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Von den Abödungen

1106. Es gibt viele, die während sie in der Welt waren, aus Einfalt und Unkunde, Falsches in betreff des Glaubens eingesogen, und eine Art von Gewissen nach ihren Glaubensgrundsätzen gehabt, und nicht, wie andere, in Haß, Rache und Ehebrüchen gelebt hatten. Diese können im anderen Leben, solange sie im Falschen sind, nicht in himmlische Gesellschaften eingelassen werden, denn so würden sie dieselben beflecken, daher sie eine Zeitlang auf der unteren Erde gehalten werden, damit sie daselbst die falschen Grundsätze ablegen. Die Zeiten, während derer sie daselbst bleiben, sind länger und kürzer, je nach der Natur des Falschen, und dem Leben, das sie sich aus demselben gebildet, und nach den Grundsätzen, in denen sie sich begründet haben. Einige erleiden daselbst ziemlich Hartes, andere nicht Hartes. Dies ist es, was Abödung heißt, deren im Wort sehr häufig Erwähnung geschieht.

Ist die Zeit der Abödung vollbracht, so werden sie in den Himmel entrückt und als Neulinge belehrt in den Wahrheiten des Glaubens, und zwar durch die Engel, von denen sie aufgenommen werden.

1107. Es gibt einige, die gerne wollen abgeödet werden, und so die falschen Grundsätze ablegen, die sie aus der Welt mitgebracht haben (falsche Grundsätze kann man im anderen Leben immer nur ablegen nach Verlauf einiger Zeit, und durch die vom Herrn vorgesehenen Mittel), diese werden, solange sie auf der unteren Erde bleiben, vom Herrn in der Hoffnung auf Befreiung erhalten, und im Gedanken an den Endzweck, daß sie so gebessert und zur Aufnahme der himmlischen Seligkeit vorbereitet werden.

1108. Einige werden in einem Zustand gehalten, der die Mitte hält zwischen Wachen und Schlafen, diese denken sehr wenig, nur wachen sie von Zeit zu Zeit gleichsam auf, und erinnern sich dessen, was sie bei Leibesleben gedacht und getan haben; und verfallen wieder in den Zustand, der zwischen Wachen und Schlafen die Mitte hält; und so werden sie abgeödet. Sie sind unter dem linken Fuß ein wenig vorwärts.

1109. Die, welche sich ganz bestärkt haben in falschen Grundsätzen, werden in völlige Unwissenheit versetzt, und sind dann in solcher Dunkelheit und Verwirrung, daß es sie, wenn sie nur denken an das, in dem sie sich bestärkt haben, innerlich schmerzt. Nach vollbrachter Zeit aber werden sie gleichsam neu geschaffen, und in die Glaubenswahrheiten eingeweiht.

1110. Die, welche in gute Werke Gerechtigkeit und Verdienst gesetzt, und so die Kraft der Seligmachung sich selbst zugeschrieben haben, nicht dem Herrn und Seiner Gerechtigkeit und Verdienst, und sich darin bestärkt haben mit dem Denken und Leben, deren falsche Grundsätze verwandeln sich im anderen Leben in Einbildungen, daß es ihnen vorkommt, sie spalten Holz, es erscheint ihnen auch ganz so. Mit diesen habe ich geredet: wenn sie in ihrer Arbeit sind, und man fragt sie, ob sie nicht müde werden, so antworten sie, sie haben noch nicht so viel Arbeit getan, um den Himmel verdienen zu können. Es erscheint, wenn sie Holz spalten, wie etwas vom Herrn unter dem Holz, wie wenn das Holz das Verdienst wäre. Je mehr vom Herrn im Holz (erscheint), desto länger bleiben sie so; dagegen wenn es anfängt zu verschwinden, dann geht es dem Ende der Abödung zu. Endlich werden sie so, daß sie auch in gute Gesellschaften zugelassen werden können, dennoch aber schwanken sie lange zwischen dem Wahren und Falschen. Sofern sie ein frommes Leben geführt haben, hat der Herr viele Sorge für sie und schickt von Zeit zu Zeit einen Engel zu ihnen. Diese sind es, die in der jüdischen Kirche vorgebildet wurden durch die Holzhauer: Jos.9/23,27.

1111. Die, welche ein bürgerlich und sittlich gutes Leben geführt, dagegen aber sich beredet hatten, sie verdienen durch Werke den Himmel, und geglaubt hatten, es sei genug, wenn sie einen einzigen Gott, den Schöpfer der Welt anerkennen, deren falsche Grundsätze verwandeln sich im anderen Leben in solche Einbildungen, daß es ihnen vorkommt, sie mähen Gras, und werden Grasmäher genannt. Sie sind kalt, und suchen durch dieses Mähen sich warm zu machen. Zuweilen gehen sie umher und fragen bei denen, die sie finden, ob sie ihnen etwas Wärme geben wollen: was auch die Geister tun können, aber die Wärme, die sie empfangen, bewirkt nichts bei ihnen, weil sie eine äußere ist, während sie eine innere Wärme haben wollen, daher sie zu ihrem Mähen zurückkehren, und so sich Wärme durch Arbeit erwerben. Ihre Kälte habe ich gefühlt. Sie hoffen immer, sie werden in den Himmel entrückt werden. Zuweilen beraten sie sich, wie sie sich selbst durch eigene Kraft möchten hineinversetzen können. Diese, weil sie gute Werke geleistet haben, gehören unter diejenigen, die abgeödet werden; und endlich nach vollbrachter Zeit werden sie in gute Gesellschaften eingelassen und werden belehrt.

1112. Diejenigen aber, die im Guten und Wahren des Glaubens gewesen sind, und daher ein Gewissen und ein Leben der Liebtätigkeit erlangt haben, werden sogleich nach dem Tod in den Himmel vom Herrn erhoben.

1113. Es gibt Mädchen, die zur Unzucht verführt, und so beredet worden waren, es sei nichts Böses darin, sonst aber gutmütig sind. Solche, weil sie noch nicht zu dem Alter gekommen waren, daß sie es wissen und von einem solchen Leben urteilen konnten, haben einen sehr strengen Lehrmeister bei sich, der sie züchtigt, sooft sie mit dem Denken in solch freches Wesen ausschweifen, diesen fürchten sie sehr; und so werden sie abgeödet.

Dagegen erwachsene Frauenspersonen, die feile Dirnen gewesen waren, und andere (von dem weiblichen Geschlecht) verlockt hatten, kommen in keine Abödung, sondern - sind in der Hölle.

 

Von der Ältesten Kirche,
die Mensch oder Adam genannt wurde

1114. Die Engel und Geister, oder die Menschen nach dem Tode, können von denen, die sie in der Welt gekannt, und von welchen sie gehört hatten, alle, die sie irgend wünschen mögen, auffinden, sie als gegenwärtig sehen und mit ihnen reden, wenn es der Herr gestattet. Und zwar sind sie, was zu verwundern ist, augenblicklich da und ganz gegenwärtig. So dürfen sie reden nicht nur mit Freunden, die meistens sich finden, sondern auch mit anderen, die sie schätzten und ehrten.

Vermöge der göttlichen Barmherzigkeit des Herrn wurde mir gestattet, zu reden nicht bloß mit denen, die ich gekannt hatte, als sie im Leibe lebten, sondern auch mit denen, die im Worte vor anderen berühmt sind; sodann auch mit denen, die von der Ältesten Kirche waren, welche diejenige war, die genannt wird Mensch oder Adam, auch mit einigen, die zu den Kirchen nach ihr gehörten, zu dem Ende, daß ich wissen möchte, daß unter den Namen in den ersten Kapiteln der Genesis nur Kirchen verstanden wurden, sodann auch, daß ich wissen möchte, wie die Menschen der Kirche jener Zeit beschaffen waren. Was mir nun von den Ältesten Kirchen zu wissen gegeben wurde, ist das, was folgt.

1115. Die von der Ältesten Kirche, die Mensch oder Adam genannt wurde, und himmlische Menschen waren, sind ganz hoch über dem Haupt, und wohnen da beisammen in höchster Seligkeit. Sie sagten, daß selten andere zu ihnen kommen, nur zuweilen einige anderswoher, und zwar, wie dieselben angeben, aus dem Weltall. Und daß sie so hoch über dem Haupte sind, komme nicht davon her, daß sie hochmütigen Sinnes seien, sondern damit sie die daselbst Befindlichen leiten möchten.

1116. Es wurden mir gezeigt die Wohnungen derer, die zur anderen und dritten Nachkommenschaft dieser Ältesten Kirche gehörten: dieselben sind prächtig, weithin in die Länge ausgedehnt, von schönen bunten, purpurroten und blauen Farben; denn die Engel haben die prächtigsten Wohnungen, so daß sie gar nicht beschrieben werden können. Ich habe sie oftmals gesehen, vor ihren Augen so lebhaft erscheinend, daß es nichts lebhafter Erscheinendes geben kann. Woher aber solche Erscheinungen in so lebendiger Weise stammen, davon, vermöge der göttlichen Barmherzigkeit des Herrn, im Folgenden.

Sie leben in der Atmosphäre eines sozusagen schimmernden Perlenlichtes, und zuweilen in der eines glänzenden Diamantenlichtes (in aura lucis, ut ita dicam, splendentis margariticae, et quandoque in adamantinae); denn im anderen Leben gibt es wunderbare Atmosphären (aurae), mit unzähliger Verschiedenheit. Die, welche meinen, es könne dort dergleichen nicht geben, und unendlich viel mehreres, als je in eines Menschen Vorstellung kommen konnte oder kann, die sind sehr im Irrtum. Es sind zwar Vorbildungen, dergleichen zuweilen den Propheten erschienen sind, aber dennoch so reell, daß die, welche im anderen Leben sind, dieselben für reell halten, dagegen aber das, was in der Welt ist, für nicht reell.

1117. Im höchsten Licht leben sie. Das Licht der Welt kann mit dem Licht, in dem sie leben, kaum verglichen werden. Es wurde mir jenes Licht gezeigt mittelst eines flammigen Lichtes, das gleichsam vor den Augen herabfiel, und es sagten die von der Ältesten Kirche, sie haben ein solches Licht und ein noch stärkeres.

1118. Es wurde mir durch einen Einfluß, den ich nicht beschreiben kann, gezeigt, wie ihre Rede beschaffen war, da sie noch in der Welt lebten. Sie war nicht artikuliert wie die Wörtersprache unserer Zeit, sondern still (tacita), und geschah nicht durch das äußere, sondern durch ein inneres Atmen. Es wurde mir auch wahrzunehmen gegeben, wie ihr inneres Atmen beschaffen war, daß es nämlich vom Nabel dem Herzen zu, und so durch die Lippen ging, lautlos, und daß es in des anderen Ohr nicht durch den äußeren Weg einging, und an etwas schlug, was das Trommelfell des Ohres genannt wird, sondern durch einen Weg innerhalb des Mundes, und zwar durch etwas daselbst, was heutzutage die Eustachische Röhre (tuba Eustachiana) genannt wird. Und es wurde gezeigt, daß sie durch eine solche Rede die Empfindungen des Gemüts und die Vorstellungen des Denkens viel vollständiger ausdrücken konnten, als es irgend geschehen kann durch artikulierte Töne oder laute Worte, die ebenfalls durch das Atmen bestimmt werden, aber durch das äußere, denn es gibt nichts in einem Wort, das nicht bestimmt wird durch die Modifikationen (applicationes) des Atmens. Bei ihnen aber viel vollkommener, weil durch das innere Atmen; welches, weil innerlich, auch viel vollkommener und den Denkvorstellungen selbst angemessener und gleichförmiger ist.

Außerdem (geschah es) auch durch kleine Bewegungen der Lippen, und entsprechende Veränderungen des Angesichts; denn weil sie himmlische Menschen waren, so leuchtete alles, was sie dachten, aus ihrem Angesicht und Augen heraus, die sich auf angemessene Weise veränderten. Nie konnten sie eine andere Miene zeigen, als gemäß dem, was sie dachten. Verstellung und noch mehr Arglist galt ihnen für einen argen Frevel.

1119. Es wurde mir in lebendiger Weise gezeigt, wie das innere Atmen der Uralten still einfloß in ein äußeres, und so in eine stille Rede, die von dem anderen vernommen ward in seinem inwendigen Menschen.

Sie sagten, daß dieses Atmen bei ihnen sich verschieden gestaltete je nach dem Stand ihrer Liebe und ihres Glaubens an den Herrn. Es wurde auch der Grund angegeben, daß es, weil sie Gemeinschaft mit dem Himmel hatten, nicht anders sein konnte, denn sie atmeten mit den Engeln, in deren Umgang (consortio) sie waren. Die Engel haben ein Atmen, dem das innere Atmen entspricht, und es gestaltet sich bei ihnen ebenso verschieden, denn wenn ihnen etwas aufstößt, das der Liebe und dem Glauben an den Herrn entgegen ist, so haben sie ein beengtes Atmen, wenn sie aber in der Seligkeit der Liebe und des Glaubens sind, dann haben sie ein freies und weites Atmen. Jeder Mensch hat etwas Ähnliches, aber gemäß seinen körperlichen und weltlichen Trieben, und gemäß seinen Grundsätzen; wenn diesen etwas widerstreitet, so haben sie eine Beengung des Atmens, wenn sie aber begünstigt werden, so haben sie ein freies und weites Atmen, allein dieses findet beim äußeren Atmen statt.

Von dem Atmen der Engel aber (soll), vermöge der göttlichen Barmherzigkeit des Herrn, im Folgenden (gehandelt werden).

1120. Es wurde auch gezeigt, daß das innere Atmen der Menschen der Ältesten Kirche, das vom Nabel aus gegen die innere Gegend der Brust zuging, im Laufe der Zeit, oder in den Nachkommen, sich veränderte, und sich mehr nach der Rückengegend und dem Unterleib zu, somit mehr nach außen und niederwärts zurückzog, und daß endlich in der letzten Nachkommenschaft dieser Kirche, die zunächst vor der Sündflut war, kaum etwas vom inneren Atmen zurückblieb, und sie, als es endlich aus der Brust verschwand, von selbst erstickt wurden: daß aber in einigen alsdann das äußere Atmen anfing, und mit diesem Atmen der artikulierte Ton, oder die Wörtersprache. So verhielten sich die Atmungen bei den Menschen vor der Sündflut, gemäß dem Stande ihrer Liebe und ihres Glaubens, und als endlich keine Liebe und kein Glaube mehr da waren, sondern Beredung des Falschen, da hörte das innere Atmen auf, und mit demselben die unmittelbare Gemeinschaft mit den Engeln und das Innewerden.

1121. Ich bin von den Söhnen der Ältesten Kirche unterrichtet worden über den Stand ihres Innewerdens, daß sie nämlich ein Innewerden (Perceptionem) hatten von allem, was Sache des Glaubens ist, beinahe wie die Engel, mit denen sie Gemeinschaft hatten, darum, weil ihr inwendiger Mensch oder Geist, auch mittelst des inneren Atmens verknüpft war mit dem Himmel, und daß die Liebe zum Herrn und die Liebe zum Nächsten dies so mit sich bringt, denn so wird der Mensch verbunden mit den Engeln durch ihr eigenstes Leben, das in solcher Liebe besteht. Sie sagten, daß das Gesetz ihnen eingeschrieben war, weil sie in der Liebe zum Herrn und in der Liebe zum Nächsten waren; denn da war mit ihrem Innewerden alles (übereinstimmend), was die Gesetze gebieten, und gegen das Innewerden alles, was die Gesetze verbieten. Und sie zweifelten nicht, daß alle menschlichen Gesetze, wie die göttlichen, sich gründen auf die Liebe zum Herrn und die Liebtätigkeit gegen den Nächsten, und sich darauf als auf ihr Grundwesen beziehen. Weil sie daher das Grundwesentliche in sich vom Herrn her hatten, so konnten sie nicht anders als (auch) alles daraus Folgende wissen. Sie glauben auch, daß alle heutzutage in der Welt Lebende, die den Herrn und den Nächsten lieben, auch ein ihnen eingeschriebenes Gesetz haben, und überall auf Erden willkommene Bürger sind, wie sie es auch im anderen Leben sind.

