Sie sagten ferner, man wohne bei ihnen nicht in erbauten Häusern, sondern in Hainen, wo sie sich von Zweigen Wohnungen machten zum Schutz gegen Regen und Sonnenhitze.

10162. Als sie über ihre Sonne befragt wurden, die, von unserer Erde aus gesehen wie ein Stern erscheint, sagten sie, sie sei feurig rot und dem Anschein nach nicht größer als das Haupt eines Menschen. Von den Engeln wurde mir gesagt, daß der Stern, der ihre Sonne ist, zu den kleineren gehöre, nicht weit entfernt vom Himmelsäquator.

10163. Es erschienen auch Geister in gleicher Gestalt, wie sie als Menschen auf ihrem Erdkörper waren; ihr Gesicht war den Gesichtern der Menschen auf unserer Erde nicht unähnlich, ausgenommen daß sie kleine Augen und auch kleine Nasen hatten; und weil mir dies etwas entstellend vorkam, sagten sie, daß kleine Augen und eine kleine Nase bei ihnen als Schönheit gelte.

Es erschien auch eine Frau, mit einem Oberkleide angetan, auf dem Rosen von verschiedenen Farben waren. Ich fragte, woraus man auf ihrer Erde Kleider für sich bereite; sie antworteten, man sammle aus den Kräutern solche, die man in Fäden spinnen könne. Diese Fäden füge man dann in doppelter und dreifacher Ordnung als Gewebe zusammen, und befeuchte sie mit einer leimartigen Flüssigkeit, und dadurch bekämen sie Dichtigkeit; und nachher färbe man dieses Gewebe vermittelst gewisser Säfte aus Kräutern.

10164. Es wurde auch gezeigt, wie sie die Fäden bereiten: sie sitzen halb zurückgelehnt auf einem erhöhten Sitze, und wickeln die Fäden vermittelst der Fußzehen zusammen, und das so Zusammengewickelte ziehen sie zu sich hinan und bearbeiten es mit ihren Händen.

10165. Sie sagten auch, daß auf ihrer Erde kein Mann mehr als eine Frau haben dürfe, und daß sie dort zehn bis fünfzehn Kinder erzeugten. Sie fügten hinzu, man finde auch Buhldirnen bei ihnen; aber diese würden nach dem Leben des Leibes, wenn sie Geister geworden, Zauberinnen (magae) und dann in die Hölle geworfen.

10166. Von dem dritten Erdkörper im Sternenhimmel am Ende des folgenden Kapitels.

 

Von der dritten Erde im Sternenhimmel

10311. Es erschienen Geister aus der Ferne, die nicht herzunahen wollten; die Ursache war, weil sie nicht zusammen sein konnten mit den Geistern unserer Erde, die damals um mich her waren. Daraus merkte ich, daß sie von einer anderen Erde stammten; und nachher wurde mir gesagt, sie seien von einem gewissen Erdkörper im Weltall; aber wo dieser Erdkörper sich befinde, wurde mir nicht angezeigt.

10312. Sie wollten gar nicht an ihren Leib, ja nicht einmal an einen leiblichen oder materiellen Gegenstand denken, anders wie die Geister von unserer Erde, dies war der Grund, warum sie nicht herzunahen wollten; denn die Geister gesellen sich und trennen sich gemäß den Neigungen und den daher stammenden Gedanken. Gleichwohl aber traten sie nach Entfernung mehrerer Geister von unserer Erde näher herzu und redeten mit mir. Jetzt wurde aber eine Bangigkeit von mir empfunden, die aus dem Zusammenstoß der Sphären entstand, denn alle Geister und Geistergesellschaften sind umgeben von geistigen Sphären, die aus dem Leben ihrer Neigungen und der daher kommenden Gedanken hervorwallen; wenn daher die Neigungen einander entgegen sind, so entsteht ein Zusammenstoß und dadurch eine Bangigkeit.

10313. Die Geister unserer Erde sprachen davon, daß sie es nicht wagten, jenen zu nahen, weil sie, sobald sie nahen, nicht nur von Bangigkeit ergriffen werden, sondern auch sich in ihrer Einbildung erscheinen, wie an Händen und Füßen gleichsam von Schlangen gebunden, von denen sie nicht eher los werden könnten, als bis sie zurückgehen. Eine solche Einbildung kommt von der Entsprechung her; denn das leiblich Sinnliche des Menschen wird im anderen Leben durch Schlangen vorgebildet, deshalb wird auch im Wort durch Schlangen das Sinnliche bezeichnet, welches das Letzte des Lebens im Menschen ist.

10314. Weil die Geister jener Erde von solcher Art sind, darum erschienen sie nicht wie andere in deutlich sichtbarer Menschengestalt, sondern wie eine Wolke; die besseren von ihnen wie eine schwärzliche Wolke, der ein menschliches Weiß eingesprengt ist. Sie sagten, sie seien inwendig weiß, und wenn sie Engel werden, verwandle sich jenes Schwärzliche in ein schönes Blau, das mir auch gezeigt wurde.

10315. Ich fragte sie, ob sie eine solche Vorstellung von ihrem Körper auch gehabt hätten, während sie als Menschen in der Welt lebten. Sie sagten, die Menschen ihrer Erde achteten ihren Leib für nichts, sondern nur den Geist im Leibe, weil sie wüßten, daß dieser in Ewigkeit leben, der Leib aber vergehen werde. Aber das Angesicht nennen sie nicht Leib, aus dem Grund, weil die Neigungen ihres Geistes aus dem Angesicht hervorscheinen, und die Gedanken, die aus den Neigungen hervorgehen, aus den Augen. Sie sagten auch, daß viele von den Bewohnern ihrer Erde glaubten, die Geister ihrer Leiber seien von Ewigkeit her gewesen und in den Leib bei der Empfängnis eingegossen worden. Aber sie setzten hinzu, sie wüßten jetzt, daß es nicht so sei, und es tue ihnen leid, eine solche falsche Meinung gehabt zu haben.

10316. Als ich fragte, ob sie etwas auf unserer Erde sehen wollten, und daß dies durch meine Augen geschehen könnte, antworteten sie zuerst, sie könnten nicht, hernach aber, sie wollten nicht, weil das, was sie sehen würden, nichts anderes wäre, als irdische und materielle Dinge, von denen sie ihre Gedanken so viel als möglich fernhielten.

10317. Die Fortsetzung über diese dritte Erde im Weltall am Ende des folgenden Kapitels.

10377. Sie erkennen, wie es auf jedem Erdkörper geschieht, Gott in menschlicher Gestalt an, somit unseren Herrn. Denn alle die, welche Gott in menschlicher Gestalt anerkennen, werden von unserem Herrn angenommen und geführt. Die übrigen können nicht geführt werden, denn sie denken etwas Gestaltloses, somit nur an die Natur.

10378. Die Geister von jener Erde sind gutartig. Der Grund ist, weil sie vom Bösen dadurch abgehalten werden, daß sie nicht gerne an Irdisches und Leibliches denken, denn dieses zieht das Gemüt vom Himmel ab. In dem Maß nämlich, als jemand in jenem sich befindet, ist er vom Himmel, somit vom Herrn entfernt, mithin ist er insoweit im Bösen, und gottlos (improbus).

10379. Die Geister jener Erde erscheinen oben auf der Fläche des Hauptes zur Rechten; denn alle Geister werden erkannt an der Lage im Verhältnis zum menschlichen Leib; dies geschieht, weil der ganze Himmel allen Teilen des Menschen entspricht. Diese Geister halten sich in der Ferne, weil sie nicht im Entsprechungsverhältnis stehen mit dem Äußeren beim Menschen, sondern mit dem Inneren. Ihre Wirkung geht auf das linke Knie, oben und ein wenig nach unten mit einer sehr fühlbaren wellenförmigen Schwingung, was ein Zeichen ist, daß sie der Verbindung des Natürlichen und Himmlischen entsprechen; denn die Füße entsprechen dem Natürlichen, die Schenkel dem Himmlischen, somit das Knie der Verbindung von beiden.

10380. Ich wurde belehrt, daß die Einwohner ihrer Erde in den Dingen des Himmels unterrichtet werden durch einen unmittelbaren Verkehr mit Engeln und Geistern; in diesen können sie leichter als andere gebracht werden, weil sie das Leibliche aus ihrem Denken und ihrer Neigung abweisen. Über diesen Verkehr darf ich jedoch nur das berichten, was mir gezeigt wurde.

10381. Ein gewisser Geist von ihnen kam zu mir, der wahrgenommen wurde über dem Haupt neben der Schlagader (im Hirn), die man Fontanelle nennt, von wo aus er mit mir redete. Derselbe konnte meine Gedanken im einzelnen geschickt erforschen und sie beständig in Ordnung erhalten und mir offenbaren. Er nahm aber nur solche heraus, die er tadeln konnte. Der Grund war, weil Geister von unserer Erde um mich her waren, denen er, weil sie an das Körperliche denken, sich nicht gern nähern wollte. Als er mich tadelte, durfte ich (ihm) sagen: Es sind nicht meine Gedanken, die du tadelst, sondern die der Geister um mich her, weil ich das, was ich denke nicht aus mir denke, sondern aus ihnen mittelst des Einflusses. Darüber verwunderte er sich, gleichwohl aber wurde er inne, daß es sich so verhalte. Ich durfte noch hinzufügen, es sei nicht Engelsart, nach Bösem beim Menschen zu forschen, wenn nicht zugleich nach Gutem. Als er das hörte, entfernte er sich, da er inne ward, daß er es aus Unwillen, wie oben angedeutet worden, getan habe.

10382. Nachher redete ich mit jenen Geistern in der Ferne, und fragte, was mit denen geschehe, die bei ihnen böse seien; sie sagten, auf ihrer Erde dürfe man nicht gottlos sein. Wenn aber einer übel denke und übel handle, so werde er von einem gewissen Geist gescholten, der ihm den Tod ankündige, wenn er dabei beharre; und ein solcher sterbe auch wirklich, wenn er dabei beharre, an einer Ohnmacht, und auf diese Art würden die Menschen jener Erde vor den Ansteckungen der Bösen bewahrt.

Ein solcher Geist wurde zu mir gesandt und redete mit mir, wie mit jenen. Dabei brachte er der Gegend des Unterleibs Schmerzen bei und sagte, so mache er es denen, die schlimm denken und übel tun, und denen er den Tod ankündige. Aber dieser Geist war ein Scheltgeist (spiritus increpator); er stand am Hinterhaupt, und redete von da aus mit mir (gleichsam) wellenförmig.

10383. Sie sagten, schwer würden diejenigen bestraft, die Heiliges entweihen; und ehe der Strafgeist (spiritus punitor) zu ihnen komme, erscheine ihnen ein weiter Löwenrachen von bleicher Farbe, der gleichsam den Kopf verschlingen und ihn vom Leib abreißen zu wollen scheine; dadurch bemächtige sich ihrer ein Schauder. Den Strafgeist nennen sie Teufel.

10384. Weil sie zu wissen wünschten, wie es sich mit der Offenbarung auf unserer Erde verhalte, sagte ich, diese geschehe durch Schrift und Predigt aus dem Wort, und nicht durch unmittelbaren Verkehr wie auf anderen Erdkörpern, und die Schrift könne durch den Druck verbreitet und von sämtlichen Gemeinden der Völker gelesen und begriffen und so ihr Leben gebessert werden. Sie wunderten sich sehr, daß es eine solche sonst ganz unbekannte Kunst gebe, aber sie begriffen, daß auf dieser Erde, wo man das Körperliche und Irdische so sehr liebt, Göttliches aus dem Himmel nicht anders aufgenommen werden könne; und daß es für solche gefahrbringend wäre, mit Engeln zu reden.

10385. Die Fortsetzung über diese dritte Erde im Sternenhimmel am Ende des folgenden Kapitels.

10513. Den Geistern jener Erde wurden prächtige Paläste vorgebildet, ähnlich denen, die auf unserer Erde Könige und Fürsten haben, denn solche Dinge können den Geistern vorgebildet werden, und wenn sie vorgebildet werden, so erscheinen sie ganz so, wie wenn sie wirklich da wären; aber die Geister von jener Erde achteten dieselben für nichts. Sie nannten sie marmorne Bildnisse. Und dann erzählten sie, bei ihnen gebe es Prächtigeres; das aber seien ihre Kirchen, nicht von Stein, sondern von Holz. Und als ihnen gesagt wurde, das sei eben doch auch Irdisches, antworteten sie: Nein, sondern Himmlisches, weil sie, wenn dieselben (von ihnen) betrachtet werden, keine irdische, sondern eine himmlische Vorstellung dabei haben, in dem Glauben, daß sie auch gleiches im Himmel sehen werden nach dem Tode.

10514. Sie bildeten auch ihre Kirchen den Geistern unserer Erde vor, und diese sagten, sie hätten nichts Prachtvolleres gesehen. Auch mir wurden sie vorgebildet, und daher konnte ich sehen, wie sie konstruiert (gebaut) werden. Sie werden verfertigt aus Bäumen, die nicht abgehauen sind, sondern auf ihrem natürlichen Standort wachsen. Sie sagten, auf jener Erde gebe es Bäume von wundervollem Wuchs und Höhe; gleich Anfangs pflanzt man sie in Reihen, daß sie Hallen und Gänge bilden, und von jung an bringt man die Äste durch Beschneiden und Zustutzen in eine solche Richtung und Lage, daß sie sich verflechten und verbinden zu dem Boden und Estrich der zu bauenden Kirche, und andere Äste auf den Seiten sich erheben anstatt der Wandungen, und wieder andere aufwärts sich einbiegen zu Bögen anstatt des Daches. Damit erbauen sie eine Kirche mit wunderbarer Kunst, so daß sie sich hoch über die Erde erhebt. Sie bilden auch einen Stufengang, der zu ihr empor führt, durch aneinanderliegende Äste der Bäume, die hervorgewachsen und fest miteinander zusammengefügt sind. Überdies schmücken sie eine solche Kirche außen und innen auf mancherlei Weise aus, dadurch daß sie die Zweige in allerlei Formen bringen.

Wie aber diese Kirchen inwendig beschaffen sind, durfte ich nicht sehen, bloß daß das Licht ihrer Sonne durch Öffnungen zwischen den Ästen eingelassen wird, und man es hie und da durch Kristalle hindurchgehen läßt, durch die das Licht um die Wände her wie in Regenbogenfarben spielt, hauptsächlich in blaue und goldgelbe, die sie vor anderen lieben.

Das sind ihre Bauwerke, die sie den prachtvollsten Palästen unserer Erde vorziehen; auch wurden sie von unseren Geistern höher geschätzt und belobt, als diese.

10515. Sie sagten weiter, die Leute wohnten (bei ihnen) nicht hoch, sondern auf Erden in niedrigen Hütten, weil das Hohe für den Herrn sei, Der im Himmel ist, und das Niedere für die Menschen, die auf Erden sind. Es wurden mir auch ihre Hütten gezeigt. Sie waren länglich, inwendig an den Wänden befindet sich eine fortlaufende Bank, auf der sie sich lagern, einer nach dem anderen; auf der dem Eingang gegenüberliegenden Seite, wo eine Rundung ist, steht ein Tisch und hinter diesem ein Herd, von dem aus jenes ganze Gemach erleuchtet wird. Es ist aber auf diesem Herd kein brennendes Feuer, sondern ein leuchtendes Holz, das von sich aus so viel Licht verbreitet, wie eine Herdflamme. Sie sagten, ein solches Holz gebe einen Schein, wie wenn darin ein Kohlenfeuer wäre.

10516. Sie sagten, sie lebten nicht als Gemeinden, sondern als Häuser (Familien) für sich, und daß sie Gemeinden seien, wenn sie zum Gottesdienst zusammenkämen, und alsdann wandelten unten in der Kirche in den Hallen diejenigen, die lehren, und die übrigen befänden sich auf den Seiten. Und bei jenen Zusammenkünften empfänden sie innerliche Freuden durch das Anschauen der Kirche und durch den Gottesdienst darinnen.

10517. Außerdem sind sie fromm, so daß man sie Frömmigkeiten heißen kann. Sie dulden Beleidigungen, die ihnen zugefügt werden, ohne auf Rache zu sinnen. Es wird ihnen bange, wenn sie zu solchen kommen, die an Leibliches und Irdisches denken, aber sie sind fröhlich und vergnügt, wenn sie zu denen kommen, die an Himmlisches denken. Ich durfte auch ihre Bangigkeit inne werden, die sie empfanden vor den Geistern unserer Erde, die um mich her waren, weil ihre Gemütsart eine entgegengesetzte ist; denn die Geister unserer Erde denken wenig an Himmlisches, aber viel an Leibliches und Irdisches, und wenn an Himmlisches, so denken sie an Wahrheiten und nicht an das Gute. Aber die Geister von jener Erde denken an das Gute und wenig an Wahrheiten. Daher kommt es, daß die Einwohner jener Erde Baumpflanzungen lieben und ihre aus solchen gebildete Kirche, und daß sie eine Abneigung haben gegen Steinbauten und Häuser von solchen, denn Bäume und Hölzer bezeichnen vermöge der Entsprechung Gutes, aber Steine und Häuser aus diesen bezeichnen Wahres: Nr. 3720. Der Mensch ist auch wirklich so geartet, daß er das liebt, was seinen inneren Neigungen entspricht, ohne daß er es weiß, solange er in der Welt lebt.

10518. Über die vierte Erde im Sternenhimmel und über ihre Geister und Einwohner am Ende des folgenden Kapitels.

 

Von der vierten Erde im Sternenhimmel

10585. Zu dieser Erde, wovon im jetzt Folgenden, wurde ich nicht geführt, wie zu den anderen, sondern die Geister selbst, die von dieser Erde stammten, wurden mir zugeführt. Und als sie in einiger Entfernung waren, erschienen sie als eine Masse, die sich in die Länge ausdehnte, aber nicht zusammenhängend, sondern geteilt war, denn es waren viele, und in Abteilungen. Sie bewegten sich zuerst nach unten zu, und ich wurde gewahr, daß sie von da emporzusteigen und so zu mir zu kommen suchten, aber nicht konnten. Deshalb gingen sie ein wenig weiter links vorwärts, bis zum Erdkörper des Mars, und dort bemühten sie sich emporzukommen, was ihnen auch gelang, aber mit Schwierigkeit.

Der Grund, warum es so geschah, war der, weil sie von einer ganz anderen Sinnesart waren, als die Geister unserer Erde; und die, welche eine andere Sinnesart haben, werden auf verschiedenen Wegen geführt, damit ihnen Geister beigesellt werden, durch die eine Verbindung möglich wird, denn die Neigungen und Gedanken sind es, welche die Geister und Engel verbinden und scheiden. In dem Maß, als sie in betreff dieser verschieden sind, erscheinen sie voneinander getrennt; gleichwohl aber werden sie durch vermittelnde (Geister) verbunden, wenn es dem Herrn so gefällt.

Dies war der Grund, warum sie bis zum Erdkörper des Mars geführt wurden.

10586. Sobald sie mit jenen verbunden waren, erschienen sie sogleich über dem Haupte, somit in meiner Nähe; denn durch die Verbindung mit jenen wurde eine Zusammengesellung in betreff der Neigungen und der daraus stammenden Gedanken mit den Geistern unserer Erde, die um mich her waren, bewirkt, und gemäß der Zusammengesellung in betreff jener erscheint die Gegenwart, wie aus dem oben Gesagten erhellen kann. Sie redeten alsdann mit mir, und sagten, daß sie dort verwandte (consocios) Geister gefunden hätten.

10587. Zuerst wurde gesprochen von der Rede derer, die auf ihrer Erde leben, sie sagten, sie teilten ihre Gedanken im Gespräch einander mit auf einem inneren Weg, nicht wie andere auf einem äußeren, und zwar vermittelst der Atmosphäre, und des Blickes. Dies geschieht auf folgende Weise:

Sie denken innerlich, und die Denkvorstellungen werden dem anderen mitgeteilt durch ein gewisses Hineinfallen in die inwendigeren Teile der Ohren, auf einem Wege, der auf unserer Erde unbekannt, gleichwohl aber denen bekannt ist, die Anatomie verstehen; denn es befindet sich ein Kanal innerhalb des Ohres, der die Eustachische Röhre heißt. Derselbe öffnet sich im Mund, und endigt sich in der Ohrkammer und ist mit einer dünnen Haut umgeben. Durch diesen Kanal fällt mit einem leisen Ton die Luft, die geatmet wird, hinein, und so wird das redende Denken mitgeteilt. Dies geschieht mittelst der Atmosphäre, wie oben gesagt wurde.

Ferner, wenn sie miteinander reden, bewegen sie auch die Lippen, sowohl im allgemeinen als im besonderen; und diese feinen Bewegungen setzen sich fort gegen die Augen, hauptsächlich gegen das linke Auge, und hier zeigt sich dann ihr inneres Denken und das Leben desselben. Dies geschieht mittelst des Blickes (visu), wie oben gesagt worden.

Hieraus wurde offenbar, daß ihr Angesicht mit ihrem Denken eins macht, (d.h. ganz übereinstimmt); denn das Angesicht ist ganz dazu gebildet, um das, was der Mensch denkt und liebt, auszudrücken und darzustellen. Daher wird auch das Angesicht der Dolmetscher der Seele genannt. Dies geschieht aber nur bei den Redlichen; anders ist es bei den Unredlichen, Gleißnern und Heuchlern. Damit ich hiervon überzeugt würde, wurde mir gegeben, gleich ihnen meine Lippen und mein Angesicht zu bewegen, und sofort durch Übereinstimmung die Gegenstände ihres Denkens inne zu werden.

Sie wurden gefragt, ob es dort auch solche gebe, die in lauten Worten oder mit einem artikulierten Ton reden, sie antworteten, sie wüßten nicht, was das Artikulierte des Tones sei, wohl aber, was ein Ton sei. Als ich dieses vernommen, merkte ich die Ursache, warum sie zu den Geistern des Planeten Mars geführt, und mit ihnen zusammengesellt worden waren, ehe sie zu mir kamen, denn bei diesen findet sich die gleiche Rede, worüber man sehe, wo von den Einwohnern und Geistern jenes Erdkörpers: Nr. 7359-7362 gehandelt wurde.

10588. Durch das Hören ihrer Rede, stellte sich ein Zweifel ein in Beziehung auf ihr Atmen, ob es wohl gleich sei dem Atmen der Menschen unserer Erde. Es wurde gesagt, es sei zwar das gleiche, aber es werde nicht artikuliert auf dem Weg, wenn es in einen Ton übergeht, was bei uns in der Luftröhre und in der Kehle geschieht; auch bewegten sich ihre Lippen nicht nur durch den Einfluß der Vorstellungen in ihre Fibern, sondern auch durch den inwendig ergehenden Lungenhauch.

10589. Einige von den Geistern unserer Erde brachten den Zweifel vor, ob jene aus dem Sternenhimmel seien; deshalb durften die Engel nachforschen, woher sie wären, und es wurde in Erfahrung gebracht, daß sie von einem Sterne stammen, der ihre Sonne, und sehr weit entfernt ist von der Sonne unserer Welt, und die Lage desselben sei unten bei der Milchstraße; auch gehöre dieser Stern zu den kleineren.

10590. Die Fortsetzung von dieser vierten Erde im Sternenhimmel, am Ende des folgenden Kapitels.

10708. Als ich mich nach ihrer Sprechweise weiter erkundigte, sagten sie, die Bewohner (dieses Erdkörpers) hätten keine artikulierte Rede, wie ich, aber doch laufe sie in Tönen aus mit einem gleichsam artikulierten Reden. Es wurde mir erklärt, welcher Art das gleichsam artikulierte Reden sei: es sei kein reden durch Worte, sondern durch solche Vorstellungen, wie sie sich im nächsten Denken finden, in dem der Mensch ist, wenn er redet. Diese Vorstellungen sind ganz verschieden von den Vorstellungen des inneren Denkens, worin der Mensch ist, wenn er nicht redet, und wenn er über Sachen urteilt. Aus jenen durch Vorstellungen modifizierten Tönen wird die Rede vollständiger vernommen, als die Rede durch Worte, denn die allgemeine Regung, die im Redeton des Menschen sich äußert und somit durch Vorstellungen modifiziert ist, gewährt eine inwendigere und dadurch vollständigere Auffassung.

10709. Sie sagten ferner, daß sie, wenn sie miteinander reden, meistens zum neunten Gebrauch fortschreiten, und daß es im Weltall solche gebe, die beim Reden fortschreiten zum fünften Gebrauch, zum siebenten, zum zehnten, zum fünfzehnten, zum zwanzigsten, bis zum fünfzigsten. Als ich gerne wissen wollte, was das wäre, wurde es erklärt; es heiße nämlich, in weit entfernter Beziehung von der Sache, um die es sich handelt, reden. Die Sache wurde durch Beispiele erläutert, wie zum Beispiel: Wenn einer im Tempel ist, und man fragt, wo er sei, so sage man nicht, daß er dort sei, sondern er sei nicht bei sich, oder ferne von seinem Haus, und so weiter; darunter verstehen sie, er sei bei Gott, also im Tempel, denn wer im Tempel ist, der ist bei Gott; und in dem Maß, als bei Gott, ist er nicht bei sich oder in seinem Haus. Durch das Sein in seinem Haus verstehen sie auch bei sich sein.

Ein weiteres Beispiel: Wenn jemand einen anderen, durch solches was seiner Liebe angehört, für sich gewinnt, so sagt man zu ihm: Du hast es zu machen gewußt, oder: jetzt bist du in ihm, oder: jetzt ist er in dir, oder anders; nur muß es in einer entfernten Beziehung sein, d.h. reden nach dem 5., 9., 15., 20. bis zum 50. Gebrauch.

Nach dem Gebrauch reden ist eine im Himmel angenommene Redensart und bezeichnet, bis zu welchem Grad die Rede von der Sache entfernt sei, um die es sich handelt; und was seltsam ist, wenn einer in so entfernter Beziehung redet, wissen sie sogleich, bis zu welchem Grad (die Entfernung) sei ohne Zählung.

Die, welche in dem Denkreden sind, wie die Einwohner jener Erde und viele andere, die ebenso durch Angesicht und Lippen und ein durch die Denkvorstellungen bestimmtes Tönen sich miteinander besprechen, werden sogleich inne, von welchem Gegenstand auf diese Weise gesprochen wird; denn das Denken selbst entwickelt und äußert sich vollständiger durch eine solche Rede, als durch eine Wörtersprache, die verhältnismäßig eine materielle ist.

10710. Wegen einer solchen Denk- und Redeweise können die Geister jener Erde nicht zusammen sein mit den Geistern unserer Erde, weil die Geister unserer Erde aus der Sache selbst heraus und nicht entfernt von ihr denken und reden; auch können sie nicht zusammen sein mit den Geistern des Planeten Merkur, weil diese ebenfalls beim nächstliegenden Gebrauch verweilen; deshalb entfernen sie sich von diesen und von jenen so weit als möglich.

10711. Sie wollen bärtig sein und alt erscheinen, aus dem Grund, weil sie immer einen bärtigen Alten zu ihrem Vorsteher erwählen, der gleichsam ihr König und Hohepriester ist. Das gemeine Volk verehrt ihn auch, und sie pflegen, nach seiner Lebensweise zu leben, bis zu dem Grad, daß sie glauben, sein Leben teile sich ihnen mit. Aber die Verständigen unter ihnen verehren Gott.

Ein solcher bärtiger Alter, der ihr Hohepriester gewesen war, befand sich mit den übrigen bei mir; weil dieser von den gemeinen Geistern göttliche Verehrung annahm, und sie glauben machte, daß sein Leben sich ihnen mitteile, wurde er streng bestraft. Dies geschah durch das Einwickeln und Zusammendrehen in ein Tuch; und nachher wurde er in die Hölle nahe bei seiner Erde geworfen.

10712. Als sie durch meine Augen die Gegenstände unserer Erde sehen durften, achteten sie gar wenig darauf, aus dem Grund, weil sie gewöhnt sind, entfernt von den nächsten Gegenständen zu denken, somit sie eben nur im Schatten zu sehen, denn wie das Denken des Menschen, so ist auch sein Sehen beschaffen; denn das innere Sehen, das dem Denken angehört, ist es, das im äußeren und durch dieses sieht. Sie sagten damals, daß ihre Erde sehr felsig sei, und es gebe nur einige Täler zwischen den Felsen, die angebaut seien; aber es wurde vernommen, daß sie nur da, wo sie wohnen, so beschaffen sei, und anderswo anders. Sie waren bei mir fast einen ganzen Tag.

10713. Von der fünften Erde, die im Sternenhimmel erschien, am Ende des folgenden Kapitels.

 

Von der fünften Erde im Sternenhimmel

10734. Ich wurde wieder zu einer anderen Erde geführt, die im Weltall außerhalb unseres Sonnensystems sich befindet. Dies geschah durch Veränderungen des Zustandes meines Gemütes, somit in Ansehung des Geistes; denn, wie schon früher einigemal bemerkt wurde, der Geist wird nicht anders von einem Ort zu dem anderen geführt, als durch Veränderungen des Zustandes seines Inneren. Diese Veränderungen kommen ihm jedoch vor wie Fortbewegungen von einem Ort in den anderen, oder wie Reisen. Diese Veränderungen dauerten ununterbrochen etwa zehn Stunden, ehe ich von meinem Lebenszustand zum Lebenszustand derer dort gelangte, somit ehe ich meinem Geiste nach dorthin geführt wurde. Der Herr allein kann den Zustand des Gemütes soweit ändern, daß er nach und nach dem so weit entfernten Zustand eines anderen sich nähert.

Ich wurde gegen den Aufgang nach links geführt, und ich schien allmählich über die horizontale Ebene erhoben zu werden. Auch durfte ich deutlich das Fortschreiten und die Fortbewegung von dem früheren Ort beobachten, bis zuletzt diejenigen nicht mehr erschienen, von denen ich mich entfernt hatte. Unterdessen aber redete ich mit den Geistern, die mit mir zusammen waren, auf dem Weg über verschiedene Dinge.

10735. Es war auch ein gewisser Geist bei mir, der, während er in der Welt lebte, ein sehr begeisterter Prediger und Schriftsteller war. Aus der Vorstellung, die ich von ihm hatte, vermuteten die mich begleitenden Geister, er werde vor anderen ein Herzenschrist sein; denn in der Welt bildet man sich eine Vorstellung und urteilt man aus der Predigt und aus den Schriften, und nicht aus dem Leben, wenn dieses nicht am Tage liegt; und wenn sich etwas von einem nicht damit übereinstimmenden Leben zeigt, so wird es dennoch entschuldigt; denn die Vorstellung oder der Gedanke und die Meinung, die man über jemand hat, zieht alles auf ihre Seite.

10736. Als ich bemerkte, daß ich im Sternenhimmel weit weg von unserem Sonnensystem dem Geist nach mich befand, denn dies kann man an den Zustandsveränderungen merken, und an dem infolge hiervon sich zeigenden Fortschreiten, das beinahe zehn Stunden dauerte, hörte ich endlich Geister reden in der Nähe eines Erdkörpers, der nachher mir zu Gesicht kam. Als ich mich ihnen genähert hatte, sagten sie nach einiger Unterredung, daß zu ihnen bisweilen Fremde anderswoher kämen, die mit ihnen von Gott redeten und ihre Denkvorstellungen verwirrten. Sie zeigten auch den Weg, woher sie kommen, woraus ich merkte, daß sie zu den Geistern aus unserer Erde gehörten.

Auf die Frage, wodurch jene sie verwirrten, erwiderten sie: dadurch, daß sie sagen, man müsse an ein göttliches Wesen glauben, das unterschieden sei in drei Personen, die sie dennoch einen Gott nennen. Wenn man aber ihre Denkvorstellung untersuche, so stelle sich diese dar als ein Dreieiniges, das nicht in sich zusammenhängt, sondern zerteilt ist, und bei einigen als drei Personen, die miteinander reden, eine zur anderen. Und obwohl sie eine jede Person Gott nennen, und von einer jeden eine andere Vorstellung haben, so sagen sie dennoch, es sei ein Gott. Sie beklagten sich sehr darüber, daß solche sie dadurch verwirren, daß sie drei denken und von einem sprechen, während man doch denken soll, wie man spricht und sprechen, wie man denkt.

Der Prediger, der bei mir war wurde dann auch untersucht, was für eine Vorstellung er von einem Gott und drei Personen habe: er bildete drei Götter vor, aber diese als eins vermöge des Zusammenhanges, aber er stellte dieses eine Dreieinige dar als unsichtbar, weil Göttlich, und als er dieses darstellte, so merkte man, daß er alsdann nur an den Vater dachte, und nicht an den Herrn, und daß seine Vorstellung von dem unsichtbaren Gott auf nichts anderes hinausging, als auf die Natur in ihren ersten Gründen. Hieraus ergab sich, daß das Innerste der Natur ihm sein Göttliches war.

Man wisse aber, daß die Denkvorstellung, die ein jeder von irgendeiner Sache hat, im anderen Leben sich in lebendiger Wirklichkeit darstellt, und daß eben hierdurch ein jeder erforscht wird, was für einen Glauben er habe; und daß die Denkvorstellung, die man von Gott hat, die vornehmste von allen ist, denn durch sie wird, wenn sie echt ist, eine Verbindung mit dem Himmel bewirkt; denn das Göttliche ist es, was den Himmel macht.

10737. Hierauf wurden sie gefragt, was sie für eine Vorstellung von Gott hätten; sie antworteten, sie könnten keinen unsichtbaren Gott begreifen, sondern einen sichtbaren Gott unter menschlicher Gestalt, und das wüßten sie nicht nur aus einem inwendigen Innewerden, sondern auch daraus, daß Er ihnen als Mensch erschienen sei. Sie setzten hinzu: Wenn sie der Vorstellung gewisser Ankömmlinge und des Predigers gemäß, Gott als einen Unsichtbaren begreifen wollten, so könnten sie gar nicht an Gott denken, weil das Unsichtbare sich für keine Denkvorstellung eignet. Ich erkannte, daß dies seinen Grund darin hatte, daß das Unsichtbare für sie etwas Formloses, somit etwas ohne Beschaffenheit war, und eine Vorstellung, die eine solche ist, verflüchtigt sich entweder, oder verfällt auf die Natur, die sichtbar ist. Als ich dieses hörte, durfte ich ihnen sagen, sie täten wohl daran, daß sie sich Gott unter Menschengestalt dächten, und viele von unserer Erde dächten ebenso, hauptsächlich bei dem Gedanken an den Herrn, und die Alten hätten auch nicht anders gedacht.

Ich erzählte dann von Abraham, von Lot, von Gideon und von Manoah und seinem Weibe, und was von ihnen in unserem Wort gemeldet wird, daß sie nämlich Gott unter menschlicher Gestalt gesehen, und den Gesehenen als den Schöpfer des Weltalls anerkannt und Jehovah genannt haben, und zwar ebenfalls aus einem inwendigen Innewerden. Aber heutzutage sei dieses inwendige Innewerden in der Christenheit verlorengegangen, und nur noch bei den Einfältigen geblieben, die im Glauben stehen.

10738. Ehe dieses gesagt wurde, glaubten sie, unser Gefolge gehöre auch zu denen, die sie verwirren wollen durch die Vorstellung von dreien in Beziehung auf Gott, deshalb sagten sie, als sie dieses vernommen hatten, es seien von Gott, (Den sie nun den Herrn nannten), auch solche gesandt worden, die sie über Ihn belehren, und sie wollten den Fremden keinen Zugang gestatten, die sie irre machen, hauptsächlich durch drei Personen in der Gottheit; denn sie wüßten ja, daß Gott einer sei, und daß mithin das Göttliche eins sei, und nicht ein aus dreien bestehendes Einmütiges. Es sei denn, daß sie von Gott denken wollten, wie von einem Engel, in dem ein Innersten des Lebens ist, das unsichtbar ist, und vermöge dessen er denkt und weise ist, und ein Äußeres des Lebens, das sichtbar ist in menschlicher Gestalt, und vermöge dessen er sieht und handelt; und ein Ausgehendes des Lebens, das die Sphäre der Liebe und des Glaubens um ihn her bildet; denn ein jeder Geist und Engel wird aus der von ihm ausgehenden Lebenssphäre schon von ferne erkannt, wie beschaffen er ist in Ansehung der Liebe und des Glaubens. Und was den Herrn betrifft, so sei das von Ihm Ausgehende des Lebens das Göttliche Selbst, das die Himmel erfüllt und sie macht, weil es hervorgeht aus dem eigentlichen Sein des Lebens der Liebe und des Glaubens.

Als ich dieses gehört hatte, durfte ich sagen, eine solche Vorstellung vom Dreieinigen und zugleich Einem stimme überein mit der Vorstellung, welche die Engel vom Herrn haben, und folge aus der eigentlichen Lehre des Herrn über Sich selbst; denn Er lehrt, der Vater und Er seien eins, der Vater sei in Ihm, und Er im Vater; wer Ihn sieht, sehe den Vater, und wer an Ihn glaubt, der glaube an den Vater und erkenne Ihn; sodann daß der Tröster (Beistand, Paraklet) den Er den Geist der Wahrheit, wie auch den Heiligen Geist nenne, von Ihm ausgehe, und nicht aus sich, sondern aus Ihm rede; unter demselben werde das ausgehende Göttliche verstanden.

Und ferner, daß die Vorstellung vom Dreieinigen und zugleich Einen übereinstimme mit dem Sein und Dasein des Lebens des Herrn, als Er in der Welt war. Das Sein Seines Lebens war das Göttliche Selbst, denn Er war von Jehovah empfangen, und das Sein des Lebens eines jeden ist es, von dem er empfangen wird; das Dasein des Lebens aus diesem Sein ist das Menschliche in Gestalt. Das Sein des Lebens eines jeden Menschen, das er von seinem Vater hat, wird Seele genannt, und das Dasein des Lebens daher wird Leib genannt. Seele und Leib bilden zusammen einen Menschen. Die Ähnlichkeit zwischen beiden ist wie die zwischen dem, was im Streben liegt, und dem, was im Handeln daraus ist; denn die Handlung ist ein handelndes Streben, und so sind beide eins. Das Streben im Menschen wird Wille genannt, und das handelnde Streben wird Handlung genannt, der Leib ist das Werkzeug, durch das der Wille, der das Hauptursächliche ist, handelt; das Werkzeugliche aber und das Hauptursächliche sind im Handeln zusammen eins; so die Seele und der Leib.

Eine solche Vorstellung von Seele und Leib haben die Engel im Himmel; und daher wissen sie, daß der Herr Sein Menschliches göttlich gemacht hat aus dem Göttlichen in Ihm, das Er hatte als Seele vom Vater. Auch der in der Christenheit überall angenommene Glaube widerspricht dem nicht, denn dieser lehrt: "Wie Leib und Seele ein Mensch sind, so ist auch Gott und Mensch im Herrn ein Christus".

Weil eine solche Vereinigung oder eine solche Einheit im Herrn war, darum ist Er nicht nur der Seele nach, sondern auch dem Leibe nach, den Er in der Welt verherrlicht hat, auferstanden, wie kein anderer Mensch. Hierüber belehrt Er auch die Jünger, wenn Er sagt: "Betastet Mich und sehet; denn ein Geist hat nicht Fleisch und Gebeine, wie ihr seht, daß Ich habe".

Daher kommt es, daß die Kirche die Allgegenwart Seines Menschlichen im Sakrament des Abendmahls anerkennt. Dies könnte nicht anerkannt werden, wenn sein Menschliches nicht auch Göttlich wäre.

Dieses verstanden jene Geister ganz gut, denn solches fällt in den Verstand der Engelsgeister, und sie sagten, der Herr allein habe die Gewalt in den Himmeln, und die Himmel seien Sein. Darauf durfte ich antworten, daß wisse auch die Kirche aus dem Munde des Herrn selbst, ehe Er in den Himmel aufgefahren ist; denn da sprach Er: "Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf der Erde".

10739. Die Fortsetzung über die fünfte Erde im Sternenhimmel am Ende des folgenden Kapitels.

10751. Nachher durfte ich mit jenen Geistern über ihre Erde reden, über diese haben nämlich alle Geister Kenntnis, wenn ihr natürliches oder äußeres Gedächtnis vom Herrn geöffnet wird, denn dieses haben sie von der Welt her bei sich. Es wird aber nur geöffnet nach dem Wohlgefallen des Herrn.

Da sagten die Geister von ihrer Erde, wo sie her waren, wenn ihnen Erlaubnis gegeben werde, so könnten sie den Bewohnern ihrer Erde erscheinen, und wie Menschen mit ihnen reden; und dieses geschehe dadurch, daß sie in ihr natürliches oder äußeres Denken, und dadurch in ein solches Denken versetzt würden, wie sie hatten, während sie in der Welt lebten, und dann werde den Einwohnern das innere Gesicht oder das Gesicht ihres Geistes geöffnet, und dadurch könnten sie ihnen erscheinen. Sie setzten hinzu, die Einwohner wüßten nicht anders, als daß sie Menschen von ihrer Erde seien, und nachher erst bemerkten sie, daß sie keine Menschen seien, wenn sie plötzlich aus ihren Augen verschwänden.

Ich sagte ihnen, ebenso sei es auf unserer Erde in den alten Zeiten geschehen, z.B. bei Abraham, Sarah, Lot, den Einwohnern Sodoms, Manoah und seinem Weibe, Josua, Maria, Elisabeth, und überhaupt bei den Propheten, und der Herr sei ebenso erschienen, und die Ihn gesehen hätten, ehe Er Sich offenbarte, nicht anders gewußt, als daß Er ein Mensch der Erde sei. Aber heutzutage komme das selten vor, aus dem Grund, damit nicht die Menschen dadurch zum Glauben genötigt würden, denn ein erzwungener Glaube, wie es ein solcher ist, der durch Wunder bewirkt wird, hafte nicht, und würde auch denjenigen zum Schaden gereichen, bei denen der Glaube durch das Wort in einem ungezwungenen Zustand eingepflanzt werden könnte.

10752. Der Prediger, der bei mir war, glaubte gar nicht, daß es andere Erden gebe als die unsrige, aus dem Grund, weil er in der Welt gedacht hatte, daß der Herr allein auf dieser Erde geboren, und ohne den Herrn kein Heil sei; deshalb wurde er in den gleichen Zustand versetzt, wie die Geister, wenn sie auf ihrer Erde als Menschen erscheinen (wovon gleich oben), und so wurde er auf jene Erde geschickt, nicht nur um dieselbe zu sehen, sondern auch um mit den Einwohnern dort zu reden. Hernach fand von da aus eine Gemeinschaft mit mir statt, daß ich ebenso die Einwohner, wie auch einiges auf jener Erde sah.

Die Geister und Engel können mit Menschen von jeder Zunge (oder Sprache) reden, denn ihr Denken fällt in die Vorstellungen der Menschen, und so in die Wörter ihrer Sprache.

10753. Es erschienen dann vier Gattungen von Menschen, aber eine nach der anderen in der Reihenfolge: zuerst erschienen bekleidete Menschen; hernach nackte von menschlicher Fleischfarbe; sodann nackte, aber mit feuerrotem Leib; endlich schwarze.

10754. Als der Prediger sich bei denen befand, die bekleidet waren, erschien ein Frauenzimmer von überaus hübschem Angesicht, einfach bekleidet, mit einer zierlich auf den Rücken hängenden Tunika; sie war auch an den Armen bekleidet; die Kopfbedeckung war schön in Form eines Blumenkranzes. Als der Prediger diese Jungfrau sah, hatte er ein großes Wohlgefallen an ihr, redete mit ihr, und faßte auch ihre Hand. Als sie aber merkte, daß er ein Geist sei, und nicht von ihrer Erde, riß sie sich von ihm los.

Nachher erschienen ihm zur Rechten mehrere andere Frauenzimmer, die Schafe und Lämmer weideten, und sie dann zu einer Tränkrinne führten, in die das Wasser durch einen kleinen Graben aus einem See geleitet war. Diese waren ebenso bekleidet, und hielten Hirtenstäbe in ihren Händen, womit sie die Schafe und Lämmer zur Tränke führten. Sie sagten, die Schafe gingen dahin, wohin sie mit ihren Stäben zeigten. Die Schafe, die man sah, waren groß, mit wolligen, breiten und langgedehnten Schwänzen. Die Angesichter der Frauenzimmer erschienen dann näher: sie waren voll und schön.

Auch Männer wurden gesehen. Ihre Angesichter hatten menschliche Fleischfarbe wie auf unserer Erde, aber mit dem Unterschied, daß der untere Teil ihres Angesichtes anstatt des Bartes schwarz war; und die Nase war mehr weiß als fleischfarbig.

10755. Nachher wurde der Prediger weiter geführt, aber wider seinen Willen, weil er sich in seinen Gedanken noch mit jenem Frauenzimmer beschäftigte, an der er Wohlgefallen fand, was daraus erhellte, daß immer noch etwas Schatten von ihm am früheren Ort sich zeigte.

Dann kam er zu denen, die nackt waren. Diese sah man je zwei und zwei miteinander wandeln. Es waren Gatte und Gattin, sie waren mit einem Schurz um die Lenden gegürtet und auch mit einer Kopfbedeckung versehen.

Während der Prediger bei diesen war, wurde er in den Zustand versetzt, in dem er sich in der Welt befand, wenn er predigen wollte, und dann sagte er, er wolle ihnen den gekreuzigten Herrn predigen, aber sie sagten, so etwas wollten sie nicht hören, denn sie wüßten nicht, was das sei; sie wußten nur, daß der Herr lebe. Jetzt sagte er, so wolle er ihnen den lebendigen Herrn predigen, aber auch das lehnten sie ab, indem sie sagten, sie nehmen in seiner Rede nichts Himmlisches, sondern Irdisches wahr, weil es ihm viel um sein Ich, um eigenen Ruhm und Ehre zu tun sei; und sie hörten schon aus dem Ton der Rede, ob es von Herzen gehe, oder bloß aus dem Mund. Und weil er solcherart sei, so könne er sie nicht lehren. Deshalb schwieg er.

In der Welt war er, während seines Lebens, außerordentlich pathetisch, so daß er die Zuhörer gar sehr zur Andacht bewegen konnte; aber dieses Pathos war erkünstelt und stammte also von ihm selbst und der Welt, und nicht aus dem Himmel.

10756. Sie sagten ferner, sie hätten eine innere Wahrnehmung, ob sich eine eheliche Gesinnung befände bei denen von ihrer Völkerschaft, die nackt sind; und es wurde gezeigt, daß sie dies inne werden aus einer geistigen Vorstellung von der Ehe. Diese wurde mir mitgeteilt, und sie war von der Art, daß eine Gleichheit des Inneren vorhanden sein müsse, gebildet durch die Verbindung des Wahren und Guten, somit des Glaubens und der Liebe, und daß von dieser Verbindung, wenn sie in den Leib hinabwirke, die eheliche Liebe herkomme; denn alles, was in der Seele sich findet, stellt sich in irgendeiner natürlichen Gestalt im Leibe dar, somit in der Gestalt der ehelichen Liebe, wenn das Innere von zweien sich gegenseitig liebt, und sie auch aus dieser Liebe zu wollen und zu denken verlangen, eines wie das andere, somit in betreff des Inneren, das dem Gemüt angehört, beisammen zu sein und verbunden zu werden. Dadurch wird die geistige Neigung, die den Gemütern angehört, im Körper eine natürliche, und kleidet sich in das Gefühl der ehelichen Liebe.

Sie sagten auch, daß durchaus keine eheliche Gesinnung zwischen einem Mann und mehreren Weibern stattfinde.

10757. Hierauf kam der Prediger zu denen, die ebenfalls nackt waren, aber einen feuerroten Leib hatten; und zuletzt zu denen, die schwarz, und zum Teil nackt, zum Teil bekleidet waren. Aber diese und jene wohnten anderswo auf derselben Erde.

10758. Zuletzt redete ich mit den Geistern jener Erde über den Glauben der Bewohner unserer Erde von der Auferstehung, sofern sie es nicht begreifen können, daß die Menschen sogleich nach dem Tod ins andere Leben kommen, und dann als Menschen erscheinen mit Angesicht, Leib, Armen, Füßen und mit allen äußeren und inneren Sinnen. Und noch weniger, daß sie mit Kleidern angetan seien, und daß sie Bleibstätten und Wohnungen haben. Und zwar habe dieser Glaube einzig darin seinen Grund, daß die meisten hier aus Sinnlichem, das dem Leibe angehört, denken und glauben, und ebendarum glauben, was sie nicht sehen und anrühren, sei nichts; dann auch, weil nur wenige unter ihnen vom äußeren Sinnlichen zu Inwendigerem hingeführt und so ins Licht des Himmels erhoben werden können.

Dies ist der Grund, warum sie sich ihre Seele oder Geist nicht als einen Menschen denken können, sondern denselben sich vorstellen als einen Wind, eine Luft oder Hauch ohne Gestalt, worin jedoch etwas Leben sei. Dies ist der Grund, warum sie glauben, daß sie erst auferstehen werden am Ende der Welt, das sie das Jüngste Gericht nennen, und daß alsdann der Leib, obwohl er in Staub zerfallen und in alle Winde zerstorben ist, wiedergebracht und mit seiner Seele oder seinem Geist verbunden werden müsse. Ich setzte hinzu, das zu glauben, werde ihnen zugelassen, weil sie, bloß aus Sinnlichem denken, und daher nicht anders denken können, als daß die Seele oder der Geist nicht als Mensch oder in menschlicher Gestalt leben könne, wenn er nicht wieder den Leib bekomme, den er in der Welt herumgetragen hatte. Wenn daher nicht gesagt würde, dieser stehe wieder auf, so würden sie die Lehre von der Auferstehung und vom ewigen Leben als unbegreiflich aus dem Herzen verstoßen. Doch habe diese Ansicht von der Auferstehung den Nutzen, daß sie an ein Leben nach dem Tod glauben.

Eine Folge dieses Glaubens ist, daß, wenn sie auf dem Krankenlager liegen, und nicht aus Weltlichem und Leiblichem denken, und somit nicht aus Sinnlichem, wie früher, sie alsdann glauben, daß sie sogleich nach ihrem Hingang leben werden. Sie reden alsdann wirklich vom Himmel und von der Hoffnung auf ein Leben daselbst sogleich nach dem Tod, ohne Rücksicht auf die Lehre vom Jüngsten Gericht.

Ich erklärte ferner, ich hätte mich oft darüber verwundert, daß diejenigen, die im Glauben stehen, wenn sie vom Leben nach dem Tode reden, und von den Ihrigen, die hinscheiden oder hingeschieden sind, und dabei nicht zugleich an das Jüngste Gericht denken, alsdann glauben, dieselben würden leben, oder lebten schon jetzt als Menschen sogleich nach ihrem Hingang. Aber diese Vorstellung wird, sobald der Gedanke an das Letzte Gericht einfließt, in die materielle Vorstellung verwandelt, daß ihr irdischer Leib wieder mit ihrer Seele verbunden werden müsse. Sie wissen nämlich nicht, daß ein jeder Mensch in betreff seines Inneren ein Geist ist, und daß dieser es ist, der im Leibe lebt, und nicht der Leib von sich selber. Und daß der Geist eines jeden es ist, von dem der Leib seine menschliche Gestalt hat, der somit hauptsächlich Mensch ist; und die gleiche Gestalt hat, die zwar für die Augen des Leibes unsichtbar ist, aber sichtbar für die Augen der Geister, weshalb auch, wenn das Gesicht des Geistes des Menschen geöffnet wird, was durch die Entfernung des leiblichen Gesichts geschieht, Engel erscheinen. So sind die Engel als Menschen den Alten erschienen, wovon das Wort berichtet.

Ich sprach auch zuweilen mit den Geistern, die ich kannte, während sie als Menschen in der Welt lebten, und fragte sie, ob sie wieder mit ihrem irdischen Leibe bekleidet werden wollten, wie sie früher gemeint hätten; aber sobald sie das hörten, flohen sie schon bei der Vorstellung einer solchen Verbindung weit weg, erstaunt darüber, daß sie in der Welt aus blindem Glauben ohne allen Verstand so gedacht hatten.

10759. Die Fortsetzung über die fünfte Erde im Sternenhimmel am Ende des folgenden Kapitels.

10768. Außer dem, was gesagt worden, wurde auch einiges auf jener Erde selbst erblickt. Dies geschah durch Gemeinschaft mit den Engeln, die dort waren, und wie Menschen der Erde erschienen, denn wenn diese auf die oben angegebene Weise sich als Menschen darstellen, so sehen sie mit ihren Augen die Gegenstände dort ganz wie die Einwohner; wenn sie aber nicht in diesem Zustand sind, dann sehen sie nichts Derartiges, sondern nur, was im Himmel ist.

10769. Was ihre Wohnungen betrifft, die gesehen wurden, so waren es niedrige Häuser, in Gestalt von Zelten, wie sie die Alten hatten, in die Länge sich hinziehend, mit Fenstern an den Seiten nach der Zahl der Wohnstätten oder Kammern, in die sie abgeteilt waren. Das Dach war rund, und eine Türe auf beiden Seiten am Ende. Sie sagten, daß sie aus Erden gebaut, und mit Rasen bedeckt seien, die Fenster aber bestünden aus Grasfasern, die so zusammengewoben sind, daß das Licht hindurchscheint.

Auch Kinder wurden dort gesehen, und jene sagten, die Nachbarn kämen zueinander, hauptsächlich um der Kinder willen, damit sie mit anderen Kindern Umgang hätten unter Aufsicht und Leitung der Eltern.

10770. Es erschienen auch Felder, die gerade weiß wurden wegen der beinahe reifen Ernte. Es wurden die Samen oder Körner dieser Ernte gezeigt, die den Körnern des chinesischen Weizens gleich waren. Auch wurden Brote davon gezeigt, diese waren klein, in viereckigen Stücken. Außerdem erschienen auch Grasplätze mit Blumen darauf, auch Bäume mit Früchten, die Granatäpfeln ähnlich waren; sodann Gebüsche, die zwar keine Weinstöcke waren, aber doch Beeren trugen, aus denen sie Wein bereiten.

10771. Die Sonne daselbst, die für uns ein Stern ist, erscheint dort flammenrot, in der Größe von etwa dem vierten Teil unserer Sonne. Das Jahr bei ihnen besteht aus ungefähr zweihundert Tagen; und der Tag aus fünfzehn Stunden im Verhältnis zu der Tageszeit unserer Erde. Die Erde selbst gehört zu den kleinsten im Sternenhimmel; kaum fünfhundert deutsche Meilen im Umfang. Dies sagten die Engel infolge der Vergleiche, die sie mit solchem auf unserer Erde machten, was sie in mir oder in meinem Gedächtnis sahen. Sie machten Schlüsse darüber mittelst Engelsvorstellung, durch die sogleich die Raum- und Zeitmaße im richtigen Verhältnis zu den Räumen und Zeiten anderswo gefunden werden. Die Engelsvorstellungen, die geistig sind, übertreffen in solchen Dingen in unermeßlichem Maße die menschlichen Vorstellungen, die natürlich sind.

10772. Von der sechsten Erde im Sternenhimmel am Ende des folgenden Kapitels.

 

Von der sechsten Erde im Sternenhimmel

10783. Wiederum wurde ich zu einer anderen Erde geführt, die außerhalb unseres Sonnensystems im Weltall war, und zwar ebenfalls durch Zustandsveränderungen, die beinahe zwölf Stunden währten. Es begleiteten mich mehrere Geister und Engel von unserer Erde, mit denen ich mich auf dem Weg oder der Fahrt dahin besprach. Bald wurde ich schief aufwärts, bald schief abwärts geführt, immer gegen Mittag hin; nur an zwei Orten sah ich Geister, und an einem sprach ich mit ihnen.

10784. Auf dem Weg oder der Fahrt dorthin durfte ich beobachten, wie unermeßlich groß der Himmel des Herrn für die Engel ist; denn aus den unbewohnten Regionen durfte ich schließen, er sei so unermeßlich groß, daß, wenn es mehrere Myriaden Erden gäbe, und auf einer jeden eine so große Menschenmenge, wie auf unserer Erde, dennoch Raum für sie wäre in Ewigkeit, und doch nie ausgefüllt würde. Dies durfte ich schließen aus der Vergleichung, die ich anstellte mit der Ausdehnung des Himmels, der unsere Erde umgibt, und für sie bestimmt ist.

10785. Sobald die Engelsgeister von jener Erde aus ansichtig wurden, redeten sie uns an, und fragten uns, wer wir seien und was wir wollten. Wir antworteten, wir seien auf einer Reise begriffen, und eben hierher gekommen, und sie sollten keine Furcht vor uns haben. Sie fürchteten nämlich, wir gehörten zu denen, die sie irre machen wollen über Gott, über den Glauben und dergleichen, und um derentwillen sie in jene Gegend ihrer Erde sich begeben haben, um auf jede mögliche Weise vor ihnen sicher zu sein.

Als man sie fragte, wodurch solche sie irre machen, antworteten sie: Durch die Vorstellung von drei, und durch die Vorstellung eines Göttlichen ohne das Menschliche in Gott, während sie doch wissen und inne werden, daß Gott einer ist, und daß Er Mensch ist. Jetzt nahm man wahr, daß die, welche sie irre machten, und vor denen sie flohen, von unserer Erde gewesen seien. Wie auch aus dem Umstand, daß aus unserer Erde solche sind, die im anderen Leben umherschweifen, darum weil sie schon in der Welt eine Liebe und Lust zum Reisen gehabt hatten; denn auf anderen Erdkörpern weiß man nichts von solchen Reisen.

Hernach wurde in Erfahrung gebracht, es seien Mönche, die in der Absicht, Heiden zu bekehren, in unserer Welt umhergereist waren. Deshalb sagten wir zu ihnen, sie täten wohl daran, wenn sie vor ihnen fliehen, weil es denselben nicht darum zu tun sei, zu lehren, sondern zu gewinnen und zu herrschen. Anfangs zwar suchten sie die Leute auf allerlei Weise für sich einzunehmen, aber nachher unterwerfen sie sich dieselben als Sklaven. Überdies täten sie wohl daran, wenn sie sich in ihrer Vorstellung vom Herrn nicht durch solche irre machen ließen.

10786. Weiter sagten sie, solche verwirrten sie dadurch, daß sie behaupteten, man müsse ihnen in dem, was sie sagen, Glauben und Vertrauen schenken, aber sie gaben ihnen den Bescheid, sie wüßten nicht, was Glauben oder Vertrauen sei, indem sie in ihrem Inneren wahrnehmen, ob etwas so sei oder nicht. Sie waren nämlich aus dem himmlischen Reich des Herrn, wo alle aus innerem Innewerden die Wahrheiten wissen, die bei uns Glaubenswahrheiten genannt werden; denn sie sind in der Erleuchtung vom Herrn, worinnen die im geistigen Reich des Herrn nicht sind. Daß sie solcherart waren, konnte man an dem Feurigen sehen, aus dem ihre Vorstellungen herkamen. Die aus dem himmlischen Reich des Herrn sind, sagen, wenn von Wahrheiten die Rede ist, nichts weiter, als: "Ja, ja; oder: Nein, nein", und vernünfteln gar nicht darüber ob etwas so sei oder nicht so sei. Diese sind es, von denen der Herr sagt: "Eure Rede soll sein: Ja, ja, nein, nein; was darüber ist, das ist aus dem Bösen".

Dies ist der Grund, warum jene Geister sagten, sie wüßten nicht, was es heiße, Glauben oder Vertrauen haben. Sie gehen dabei von der Betrachtung aus, wie es denn wäre, wenn jemand zu seinem Genossen, der mit eigenen Augen Häuser und Bäume sieht, sagen würde, er müsse den Glauben haben und annehmen, daß es Häuser und Bäume gebe, während er doch klar sieht, daß es so ist. So beschaffen sind die aus dem himmlischen Reich des Herrn, und von solcher Art waren diese Engelsgeister.

Wir sagten zu ihnen, es fänden sich auf unserer Erde wenige, die ein tieferes Innewerden hätten, aus dem Grund, weil sie in ihrer Jugend Wahrheiten erlernen, aber sie nicht tun; denn es sind zwei Vermögen im Menschen, die der Verstand und Wille heißen. Diejenigen nun, welche die Wahrheiten nicht weiter als in das Gedächtnis und daher einigermaßen in den Verstand, aber nicht ins Leben, d.h. in den Willen eingehen lassen, sagen, weil sie in keiner Erleuchtung oder in keiner inneren Anschauung vom Herrn sein können, man müsse es eben annehmen oder Glauben daran haben. Solche vernünfteln auch darüber, ob es wahr sei oder nicht; ja sie wollen nicht einmal, daß man es mit einem inneren Anschauen oder Verständnis inne werde. Sie sprachen so, weil die Wahrheiten bei ihnen kein Licht aus dem Himmel haben. Denen aber, die ohne Licht aus dem Himmel sehen, kann solches als wahr, und Wahres als falsch erscheinen. Daher sind viele dort mit so großer Blindheit geschlagen, daß sie behaupten, wenn der Mensch auch die Wahrheiten nicht tue, oder danach lebe, so könne er doch durch den Glauben allein selig werden.

10787. Nachher redeten wir mit ihnen vom Herrn, von der Liebe zu Ihm, von der Liebe gegen den Nächsten und von der Wiedergeburt, nämlich: Den Herrn lieben heiße, die Gebote lieben, die von Ihm sind, d.h. aus Liebe danach leben; Liebe gegen den Nächsten sei, Gutes wollen und daher Gutes tun dem Mitbürger, dem Vaterland, der Kirche, dem Reich des Herrn, nicht um seiner selbst willen, um den Schein oder ein Verdienst zu haben, sondern aus Neigung zum Guten.

In betreff der Wiedergeburt sagten wir, daß diejenigen, die vom Herrn wiedergeboren werden, und die Wahrheiten alsbald ins Leben übergehen lassen, in ein tieferes Innewerden derselben kommen, hingegen diejenigen, welche die Wahrheiten zuerst ins Gedächtnis und hernach in den Verstand, und zuletzt in den Willen aufnehmen, seien solche, die im Glauben stehen; denn sie handeln aus dem Glauben, der alsdann Gewissen genannt wird. Sie sagten, sie würden inne, daß es so sei, mithin auch, was der Glaube sei.

10788. Die Fortsetzung über die sechste Erde im Sternenhimmel am Ende des folgenden Kapitels.

10808. Die Geister, mit denen ich soeben geredet hatte, waren von der nördlichen Seite ihrer Erde. Hierauf wurde ich zu anderen versetzt, die von der westlichen Seite her waren. Als auch diese mich ausforschen wollten, wer ich wäre und wie gesinnt, sagten sie sogleich, bei mir sei nichts als Böses. Sie dachten, dadurch würde ich vom näheren Hinzutreten abgeschreckt. Ich bemerkte, daß sie zu allen Ankömmlingen zuerst so sagen; aber ich durfte ihnen antworten, ich wisse wohl, daß es so sei, aber ebenso sei auch bei ihnen nichts als Böses, aus dem Grund, weil ein jeder geboren wird in das Böse, und ebendarum sei alles, was von einem Menschen, Geist und Engel als von dem Seinen oder Eigenen kommt, nichts anderes als Böses, weil alles Gute, was bei einem jeglichen sich findet, vom Herrn sei.

Daraus merkten sie, daß ich in der Wahrheit sei, und ich wurde zugelassen, mit ihnen zu reden; und dann zeigten sie mir ihre Vorstellung vom Bösen beim Menschen und vom Guten, das vom Herrn stammt, wie sie voneinander getrennt werden. Sie setzten das eine neben das andere, beinahe als einander berührend und doch getrennt, aber auf unaussprechliche Weise so gebunden, daß das Gute das Böse führt und es im Zaum hält, damit es nicht nach Belieben handeln kann, und daß das Gute auf diese Weise das Böse lenkt, wohin es will, ohne daß das Böse es weiß. So stellten sie die Herrschaft des Guten über das Böse dar, und zugleich den freien Zustand, in dem das Böse vom Guten geführt wird zum Guten, somit zum Herrn; denn bei der Vorstellung des Guten hatten sie die Vorstellung des Herrn, weil es von Ihm (stammt).

10809. Nachher fragten sie, wie der Herr bei den Engeln von unserer Erde erscheine. Ich erwiderte, Er erscheine in der Sonne als Mensch, und daselbst umgeben von einem Sonnenfeuer, aus dem alles Licht den Engeln in den Himmeln kommt; und die Wärme, die davon ausgeht, sei das göttlich Gute, und das Licht von daher sei das göttlich Wahre, beides aus der göttlichen Liebe, die das um den Herrn her in jener Sonne erscheinende Feuer sei. Diese Sonne erscheine jedoch nur den Engeln im Himmel, nicht aber den Geistern, die unten sind, weil diese von der Aufnahme des Guten der Liebe und des Wahren des Glaubens entfernter seien, als die Engel in den Himmeln. Was aber die Weltsonne betrifft, so erscheint diese niemand im anderen Leben, doch wird sie in ihrer Vorstellung dargestellt als etwas nicht sichtbares Schwarzes, im Gegensatz zur Himmelssonne, die der Herr ist.