1122. Ferner bin ich belehrt worden, daß die Menschen der Ältesten Kirche die lieblichsten Träume hatten, und außerdem auch Gesichte, und daß ihnen alsdann zugleich eingegeben wurde, was sie bedeuteten; daher ihre paradiesischen Vorbildungen, und mehreres. Darum waren ihnen die Gegenstände der äußeren Sinne, die irdisch und weltlich sind, nichts, und sie empfanden auch keinen Lustreiz in ihnen, nur in dem, was sie bezeichneten und vorbildeten. Wenn sie daher irdische Gegenstände sahen, so dachten sie nicht an sie, sondern an das, was sie bezeichneten und vorbildeten, was ihnen höchst angenehm war, denn es war solches, was im Himmel ist, und worin sie den Herrn selbst sehen.

1123. Ich sprach mit der dritten Generation der Ältesten Kirche, die sagten, daß sie zu ihrer Zeit, da sie in der Welt lebten, den Herrn erwartet hätten, Der das ganze Menschengeschlecht erretten sollte, und daß bei ihnen damals die gemeine Rede war: der Same des Weibes werde den Kopf der Schlange zertreten. Sie sagten, daß von jener Zeit an die größte Lust ihres Lebens war, Kinder zu zeugen, so daß ihre höchste Wonne war, die Gattin zu lieben um des Nachwuchses willen; sie nannten dergleichen die süßesten Wonnen, und die wonnevollsten Süßigkeiten, indem sie hinzusetzten, daß das Gefühl (perceptio) dieser Süßigkeiten und Wonnen von einem Einfluß aus dem Himmel hergekommen sei, weil der Herr geboren werden sollte.

1124. Von der Nachkommenschaft, die vor der Sündflut lebte, nicht von denen, die umkamen, sondern die in etwas besser als sie gewesen waren, waren (einige) bei mir und influierten ziemlich gelind und ziemlich unfühlbar; ich konnte aber wahrnehmen, daß sie innerlich böse waren und innerlich gegen die Liebe handelten; es dünstete von ihnen die Sphäre eines Leichengeruches aus, so daß die mich umgebenden Geister davor flohen. Sie meinten, sie seien so fein, daß niemand inne werde, was sie denken. Als ich mit ihnen vom Herrn redete, ob sie nicht wie ihre Väter Ihn erwartet haben, sagten sie, sie hätten sich den Herrn vorgestellt als einen alten, graubärtigen, heiligen Mann, und daß sie durch Ihn heilig würden, und ebenso bärtig; daher eine solche Ehrerbietung vor den Bärten bei den Nachkommen entstand. Sie setzten hinzu, daß sie auch jetzt Ihn anbeten könnten, aber aus sich selbst. Nun aber kam ein Engel, dessen Kommen sie nicht aushalten konnten.

1125. Ich durfte auch reden mit denen, die von der Kirche waren, die Enosch hieß, und von der 1. Mose 4/26 die Rede ist. Ihr Einfluß war gelind, ihre Rede bescheiden; sie sagten, daß sie unter sich in Liebtätigkeit leben und anderen, die zu ihnen kommen, Freundschaftsdienste leisten. Es zeigte sich aber, daß ihre Liebtätigkeit die Freundschaftsliebe war: sie leben ruhig, machen keinem Ungelegenheit, wie gute Bürger.

1126. Es erschien mir ein enges Zimmer, und bei offener Türe kam mir zu Gesicht ein langer Mann, weiß gekleidet, die Weiße war sehr stark. Ich wunderte mich, wer er wohl wäre; sie sagten, daß der weiß gekleidete Mann diejenigen bezeichne, die Noach genannt wurden, oder welche die allerersten von der Alten Kirche waren, welche die Kirche nach der Sündflut ist, und daß sie so vorgebildet werden, weil ihrer wenige waren.

1127. Ich durfte mit denjenigen reden, die von der Alten Kirche, oder der Kirche nach der Sündflut waren, und Schem genannt wurden. Sie influierten gelind durch die Gegend des Hauptes in die Brustgegend dem Herzen zu, aber nicht bis zum Herzen. Aus dem Einfluß kann man wissen, wie sie beschaffen sind.

1128. Es erschien einer wie mit einer Wolke umhüllt, in dessen Angesicht mehrere Irrsterne waren, die Falschheiten bedeuten, es wurde gesagt, daß so beschaffen war die Nachkommenschaft der Alten Kirche, als sie zugrunde zu gehen anfing, hauptsächlich bei denen, die den Opfer- und Bilderdienst einführten.

1129. Von den Vorsündflutlichen, die umkamen, folgt am Ende dieses Kapitels.

 

Von den Vorsündflutlichen,
die untergingen

1265. Über dem Haupt in einiger Höhe waren mehrere, die auf meine Gedanken einwirkten, und sie gleichsam gebunden hielten, so daß ich sehr im Dunkeln war. Sie setzten mir ziemlich stark zu. Die Geister um mich her wurden von ihnen ebenfalls wie gebunden, so daß sie wenig denken konnten, außer was von jenen einfloß, und dies so sehr, daß sie unwillig wurden. Es wurde gesagt, es seien diejenigen, die vor der Sündflut lebten, jedoch nicht von denen, die Nephilim hießen und untergingen, denn sie hatten keine so starke Beredungskraft.

1266. Die Vorsündflutlichen, die untergingen, sind in einer Hölle unter der Ferse des linken Fußes; es ist ein in dunklen Nebeln gehüllter Fels, (nimbosa petra) mit dem sie bedeckt sind, und der aus ihren greulichen Phantasien und Beredungen hervorbricht, und durch den sie von den übrigen Höllen geschieden, und von der Geisterwelt abgehalten werden.

Anhaltend strengen sie sich an heraufzukommen, aber über den Versuch hinaus können sie es nicht bringen, denn sie sind von der Art, daß sie, kämen sie in die Geisterwelt mit ihren greulichen Phantasien, und mit dem Hauch und Gift ihrer Beredungen, allen Geistern, die sie träfen, die Guten ausgenommen, das Vermögen zu denken benehmen würden; und wofern nicht der Herr durch Sein Kommen ins Fleisch die Geisterwelt von dieser ruchlosen Rotte befreit hätte, so wäre das Menschengeschlecht zugrunde gegangen, denn kein Geist hätte beim Menschen sein können, und doch kann der Mensch keinen Augenblick leben, wenn nicht Geister und Engel bei ihm sind.

1267. Diejenigen von ihnen, die hartnäckig aus jener Hölle auszubrechen trachten, werden von ihren Genossen grausam behandelt; denn sie haben einen tödlichen Haß gegen alle, auch gegen die Kameraden. Ihre größte Lust besteht darin, daß einer den anderen unter sich bringt und gleichsam niedermetzelt; und die noch krampfhafter sich anstrengen, ihren Ausbruch durchzusetzen, die werden noch tiefer unter den umnebelten Felsen gebracht. Denn es ist eine ihnen eingepflanzte unsinnige Glut, alle zu verderben, die sie treibt. Daher das Streben herauszukommen, denn welche sie treffen, die wickeln sie in ein Tuch, führen sie als Gefangene fort, und werfen sie in eine Art Meer, wie es ihnen vorkommt, oder gehen auf andere Weise grausam mit ihnen um.

1268. Ich ward unter dem Schutz einer Wache hingeführt gegen jenen umnebelten Felsen (hingeführt werden zu solchen, heißt nicht, von einem Ort an einen anderen geführt werden, sondern es geschieht durch vermittelnde Geister- und Engelvereine, während der Mensch an demselben Ort bleibt. Dennoch aber erscheint es als ein Hinablassen). Als ich nahe an jenem Felsen war, kam mir eine Kälte entgegen, welche die untere Gegend des Rückens einnahm. Von hier aus redete ich mit ihnen von ihren Beredungen, und was sie bei Leibesleben vom Herrn geglaubt hätten; sie antworteten, sie hätten viel über Gott gedacht, aber sich beredet, einen Gott gebe es nicht, sondern die Menschen seien Götter. So seien auch sie Götter gewesen, und darin haben sie sich durch Träume bestärkt. Von ihren Phantasien gegen den Herrn wird unten die Rede sein.

1269. Damit ich noch besser wüßte, wie sie beschaffen waren, ward vom Herrn zugelassen, daß einige von ihnen in die Geisterwelt heraufkamen. Ehe dies geschah, erschien ein schöner, weißgekleideter Knabe, hierauf in einer offenen Türe ein anderer Knabe in grünem Kleid, bald darauf zwei Mägde mit etwas Weißem um das Haupt; aber was dies bedeutete, ward mir nicht aufgedeckt.

1270. Bald wurden einige aus jener Hölle herausgelassen, aber der Herr traf durch vermittelnde Geister und Engel Vorkehrung, daß sie mir nicht schaden konnten. Aus jener Tiefe kamen sie vorwärts, und schienen sich Weg zu bahnen gegen vorne zu wie durch die Höhlen des Felsen, und so aufwärts. Endlich erschienen sie links oben, um von da, somit von ferne, auf mich einzuwirken. Es wurde mir gesagt, daß sie einwirken dürfen in den rechten Teil des Hauptes, nicht aber in den linken, und von dem rechten Teil des Hauptes in die linke Seite der Brust. Ja nicht in das linke Haupt, denn würde dies geschehen, so wäre ich verloren, weil sie alsdann mit ihren Beredungen, die greulich und todbringend seien, einwirken würden; wenn aber in das rechte Haupt und von da in die linke Brust, so geschehe es durch Begierden. So verhält es sich mit dem Einfluß.

Ihre Beredungen sind von der Art, daß sie alles Wahre und Gute auslöschen, so daß die, auf die sie einwirken, gar nichts können inne werden, und daher auch nichts denken; sofort wurden auch die Geister entfernt. Als sie einzuwirken anfingen, fiel ich in einen Schlaf, dann wirkten sie ein, als ich schlief, durch Begierden, und zwar so stark, daß ich im Wachen ihnen nicht hätte widerstehen können. Im Schlaf fühlte ich eine Schwere, die ich nicht beschreiben kann, nur daß ich mich nachher erinnerte, daß sie mich umzubringen versuchten durch einen erstickenden Anhauch, welcher war wie ein wütender Alp, aber dann erwachte ich, und ward sie neben mir gewahr; als sie aber merkten, daß ich wach sei, entflohen sie an ihren Ort oberhalb und wirkten von da aus ein.

Als sie dort waren, schien es mir, als ob sie in ein Tuch gewickelt würden, wie das, wovon Nr. 964 (die Rede war). Ich meinte, es seien dieselben, aber es waren andere, die von ihnen eingewickelt wurden, was durch Phantasien geschieht, aber gleichwohl wissen die Geister, gegen die sie so mit Phantasien wirken, nicht anders, als daß sie eingewickelt würden. Diese, die von ihnen so eingewickelt wurden, schienen über einen Felsabhang hinabgewälzt zu werden, aber die, welche eingewickelt waren, wurden herausgenommen und befreit; es waren Geister, die nicht weichen wollten, sie wurden so vom Herrn erhalten, sonst wären sie erstickt worden, wiewohl sie wieder aufgelebt wären, aber erst nach der Qual. Sie traten zurück durch den Abhang des Felsens. Von da hörte man ein Geräusch von Bohrern, wie wenn es viele große Bohrer wären, und man ward inne, daß ihre höchst grausamen Phantasien wider den Herrn ein solches Geräusch verursachten. Hernach wurden sie durch finstere Höhlen unter dem umnebelten Felsen in ihre Hölle hinabgeworfen. Als sie in der Geisterwelt waren, wurde die dortige Sphäre in ihrer Beschaffenheit verändert.

1271. Hernach waren einige tückische Geister (da), die wollten, daß (jene) heraufkämen, und ihnen deswegen eingaben, sie sollten sagen, daß sie nichts seien, damit sie so durchschlüpfen könnten. Dann wurde ein Getöse in jener Hölle gehört, wie von einer in Unruhe versetzten großen Rolle (turbulentum magnum volumen), welches die Bewegung derer war, die herausdringen wollten. Weshalb auch wieder zugelassen ward, daß einige heraufstiegen, und sie erschienen an demselben Ort, wo die vorigen. Sie suchten nun von da aus mir eine tödliche Beredung einzugießen, wobei sie von tückischen Genien unterstützt wurden, aber vergeblich, weil ich vom Herrn beschirmt wurde. Dennoch ward ich deutlich inne, daß ihre Beredung eine erstickende war. Sie meinten, sie können alles, und können jedem das Leben nehmen. Aber weil sie meinten, sie können alles, war es nur ein Kind, das sie wegstieß, bei dessen Gegenwart sie so schwankten, daß sie schrieen über Beängstigung, und zwar so sehr, daß sie zu Gebeten zuflucht nahmen. Die Tückischen wurden auch bestraft, zuerst wurden sie von ihnen beinahe erstickt und hernach zusammengekoppelt, daß sie von derlei ablassen sollten, hernach aber wurden sie befreit.

1272. Nachher wurde mir gezeigt, wie ihre Weiber gekleidet waren: um den Kopf hatten sie einen runden schwarzen vorragenden, wie vorwärts getürmten Hut, ihr Gesicht war klein; die Männer aber waren rauh und haarig.

Es ward auch gezeigt, wie sehr sie groß taten mit der Menge ihrer Kinder, daß sie nämlich überall, wohin sie gingen, ihre Kinder bei sich hatten, die in einer gebogenen Linie vorausgingen. Aber es wurde ihnen gesagt, Liebe zu den Kindern sei auch bei allen unvernünftigen Tieren, selbst bei den schlimmsten, und dies sei kein Beweis, daß etwas Gutes bei ihnen sei. Dagegen wenn sie ihre Kinder geliebt hätten, nicht aus Eigenliebe und um des Ruhmes willen, sondern damit die menschliche Gesellschaft des allgemeinen Besten wegen vermehrt, und noch mehr, damit der Himmel hierdurch vergrößert würde, somit um des Reiches des Herrn willen, dann wäre die Liebe gegen ihre Kinder eine echte gewesen.

 

Von der Lage des Größten Menschen;
sodann über den Ort und die Entfernung im anderen Leben

1273. Wenn die aus der Welt neuangekommenen Seelen aus der Gesellschaft der geistigen Engel entlassen werden sollen, damit sie unter die Geister, und zuletzt in den Verein kommen, in dem sie waren, als sie im Leibe lebten, so werden sie von den Engeln umhergeführt zu mehreren Aufenthaltsorten, die gesonderte Vereine und dennoch mit anderen verbunden sind, und werden hin und wieder aufgenommen, dann wieder von da weiter zu anderen (geführt). Und dies eine Zeitlang fort, bis sie zu dem Verein kommen, in dem sie waren, als sie im Leibe lebten, und hier bleiben sie. Von da (datiert) ein neuer Anfang ihres Lebens.

Ein Gleißner, Heuchler oder Betrüger, der ein täuschendes Wesen und eine engelgleiche Art annehmen kann, wird zuweilen von guten Geistern aufgenommen, aber nach kurzer Zeit wieder beseitigt, und dann schweift er ohne Engel umher, und bittet um Aufnahme, wird aber abgewiesen, und zuweilen gestraft. Und endlich wird er unter die Höllischen hinabversetzt.

Diejenigen, die aus der Abödung unter Engel entrückt werden, wechseln auch die Vereine, und wenn sie von einem zu anderen übergehen, werden sie freundlich und liebreich entlassen, und dies bis sie kommen in einen Engelverein, der mit der Art ihrer Liebtätigkeit, Frömmigkeit, Rechtschaffenheit oder aufrichtigen Freundlichkeit übereinstimmt.

Auch ich wurde ebenso durch Aufenthaltsorte geführt und sie redeten mit mir, damit ich erführe, wie es sich damit verhält. Dann durfte ich durch Nachdenken über die Ortsveränderungen finden, daß sie bloß scheinbar, und nur Zustandsveränderungen sind, während der Körper an demselben Ort bleibt.

1274. Zu den Wundererscheinungen im anderen Leben gehört:

Erstens, daß die Geister- und Engelvereine unter sich nach den Lagen geschieden erscheinen, obwohl die Orte und Entfernungen im anderen Leben nichts anderes sind, als Zustandsverschiedenheiten.

Zweitens, daß die Lagen und Entfernungen ein entsprechendes Verhältnis zum menschlichen Leibe haben, so daß die zur Rechten, auch zur Rechten erscheinen, mag sich der Leib wenden wohin er will, ebenso die zur Linken, dann auch die in anderen Himmelsgegenden Befindlichen.

Drittens, daß kein Geist und kein Engel in so weiter Entfernung sich befindet, daß er nicht erblickt werden könnte; dennoch aber fallen nur so viele ins Auge, als der Herr gestattet.

Viertens, daß die Geister, an die andere denken, z.B. die ihnen bei Leibesleben irgendwie bekannt waren, wenn der Herr es gestattet, augenblicklich da sind, und zwar so ganz nahe, daß sie am Ohr, im Bereich der Berührung, oder in einiger Entfernung sind, wobei nicht hindert, wenn sie auch einige tausend Meilen von da entfernt, selbst wenn sie in der Sternenwelt sind. Die Ursache ist, weil die Ortsentfernung im anderen Leben nichts ausmacht.

Fünftens, daß die Engel keine Zeitvorstellung haben.

Dies ist der Fall in der Geisterwelt, noch vollkommener im Himmel. Wieviel mehr vor dem Herrn, Dem notwendig alle und jede ganz und gar gegenwärtig und unter Seinen Augen und Seiner Vorsehung sein müssen! Dies erscheint als unglaublich, ist aber dennoch wahr.

1275. Ich war in einem Verein, wo Ruhe waltete, oder deren ruhiger Zustand einigermaßen dem Stande des Friedens nahe kam, jedoch kein Friedensstand war. Dort redete ich vom Zustand der Kinder, dann auch vom Ort, daß die Veränderung des Ortes und der Entfernung nur ein Schein sei, gemäß dem Zustand eines jeden und dessen Veränderung. Als ich dorthin versetzt war, schien es, als ob die mich umgebenden Geister entfernt und unter mir gesehen würden, dennoch durfte ich sie reden hören.

1276. Was die Lage betrifft, in der die Geister in der Geisterwelt, und die Engel im Himmel sind, so verhält es sich damit so, daß zur Rechten des Herrn die Engel sind, zur Linken die bösen Geister, vorne sind die der mittleren Art, rückwärts sind die Boshaften, über dem Haupt sind die Hochmütigen und die nach hohen Dingen trachten, unter den Füßen sind die Höllen, die denen, die in der Höhe sind, entsprechen. So alle in ihrer Lage je nach ihrem Verhältnis zum Herrn, nach allen Himmelsgegenden und Höhen, in waagrechter und senkrechter Stellung, und in jeder schiefen Richtung. Ihre Lage bleibt sich gleich und wechselt in Ewigkeit nicht.

Die Himmel bilden dort zusammen gleichsam einen Menschen, der deswegen genannt wird der Größte Mensch, dem auch alles, was beim Menschen ist, entspricht, über welche Entsprechung, vermöge der göttlichen Barmherzigkeit des Herrn, im Folgenden. Daher kommt es, daß um jeden Engel her alles die gleiche Lage hat, und bei jedem Menschen, dem vom Herrn der Himmel geöffnet wird. Die Gegenwart des Herrn bringt dies mit sich. Was nicht stattfände, wenn der Herr im Himmel nicht allgegenwärtig wäre.

1277. Ebenso verhält es sich mit den Menschen in betreff ihrer Seelen, die immer gebunden sind an einen Verein von Geistern und Engeln. Auch sie haben eine Lage im Reich des Herrn, gemäß der Art ihres Lebens und ihren Zuständen; und es tut gar nichts zur Sache, daß sie auf der Erde ferne voneinander sind, wäre es auch mehrere tausend Meilen; sie können dennoch zugleich in einem Verein sein, und zwar die in Liebtätigkeit leben in einem Engelverein, die in Haß und dergleichen in einem höllischen Verein.

Ebenso tut es nichts zur Sache, daß an einem Orte zugleich mehrere auf Erden sind, sie sind dennoch alle geschieden nach ihren Lebensweisen und Zuständen. Und jeder kann in einem anderen Verein sein. Menschen, die einige hundert oder tausend Meilen voneinander entfernt sind, die sind, wenn sie vor dem inneren Sinn erscheinen, so nahe, daß einige von ihnen einander berühren, gemäß der Lage. Somit, wenn sich mehrere auf Erden fänden, denen der innere Sinn geöffnet wäre, so könnten sie beisammen sein, und miteinander sich unterreden, wenn auch der eine in Indien, der andere in Europa sich befände; was auch gezeigt wurde. So sind auch alle und jede Menschen auf Erden dem Herrn höchst gegenwärtig und unter dessen Blick und Vorsehung.

1278. Über die Lage, den Ort, die Entfernung und die Zeit im anderen Leben sehe man am Ende dieses Kapitels die Fortsetzung.

 

Fortsetzung von der Lage und dem Ort,
wie auch von der Entfernung und Zeit,
im anderen Leben

1376. Ich sprach oft mit den Geistern über die Vorstellung des Ortes und der Entfernung bei ihnen, daß sie nämlich nichts Reales seien, sondern bloß ein Schein, als ob sie wären, während sie doch nichts anderes sind, als Zustände ihres Denkens und Fühlens, die sich so verschieden gestalten. Und zwar stellen sie so sich sichtbar dar in der Geisterwelt, nicht so im Himmel bei den Engeln, da diese nicht in der Vorstellung des Ortes und der Zeit sind, sondern in der Vorstellung der Zustände.

Aber die Geister, denen körperliche und irdische Vorstellungen ankleben, begreifen dies nicht, sie meinen, es sei ganz so, wie sie es sehen. Solche können kaum dazu gebracht werden, anders zu glauben, als daß sie im Leibe leben; und daß sie Geister sind, davon wollen sie sich nicht überzeugen lassen, somit kaum, daß es einen Schein, auch nicht, daß es eine Täuschung gebe; sie begehren in Täuschungen zu leben. So verschließen sie sich den Weg zum Begreifen und zur Anerkennung des Wahren und Guten, das möglichst weit von den Täuschungen entfernt ist. Es ward ihnen öfters gezeigt, daß die Veränderung des Ortes nur ein Schein und nur eine Sinnestäuschung sei. Es gibt nämlich zweierlei Arten von Veränderungen des Ortes im anderen Leben: die eine, wovon früher, ist, daß alle Geister und Engel im Größten Menschen beständig ihre Stelle beibehalten, was ein Schein ist; die andere ist, daß die Geister an einem bestimmten Ort erscheinen, während sie doch nicht dort sind, was eine Täuschung ist.

1377. Daß der Ort, die Veränderung des Ortes und der Abstand ein Schein in der Geisterwelt ist, konnte daraus erhellen, daß alle Seelen und Geister, so viele ihrer gewesen sind von der ersten Schöpfung an, beständig an ihren Orten erscheinen, und nie die Orte verändern, als wenn ihr Zustand sich verändert, und so wie der Zustand sich verändert, wechseln bei ihnen auch die Orte und Entfernungen. Weil aber ein jeder einen allgemeinen Zustand hat, der herrscht, und die besonderen und einzelnen Zustandsveränderungen sich immer auf den allgemeinen beziehen, so kommt daher auch, daß sie nach jenen Veränderungen zu ihrer Lage zurückkehren.

1378. Ich bin sowohl durch Unterredung mit Engeln, als auch durch lebendige Erfahrung belehrt worden, daß die Geister, als Geister, in Ansehung der Organe, aus denen ihre Leiber bestehen, nicht an dem Ort sind, an dem sie gesehen werden, sondern daß sie weit von da weg sein, und dennoch dort erscheinen können. Ich weiß, daß die, welche von Täuschungen sich verführen lassen, es nicht glauben werden, die Sache verhält sich aber dennoch so. Dies wurde vor den Geistern, die nichts für wahr hielten, was sie nicht mit ihren Augen sahen, wenn es auch lauter Täuschung war, dadurch ins Licht gesetzt, daß etwas Ähnliches bei den Menschen in der Welt sich zeigt: z.B. der Schall eines Redenden in des anderen Ohr. Wenn nicht der Mensch von den Unterschieden des Schalles, die er von Kindheit an durch Übung erlernt hat, es wüßte, und den Fernstehenden sähe, so würde er nicht anders glauben, als daß der Redende zunächst dem Ohr sei. Ebenso der Mensch, der etwas von ihm Entferntes sieht, wenn er nicht zugleich das dazwischen Befindliche sehen, und daraus die Entfernung abnehmen, oder sie aus dem, was er weiß, erschließen würde, so würde er meinen, der entfernte Gegenstand sei ganz nahe bei dem Auge.

Mehr noch ist dies der Fall bei der Rede der Geister, die eine inwendige Rede, sodann bei ihrem Sehen, das ein inwendiges Sehen ist. Und weiter wurde gesagt, daß sie es nicht deshalb bezweifeln, noch weniger leugnen dürfen, weil es nicht so vor den Sinnen erscheint, und sie es nicht wahrnehmen können, da die augenscheinliche Erfahrung es aufnötigt. Wie es denn auch innerhalb der Natur vieles gibt, was gegen die Täuschungen der Sinne ist, und doch geglaubt wird, weil es die sichtbare Erfahrung lehrt, z.B. das Schiffen rings um die Erdkugel herum: die, welche sich von Sinnestäuschungen hinnehmen lassen, würden glauben, daß sowohl das Schiff als die Schiffer, wenn sie auf der entgegengesetzten Seite sind, hinabfallen müssen, und daß die Gegenfüßler gar nicht auf den Füßen stehen könnten. Es verhält sich damit und mit vielen anderen Dingen im anderen Leben, die den Sinnestäuschungen entgegen sind, in gleicher Weise, und dennoch sind sie wahr. So z.B. daß der Mensch das Leben nicht von sich, sondern vom Herrn hat, und so viel anderes mehr. Durch dieses und anderes konnten die ungläubigen Geister zum Glauben gebracht werden, daß die Sache sich so verhält.

1379. Hieraus kann auch erhellen, daß die Wanderungen und Versetzungen der Geister, und die Schritte, die sehr oft wahrgenommen werden, nichts anderes sind als Zustandsveränderungen, d.h., daß sie als Ortsveränderungen erscheinen in der Geisterwelt, aber als Zustandsveränderungen im Himmel. Ebenso vieles andere, was vorbildlich ist, und dort sichtbar sich darstellt, wovon, vermöge der göttlichen Barmherzigkeit des Herrn, im Folgenden.

1380. Daß der Ort, die Ortsveränderung und die Entfernung im anderen Leben auch eine Täuschung ist, konnte daraus erhellen, daß die Geister durch Phantasien in die Höhe, ja in die höchste Höhe, augenblicklich konnten versetzt werden, und in demselben Augenblick auch in die Tiefe, wie auch gleichsam von einem Ende des Weltalls zum anderen. Ja die Gauklerinnen und die Taschenspieler (praestigiatrices et magici) im anderen Leben bringen durch Phantasien anderen den Glauben bei, daß sie, wenn an einem bestimmten Ort, zugleich auch an einem anderen, ja sogar an mehreren Orten seien, indem sie so ein Allenthalben-Gegenwärtigsein lügen. Die, welche bei Leibesleben nach hohen Dingen getrachtet hatten, wie auch die, welche betrügerisch gewesen waren, erscheinen oft über dem Haupt, sind aber gleichwohl in der Hölle unter den Füßen. Sobald ihnen der Hochmut benommen wird, fallen sie in ihre Hölle hinab, was mir gezeigt wurde. Dies ist nicht Schein, sondern ist Täuschung, denn, wie gesagt, es gibt zweierlei Arten vor Ortsveränderungen (im anderen Leben), daß nämlich alle Geister und Engel beständig ihre Stelle behalten, ist ein Schein; daß sie aber an einem bestimmten Ort erscheinen, wo ihre Stelle nicht ist, ist eine Täuschung.

1381. Die Seelen und Geister, die noch keine beständige Stelle im Größten Menschen erlangt haben, werden an verschiedene Orte gebracht, bald dahin, bald dorthin, bald werden sie gesehen auf der einen Seite, bald auf der anderen, bald oben, bald unten; sie werden irrende Seelen oder Geister genannt, und verglichen mit den Flüssigkeiten im menschlichen Körper, die vom Magen, das eine Mal in den Kopf, das andere Mal anderswohin aufsteigen, und versetzt werden: so diese Geister, ehe sie zu der bestimmten und ihrem allgemeinen Zustand angemessenen Stelle kommen. Ihre Zustände sind es, die so verändert werden und irren.

1382. Die Menschen können nicht anders als die göttliche Unendlichkeit mit der Unendlichkeit des Raumes verwechseln, und weil sie die Unendlichkeit des Raumes nicht anders fassen, als daß sie ein Nichts sei, wie es auch der Fall ist, darum glauben sie auch die göttliche Unendlichkeit nicht. Ebenso verhält es sich mit der Ewigkeit, welche die Menschen nur fassen können als eine Ewigkeit der Zeit, sie stellt sich aber dar durch die Zeit bei denen, die in der Zeit sind.

Die eigentliche Idee der göttlichen Unendlichkeit wird den Engeln dadurch nahe gebracht, daß sie dem Blick des Herrn augenblicklich zugegen sind, selbst wenn sie am Ende des Weltalls wären, ohne das Zwischeneintreten von Raum oder Zeit. Und die eigentliche Idee der göttlichen Ewigkeit dadurch, daß tausend Jahre ihnen nicht als Zeit erscheinen, kaum anders, als wenn sie eine Minute gelebt hätten. Und beides dadurch, daß sie in ihrem Gegenwärtigen zugleich das Vergangene und Zukünftige haben. Daher sie keine Sorge wegen der Zukunft, und nie eine Vorstellung des Todes, sondern allein die Vorstellung des Lebens haben. So ist in all ihrer Gegenwart des Herrn Ewigkeit und Unendlichkeit.