Nach dem Herrn und nach Seiner Erscheinung vor den Engeln aus unserer Erde zu fragen, wurden sie dadurch veranlaßt, weil es eben damals dem Herrn gefiel, Sich bei ihnen gegenwärtig darzustellen und wieder in Ordnung zu bringen, was durch die Bösen bei ihnen in Verwirrung gekommen war, worüber sie klagten. Daß ich dieses sehen möchte, war auch der Grund, warum ich dorthin geführt wurde.

10810. Alsdann erschien eine dunkle Wolke gegen den Aufgang hin aus einer gewissen Höhe herabkommend, die während des Herabkommens nach und nach heller und in einer menschlichen Gestalt erschien, und diese zuletzt in einem flammenden Glanz, der umgeben war von Sternchen in gleicher Farbe. So stellte sich der Herr gegenwärtig dar bei den Geistern, mit denen ich redete.

Bei Seiner Gegenwart wurden alsdann von überall her alle Geister, die daselbst waren, versammelt, und als die kamen, wurden die guten von den bösen getrennt. Die Guten zur Rechten und die Bösen zur Linken, und zwar sogleich, wie von selber, und die zur Rechten wurden geordnet gemäß der Beschaffenheit des Guten, und die zur Linken gemäß der Beschaffenheit des Bösen bei ihnen. Die gut waren, wurden zurückgelassen, daß sie eine himmlische Gesellschaft unter sich bildeten, die Bösen aber wurden in Höllen geworfen.

Nachher sah ich, daß jener flammige Glanz hinabkam in die niedrigeren Regionen des dortigen Landes ziemlich tief, und dann erschien er bald in einem flammenden Rot, das ins Lichthelle überging, bald in einer Lichthelle, die sich verdunkelte, und bald im Dunkel; und es wurde mir von den Engeln gesagt, daß diese Erscheinung sich verhalte nach der Aufnahme des Wahren vom Guten, und des Falschen vom Bösen bei denen, welche die niedrigeren Regionen jenes Landes bewohnen; und daß jener flammige Glanz durchaus keine solche Veränderungen erleide.

Sie sagten auch, daß die niedrigeren Regionen jenes Landes, sowohl von Guten als von Bösen bewohnt würden, aber sorgfältig geschieden, in der Absicht, damit die Bösen gelenkt werden möchten durch die Guten vom Herrn. Sie setzen hinzu, daß die Guten periodenweise vom Herrn in den Himmel erhoben werden, und an ihre Stelle andere treten, und so immerfort.

Bei jenem Hinabsteigen wurden in gleicher Weise die Guten von den Bösen getrennt, und alles wieder in Ordnung gebracht; denn die Bösen hatten sich durch verschiedene Künste und Kniffe in die Wohnungen der Guten eingedrängt, und diese angefochten, deswegen erfolgte jene Heimsuchung.

10811. Jene Wolke, die beim Herunterkommen immer mehr lichthell erschien, und in einer menschlichen Gestalt, und nachher als ein flammender Glanz, war eine Engelsgesellschaft, in deren Mitte der Herr war. Daraus durfte ich vernehmen, was verstanden wird durch die Worte des Herrn, wo vom Letzten Gericht die Rede ist, bei den Evangelisten. "Daß Er kommen werde mit den Engeln in den Wolken des Himmels mit Herrlichkeit und Kraft".

10812. Nachher erschienen mönchische Geister, die nämlich die wandernden Mönche oder Missionare in der Welt gewesen waren, von denen oben die Rede war; und es erschien auch eine Schar, die aus Geistern jener Erde, meistens bösen, bestand, die sie auf ihre Seite zogen und verführten. Diese erschienen in der östlichen Gegend jener Erde, aus der sie die Guten vertrieben, die auf der nördlichen Seite jener Erde, wie früher bemerkt, erschienen. Jene Schar wurde samt ihren Verführern auf einen Punkt gesammelt, bei etlichen Tausenden; diese wurden auseinandergeschieden, und die Bösen unter ihnen wurden in Höllen geworfen.

Mit einem Mönchsgeist durfte ich auch reden und ihn fragen, was er dort tue; er sagte, er belehre sie vom Herrn. Was weiter? Von Himmel und der Hölle. Was weiter? Vom Glauben an alles, was er sagen werde. Was weiter? Von der Gewalt, Sünden zu vergeben, sowie den Himmel zu öffnen und zu schließen.

Es wurde dann erforscht, was er denn vom Herrn und von den Wahrheiten des Glaubens, von der Vergebung der Sünden, von der Seligmachung des Menschen, sowie vom Himmel und der Hölle wisse; und das Ergebnis war, daß er kaum etwas wußte, und daß er über alles und jedes im Dunkeln und Falschen war; wie auch, daß er bloß von der Gewinn- und Herrschsucht eingenommen war, die er in der Welt sich angewöhnt und von da mitgebracht hatte. Daher wurde ihm gesagt, weil er vermöge dieser Begierde so weit gewandert, und die Lehre bei ihm so bestellt sei, so sei die notwendige Folge gewesen, daß er bei den Geistern jener Erde das himmlische Licht weggenommen habe, und die Finsternis der Hölle herbeiführte, und so bewirkte, daß die Hölle bei ihnen herrsche, und nicht der Herr. Außerdem war er gar listig im Verführen, wiewohl stumpfsinnig in dem, was sich auf den Himmel bezog. Weil er so geartet war, wurde er nachher in die Hölle geworfen. Auf diese Weise wurden die Geister jener Erde von solchen befreit.

10813. Unter anderem sagten auch die Geister jener Erde, jene Ankömmlinge, die Mönchsgeister waren, hätten es mit allem Eifer dahin bringen wollen, daß sie in Gesellschaften beisammen leben sollten, und nicht abgesondert und einsam, denn die Geister und Engel wohnen und leben zusammen ebenso wie in der Welt; einem jeden folgt nämlich sein Leben in der Welt nach. Die, welche zusammengesellt wohnten in der Welt, wohnen auch (dort) zusammengesellt, die aber in Häuser und Familien abgesondert waren, wohnen dort ebenso abgesondert.

Diese Geister nun hatten auf ihrer Erde, als sie daselbst lebten, abgesondert gelebt, in einzelnen Häusern und Familien, und so als einzelne Völkerschaften, und daher wußten sie nicht, was es heiße, in Gesellschaft beisammen wohnen. Als ihnen daher gesagt wurde, jene Ankömmlinge hätten es gerne so haben wollen, in der Absicht, um über sie zu gebieten und zu herrschen, und daß sie von ihnen nicht auf andere Weise unterworfen und zu ihren Sklaven gemacht werden könnten, da antworteten sie, sie wüßten gar nicht, was es heiße, gebieten und herrschen. Daß sie schon bei dem bloßen Gedanken an Oberbefehl und Herrschaft fliehen würden, merkte ich daran, daß einer von ihnen, der uns zurückbegleitete, als ich ihm die Stadt zeigte, wo ich wohnte, beim ersten Anblick derselben entfloh und sich nicht mehr sehen ließ.

Man muß wissen, daß die Geister und Engel, wenn es dem Herrn wohlgefällt, das, was in der Welt ist, durch die Augen eines Menschen sehen können; aber dies gestattet der Herr nur bei dem, welchem Er verleiht mit Geistern und mit Engeln zu reden und bei ihnen zu sein. Durch meine Augen durften sie das sehen, was in der Welt ist, und zwar so deutlich, wie ich. Dann (durften) sie auch Menschen mit mir reden hören.

10814. Damals durfte ich mit den Engeln, die bei mir waren, über die Herrschaften reden, daß es nämlich zweierlei Herrschaften gebe: eine, die der Liebe gegen den Nächsten, und die andere, die der Selbstliebe angehöre; und daß die Herrschaft der Liebe gegen den Nächsten unter denen walte, die abgesondert in Häusern, Familien und Völkerschaften wohnen, aber die Herrschaft der Selbstliebe unter denen, die in Gesellschaft beisammen wohnen.

Bei denen, die in Häusern, Familien und Völkerschaften gesondert leben, ist der Herrscher derjenige, welcher der Vater des Stammes ist, und unter ihm (stehen) die Familienväter, und unter diesen die Väter je eines Hauses. Vater des Stammes heißt der, von dem die Familien stammen, und aus den Familien die Häuser; aber alle diese herrschen aus einer Liebe gleich der eines Vaters gegen seine Kinder. Er lehrt sie, wie sie leben sollen, tut ihnen Gutes und gibt ihnen von dem Seinen, soviel er kann. Und es kommt ihm nie in den Sinn, sich dieselben als Untertanen oder als Dienstleute zu unterwerfen. Aber er hat es gern, wenn sie ihm gehorchen, wie Kinder ihrem Vater. Und weil diese Liebe in absteigender Richtung wächst, wie bekannt ist, darum handelt der Vater des Stammes aus innigerer Liebe als der Vater selbst, von dem die Kinder zunächst herstammen. Eine solche Herrschaft waltet auch in den Himmeln, weil eine solche Herrschaft die des Herrn ist, denn seine Herrschaft stammt aus der göttlichen Liebe gegen das ganze Menschengeschlecht.

Die Herrschaft der Selbstliebe dagegen, die der Herrschaft der Liebe gegen den Nächsten entgegengesetzt ist, fing an, als der Mensch sich dem Herrn entfremdete, denn inwieweit der Mensch den Herrn nicht liebt und verehrt, insoweit liebt und verehrt er sich, und im gleichen Maß liebt er auch die Welt mehr als den Himmel. Aus Notwendigkeit, und um sicher zu sein, zogen sich dann die Völkerschaften mit den Familien und Häusern in eins zusammen, und stellten allerlei Regierungsformen auf; denn in dem Maß, als jene Liebe zunahm, nahm auch allerlei Böses zu, nämlich Feindschaft, Neid, Gehässigkeit, Rachsucht, Betrügerei, Grausamkeit gegen alle, die sich entgegensetzten. Diese Liebe ist auch wirklich so geartet, daß sie, soweit ihr die Zügel gelassen werden, sich zuletzt so weit verrennt, daß ein jeder derartige herrschen will über alle anderen im ganzen Weltkreis, und ein jeder alle Güter der anderen besitzen will. Ja auch das genügt nicht, sondern er will auch herrschen über den ganzen Himmel, wie man am heutigen Babylonien sehen kann. Dies nun ist die Herrschaft der Selbstliebe, von der die Herrschaft der Liebe gegen den Nächsten so sehr verschieden ist, wie der Himmel von der Hölle.

Aber obwohl die Herrschaft der Selbstliebe solcherart ist in den Gesellschaften, so gibt es dennoch eine Herrschaft der Liebe gegen den Nächsten, auch in Königreichen, bei denen, die weise sind aus Glauben und Liebe zu Gott, denn diese lieben den Nächsten. Daß auch diese in den Himmeln in Völkerschaften, Familien und Häuser geschieden wohnen, obwohl in Gesellschaften beisammen, jedoch nach geistigen Verwandtschaften, die sich auf das Gute der Liebe und das Wahre des Glaubens beziehen, wird, aus göttlicher Barmherzigkeit des Herrn, anderswo gesagt werden.

Die Fortsetzung über diese sechste Erde im Sternenhimmel am Ende des folgenden Kapitels.

10833. Nachher fragte ich jene Geister über Verschiedenes auf der Erde, aus der sie waren; zuerst über ihren Gottesdienst, worauf sie antworteten, die Stämme mit ihren Familien kämen je am dreißigsten Tage an einen Ort zusammen und hörten die Predigt, und der Prediger lehre sie alsdann von einer etwas über die Erde erhöhten Rednerbühne herab die göttlichen Wahrheiten, die zum Guten des Lebens führen.

Es wurde gefragt, woher sie die göttlichen Wahrheiten wissen; sie sagten, aus Offenbarung. In Beziehung auf die Offenbarung aber sagten sie, sie geschehe in der Morgenzeit in einem Mittelzustand zwischen Schlafen und Wachen, wo sie sich in einem innerlicheren Lichte befinden, das noch nicht getrübt ist durch leibliche Sinne und weltliche Dinge. Und dann hörten sie die Engel des Himmels reden über göttliche Wahrheiten und über ein denselben gemäßes Leben; und wenn sie zum Wachen kämen, erscheine ihnen ein Engel in einem weißen Kleid neben dem Bett, der dann plötzlich aus ihren Augen verschwinde; und daran merkten sie, daß das, was sie gehört haben, aus dem Himmel sei. So werde ein göttliches Gesicht von einem nichtgöttlichen Gesicht unterschieden; denn in einem nichtgöttlichen Gesicht erscheine kein Engel. Sie setzten hinzu, auf solche Weise geschähen die Offenbarungen bei ihren Predigern, bisweilen auch bei anderen.

10834. Von der Sonne jener Erde, die für uns ein Stern ist, sagten sie, dieselbe erscheine den Einwohnern in der Größe eines menschlichen Kopfes, von flammroter Farbe. Die Jahresdauer bei ihnen betrage zweihundert Tage, und ihr Tag sei gleich neun Stunden unserer Zeit, was sie aus der Länge der Tage unserer Erde, die sie in mir wahrnahmen, schließen konnten. Und weiter (sagten sie), bei ihnen sei eine fortwährende Frühlings- und Sommerzeit, und daher blühten die Gefilde und die Bäume trügen immerfort Früchte. Die Ursache hiervon sei, weil ihr Jahr so kurz sei, indem es nur der Zeit von fünfundsiebzig Tagen unseres Jahres gleich komme, und wo die Jahre so kurz sind, (sagten sie) da stellt sich keine Kälte im Winter und keine Hitze im Sommer ein, weshalb der Boden immerfort Frühling hat.

10835. Auf die Frage nach ihren Häusern sagten sie, dieselben seien niedrig, von Holz, mit flachem Dache, um das her ein Kranz schief abwärts laufe; und vorne wohnten in demselben der Mann und die Frau, im anstoßenden Gemach die Kinder, hinten die Knechte und Mägde.

In betreff der Speise dort, sagten sie, daß man Obst und Gemüse esse und Milch mit Wasser trinke; und die Milch bekämen sie von Kühen, die Wolle tragen wie Schafe.

10836. In betreff ihrer Lebensart sagten sie, sie gingen ganz nackt, und die Nacktheit gereiche ihnen nicht zur Schande. Ferner (bemerkten sie), ihre geselligen Unterhaltungen beschränkten sich auf diejenigen, die dem Kreise ihrer Familie angehören.

10837. Was die Verlobungen und Ehen bei den Einwohnern auf jener Erde betrifft, so berichteten sie, die Tochter werde in ihrem mannbaren Alter zu Hause behalten, und sie dürfe nicht ausgehen bis zu dem Tag, wo sie verheiratet werden soll; und dann werde sie in ein gewisses Verheiratungshaus geführt, wohin auch mehrere andere junge mannbare Mädchen gebracht würden, und hier würden sie hinter einen Verschlag (von Brettern) gestellt, der bis zur Mitte ihres Leibes erhöht sei, und so erschienen sie nackt nur in betreff der Brustgegend und des Angesichts; dann kämen Jünglinge dahin, um sich eine zur Frau zu erwählen. Und wenn dann der Jüngling eine ihm Gleichförmige sehe, zu der seine Neigung ihn hinziehe, so fasse er sie bei der Hand, und wenn sie ihm dann folge, so führe er sie in das zubereitete Haus, und sie werde seine Gattin; denn, (fügten sie hinzu,) aus den Angesichtern sehen sie dort, ob sie mit den Gemütern übereinstimmen, weil das Angesicht eines jeden dort der Anzeiger der Gesinnung ist, nichts heuchelt und nichts lügt.

Damit alles anständig zugehe, und ohne Mutwillen, sitzt hinter den jungfräulichen Mädchen ein alter Mann, und seitwärts eine alte Frau, und geben acht.

Solche Orte gibt es mehrere, wohin junge Mädchen geführt werden, wie auch bestimmte Zeiten, damit junge Männer eine Auswahl treffen können; wenn sie nämlich an einem Ort kein ihnen zusagendes Mädchen sehen, so gehen sie an einen anderen; und wenn nicht zu dieser Zeit, so kommen sie in einer folgenden wieder.

Weiter sagten sie, ein Mann habe nur eine Gattin, und niemals mehrere, weil dies gegen die göttliche Ordnung sei.

 

DIE LEHRE VON DER lIEBTÄTIGKEIT

Liebtätigkeit - die Hauptlehre der Alten Kirche

6627. Den Kapiteln des zweiten Buches Mose sollen die Lehren vorausgeschickt werden, zuerst die Lehren der Liebtätigkeit, und nachher die Lehren des Glaubens; aus dem Grund, damit, was in den Erklärungen zerstreut vorgetragen ist, im Zusammenhang dargestellt werde; und so die (rechte) Lehre, wie sie die Kirche hat und haben muß, um mit dem Guten und Wahren im Himmel übereinzustimmen, in ihrer Ordnung erscheine.

6628. In den vorhergehenden Erklärungen wurde hie und da gezeigt, daß die Lehre der Liebtätigkeit die Lehre in den alten Kirchen war, und daß diese Lehre alle Kirchen verband, und so aus mehreren eine machte; denn als Angehörige der Kirche erkannten sie alle diejenigen an, die im Guten der Liebtätigkeit lebten, und nannten sie Brüder, mochten sie außerdem in den Wahrheiten, die man heutzutage Glaubenswahrheiten nennt, noch so sehr voneinander abweichen. In diesen unterrichtete einer den anderen, was zu ihren Liebeswerken gehörte; und sie wurden dabei nicht unwillig, wenn einer der Meinung des anderen nicht beitrat, weil sie wußten, daß ein jeder in dem Maße das Wahre aufnimmt, als er im Guten ist.

6629. Weil die alten Kirchen so geartet waren, darum waren sie inwendigere Menschen, und weil inwendiger, waren sie (auch) weiser. Denn die, welche im Guten der Liebe und Liebtätigkeit sind, befinden sich in Ansehung des inwendigen Menschen im Himmel, und dort in der Engelsgesellschaft, die im gleichen Guten ist; von daher wurde ihr Gemüt zum Inwendigeren erhoben, und ihnen infolgedessen Weisheit zuteil; denn die Weisheit kann nirgends anderswoher kommen als aus dem Himmel, d.h. durch den Himmel vom Herrn; und im Himmel ist Weisheit, weil sie dort im Guten sind.

6630. Aber jene alte Weisheit hat im Verlauf der Zeit abgenommen; denn in dem Maß, als sich das Menschengeschlecht vom Guten der Liebe zum Herrn und der Liebtätigkeit gegen den Nächsten entfernte, entfernte es sich auch von der Weisheit, weil im gleichen Maß auch vom Himmel; daher kommt es, daß der Mensch aus einem inwendigen Menschen ein äußerer wurde, und zwar allmählich.

6631. Wurde aber der Mensch ein äußerlicher, so wurde er auch weltlich und körperlich, (d.i. fleischlich); und wenn er ein solcher ist, so bekümmert er sich nicht mehr um die himmlischen Dinge; denn diese liegen ihm so fern, daß er nicht an ihre Existenz glaubt; weil ihn alsdann die Lustreize der irdischen Liebestriebe ganz einnehmen, und mit ihnen alles Böse, was ihm durch jene Liebestriebe zur Lust wird; und alsdann ist das, was er vom Leben nach dem Tod, vom Himmel und von der Hölle hört, wie Spreu im Wind, die auf den ersten Blick verfliegt.

6632. Daher kommt es auch, daß die Lehre der Liebtätigkeit, die bei den Alten einen so hohen Wert gehabt hatte, heutzutage unter die verlorenen Dinge gehört; denn wer weiß heutzutage, was Liebtätigkeit im echten Sinne, und was der Nächste im echten Sinn ist, während doch diese Lehre reich ist an so vielen und so großen Geheimnissen, daß sie nicht zum tausendsten Teil beschrieben werden kann; die ganze Heilige Schrift ist nichts anderes als die Lehre der Liebe und Liebtätigkeit; das lehrt auch der Herr, wenn er spricht: "Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von deinem ganzen Herzen und von deiner ganzen Seele und von deinem ganzen Gemüte; das ist das erste und größte Gebot; das andere ist ihm gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. An diesen zwei Geboten hängen das Gesetz und die Propheten", Matth.22/35-38. Das Gesetz und die Propheten sind das Wort im ganzen und einzelnen.

6633. Weil die Lehre der Liebtätigkeit heutzutage unter die verlorenen Dinge gehört, und daher die Glaubenslehre dem Wahren sehr entfremdet ist, so darf ich jene Lehre, aus göttlicher Barmherzigkeit des Herrn, vor den einzelnen Kapiteln des zweiten Buches Mose vortragen und so dieselbe der Kirche wiedergeben.

2. Mose 2. Kapitel

Wer der Nächste ist

6703. Weil mein Plan ist, vor den Kapiteln des zweiten Buches Mose die Lehre der Liebtätigkeit darzustellen, soll zuerst gesagt werden, was der Nächste ist, denn dieser ist es, gegen den die Liebtätigkeit geübt werden soll; wenn man nämlich nicht weiß, wer die Nächsten sind, so kann man die Liebtätigkeit auf gleiche Weise ohne Unterscheidung ausüben, ebenso gegen Böse wie gegen Gute; dadurch hört aber die Liebtätigkeit auf, Liebtätigkeit zu sein; denn die Bösen tun, wenn man ihnen Wohltaten erzeigt, dem Nächsten Böses, aber die Guten tun Gutes.

6704. Allgemeine Meinung ist heutzutage, daß jeder Mensch gleichmäßig der Nächste sei, und daß man einem jeden wohl tun soll, der Hilfe bedarf. Aber es geziemt der christlichen Klugheit, wohl zu erforschen wie beschaffen eines Menschen Leben ist, und gemäß demselben Liebtätigkeit zu üben. Der Mensch der inneren Kirche tut dies mit Unterschied, also mit Einsicht; aber der Mensch der äußeren Kirche, weil er die Verhältnisse nicht so unterscheiden kann, tut es unterschiedslos.

6705. Die Alten teilten den Nächsten in Klassen ein, und eine jede Klasse benannten sie nach den Namen derjenigen, die in der Welt vor anderen hilfsbedürftig erscheinen; und sie lehrten, wie die Liebtätigkeit ausgeübt werden soll gegen diejenigen, die in der einen Klasse, und gegen diejenigen, die in der anderen Klasse sind, und so brachten sie die Lehre in Ordnung, und nach derselben richteten sie das Leben ein. Daher enthielt die Lehre ihrer Kirche die Gesetze des Lebens; und hieraus erkannten sie, wie geartet der eine und der andere Mensch der Kirche war, den sie Bruder nannten, aber mit Unterschied im inneren Sinn gemäß den Übungen der Liebtätigkeit aus der echten Kirchenlehre, oder aus der von ihnen abgeänderten Lehre; denn jeder verteidigt sein Leben, weil er schuldlos erscheinen will, und darum erklärt er entweder, oder verringert er die Gesetze der Lehre zu seinen Gunsten.

6706. Die Unterschiede des Nächsten, die der Mensch durchaus wissen muß, auf daß er die rechte Art der Liebtätigkeit erkenne, verhalten sich gemäß dem Guten, das bei einem jeden ist. Und weil alles Gute vom Herrn ausgeht, so ist der Herr im höchsten Sinn und im hervorragenden Grad der Nächste, von Dem der Ursprung (ausgeht). Hieraus folgt, daß ein jeder in dem Maß der Nächste ist, als er (Gutes) vom Herrn an sich hat, und weil niemand in gleicher Weise den Herrn, d.h. das Gute, das von Ihm ausgeht, aufnimmt, deswegen ist auch nicht einer auf gleiche Weise der Nächste wie der andere; denn alle, so viele ihrer im Himmel sind, und alle, soviel ihrer auf Erden, unterscheiden sich im Guten. Nirgends gibt es bei zweien ganz ein und dasselbe Gute. Es muß eine Verschiedenheit stattfinden, auf daß ein jedes für sich bestehe; aber alle diese Verschiedenheiten, somit alle Unterschiede des Nächsten, die sich nach der Aufnahme des Herrn, d.h. nach der Aufnahme des von Ihm ausgehenden Guten richten, kann gar kein Mensch, nicht einmal ein Engel wissen, sondern nur im allgemeinen; somit die Gattungen und etliche Arten von diesen. Auch fordert der Herr vom Menschen der Kirche nichts weiter, als daß er dem gemäß lebt, was er weiß.

6707. Aus diesem ergibt sich nun klar, daß die Beschaffenheit des christlich Guten bestimmt, in welchem Grad ein jeder der Nächste ist; denn der Herr ist im Guten gegenwärtig, weil das Ihm angehört, und gegenwärtig ist Er gemäß der Beschaffenheit desselben; und weil vom Herrn der Ursprung des Nächsten herzuleiten ist, deshalb verhalten sich die Unterschiede des Nächsten gemäß der Gegenwart des Herrn im Guten, somit gemäß der Beschaffenheit des Guten.

6708. Daß ein jeder der Nächste ist nach der Beschaffenheit des Guten (bei ihm), wird klar aus dem Gleichnis von dem, der unter die Räuber fiel, an dem, da er halb tot dalag, der Priester vorüberging, und auch der Levit; aber der Samariter, nachdem er seine Wunden verbunden, und Öl und Wein hineingegossen hatte, hub ihn auf das eigene Tier, führte ihn in die Herberge und trug Sorge für ihn; dieser wird, weil er das Gute der Liebtätigkeit übte, der Nächste genannt: Luk.10/29-37.

Hieraus kann man merken, daß diejenigen der Nächste sind, die im Guten sind; die aber, die im Bösen, sind zwar auch der Nächste, aber in einer ganz anderen Beziehung; und weil es so ist, muß man ihnen auf eine andere Art Gutes tun. Hiervon soll jedoch, aus göttlicher Barmherzigkeit des Herrn, im Folgenden die Rede sein.

6709. Weil die Beschaffenheit des Guten bestimmt, wie ein jeder der Nächste ist, so ist es die Liebe, die dies tut; denn es gibt nichts Gutes, das nicht der Liebe angehört; aus ihr kommt alles Gute, und daher auch die Beschaffenheit des Guten.

6710. Daß es die Liebe ist, die macht, daß einer der Nächste ist, und daß ein jeder der Nächste ist gemäß der Beschaffenheit derselben, erhellt offenbar an denen, die in der Selbstliebe sind. Diese erkennen diejenigen als den Nächsten an, den sie am meisten lieben, d.h. in dem Maß, als sie die Ihrigen und somit ihnen zugetan sind, diese umarmen, diese küssen sie, diesen tun sie Gutes und diese nennen sie Brüder; ja sogar weil sie böse sind, behaupten sie, diese seien der Nächste vor anderen. Die übrigen halten sie, je nachdem sie von ihnen geliebt werden, für den Nächsten, somit gemäß der Beschaffenheit und dem Maß der Liebe. Solche leiten den Ursprung des Nächsten von sich her, aus dem Grund, weil die Liebe das Bestimmende ist.

6711. Die aber sich selbst nicht mehr lieben als die anderen, mithin alle, die zum Reich des Herrn gehören, leiten den Ursprung des Nächsten von Dem ab, Den man über alles lieben muß, somit vom Herrn. Und für den Nächsten werden sie einen jeden halten gemäß der Beschaffenheit der Liebe zu Ihm.

Die also, welche die anderen lieben, wie sich selbst, und mehr noch, die, wie die Engel, andere mehr lieben als sich selbst, alle diese leiten den Ursprung des Nächsten vom Herrn her, denn im Guten ist der Herr selbst, weil es von Ihm ausgeht. Hieraus kann auch erhellen, daß die Beschaffenheit der Liebe bestimmt, wer der Nächste ist.

Daß der Herr im Guten ist, lehrt der Herr selbst bei Matth.25/34-40: "denn Er sagt zu denen, die im Guten waren, sie hätten Ihm zu essen gegeben, sie hätten Ihn getränkt, Ihn zu sich genommen, Ihn bekleidet, Ihn besucht, und im Gefängnis seien sie zu Ihm gekommen. Und nachher: soviel sie getan hätten einem von seinen geringsten Brüdern, hätten sie Ihm getan".

6712. Aus diesem nun erhellt, woher der Mensch der Kirche den Ursprung des Nächsten ableiten muß; und daß jeder der Nächste ist in dem Grad, je näher er dem Herrn ist. Und daß, weil der Herr im Guten der Liebtätigkeit ist, (ein jeder) der Nächste ist gemäß der Beschaffenheit des Guten, somit gemäß der Beschaffenheit der Liebtätigkeit (in ihm).

 

Von den Unterscheidungen des Nächsten

6818. Vom Nächsten soll nun noch weiter die Rede sein; denn ohne Kenntnis des Nächsten weiß man nicht, wie man die Liebtätigkeit üben soll. In den Vorbemerkungen zum vorhergehenden Kapitel wurde gesagt, daß ein jeder Mensch der Nächste sei, aber der eine nicht auf gleiche Weise wie der andere; und daß derjenige vor anderen der Nächste sei, der im Guten steht, und daß somit das Gute, das ein Mensch hat, geliebt werden soll; denn wenn das Gute geliebt wird, dann wird der Herr geliebt, denn der Herr ist es, von Dem das Gute (stammt), Der im Guten, ja Der das Gute selbst ist.

6819. Aber nicht nur der Mensch in der Einzahl ist der Nächste, sondern auch der Mensch in der Mehrzahl: nämlich eine kleinere oder größere Gesellschaft, das Vaterland, die Kirche, das Reich des Herrn ist es, und über alle der Herr. Diese sind der Nächste, denen man Gutes tun soll aus Liebtätigkeit.

Diese bilden auch die aufsteigenden Grade des Nächsten: in höherem ist es die Gesellschaft mehrerer, als ein einzelner Mensch; in höherem Grad ist es das Vaterland, als eine Gesellschaft; in noch höherem Grad ist es die Kirche, und in noch höherem Grad ist es das Reich des Herrn, im höchsten Grad aber ist es der Herr. Diese aufsteigenden Grade sind gleich den Stufen einer Leiter, auf deren Gipfel der Herr ist.

6820. Eine Gesellschaft (oder Verein) ist der Nächste in einem höheren Grad als der einzelne Mensch, weil sie aus mehreren besteht. Gegen sie soll ebenso Liebtätigkeit geübt werden, wie gegen den Menschen in der Einzahl, nämlich nach Maßgabe des Guten, das bei ihr sich findet. Somit ganz anders gegen eine Gesellschaft von Frommen (oder Redlichen), als gegen eine Gesellschaft von Nichtfrommen.

6821. Das Vaterland geht als der Nächste einer Gesellschaft vor, weil es einer Mutter gleicht, denn in ihm ist der Mensch geboren, es nährt ihn, und schützt ihn vor Mißhandlung. Dem Vaterland soll man aus Liebe Gutes tun, nach Maßgabe seiner Bedürfnisse, die hauptsächlich auf den Lebensunterhalt, auf das bürgerliche Leben und auf das geistige Leben desselben sich beziehen. Wer das Vaterland liebt und ihm aus Wohlwollen Gutes tut, der liebt im anderen Leben das Reich des Herrn, denn hier ist das Reich des Herrn sein Vaterland, und wer das Reich des Herrn liebt, der liebt den Herrn, weil der Herr alles in allem Seines Reiches ist; denn was eigentlich das Reich des Herrn genannt wird, ist das Gute und Wahre, das diejenigen, die dort sind, vom Herrn haben.

6822. Die Kirche geht als der Nächste dem Vaterland vor, denn wer für die Kirche sorgt, sorgt für die Seelen und das ewige Leben der Menschen im Vaterland; und für die Kirche wird gesorgt, wenn der Mensch zum Guten geführt wird, und wer dieses aus Liebtätigkeit tut, der liebt den Nächsten, denn er wünscht und gönnt dem anderen den Himmel und ein seliges Leben in Ewigkeit.

Das Gute kann dem anderen von einem jeden im Vaterland eingepflanzt werden, das Wahre aber nur von denjenigen, welche die lehrenden Diener, (d.h. die berufenen Lehrer) sind. Tun es andere, so entstehen Ketzereien und die Kirche wird beunruhigt und zerrissen.

Liebtätigkeit wird geübt, wenn durch das Wahre, das der Kirche angehört, der Nächste zum Guten geführt wird: wenn in der Kirche etwas für Wahrheit erklärt wird, was vom Guten abführt, so soll dieses nicht vorgetragen werden, denn es ist unwahr. Das Wahre soll ein jeder sich zuerst erwerben aus der Lehre der Kirche, und nachher aus dem Wort des Herrn; dieses soll das Wahre seines Glaubens sein.

6823. Das Reich des Herrn ist der Nächste in höherem Grad, als die Kirche in der man geboren ist; denn das Reich des Herrn besteht aus allen, die im Guten sind, sowohl auf Erden als in den Himmeln. Somit ist das Reich des Herrn das Gute mit all seinen Eigenschaften im Inbegriff. Wenn dieses Gute geliebt wird, so werden die einzelnen geliebt, die im Guten sind. Somit ist das Ganze, das alles Gute im Inbegriff ist, der Nächste im Grad, und ist der Größte Mensch, von dem am Ende mehrerer Kapitel gehandelt wurde, und dieser Mensch ist das Ebenbild des Herrn selbst. Dieser Mensch, d.h. das Reich des Herrn, wird geliebt, wenn man aus innigster Neigung denen Gutes tut, die Mensch sind durch jenen Menschen vom Herrn, und bei denen somit das Reich des Herrn ist.

6824. Dies sind die Grade des Nächsten, und diesen Graden gemäß muß die Liebe aufsteigen. Aber diese Grade sind Grade in der aufeinanderfolgenden Ordnung, in welcher der frühere oder höhere Grad immer dem späteren oder unteren Grad vorgezogen wird, und weil der Herr im höchsten Grad ist, und Er in den einzelnen Graden als Endzweck zu betrachten, so muß Er über alle und über alles geliebt werden.

 

Jeder ist sich selbst der Nächste

6933. Es ist ein allgemeines Sprichwort: "Jeder ist sich selbst der Nächste, d.h.: jeder muß zuerst für sich selber sorgen". Die Lehre der Liebtätigkeit lehrt, wie es sich damit verhalte:

Jeder ist sich selbst der Nächste, aber nicht an erster, sondern an letzter Stelle; in höherem Grad sind es die anderen, die im Guten sind; in noch höherem ist es eine Gesellschaft von vielen (derselben), in noch höherem Grad ist es das Vaterland, in noch höherem ist es die Kirche und in noch höherem ist es das Reich des Herrn; aber über alle und über alles ist es der Herr.

6934. Der Satz: Jeder ist sich selbst der Nächste, und: Jeder muß zuerst für sich selber sorgen, ist so zu verstehen:

Jeder muß zuerst für sich Sorge tragen, daß er die Lebensbedürfnisse habe, nämlich Nahrung, Kleidung, Wohnung und mehreres, was im bürgerlichen Leben, wo er sich befindet, notwendig erfordert wird. Und zwar nicht nur für sich, sondern auch für die Seinigen; und nicht nur für die gegenwärtige Zeit, sondern auch für die Zukunft. Wenn nicht ein jeder sich selbst die Lebensbedürfnisse verschafft, so ist er nicht imstande, Liebtätigkeit gegen den Nächsten zu üben, denn es fehlt ihm an allem.

6935. Der Zweck macht es klar, in welcher Weise ein jeder sich selbst der Nächste sein und für sich selbst zuerst sorgen soll:

Ist es der Zweck, reicher zu werden als andere, bloß um des Reichtums oder um des Vergnügens oder um des hohen Ansehens willen, so ist es ein böser Zweck. Wer daher vermöge eines solchen Zweckes glaubt, er sei sich selbst der Nächste, der schadet sich auf ewig. Ist aber der Zweck, sich Vermögen zu erwerben um der Lebensbedürfnisse willen, für sich und die Seinigen, auf daß er im Stand sei, Gutes zu tun gemäß den Vorschriften der Lehre der Liebtätigkeit, dann sorgt er für sich auf ewig.

Der eigentliche Zweck macht den Menschen, denn der Zweck geht hervor aus seiner Liebe; ein jeder nämlich hat das zum Zweck, was er liebt.

6936. Wie es sich hiermit verhalte, kann noch weiter aus folgendem Beispiel erhellen:

Jeder muß seinen Leib versorgen mit Nahrung und Kleidung, das muß das erste sein, aber nur zu dem Zweck, damit eine gesunde Seele in einem gesunden Leibe wohne. Und jeder muß seine Seele versorgen mit Nahrung, nämlich mit Gegenständen der Einsicht und Weisheit, zu dem Zweck, damit sie dadurch in den Stand gesetzt werde, dem Herrn zu dienen. Wer das tut, sorgt gut für sich auf ewig. Wer aber für seinen Leib bloß des Leibes wegen sorgt, und nicht an das Wohl der Seele denkt, und wer seine Seele nicht mit Gegenständen der Einsicht und Weisheit versorgt, sondern mit solchen, die das Gegenteil davon sind, der sorgt übel für sich auf ewig.

Aus diesem wird klar, wie jeder sich selbst der Nächste sein soll, nämlich nicht an erster Stelle, sondern an letzter, denn der Zweck soll nicht sein für ihn selbst, sondern für andere; und wo der Zweck, da ist das Erste.

6937. Es verhält sich damit auch, wie wenn einer ein Haus baut: zuerst muß er das Fundament legen, aber das Fundament muß für das Haus sein, und das Haus für die Wohnung. So muß jeder für sich zuerst sorgen, jedoch nicht für sich selber, sondern nur, damit er imstande sei, dem Nächsten zu dienen, somit dem Vaterland, der Kirche und vor allem dem Herrn.

Wer da glaubt, er sei sich selbst der Nächste an erster Stelle, der ist demjenigen gleich, der das Fundament für den Zweck ansieht, nicht das Haus und die Wohnung, während doch die Wohnung der eigentliche erste und letzte Zweck ist und das Haus mit dem Fundament nur das Mittel zum Zweck.

6938. Wie es sich mit dem Vermögen verhält, so verhält es sich auch mit den Ehrenstellen in der Welt: ein jeder nämlich kann sich solche zu verschaffen suchen, jedoch nicht um seiner selbst, sondern um des Nächsten willen. Wer es um seiner selbst willen tut, der sorgt übel für sich; wer aber um des Nächsten willen, der sorgt gut: denn wer die Zwecke sich selber zuwendet, der wendet sich der Hölle zu; wer aber die Zwecke von sich ab zum Nächsten wendet, der wendet sich dem Himmel zu.

 

Was Liebtätigkeit ist

7080. Im Vorhergehenden wurde gesagt, was der Nächste sei; so ist denn jetzt zu erklären, was die Liebtätigkeit sei, d.h. die Liebe, die man gegen den Nächsten üben soll.

7081. Das eigentliche Leben des Menschen ist seine Liebe, und wie seine Liebe, so ist sein Leben, ja, so ist der ganze Mensch beschaffen. Aber die herrschende oder regierende Liebe, d.h. die Liebe zu dem Gegenstand, den man zum Zweck hat, ist es, die den Menschen macht. Diese Liebe hat mehrere besondere und einzelne Triebe unter sich, die Abzweigungen von ihr sind, und unter einer anderen Gestalt erscheinen; gleichwohl aber wohnt diesen einzelnen Trieben die herrschende Liebe inne, und leitet sie, und durch sie, als durch Mittelzwecke, bezielt und erstrebt sie ihren Endzweck, welcher der erste und letzte Zweck von allen ist, und zwar sowohl unmittelbar als mittelbar.

7082. Zwei Dinge sind in der natürlichen Welt, die das Leben in ihr bewirken, nämlich die Wärme und das Licht; und zwei Dinge sind in der geistigen Welt, die das Leben in ihr bilden, nämlich die Liebe und der Glaube. Die Wärme in der natürlichen Welt entspricht der Liebe in der geistigen Welt, und das Licht in der natürlichen Welt entspricht dem Glauben in der geistigen Welt. Daher kommt es, daß, wenn man von geistiger Wärme oder geistigem Feuer spricht, die Liebe gemeint ist, und wenn man von geistigem Licht spricht, der Glauben verstanden wird. Die Liebe ist auch wirklich die Lebenswärme des Menschen; denn daß der Mensch durch die Liebe erwarmt, ist bekannt; und der Glaube ist wirklich das Licht des Menschen, denn daß der Mensch durch den Glauben erleuchtet wird, kann (ebenfalls) bekannt sein.

7083. Die Wärme und das Licht in der natürlichen Welt kommen von der Weltsonne her, aber die geistige Wärme und das geistige Licht oder die Liebe und der Glaube kommen von der Himmelssonne her. Die Sonne des Himmels ist der Herr; die Wärme, die von Ihm als Sonne kommt, ist die Liebe, und das Licht, das von Ihm als Sonne kommt, ist der Glaube.

Daß der Herr das Licht ist, erhellt bei Johannes: "Jesus sprach: Ich bin das Licht der Welt, wer Mir folgt, wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern das Licht des Lebens haben": Joh.8/12. Und daß der Herr die Sonne ist, erhellt bei Matth.17/2: "Als Jesus verklärt wurde, glänzte Sein Angesicht wie die Sonne, und Seine Kleider wurden wie das Licht".

7084. Aus dieser Entsprechung kann man auch erkennen, wie es sich mit dem Glauben und mit der Liebe verhält: der Glaube ohne Liebe ist wie Licht ohne Wärme, wie das Licht im Winter; und der Glaube mit Liebe ist gleich dem Lichte im Frühling. Daß im Frühling alles und jedes wächst und blüht, ist bekannt; wie auch, daß im Winter alles und jedes erstarrt und abstirbt.

Ebenso verhält es sich mit dem Glauben und der Liebe.

7085. Weil nun die Liebe für den Menschen die Quelle des Lebens ist, und weil der ganze Mensch so beschaffen ist, wie seine Liebe, weil ferner die Liebe eine geistige Verbindung ist, so folgt daraus, daß im anderen Leben alle nach der Art ihrer Liebe zusammengesellt werden; denn einem jeden folgt sein Leben, d.h. seine Liebe. Die, welche in der Liebe gegen den Nächsten und in der Liebe gegen Gott sind, werden zusammengesellt im Himmel; die aber, die in der Selbstliebe und in der Weltliebe sind, werden zusammengesellt in der Hölle; denn die Selbstliebe ist der Gegensatz der Liebe zu Gott, und die Weltliebe ist der Gegensatz der Liebe gegen den Nächsten.

7086. Unter Liebe zu Gott wird verstanden die Liebe zum Herrn, weil in Ihm die Dreieinigkeit ist, und Er der Herr des Himmels ist; denn "Er hat alle Gewalt im Himmel und auf Erden": Matth.28/18.

 

Verstand und Wille

7178. Niemand kann wissen - im geistigen Sinn verstanden, - was das Gute ist, wenn er nicht weiß, was die Liebe gegen den Nächsten und die Liebe zu Gott ist. Und niemand kann wissen, was das Böse ist, wenn er nicht weiß, was Selbstliebe und Weltliebe ist. Auch kann niemand aus innerlicher Anerkennung wissen, was das Wahre ist, das dem Glauben angehört, wenn er nicht weiß, was gut ist, und wenn er nicht im Guten steht. Auch kann niemand wissen, was falsch ist, wenn er nicht weiß, was böse ist.

Deshalb kann auch niemand sich selbst prüfen, wenn er nicht weiß, was das Gute ist, das aus jenen beiden Arten der Liebe (hervorgeht), und das Wahre, das aus dem Guten (stammt), und wenn er nicht weiß, was das Böse ist, das aus den beiden Arten seiner Liebe (hervorgeht), und das Falsche, das aus dem Bösen (stammt).

7179. Der Mensch hat zweierlei Vermögen: das eine nennt man den Verstand und das andere den Willen. Der Wille ist dem Menschen gegeben wegen des Guten, das Sache der Liebe ist, und der Verstand wegen des Wahren, das Sache des Glaubens ist. Das Gute, das Sache der Liebe ist, bezieht sich nämlich auf den Willen, und das Wahre, das Sache des Glaubens, bezieht sich auf den Verstand.

Das eine Vermögen steht mit dem anderen in einer wunderbaren Gemeinschaft. Sie verbinden sich bei denen, die im Guten sind und daher im Wahren; und sie verbinden sich auch bei denen, die im Bösen sind und daher im Falschen. Bei diesen und jenen bilden jene Vermögen ein Gemüt, nicht so bei denen, die im Wahren sind in Ansehung des Glaubens und im Bösen in Ansehung des Lebens; ebenso auch bei denen, die im Falschen sind in Ansehung des Glaubens, und im scheinbar Guten in Ansehung des Lebens.

7180. Der Mensch darf sein Gemüt nicht teilen, und jene beiden Vermögen voneinander getrennt halten, d.h. das Wahre verstehen und reden, und dabei das Böse wollen und tun; denn in diesem Fall würde das eine Vermögen nach oben oder zum Himmel blicken, und das andere nach unten oder zur Hölle, und so würde der Mensch zwischen beiden schweben. Er wisse aber, daß der Wille (ihn) fortreißt, und der Verstand zustimmt.

Hieraus wird klar, wie es sich mit dem Glauben und mit der Liebe verhält, und wie mit dem Zustand des Menschen, wenn sie getrennt werden.

7181. Nichts ist notwendiger für den Menschen, als zu wissen, ob der Himmel in ihm sei oder die Hölle; denn in dem einen oder im anderen muß er leben in Ewigkeit. Um dies zu erkennen, ist es notwendig, daß er wisse, was gut und was böse; denn das Gute macht den Himmel und das Böse macht die Hölle. Beides lehrt die Lehre der Liebtätigkeit.

7182. Liebe zu Gott wird gesagt, aber es wird darunter verstanden die Liebe zum Herrn; denn kein anderer ist Gott: Der Vater ist in Ihm, Joh.14/9-11, und das Heilige des Geistes ist von Ihm: Joh.16/13,15.

 

Liebe zu Gott und Liebe zur Welt

7255. Weil das Gute den Himmel macht beim Menschen und das Böse die Hölle, so muß man vor allem wissen, was das Gute ist, und was das Böse. Früher wurde gesagt, das sei gut, was der Liebe zum Herrn und der Liebtätigkeit gegen den Nächsten angehört; und das sei böse, was der Selbst- und der Weltliebe angehört; daraus folgt, daß man eben nur aus der Art der Liebe erkennt, was gut und was böse sei.

7256. Alles im Weltall, was der göttlichen Ordnung gemäß ist, bezieht sich auf das Gute und das Wahre; und alles im Weltall, was gegen die göttliche Ordnung ist, bezieht sich auf das Böse und Falsche. Der Grund ist, weil das Gute und das Wahre, das vom Göttlichen ausgeht, die Ordnung bildet, und zwar so, daß sie selbst die Ordnung sind.

7257. Das Gute, das der Liebe zum Herrn angehört, wird das himmlisch Gute genannt, und das Gute, das der Liebtätigkeit gegen den Nächsten angehört, wird das geistig Gute genannt.

Was für ein und welch großer Unterschied sei zwischen dem himmlisch Guten, das der Liebe zum Herrn angehört, und zwischen dem geistig Guten, das der Liebtätigkeit gegen den Nächsten angehört, soll im Folgenden gesagt werden.

7258. Die Lehre des himmlisch Guten, die der Liebe zum Herrn angehört, ist ungemein umfassend, und zugleich höchst geheimnisvoll. Aber auch die Lehre des geistig Guten, die der Liebtätigkeit gegen den Nächsten angehört, ist viel umfassend und geheimnisvoll, jedoch nicht in dem Grade, wie die Lehre des himmlisch Guten, die der Liebe zum Herrn angehört.

Daß die Lehre der Liebtätigkeit viel umfassend ist, kann daraus erhellen, daß es keine gleiche Liebtätigkeit gibt bei dem einen wie bei dem anderen, und daß keiner der gleiche Nächste ist, wie der andere.

 

Unterscheidungen der Liebtätigkeit

7259. Weil die Lehre der Liebtätigkeit so viel umfassend war, so unterschieden die Alten, bei denen die Lehre der Liebtätigkeit die eigentliche Kirchenlehre war, die Liebtätigkeit gegen den Nächsten in mehrere Klassen und machten bei diesen noch Unterabteilungen und legten den einzelnen Klassen Namen bei und lehrten, wie die Liebtätigkeit ausgeübt werden müsse gegen die, welche der einen Klasse und wie gegen die, welche der anderen Klasse angehörten, und auf diese Weise brachten sie die Lehre der Liebtätigkeit in eine Ordnung, desgleichen auch die Übungen der Liebtätigkeit, so daß sie klar ins Verständnis fielen.

7260. Der Namen, die sie denen beilegten, gegen die sie Liebtätigkeit üben sollten, waren viele. Etliche nannten sie Blinde, etliche Lahme, etliche Krüppel, etliche Arme, sodann Elende und Betrübte, etliche Waisen, etliche Witwen; im allgemeinen aber nannten sie dieselben Hungrige, denen sie zu essen, Durstige, denen sie zu trinken gaben, Fremde, die sie herbergen, Nackte, die sie bekleiden, Kranke, die sie besuchen, und im Gefängnis Befindliche, zu denen sie kommen sollten: über diese sehe man Nr. 4954-4959.

7261. Diese Namen hatten die Alten, die Angehörige der Kirche waren, aus dem Himmel empfangen, und unter denen, die so genannt wurden, verstanden sie die, welche in geistiger Beziehung solche waren. Ihre Lehre der Liebtätigkeit lehrte, welche es waren, und wie beschaffen gegen einen jeden die Liebtätigkeit sein müsse.

7262. Daher kommt es, daß ebendieselben Namen im Wort vorkommen, und diejenigen bedeuten, die im geistigen Sinn so beschaffen sind. Das Wort an sich ist nichts anderes als die Lehre von der Liebe zum Herrn und von der Liebtätigkeit gegen den Nächsten, wie auch der Herr lehrt: "du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, und von ganzer Seele, und von ganzem Gemüte, das ist das erste und größte Gebot; das zweite ist demselben gleich, du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst; an diesen zwei Geboten hängen das Gesetz und die Propheten": Matth.22/35-38. Das Gesetz und die Propheten bedeuten das ganze Wort.

7263. Daß ebendieselben Namen im Wort vorkommen, kommt daher, weil diejenigen, die im äußeren Gottesdienst waren, gegen solche, die so benannt wurden, Liebtätigkeit üben sollten; und die im inwendigen Gottesdienst, gegen solche, die im geistigen Sinn darunter verstanden wurden, somit sollten die Einfältigen das Wort einfältiglich verstehen und tun, und die Weisen weislich. Dann sollten auch die Einfältigen durch das Äußere der Liebtätigkeit in das Inwendige derselben eingeleitet werden.

 

Arten der Liebe

7366. Oben wurde gesagt, daß die Triebe der Selbst- und Weltliebe beim Menschen die Hölle machen; jetzt soll gesagt werden, wie beschaffen diese Arten der Liebe sind, damit der Mensch erkennen kann, ob sie in ihm herrschen, und infolgedessen, ob die Hölle oder ob der Himmel in ihm sei. Daß das Reich Gottes inwendig im Menschen sei, lehrt der Herr bei Lukas 17/21, mithin auch die Hölle.

7367. Die Selbstliebe herrscht im Menschen, d.h., der Mensch ist in der Selbstliebe, wenn er in dem, was er denkt und tut, nicht auf den Nächsten, auf das Gemeinwohl, noch weniger auf den Herrn sieht, sondern nur auf sich selbst und die Seinigen, folglich wenn er um seinet- und um der Seinigen willen alles tut; und wenn um des Gemeinwohls und um des Nächsten willen, er es nur des Scheines wegen tut.

7368. Um seinet- und um der Seinigen willen, wird gesagt, weil er mit den Seinigen, und die Seinigen mit ihm eins ausmachen; z.B. wenn jemand um der Gattin, der Kinder, Enkel, Tochtermänner, Schwiegertöchter willen etwas tut, so tut er es um seinetwillen, weil es die Seinigen sind. Ebenso wer (es tut) um der Verwandten und um der Freunde willen, die seine Selbstliebe begünstigen und sich dadurch mit ihm verbinden; denn solche machen durch diese Verbindung eins mit ihm aus, d.h., sie sehen sich in ihm und ihn in sich.

7369. In dem Maß, als der Mensch in der Selbstliebe ist, entfernt er sich von der Nächstenliebe, folglich entfernt sich der Mensch in dem Maß, als er in der Selbstliebe ist, vom Himmel; denn im Himmel herrscht die Nächstenliebe. Hieraus folgt auch, daß in dem Maß, als der Mensch in der Selbstliebe ist, er in der Hölle ist; denn in der Hölle herrscht die Selbstliebe.

7370. Ferner ist in der Selbstliebe derjenige Mensch, der den Nächsten im Vergleich mit sich verachtet, der ihn als einen Feind betrachtet, wenn er ihm nicht geneigt ist und ihn nicht verehrt; noch mehr in der Selbstliebe ist, wer deshalb den Nächsten haßt und verfolgt; und noch mehr, wer deshalb von Rachgier gegen ihn glüht und sein Verderben sucht. Solche haben zuletzt ihre Lust daran, gegen den Nächsten zu wüten; und ebendieselben werden, wenn sie zugleich Ehebrecher sind, grausam.

7371. Die Lust, die diese in solchen Dingen empfinden, ist die Lust der Selbstliebe. Diese Lust beim Menschen ist eine höllische Lust. Alles was der Liebe gemäß geschieht, ist eine Lust; deshalb kann auch aus der Lust erkannt werden, von welcher Art die Liebe ist.

7372. Das, was soeben Nr. 7370 erwähnt wurde, bildet die Kennzeichen, aus denen man ersieht, welche Menschen in der Selbstliebe sind. Es kommt nicht darauf an, wie sie äußerlich erscheinen, ob stolz oder demütig, denn jene Triebe sind im inwendigen Menschen; der inwendige Mensch aber wird heutzutage von den meisten geheim gehalten, und der äußere Mensch wird gelehrt dasjenige zur Schau zu tragen, was der Liebe des Gemeinwesens und des Nächsten angehört, somit das Gegenteil; und zwar ebenfalls um seinet- und um der Welt willen.

7373. Die Weltliebe aber regiert beim Menschen, d.h., der Mensch ist in der Weltliebe, wenn er in dem, was er denkt und tut, eben nichts als den Gewinn bezielt und beabsichtigt, und sich nicht darum kümmert, ob es zum Nachteil des Nächsten und des Gemeinwesens geschehe (oder nicht).

7374. In der Weltliebe sind ferner diejenigen, die durch ausgedachte Kunstgriffe, mehr noch die, welche durch listige Ränke und Betrügereien die Güter anderer an sich zu bringen suchen. Die, in denen diese Liebe herrscht, beneiden andere um ihre Güter und sind begierig nach denselben, und soweit sie die Gesetze nicht fürchten, rauben und plündern sie.

7375. Diese beiden Arten der Liebe wachsen in dem Maße, als ihnen die Zügel gelassen, und der Mensch in sie eingeht; und zuletzt wachsen sie übermäßig, so daß sie nicht nur über alle in ihrem Gebiete herrschen wollen, sondern auch darüber hinaus, bis an die Enden der Erde. Ja diese Arten der Liebe erheben sich, wenn ihnen die Zügel gelassen werden, bis zum Gott des Weltalls, d.h. so hoch, daß die, welche in denselben sind, auf den Thron Gottes steigen, und als Gott selber verehrt sein wollen, gemäß dem, was bei Jesajas von Luzifer gesagt wird, unter dem die verstanden werden, die in diesen Arten der Liebe sind, und Babel genannt werden: "Du hast gesagt in deinem Herzen: Ich will in den Himmel steigen, über die Sterne Gottes will ich erhöhen meinen Thron, und sitzen auf dem Berge der Zusammenkunft, auf den Seiten der Mitternacht; steigen will ich über die Höhen der Wolken, und gleich werden dem Höchsten; aber zur Hölle bist du hinabgeworfen": Jes.14/13-15.

7376. Aus diesem kann nun erhellen, daß jene beiden Arten der Liebe die Quelle alles Bösen sind, denn sie sind das gerade Gegenteil von der Liebe gegen den Nächsten und von der Liebe zum Herrn, somit auch das gerade Gegenteil vom Himmel, wo die Liebe zum Herrn und die Liebe gegen den Nächsten herrschen. Folglich sind es diese Liebesarten, nämlich die Selbst- und Weltliebe, welche die Hölle beim Menschen machen, denn in der Hölle herrschen diese zwei Arten der Liebe.

7377. Von diesen Arten der Liebe werden aber keineswegs diejenigen beherrscht, die nach Ehrenstellen trachten, nicht um ihrer selbst, sondern um des Vaterlandes willen, und die nach Vermögen trachten, nicht um des Vermögens willen, sondern wegen der Lebensbedürfnisse sowohl für sich, als die Ihrigen, sodann wegen des guten Nutzzweckes, um deswillen ihnen der Wohlstand Freude macht. Ehrenstellen und Vermögen sind bei solchen (nur) Mittel zum Wohltun.

7488. Aus dem, was über die Selbst- und Weltliebe gesagt wurde, wird klar, daß von diesen alles Böse herkommt; und weil alles Böse, so kommt von daher auch alles Falsche; und umgekehrt, aus der Liebe zum Herrn und der Liebe gegen den Nächsten kommt alles Gute her, und weil alles Gute, so kommt von daher auch alles Wahre.

7489. Weil es so ist, so ist klar, daß in dem Maß, als der Mensch in der Selbst- und Weltliebe ist, er nicht in der Liebe gegen den Nächsten, weniger noch in der Liebe zum Herrn ist; denn sie sind einander entgegengesetzt.

7490. Auch ist klar, daß in dem Maß, als der Mensch in der Selbst- und Weltliebe ist, er nicht weiß, was Liebtätigkeit ist, bis er schließlich nicht weiß, daß sie ist. Ferner, daß der Mensch in dem Maß auch nicht weiß, was Glaube ist, bis er zuletzt nicht weiß, daß er etwas ist; wie auch, daß der Mensch in dem Maß nicht weiß, was das Gewissen ist, bis er am Ende nicht weiß, daß es ist. Ja sogar, daß der Mensch in demselben Maß nicht weiß, was das Geistige, somit auch nicht, was das Leben des Himmels ist. Endlich, daß er nicht glaubt, es gebe einen Himmel, und es gebe eine Hölle, mithin auch nicht glaubt, es gebe ein Leben nach dem Tod. Diese Wirkung hat die Selbst- und Weltliebe, wenn sie regiert.

7491. Das Gute der himmlischen Liebe und das Wahre ihres Glaubens fließt fortwährend vom Herrn ein, wo aber die Selbst- und Weltliebe regiert, da wird es nicht aufgenommen; sondern bei denen, in welchen diese beiden Arten der Liebe regiert, d.h. fortwährend in ihren Gedanken, in ihren Zwecken und ihrem Willen gegenwärtig sind, und bei denen sie das Leben bilden, wird das Gute und Wahre, das vom Herrn einfließt, entweder verworfen, oder ausgelöscht, oder verkehrt.

HG 7492

7492. Bei denen es verworfen wird, bei denen ist das Gute, das der Liebe angehört, und das Wahre, das dem Glauben angehört, ein Gegenstand der Verachtung und auch des Widerwillens.

Bei denen es aber ausgelöscht wird, bei denen wird das Gute, das der Liebe angehört, und das Wahre, das dem Glauben angehört, geleugnet, und das Böse und Falsche, welches das Gegenteil ist, bejaht.

Bei denen es aber verkehrt wird, bei denen wird das Gute, das der Liebe angehört, und das Wahre, das dem Glauben angehört, mißdeutet, und zugunsten des Bösen und daher des Falschen angewendet.

7493. Die Selbst- und Weltliebe fängt an beim Menschen zu regieren, wann er urteilsfähig und selbständig wird; denn alsdann fängt der Mensch an, aus sich oder aus dem Seinigen zu denken, und dann fängt er auch an, dasselbe sich anzueignen; und zwar um so mehr, je mehr er sich in Ansehung des Lebens im Bösen bestärkt.

In dem Maß als der Mensch sich Böses aneignet, trennt der Herr (von ihm) das Gute der Unschuld und der Liebtätigkeit, das der Mensch in der Kindheit und im Knabenalter empfangen hat, und nachher von Zeit zu Zeit empfängt, und verbirgt es in seinem Inneren. Denn das Gute der Unschuld und das Gute der Liebtätigkeit kann keineswegs zusammen sein mit dem Bösen jener Liebesarten; und doch will der Herr nicht, daß es verlorengehe.

7494. Daher haben die, welche bei sich das Gute, das der Liebe angehört, und das Wahre, das dem Glauben angehört, entweder verkehren, oder auslöschen, oder verwerfen, kein Leben in sich; denn das Leben, das vom Göttlichen (herstammt), besteht im Wollen des Guten und im Glauben des Wahren. Diejenigen aber, die das Gute nicht wollen, sondern das Böse, und das Wahre nicht glauben, sondern das Falsche, haben das Gegenteil des Lebens; und dieses Gegenteil des Lebens ist die Hölle und wird Tod genannt, und solche heißen auch Tote.

Daß das Leben der Liebe und des Glaubens Leben genannt wird, und auch ewiges Leben, und die Menschen, die es in sich haben, Lebendige; und daß das Gegenteil des Lebens Tod heißt, und auch ewiger Tod, und jene Menschen Tote, erhellt aus mehreren Stellen im Wort, wie

bei Matthäus: 4/16; 8/21,22; 18/8,9; 19/16,17,29.

bei Johannes: 3/15,16,36; 5/24,25; 6/33,35,47,48,50,51,53,57,58,63; 8/21,24,51; 10/10; 11/25,26; 14/6,19; 17/2,3; 20/31 und anderwärts.

 

Das Gute und Wahre, und seine Verbindung

7623. Zweierlei ist es, was vom Herrn ausgeht, und daher in seinem Ursprung göttlich ist; das eine ist das Gute, das andere ist das Wahre. Daher sind es diese beiden, die im Himmel herrschen, ja den Himmel ausmachen: diese beiden werden in der Kirche Liebtätigkeit und Glaube genannt.

7624. Das Gute und Wahre ist, wenn es vom Herrn ausgeht, ganz und gar vereint, und zwar so vereint, daß beide nicht zwei, sondern eins ausmachen; daher sind diese zwei auch eins im Himmel, und weil sie eins sind im Himmel, deshalb ist der Himmel das Bild des Herrn. Ebenso würde auch die Kirche sein, wenn Liebtätigkeit und Glaube in derselben eins wären.

7625. Eine Vorstellung vom Guten der Liebtätigkeit und vom Wahren des Glaubens kann man sich durch die Sonne und ihr Licht bilden: wenn das von der Sonne ausgehende Licht mit der Wärme verbunden ist, was zur Zeit des Frühlings und Sommers der Fall ist, dann keimt und lebt alles auf Erden; wenn hingegen im Lichte keine Wärme ist, wie zur Winterzeit, dann erstarrt und erstirbt alles auf Erden.

Im Worte wird der Herr auch mit der Sonne verglichen, und das mit dem Guten verbundene Wahre, das von Ihm ausgeht, wird mit dem Lichte verglichen. Im Worte wird das Wahre das Licht des Glaubens und das Gute der Liebe Feuer genannt. Die Liebe ist auch wirklich das Feuer des Lebens, und der Glaube das Licht des Lebens.

7626. Hieraus kann man sich auch eine Vorstellung vom Menschen der Kirche machen: wie er beschaffen ist, wenn bei ihm der Glaube mit der Liebtätigkeit verbunden ist, daß er nämlich wie ein Garten und Paradies ist; und wie er beschaffen ist, wenn bei ihm der Glaube nicht mit der Liebtätigkeit verbunden ist, daß er dann nämlich wie eine Wüste und ein mit Schnee bedecktes Land ist.

7627. Jeder Mensch kann schon aus dem Lichte seines natürlichen Menschen sehen, daß das Wahre und Gute übereinstimmen, wie auch, daß sie verbunden werden können; ebenso der Glaube und die Liebtätigkeit. Ferner daß das Wahre und Böse nicht übereinstimmen, und daß sie nicht verbunden werden können.

Das gleiche bezeugt auch die Erfahrung selbst: wer im Bösen ist in Ansehung des Lebens, ist entweder im Falschen in betreff des Glaubens, oder in keinem Glauben, oder ganz und gar gegen den Glauben.

Und was ein Geheimnis ist: wer im Bösen ist in Rücksicht des Lebens, der ist auch im Falschen seines Bösen, wiewohl er glaubt, er sei im Wahren. Daß er glaubt im Wahren zu sein, kommt daher, weil er in einem Beredungsglauben ist, worüber im Folgenden.

7752. Das Gute und Wahre ist es, worauf alles im Universum sich bezieht. Was sich nicht darauf bezieht, ist nicht in der göttlichen Ordnung; und was sich nicht auf beides zugleich bezieht, bringt nichts hervor; das Gute bringt hervor und das Wahre dient ihm als Mittel dazu.

7753. Das Folgende möge zur Erläuterung dienen, wie es sich mit dem geistig Guten und Wahren verhält, das Liebtätigkeit und Glauben genannt wird. Daß nämlich alles, was Sache der Kirche ist, sich auf diese beiden bezieht, und was sich nicht darauf bezieht, auch nichts von der Kirche in sich hat. Daß ferner, was nicht beides in sich enthält, keine Frucht hervorbringt, d.h. kein Gutes der Liebtätigkeit oder des Glaubens.