 

Von der Gefühlswahrnehmung (Perceptio) der Geister und Engel;
und von den Sphären im anderen Leben

1383. Unter die Wunderdinge im anderen Leben gehören die Wahrnehmungen (durch das Gefühl, Innewerdungen <Perceptiones>), deren es zwei Arten gibt:

Die eine, die den Engeln eigen ist, besteht darin, daß sie fühlen (wahrnehmen oder innewerden <percipiunt>), was wahr und gut, und was vom Herrn und von ihnen selbst, sodann wenn das, was sie denken, reden und tun, von ihnen selbst ist, woher und wie beschaffen es ist.

Die andere Art haben alle miteinander gemein, und zwar ist sie bei den Engeln in höchster Vollkommenheit, und bei den Geistern je nach der Beschaffenheit eines jeden, daß sie nämlich, sobald ein anderer herankommt, sofort wissen, wie er beschaffen ist.

1384. Was die erste Art betrifft, die den Engeln eigen ist, und darin besteht, daß sie inne werden was wahr und gut, und inne werden, was vom Herrn, und was von ihnen selbst ist, sodann woher und wie beschaffen das ist, was sie denken, reden und tun, wenn es aus ihnen selbst kommt: so durfte ich mit den Söhnen der Urkirche von ihrem Innewerden reden. Sie sagten, daß sie nichts aus sich denken oder denken können, und nichts aus sich wollen, sondern daß sie bei allem und jedem, was sie denken und wollen, inne werden, was vom Herrn, und was anderswoher komme, und daß sie inne werden nicht nur, wieviel vom Herrn, und wieviel wie von ihnen selbst, sondern auch, falls es wie von ihnen selbst kommt, woher es stammt, von welchen Engeln, dann wie diese Engel beschaffen sind, welcherlei ihre Gedanken sind, mit allem Unterschied, somit was für Einflüsse es sind und so unzähliges andere. Die Wahrnehmungen dieser Art sind sehr mannigfaltig. Bei den himmlischen Engeln, die in der Liebe zum Herrn sind, ist ein Wahrnehmen des Guten, und daher alles dessen, was Sache des Wahren ist; und weil sie aus dem Guten das Wahre inne werden, so lassen sie kein Gespräch, noch weniger ein Vernünfteln über das Wahre zu, sondern sagen, so sei es, oder so sei es nicht.

Die geistigen Engel aber, die zwar auch ein Innewerden haben, jedoch kein solches, wie die himmlischen, reden über das Wahre und Gute; dennoch aber werden sie es inne, nur mit Unterschied; denn es gibt unzählige Verschiedenheiten dieses Innewerdens. Die Verschiedenheiten beziehen sich darauf, daß sie inne werden, ob etwas nach des Herrn Willen, ob mit Erlaubnis, und ob aus Zulassung, was unter sich durchaus verschieden ist.

1385. Es gibt Geister, die zur Gegend der Haut, besonders der schuppigen, gehören, die über alles vernünfteln wollen, aber keineswegs inne werden, was gut und wahr ist, ja, je mehr sie vernünfteln, desto weniger es inne werden, indem sie in das Vernünfteln die Weisheit setzen, und damit glänzen wollen. Ihnen wurde gesagt, Engelsweisheit sei: (durch das Gefühl) inne werden, ob etwas gut und wahr ist, ohne Vernünftelung. Aber sie begreifen nicht, daß ein solches Gefühl (oder Innewerden, perceptio) möglich sei. Es sind die, welche bei Leibesleben das Wahre und Gute durch Wissenschaftliches und Philosophisches verdunkelt hatten, und daher sich für gebildeter hielten, als andere, und zuvor keine Grundsätze des Wahren aus dem Worte geschöpft hatten. Solche haben daher weniger gesunden Menschenverstand (sensus communis).

1386. Solange die Geister meinen, daß sie sich selber leiten, und daß sie aus sich selbst denken, aus sich wissen, verstehen, weise seien, können sie kein Innewerden (durchs Gefühl) haben, sondern glauben, es seien Märchen.

1387. Ich sprach öfters über das Innewerden (durchs Gefühl) mit denen im anderen Leben, die, als sie in der Welt lebten, meinten, sie könnten alles durchschauen und verstehen. Ich sagte ihnen, daß die Engel (durchs Gefühl) inne werden, daß sie denken und reden, wollen und handeln aus dem Herrn, aber dennoch konnten sie nicht begreifen, was Gefühlswahrnehmung (oder Innewerden) sei, indem sie meinten, wenn in solcher Weise alles einfließen würde, so würden sie ja alles Lebens beraubt sein, weil sie so nichts aus sich selbst oder aus dem Eigenen denken würden - darein setzten sie nämlich das Leben - und es ja so ein anderer wäre, der denken würde, und nicht sie, folglich sie selbst bloß leblose Organe sein würden. Aber es wurde ihnen gesagt, daß ein solcher Lebensunterschied sei zwischen Innewerden haben, und nicht haben, wie einer ist zwischen Finsternis und Licht, und daß sie dann erst eigentlich leben, wenn sie ein solches Innewerden empfangen, denn sie leben alsdann aus dem Herrn, und haben doch auch ein Eigenes, das ihnen gegeben wird mit aller Glückseligkeit und Lust. Es ward ihnen auch durch mehrfache Erfahrung gezeigt, wie es sich mit dem Innewerden verhalte, und dann erkannten sie an, daß es ein solches geben könne, aber nach einiger Zeit vergaßen, bezweifelten und leugneten sie es wieder. Hieraus konnte erhellen, wie schwer ein Mensch fassen kann, was das Innewerden (durch das Gefühl) ist.

1388. Die andere Art des Innewerdens ist, wie gesagt, die, welche alle gemein haben, die Engel in höchster Vollkommenheit und die Geister je nach der Beschaffenheit eines jeden, daß sie nämlich, sobald ein anderer herankommt, wissen, wie er beschaffen ist, wenn er auch nichts redet. Sie äußert sich sogleich durch einen gewissen wunderbaren Einfluß. Man erkennt an einem guten Geist nicht bloß, welcherlei Güte, sondern auch, welchen Glauben er hat, und wenn er redet, an den einzelnen Worten. An einem bösen Geist, welche Bosheit und welchen Unglauben er hat, und wenn er redet, an den einzelnen Worten; und zwar so deutlich, daß gar keine Täuschung stattfindet.

Etwas Ähnliches kommt vor bei den Menschen, die auch an dem Benehmen, der Miene, der Rede eines anderen zuweilen erkennen können, was er denkt, obwohl er durch die Rede sich anders zeigt. Diese Wissenschaft ist dem Menschen natürlich, und stammt her von der so beschaffenen Naturanlage der Geister, somit vom Geist des Menschen selbst, und seiner Gemeinschaft mit der Geisterwelt.

Dieses sich mitteilende Gefühls-Innewerden hat seinen Ursprung daher, daß der Herr will, daß alles Gute mitteilbar sei, und daß alle von gegenseitiger Liebe angeregt und so glückselig sein sollen. Daher auch eine solche Gefühlswahrnehmung unter den Geistern allgemein herrscht.

HG 1389

1389. Seelen, die in das andere Leben kamen, wunderten sich, daß es eine solche Mitteilung der Gedanken eines anderen gebe, und daß sie sogleich wußten, nicht bloß, was für eine Gesinnung, sondern auch, was für einen Glauben ein anderer habe. Es wurde ihnen aber gesagt, daß der Geist viel höhere Fähigkeiten erlange, wenn er vom Leib getrennt ist. Bei Leibesleben wirken ein die Gegenstände der Sinne, sodann die Phantasiebilder von dem, was von jenen her im Gedächtnis haftet, und überdies die Beunruhigungen wegen der Zukunft, verschiedene durch Äußeres erregte Begierden, Sorgen für Nahrung, Kleidung, Wohnung, Kinder und mehreres, woran man im anderen Leben gar nicht denkt. Wenn daher solche Hemmungen und Hindernisse, samt dem Körperlichen, das mit der groben Empfindung zusammenhängt, beseitigt sind, so muß man sich notwendig in einem vollkommeneren Zustand befinden; es bleiben dieselben Fähigkeiten, aber viel vollkommener, lichter und freier; besonders bei denen, die in Liebtätigkeit und Glauben an den Herrn, und in der Unschuld gelebt haben. Die Fähigkeiten solcher werden unermeßlich weit über diejenigen hinaus erhöht, die sie im Leibe (hienieden) hatten, bis zuletzt zu den engelischen des dritten Himmels.

1390. Es besteht ferner nicht bloß eine Mitteilung der Neigungen und Gedanken eines anderen, sondern auch eine Mitteilung seines Wissens, bis dahin, daß der eine Geist meint, er habe gewußt, was der andere weiß, obwohl er davon nichts gewußt hatte; auf diese Art teilt sich alles Wissen des anderen mit. Einige Geister behalten solches, andere nicht.

1391. Die Mitteilungen geschehen sowohl durch ihre Rede unter sich, als auch durch Ideen und zugleich Vorbildungen, denn die Ideen ihres Denkens sind zugleich vorbildlich, daher sich alles in Fülle darstellt. Durch eine einzige Idee können sie mehr vorbilden, als durch tausend Worte. Aber die Engel werden inne den inneren Gehalt einer Idee, die Art der Neigung, den Ursprung der Neigung, den Zweck derselben, und so mehreres, was inwendig ist.

1392. Die Wonnen und Seligkeiten werden im anderen Leben von einem an mehrere gewöhnlich auch mitgeteilt durch reelle Ergießungen, (transmissio) die wunderbar ist, und infolge derer dann diese ebenso, wie jener, davon angeregt werden. Und diese Mitteilungen geschehen, ohne daß eine Verminderung eintritt bei demjenigen, der mitteilt. Auch ich durfte auf diese Art Wonnegefühle durch Ergießungen anderen mitteilen.

Hieraus kann erhellen, welch eine Seligkeit diejenigen haben, die den Nächsten mehr lieben als sich selbst, und kein größeres Verlangen haben, als ihre Seligkeit auf andere zu übertragen; was seinen Ursprung vom Herrn hat, Der so die Seligkeiten den Engeln mitteilt. Die Mitteilungen der Seligkeit sind solche beständige Übertragungen, aber ohne ein Bewußtsein, daß sie von einer solchen wirkenden Ursache herkommen, und wie durch offenbare Willensbestimmung erfolgen.

1393. Die Mitteilungen geschehen auch in wunderbarer Weise durch Wegschaffungen (remotiones), deren Beschaffenheit vom Menschen nicht begriffen werden kann. Weggeschafft wird im Augenblick alles, was traurig und beschwerlich ist, und so stellt sich Wonniges und Seliges ein ohne Hindernisse, denn wenn jenes beseitigt ist, fließen die Engel ein, und teilen ihr Seliges mit.

1394. Weil ein solches Innewerden stattfindet, daß der eine im Augenblick wissen kann, wie der andere beschaffen ist in betreff der Liebe und des Glaubens, darum werden sie gemäß der Übereinstimmungen in Vereine verbunden, und gemäß der Nichtübereinstimmung getrennt und zwar so genau, daß es nicht das Kleinste eines Unterschiedes gibt, das nicht trennt oder verbindet. Darum sind die Vereine in den Himmeln so geschieden, daß man sich nichts Geschiedeneres denken kann und zwar gemäß allen Unterschieden der Liebe und des Glaubens an den Herrn, die unzählig sind. Daher die himmlische Form, die beschaffen ist, daß sie einen Menschen darstellt, welche Form fortwährend vervollkommnet wird.

1395. Wie es sich mit dieser Art von Wahrnehmung verhalte, wurde mir durch vielfache Erfahrung zu wissen vergönnt. Es wäre aber zu umständlich, das alles zu berichten. Ich hörte öfters, wenn Arglistige redeten und ward nicht bloß die List inne, sondern auch, was für eine List es war, und welche Bosheit in der List; es ist sozusagen in jedem Ton der Stimme ein Bild der List. Dann auch ward ich inne, ob es die List des Redenden oder anderer sei, die durch ihn redeten. Ebenso verhält es sich mit denjenigen, die im Haß sind; sogleich wird wahrgenommen, was für ein Haß es sei, und mehreres, als je ein Mensch zu glauben bestimmt werden kann, daß es im Haß sich finde. Wenn die Personen gegenwärtig sich darstellen, gegen die sie einen Haß hatten, so entsteht dadurch ein jämmerlicher Zustand, denn alles, was sie wider einen andern gedacht und angezettelt haben, stellt sich da heraus.

1396. Ein gewisser Geist, der sich ein Verdienst anmaßen wollte, wegen dessen, was er, als er in der Welt lebte, getan und gelehrt hatte, ging rechts hin und kam zu solchen, die nicht so beschaffen waren, um sich ihnen beizugesellen; er sagte, er sei nichts und wolle ihnen dienen. Aber diese merkten, sobald er herbeikam, und zwar schon von ferne, wie er beschaffen war. Sie antworteten sogleich, er sei nicht von der Art, sondern wolle groß werden, und so könne er nicht zusammenstimmen mit denen, die klein sind. Dadurch ward er beschämt und trat ab und verwunderte sich, daß sie schon aus so weiter Ferne es wußten.

1397. Weil die Wahrnehmungen so genau sind, können böse Geister sich nicht nähern einer Sphäre oder einem Verein, wo gute Geister sind, die in gegenseitiger Liebe stehen. Sobald sie nur nahen, fangen sie an Angst zu fühlen, indem sie klagen und jammern. Ein Böser warf sich aus Keckheit und Selbstvertrauen in einen Verein, der auf der ersten Schwelle des Himmels sich befand, aber sobald er sich hinzumachte, konnte er kaum atmen, und spürte seinen Leichengeruch, daher er zurückfiel.

1398. Es waren mehrere Geister um mich, die nicht gut waren, da kam ein Engel, und ich sah, daß die Geister seine Gegenwart nicht ertragen konnten, denn sie entfernten sich mehr und mehr, je näher er herzutrat, worüber ich mich verwunderte. Aber es ward mir zu wissen gegeben, daß die Geister bei der Sphäre, die er bei sich hatte, nicht verweilen konnten. Hieraus, wie auch aus einer anderen Erfahrung, ergab sich, daß ein einziger Engel Myriaden von bösen Geistern wegtreiben kann, denn sie halten die Sphäre der gegenseitigen Liebe nicht aus. Dennoch aber ward ich inne, daß seine Sphäre gemildert war durch Beigesellungen anderer; wäre sie nicht gemildert gewesen, so wären alle auseinander gestoben. Hieraus ist auch klar, was für eine Wahrnehmung es im anderen Leben gibt, und wie sie sich zusammengesellen, und wie sie sich trennen gemäß den Wahrnehmungen.

HG 1399

1399. Ein jeglicher Geist hat Gemeinschaft mit dem inwendigen und dem innersten Himmel, und zwar ohne daß er etwas davon weiß, sonst könnte er nicht leben. Wie er inwendig beschaffen ist wird erkannt von den Engeln, die im Inwendigen sind, und er wird auch durch sie vom Herrn regiert. So gibt es Mitteilungen seines Inneren im Himmel, wie seines Äußeren in der Geisterwelt. Durch die innerlichen Mitteilungen wird er geschickt gemacht zu dem Nutzzweck, zu dem er geführt wird, ohne daß er es weiß.

So auch verhält es sich mit dem Menschen: auch er hat durch Engel Gemeinschaft mit dem Himmel, (was er gar nicht weiß,) denn sonst könnte er nicht leben. Was von daher in seine Gedanken einfließt, sind nur die letzten Wirkungen; von da ist all sein Leben, und von da aus werden alle Bestrebungen seines Lebens regiert.

1400. Die Fortsetzung über die Wahrnehmungen, und über die daraus entstehenden Sphären, sehe man am Ende dieses Kapitels.

 

Fortsetzung von den Wahrnehmungen, und von den Sphären
im anderen Leben

1504. Daß man im anderen Leben schon beim ersten Herankommen eines andern sogleich erkennt, wie er beschaffen ist, wenn er auch nichts spricht, ist schon Nr. 1388 gesagt worden. Hieraus kann man ersehen, daß das Innere des Menschen in einer unbekannten Tätigkeitsäußerung ist, und daß an dieser ein Geist erkannt wird, wie er beschaffen ist. Daß dem so ist, konnte daraus erhellen, daß die Sphäre dieser Tätigkeit sich nicht bloß in die Ferne erstreckt, sondern auch zuweilen, wenn der Herr es zuläßt, auf verschiedene Weise sich fühlbar darstellt.

1505. Wie diese Sphären, die im anderen Leben so fühlbar werden, sich bilden, darüber bin ich auch belehrt worden; zur Verdeutlichung diene folgendes Beispiel:

Wer von sich und seinen Vorzügen vor anderen eine (hohe) Meinung gefaßt hat, nimmt zuletzt eine solche Art und Weise und gleichsam Natur an, daß er überall, wohin er nur geht, und (sooft er) andere ansieht, und mit ihnen spricht, sich selbst im Auge hat, und zwar dies zuerst offenbar, hernach nicht offenbar, so daß er sich dessen nicht bewußt ist, dasselbe aber gleichwohl durchherrscht, wie in dem einzelnen seines Fühlens und Denkens, so auch in dem einzelnen seines Benehmens und in dem einzelnen seiner Rede. Dies können die Menschen an anderen sehen. So etwas ist es, was die Sphäre im anderen Leben macht, die empfunden wird, aber gleichwohl nicht öfter als der Herr es gestattet.

So verhält es sich (auch) mit anderen Neigungen, daher es ebenso viele Sphären gibt, als es Neigungen und Zusammensetzungen von Neigungen gibt, die unzählig sind. Die Sphäre ist gleichsam ein Bild von ihm, das sich über ihn hinaus verbreitet hat, und zwar ein Bild von allem, was bei ihm ist. Jedoch ist, was sich sichtbar oder empfindbar in der Geisterwelt darstellt, nur etwas Allgemeines, wie er aber im Besonderen beschaffen ist, das weiß man im Himmel. Hingegen wie er im einzelnen ist, weiß niemand, als der Herr allein.

HG 1506

1506. Damit man wisse, wie die Sphären beschaffen sind, darf ich einiges aus Erfahrung anführen: Ein gewisser Geist, der, als er noch im Leibe lebte, mir bekannt war, und mit dem ich redete, erschien nachher öfter unter den Bösen. Weil dieser eine hohe Meinung von sich hatte, bildete er sich eine Sphäre des Vorzugs vor anderen. Und weil er so geartet war, entflohen die Geister augenblicklich, so daß keiner erschien als er allein. Er erfüllte dann die ganze Sphäre ringsumher, die eine selbstbeschauliche war. Von seinen Genossen verlassen, verfiel er bald auch in einen anderen Zustand: wer nämlich von seiner Gesellschaft, zu der er gehört, verlassen wird im anderen Leben, der wird zuerst wie halbtot; sein Leben wird alsdann nur erhalten durch den Einfluß des Himmels in sein Inneres; da fängt er dann an zu jammern und Pein zu leiden. Die anderen Geister sagten nachher, daß sie seine Gegenwart nicht haben aushalten können, weil er größer als andere hatte sein wollen. Als er zuletzt anderen beigesellt wurde, fuhr er in die Höhe, und so kam es ihm vor, als ob er allein das Weltall regiere; denn so sehr bläht die sich selbst überlassene Selbstliebe sich auf. Er wurde nachher unter die Höllischen geworfen.

Ein solches Los erwartet diejenigen, die meinen, sie seien größer als andere. Die Selbstliebe ist mehr als jede andere Liebe entgegen der wechselseitigen Liebe, die das Leben des Himmels ist.

1507. Da war einer, der sich bei Leibesleben für größer und weiser als andere hielt; sonst aber gutartig war, und andere sich gegenüber nicht so sehr verachtete. Dagegen aber, weil er in hohem Stande geboren war, eine Sphäre des Hervorragens und der Autorität sich angebildet hatte. Dieser kam zu mir und sprach lange nichts; ich bemerkte aber, daß er wie von einem Nimbus umflossen war, der von ihm ausströmend die Geister zu umhüllen begann, infolgedessen die Geister beängstigt zu werden anfingen. Von da aus redeten sie mit mir und sagten, sie könnten durchaus nicht mehr da sein, sie werden aller Freiheit beraubt, wie wenn sie nicht wagen dürften, etwas zu sagen. Auch er fing an zu reden, auch mit ihnen, die er seine Söhne nannte und zuweilen belehrte, aber im Ton der Autorität, die er sich angeeignet hatte. Hieraus konnte ich entnehmen, wie die Sphäre der Autorität im anderen Leben beschaffen ist.

1508. Oftmals konnte ich beobachten, daß diejenigen, die in der Welt die höchste Würde bekleidet hatten, infolgedessen nicht vermeiden konnten, sich eine Sphäre der Autorität anzueignen, und ebendarum sie im anderen Leben weder zu verbergen, noch abzulegen vermochten. Bei denjenigen von ihnen, die mit Glauben und Liebtätigkeit begabt waren, wird die Sphäre ihrer Autorität mit der Sphäre der Güte wunderbar verbunden, so daß sie niemanden lästig wird, ja es wird ihnen von wohlgesitteten Geistern auch eine Art von entsprechender Unterordnung geleistet. Allein es ist bei ihnen nicht die Sphäre des Befehlens, sondern nur, weil sie so geboren sind, eine natürliche Sphäre, die sie auch, weil sie gut sind, später nach Verlauf einiger Zeit ablegen und abzulegen streben.

1509. Es waren bei mir einige Tage lang solche Geister, die, während sie in der Welt lebten, gar nicht für das Beste der Gesellschaft, sondern nur für sich selbst gesorgt hatten, zu Dienstleistungen im Staat unnütz waren, und bloß darauf ausgingen, üppig zu leben, sich prächtig zu kleiden und reich zu werden, wobei sie sich die Verstellungskünste und geeigneten Manieren angewöhnt hatten, durch mancherlei Schmeichelei und Diensteifer sich zu insinuieren (einschmeicheln), bloß um zu scheinen, und die Güter ihres Herrn verwalten zu dürfen, geringschätzig ansehend alle, die in ernsten Dienstverrichtungen stehen. Ich merkte, daß sie an Höfen gewesen waren. Ihre Sphäre äußerte sich darin, daß sie mir allen Eifer benahmen, und mir eine große Unlust am Tun und Denken des Ernsten, Wahren und Guten beibrachten, so daß ich zuletzt kaum mehr wußte, was ich tun sollte. Wenn solche unter die Geister kommen, verursachen sie ihnen eine gleiche Stumpfheit. Sie sind im anderen Leben unnütze Glieder, und werden überall, wohin sie kommen, zurückgewiesen.

1510. Ein jeder Geist, und noch mehr ein jeder Verein von Geistern, hat seine Sphäre aus den gefaßten Grundsätzen und Überzeugungen, welche die Sphäre der Grundsätze und Überzeugungen (principiorum et persuasionum) ist; die bösen Genien haben eine Sphäre der Begierden. Die Sphäre der Prinzipien und der Überzeugungen ist so beschaffen, daß sie, wenn sie auf einen anderen einwirkt, das Wahre als falsch erscheinen läßt, und alle Gründe dafür hervorruft, so daß sie zu dem Glauben bringt, das Falsche sei wahr, und das Böse sei gut. Hieraus konnte ich ersehen, wie leicht der Mensch im Falschen und Bösen bestärkt werden kann, wofern er nicht den Wahrheiten glaubt, die vom Herrn sind. Solche Sphären sind mehr oder weniger dicht, je nach der Natur der Falschheiten. Diese Sphären können durchaus nicht zusammenstimmen mit den Sphären der Geister, die in den Wahrheiten sind. Wenn sie einander nahen, so entsteht ein Widerstreit; wenn die Sphäre des Falschen aus Zulassung überwiegt, so kommen die Guten in Versuchung und in Angst.

Empfunden ward auch die Sphäre des Unglaubens, die von der Art ist, daß sie nichts glauben (von dem), was gesagt wird, kaum was ihnen sichtbar dargestellt wird; auch die Sphäre derjenigen, die nichts glauben, als was sie mit den Sinnen begreifen. Es erschien mir auch einer, der dunkel gekleidet war, und an einer Mühle saß, als ob er Mehl mahlte, und seitwärts erschienen kleine Spiegel (visa specula parva); nachher sah ich gewisse Dinge, die durch die Phantasie hervorgebracht, aber Luftgebilde waren. Ich wunderte mich, wer es sein möchte, er kam aber zu mir und sagte, er sei der, der an der Mühle gesessen, und habe solche Vorstellungen gehabt, daß alles und jedes nur Phantasiegebilde sei und nichts Wirkliches, daher er so geworden.

1511. Durch viele Erfahrung ist mir gewiß geworden, ja so gewiß, daß es nichts Gewisseres gibt, daß nämlich die Geister, die im Falschen sind, ins Denken einfließen, und völlig glauben machen, daß das Falsche wahr sei, so daß es durchaus nicht anders erscheinen kann, und zwar dies vermöge ihrer Sphäre. In gleicher Weise fließen die Genien, die im Bösen sind, so in den Willen ein, und machen ganz, als ob das Böse gut wäre: so daß es durchaus nicht anders empfunden werden kann, und zwar ebenfalls infolge ihrer Sphäre.

Den Einfluß von jenen und diesen durfte ich tausendmal deutlich empfinden, sodann auch, von denen (er herkam), so wie auch auf welche Art die Engel aus dem Herrn jenes entfernt haben, außer mehrerem, was speziell nicht so gesagt werden kann.

Hieraus konnte sich mir mit solcher Gewißheit, daß es nichts Gewisseres gibt, ergeben, woher das Falsche und Böse beim Menschen kommt; und daß aus den Grundsätzen des Falschen, und aus den Begierden des Bösen solche Sphären (hervorgehen), die nach dem Leben des Körpers bleiben, und sich so augenscheinlich herausstellen.

1512. Die Sphären der Phantasien erscheinen, wenn sie sich sichtbar darstellen, wie Wolken, die je nach Beschaffenheit der Phantasie, mehr oder minder dicht sind. Unter dem linken Fuß ist ein nebeliger Fels, unter dem die Vorsündflutlichen sich befinden. Jenes Nebelige entspringt aus ihren Phantasien, und durch dasselbe werden sie von allen übrigen im anderen Leben ferngehalten.

Aus denen, die in Haß und Rache gelebt haben, dünsten Sphären aus, die von der Art sind, daß sie Ohnmacht verursachen, und Erbrechen erregen; solche Sphären sind gleichsam vergiftet. Wie giftig und wie dicht sie seien, erkundet man gewöhnlich durch eine Art von dunkelblauen Binden, so wie diese verschwinden, wird auch die Sphäre abgeschwächt.

1513. Einer von denen, die Laute genannt werden, kam zu mir, und benahm sich wie wenn er sich gebessert hätte, und ich empfand den Betrug nicht, obwohl ich dachte, daß er ihn inwendig verberge. Die Geister aber sagten, sie können seine Gegenwart nicht ertragen, und fühlen bei sich eine Wirkung, wie sie die Menschen (als Reiz) zum Erbrechen zu haben pflegen, und daß er unter die gehöre, die ausgespien werden sollen. Derselbe führte nachher ruchlose Reden, und konnte nicht davon ablassen, wie sehr man ihn auch zu überzeugen suchte, daß man nicht so reden dürfe.

1514. Die Sphären stellen sich auch empfindbar dar durch Gerüche, welche die Geister viel schärfer empfinden, als die Menschen; denn den Sphären entsprechen, was wunderbar ist, die Gerüche.

Wenn bei solchen, die sich auf Verstellung gelegt, und diese sich zur anderen Natur gemacht haben, ihre Sphäre in einen Geruch sich verwandelt, so ist es ein Erbrechen erregender Qualm. Wenn bei solchen, die sich auf Beredsamkeit gelegt haben in der Absicht, daß alles ihnen Bewunderung zolle, ihre Sphäre in eine riechbare verwandelt wird, so ist es wie der Geruch von verbranntem Brot. Bei solchen, die bloß den Wollüsten nachhingen, und in keiner Liebtätigkeit und in keinem Glauben standen, ist der Geruch ihrer Sphäre wie der von Exkrementen. Ebenso bei denen, die in Ehebrüchen ihr Leben hingebracht haben, ihr Geruch ist noch stinkender. Verkehrt sich die Sphäre derer, die in heftigem Haß und in Rache und Grausamkeit gelebt haben, in Gerüche, so ist es ein Leichengestank. Ein Mäusegestank breitet sich von denen aus, die schmutzig geizig gewesen sind. Ein Wanzengestank (pediculorum domesticorum) von denen, welche die Unschuldigen verfolgen.

Diese Gerüche können von keinem Menschen empfunden werden, wenn ihm nicht die inneren Sinne (sensationes) geöffnet worden sind, so daß er zugleich bei den Geistern ist.

1515. Es ward die Sphäre des Übelgeruchs einer Frau empfunden, die nachher den Sirenen zugesellt wurde, und dieser üble Geruch dünstete einige Tage lang überall aus, wohin sie kam. Die Geister sagten, es sei ein beinahe tödlicher Gestank; sie selbst jedoch empfand nichts von diesem Gestank. Der Gestank der Sirenen ist der gleiche, weil ihr Inneres unsauber, ihr Äußeres aber meistens anständig und hübsch ist, wovon Nr. 831. Zu verwundern ist, daß die Sirenen im anderen Leben alles, was dort ist, ergreifen, und besser als andere wissen wie die Sache sich verhält; auch die Lehrbestimmungen, aber alles in der Absicht, es in Magisches zu verkehren, und sich die Herrschaft über andere zu verschaffen. In die Neigungen der Guten schleichen sie sich ein durch den angenommenen Schein des Guten und Wahren, sind aber gleichwohl so geartet.

Hieraus kann erhellen, daß die Lehrbestimmung nichts ist, wofern der Mensch nicht so wird, wie sie lehrt, d.h., wofern sie nicht das Leben zum Zweck hat. Abgesehen davon, daß viele unter den Höllischen sind, welche die Lehrbestimmungen besser als andere verstanden haben. Die aber ein Leben der Liebtätigkeit gelebt haben, sind alle im Himmel.

1516. Ich sprach mit den Geistern über den Geschmacksinn, von dem sie sagten, sie haben ihn nicht, sondern etwas, woraus sie gleichwohl erkennen, welcherlei der Geschmack ist, den sie mit dem Geruch verglichen, jedoch nicht beschreiben konnten. Da wurde mir in die Erinnerung zurückgerufen, daß der Geschmack und der Geruch in einem Dritten zusammentreffen, wie dies auch an den Tieren zu ersehen ist, die mit dem Geruch die Nahrung untersuchen, woraus ihnen offenbar wird, ob sie ihnen gesund und zuträglich ist.