7754. Damit nämlich etwas hervorgebracht werde, müssen zwei Kräfte vorhanden sein: eine, welche die tätige, und eine, welche die leidende heißt. Die eine ohne die andere erzeugt nichts. Solche Lebenskräfte sind die Liebtätigkeit und der Glaube im Menschen der Kirche.

7755. Das erste der Kirche ist das Gute, das zweite ist das Wahre. D.h., das erste der Kirche ist die Liebtätigkeit, und das zweite ist der Glaube; denn das Wahre der Glaubenslehre ist (notwendig) wegen des Guten des Lebens. Der Zweck, um dessenwillen etwas besteht, ist das erste.

7756. Mit der Verbindung des Guten, das Sache der Liebtätigkeit, und des Wahren, das Sache des Glaubens ist beim Menschen, verhält es sich in folgender Weise:

Das Gute, das Sache der Liebtätigkeit ist, dringt vermittels der Seele beim Menschen ein; das Wahre aber, das Sache des Glaubens ist, vermittels des Gehörs. Jenes fließt unmittelbar vom Herrn ein, dieses hingegen mittelbar durch das Wort. Deshalb wird der Weg, auf dem das Gute der Liebtätigkeit eindringt, der innere Weg genannt, und der Weg, auf dem das Glaubenswahre eintritt, der äußere Weg.

Was auf dem inneren Weg eindringt, wird nicht wahrgenommen, weil es nicht deutlich in die Sinne fällt; was aber auf dem äußeren Wege eindringt, das wird wahrgenommen, weil es deutlich in die Sinne fällt; daher kommt es, daß dem Glauben das ganze der Kirche zugeschrieben wird. Anders bei denen, die wiedergeboren sind: bei ihnen wird das Gute der Liebtätigkeit deutlich wahrgenommen.

7757. Die Verbindung des Guten der Liebtätigkeit mit dem Wahren des Glaubens geschieht im Inneren des Menschen. Das Gute selbst, das vom Herrn einfließt, nimmt daselbst das Wahre auf und eignet es sich an, und bewirkt dadurch, daß beim Menschen das Gute gut, und das Wahre wahr ist, oder daß die Liebtätigkeit (wahre) Liebtätigkeit ist, und der Glaube wahrer Glaube.

Ohne diese Verbindung ist die Liebtätigkeit keine Liebtätigkeit, sondern nur natürliche Güte, und der Glaube ist kein Glaube, sondern nur das Wissen solcher Dinge, die Sachen des Glaubens sind, und bisweilen nur eine Selbstberedung, daß etwas so sei, um dadurch Gewinn oder Ehre zu erlangen.

7758. Wenn aber das Wahre mit dem Guten verbunden ist, heißt es nicht mehr Wahres, sondern Gutes; somit heißt der Glaube, wenn er mit der Liebtätigkeit verbunden ist, nicht mehr Glaube, sondern Liebtätigkeit. Der Grund ist, weil der Mensch alsdann das Wahre will und tut, und was er will und tut, das wird sein Gutes genannt.

7759. Mit der Verbindung des Guten der Liebtätigkeit mit dem Glaubenswahren verhält es sich ferner so, daß dieses Gute seine Beschaffenheit vom Wahren empfängt, und das Wahre sein Wesen vom Guten. Daraus folgt, daß die Beschaffenheit des Guten sich gemäß den Wahrheiten verhält, mit denen es verbunden wird, deshalb wird das Gute echt, wenn das Wahre, mit dem es verbunden wird, echt ist.

Echte Glaubenswahrheiten können aber nur innerhalb der Kirche sein, nicht so außerhalb derselben, denn innerhalb der Kirche ist das Wort.

7760. Außerdem empfängt auch das Gute der Liebtätigkeit seine Beschaffenheit durch die Menge der Glaubenswahrheiten; wie auch durch die Verknüpfung der einen Wahrheit mit der anderen. Auf diese Weise wird das geistig Gute beim Menschen gebildet.

7761. Man muß wohl unterscheiden zwischen dem geistig Guten und dem natürlich Guten: das geistig Gute hat seine Beschaffenheit von den Wahrheiten des Glaubens, von der Menge derselben und ihrer Verknüpfung; das natürlich Gute hingegen entsteht und tritt hervor durch Zufälligkeiten, z.B. durch Unglücksfälle, Krankheiten und dergleichen.

Das natürlich Gute macht keinen selig, das geistig Gute aber macht alle selig. Der Grund ist, weil das Gute, das durch die Glaubenswahrheiten gebildet wird, die Grundlage ist, in welcher der Himmel, d.h. der Herr durch den Himmel einfließen, den Menschen führen und ihn vom Bösen abhalten, und nachher in den Himmel erheben kann. Beim natürlich Guten aber ist dies nicht der Fall. Deshalb können diejenigen, die im natürlich Guten sind, ebenso leicht vom Falschen, als vom Wahren hingerissen werden, wenn nur das Falsche in der Gestalt des Wahren erscheint; und ebenso leicht vom Bösen als vom Guten geführt werden, wenn nur das Böse sich als Gutes darstellt; sie sind wie Federn im Winde.

 

Vertrauen und Zuversicht

7762. Das Vertrauen oder die sogenannte Glaubenszuversicht, die auch Glaube genannt wird, ist kein geistiges Vertrauen oder Zuversicht, sondern ein natürliches.

Das geistige Vertrauen oder Zuversicht hat sein Wesen und Leben aus dem Guten der Liebe, nicht aber aus dem (von der Liebe) getrennten Glaubenswahren. Das Vertrauen des getrennten Glaubens ist ein totes. Deswegen ist kein wahres Vertrauen möglich bei denen, die ein böses Leben geführt haben; auch selbst das Vertrauen, daß Seligmachung stattfinde durch das Verdienst des Herrn, wie auch immer das Leben gewesen sei, ist nicht aus dem Wahren.

 

Der Mensch kann aufwärts (zum Herrn) oder abwärts (zu sich) blicken

7814. Der Mensch ist so geschaffen, daß er aufwärts oder über sich blicken kann und auch abwärts oder unter sich. Aufwärts blicken heißt auf den Nächsten blicken, auf das Vaterland, auf die Kirche, zum Himmel, besonders zum Herrn; unter sich blicken heißt zur Erde, zur Welt, und besonders auf sich blicken.

7815. Auf den Nächsten, auf das Vaterland und auf die Kirche blicken, heißt über sich blicken, weil es soviel ist als auf den Herrn schauen; denn der Herr ist in der Liebtätigkeit, und Sache der Liebtätigkeit ist es auch, den Nächsten sehen, auch das Vaterland und die Kirche, d.h. ihnen wohl wollen. Diejenigen aber blicken unter sich, die sich davon abwenden und nur sich wohlwollen.

7816. Über sich blicken heißt auch erhoben werden vom Herrn; denn niemand kann den Blick über sich erheben, wenn er nicht von Dem erhoben wird, der oben ist. Hingegen unter sich blicken geht vom Menschen aus, weil er sich dann nicht erheben läßt.

7817. Die, welche im Guten der Liebtätigkeit und des Glaubens sind, blicken über sich, weil sie vom Herrn erhoben werden. Die aber, die nicht im Guten der Liebtätigkeit und des Glaubens sind, blicken unter sich, weil sie nicht vom Herrn erhoben werden.

Der Mensch blickt dann unter sich, wenn er den Einfluß des Guten und Wahren vom Herrn auf sich hinwendet. Wer das vom Herrn einfließende Gute und Wahre auf sich hinwendet, sieht sich und die Welt vor sich, aber den Herrn mit Seinem Guten und Wahren sieht er nicht, weil diese ihm im Rücken sind; daher kommen sie für ihn in solches Dunkel, daß er sich nicht darum kümmert, und zuletzt sie leugnet.

7818. Unter dem Blicken nach oben und nach unten wird verstanden, "zum Zweck haben" oder "über alles lieben", somit wird unter dem Blicken nach oben verstanden: das, was dem Herrn und dem Himmel angehört, zum Zwecke haben und über alles lieben; und durch den Blick nach unten wird verstanden: das, was dem eigenen Ich und der Welt angehört, über alles lieben und zum Zweck haben. Das Innere des Menschen wendet sich auch wirklich dahin, wohin seine Liebe sich wendet.

7819. Der Mensch, der im Guten der Liebtätigkeit und des Glaubens ist, liebt auch sich und die Welt, jedoch nicht anders, als wie man die Mittel zum Zweck liebt; bei ihm hat die Liebe zu sich den Herrn im Auge, denn er liebt sich als Mittel zu dem Zweck, dem Herrn dienen zu können, und die Liebe zur Welt hat bei ihm die Liebe zum Nächsten im Auge, denn er liebt die Welt nur als Mittel um des Zweckes willen, damit er dem Nächsten dienen könne. Wenn also das Mittel um des Zweckes willen geliebt wird, dann wird nicht das Mittel geliebt, sondern der Zweck.

7820. Daraus kann man ersehen, daß die, welche in der Herrlichkeit der Welt sind, d.h. vor anderen in Hoheit und Wohlstand, ebenso über sich blicken können zum Herrn, wie die, welche nicht in Hoheit und Wohlstand sind; denn dann blicken sie über sich, wenn sie Hoheit und Wohlstand als Mittel betrachten, und nicht als Zweck.

7821. Über sich blicken ist dem Menschen eigen, unter sich blicken aber ist den Tieren eigen. Daraus folgt, daß der Mensch in dem Maße, als er unter sich oder abwärts blickt, ein Tier ist; und auch ein Bild der Hölle; und daß er, in dem Maße als er aufwärts oder über sich blickt, ein Mensch und auch ein Bild des Herrn ist.

 

Liebtätigkeit und Glaube

8033. Was Liebtätigkeit und was Glaube sei beim Menschen, soll nun gesagt werden:

Liebtätigkeit ist eine innere Neigung, die darin besteht, daß man dem Nächsten von Herzen Gutes tun will, so daß dies der Lustreiz (oder die Freude) des Lebens ist, und zwar ohne Hinblick auf Vergeltung.

8034. Der Glaube aber ist eine innere Neigung, die darin besteht, daß man von Herzen zu erkennen wünscht, was wahr und was gut ist, und zwar nicht wegen der Lehre als des Zweckes, sondern um des Lebens willen. Diese Neigung verbindet sich mit der Neigung der Liebtätigkeit dadurch, daß man dem Wahren gemäß handeln, somit das Wahre selbst tun will.

8035. Diejenigen, die in der echten Neigung der Liebtätigkeit und des Glaubens sind, glauben, daß sie nichts Gutes aus sich wollen, und daß sie nichts Wahres aus sich verstehen, sondern daß das Wollen des Guten und das Verständnis des Wahren vom Herrn sei.

8036. Das ist also Liebtätigkeit, und das ist Glaube. Die in diesen (beiden) sind, haben in sich das Reich des Herrn und den Himmel, und in ihnen ist die Kirche. Sie sind es auch, die vom Herrn wiedergeboren sind, und von Ihm einen neuen Willen und einen neuen Verstand empfangen haben.

8037. Die, welche die Liebe zu sich und die Liebe zur Welt zum Zweck haben, können nimmermehr in der Liebtätigkeit und im Glauben sein. Die in solchen Arten der Liebe sind, wissen nicht einmal, was Liebtätigkeit und was Glaube ist, und begreifen gar nicht, daß dem Nächsten Gutes wollen ohne Wiedervergeltung der Himmel im Menschen sei, und daß dieser Neigung eine so große Glückseligkeit innewohne, wie die der Engel, die unaussprechlich ist; denn sie glauben, wenn man sie der Freude beraube, die aus der Herrlichkeit der Ehrenstellen und des Wohlstandes stammt, dann gebe es keine Freude mehr (für sie), während doch dann erst die himmlische Freude anfängt, die unaussprechlich (über jene) hinausgeht.

8120. Man glaubt, die Liebtätigkeit bestehe darin, den Armen zu geben, dem Dürftigen Hilfe zu leisten, und jedermann Gutes zu tun, gleichwohl aber besteht die echte Liebtätigkeit darinnen, daß man mit Klugheit handelt, und zwar in der Absicht, damit Gutes daraus hervorgehe:

Wer einem böswilligen Armen oder Dürftigen Hilfe leistet, der tut durch ihn dem Nächsten Böses; denn durch die Hilfe, die er ihm leistet, bestärkt er ihn im Bösen und verschafft ihm die Mittel, anderen Böses zu tun; anders, wer dem Guten Hilfe leistet.

8121. Die Liebtätigkeit gegen den Nächsten erstreckt sich aber viel weiter als auf die Armen und Dürftigen. Liebtätigkeit gegen den Nächsten ist, recht zu tun in jedem Werk, und seine Pflicht (zu erfüllen) in jedem Berufe:

Wenn der Richter Gerechtigkeit handhabt um des Gerechten willen, übt er Liebtätigkeit gegen den Nächsten. Wenn er den Schuldigen bestraft und den Unschuldigen freispricht, übt er Liebtätigkeit gegen den Nächsten; denn auf diese Weise sorgt er für seine Mitbürger, für sein Vaterland und auch für das Reich des Herrn: dadurch nämlich, daß er das Gerechte um der Gerechtigkeit willen tut, (sorgt er) für das Reich des Herrn, indem er den Unschuldigen freispricht, sorgt er für seine Mitbürger, und indem er den Schuldigen bestraft, für sein Vaterland.

Der Geistliche, der das Wahre lehrt und zum Guten führt um des Wahren und Guten willen, übt Liebtätigkeit; wer aber solches nur um seinet- und um der Welt willen tut, übt nicht Liebtätigkeit, weil er nicht den Nächsten sondern sich selbst liebt.

8122. Ebenso verhält es sich mit allen übrigen, mögen sie in irgendeinem Amte sein oder nicht: so z.B. mit den Kindern gegen die Eltern und mit den Eltern gegen die Kinder, mit den Dienern gegen ihre Herren und mit den Herren gegen ihre Diener, mit den Untertanen gegen den König und mit dem König gegen die Untertanen; wer von diesen seine Pflicht erfüllt aus Pflichtgefühl und das Gerechte tut aus Gerechtigkeit, der übt Liebtätigkeit.

8123. Dies alles gehört zur Liebtätigkeit gegen den Nächsten, weil jeder Mensch der Nächste ist, aber in verschiedener Weise: Nr. 6818. Eine kleinere und größere Gesellschaft ist der Nächste in höherem Grade: Nr. 6819, 6820; mehr noch ist das Vaterland der Nächste: Nr. 6819, 6821; noch mehr die Kirche: Nr. 6819, 6822; und noch mehr das Reich des Herrn: Nr. 6819, 6823; aber mehr als alle der Herr: Nr. 6819, 6824. Im ganz allgemeinen Sinne ist das Gute, das vom Herrn ausgeht, der Nächste: Nr. 6706, 6711; folglich auch das Gerechte und Rechte. Deshalb liebt jeder, wer irgendwelches Gute tut um des Guten willen, und Gerechtes um der Gerechtigkeit willen, den Nächsten und übt Liebtätigkeit; denn er tut es aus Liebe zum Guten und Gerechten und also aus Liebe zu denen, in denen das Gute und Gerechte ist. Wer hingegen Ungerechtes tut um irgendeines Gewinnes willen, der haßt den Nächsten.

8124. Wer in Liebtätigkeit gegen den Nächsten ist aus innerer Neigung, bei dem ist in jedem einzelnen, was er denkt und redet, und was er will und tut, Liebtätigkeit gegen den Nächsten. Man kann sagen, daß der Mensch oder der Engel in Ansehung seines Inneren Liebtätigkeit sei, wenn das Gute ihm der Nächste ist.

So weit erstreckt sich die Liebtätigkeit gegen den Nächsten.

8252. Der Mensch der Kirche muß ein Leben der Frömmigkeit und ein Leben der Liebtätigkeit haben, und beide müssen verbunden sein, denn ein Leben der Frömmigkeit ohne ein Leben der Liebtätigkeit nützt zu nichts, aber dieses mit jenem vereinigt, ist zu allem nütze.

8253. Das Leben der Frömmigkeit besteht darin, daß man fromm denkt und fromm redet, fleißig dem Gebete obliegt, sich demütig benimmt, häufig die Kirche besucht und dabei die Predigten andächtig anhört, mehrmals im Jahr das heilige Abendmahl feiert, und ebenso die anderen gottesdienstlichen Handlungen nach den Satzungen der Kirche vollzieht.

Das Leben der Liebtätigkeit aber besteht darin, daß man dem Nächsten wohl will und Gutes erweist, bei jedem Werke nach Gerechtigkeit und Billigkeit, und aus dem Guten und Wahren handelt, desgleichen in jedem Berufe. Mit einem Worte, das Leben der Liebtätigkeit besteht im Vollbringen nützlicher Handlungen, d.h. in Nutzleistungen.

8254. Die eigentlichste Verehrung des Herrn besteht in einem Leben der Liebtätigkeit, nicht aber in einem Leben der Frömmigkeit ohne jenes.

Ein Leben der Frömmigkeit führen ohne das Leben der Liebtätigkeit heißt: für sich allein sorgen und bedacht sein, und nicht für den Nächsten. Hingegen ein Leben der Frömmigkeit führen vereint mit dem Leben der Liebtätigkeit heißt: für sich sorgen um des Nächsten willen. Jenes Leben geht hervor aus der Liebe zu sich, dieses aber aus der Liebe zum Nächsten.

HG 8255

8255. Daß im Tun des Guten die Verehrung des Herrn besteht, erhellt aus den Worten des Herrn Matth.7/24,26: "Ein jeglicher, der diese Meine Worte hört und sie tut, den vergleiche Ich einem klugen Manne; jeder aber, der diese Meine Worte hört und sie nicht tut, der ist einem törichten Manne gleich".

8256. Der Mensch ist auch wirklich so beschaffen wie das Leben seiner Liebtätigkeit, nicht aber so, wie das Leben seiner Frömmigkeit ohne jenes. Daher bleibt das Leben der Liebtätigkeit dem Menschen in Ewigkeit, das Leben der Frömmigkeit aber nur so weit, als dieses mit jenem übereinstimmt.

Daß das Leben der Liebtätigkeit dem Menschen in Ewigkeit bleibt, erhellt auch aus den Worten des Herrn bei Matth.16/27: "Des Menschen Sohn wird kommen in der Herrlichkeit Seines Vaters mit Seinen Engeln, und dann wird Er einem jeglichen vergelten nach seinen Werken"; und bei Joh.5/29: "Es werden hervorgehen, die Gutes getan haben zur Auferstehung des Lebens, die aber Böses getan haben zur Auferstehung des Gerichts"; ferner aus dem, was bei Matth.25/31-46 steht.

8257. Unter dem Leben, durch das der Herr hauptsächlich verehrt wird, wird im Worte das Leben nach seinen Geboten verstanden, denn durch diese weiß der Mensch, was Glaube und was Liebtätigkeit ist; dieses Leben ist das christliche Leben und wird das geistige Leben genannt. Ein Leben hingegen nach den Gesetzen des Gerechten und Ehrbaren ohne jenes ist ein bürgerliches und moralisches Leben; dieses Leben macht, daß der Mensch ein Weltbürger ist, jenes aber, daß er ein Himmelsbürger ist.

 

Sündenbekenntnis und Buße

8387. Wer selig werden will, muß seine Sünden bekennen und Buße tun.

8388. Die Sünden bekennen heißt, das Böse erkennen, es bei sich sehen, es anerkennen, sich schuldig fühlen und darum sich selbst verdammen. Wenn dies vor Gott geschieht, dann ist ein (wahrhaftes) Bekennen der Sünden.

8389. Buße tun heißt, nachdem man seine Sünden in solcher Weise bekannt und mit demütigem Herzen um Vergebung gefleht hat, von denselben ablassen und ein neues Leben nach den Geboten des Glaubens führen.

8390. Wer nur im allgemeinen anerkennt, daß er ein Sünder sei, und sich alles Bösen für schuldig hält, aber sich nicht erforscht, d.h. seine Sünden sieht, der legt ein Bekenntnis ab, aber kein Bekenntnis der Buße, denn er lebt nachher, wie zuvor.

8391. Wer ein Glaubensleben führt, der tut täglich Buße, denn er denkt über das Böse nach, das in ihm ist, erkennt es als solches, hütet sich vor demselben und bittet den Herrn um Hilfe; denn aus sich selbst fällt der Mensch beständig, aber vom Herrn wird er fortwährend wieder aufgerichtet. Aus sich fällt er, wenn er daran denkt, etwas Böses zu wollen, und vom Herrn wird er aufgerichtet, wenn er dem Bösen widersteht und es deshalb nicht tut. In einem solchen Zustande befinden sich alle, die im Guten sind. Die aber im Bösen sind, fallen beständig, und werden zwar auch beständig vom Herrn aufgerichtet, jedoch nur, damit sie nicht in die allerschlimmste Hölle fallen, wohin sie mit aller Kraft streben, sondern in eine mildere.

8392. Die Buße, die im Zustand der Freiheit stattfindet, hat Wert, aber (die Buße) im Zustand des Zwanges hat keinen Wert. Ein Zustand des Zwanges ist der Zustand der Krankheit, der Zustand der Niedergeschlagenheit wegen eines Unglücksfalles, der Zustand des herannahenden Todes, kurz, jeder Zustand der Furcht, der den Gebrauch der gesunden Vernunft stört. Wer böse ist, und in einem erzwungenen Zustand Buße verspricht, und auch Gutes tut, der kehrt, wenn er wieder in den Zustand der Freiheit kommt, zu seinem früheren bösen Leben zurück. Anders verhält es sich mit dem guten Menschen, für ihn sind jene Zustände Zustände einer Versuchung, in der er siegt.

8393. Eine Buße mit dem Munde, aber nicht mit dem Leben ist keine Buße. Durch die Buße des Mundes werden die Sünden nicht vergeben, sondern durch die Buße des Lebens.

Die Sünden werden dem Menschen beständig vom Herrn vergeben, denn Er ist die Barmherzigkeit selbst, allein die Sünden kleben dem Menschen an, wie sehr er auch meint, daß sie vergeben seien, und sie werden auch nicht von ihm entfernt, außer durch ein Leben nach den Geboten des Glaubens; inwieweit er diesen gemäß lebt, insoweit werden die Sünden entfernt, und in dem Maße, als sie entfernt werden, sind sie ihm vergeben; denn der Mensch wird durch den Herrn vom Bösen abgehalten und im Guten gehalten. Er kann aber im anderen Leben nur so weit vom Bösen abgehalten werden, als er im Leben des Körpers dem Bösen widerstanden hat, und nur so weit kann er dann im Guten gehalten werden, als er im Leben des Körpers aus Neigung das Gute getan hat.

Hieraus kann erhellen, was die Vergebung der Sünden sei und woher sie komme. Wer da glaubt, daß die Sünden auf andere Weise vergeben werden, der irrt sich sehr.

8394. Wenn der Mensch sich erforscht, seine Sünden anerkannt und Buße getan hat, muß er im Guten bleiben bis an sein Lebensende. Wenn er aber hernach wieder in sein früheres böses Leben zurückfällt, und dieses lieb gewinnt, dann begeht er eine Entweihung, denn dann verbindet er das Böse mit dem Guten; dadurch wird sein späterer Zustand schlimmer als sein früherer, nach den Worten des Herrn:

"Wenn aber der unreine Geist ausgefahren ist vom Menschen, durchwandert er dürre Stätten, sucht Ruhe und findet sie nicht; da spricht er denn: Ich will zurückkehren in mein Haus, von dem ich ausgegangen bin. Und wenn er kommt, findet er es leerstehen, gefegt und geschmückt; alsdann geht er hin, und nimmt zu sich sieben andere Geister, die schlimmer sind als er selbst, und wenn sie hereingekommen sind, wohnen sie daselbst, und das letzte desselbigen Menschen wird schlimmer als das erste": Matth.12/43-45.

 

Erbsünde

8548. Wer kein geistiges Leben aufnimmt, d.h., wer nicht vom Herrn von neuem geboren wird, kann nicht in den Himmel kommen. Dies lehrt der Herr bei Joh.3/3: "Wahrlich, wahrlich, Ich sage dir, so jemand nicht von neuem geboren wird, kann er das Reich Gottes nicht sehen".

8549. Der Mensch wird von seinen Eltern nicht in das geistige, sondern in das natürliche Leben geboren.

Geistiges Leben heißt: Gott über alles lieben, und den Nächsten wie sich selbst; und zwar gemäß den Geboten des Glaubens, die der Herr im Worte gelehrt hat. Natürliches Leben aber heißt: sich und die Welt mehr als den Nächsten lieben, ja mehr als Gott selbst.

8550. Jeder Mensch wird in das Böse der Selbst- und Weltliebe von seinen Eltern geboren. Jedes Böse, das durch Gewohnheit gleichsam zur Natur geworden ist, geht auf die Nachkommenschaft über; also allmählich von den Eltern, den Großeltern und Urgroßeltern in langer aufsteigender Reihenfolge; daher wird die Übertragung des Bösen zuletzt so groß, daß alles eigene Leben des Menschen nichts als Böses ist. Diese beständige Ableitung und Vererbung wird nicht unterbrochen oder verändert, außer durch ein Leben des Glaubens und der Liebtätigkeit vom Herrn.

8551. Was der Mensch aus Vererbung an sich hat, dahin neigt er sich beständig und in dieses verfällt er: daher befestigt er selbst dieses Böse bei sich und fügt auch aus sich noch mehr hinzu.

8552. Dieses Böse ist dem geistigen Leben ganz entgegengesetzt, es zerstört dasselbe; denn dann will der Mensch nichts anderes, und denkt daher auch auf nichts anderes, als was der Hölle angehört. Deshalb kommt der Mensch in Verdammnis, wenn er nicht vom Herrn in Ansehung des geistigen Lebens von neuem empfangen, von neuem geboren und von neuem erzogen, d.h. von neuem geschaffen wird.

8553. Ist aber der Mensch so beschaffen, dann ist die Ordnung des Lebens bei ihm umgekehrt: was herrschen soll, das dient, und was dienen soll, das herrscht. Diese Ordnung muß beim Menschen gänzlich umgekehrt werden, damit er selig werde, und dies geschieht durch die Wiedergeburt vom Herrn.

 

Wiedergeburt

8635. Niemand kann wiedergeboren werden, wenn er nicht Kenntnis von dem hat, was zum neuen Leben, d.h. zum geistigen Leben gehört, denn in dieses Leben wird der Mensch durch die Wiedergeburt eingeführt.

Zum neuen oder geistigen Leben gehören die Wahrheiten, die man glauben, und das Gute, das man tun muß. Jene sind Sache des Glaubens, dieses Sache der Liebtätigkeit.

8636. Diese Dinge kann niemand aus sich wissen, denn der Mensch begreift nur das, was vor seinen Sinnen erscheint; daraus erwirbt er sich das Licht, welches das natürliche Licht genannt wird, und aus diesem sieht er nichts, als was der Welt und ihm selbst angehört, nicht aber, was dem Himmel und Gott angehört; letzteres muß er aus der Offenbarung erlernen.

8637. So z.B. daß der Herr, der von Ewigkeit Gott ist, in die Welt kam, um das menschliche Geschlecht selig zu machen; daß Er alle Macht hat im Himmel und auf Erden; daß aller Glaube und alle Liebtätigkeit, also alles Wahre und Gute von Ihm ist; daß es einen Himmel und eine Hölle gibt; daß der Mensch in Ewigkeit fortleben muß, wenn er gut gehandelt hat, im Himmel, wenn böse, in der Hölle.

8638. Dieses und vieles andere sind (Wahrheiten) des Glaubens, die der Mensch, der wiedergeboren werden soll, wissen muß; denn wer sie weiß, kann darüber denken, hernach sie wollen, und schließlich auch danach handeln, und so das neue Leben erlangen.

8639. Wer z.B. nicht weiß, daß der Herr der Erlöser (oder Seligmacher) des menschlichen Geschlechtes ist, kann keinen Glauben an Ihn haben, Ihn nicht anbeten, Ihn nicht lieben, also nicht das Gute um Seinetwillen tun. Wer nicht weiß, daß alles Gute von Ihm ist, kann nicht denken, daß seine Gerechtigkeit und sein Heil von Ihm stammt, noch weniger kann er wollen, daß es so sei; mithin kann er auch nicht aus Ihm leben. Wer nicht weiß, daß es eine Hölle gibt, einen Himmel und ein ewiges Leben, der kann nicht einmal an das Leben des Himmels denken, noch weniger sich bemühen, es aufzunehmen, und so ist es auch mit dem übrigen.

8640. Hieraus kann erhellen, wie das Leben des Wiedergeborenen beschaffen ist, daß es nämlich ein Glaubensleben ist; ferner daß dieses dem Menschen nicht gegeben werden kann, bevor er in dem Zustand ist, daß er die Glaubenswahrheiten anerkennen, und so weit er sie anerkennt, auch wollen kann.

 

Der innere und äußere Mensch müssen wiedergeboren werden

8742. Ein jeder hat einen inneren Menschen und einen äußeren Menschen. Der Innere ist es, welcher der geistige Mensch genannt wird, und der Äußere der natürliche Mensch. Beide müssen wiedergeboren werden, damit der Mensch wiedergeboren sei.

8743. Beim nicht wiedergeborenen Menschen herrscht der äußere oder natürliche Mensch, und der innere oder geistige dient. Beim wiedergeborenen Menschen dagegen herrscht der innere oder geistige Mensch, und der äußere oder natürliche dient. Diese Umkehrung kann auf keine Weise zustandekommen außer durch die Wiedergeburt vom Herrn.

8744. Wenn der äußere Mensch nicht wiedergeboren ist, findet er alles Gute in Vergnügungen, im Gewinn, im Stolz, und bricht in Haß und Rache gegen diejenigen aus, die sich ihm widersetzen; und dann stimmt der innere Mensch nicht nur bei, sondern er liefert auch Vernunftgründe, die jenen bestärken und fördern. So dient dann der innere Mensch, und der äußere herrscht.

8745. Wenn aber der äußere Mensch wiedergeboren ist, setzt der innere alles Gute darein, gut vom Nächsten zu denken, und ihm wohl zu wollen, und der äußere setzt es darein, gut von ihm zu reden und gut gegen ihn zu handeln; und schließlich haben beide zum Zweck, den Nächsten zu lieben und den Herrn zu lieben, und nicht wie früher, sich selbst zu lieben und die Welt zu lieben. Alsdann dient der äußere oder natürliche Mensch, und der innere oder geistige herrscht.

8746. Der innere Mensch wird zuerst vom Herrn wiedergeboren, und nachher erst der äußere. Und zwar dieser durch jenen. Der innere Mensch wird dadurch wiedergeboren, daß er das denkt, was Sache des Glaubens ist, und es auch will, der äußere aber durch ein dem gemäßes Leben. Das Leben des Glaubens ist aber die Liebtätigkeit.

8747. Der wiedergeborene Mensch ist seinem inneren Menschen nach im Himmel, und hier ein Engel mit den Engeln, unter die er auch nach dem Tode kommt. Derselbe kann alsdann ein himmlisches Leben führen, den Herrn lieben, den Nächsten lieben, das Wahre verstehen, am Guten Freude haben, und die daraus hervorgehende Seligkeit empfinden. Das ist aber die Seligkeit des ewigen Lebens.

8853. Ein jeder Mensch hat sein Eigenes (proprium), das er über alles liebt; dieses wird das Herrschende, oder, wenn man will, das allgemein Herrschende bei ihm genannt. Es ist beständig gegenwärtig in seinem Denken, und auch zugleich in seinem Willen, und bildet sein eigentlichstes Leben.

8854. Wie zum Beispiel: Wer Reichtümer über alles liebt, sei es nun Geld oder Besitz, der denkt fortwährend daran, auf welche Weise er sich dieselben verschaffen könne. Er freut sich aufs innigste, wenn er sie erwirbt, und betrübt sich aufs innigste, wenn er sie verliert; sein Herz ist in ihnen.

Wer sich selbst über alles liebt, der findet sich in allen Dingen, er denkt an sich, er redet von sich, er handelt um seinetwillen, denn sein Leben ist das Leben seines Ichs.

8855. Der Mensch hat zu seinem Zweck, was er über alles liebt; dies hat er bei allem und jedem im Auge. Es ist in seinem Willen wie die verborgene Strömung eines Flusses, welche ihn zieht und fortreißt, auch wenn er an etwas anderes denkt, denn es ist das ihn Beseelende. Von solcher Art ist das, was der eine Mensch beim anderen erforscht, und auch sieht, und gemäß dem er ihn entweder leitet, oder übereinstimmend mit ihm handelt.

8856. Wenn der Mensch wiedergeboren wird, dann wird (ihm) Liebtätigkeit durch den Glauben eingepflanzt, bis sie das Herrschende wird, und wenn die Liebtätigkeit herrschend geworden ist, dann hat er ein neues Leben, denn alsdann ist sie beständig gegenwärtig in seinem Denken und beständig in seinem Wollen, ja im einzelnsten derselben, auch wenn er über andere Dinge nachdenkt und in Geschäften ist.