1517. Es ward ein Weingeruch empfunden, und ich erfuhr, daß er von solchen komme, die aus Freundschaft und erlaubter Liebe schmeicheln, in der Art, daß in den Schmeicheleien auch Wahrheit ist. Dieser Geruch ist von großer Verschiedenheit, und stammt aus der Sphäre des formalen Schönen.

1518. Wenn himmlische Engel bei der Leiche eines gestorbenen Menschen sind, der auferweckt werden soll, so verwandelt sich der Leichengeruch in einen aromatischen Geruch, bei dessen Empfindung die bösen Geister nicht herzunahen können.

1519. Die Sphären der Liebtätigkeit und des Glaubens, wenn sie als Gerüche empfunden werden, sind äußerst angenehm. Es sind Wohlgerüche, wie von Blüten, Lilien, Gewürzen verschiedener Art, mit unendlicher Mannigfaltigkeit. Außerdem stellen sich auch die Sphären der Engel zuweilen sichtbar dar, als Atmosphären oder heitere Himmelslüfte (aurae), die so schön, so lieblich und so mannigfaltig sind, daß sie gar nicht beschrieben werden können.

1520. Betreffend jedoch das, was gesagt worden ist von der Empfindbarkeit des Inneren eines Geistes mittelst der Sphären, die über ihn hinaus sich verbreiten und fortsetzen, wie auch mittelst der Gerüche, so muß man wissen, daß diese nicht beständig existieren; abgesehen davon, daß sie auf verschiedene Weise vom Herrn gemäßigt werden, damit die Geister nicht immer vor anderen offenbar sein möchten, wie sie beschaffen sind.

 

Vom Licht, in dem die Engel leben

1521. Daß die Geister und Engel alle Sinne, außer dem Geschmack, und zwar viel schärfer und vollkommener haben, als irgendein Mensch, ist mir vielfältig offenbar geworden. Sie sehen nicht nur einander und gehen miteinander um - die Engel in höchster Seligkeit aus gegenseitiger Liebe -, sondern was sie dort sehen, ist auch mehr als je ein Mensch glauben kann. Es ist die Geisterwelt, und es sind die Himmel voll von Vorbildungen, wie sie den Propheten erschienen, und zwar so großartig, daß, wenn jemanden nur das Gesicht geöffnet würde, und er einige Stunden hineinblickte, er vor Staunen außer sich geraten müßte. Es ist ein solches Licht im Himmel, daß es selbst das Mittagslicht der Sonnenwelt in unglaublicher Weise übertrifft. Sie haben aber kein Licht aus dieser Welt, weil sie über oder innerhalb der Sphäre dieses Lichtes sind, sondern es ist ein Licht vom Herrn, Der ihnen Sonne ist. Das Weltlicht, auch das mittägige, ist den Engeln wie dichtes Dunkel. Wenn ihnen gegeben wird, in dieses Licht hineinzublicken, so ist es, als ob sie lauter Finsternis erblickten, was mir durch Erfahrung zu wissen gegeben wurde.

Hieraus kann erhellen, was für ein Unterschied ist zwischen dem Licht des Himmels und dem Licht der Welt.

1522. Das Licht, in dem die Geister und Engel leben, habe ich so oft gesehen, daß ich mich zuletzt nicht mehr darüber verwunderte, weil es mir etwas Gewöhnliches geworden war, aber jede Erfahrung anzuführen, wäre allzu umständlich, daher möge nur dies wenige hier stehen.

1523. Damit ich wüßte, was es für ein Licht sei, bin ich einige Male in Wohnungen versetzt worden, in denen gute und engelische Geister waren, und dort habe ich nicht nur sie selbst, sondern auch die Dinge gesehen, die sich daselbst befanden. Es erschienen auch Kinder und Mütter in einem Licht von so glänzendem Weiß und Schimmer (tanti candoris et splendoris), daß es nirgends ein glänzenderes Weiß geben kann.

1524. Unvermutet fiel ein starkes Flammenlicht vor das Auge hin, das dadurch sehr geblendet wurde, und zwar nicht nur das Gesicht des Auges, sondern auch das inwendigere. Bald darauf erschien etwas Dunkles wie eine finstere Wolke, worin gleichsam etwas Erdartiges war; und als ich mich darüber wunderte, wurde mir zu wissen gegeben, daß das Licht bei den Engeln im Himmel so groß ist im Vergleich mit dem Licht in der Geisterwelt, obwohl die Geister im Lichte leben, daß aber dennoch ein solcher Unterschied sei. Und daß es wie mit dem Licht, so auch sich verhält mit der Einsicht und Weisheit der Engel gegenüber der Einsicht und Weisheit der Geister, und nicht allein mit der Einsicht und Weisheit, sondern auch mit allem, was zur Einsicht und Weisheit gehört, als: mit der Rede, mit dem Denken, mit den Freuden, den Wonnen, denn diese entsprechen dem Licht. Hieraus konnte mir auch klar sein, wie groß und von welcher Art die Vollkommenheiten der Engel sind im Vergleich mit den Menschen, die doch noch mehr im Dunkeln sind als die Geister.

1525. Es ward mir die Lichthelle gezeigt in der diejenigen leben, die zu einem inwendigen Gebiet des Angesichts gehören: es war ein Lichtglanz mit schönem Farbenspiel von Strahlen einer goldenen Flamme für die, welche in den Neigungen des Guten sind, und ein Lichtglanz im Farbenspiel von Strahlen eines Silberlichtes für die, welche in den Neigungen des Wahren sind. Zuweilen sehen sie auch den Himmel, aber nicht den, der vor unseren Augen erscheint, sondern den, der vor ihnen sich darstellt mit Sternchen auf das schönste geschmückt. Daß ein Unterschied des Lichtes besteht, kommt daher, daß alle guten Geister, die im ersten Himmel sind, und alle engelischen Geister, die im zweiten Himmel, und alle Engel, die im dritten sind, im allgemeinen sich unterscheiden in himmlische und geistige. Himmlische sind die in der Liebe zum Guten, geistige die in der Liebe zum Wahren sind.

1526. Ich wurde den Vorstellungen der einzelnen oder leiblichen Dinge entrückt, so daß ich in geistigen Vorstellungen festgehalten wurde, da erschien ein lebhaftes Funkeln von diamantartigem Licht, und zwar ziemlich lange. Ich kann das Licht nicht anders beschreiben, denn es funkelte wie von Diamantenschimmer in den kleinsten Dingen. Und solange ich in diesem Licht gehalten wurde, sah ich die Einzeldinge (particularia), die weltlich und leiblich waren, als unter mir und entfernt; wodurch ich belehrt wurde, in wie großem Licht die sind, die den materiellen Vorstellungen entrückt, in geistigen sind. Außerdem erschien mir das Licht der Geister und Engel so oft, daß ganze Seiten angefüllt würden, wenn alle Erfahrungen aufgezählt werden sollten.

1527. Wenn es dem Herrn gefällt, erscheinen die guten Geister vor anderen und auch sich selbst, wie leuchtende Sterne, schimmernd je nach der Beschaffenheit ihrer Liebtätigkeit und ihres Glaubens. Böse Geister aber wie kleine Kugeln von Kohlenfeuer.

1528. Das Leben der Begierden und der Wollüste aus ihnen erscheint zuweilen wie Kohlenfeuer bei den bösen Geistern: in ein solches gleichsam feuriges Wesen verwandelt sich das Leben der Liebe und Barmherzigkeit des Herrn, das bei ihnen einfließt. Das Leben ihrer Phantasien aber erscheint wie der daraus entstehende Schein, der dunkel ist, und auf keine Entfernung sich ausdehnt. Wenn aber das Leben der gegenseitigen Liebe sich naht, so verlöscht jenes Feurige und schlägt in Kälte um, und jenes dunkle Licht schlägt in Finsternis um; denn die bösen Geister leben in der Finsternis, und merkwürdig ist, daß auch einige die Finsternis lieben, und das Licht hassen.

1529. Im Himmel ist allbekannt, nicht so in der Geisterwelt, woher ein so großes Licht kommt, daß es nämlich vom Herrn herrührt; und was merkwürdig ist, der Herr erscheint im dritten Himmel den himmlischen Engeln als Sonne, und den geistigen Engeln als Mond. Der eigentliche Ursprung des Lichtes ist nicht anderswoher. Aber so viel Himmlisches und Geistiges bei den Engeln ist, so viel Licht haben sie, und wie das Himmlische und Geistige beschaffen ist, so ist ihr Licht. So offenbart sich das Himmlische und das Geistige des Herrn selbst durch das Licht vor ihrem äußeren Auge.

1530. Daß dem so ist, kann jedem aus dem Worte bekannt sein, z.B. als der Herr dem Petrus, Jakobus und Johannes geoffenbart wurde, denn alsdann glänzte Sein Angesicht wie die Sonne, und Seine Kleider wurden wie das Licht: Matth.17/2. Daß Er ihnen so erschien, war nur, weil ihr inwendigeres Auge geöffnet worden war.

Bei den Propheten wird ebendasselbe auch bestätigt, z.B. bei Jes.30/26, wo vom Reich des Herrn in den Himmeln gehandelt wird: "Es wird das Licht des Mondes wie das Licht der Sonne sein, und das Licht der Sonne wird siebenfach sein, wie das Licht von sieben Tagen".

Joh.Offenb.21/23, wo auch die Rede ist vom Reich des Herrn, das genannt wird das neue Jerusalem: "Die Stadt bedarf nicht der Sonne, noch des Mondes, daß sie in ihr leuchten, denn die Herrlichkeit Gottes erleuchtet sie, und ihre Leuchte ist das Lamm".

Joh.Offenb.22/5: "Nacht wird nicht da sein, auch bedürfen sie nicht einer Leuchte, noch des Lichtes der Sonne, denn der Herr Gott erleuchtet sie".

Ferner, als der Herr dem Mose, Aharon, Nadab, Abihu, und den siebzig Ältesten erschien, "sahen sie den Gott Israels, unter Dessen Füßen war wie ein Werk von Saphirstein, und wie das Wesen des Himmels an Klarheit": 2. Mose 24/10.

Weil des Herrn Himmlisches und Geistiges vor dem äußeren Gesicht der Engel als Sonne und Mond erscheint, darum bedeutet die Sonne im Wort das Himmlische, und der Mond das Geistige.

1531. Damit ich bestärkt würde in dem, daß der Herr den himmlischen Engeln als Sonne, und den geistigen Engeln als Mond erscheint, wurde mir, aus göttlicher Barmherzigkeit des Herrn, das inwendigere Gesicht bis dahin geöffnet, und deutlich sah ich den glänzenden Mond, der von mehreren kleineren Monden umgeben war, deren Licht beinahe sonnig war, nach den Worten bei Jes.30/26: "Es wird das Licht des Mondes sein wie das Licht der Sonne".

Die Sonne aber durfte ich damals nicht sehen. Der Mond erschien vorne zur Rechten.

1532. Aus dem Licht des Herrn im Himmel erscheinen Wunderdinge, und zwar so unzählige, daß sie gar nicht ausgesprochen werden können, es sind fortwährende Vorbildungen des Herrn und Seines Reiches, wie sie bei den Propheten und bei Johannes in der Offenbarung vorkommen, außer anderen Bezeichnungen. Der Mensch kann sie mit den körperlichen Augen nicht sehen, sobald aber vom Herrn jemanden das inwendigere Gesicht geöffnet wird, welches das Gesicht seines Geistes ist, kann ähnliches ihm sichtbar dargestellt werden. Die Gesichte der Propheten waren nichts anderes als Aufschließungen ihres inwendigeren Gesichtes, wie z.B. daß Johannes goldene Leuchter sah: Joh.Offenb.1/12,13, und die heilige Stadt als reines Gold, und ihr Licht gleich dem kostbarsten Stein: Joh.Offenb.21/2,10,11, außer vielem bei den Propheten, woraus man wissen kann, daß die Engel nicht allein im höchsten Licht leben, sondern auch daß unendlich vieles dort sich findet, was niemand je glauben kann.

1533. Von unzähligen Dingen, die im anderen Leben erscheinen, konnte ich, bevor das Gesicht mir geöffnet worden, kaum eine andere Vorstellung hegen als die anderen auch, nämlich daß es ein Licht, und solche Dinge, die vom Licht herkommen, und dann auch, sinnlich wahrnehmbare Dinge (praeter sensitiva) im anderen Leben gar nicht geben könne, und zwar dies infolge der vorgefaßten Wahnvorstellung der Gebildeten vom Immateriellen, das sie mit so großer Entschiedenheit von den Geistern und von allem, was zu ihrem Leben gehört, aussagen, infolgedessen man keinen anderen Begriff davon haben konnte, als daß es, eben als etwas Immaterielles, entweder etwas so Dunkles ist, das man es sich gar nicht vorstellen könne, oder daß es gar nichts ist, denn das Immaterielle schließt solches in sich, während doch das gerade Gegenteil stattfindet; denn wenn die Geister nicht organisiert, und die Engel nicht organische Substanzen wären, so könnten sie weder reden, noch sehen, noch denken.

1534. Daß im anderen Leben inkraft des Lichtes aus himmlischem und geistigem Ursprung vom Herrn vor dem Gesichtssinn der Geister und Engel sich sichtbar darstellen die wundervollsten Dinge, als paradiesische Gegenden, Städte, Paläste, Wohngebäude, die schönsten Atmosphären, und anderes dergleichen, sehe man in der Fortsetzung vom Licht, am Ende dieses Kapitels.

 

Fortsetzung vom Licht, in dem die Engel leben,
und von ihren Paradiesen und Wohnungen

HG 1619

1619. Wenn das inwendigere Gesicht dem Menschen geöffnet wird, welches das Gesicht seines Geistes ist, alsdann erscheinen die Dinge, die im anderen Leben sind, die durchaus nicht vor dem Gesichtssinn des Leibes sich sichtbar darstellen können. Die Gesichte der Propheten waren nichts anderes. Es gibt im Himmel fortwährende Vorbildungen des Herrn und Seines Reiches, und es gibt Bezeichnungen, ja es existiert sogar lediglich nichts vor dem Gesichtssinn der Engel, was nicht vorbildlich und bezeichnend ist; daher die Vorbildungen und Bezeichnungen im Wort, denn das Wort ist durch den Himmel vom Herrn herabgekommen.

1620. Was in der Geisterwelt und im Himmel sich sichtbar darstellt, dessen ist mehr, als daß es ausgesprochen werden könnte.

Weil hier vom Licht die Rede ist, so darf ich anführen, was unmittelbar aus dem Licht sein Dasein hat: als die Atmosphären, die Paradiese, die Farbenbogen, die Paläste und Wohnungen, die daselbst vor dem äußeren Gesicht der Geister und Engel so hell und lebhaft dastehen, und zugleich mit allen Sinnen empfunden werden, daß sie sagen, diese Dinge seien etwas Reelles, diejenigen aber, die in der Welt sind, ihnen gegenüber nichts Reelles.

1621. Was die Atmosphären betrifft, die Lichtatmosphären sind, weil sie aus jenem Licht stammen, und in denen die Seligen leben, so sind sie unzählig, und von solcher Schönheit und Lieblichkeit, daß sie nicht beschrieben werden können.