8857. Ebenso verhält es sich mit der Liebe zum Herrn. Ist diese Liebe das Herrschende, dann ist sie im einzelnen des Lebens gegenwärtig. So z.B., wer seinen König liebt oder seinn Verwandten, bei dem leuchtet die Liebe zu ihnen in ihrer Gegenwart aus allen Zügen seines Angesichts hervor, man hört sie im einzelnen seiner Rede, und sie erscheint im einzelnen seines Benehmens. Dies wird verstanden, (wenn man sagt), den Herrn beständig vor Augen haben und Ihn über alles lieben, von ganzer Seele und von ganzem Herzen.

8858. Der Mensch ist ganz so, wie das Herrschende seines Lebens; durch dieses unterscheidet er sich von anderen; gemäß demselben bildet sich sein Himmel, wenn er gut ist, und seine Hölle, wenn er böse ist; denn dasselbe ist sein innerster Wille, und somit das eigentliche Sein seines Lebens, das nach dem Tode nicht verändert werden kann. Hieraus erhellt, wie das Leben beim Wiedergeborenen beschaffen ist, und wie beim Nicht-Wiedergeborenen.

 

Versuchungen

8958. Diejenigen, die wiedergeboren werden, erleiden Versuchungen.

8959. Die Versuchungen sind geistige Kämpfe im Menschen; denn sie sind Kämpfe zwischen dem Bösen, das in ihm von der Hölle ist, und dem Guten, das in ihm vom Herrn ist.

8960. Die Versuchung wird von den bösen Geistern, die beim Menschen in seinem Bösen und Falschen wohnen, herbeigeführt, diese regen sein Böses auf und klagen ihn an. Aber die Engel vom Herrn, die in seinem Guten und Wahren wohnen, rufen die Glaubenswahrheiten, die bei ihm sind, hervor, und verteidigen (ihn).

8961. In den Versuchungen handelt es sich um die Herrschaft des Bösen, das beim Menschen von der Hölle herstammt, und des Guten, das bei ihm vom Herrn ist. Das Böse, das herrschen will, ist im natürlichen oder äußeren Menschen, das Gute aber ist im geistigen oder inneren; daher kommt es, daß es sich in den Versuchungen auch um die Herrschaft des einen über den anderen handelt. Wenn das Böse siegt, dann herrscht der natürliche Mensch über den geistigen; wenn aber das Gute siegt, dann herrscht der geistige Mensch über den natürlichen.

8962. Diese Kämpfe werden geführt durch die Glaubenswahrheiten aus dem Wort; aus ihnen muß der Mensch wider das Böse und das Falsche kämpfen; wenn er statt aus diesem aus etwas anderem kämpft, siegt er nicht, weil der Herr nicht in anderem ist.

8963. Weil dieser Kampf durch die Glaubenswahrheiten, die aus dem Worte sind, sich vollzieht, darum wird der Mensch nicht früher zum Kampfe zugelassen, als bis er in den Erkenntnissen des Wahren und Guten ist, und durch diese einiges geistige Leben erlangt hat; deshalb treten auch diese Kämpfe nicht eher beim Menschen ein, als bis er zu einem reiferen Alter gelangt ist.

8964. Wer keine Glaubenswahrheiten in sich hat, vermittelst deren er kämpfen kann, und somit auch kein geistiges Leben aus ihnen besitzt, wird zu keinem Kampf zugelassen, weil er sonst unterliegt; und wenn der Mensch unterliegt, wird sein Zustand nach der Versuchung schlimmer als er vorher war, weil dann das Böse sich eine Macht über das Gute, und das Falsche über das Wahre verschafft hat.

8965. Weil heutzutage der Glaube selten ist (denn die Kirche geht ihrem Ende entgegen), deshalb haben heutzutage nur wenige geistige Versuchungen zu bestehen; daher kommt es, daß man kaum weiß, was sie sind, und wozu sie nützen.

8966. Die Versuchungen nützen zur Befestigung der Glaubenswahrheiten, wie auch dazu, um sie in den Willen einzupflanzen und einzuprägen, so daß sie zum Guten der Liebtätigkeit werden.

Der Mensch kämpft nämlich, wie oben gesagt wurde, aus den Glaubenswahrheiten gegen das Böse und Falsche, und weil sein Gemüt dann in den Wahrheiten ist, wenn er siegt, so befestigt er sich in demselben und pflanzt sie ein; auch erkennt er dann das Böse und Falsche, das ihn angegriffen hat, als seinen Feind und stößt es von sich zurück.

Durch die Versuchungen werden auch die Begierden, die aus den Trieben der Selbst- und Weltliebe stammen, bezähmt, und der Mensch selbst wird gedemütigt. Dadurch wird er geschickt zur Aufnahme des himmlischen Lebens vom Herrn. Dieses Leben ist aber das neue Leben, das dem Wiedergeborenen zuteil wird.

8967. Weil nun durch die Versuchungen die Glaubenswahrheiten befestigt werden, das Gute der Liebtätigkeit eingepflanzt wird, und auch die Begierden des Bösen bezähmt werden, so folgt daraus, daß durch die Versuchungen für den geistigen oder inneren Menschen die Herrschaft über den natürlichen oder äußeren, somit für das Gute der Liebtätigkeit und des Glaubens (die Herrschaft) über das Böse der Selbstliebe und der Weltliebe erworben wird. Wenn dies geschehen ist, erlangt der Mensch Erleuchtung und ein Innewerden darüber, was wahr und was gut, ferner was böse und falsch ist; und dadurch Einsicht und Weisheit, die nachher von Tag zu Tag zunehmen.

8968. Wenn der Mensch durch die Glaubenswahrheiten zum Guten der Liebtätigkeit geführt wird, dann erleidet er Versuchungen; wenn er aber im Guten der Liebtätigkeit ist, hören die Versuchungen auf, denn dann ist er im Himmel.

8969. In den Versuchungen muß der Mensch wider das Böse und Falsche wie aus sich kämpfen, gleichwohl aber glauben, daß es aus dem Herrn geschieht; wenn er dies nicht während der Versuchung selbst glaubt, weil er dann darüber im Dunkeln ist, so muß er es doch nach derselben glauben. Wenn der Mensch nach der Versuchung nicht glaubt, daß der Herr allein für ihn gekämpft und für ihn gesiegt hat, so hat er nur eine äußere Versuchung bestanden; eine solche Versuchung dringt aber nicht tief ein, und läßt auch nichts vom Glauben und von der Liebtätigkeit in ihm Wurzel fassen.

 

Das Gewissen

9112. Was das Gewissen ist, soll jetzt gesagt werden. Das Gewissen bildet sich beim Menschen aus der Religion, die er hat, je nachdem er sie innerlich in sich aufnimmt.

9113. Das Gewissen beim Menschen der Kirche bildet sich durch die Wahrheiten des Glaubens aus dem Wort, oder vermöge der Lehre aus dem Wort, gemäß der Aufnahme derselben im Herzen; denn wenn der Mensch die Wahrheiten des Glaubens kennt, und sie nach seiner Weise begreift und nachher sie will und auch tut, dann bekommt er ein Gewissen; die Aufnahme im Herzen ist (die Aufnahme) in den Willen, denn der Wille des Menschen ist es, was Herz genannt wird.

9114. Daher kommt es, daß die, welche ein Gewissen haben, von Herzen reden, was sie reden, und von Herzen tun, was sie tun. Sie haben auch wirklich kein geteiltes Gemüt, denn sie handeln dem gemäß, was sie für wahr und gut halten, und auch nach dem, was sie verstehen. Daher kann sich bei denjenigen, die in den Wahrheiten des Glaubens vor anderen erleuchtet sind, und ein klares Innewerden haben vor anderen, ein vollkommeneres Gewissen bilden als bei denen, die weniger erleuchtet sind, und ein dunkles Innewerden haben.

9115. Diejenigen haben ein Gewissen, die einen neuen Willen vom Herrn empfangen haben. Dieser Wille ist eben das Gewissen. Gegen das Gewissen handeln, heißt deshalb, gegen jenen Willen handeln. Und weil das Gute der Liebtätigkeit den neuen Willen macht, so macht auch das Gute der Liebtätigkeit das Gewissen.

9116. Weil das Gewissen, wie Nr. 9113 gesagt wurde, sich durch die Wahrheiten des Glaubens bildet, wie auch der neue Wille und die Liebtätigkeit, so kommt es auch daher, daß gegen die Wahrheiten des Glaubens handeln soviel ist als gegen das Gewissen handeln.

9117. Weil der Glaube und die Liebtätigkeit, die vom Herrn kommen, das geistige Leben des Menschen machen, so kommt es auch daher, daß gegen das Gewissen handeln soviel ist als gegen jenes Leben handeln.

9118. Weil also gegen das Gewissen handeln soviel ist als gegen den neuen Willen, gegen die Liebtätigkeit und gegen die Wahrheiten des Glaubens handeln, mithin gegen das neue Leben, das der Mensch vom Herrn hat, so wird hieraus klar, daß der Mensch in der Ruhe des Friedens und in innerer Glückseligkeit ist, wenn er nach seinem Gewissen handelt; und daß er Unruhe und auch Schmerz empfindet, wenn er gegen dasselbe handelt; dieser Schmerz ist das, was man Gewissensbisse nennt.

9119. Der Mensch hat ein Gewissen für das Gute und ein Gewissen für das Gerechte. Das Gewissen für das Gute ist das Gewissen des inwendigen Menschen, und das Gewissen für das Gerechte ist das Gewissen des äußeren Menschen. Das Gewissen für das Gute ist: tun nach den Geboten des Glaubens aus innerer Neigung; das Gewissen für das Gerechte aber ist: tun nach den bürgerlichen und sittlichen Gesetzen aus äußerer Neigung.

Diejenigen, die ein Gewissen für das Gute haben, haben auch ein Gewissen für das Gerechte; die dagegen, die nur ein Gewissen für das Gerechte haben, sind befähigt, das Gewissen für das Gute aufzunehmen, und nehmen es auch auf, wenn sie belehrt sind.

9120. Beispiele mögen noch erläutern, was das Gewissen ist: Wer die Güter eines anderen in Besitz hat, ohne daß es der andere weiß, und daher dieselben sich zu Nutzen machen kann, ohne daß er das Gesetz, die Einbuße der Ehre und des guten Namens fürchten darf, sie aber dennoch dem anderen zurückgibt, weil sie ihm nicht gehören, der hat ein Gewissen, denn er tut das Gute um des Guten willen, und das Gerechte um des Gerechten willen.

Ein anderes Beispiel: Wer ein Amt erlangen kann, aber einsieht, daß ein anderer, der sich auch darum bewirbt, dem Vaterland nützlicher ist, und deshalb dem anderen die Stelle überläßt um des Besten des Vaterlandes willen, der hat ein Gewissen. So auch in den übrigen Fällen.

9121. Aus diesem kann man schließen, von welcher Art diejenigen sind, die kein Gewissen haben; sie werden aus dem Gegensatz erkannt: diejenigen unter ihnen, die des Gewinnes wegen irgend etwas tun, damit das Ungerechte als gerecht und das Böse als gut erscheine, und umgekehrt, haben kein Gewissen. Die unter ihnen aber wissen, daß es ungerecht und böse ist, wenn sie so handeln, und es dennoch tun, die wissen gar nicht, was Gewissen ist, und wenn sie belehrt werden, was es ist, so wollen sie es nicht wissen; solcher Art sind diejenigen, die alles um ihrer selbst und der Welt willen tun.

9122. Diejenigen, die in der Welt kein Gewissen angenommen haben, können auch im anderen Leben kein Gewissen annehmen; sie können also nicht selig werden, weil ihnen die Grundlage fehlt, in die der Himmel, d.h. durch den Himmel der Herr einfließen und mittelst der Er wirken und sie zu Sich bringen könnte; denn das Gewissen ist die Grundlage und das Aufnahmegefäß für den Einfluß des Himmels. Deshalb werden solche im anderen Leben denjenigen beigesellt, die sich und die Welt über alles lieben; und diese sind in der Hölle.

 

LEHRE DER LIEBTÄTIGKEIT UND DES GLAUBENS

Glaube an Gott und Glaube an den Herrn

9239. Man sagt "an Gott glauben", und auch, "das glauben, was von Gott (geoffenbart ist"); an Gott glauben, ist der Glaube, der selig macht, aber das glauben, was von Gott (geoffenbart) ist, ist ein Glaube, der ohne den ersteren nicht selig macht; denn an gott glauben, heißt wissen und tun; aber das glauben, was von Gott (geoffenbart) ist, heißt wissen, aber noch nicht tun. Die, die wahre Christen sind, wissen und tun, glauben also an Gott; die aber, die keine wahren Christen sind, wissen zwar, tun aber nicht; diese werden jedoch vom Herrn Toren genannt, jene aber Kluge: Matth.7/24,26.

9240. Die Gelehrten innerhalb der Kirche nennen den Glauben, der selig macht, eine Zuversicht und ein Vertrauen, das sich darauf gründet, daß Gott der Vater seinen Sohn gesandt habe, um das Menschengeschlecht mit sich zu versöhnen, und so diejenigen selig zu machen, die diesen Glauben haben.

9241. Aber mit der Zuversicht und dem Vertrauen, wie der Glaube selbst genannt wird, verhält es sich in folgender Weise:

Diejenigen, die in der Selbst- und Weltliebe, d.h. im Bösen und daher im Falschen sind, können diesen Glauben nicht haben, denn ihr Herz ist nicht auf Gott gerichtet, sondern auf sie selbst und auf die Welt. Die dagegen, die in der Liebtätigkeit gegen den Nächsten und in der Liebe zum Herrn sind, können einen solchen Glauben haben, denn ihr Herz ist auf den Herrn gerichtet.

Das lehrt auch der Herr bei Joh.1/12,13: "Wie viele ihn aufnahmen, denen gab er Macht, Kinder Gottes zu sein, denen, die an Seinen Namen glauben, die nicht aus Blut, noch aus dem Willen des Fleisches, noch aus dem Willen eines Mannes, sondern aus Gott geboren sind". Aus Blut, aus dem Willen des Fleisches und aus dem Willen des Mannes sind die, welche im Bösen und Falschen aus den Trieben der Selbst- und Weltliebe sind, die aus Gott Geborenen aber sind die, welche im Guten der Liebtätigkeit und des Glaubens aus dem Herrn sind, man sehe Nr. 5826.

9242. Das Vertrauen, das im vorzüglichen Sinn Glaube genannt wird, erscheint als ein geistiges Vertrauen auch bei den Bösen, wenn sie in Lebensgefahren, und wenn sie krank sind. Weil diese aber alsdann teils aus Furcht vor der Hölle, teils aus selbstsüchtiger Liebe zum Himmel an den Zustand ihres Lebens nach dem Tode denken, so haben sie kein aus dem Glauben hervorgehendes Vertrauen, denn was aus der Furcht hervorgeht, kommt nicht vom Herzen, und was aus der Selbstliebe hervorgeht, kommt aus einem bösen Herzen. Wenn daher solche der Lebensgefahr entgehen, oder wieder von ihrer Krankheit genesen, kehren sie wieder zu ihrem vorigen Leben zurück, das ein Leben des Nichtvertrauens oder des Nichtglaubens war.

Aus diesem erhellt, daß der Glaube, der Vertrauen genannt wird, nur möglich ist bei denen, die in der Liebtätigkeit gegen den Nächsten und in der Liebe zum Herrn sind.

9243. Der Glaube, der darunter verstanden wird, daß man das glaubt, was von Gott (geoffenbart) ist, d.h. die Wahrheiten aus dem Worte, ist auch gar nicht möglich bei denen, die im Bösen der Selbst- oder Weltliebe sind; denn die Selbst- und Weltliebe verwirft die Wahrheiten des Glaubens, oder verlöscht, oder verkehrt sie, Nr. 7491, 7492.

Hieraus erhellt wiederum, daß solche auch kein gläubiges Vertrauen haben; denn wer die Wahrheiten, die von Gott sind, nicht glaubt, kann nicht an Gott glauben, denn an Gott glauben heißt: aufgrund der Wahrheiten (glauben), die von Gott sind.

9244. Alle, die in himmlischer Liebe sind, haben das Vertrauen, daß sie vom Herrn selig gemacht werden, denn sie glauben, daß der Herr in die Welt gekommen ist, um das ewige Leben zu geben denen, die da glauben und nach den Geboten leben, die Er gelehrt hat, und daß Er diese wiedergebiert, und so für den Himmel fähig macht, wie auch, daß Er allein das tue, ohne Hilfe des Menschen, aus reiner Barmherzigkeit. Dies wird unter glauben an den Herrn verstanden.

9245. Daß nur diejenigen im Glauben sind, die nach den Geboten des Glaubens leben, lehrt der Herr bei Joh.3/19-21: "Das Licht kam in die Welt, aber die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht, denn ihre Werke waren böse. Jeder, der Böses tut, haßt das Licht, und kommt nicht zum Licht, auf daß seine Werke nicht gestraft werden. Wer aber die Wahrheit tut, kommt zum Licht, auf daß seine Werke offenbar werden, denn sie sind in Gott getan". Zum Licht kommen, heißt zum Glauben an den Herrn (kommen), somit zum Glauben durch den Herrn.

Luk.6/46,47: "Was heißet ihr Mich Herr, Herr, und tut nicht, was Ich sage? Jeder, der zu Mir kommt und höret Meine Reden und tut sie, ist gleich einem Menschen, der ein Haus baut, und den Grund auf einen Fels gelegt hat; wer aber hört und nicht tut, ist gleich einem Menschen, der ein Haus baut auf das Erdreich ohne Grund". Die Reden oder Worte des Herrn tun aber nur diejenigen, die den Nächsten lieben und den Herrn lieben, denn wer liebt, der tut: Joh.14/20-24; 15/9-17.

 

Beredungsglaube

9363. Das glauben, was das Wort oder was die Lehre der Kirche lehrt, aber nicht danach leben, scheint zwar Glaube zu sein, und einige meinen auch, daß sie durch solchen Glauben selig werden; aber durch ihn allein wird niemand selig, denn es ist ein Beredungsglaube; wie dieser beschaffen ist, soll jetzt gesagt werden.

9364. Ein Beredungsglaube ist es, wenn man das Wort und die Lehre der Kirche glaubt und liebt, nicht zu dem Zweck, um dem Nächsten, d.h. dem Mitbürger, dem Vaterland, der Kirche, dem Himmel und dem Herrn selbst zu dienen, folglich nicht um des Lebens willen (denn denselben dienen, ist Leben), sondern zu dem Zweck, um Gewinn, Ehrenstellen und den Ruf der Gelehrsamkeit zu erlangen, deshalb haben die, welche in diesem Glauben stehen, nicht den Herrn und den Himmel im Auge, sondern sich selbst und die Welt.

9365. Die, welche in der Welt nach hohen Dingen trachten, und viel begehren, haben eine stärkere Überzeugung, daß das, was die Lehre der Kirche lehrt, Wahrheit sei, als diejenigen, die nicht nach hohen Dingen trachten und nicht viel begehren; und dies darum, weil die Lehre der Kirche jenen nur Mittel zu ihren Zwecken ist; und in dem Maß, als die Zwecke geliebt werden, werden auch die Mittel geliebt und geglaubt.

9366. Aber an sich betrachtet, verhält sich die Sache auf folgende Weise:

In dem Maß, als sie im Feuer der Selbst- und Weltliebe sind, und aus diesem Feuer reden, predigen und handeln, sind sie wirklich in jener Beredung, und alsdann wissen sie nichts anderes, als daß es wirklich so sei; wenn sie aber nicht im Feuer jener Triebe sind, dann glauben sie nichts, und viele von ihnen leugnen (die Lehre der Kirche).

Hieraus wird klar, daß der Beredungsglaube ein Glaube des Mundes, und nicht des Herzens ist, daß er also an sich kein Glaube ist.

9367. Die, welche in solchem Beredungsglauben sind, wissen nicht aus innerer Erleuchtung, ob wahr oder falsch sei, was sie lehren; es ist ihnen sogar gleichgültig, wenn es nur vom gemeinen Volk geglaubt wird; denn sie sind in keiner Neigung zum Wahren um des Wahren willen. Solche verteidigen auch den alleinigen Glauben mehr als die übrigen, und das Gute des Glaubens, das die Liebtätigkeit ist, hat für sie nur so viel Wert, als sie dadurch Vorteile erlangen.

9368. Die, welche im Beredungsglauben stehen, fallen vom Glauben ab, wenn sie der Ehrenstellen und der Vorteile beraubt werden, wenn nur dabei ihr guter Name nicht Gefahr läuft. Denn der Beredungsglaube ist nicht inwendig im Menschen, sondern steht draußen, bloß im Gedächtnis, aus dem er herausgenommen wird, wenn man lehrt; deshalb verschwindet dieser Glaube mit seinen Wahrheiten nach dem Tode, denn alsdann bleibt das vom Glauben, was inwendig im Menschen ist, d.h. was im Guten gewurzelt, und somit Sache des Lebens geworden ist.

9369. Diejenigen, die im Beredungsglauben stehen, werden unter Folgendem verstanden bei Matth.7/22,23: "Viele werden zu Mir sagen an jenem Tage: Herr, Herr, haben wir nicht in Deinem Namen geweissagt, und durch Deinen Namen Dämonen ausgetrieben, und in Deinem Namen viele Kräfte getan? Aber dann werde Ich ihnen erklären: Ich kenne euch nicht, ihr Übeltäter".

Luk.13/26,27: "Dann werdet ihr anfangen zu sagen: Wir haben vor Dir gegessen und getrunken, und in unseren Gassen hast Du gelehrt; aber Er wird sprechen: Ich sage euch, Ich kenne euch nicht, woher ihr seid; weichet von Mir, alle ihr Übeltäter".

Sie werden auch verstanden unter den fünf törichten Jungfrauen, die kein Öl in den Lampen hatten bei Matth.25/11,12: "Zuletzt kamen jene Jungfrauen, und sprachen: Herr, Herr, tue uns auf; Er aber antwortete und sprach: Wahrlich, Ich sage euch, Ich kenne euch nicht"; das Öl in den Lampen bedeutet das Gute im Glauben: Nr. 886, 4638.

 

Vergebung der Sünden

9443. Es soll nun von der Vergebung der Sünden gesprochen werden.

9444. Die Sünden, die ein Mensch tut, wurzeln in sein Leben selbst ein, und machen es. Deshalb wird niemand von denselben frei, wenn er nicht ein neues Leben vom Herrn annimmt, was durch die Wiedergeburt geschieht.

9445. Daß der Mensch nicht von sich selber das Gute tun, und das Wahre denken kann, sondern vom Herrn, erhellt Joh.3/27: "Ein Mensch kann nichts tun, wenn es ihm nicht vom Himmel gegeben ist".

Joh.15/5: "Wer in Mir bleibet, und Ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne Mich könnet ihr nichts tun".

Hieraus wird klar, daß niemand einen Menschen von seinen Sünden abbringen, somit sie vergeben kann, als allein der Herr.

9446. Der Herr fließt fortwährend beim Menschen ein mit dem Guten der Liebe und mit den Wahrheiten des Glaubens, aber sie werden auf ungleiche Art aufgenommen, anders von dem einen, als von dem anderen: gut von denen, die wiedergeboren sind, übel aber von denen, die sich nicht wiedergebären lassen.

9447. Die, welche wiedergeboren sind, werden vom Herrn immerfort im Guten der Liebe und des Glaubens erhalten, und dann vom Bösen und Falschen abgehalten. Die aber, die sich nicht vom Herrn wiedergebären lassen, werden zwar auch vom Bösen abgehalten, und im Guten erhalten; denn vom Herrn fließt immerfort das Gute und Wahre bei einem jeden Menschen ein; allein höllische Triebe, nämlich die Triebe der Selbst- und Weltliebe, in dem sie sind, stehen entgegen und verwandeln den Einfluß des Guten ins Böse, und den des Wahren ins Falsche.

9448. Aus diesem erhellt, was Vergebung der Sünden ist: vom Herrn erhalten werden können im Guten der Liebe und in den Wahrheiten des Glauben, und abgehalten werden vom Bösen und Falschen, das ist Vergebung der Sünden. Und alsdann das Böse und Falsche fliehen, und es verabscheuen, ist Buße.

Dies findet aber nur bei denen statt, die ein neues Leben durch die Wiedergeburt vom Herrn aufgenommen haben; denn diese Dinge erfordern ein neues Leben.

9449. Die Zeichen, daß die Sünden vergeben sind, sind folgende:

- Man empfindet eine Lust darin, Gott zu verehren um Gottes willen;

- dem Nächsten zu dienen um des Nächsten willen, somit das Gute zu tun um des

Guten willen, und das Wahre zu glauben um des Wahren willen;

- man will sich kein Verdienst erwerben durch irgendein Werk der Liebtätigkeit

und des Glaubens;

- man flieht und verabscheut das Böse, nämlich Feindschaft, Haß, Rachsucht,

Unbarmherzigkeit, Ehebruch, kurz alles, was wider Gott und den Nächsten ist.

9450. Die Zeichen aber, daß die Sünden nicht vergeben sind, sind folgende:

- Man verehrt Gott nicht um Gottes willen, und man dient dem Nächsten nicht um

des Nächsten willen, somit tut man das Gute und redet das Wahre nicht um des

Guten und Wahren willen, sondern um seiner selbst und der Welt willen,

- durch Taten will man sich ein Verdienst erwerben;

- man verachtet andere im Vergleich mit sich;

- man empfindet eine Lust im Bösen, nämlich in der Feindschaft, im Haß, in der

Rache, in der Grausamkeit, im Ehebruch;

- und die heiligen Dinge der Kirche schätzt man gering, und leugnet sie im

Herzen.

9451. Man glaubt, die Sünden seien abgestreift und abgewaschen, wie man den Schmutz mit Wasser (abzuwaschen) pflegt, wenn sie vergeben sind; sie bleiben aber dennoch im Menschen. Man sagt, sie seien abgestreift, weil es so den Anschein hat, wenn der Mensch von ihnen abgehalten wird.

9452. Der Herr wiedergebiert den Menschen aus göttlicher Barmherzigkeit, und das geschieht von Kindheit an bis zum letzten Augenblick des Lebens in der Welt, und nachher in Ewigkeit. Dadurch führt Er aus göttlicher Barmherzigkeit den Menschen vom Bösen und Falschen weg, und führt ihn zu den Wahrheiten des Glaubens, und zum Guten der Liebe, und erhält ihn dann in denselben. Nachher aber erhebt Er ihn aus göttlicher Barmherzigkeit zu Sich in den Himmel, und macht ihn selig. Das ist es, was unter der Vergebung der Sünden aus Barmherzigkeit verstanden wird.

Diejenigen, die glauben, daß die Sünden auf andere Weise vergeben werden, sind ganz im Irrtum, denn es wäre Unbarmherzigkeit, eine Menge von Menschen in den Höllen zu sehen, und sie nicht selig zu machen, wenn es auf andere Weise hätte geschehen können; während doch der Herr die Barmherzigkeit selbst ist, und niemandes Tod will, sondern daß er lebe.

9453. Diejenigen, die sich nicht wiedergebären und somit nicht vom Bösen und Falschen abhalten lassen, entfernen daher von sich jene Barmherzigkeiten des Herrn und verwerfen sie; daher kommt es, daß jeder selbst schuld ist, wenn er nicht selig werden kann.

9454. Dies ist es, was verstanden wird Joh.1/12,13: "Wie viele Ihn aufnahmen, denen gab Er Macht, Gottes Söhne zu sein; denen, die an Seinen Namen glauben, die nicht aus dem Blute und nicht aus dem Willen des Fleisches, noch aus dem Willen eines Mannes, sondern aus Gott geboren sind": aus dem Blute (geboren) sind die, welche gegen das Gute des Glaubens und der Liebtätigkeit sind; aus dem Willen des Fleisches die, welche im Bösen sind, aus den Trieben der Selbst- und Weltliebe; aus dem Willen eines Mannes aber die, welche dadurch im Falschen sind. Von Gott geboren werden heißt, wiedergeboren werden.

Daß niemand in den Himmel kommen kann, wenn er nicht wiedergeboren wird:

Joh.3/3,5: "Wahrlich, wahrlich, Ich sage dir: Es sei denn, daß jemand von Neuem geboren werde, kann er das Reich Gottes nicht sehen; wahrlich, wahrlich, Ich sage dir: Es sei denn, daß jemand geboren werde aus Wasser und Geist, kann er nicht ins Reich Gottes eingehen": geboren werden aus Wasser heißt, durch das Wahre des Glaubens, und geboren werden aus Geist heißt, durch das Gute der Liebe.

Aus diesem kann nun erhellen, welche die sind, denen die Sünden vergeben sind, und welche die, denen sie nicht vergeben sind.

 

Von der Freiheit

9585. Freiwillig nennt man alles, was aus dem Willen und somit aus der Liebe hervorgeht; daher kommt es, daß das Freiwillige sich offenbart durch den Lustreiz es zu wollen, zu denken und aus demselben zu handeln und zu reden; denn jeder Lustreiz geht hervor aus der Liebe, und jede Liebe aus dem Willen, und der Wille ist das Sein vom Leben des Menschen.

9586. Aus dem Lustreiz der Liebe Böses tun, scheint Freiheit zu sein, ist aber Knechtschaft, weil es aus der Hölle stammt. Aus dem Lustreiz der Liebe Gutes tun, erscheint als Freiheit, und ist auch Freiheit, weil es aus dem Herrn stammt.

Es ist daher Knechtschaft, von der Hölle geführt zu werden, und Freiheit, vom Herrn geführt zu werden. Dies lehrt der Herr Joh.8/34-36 auf folgende Weise: "Jeder, der Sünde tut, ist der Sünde Knecht; der Knecht bleibt nicht beständig im Hause, der Sohn bleibt beständig; wenn der Sohn euch frei macht, dann werdet ihr recht frei sein".

9587. Der Herr hält den Menschen in Freiheit zu denken, und soweit die äußeren Bande, nämlich die Furcht vor dem Gesetze, die Sorge für das Leben, und auch die Furcht vor dem Verluste des guten Namens, der Ehre und des Gewinnes nicht hindern, hält Er ihn auch in der Freiheit zu handeln; aber durch die Freiheit lenkt Er ihn vom Bösen ab, und durch die Freiheit lenkt Er ihn zum Guten, und zwar durch eine so sanfte und leise Führung, daß der Mensch nicht anders weiß, als daß alles aus ihm hervorgehe. Auf diese Weise pflanzt der Herr in Freiheit das Gute dem Leben des Menschen selbst ein, und läßt es darin Wurzel schlagen, und dieses Leben bleibt in Ewigkeit.

Dies lehrt der Herr bei Mark.4/26-28: "Es verhält sich mit dem Reiche Gottes wie mit einem Menschen, der Samen in die Erde streut; der Same keimt und wächst, während er selbst es nicht weiß; das Erdreich bringt von selbst seine Frucht hervor". Das Reich Gottes ist der Himmel beim Menschen, somit das Gute der Liebe und das Wahre des Glaubens.

9588. Was in Freiheit eingepflanzt wird, das bleibt, weil es im Willen des Menschen selbst Wurzel schlägt, der das Sein seines Lebens ist. Was aber mit Zwang eingepflanzt wird, das bleibt nicht, weil der Zwang nicht aus dem Willen des Menschen hervorgeht, sondern aus dem Willen dessen, der zwingt.

Daher kommt es, daß der Gottesdienst aus Freiheit dem Herrn gefällt, nicht aber der Gottesdienst aus Zwang; denn der Gottesdienst aus Freiheit ist ein Gottesdienst aus Liebe; alles Freie geht nämlich aus der Liebe hervor.

9589. Es gibt eine himmlische Freiheit und es gibt eine höllische Freiheit. Himmlische Freiheit ist es, vom Herrn geführt zu werden, und diese Freiheit ist die Liebe zum Guten und Wahren. Höllische Freiheit aber ist es, vom Teufel geführt zu werden, und diese Freiheit ist die Liebe zum Bösen und Falschen, im eigentlichen Sinn die (böse) Begierde.

9590. Die in höllischer Freiheit sind, glauben, es sei Knechtschaft und Zwang, wenn man nicht nach Belieben das Böse tun und das Falsche denken dürfe. Die aber, die in himmlischer Freiheit sind, haben einen Abscheu, das Böse zu tun und das Falsche zu denken, und wenn sie dazu gezwungen werden, so fühlen sie Pein.

9591. Hieraus kann erhellen, was freier Wille ist, nämlich aus eigener Wahl oder aus dem Willen das Gute tun; und daß in dieser Freiheit nur diejenigen sind, die vom Herrn geführt werden.

 

Vom inneren und äußeren Menschen

9701. Es soll nun vom inneren und äußeren Menschen gesprochen werden.

9702. Diejenigen, die nur eine allgemeine Vorstellung vom inneren und äußeren Menschen haben, glauben, der innere Mensch sei der, welcher denkt und will und der äußere der, welcher redet und handelt, weil denken und wollen etwas Inneres, und infolgedessen reden und tun etwas Äußeres sei.

9703. Man muß aber wissen, daß nicht nur der innere Mensch denkt und will, sondern auch der äußere, jedoch anders, wenn sie verbunden, und anders, wenn sie getrennt sind.

9704. Wenn der Mensch verständig denkt und weise will, dann denkt und will er vom Inneren aus; wenn aber der Mensch nicht verständig denkt und nicht weise will, dann denkt und will er nicht vom Inneren aus. Folglich denkt und will der Mensch aus dem Inneren, wenn er gut (richtig) denkt über den Herrn und über die Dinge, die dem Herrn angehören, und gut über den Nächsten und über das, was dem Nächsten angehört, und ihnen wohl will. Dagegen wenn der Mensch Böses von ihnen denkt und ihnen übel will, dann denkt und will er nicht aus dem Inneren.

Gut denken kommt aus dem Glauben des Wahren, und wohlwollen aus der Liebe zum Guten; hingegen Böses denken kommt aus dem Glauben des Falschen, und übelwollen aus der Liebe zum Bösen.

9705. Mit einem Wort, inwieweit der Mensch in der Liebe zum Herrn ist und in der Liebe gegen den Nächsten, insoweit ist er im inneren Menschen, und denkt und will aus ihm, und redet und handelt auch aus ihm. Hingegen inwieweit der Mensch in Selbstliebe ist und in Weltliebe, insoweit ist er im äußeren Menschen, und soweit er es wagt, redet und handelt er auch aus demselben.

9706. Der Grund davon ist, daß der Mensch zum Bilde des Himmels und zum Bilde der Welt geschaffen ist: der innere Mensch zum Bilde des Himmels und der äußere Mensch zum Bilde der Welt. Vom inneren aus denken und wollen kommt aus dem Himmel, d.h. durch den Himmel vom Herrn, und vom äußeren aus denken und wollen kommt aus der Welt, d.h. durch die Welt aus dem Menschen selbst.

9707. Es wurde vom Herrn so vorgesehen und geordnet, daß inwieweit der Mensch aus dem Himmel, d.h. durch den Himmel vom Herrn denkt und will, insoweit sein innerer Mensch geöffnet wird. Die Eröffnung geht zum Himmel bis zum Herrn selbst; daher wird auch umgekehrt inwieweit der Mensch aus der Welt, d.h. durch die Welt aus sich denkt und will, insoweit der innere Mensch verschlossen und der äußere geöffnet; diese Eröffnung geht gegen die Welt hin und zum eigenen Ich.

9708. Damit der äußere Mensch wieder in Ordnung gebracht werde, muß er dem inneren untergeordnet werden, und er ist dann untergeordnet, wenn er gehorcht. In dem Maße als dies geschieht, wird auch der äußere weise.

Dies wird darunter verstanden, daß der alte Mensch mit seinen Begierden sterben solle, damit der Mensch eine neue Kreatur werde.

9709. Diejenigen, bei denen der innere Mensch verschlossen ist, wissen nicht, daß es einen inneren Menschen gibt, und sie glauben auch nicht, daß es einen Himmel und ein ewiges Leben gibt. Und was seltsam ist, sie glauben gleichwohl, daß sie weiser denken als andere, denn sie lieben sich und das ihrige und beten es an.

Anders diejenigen, bei denen der innere Mensch gegen den Himmel zum Herrn hin geöffnet ist; denn diese sind im Lichte des Himmels, also in der Erleuchtung vom Herrn; jene aber sind nicht im Lichte des Himmels, sondern im Lichte der Welt, also in der Erleuchtung aus sich selber. Die aber aus sich selbst erleuchtet sind, und nicht vom Herrn, sehen das Falsche als Wahres und das Böse als Gutes.

 

Vom Verständnis des Wahren und vom Wollen des Guten

9796. Wenn man weiß, was der innere Mensch ist, und was der äußere, dann kann man auch erkennen, woher das Verständnis des Wahren und das Wollen des Guten (stammt).

9797. Inwieweit der innere Mensch gegen den Himmel, somit zum Herrn hin geöffnet ist, insoweit ist er im Lichte des Himmels, also auch im Verständnis des Wahren. Das Licht des Himmels ist das vom Herrn ausgehende göttlich Wahre; von diesem erleuchtet werden heißt das Wahre verstehen.

9798. Inwieweit der innere Mensch zum Herrn hin geöffnet und der äußere ihm untergeordnet ist, insoweit ist er im Feuer des Himmels, somit im Wollen des Guten; das Feuer des Himmels ist die vom Herrn ausgehende göttliche Liebe; von dieser entzündet werden heißt, das Gute wollen.

9799. Daher besteht das Verständnis des Wahren darin, daß man vermöge der Erleuchtung vom Herrn die Wahrheiten aus dem Worte sieht, und das Wollen des Guten darin, daß man dieselben aus (innerer) Neigung will und liebt.

9800. Diejenigen, die in der Liebe zum Herrn und im Glauben an Ihn sind, wie auch in der Liebtätigkeit gegen den Nächsten, haben ein Verständnis des Wahren und ein Wollen des Guten; denn bei ihnen findet eine Aufnahme des Guten und Wahren statt, das vom Herrn kommt.

9801. Inwieweit aber der innere Mensch gegen den Himmel und zum Herrn hin verschlossen ist, insoweit ist er in Kälte und in Finsternis in betreff dessen, was dem Himmel angehört. Und inwieweit alsdann der äußere Mensch gegen die Welt hin geöffnet ist, insoweit denkt er Falsches und will er das Böse, und ist somit töricht; denn das Licht der Welt löscht bei ihm das Licht des Himmels aus, und das Feuer des weltlichen Lebens löscht das Feuer des himmlischen Lebens aus.

9802. Diejenigen, die in der Selbstliebe sind und in der Beredung der eigenen Einsicht und Weisheit, befinden sich in solcher Kälte und Finsternis.

9803. Hieraus erhellt, daß verständig und weise sein nicht heißt, vieles verstehen und wissen, was der Welt angehört, sondern das verstehen und wollen, was dem Himmel angehört; denn es gibt Menschen, die vieles verstehen und wissen was der Welt angehört, und doch weder glauben noch wollen, was dem Himmel angehört, und mithin töricht sind.

Diese sind es, von denen der Herr spricht bei Matth.13/13: "Darum rede Ich in Gleichnissen zu ihnen, weil sie sehend nicht sehen, und hörend nicht hören noch verstehen"; und bei Joh.14/17: "Die Welt kann den Geist der Wahrheit nicht empfangen, denn sie sieht ihn nicht und erkennt ihn nicht".

 

Vom Verdienst

9974. Diejenigen, die glauben, daß sie durch das Gute, das sie tun, den Himmel verdienen, tun das Gute aus sich und nicht aus dem Herrn.

9975. Alles Gute, was die Menschen aus sich tun, ist nicht gut, weil sie es um ihrer selbst willen tun, nämlich um der Vergeltung willen; somit sehen sie bei demselben vor allem auf sich selbst.

Alles Gute dagegen, was die Menschen aus dem Herrn tun, ist gut, weil es um des Herrn und um des Nächsten willen geschieht; mithin sehen sie bei demselben vor allem auf den Herrn und auf den Nächsten.

9976. Daher lieben die, welche ein Verdienst in ihre Werke setzen, sich selbst, und die, welche sich selbst lieben, verachten den Nächsten, ja sie zürnen auf Gott selbst, wenn sie nicht den gehofften Lohn erhalten, denn sie tun ihre Werke nur um des Lohnes willen.

9977. Daraus erhellt, daß ihre Werke nicht aus himmlischer Liebe stammen, und also auch nicht aus wahrem Glauben; denn der Glaube, der das Gute aus sich betrachtet und nicht aus Gott, ist kein wahrer Glaube; solche können den Himmel nicht in sich aufnehmen; denn nur aus der himmlischen Liebe und aus dem wahren Glauben entsteht der Himmel beim Menschen.

9978. Die in die Werke ein Verdienst setzen, können auch nicht kämpfen wider das Böse, das aus den Höllen stammt, denn dies vermag niemand aus sich. Aber für die, welche kein Verdienst in ihre Werke setzen, kämpft und siegt der Herr.

9979. Der Herr allein hat Verdienst erworben, weil Er allein aus Sich die Höllen besiegte und sie unterjochte; deshalb ist der Herr allein das Verdienst und die Gerechtigkeit.

9980. Überdies ist der Mensch aus sich nichts als Böses; das Gute tun aus sich heißt daher, es aus dem Bösen tun.

9981. Daß man das Gute nicht um des Lohnes willen tun soll, lehrt der Herr selbst bei Luk.6/32-35: "Wenn ihr die liebet, die euch lieben, welcher Dank gebührt euch dafür? Wenn ihr denen wohltut, die euch wohltun, welcher Dank gebühret euch? Denn die Sünder tun ja dasselbe. Vielmehr liebet eure Feinde, und tut wohl und leihet, da ihr nichts dafür hoffet; dann wird euer Lohn groß sein, und ihr werdet Söhne des Allerhöchsten sein".

Daß der Mensch auch nichts Gutes aus sich tun könne, so daß es wirklich gut ist, sondern aus dem Herrn, lehrt der Herr gleichfalls bei Joh.3/27: "Der Mensch kann nichts nehmen, wenn es ihm nicht gegeben ist aus dem Himmel"; und an einer anderen Stelle: "Jesus sprach: Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben; wer in Mir bleibet und Ich in ihm, der bringet viel Frucht; denn ohne Mich könnet ihr nichts tun": Joh.15/5.

9982. Glauben, daß man belohnt werde, wenn man Gutes tut, ist nicht schädlich bei denen, die in der Unschuld sind, z.B. bei den Kindern und bei den Einfältigen, wenn sie sich aber bei reiferem Alter in diesem Glauben begründen, dann wirkt er schädlich.

Durch den Hinblick auf die Belohnung wird der Mensch nämlich zum Guten hingeleitet, und durch den Hinblick auf die Strafe wird er vom Bösen abgeschreckt. Inwieweit er aber in das Gute der Liebe und des Glaubens kommt, insoweit wird er entfernt vom Hinblick auf das Verdienst beim Guten, das er tut.

9983. Gutes tun, was wahrhaft Gutes ist, muß aus der Liebe zum Guten hervorgehen, und somit um des Guten willen geschehen. Die in solcher Liebe sind, haben einen Abscheu vor dem Verdienst, denn sie tun das Gute mit Freuden, und fühlen sich glücklich dabei. Umgekehrt aber, werden sie betrübt, wenn man glaubt, daß sie es irgendwie um ihres eigenen Ichs willen tun.

Es verhält sich damit fast so, wie bei denen, die den Freunden Gutes tun um der Freundschaft willen, dem Bruder um der brüderlichen Liebe willen, der Gattin und den Kindern um der Gattin und der Kinder willen, dem Vaterlande um des Vaterlandes willen, also aus Freundschaft und aus Liebe. Die, welche richtig denken, sagen es auch und überzeugen die anderen, daß sie nicht um ihrer selbst willen das Gute tun, sondern um jener willen.

9984. Das wonnige Gefühl, das der Liebe, Gutes zu tun ohne die Absicht auf die Belohnung, innewohnt, ist der Lohn, der in Ewigkeit bleibt. Denn jede Neigung der Liebe bleibt dem Leben eingeschrieben; und in diese Liebe wird der Himmel und die ewige Seligkeit vom Herrn eingepflanzt.

 

Die eheliche Liebe

10167. Nur wenige wissen, aus welchem Ursprung die eheliche Liebe herkommt. Die aus der Welt denken, glauben, sie komme aus der Natur; die aus dem Himmel denken, glauben, sie komme aus dem Göttlichen daselbst.

10168. Die wahrhaft eheliche Liebe ist die Vereinigung zweier Gemüter, die eine geistige Vereinigung ist, und alle geistige Vereinigung kommt vom Himmel herab. Daher kommt es, daß die wahrhaft eheliche Liebe aus dem Himmel ist, und daß ihr Grundsein aus der Ehe des Guten und Wahren daselbst stammt. Die Ehe des Guten und Wahren im Himmel ist vom Herrn; deshalb wird auch der Herr im Wort Bräutigam und Gemahl, der Himmel und die Kirche Braut und Gattin genannt; und darum wird auch der Himmel mit einer Ehe verglichen.

10169. Aus diesem erhellt, daß die wahrhaft eheliche Liebe die Vereinigung von zweien ist in betreff ihres Inneren, das dem Denken und Wollen, somit dem Wahren und Guten angehört, denn das Wahre ist Sache des Denkens und das Gute ist Sache des Wollens.

Wer nämlich in der wahrhaft ehelichen Liebe ist, liebt, was der andere denkt und was der andere will, somit liebt er auch zu denken wie der andere und zu wollen wie der andere, folglich (wünscht) er mit dem anderen vereinigt und gleichsam ein Mensch zu werden. Dies ist es, was verstanden wird unter den Worten des Herrn bei Matthäus: "Und die zwei werden ein Fleisch sein, darum sind sie nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch": Matth.19/4-6; 1. Mose 2/23,24.

10170. Der Lustreiz der wahrhaft ehelichen Liebe ist ein innerer, weil er den Gemütern angehört, und ist auch infolgedessen ein äußerer, der den Körpern angehört. Aber der Lustreiz der nicht wahrhaft ehelichen Liebe ist nur ein äußerer ohne den inneren und gehört nur den Körpern, nicht den Gemütern an. Dieser Lustreiz ist aber ein irdischer, beinahe wie bei den Tieren, und vergeht darum mit der Zeit; jener aber ist ein himmlischer, wie ihn die Menschen haben sollen und deshalb ist er bleibend.

10171. Niemand kann wissen, was die wahrhaft eheliche Liebe ist und wie beschaffen ihr Lustreiz sei, außer wer im Guten der Liebe und in den Wahrheiten des Glaubens ist vom Herrn; denn die wahrhaft eheliche Liebe ist aus dem Himmel und aus der Ehe des Guten und Wahren daselbst.

10172. Aus der Ehe des Guten und Wahren im Himmel und in der Kirche kann man belehrt werden, wie beschaffen die Ehen auf Erden sein sollen, daß sie nämlich stattfinden sollen zwischen zweien, einem Gatten und einer Gattin, und daß eine wahrhaft eheliche Liebe durchaus nicht möglich ist, wenn ein Gatte mehrere Frauen hat.

10173. Was aus wahrhaft ehelicher Liebe geschieht, das geschieht aus Freiheit beiderseits; denn alle Freiheit ist aus der Liebe und beide (Gatten) haben Freiheit, wenn der eine liebt, was der andere denkt und was der andere will. Daraus folgt, daß die Herrschsucht in den Ehen die echte Liebe zerstört, denn sie hebt ihre Freiheit, somit auch ihren Lustreiz auf. Die Lust zu herrschen, die an ihre Stelle tritt, gebiert Zwistigkeiten und verfeindet die Gemüter und läßt Böses einwurzeln je nach der Art der Herrschaft auf der einen Seite und der Knechtschaft auf der anderen.

10174. Aus diesem kann erhellen, daß die Ehen heilig sind, und daß die Verletzung derselben eine Verletzung des Heiligen ist, daß folglich die Ehebrüche frevelhaft sind; während nämlich der Lustreiz der ehelichen Liebe aus dem Himmel herabkommt, kommt der Lustreiz des Ehebruchs aus der Hölle herauf.

10175. Diejenigen, die einen Lustreiz in Ehebrüchen empfinden, können daher nichts Gutes und Wahres mehr aus dem Himmel aufnehmen; daher kommt es, daß die, welche eine Lust in den Ehebrüchen empfunden haben, nachher das, was der Kirche und dem Himmel angehört, geringschätzen und auch im Herzen leugnen. Der Grund davon ist, weil die Liebe zum Ehebruch aus der Ehe des Bösen und Falschen kommt, das die höllische Ehe ist.

 

Offenbarungen

10318. Der Mensch kann ohne Offenbarung aus dem Göttlichen nichts vom ewigen Leben wissen, nicht einmal etwas von Gott, und noch weniger von der Liebe und dem Glauben an Ihn; denn der Mensch wird in lauter Unwissenheit hineingeboren und muß nachher aus weltlichen Dingen alles erlernen, um dadurch seinen Verstand zu bilden. Er wird auch durch Vererbung in alles Böse hineingeboren, das der Selbst- und Weltliebe angehört. Die Lustreize von daher regieren immerfort, und bringen solches bei, was dem Göttlichen schnurstracks entgegen ist. Daher nun kommt es, daß der Mensch aus sich nichts vom ewigen Leben weiß, darum muß notwendig eine Offenbarung sein, daß er es aus ihr erkennen möge.

10319. Daß das Böse der Selbst- und Weltliebe eine solche Unwissenheit in den Dingen, die sich auf das ewige Leben beziehen, herbeiführt, kann man offenbar an solchen innerhalb der Kirche sehen, die, obwohl sie aus der Offenbarung wissen, daß ein Gott ist, daß es einen Himmel und eine Hölle gibt, daß ein ewiges Leben ist, und daß man dieses Leben sich verschaffen muß durch das Gute der Liebe und des Glaubens, dennoch in die Leugnung dieser Wahrheiten verfallen, sowohl Gebildete, als Ungebildete. Hieraus erhellt abermals, wie groß die Unwissenheit wäre, wenn es keine Offenbarung gäbe.

10320. Da nun der Mensch nach dem Tode fortlebt, und zwar in Ewigkeit, und ihn dann ein Leben erwartet, das seiner Liebe und seinem Glauben gemäß ist, so folgt, daß das Göttliche aus Liebe gegen das menschliche Geschlecht solches geoffenbart hat, was zu jenem ewigen Leben führt und seinem Heile förderlich ist. Was das Göttliche geoffenbart hat, ist bei uns das Wort.

10321. Weil das Wort die von Gott kommende Offenbarung ist, so ist es göttlich im ganzen und einzelnen; denn was vom Göttlichen ist, kann nicht anders sein.

10322. Was vom Göttlichen ist, das kommt durch die Himmel bis zum Menschen herab; deshalb ist es in den Himmeln angemessen der Weisheit der Engel, die dort sind, und auf Erden ist es angemessen der Fassungskraft der Menschen, die hier sind. Daher ist im Worte ein innerer Sinn, der geistig ist, für die Engel, und ein äußerer, der natürlich ist, für die Menschen; und daher kommt es, daß eine Verbindung des Himmels mit dem Menschen besteht durch das Wort.

10323. Den echten Sinn des Wortes fassen keine anderen als die, welche erleuchtet sind, und erleuchtet werden nur diejenigen, die in der Liebe und im Glauben sind an den Herrn; denn ihr Inneres wird vom Herrn bis in das Licht des Himmels erhoben.

10324. Das Wort im Buchstaben kann nur begriffen werden mittelst der Lehre aus dem Wort, die von einem Erleuchteten verfaßt ist; denn sein Buchstabensinn ist der Fassungskraft auch der einfältigen Menschen angemessen, daher muß die Lehre aus dem Wort ihnen zur Leuchte dienen.

10325. Bücher des Wortes (im engeren Sinn) sind alle, die einen inneren Sinn haben, die diesen aber nicht haben, sind nicht das Wort.

Bücher des Wortes im Alten Testament sind: Die fünf Bücher Mose, das Buch Josua, das Buch der Richter, die zwei Bücher Samuels, die zwei Bücher der Könige, die Psalmen Davids; die Propheten: Jesajas, Jeremias, Klagelieder, Hesekiel, Daniel, Hosea, Joel, Amos, Obadja, Jonas, Micha, Nahum, Habakuk, Zephanja, Haggai, Sacharias, Maleachi;

und im Neuen Testament die vier Evangelisten: Matthäus, Markus, Lukas und Johannes; und die Apokalypse (oder Offenbarung).

 

Die Taufe

10386. Die Taufe ist eingesetzt zum Zeichen, daß der Mensch ein Angehöriger der Kirche sei, und zum Gedächtnis, daß er wiedergeboren werden soll. Denn die Waschung bei der Taufe ist nichts anderes als eine geistige Waschung, welche die Wiedergeburt ist.

10387. Alle Wiedergeburt geschieht vom Herrn durch die Wahrheiten des Glaubens und durch ein denselben gemäßes Leben. Darum bezeugt die Taufe, daß der Mensch ein Angehöriger der Kirche sei, und daß er wiedergeboren werden könne; denn in der Kirche wird der Herr anerkannt, der wiedergebiert, und in ihr ist das Wort, in dem die Wahrheiten des Glaubens enthalten sind, durch welche die Wiedergeburt geschieht.

10388. Dies lehrt der Herr bei Joh.3/5: "Es sei denn, daß jemand geboren werde aus Wasser und Geist, so kann er nicht ins Reich Gottes eingehen".

Wasser im geistigen Sinn ist das Wahre des Glaubens aus dem Wort; Geist ist ein demselben gemäßes Leben; aus demselben geboren (gezeugt) werden heißt, wiedergeboren werden.

10389. Weil ein jeder, der wiedergeboren wird, auch Versuchungen durchzumachen hat, die geistige Kämpfe gegen Böses und Falsches sind, darum werden durch die Wasser der Taufe auch diese bezeichnet.

10390. Weil die Taufe zu einem Zeichen und zum Gedächtnis dieser Dinge dient, darum kann der Mensch auch als Kind getauft werden, und wenn dies nicht geschieht, als Erwachsener.

10391. Die getauft sind, sollen daher wissen, daß die Taufe an sich den Glauben und die Seligkeit nicht gibt, sondern daß sie bezeugt, daß sie den Glauben annehmen und daß sie selig werden, wenn sie wiedergeboren werden.

10392. Hieraus kann man erkennen, was verstanden wird unter den Worten des Herrn bei Mark.16/16: "Wer da glaubet und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden".

Wer da glaubt, bedeutet, wer den Herrn anerkennt, und die göttlichen Wahrheiten von Ihm durch das Wort aufnimmt. Wer getauft wird heißt, wer durch dieselben vom Herrn wiedergeboren wird.

 

Das heilige Abendmahl

10519. Das heilige Abendmahl ist vom Herrn eingesetzt, damit durch dasselbe eine Verbindung der Kirche mit dem Himmel, also mit dem Herrn bestehe; darum ist es das Heiligste der Kirche.

10520. Wie aber durch dasselbe eine Verbindung bewirkt wird, begreifen diejenigen nicht, die nichts vom inneren oder geistigen Sinn des Wortes wissen, denn diese denken nicht über seinen äußeren Sinn, welcher der Buchstabensinn ist, hinaus. Aus dem inneren oder geistigen Sinn des Wortes erkennt man, was der Leib und das Blut und was Brot und Wein, sodann was der Genuß derselben bedeutet.

10521. In diesem Sinn ist der Leib oder das Fleisch des Herrn das Gute der Liebe, ebenso das Brot; und das Blut des Herrn ist das Gute des Glaubens, ebenso der Wein; und der Genuß ist die Aneignung und Verbindung.

Die Engel, die beim Menschen sind, der das Sakrament des Abendmahls begeht, werden jenes nicht anders inne, denn sie begreifen alles geistig. Daher kommt es, daß das Heilige der Liebe und das Heilige des Glaubens alsdann von den Engeln in den Menschen einfließt, somit durch den Himmel vom Herrn; dadurch entsteht die Verbindung.

10522. Aus diesem erhellt, daß der Mensch, wenn er das Brot nimmt, das der Leib ist, mit dem Herrn verbunden wird durch das Gute der Liebe zu Ihm von Ihm; und wenn er den Wein nimmt, der das Blut ist, mit dem Herrn verbunden wird durch das Gute des Glaubens an Ihn von Ihm.

Aber man wisse, daß die Verbindung mit dem Herrn durch das Sakrament des Abendmahles nur bei denjenigen stattfindet, die im Guten der Liebe und des Glaubens an den Herrn vom Herrn sind. Das heilige Abendmahl ist das Siegel jener Verbindung.

 

Tod, Auferstehung, ewiges Leben und geistiger Tod

10591. Der Mensch ist so geschaffen, daß er in betreff seines Inneren nicht sterben kann, denn er kann an Gott glauben, und auch Gott lieben, und so durch Glauben und Liebe mit Gott verbunden werden; und mit Gott verbunden werden heißt, ewig leben.

10592. Dieses Innere hat jeder Mensch, der geboren wird. Sein Äußeres ist es, durch das er das vollbringt, was dem Glauben und der Liebe, somit was dem Inneren angehört. Das Innere ist es, was Seele genannt wird, und das Äußere, was Leib genannt wird.

10593. Das Äußere, das der Mensch in der Welt an sich hat, ist für die Nutzwirkungen in der Welt eingerichtet. Dieses Äußere ist das, was abgelegt wird, wenn der Mensch stirbt. Das Äußere aber, das für die Nutzwirkungen im anderen Leben eingerichtet ist, stirbt nicht; dieses Äußere zusammen mit dem Inneren wird Geist genannt: ein guter Geist und ein Engel, wenn der Mensch in der Welt gut gewesen war, und ein böser Geist, wenn der Mensch in der Welt böse gewesen war.

10594. Der Geist des Menschen erscheint im anderen Leben in menschlicher Gestalt, ganz wie in der Welt. Er hat auch die Fähigkeit zu sehen, zu hören, zu reden und zu fühlen wie in der Welt; und besitzt vollständig das Vermögen zu denken, zu wollen, und zu handeln wie in der Welt. Mit einem Wort, er ist Mensch im ganzen und einzelnen, nur daß er nicht mit dem groben Leib, den er in der Welt hatte, umgeben ist, diesen läßt er dahinten, wenn er stirbt und nimmt ihn niemals wieder an.

10595. Diese Fortsetzung des Lebens ist es, die unter der Auferstehung verstanden wird. Daß die Menschen glauben, sie würden nicht eher auferstehen, als beim Jüngsten Gericht, wo denn auch das ganze sichtbare Wesen der Welt vergehen werde, hat den Grund, weil sie das Wort nicht verstanden haben; und weil die sinnlichen Menschen das eigentlichste Leben in den Leib setzen, und glauben, wenn dieser nicht wieder aufleben würde, so wäre es aus mit dem Menschen.

HG 10596

10596. Das Leben des Menschen nach dem Tode ist das Leben seiner Liebe und das Leben seines Glaubens; wie daher seine Liebe und sein Glauben beschaffen war, während er in der Welt lebte, so ist sein Leben beschaffen, das ihm in Ewigkeit bleibt.

Ein Leben der Hölle haben diejenigen, die sich und die Welt über alles liebten, und ein Leben des Himmels diejenigen, die Gott über alles liebten, und den Nächsten wie sich selbst. Letztere sind die, welche Glauben haben, erstere aber die, welche keinen Glauben haben.

Das Leben des Himmels ist das, welches ewiges Leben heißt, und das Leben der Hölle das, welches geistiger Tod genannt wird.

10597. Daß der Mensch nach dem Tode fortlebt, lehrt das Wort, wie z.B.:

- daß Gott nicht ein Gott der Toten, sondern ein Gott der Lebendigen ist: Matth.22/31,32.

- Daß Lazarus nach dem Tod in den Himmel erhoben, der Reiche aber in die Hölle geworfen wurde: Luk.16/22-31.

- Daß Abraham, Jischak und Jakob sich dort befinden: Matth.8/11; 22/31,32; Luk.16/23-25,29.

- Daß Jesus zum Schächer sagte: Heute wirst du mit mir im Paradiese sein: Luk.23/43 und anderwärts.

 

Die Liebe und der Glaube bestimmen das Leben des Menschen

10714. Zwei Dinge sind es, die das Leben des Menschen machen: die Liebe und der Glaube. Die Liebe (macht) das Leben seines Willens und der Glaube das Leben seines Verstandes; wie daher die Liebe und der Glaube, so ist auch das Leben.

10715. Die Liebe des Guten und daher der Glaube des Wahren machen das Leben des Himmels, und die Liebe des Bösen und daher der Glaube des Falschen machen das Leben der Hölle.

10716. Das Göttliche des Herrn macht die Himmel, und der Himmel ist bei einem jeden gemäß der Aufnahme der Liebe und des Glaubens vom Herrn.

10717. Bei allen, die Liebe und Glauben vom Herrn aufnehmen, ist der Himmel, sowohl bei den Engeln, als bei den Menschen; deshalb kommen die, welche den Himmel in sich haben, während sie in der Welt leben, nach dem Tode in den Himmel.

10718. Die, welche den Himmel in sich haben, sind gegen alle wohlwollend, und empfinden eine Lust darin, anderen wohl zu tun, nicht um ihrer selbst und der Welt willen, sondern um des Guten und um des Wahren willen, das man in solcher Weise tun soll.

Die aber, welche die Hölle in sich haben, sind gegen alle böse gesinnt und empfinden eine Lust darin, anderen Böses zu tun. Wenn diese eine Lust im Wohltun empfinden, so geschieht es nicht um des Guten und Wahren willen, sondern um ihrer selbst und um der Welt willen.

HG 10719

10719. Der Himmel beim Menschen ist in seinem Inneren, somit im Denken und Wollen, und von daher im Äußeren oder im Reden und Tun; nicht aber im Äußeren ohne das Innere; denn gut reden und gut handeln können alle Heuchler, aber nicht gut denken und gut wollen.

Unter gut denken und gut wollen wird das verstanden, was aus der Liebe des Guten und aus dem Glauben des Wahren hervorgeht.

10720. Wenn der Mensch ins andere Leben kommt, was sogleich nach dem Tode geschieht, dann wird offenbar, ob in ihm der Himmel ist oder die Hölle, nicht aber während er in der Welt lebt; denn in der Welt erscheint nur das Äußere und nicht das Innere, aber im anderen Leben wird das Innere offenbar, weil der Mensch alsdann in Ansehung seines Geistes lebt.

10721. Hieraus kann man ersehen, was den Himmel macht, nämlich die Liebe zum Herrn und die Liebe gegen den Nächsten, wie auch der Glaube; aber dieser nur insoweit, als er aus jenen Liebestrieben sein Leben hat. Hieraus wird wiederum klar, daß das Göttliche des Herrn den Himmel macht, denn jene beiden Liebesarten und der daher stammende Glaube sind vom Herrn, und alles, was vom Herrn ist, ist göttlich.

10722. Die ewige Seligkeit, die auch die himmlische Freude genannt wird, haben diejenigen, die in der Liebe und im Glauben an den Herrn vom Herrn sind. Diese Liebe und dieser Glaube haben diese Freude in sich; in diese kommt nach dem Tode der Mensch, der den Himmel in sich hat, vorher liegt sie verborgen in seinem Inneren.

10723. In den Himmeln ist Gemeinschaft aller Güter; der Friede, die Einsicht, die Weisheit und die Seligkeit aller teilen sich dort einem jeden mit, und die eines jeden teilt sich allen mit, jedoch jedem einzelnen gemäß seiner Aufnahme der Liebe und des Glaubens vom Herrn. Hieraus erhellt, wie groß der Friede, die Einsicht, die Weisheit und die Seligkeit im Himmel ist.

10724. Diejenigen, bei denen die Selbstliebe und die Weltliebe regieren, wissen nicht, was der Himmel und was die Seligkeit des Himmels ist, und es erscheint ihnen unglaublich, daß es eine Seligkeit in anderen Liebestrieben gebe, als in jenen; während doch die Seligkeit des Himmels nur insoweit eingeht, als jene Liebestriebe, sofern sie Zwecke sind, entfernt werden; die Seligkeit, die nach deren Entfernung folgt, ist so groß, daß sie alle Fassungskraft des Menschen übersteigt.

 

Selbst- und Weltliebe sind das Leben der Hölle

10740. Was ein jeder aus Liebe tut, das bleibt seinem Herzen eingeschrieben, denn die Liebe ist das Lebensfeuer, somit ist sie das Leben eines jeden. Daher ist das Leben so beschaffen, wie die Liebe und wie das Leben, und also ist, wie die Liebe, so auch der ganze Mensch beschaffen nach Seele und Leib.

10741. Gleichwie die Liebe zum Herrn und die Liebe gegen den Nächsten das Leben des Himmels beim Menschen machen, so macht die Selbst- und Weltliebe, wenn sie regieren, das Leben der Hölle bei ihm; denn diese Liebesarten bilden den Gegensatz von jenen. Deshalb können diejenigen, bei denen die Triebe der Selbst- und Weltliebe regieren, nichts aus dem Himmel aufnehmen, sondern was sie aufnehmen, ist aus der Hölle; denn alles, was der Mensch denkt, und alles, was er will, oder alles, was der Mensch glaubt, und alles, was er liebt, ist entweder aus dem Himmel oder aus der Hölle.