Es gibt diamantene Atmosphären, die in allen kleinsten Teilen funkeln, wie von diamantenen Kügelchen (sphaerulis); es gibt Atmosphären, die dem Schimmern aller Edelsteine gleichen; es gibt Atmosphären wie von Perlen, die von Mittelpunkten aus durchscheinen, und in den glänzendsten Farben strahlen; es gibt Atmosphären flammend wie von Gold, dann von Silber, auch von diamantartigem Gold und Silber; es gibt Atmosphären von verschiedenfarbigen Blumen, die in den kleinsten und unsichtbaren Formen sind: von solchen ist der Himmel der Kinder voll mit unzähliger Mannigfaltigkeit, ja es stellen sich auch Atmosphären dar wie von spielenden Kindern in den kleinsten unsichtbaren, aber - nur in der inwendigsten Vorstellung - wahrnehmbaren Formen, wovon die Kinder die Vorstellung fassen, daß alles um sie her lebe, und sie im Leben des Herrn seien, das ihr Innerstes mit Seligkeit erfüllt. Und so vieles andere, denn die Verschiedenheiten sind unzählig und auch unaussprechlich.

1622. Was die Paradiese betrifft, so sind sie staunenswert. Es stellen sich dem Blick dar paradiesische Gärten von unermeßlicher Ausdehnung mit Bäumen aller Art, und von solcher Schönheit und Lieblichkeit, daß sie jedes Denkbild übertreffen; und zwar so lebendig vor ihrem äußeren Gesichtssinn, daß sie auch die Einzelheiten viel lebhafter nicht nur sehen, sondern auch empfinden, als das Gesicht des Auges dergleichen auf Erden ersieht. Damit ich nicht daran zweifeln möchte, wurde ich auch dorthin geführt, (es ist vorn ein wenig nach oben gegen den Winkel des rechten Auges) wo diejenigen sind, die ein paradiesisches Leben leben, und ich sah es: Es erscheint alles und jedes wie in seinem allerschönsten Lenz und Flor mit staunenswerter Pracht und Mannigfaltigkeit. Es lebt alles und jedes von Vorbildlichem, denn nichts ist da, was nicht vorbildet und bezeichnet etwas Himmlisches und Geistiges, so regt es nicht nur den Gesichtssinn mit Lieblichkeit, sondern auch das Gemüt mit Seligkeit an.

Einige aus der Welt neu angekommene Seelen, die infolge vorgefaßter Grundsätze, solange sie in der Welt lebten, zweifelten, ob so etwas existieren könne im anderen Leben, wo doch kein Holz und Stein ist, wurden dorthin erhoben, und redeten von da aus mit mir. Sie sagten infolge des Staunens, in dem sie waren, es sei unaussprechlich, und sie können das Unaussprechliche durch keinerlei Vorstellung darstellen, und die Annehmlichkeiten und Seligkeiten leuchten aus jeglichem hervor, und zwar mit aufeinanderfolgenden Abwechslungen. Seelen, die in den Himmel eingeführt werden, werden meistens allererst zu Paradiesischem gebracht. Aber die Engel sehen dieses mit anderen Augen an, nicht das Paradiesische macht ihnen Vergnügen, sondern das Vorbildliche, somit das Himmlische und Geistige, aus dem es stammt. Aus diesem hatte die Urkirche ihr Paradiesisches.

1623. Was die regenbogenartigen Erscheinungen betrifft, so ist gleichsam ein regenbogenfarbiger Himmel, wo die ganze Atmosphäre aus stetig aneinanderhängenden kleinsten Regenbogen zusammengesetzt erscheint. In ihm befinden sich die, welche zum Gebiet des inwendigeren Auges gehören, zur Rechten vorne ein wenig nach oben. Dort besteht die gesamte Atmosphäre oder Luftregion (aura) aus solchem Wetterleuchten (fulgurationibus), strahlend in solcher Weise, gleichsam in ihren einzelnen Ursprüngen. Rings um sie her erscheint ein sie einfassender größter Regenbogen, außerordentlich schön, aus ähnlichen, kleineren zusammengebildet, die sehr schöne Bilder des größeren sind. Jede Farbe besteht so aus unzähligen Strahlen, so daß Myriaden ein wahrnehmbares gemeinsames Ganze ausmachen, das gleichsam eine Gestaltung der Ursprünge des Lichtes aus den himmlischen und geistigen Dingen ist, die (sie) hervorbringen, und zugleich eine vorbildliche Idee vor dem Gesichte darstellen. Die Mannigfaltigkeiten und Spielarten der Farbenbogen sind unzählbar; einige wurden mir zu sehen gegeben, und damit man sich eine Vorstellung davon machen könne, wie mannigfaltig sie sind, und man sehe, aus wie unzähligen Strahlen ein sichtbares Ganze besteht, so darf ich nur den einen und den anderen beschreiben.

1624. Es erschien mir die größere Gestalt eines Regenbogens, auf daß ich daraus abnehmen könnte, wie sie in ihren kleinsten Gestalten beschaffen sind: es war ein außerordentlich weißglänzendes Licht, umgeben von einem Umkreis, in dessen Mittelpunkt etwas dunkles Erdartiges (quasi terrenum) war, umgossen vom hellsten Lichtschein (lucidissimum) sich verwandelte und überging in einen anderen Lichtschein (variabatur et discriminabatur alio lucido) mit goldgelben (flavescentibus) kleinen Pünktchen, die wie Sternchen aussahen; dabei ein Farbenspiel (variegationes), herbeigeführt durch buntfarbige Blumen, die in jenen hellsten Lichtschein hineinspielten, und deren Farben nicht von dem weißglänzenden Lichtschein, sondern von einem flammigen ausflossen, die Dinge alle Vorbildungen himmlischer und geistiger Dinge waren. Alle im anderen Leben sichtbaren Farben bilden Himmlisches und Geistiges vor; die Farben aus dem Flammigen solches, was der Liebe und Neigung zum Guten angehört, die Farben aus dem weißglänzenden Lichtschein solches, was dem Glauben und der Neigung zum Wahren angehört: aus diesen Ursprüngen stammen alle Farben im anderen Leben; die daher so glänzen, daß die Farben der Welt ihnen nicht gleichgestellt werden können. Es gibt auch Farben, die in der Welt noch nie gesehen wurden.

1625. Es erschien auch die Gestalt eines Farbenbogens, in dessen Mitte etwas Grasgrünes war, und man hatte das Gefühl wie von einer Sonne, die unsichtbar von der Seite her leuchtete und ein so weißglänzendes Licht ergoß, daß es nicht beschrieben werden kann. Gegen den Umkreis waren die schönsten Farbenwechsel auf lichtem Perlengrund (in plano lucido margaritico). Aus diesem und anderem konnte ersehen werden, wie die Regenbogenerscheinungen in ihrem Kleinsten beschaffen sind, und daß es unzählig viele Spielarten gibt, und zwar je nach der Liebtätigkeit und dem aus ihr stammenden Glauben dessen, dem sie vorgebildet werden, und der wie ein Farbenbogen (Iris) ist für diejenigen, denen er in seiner Würde und Herrlichkeit sichtbar dargestellt wird.

1626. Außer diesen paradiesischen Erscheinungen stellen sich auch sichtbar dar Städte mit prächtigen Palästen, die aneinanderstoßen, in glänzenden Farben erscheinen, und über alle architektonische Kunst erhaben sind; was auch nicht zu verwundern ist.

Ähnliche Dinge erschienen auch den Propheten, sobald das inwendige Gesicht ihnen geöffnet war, und zwar so deutlich, daß nichts deutlicher in der Welt (erscheint); wie dem Johannes das neue Jerusalem, das auch von ihm beschrieben wird, mit folgenden Worten:

Joh.Offenb.21/10,12,18-20: "Er führte mich im Geist weg auf einen großen und hohen Berg, und zeigte mir die große Stadt, das heilige Jerusalem: sie hatte eine große und hohe Mauer, sie hatte zwölf Tore. Der Bau der Mauer war von Jaspis, und die Stadt lauteres Gold, gleich goldenem Glas. Die Gründe der Mauer waren mit allerlei Edelstein geschmückt: der erste Grundstein ein Jaspis, der zweite ein Saphir, der dritte ein Chalcedonier, der vierte ein Smaragd, der fünfte ein Sardonyx, der sechste ein Sarder, der siebente ein Chrysolith, der achte ein Beryll, der neunte ein Topas, der zehnte ein Chrysopras, der elfte ein Hyacinth, der zwölfte ein Amethyst". Außer den von den Propheten (berichteten Erscheinungen).

Unzähliges derart wird von den Engeln und Geistern bei hellem Tage gesehen, und, was merkwürdig ist, mit allen Sinnen wahrgenommen. Was durchaus niemand, der geistige Vorstellungen durch Kunstwörter und Erklärungen menschlicher Philosophie, und durch Vernünfteleien ausgelöscht hat, je glauben kann, während es doch ganz gewisse Wahrheiten sind. Daß es Wahrheiten sind, hätte man auch daraus entnehmen können, daß die Heiligen öfter solche Erscheinungen hatten.

1627. Außer den Städten und Palästen durfte ich auch zuweilen Verzierungen sehen, als z.B. an Stufen und Toren, und zwar solche, die sich bewegten, als ob sie lebendig wären, und sich verwandelten mit immer neuer Schönheit und Symmetrie. Und ich wurde belehrt, daß so immerfort wechselnde (Gebilde) aufeinanderfolgen können, und wenn es in Ewigkeit währte, mit fortwährend neuer Harmonie, indem selbst die Aufeinanderfolge eine Harmonie bildet. Und es wurde gesagt, daß dieses noch unter die geringsten Dinge gehöre.

1628. Alle Engel haben ihre Wohnungen, wo sie sich befinden, und diese sind prächtig. Ich war dort und sah es etliche Male, und verwunderte mich, und sprach daselbst mit ihnen. Sie sind so deutlich und augenscheinlich, daß es nichts Deutlicheres und Augenscheinlicheres geben kann. Die Wohnungen auf Erden sind kaum etwas im Vergleich damit. Sie nennen auch die Dinge, die auf der Erde sind, tot und nicht reell, die ihren aber lebendig und wahr, weil vom Herrn. Die Architektur ist von der Art, daß die Kunst selbst davon herstammt, und zwar mit unendlicher Mannigfaltigkeit. Sie sagten, wenn ihnen alle Paläste auf dem ganzen Erdkreis gegeben würden, sie würden dieselben doch nicht um die ihrigen eintauschen. Was von Stein, Lehm und Holz ist, ist ihnen tot; was aber vom Herrn, und vom eigentlichen Leben und Licht ist, das ist lebendig, und um so mehr, weil sie es mit allen Sinnen genießen; denn die dort befindlichen Dinge sind ganz den Sinnen der Geister und Engel angepaßt, denn was im Licht der Sonnenwelt ist, können die Geister mit ihrem Gesichtsorgan gar nicht sehen; das Steinerne und Hölzerne aber ist den Sinnen der Menschen im Körper angepaßt. Die geistigen Dinge entsprechen dem Geistigen, und die körperlichen Dinge dem Körperlichen.

1629. Die Wohnungen der guten Geister und der engelischen Geister haben gemeiniglich Säulengänge oder lange bogenförmige, zuweilen gedoppelte Vorhallen, in denen sie Lustwandeln, und deren Wände eine große Mannigfaltigkeit zeigen, wie sie denn auch geschmückt werden mit Blumen und wunderbar geflochtenen Blumengewinden, und überdies mit vielen Verzierungen, welche wechseln und sich folgen: bald erscheinen sie ihnen in hellerem, bald in schwächerem Licht; stets mit innigem Entzücken.

Ihre Wohnungen verwandeln sich auch in schönere, sowie die Geister vollkommener werden. Wenn sie sich verwandeln, so erscheint etwas, was ein Fenster vorstellt von der Seite her, was sich erweitert, und inwendig dunkler wird, und es zeigt sich etwas wie ein Himmel mit Sternen, und einige Wolken (quaedam nubes), was ein Zeichen ist, daß ihre Wohnungen sich in lieblichere verwandeln.

1630. Die Geister nehmen es sehr übel, daß die Menschen nicht an das Leben der Geister und Engel glauben, und daß sie meinen, dieselben seien in einem Zustand der Dunkelheit, der nur ein höchst trauriger sein könnte, und gleichsam in einer Leere und Öde, während sie doch im höchsten Licht sind, und im Genuß alles Guten mit allen Sinnen, und zwar bis zu dessen innerstem Gefühl.

So waren auch Seelen, die eben erst aus der Welt angekommen waren, und infolge der dort gefaßten Grundsätze die Meinung hegten, es gebe dergleichen nicht im anderen Leben. Sie wurden daher hingeführt zu den Wohnungen der Engel, und redeten dort mit diesen, und sahen jene Dinge. Als sie zurückkamen, sagten sie, sie haben sich überzeugt, daß es so sei, und daß jene Dinge Wirklichkeiten seien, und sie hätten dies bei Leibesleben nie geglaubt, noch glauben können; und man könne diese Dinge nicht anders als zu den Wundern zählen die man nicht glaubt, weil man sie nicht begreift. Da es aber eine Erfahrung des Sinnes ist, obwohl des inwendigeren Sinnes, und dies ihnen gesagt wird, so sollten sie dennoch nicht deshalb daran zweifeln, weil sie es nicht begreifen, denn wenn man nichts glauben wollte, als was man begreift, so dürfte man nichts glauben von den Dingen, die zur inwendigeren Natur, geschweige von denen, die zum ewigen Leben gehören. Daher kommt der Wahnsinn unserer Zeit.

1631. Solche, die reich waren bei Leibesleben und in prächtigen Palästen wohnten, dabei aber in dergleichen ihren Himmel setzten, und gewissen- und lieblos, andere unter mancherlei Schein um ihre Güter brachten, diese werden, wenn sie ins andere Leben kommen, zuerst in ihr eigenstes Leben versetzt, das sie in der Welt hatten, auch wird ihnen dann zuweilen vergönnt, ebenso in Palästen zu wohnen, wie in der Welt, denn es sind alle im anderen Leben anfangs willkommen als Gäste und neue Ankömmlinge, denen, solange sie ihrem Inwendigen und ihren Lebenszwecken nach noch nicht enthüllt werden sollen, die Engel vom Herrn her Gefälligkeiten und Wohltaten erweisen. Allein die Szene ändert sich, die Paläste verschwinden allmählich und werden zu Häuschen, nach und nach immer geringer, und zuletzt zu nichts; und alsdann gehen sie umher, wie die, welche Almosen begehren, und bitten, man möchte sie aufnehmen. Weil sie aber so beschaffen sind, werden sie aus den Gesellschaften ausgestoßen, und zuletzt werden sie Auswürflinge (excrementilii) und hauchen eine Sphäre von üblem Geruch der Zähne aus.

1632. Ich redete mit den Engeln über die Vorbildungen, daß nämlich im Pflanzenreich auf der Erde nichts sei, was nicht auf irgendeine Weise das Reich des Herrn vorbildete. Sie sagten, alles Schöne und Zierliche, das im Pflanzenreich ist, habe seinen Ursprung durch den Himmel vom Herrn, und wenn das Himmlische und Geistige des Herrn in die Natur einfließt, so stellen sich in der Wirklichkeit solche Dinge dar, und daher komme die Seele oder das Leben der Pflanzen, und hieraus die Vorbildungen. Und weil man dies in der Welt nicht weiß, so wurde es ein himmlisches Geheimnis genannt.