10742. Daher kommt es, daß diejenigen, bei welchen die Selbst- und Weltliebe das Leben machen, sich allein wohl wollen, und anderen nur um ihrer selbst willen. Und weil ihr Leben aus der Hölle ist, verachten sie andere neben sich, zürnen ihnen, wenn sie ihnen nicht geneigt sind, hassen sie, glühen von Rachsucht wider sie, ja sie begehren, ihre Wut an ihnen auszuüben. Dies wird zuletzt zur Lust ihres Lebens, also zu ihrer Liebe.

10743. Diese sind es, welche die Hölle in sich haben, und die nach dem Tode in die Hölle kommen, weil ihr Leben übereinstimmt mit dem Leben derer, die in der Hölle sind; denn dort sind alle so geartet; und ein jeder kommt zu den Seinigen.

10744. Weil solche nichts vom Himmel aufnehmen, leugnen sie im Herzen Gott und das Leben nach dem Tode, und daher schätzen sie auch alles Kirchliche gering. Es tut nichts zur Sache, wenn sie ihrem Mitbürger, der Gemeinde, dem Vaterland und der Kirche Gutes tun, und gut von ihnen reden, denn dieses tun sie nur um ihrer selbst und um der Welt willen, um zu scheinen, und Ruhm, Ehren und Vorteile zu erjagen. Diese Dinge sind für sie die äußeren Bande, durch die sie zum Gutestun gebracht, und vom Bösestun abgehalten werden; aber sie haben keine innere Bande, die dem Gewissen angehören, nämlich daß man das Böse nicht tun soll, weil es Sünde und gegen die Göttlichen Gesetze ist.

10745. Deshalb stürzen solche, wenn sie ins andere Leben kommen (was sogleich nach dem Tode geschieht), und wenn ihnen das Äußere weggenommen wird, in allen Frevel, ihrem Inneren gemäß, das (erfüllt) ist mit Verachtung anderer neben sich, mit Feindschaft, Haß, Rache, Wut und Grausamkeit, und überdies mit Heuchelei, Lug und Trug, und vielem, was der Bosheit angehört; das bildet alsdann die Lust ihres Lebens. Deshalb werden sie von den Guten getrennt und in die Hölle geworfen.

10746. Daß solche Dinge ihre Lebenslust bilden, wissen viele nicht in der Welt, weil sich dieselben in den Trieben der Selbst- und Weltliebe verbergen, und dann nennen sie alles, was diesen Trieben günstig ist, Gutes, und was sie bestätigt, nennen sie Wahres. Auch wissen und anerkennen sie kein anderes Gutes und Wahres, weil sie aus dem Himmel, den sie sich verschlossen haben, nichts aufnehmen.

10747. Weil die Liebe das Lebensfeuer ist, und ein jeder ein Leben seiner Liebe gemäß hat, so kann man daraus abnehmen, was das himmlische Feuer, und was das höllische Feuer ist. Himmlisches Feuer ist die Liebe zum Herrn und die Liebe gegen den Nächsten, und höllisches Feuer ist die Selbstliebe und die Weltliebe, und daher die Begierde zu allem Bösen, die aus diesen Liebestrieben als aus ihren Quellen entspringen.

10748. Was für ein Leben die haben, die in der Hölle sind, kann man schließen aus dem Leben, das solche untereinander in der Welt (führen würden), wenn die äußeren Bande weggenommen, und keine inneren sie im Zaum halten würden.

10749. Das Leben des Menschen kann nach dem Tode nicht geändert werden; es bleibt alsdann, wie es gewesen war. Auch kann das Leben der Hölle nicht umgewandelt werden in das Leben des Himmels, weil es Gegensätze sind.

Hieraus erhellt, daß die, welche in die Hölle kommen, daselbst bleiben in Ewigkeit, und die, welche in den Himmel kommen, (gleichfalls) in Ewigkeit (daselbst bleiben).

 

Die Kirche

10760. Was beim Menschen den Himmel macht, das macht auch die Kirche, denn die Kirche ist der Himmel des Herrn auf Erden. Aus dem was früher über den Himmel gesagt wurde, wird daher klar, was die Kirche ist.

10761. Die Kirche ist da vorhanden (divitur), wo der Herr anerkannt wird, und wo das Wort ist; denn die wesentlichen Punkte der Kirche sind die Liebe und der Glaube an den Herrn vom Herrn, und das Wort lehrt, wie der Mensch leben muß, wenn er Liebe und Glauben vom Herrn empfangen will.

10762. Die Kirche des Herrn ist eine innere und eine äußere; eine innere bei denen, die aus Liebe die Gebote des Herrn tun, denn diese sind es, die den Herrn lieben; eine äußere bei denen, die aus Glauben die Gebote des Herrn tun, denn diese sind es, die an den Herrn glauben.

10763. Wenn die Kirche sein soll, so muß die Lehre aus dem Wort vorhanden sein, weil ohne Lehre das Wort nicht verstanden wird. Aber die Lehre allein im Menschen macht die Kirche nicht in ihm, sondern das Leben nach derselben. Hieraus folgt, daß nicht der Glaube allein die Kirche macht, sondern das Leben des Glaubens, das die Liebtätigkeit ist.

10764. Die echte Lehre der Kirche ist die Lehre der Liebtätigkeit und zugleich des Glaubens, und nicht die Lehre des Glaubens an jene; denn die Lehre der Liebtätigkeit und zugleich des Glaubens ist die Lehre des Lebens, nicht aber die Lehre des Glaubens ohne die Lehre der Liebtätigkeit.

10765. Die, welche außerhalb der Kirche sind, aber doch einen Gott anerkennen, und ihrer Religion gemäß in einiger Liebtätigkeit gegen den Nächsten leben, sind in der Gemeinschaft mit den Angehörigen der Kirche, weil niemand, der an Gott glaubt und gut lebt, verdammt wird. Hieraus wird klar, daß die Kirche des Herrn überall in der Welt ist, wiewohl insbesondere da, wo der Herr anerkannt wird, und wo das Wort ist.

10766. Ein jeder, bei dem die Kirche ist, wird selig. Hingegen ein jeder, bei dem die Kirche nicht ist, wird verdammt.

 

Die göttliche Vorsehung, Freiheit und Zulassung

10773. Das Walten des Herrn in den Himmeln und auf Erden wird Vorsehung genannt, und weil alles Gute der Liebe und alles Wahre des Glaubens von Ihm ist, und gar nichts vom Menschen, so ist offenbar, daß die göttliche Vorsehung des Herrn in allem und im einzelnen ist, was zum Heil des Menschengeschlechts förderlich ist.

Das lehrt der Herr in folgender Weise bei Joh.14/6: "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben".

Joh.15/4,5: "Gleichwie die Rebe keine Frucht bringen kann von ihr selber, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht in Mir bleibt; ohne Mich könnt ihr nichts tun".

10774. Außerdem bezieht sich die göttliche Vorsehung des Herrn auf die einzelnsten Dinge des Menschenlebens, denn es gibt nur eine einzige Lebensquelle, und diese ist der Herr von Dem wir sind, leben und weben.

10775. Die, welche aus dem Weltlichen über die göttliche Vorsehung denken, schließen daraus, sie sei nur eine im allgemeinen waltende, das einzelne aber stehe in der Gewalt des Menschen. Solche kennen aber die Geheimnisse des Himmels nicht; denn sie schließen bloß aus den Trieben der Selbst- und Weltliebe und deren Lüsten. Wenn sie daher sehen, daß die Bösen eher zu Ehren emporkommen und Güter gewinnen, als die Guten, wie auch, daß den Bösen ihre Kunstgriffe gelingen, so sagen sie in ihrem Herzen: "Das würde nicht geschehen, wenn die göttliche Vorsehung im ganzen und im einzelnen wäre"; aber solche bedenken nicht, daß die göttliche Vorsehung nicht das im Auge hat, was bald vorübergeht, und mit dem Leben des Menschen in der Welt ein Ende nimmt, sondern das, was ewig bleibt, somit kein Ende hat. Was kein Ende hat, das ist, was aber ein Ende hat, das ist beziehungsweise nicht.

10776. Wer es recht erwägt, kann wissen, daß eine hohe Stellung und großes Vermögen in der Welt keine wirklichen göttlichen Segnungen sind, obwohl der Mensch aus seiner Lust sie so nennt, denn sie vergehen, und sie verführen viele und machen sie vom Himmel abwendig; sondern daß vielmehr das Leben im Himmel und die Seligkeit in demselben wirkliche Segnungen sind, die von der Gottheit kommen. Dies lehrt auch der Herr bei Luk.12/33,34: "Machet euch einen Schatz, der nicht abnimmt in den Himmeln, zu dem kein Dieb kommt, und den die Motten nicht verderben, denn wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz".

10777. Daß den Bösen ihre Kunstgriffe gelingen, hat den Grund, weil es der Ordnung gemäß ist, daß ein jeder aus Vernunft tun soll, was er tut, wie auch aus Freiheit.

Wenn es daher dem Menschen nicht überlassen wäre, nach seiner Vernunft aus Freiheit zu handeln, wie auch, wenn die Kunstgriffe, die daraus hervorgehen, nicht gelingen würden, so wäre der Mensch keineswegs fähig zur Aufnahme des ewigen Lebens, denn dieses wird eingepflanzt, wenn der Mensch in der Freiheit ist und seine Vernunft erleuchtet wird.

Niemand kann nämlich zum Guten genötigt werden, weil das Erzwungene nicht haftet, denn dann ist es nicht sein. Dem Menschen selbst gehört nur das an, was aus Freiheit geschieht. Aus Freiheit geschieht nämlich, was aus dem Willen hervorgeht, und der Wille ist der Mensch selbst.

Deshalb kann für den Menschen, wenn er nicht in der Freiheit erhalten wird, auch Böses zu tun, das Gute vom Herrn nicht vorgesehen werden.

10778. Dem Menschen überlassen, aus seiner Freiheit auch Böses zu tun, wird Zulassung genannt.

10779. Durch Kunstgriffe weltliches Glück zu erlangen, hat für den Menschen den Anschein, als ob es durch eigene Klugheit geschehe, gleichwohl aber ist die göttliche Vorsehung immer dabei tätig mit Zulassung und fortwährender Abhaltung vom Bösen. Aber zur Seligkeit im Himmel geführt zu werden, geschieht, wie man weiß und inne wird, nicht durch eigene Klugheit, weil es durch den Herrn geschieht, und dadurch, daß Seine göttliche Vorsehung selbst alles fügt und fortwährend zum Guten hinleitet.

10780. Daß es so ist, kann der Mensch nicht aus dem Naturlicht begreifen, denn aus diesem erkennt er die Gesetze der göttlichen Ordnung nicht.

10781. Man wisse, daß es eine Vorsehung gibt und ein Voraussehen. Das Gute wird vom Herrn vorgesehen, das Böse aber wird vom Herrn vorausgesehen. Das eine muß beim anderen sein, denn vom Menschen kommt nichts als Böses; was aber vom Herrn kommt, ist nichts als Gutes.

 

Kirchliche und bürgerliche Verwaltung, Priestertum und Regierung

10789. Zweierlei ist es, was beim Menschen in Ordnung sein muß, nämlich was sich auf den Himmel bezieht, und was sich auf die Welt bezieht.

Das, was sich auf den Himmel bezieht, wird das Kirchliche genannt, was sich auf die Welt bezieht, wird das Bürgerliche genannt.

10790. Die Ordnung kann in der Welt nicht erhalten werden ohne Vorgesetzte, die alles beobachten müssen was der Ordnung gemäß und was gegen die Ordnung geschieht, und die diejenigen belohnen müssen, die der Ordnung gemäß leben, diejenigen aber bestrafen, die gegen die Ordnung (leben).

10791. Geschieht dies nicht, dann muß das Menschengeschlecht zugrunde gehen, denn einem jeden ist es erblich angeboren, über andere gebieten und die Güter anderer besitzen zu wollen. Daher kommt allerlei Feindschaft, Neid, Haß, Rache, Betrug, Grausamkeit und vieles andere Böse. Wenn sie daher nicht in Banden gehalten würden durch Gesetze und durch die ihren Liebestrieben entsprechenden Belohnungen, nämlich durch Ehren und Vorteile für die, welche Gutes tun, und durch die jenen Liebestrieben entgegengesetzten Strafen, nämlich durch Verlust der Ehren, der Besitzungen und des Lebens für die, welche Böses tun, so müßte das Menschengeschlecht zugrunde gehen.

10792. Es müssen also Vorgesetzte sein, welche die (staatlichen) Vereine der Menschen in Ordnung erhalten, und zwar gesetzkundige, weise und gottesfürchtige. Auch unter den Vorgesetzten muß eine Ordnung bestehen, damit keiner nach Belieben und aus Unwissenheit Böses gegen die Ordnung zulasse, und so diese zerstöre. Dies wird verhütet, wenn höhere und niedere Vorgesetzte da sind, zwischen denen eine Unterordnung stattfindet.

10793. Die Vorgesetzten über das bei den Menschen, was sich auf den Himmel bezieht, oder über das Kirchliche, werden Priester genannt, und ihr Amt ist das Priestertum. Die Vorgesetzten aber über das bei den Menschen, was sich auf die Welt bezieht, oder über das Bürgerliche, werden Obrigkeiten genannt, und der Höchste unter diesen heißt König, wo eine solche Regierungsform besteht.

10794. Was die Priester betrifft, so sollen sie die Menschen über den Weg zum Himmel belehren, sie auch (auf demselben) führen. Sie sollen sie belehren nach der Lehre ihrer Kirche, und sie so führen, daß sie danach leben.

Priester, welche die Wahrheiten lehren, und durch sie zum Guten des Lebens und so zum Herrn führen, sind gute Hirten der Schafe; die aber (nur) lehren, und nicht zum Guten des Lebens und so zum Herrn führen, sind böse Hirten. Diese werden vom Herrn Diebe und Mörder genannt bei Joh.10/7-16.

10795. Die Priester dürfen sich keine Gewalt über die Seelen der Menschen anmaßen, weil sie nicht wissen, in welchem Zustand das Innere des Menschen ist. Noch weniger dürfen sie sich die Gewalt anmaßen, den Himmel zu öffnen und zu schließen, weil diese Gewalt dem Herrn allein zugehört.

10796. Die Priester sollen Würde und Ehre haben wegen der heiligen Dinge, mit denen sie sich beschäftigen; allein die, welche unter ihnen weise sind, geben die Ehre dem Herrn, von Dem die heiligen Dinge sind, und nicht sich selbst. Die unter ihnen aber nicht weise sind, schreiben die Ehre sich zu und nehmen sie also dem Herrn.

Die, welche die Ehre sich zuschreiben wegen der heiligen Dinge, womit sie sich beschäftigen, ziehen die Ehre und das Einkommen dem Heil der Seelen vor, für das sie sorgen sollen. Die aber, welche die Ehre dem Herrn geben, und nicht sich selbst, ziehen das Heil der Seelen der Ehre und dem Einkommen vor.

10797. Keine Ehre irgendeines Amtes liegt in der Person, sondern sie wird ihr nur beigegeben gemäß der Würde der Sache, die sie verwaltet, und was beigegeben wird, das ist von der Person getrennt und wird auch getrennt mit dem Amte. Die Ehre in der Person ist die Ehre der Weisheit und der Furcht des Herrn.

10798. Die Priester sollen das Volk lehren und durch Wahrheiten zum Guten des Lebens führen, gleichwohl aber sollen sie niemand zwingen, weil niemand gezwungen werden kann zum Glauben wider das, wovon er aus dem Herzen gedacht hat, daß es wahr sei.

Wer anders glaubt, als der Priester und keine Störungen macht, soll im Frieden gelassen werden, wer aber Störungen macht, soll getrennt werden; denn das gehört auch zur Ordnung, um derentwillen das Priestertum da ist.

10799. Wie die Priester vorgesetzt sind zur Verwaltung dessen, was sich auf das göttliche Gesetz und den Gottesdienst bezieht, so die Könige und Obrigkeiten zur Verwaltung dessen, was sich auf das bürgerliche Gesetz und auf das Recht bezieht.

10800. Weil der König allein nicht alles verwalten kann, darum stehen Beamte unter ihm, von denen einem jeden ein Gebiet zu verwalten angewiesen ist, was der König nicht selbst (zu verwalten) vermag und imstande ist. Diese Beamten zusammengenommen bilden das Königtum; aber der König selbst ist der Höchste.

10801. Das Königtum selbst liegt nicht in der Person, sondern ist der Person beigegeben. Ein König, der glaubt, das Königtum sei in seiner Person, und ein Beamter, der glaubt, die Amtswürde sei in seiner Person, ist nicht weise.

10802. Das Königtum besteht in der Verwaltung nach den Gesetzen des Reiches, und im Richten gemäß denselben nach Gerechtigkeit. Ein König, der die Gesetze über sich sieht, und folglich sich selber unter denselben stehend, der ist weise; der aber meint, er stehe über den Gesetzen, folglich die Gesetze stünden unter ihm, der ist nicht weise.

10803. Ein König, der die Gesetze über sich sieht, und so sich selber unter ihnen, der setzt das Königtum ins Gesetz, und so herrscht das Gesetz über ihn; denn er weiß, daß das Gesetz die Gerechtigkeit ist, und alle Gerechtigkeit, die (wahrhaft) Gerechtigkeit ist, ist göttlich.

Der aber, der meint, die Gesetze stünden unter ihm, und er also über ihnen, der setzt das Königtum in sein Ich, und glaubt entweder, er sei das Gesetz, oder das Gesetz, das die Gerechtigkeit ist, sei ein Ausfluß von ihm; daher maßt er sich an, was göttlich ist, während er doch unter diesem stehen soll.

10804. Das Gesetz, das die Gerechtigkeit ist, soll von weisen und gottesfürchtigen Männern im Reiche gegeben werden, nach dem alsdann sowohl der König als die Untertanen leben sollen. Ein König, der nach dem Gesetz, das die Gerechtigkeit ist, lebt, und hierin den Untertanen mit gutem Beispiel vorangeht, der ist wahrhaft ein König.

10805. Ein König, der unumschränkte Gewalt hat, und glaubt, seine Untertanen seien Sklaven in der Art, daß er ein Recht habe über ihr Leben und ihre Besitzungen, der ist, wenn er dieses (vermeintliche) Recht ausübt, kein König, sondern ein Tyrann.

10806. Dem König soll Gehorsam geleistet werden nach den Gesetzen des Reiches, und er darf auf keinerlei Weise durch Handlungen und Reden beleidigt werden, denn davon hängt die öffentliche Sicherheit ab.

 

Die Lehre vom Herrn

10815. Gott ist Einer, Der da ist der Schöpfer des Weltalls und der Erhalter des Weltalls, somit der Gott des Himmels und der Gott der Erde.

10816. Zwei Dinge sind es, die das Leben des Himmels beim Menschen machen: das Wahre des Glaubens und das Gute der Liebe. Dieses Leben hat der Mensch aus Gott, und gar nichts davon aus dem Menschen. Deshalb ist es erster Grundsatz der Kirche: Gott anerkennen, an Gott glauben und Ihn lieben.

10817. Die, welche innerhalb der Kirche geboren sind, müssen den Herrn anerkennen, Sein Göttliches und Sein Menschliches, sodann an Ihn glauben und Ihn lieben; denn vom Herrn kommt alles Heil.

Dies lehrt der Herr bei Joh.3/36: "Wer an den Sohn glaubt, hat ewiges Leben; wer aber dem Sohn nicht glaubt, wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt bei ihm".

Joh.6/40: "Das ist der Wille dessen, der Mich gesandt hat, daß jeder, der den Sohn sieht, und glaubt an Ihn, ewiges Leben habe; und Ich werde ihn auferwecken am letzten Tage".

Joh.11/25,26: "Jesus sprach: Ich bin die Auferstehung und das Leben, wer an Mich glaubt, der wird leben, wenn er auch stirbt. Jeder aber, der da lebet und an Mich glaubt, wird nicht sterben in Ewigkeit".

10818. Deshalb können diejenigen, die innerhalb der Kirche den Herrn und Sein Göttliches nicht anerkennen, nicht mit Gott verbunden werden, und keinen Teil haben mit den Engeln im Himmel; denn niemand kann mit Gott verbunden werden als vom Herrn, und im Herrn.

Daß niemand mit Gott verbunden werden kann, außer vom Herrn, lehrt der Herr bei Joh.1/18: "Niemand hat Gott je gesehen, der Eingeborene Sohn, Der im Schoß des Vaters ist, Der hat (Ihn) dargestellt"; und Joh.5/37: "Nicht habt ihr die Stimme des Vaters jemals gehört, noch Seine Gestalt gesehen". Bei Matth.11/27: "Niemand erkennt den Vater, als der Sohn, und wem es der Sohn will offenbaren"; bei Joh.14/6: "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater, denn durch Mich".

Daß niemand mit Gott verbunden werden kann, außer im Herrn, lehrt ebenfalls der Herr, bei Joh.15/4,5: "Wie die Rebe keine Frucht bringen kann von ihr selber, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht in Mir bleibet; denn ohne Mich könnet ihr nichts tun". Daß niemand mit Gott verbunden werden kann, außer im Herrn, hat den Grund, weil der Vater in Ihm ist, und sie eins sind, wie Er auch lehrt bei Joh.12/45; 14/7,9-11: "Wer Mich gesehen hat, hat Den gesehen, Der Mich gesandt hat; und Meinen Vater habt ihr kennen gelernt, und von nun an habt ihr Ihn erkannt; wer Mich gesehen hat, der hat den Vater gesehen; Philippus glaubst du nicht, daß Ich im Vater, und der Vater in Mir ist? Glaubet Mir, daß Ich im Vater bin, und der Vater in Mir". Und Joh.10/30,38: "Der Vater und Ich, wir sind eins, erkennet und glaubet doch, daß Ich im Vater bin, und der Vater in Mir".

10819. Weil der Vater im Herrn ist, und der Vater und der Herr eins sind, und weil man an Ihn glauben soll, und wer an Ihn glaubt, ewiges Leben hat, so ist klar, daß der Herr Gott ist.

Daß der Herr Gott ist, lehrt das Wort überall, wie bei Joh.1/1,3,14: "Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort; alles ist durch dasselbige geworden, und ohne dasselbige ist nichts geworden, was geworden ist; und das Wort ward Fleisch, und wohnte unter uns, wir sahen Seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des Eingeborenen vom Vater".

Bei Jes.9/5: "Ein Knabe ist uns geboren, ein Sohn ist uns gegeben, auf dessen Schulter die Herrschaft ruht; und Sein Name wird genannt werden Gott, Held, Vater der Ewigkeit, Fürst des Friedens"; bei Jes.7/14 und Matth.1/23: "Eine Jungfrau wird empfangen und gebären, und es wird genannt werden Sein Name Gott mit uns"; bei Jerem.23/5,6 und 33/15,16: "Siehe, es werden Tage kommen, wo Ich dem David einen gerechten Sprößling erwecken werde, Der wird regieren als König und Glück haben, und das ist Sein Name, womit man Ihn nennen wird: Jehovah, unsere Gerechtigkeit".

10820. Alle, die Angehörige der Kirche und im Licht aus dem Himmel sind, sehen das Göttliche im Herrn, und zwar in Seinem Menschlichen. Die aber nicht im Licht aus dem Himmel sind, sehen eben nur das Menschliche im Herrn; während doch das Menschliche und das Göttliche in Ihm so vereinigt sind, daß sie eins sind, wie der Herr auch gelehrt hat bei Joh.17/10: "Vater, all das Meine ist Dein, und all das Deine ist Mein."

10821. Die, welche in Beziehung auf die Gottheit die Vorstellung von drei Personen haben, können sich nicht einen Gott vorstellen; wenn sie mit dem Mund sagen einer, so denken sie sich doch drei.

Die aber, die in Beziehung auf die Gottheit die Vorstellung von drei in einer Person haben, können sich einen Gott vorstellen, und einen Gott aussprechen, und auch einen Gott denken.

10822. Die Vorstellung von drei in einer Person hat man, wenn man denkt, daß der Vater im Herrn ist, und der Heilige Geist vom Herrn ausgeht. Alsdann ist das Dreieinige im Herrn das Göttliche Selbst, das der Vater genannt wird, das Göttlich-Menschliche, das der Sohn, und das ausgehende Göttliche, das der Heilige Geist (genannt wird).

10823. Jeder Mensch hat von seinem Vater das Sein seines Lebens, das seine Seele genannt wird; daher kommt das Dasein seines Lebens, das der Leib genannt wird; dadurch ist der Leib die Ähnlichkeit (das Bild) seiner Seele, denn durch diesen betätigt die Seele ihr Leben nach ihrem Wink (nach Belieben). Dies ist der Grund, warum die Menschen in die Ähnlichkeit ihrer Väter geboren werden, und daß man die Familien auseinander kennt.

Hieraus wird klar, was für einen Leib oder was für ein Menschliches der Herr hatte, nämlich gleich dem Göttlichen Selbst, welches das Sein Seines Lebens oder die Seele vom Vater her war; daher sagte Er: "Wer Mich sieht, der sieht den Vater": Joh.14/9.

10824. Daß das Göttliche und das Menschliche des Herrn eine Person ist, ergibt sich auch aus dem in der ganzen Christenheit angenommenen Glauben, der also lautet: "Obwohl Christus ist Gott und Mensch, so ist er dennoch nicht zwei, sondern ein Christus; ja er ist ganz einer und eine einzige Person; denn wie Leib und Seele ein Mensch sind, so ist auch Gott und Mensch ein Christus"; dies steht im Symbol des Athanasius.

10825. Daß der Herr empfangen worden ist von Jehovah dem Vater, und somit Gott von der Empfängnis her, ist in der Kirche bekannt; wie auch, daß Er mit dem ganzen Leib auferstanden ist, denn Er hat nichts im Grabe zurückgelassen, wovon Er auch nachher die Jünger überzeugte, indem Er sprach: "Sehet Meine Hände und Meine Füße, daß Ich es selbst bin; betastet Mich und sehet; denn ein Geist hat nicht Fleisch und Gebein, wie ihr sehet, daß Ich habe": Luk.24/39. Und obwohl Er Mensch war nach Fleisch und Gebein, so trat Er doch durch verschlossene Türen ein, und nachdem Er sich geoffenbart hatte, wurde Er unsichtbar: Joh.20/19,26; Luk.24/31.

Ganz anders geschieht mit jedem Menschen; denn der Mensch steht nur dem Geiste nach auf, und nicht dem Leibe nach; wenn Er also sagte, daß Er nicht sei wie ein Geist, so wollte Er sagen, Er sei nicht wie ein anderer Mensch. Hieraus wird nun klar, daß auch das Menschliche im Herrn göttlich ist.

10826. Die, welche das Menschliche des Herrn dem Menschlichen eines anderen Menschen gleichsetzen, denken nicht an Seine Empfängnis aus dem Göttlichen Selbst; auch nicht an Seine Auferstehung mit dem ganzen Leib; auch nicht daran, wie Er gesehen wurde bei der Verklärung, daß Sein Angesicht glänzte wie die Sonne; auch wissen und begreifen sie nicht, daß der Leib eines jeden die Ähnlichkeit und das Ebenbild seiner Seele ist; so auch nicht, daß der Herr auch in Ansehung des Menschlichen allgegenwärtig ist; denn daher kommt der Glaube an Seine Allgegenwart im heiligen Abendmahl; die Allgegenwart ist aber göttlich: Matth.28/20.

10827. Weil im Herrn alles Göttliche ist, darum hat Er alle Gewalt in den Himmeln und auf Erden; was Er auch selbst sagt bei Joh.17/2: "Der Vater hat dem Sohn Gewalt gegeben über alles Fleisch"; bei Matth.11/27: "Alles ist Mir übergeben vom Vater", und Matth.18/18: "Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden".

10828. Der Herr ist in die Welt gekommen, um das Menschengeschlecht zu retten, das sonst im ewigen Tod zugrunde gegangen wäre. Und Er hat es dadurch gerettet, daß Er die Höllen unterjochte, die jeden Menschen, der in die Welt kam, und aus der Welt ging, anfochten; und zugleich dadurch, daß Er Sein Menschliches verherrlichte, denn dadurch kann Er die Höllen ewig unterjocht halten.

Die Unterjochung der Höllen und zugleich die Verherrlichung Seines Menschlichen wurde bewirkt durch Versuchungen, die gegen Sein Menschliches zugelassen wurden, und durch die fortwährenden Siege, die Er damals errang. Sein Leiden am Kreuz war die letzte Versuchung und der vollständige Sieg.

Daß der Herr die Höllen unterjochte, lehrt Er selbst bei Joh.12/27,28,31: "Jesus sprach: Jetzt ist meine Seele beunruhigt; Vater, errette Mich aus dieser Stunde, doch ebendarum bin Ich in die Welt gekommen (nach dem Grundtext heißt es: darum bin ich in diese Stunde gekommen; Anm.d.Übers.), Vater verherrliche Deinen Namen; da ging eine Stimme vom Himmel aus: Ich habe (Ihn) schon verherrlicht, und werde (Ihn) wiederum verherrlichen; damals sprach Jesus: "Jetzt ist das Gericht dieser Welt, jetzt wird der Fürst dieser Welt hinausgeworfen werden". Joh.16/33,34: "Habt Vertrauen, Ich habe die Welt überwunden".

Bei Jes.63/1-20 und 59/16-21: "Wer ist Der, Welcher kommt aus Edom, einherschreitet in der Fülle Seiner Stärke, groß zum Helfen; Heil hat Mir geschafft Mein Arm; darum wurde Er Ihnen zum Heiland".

Daß Er sein Menschliches verherrlichte, und daß das Leiden am Kreuz die letzte Versuchung und der vollständige Sieg war, wodurch Er verherrlicht wurde, lehrt Er auch bei Joh.13/31,32: "Nachdem Judas hinausgegangen war, sprach Jesus: Jetzt ist der Sohn des Menschen verherrlicht, und Gott wird Ihn verherrlichen in Ihm selbst, und wird Ihn alsbald verherrlichen".

Joh.17/1,5: "Vater, gekommen ist die Stunde, verherrliche Deinen Sohn, daß auch Dein Sohn Dich verherrliche; jetzt verherrliche Mich Du Vater, mit der Herrlichkeit, die Ich hatte, ehe die Welt war bei Dir".

Joh.12/27,28: "Jetzt ist Meine Seele beunruhigt; Vater, verherrliche Deinen Namen; und es ging eine Stimme aus vom Himmel, Ich habe (Ihn) schon verherrlicht, und werde (Ihn) wiederum verherrlichen".

Bei Luk.24/26: "Mußte nicht Christus dieses leiden, und eingehen in Seine Herrlichkeit"; verherrlichen heißt göttlich machen.

Hieraus erhellt nun, daß, wenn der Herr nicht in die Welt gekommen, und Mensch geworden wäre, und auf diese Weise von der Hölle befreit hätte alle die an Ihn glauben und Ihn lieben, kein Sterblicher hätte selig werden können; so ist es zu verstehen, daß ohne den Herrn kein Heil ist.

10829. Den Herrn lieben heißt, nach Seinen Geboten leben; daß dieses heißt den Herrn lieben, lehrt Er selbst bei Joh.14/15,21,23,24: "Wenn ihr Mich liebet, so haltet meine Gebote; wer meine Gebote hat, und sie tut, der ist es, der Mich liebt. Wer Mich liebt, wird mein Wort halten; wer Mich aber nicht liebt, hält meine Worte nicht".

Und daß diejenigen selig werden, die den Herrn aufnehmen, und an Ihn glauben; nicht aber die, welche im Bösen und daher im Falschen sind, weil diese Ihn nicht aufnehmen und nicht an Ihn glauben, bei Joh.1/12,13: "Wie viele Ihn aufnahmen, denen gab Er Macht, Söhne Gottes zu werden, denen die da glauben an Seinen Namen; die nicht aus Blut, noch aus dem Willen des Fleisches, noch aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind". Aus Blut, aus dem Willen des Fleisches, und aus dem Willen des Mannes heißt, im Bösen der Selbst- und Weltliebe und daher im Falschen sein; von Gott geboren werden heißt, wiedergeboren werden.

10830. Als der Herr Sein Menschliches verherrlichte, da zog Er das Menschliche von der Mutter her aus, und zog das Menschliche vom Vater her an; daher war Er alsdann nicht mehr der Sohn Marias, sondern Gottes, von Dem Er ausgegangen war.

10831. Daß ein Dreieiniges im Herrn ist, nämlich das Göttliche Selbst, das Göttlich-Menschliche und das ausgehende Göttliche, ist ein Geheimnis aus dem Himmel, und für diejenigen, die im heiligen Jerusalem sein werden.

 


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