1633. Wie es sich ferner mit dem Einfluß in die Lebenstätigkeiten der Tiere verhält, die alle nach dem Tode verschwinden, darüber bin ich auch vollständig belehrt worden, wovon, vermöge der göttlichen Barmherzigkeit des Herrn, im Folgenden.

 

Vom Reden der Geister und Engel

1634. Bekannt ist aus dem Worte des Herrn, daß ehemals viele mit Geistern und Engeln geredet, und daß sie auch vieles, was sich im anderen Leben befindet, gehört und gesehen haben. Daß aber später der Himmel gleichsam verschlossen wurde, und zwar so sehr, daß man heutzutage kaum glaubt, daß es Geister und Engel gibt, und noch weniger, daß jemand mit ihnen reden kann, indem man meint, das Reden mit solchen, die man nicht sieht, und die man im Herzen leugnet, sei etwas Unmögliches. Weil mir aber, aus göttlicher Barmherzigkeit des Herrn, vergönnt worden ist, nun schon einige Jahre hindurch beinahe fortwährend Rede mit ihnen zu wechseln, und mit ihnen umzugehen wie einer von ihnen, so darf ich, was mir über ihr Reden miteinander zu wissen gegeben worden ist, jetzt berichten.

1635. Das Reden der Geister mit mir wurde ebenso deutlich gehört und empfunden (percepta) wie das Reden mit einem Menschen. Ja zuweilen sprach ich mit ihnen mitten in einer Gesellschaft von Menschen und bemerkte dann, da ich die Geister ebenso laut (sprechen) hörte als die Menschen, so ganz, daß die Geister sich zuweilen wunderten, daß ihr Gespräch mit mir nicht auch von anderen gehört wurde; denn es fand durchaus kein Unterschied in Rücksicht des Gehörs statt. Weil jedoch der Einfluß in die inneren Gehörorgane ein anderer ist, als der Einfluß der Rede mit den Menschen, so konnte es nur von mir gehört werden, dem, aus göttlicher Barmherzigkeit des Herrn, jene geöffnet worden waren. Die menschliche Rede fällt durch das Ohr ein, auf einem äußeren Wege, mittelst der Luft; die Rede der Geister hingegen nicht durch das Ohr, noch mittelst der Luft, sondern auf einem inneren Weg in eben dieselben Organe des Hauptes oder des Gehirns; daher das gleiche Hören stattfindet.

1636. Wie schwer die Menschen zu dem Glauben gebracht werden können, daß es Geister und Engel gibt, ja noch mehr, daß jemand mit ihnen reden könne, konnte mir durch folgendes Beispiel klar werden:

Es waren einige Geister, die, solang sie im Körper waren, zu den Gelehrteren gehörten, und mir damals bekannt waren, (denn ich sprach fast mit allen, die ich bei ihres Leibesleben gekannt hatte, mit einigen etliche Wochen lang, mit anderen ein Jahr lang; ganz wie wenn sie im Leibe gelebt hätten). Diese wurden einmal in den gleichen Zustand des Denkens versetzt, den sie gehabt hatten, als sie in der Welt lebten, was im anderen Leben leicht geschieht; da wurde ihnen die Frage nahegelegt, ob sie glauben, daß ein Mensch mit Geistern reden könne: sie sagten dann in diesem Zustand, es sei ein Wahn, so etwas zu glauben, und dies behaupteten sie steif und fest. Daraus war zu erkennen gegeben, wie schwer der Mensch zu dem Glauben gebracht werden kann, daß irgendein Reden des Menschen mit Geistern statthaben könne, weil man nämlich nicht glaubt, daß es Geister gibt, und noch weniger, daß man nach dem Tod unter die Geister kommen werde, worüber sich auch ebendieselben alsdann gar sehr wunderten; und doch gehörten sie zu den Gelehrteren, und hatten in der Welt vor dem Volke viel vom anderen Leben, vom Himmel und von den Engeln gesprochen, so daß man hätte glauben können, es sei ihnen dies eine wissenschaftlich ganz ausgemachte Sache, besonders aus dem Worte, wo häufig davon die Rede ist.

1637. Zu den Wunderdingen, die sich im anderen Leben finden, gehört auch dies, daß das Reden der Geister mit dem Menschen in dessen Muttersprache geschieht, die sie so fertig und geschickt reden, wie wenn sie in demselben Lande geboren, und in derselben Sprache erzogen worden wären, und zwar dies (ohne Unterschied), mögen sie nun aus Europa, oder aus Asien, oder aus einem anderen Weltteil sein. In gleicher Weise diejenigen, die vor Tausenden von Jahren gelebt hatten, ehe diese Sprache existierte. Ja die Geister wissen nicht anders, als daß die Sprache, in der sie mit dem Menschen reden, ihre eigene und die ihres Vaterlandes sei. Ebenso verhält es sich mit anderen Sprachen, die der Mensch versteht. Außer diesen aber können sie, wofern ihnen dies nicht unmittelbar vom Herrn gegeben worden ist, kein Wörtchen einer anderen Sprache vorbringen.

Auch die Kinder, die gestorben sind, bevor sie eine Sprache gelernt hatten, reden in gleicher Weise. Die Ursache ist aber, weil die Sprache, mit der die Kinder vertraut sind, nicht eine Wörtersprache, sondern eine Sprache der Denkvorstellungen ist, welche die allen Sprachen zugrundeliegende Universalsprache ist (universalis omnium linguarum); und wenn sie beim Menschen sind, so fallen die Vorstellungen (ideae) ihres Denkens in die Wörter, die beim Menschen sind, und dies in so entsprechender und passender Weise, daß die Geister nicht anders wissen, als daß die Wörter selbst ihre eigenen seien, und daß sie in ihrer Sprache reden, während sie doch in der Sprache des Menschen reden. Ich sprach hierüber einige Male mit den Geistern.

Mit dieser Gabe werden alle Seelen beschenkt, sobald sie ins andere Leben kommen, daß sie nämlich die Sprachen aller, die auf dem ganzen Erdkreis sind, verstehen können, ganz so, wie wenn sie in denselben geboren wären, denn sie nehmen alles wahr, was der Mensch denkt; außer anderen Fähigkeiten, die noch höher stehen. Daher kommt, daß die Seelen nach dem Tode des Körpers mit allen, welcher Gegend und Sprache sie auch angehören mögen, reden und umgehen können.

1638. Die Wörter, durch die sie reden, d.h., die sie aus dem Gedächtnis des Menschen erwecken und herausnehmen, sind gewählt und klar, sinnvoll, deutlich ausgesprochen, zur Sache passend; und merkwürdigerweise wissen sie die Worte besser und gewandter zu wählen, als der Mensch selbst, ja sie kennen, wie dies gezeigt worden, die verschiedenen Bedeutungen der Wörter, die sie augenblicklich anwenden, ohne sich vorher irgend darauf besonnen zu haben, und dies darum, weil die Begriffe (ideae) ihrer Sprache nur in diejenigen Wörter einfließen, die dazu passen. Es verhält sich damit beinahe wie wenn ein Mensch spricht, und nicht an die Wörter denkt, sondern bloß im Sinn der Wörter ist: alsdann fällt diesem gemäß der Gedanke schnell und von selbst in die Wörter. Es ist der innere Sinn, der die Wörter hervorbringt. In einem solchen inneren Sinn, der nur noch feiner und vortrefflicher ist, besteht die Sprache der Geister, durch die der Mensch, obwohl ohne sein Wissen, Gemeinschaft mit den Geistern hat.

1639. Die Wörtersprache ist die den Menschen eigene Sprache, und zwar die ihres körperlichen Gedächtnisses, hingegen die Sprache der Denkvorstellungen ist die Sprache der Geister, und zwar die des inwendigen Gedächtnisses, welches das Gedächtnis des Geistes ist. Daß sie dieses haben, wissen die Menschen nicht, weil das Gedächtnis der besonderen oder materiellen Dinge, das körperlich ist, alles ausmacht, und das inwendige verdunkelt; während doch der Mensch ohne das inwendige, seinem Geist eigene Gedächtnis, nichts denken kann. Aus diesem Gedächtnis habe ich öfter mit den Geistern gesprochen, somit in ihrer eigenen Sprache, d.h. durch Denkvorstellungen. Wie allumfassend (universalis) und reich diese Sprache ist, kann daraus erhellen, daß jedes Wort einen Begriff (ideam) von großem Umfang hat; denn es ist bekannt, daß ein Begriff eines Wortes durch viele auseinandergesetzt werden kann, mehr noch der Begriff eines Dinges, und noch mehr derjenige von vielen Dingen, die in ein Zusammengesetztes verbunden werden können, das gleichwohl als ein einfaches erscheint. Woraus erhellen kann, von welcher Beschaffenheit die natürliche Sprache der Geister unter sich ist, und durch welche Sprache der Mensch mit den Geistern verbunden wird.

1640. Es ist (mir) gegeben worden, nicht nur dasjenige deutlich wahrzunehmen, was die Geister mit mir sprachen, sondern auch, wo sie sich alsdann befanden, ob über dem Haupt oder unterhalb desselben, ob zur Seite rechts oder links, am Ohr oder anderwärts neben oder innerhalb des Körpers, in welcher Entfernung, ob entfernter oder näher; denn aus verschiedenen Orten oder Stellungen, in denen sie sich befanden, je nach ihrer Stellung im Größten Menschen, d.h. je nach ihrem Zustand, haben sie mit mir gesprochen.

Es wurde (mir) auch wahrzunehmen gegeben, wann sie kamen und wann sie gingen, wohin und bis wie weit, ob es viele, oder wenige waren, und so vieles andere noch.

Dann auch aus ihrer Rede, von welcher Art sie waren, denn aus der Rede, desgleichen aus ihrer Sphäre geht deutlich hervor, welchen Charakter und welche Anlagen sie haben, dann auch welche Überzeugung und welche Neigungen, so z.B. wenn sie trügerisch sind, so wird, obschon während ihrer Rede kein Betrug hervortritt, doch die Gattung und Art des Betruges an den einzelnen Wörtern und Vorstellungen erkannt. Ja alle übrigen Bosheiten und Begierden, so daß nicht nötig ist, sie umständlich zu erforschen; es ist in jedem Wort und in jeder Vorstellung ein Bild davon. Es wird auch wahrgenommen, ob die Vorstellung ihrer Rede verschlossen oder offen ist; dann auch, was sie aus sich, was von anderen, und was sie vom Herrn her haben.

Es verhält sich damit beinahe, wie mit der Miene beim Menschen, an der auch, ohne daß er spricht, erkannt zu werden pflegt, ob etwas Verstelltes, etwas Trügerisches, etwas Freudiges, etwas Heiteres von Natur oder durch Kunst, etwas aus dem Herzen kommendes Freundschaftliches, etwas Sittsames, auch ob etwas Unsinniges da ist. Zuweilen kommt dergleichen auch mit dem Ton seiner Rede zum Vorschein. Wieviel mehr im anderen Leben, wo das Innewerden eine solche Wahrnehmung weit übertrifft, ja noch ehe der Geist spricht, wird schon an seinem Denken erkannt, was er zu reden beabsichtigt, denn das Denken fließt schneller und früher ein als die Rede.

1641. Die Geister im anderen Leben reden unter sich wie die Menschen auf Erden, und zwar die, welche gut sind, in aller Vertraulichkeit der Freundschaft und der Liebe, wie ich dies oft angehört habe, und zwar in ihrer Sprache, in der sie in einer Minute mehr ausdrücken können als der Mensch in der Zeit von einer Stunde vermag, denn ihre Sprache ist die Universalsprache, die allen (Sprachen) zugrunde liegt mittelst der ursprünglichen Begriffe der Wörter. Sie reden von den Dingen so scharfsinnig und einsichtsvoll, durch so viele Reihen von der Ordnung nach aufeinanderfolgenden und überzeugenden Gründen, daß der Mensch, wenn er es wüßte, staunen würde. Sie verbinden damit Überzeugung und Gefühl und beleben so (die Rede); zuweilen auch zugleich durch Vorbildungen in anschaulicher, somit in lebendiger Weise. Ist z.B. die Rede vom Schamgefühl, ob es möglich sei ohne Ehrerbietung, so kann dies beim Menschen nur erörtert werden durch viele Vernunftschlüsse, aus Beweisen und Beispielen, und er bleibt dennoch im Zweifel; dagegen beim Geist in einer Minute durch die der Ordnung nach wechselnden Zustände des Gefühls der Scham, dann der Ehrerbietung; und so durch Zusammenstimmungen und Nichtzusammenstimmungen, die man erkannt, und zugleich in den der Rede beigefügten Vorbildungen geschaut hat, aus denen man augenblicklich die Schlußfolge erkennt, die so von selbst hervorgeht aus den auf diese Art zur Übereinstimmung gebrachten Widersprüchen; ebenso in allem übrigen. In diese Fähigkeit kommen die Seelen sogleich nach dem Tode; und es tun alsdann die guten Geister nichts lieber, als die Neuangekommenen und die Unwissenden belehren.

Die Geister selbst wissen nicht, daß sie unter sich in einer so vorzüglichen Sprache reden, und mit einer so vortrefflichen Gabe ausgerüstet sind, wenn ihnen nicht vom Herrn gegeben wird darüber nachzudenken, denn diese Sprache ist für sie eine natürliche und zudem angeborene. Es verhält sich damit wie mit dem Menschen, wenn er seine Aufmerksamkeit richtet auf den Sinn der Dinge, nicht auf die Wörter und die Sprache, daß er nämlich ohne Reflexion zuweilen auch nicht weiß, in welcher Sprache er redet.

1642. Dies nun ist die Sprache der Geister. Aber die Sprache der engelischen Geister ist noch umfassender und vollkommener, und die Sprache der Engel ist noch mehr umfassend und vollkommen; denn es sind, wie schon früher gesagt worden, drei Himmel: der erste ist, wo die guten Geister, der zweite wo die engelischen Geister, und der dritte, wo die Engel sind. Die Vollkommenheiten steigen in dem Verhältnis, in dem das Auswendige zu dem Inwendigen steht; um es durch Vergleichung zu erkennen: beinahe in demselben Verhältnis, in dem das Gehör zum Gesicht, und das Gesicht zum Denken steht; denn was das Gehör mittelst der Rede in einer Stunde auffassen kann, das kann vor dem Gesicht in einer Minute dargestellt werden, wie z.B. die Ansicht von Gefilden, Palästen und Städten; und was man mit dem Auge in mehreren Stunden sehen kann, das kann man mit dem Denken in einer Minute begreifen. In einem solchen Verhältnis steht die Rede der Geister zu der Rede der engelischen Geister, und die Rede dieser letzteren zur Rede der Engel; denn die engelischen Geister begreifen klar durch eine Vorstellung der Rede oder des Denkens mehr, als die Geister durch einige Tausende, und die Engel ebenso im Vergleich mit den engelischen Geistern. Wie wird es dann beim Herrn sein, von Dem alles Leben der Neigung (affectionis), des Denkens und der Rede kommt, und Der allein das Reden (sermo) und das Wort ist.

1643. Die Rede der engelischen Geister ist unbegreiflich. Um nur weniges von ihrer Rede, jedoch bloß von der vorbildlichen, zu sagen, so wird die Sache selbst vorbildlich dargestellt in wundebarer Form, die abgezogen ist von den Gegenständen der Sinne; und von den lieblichsten und schönsten Vorbildungen in unzähligen Weisen, immer wieder in andere übergeht, mit fortwährendem Einfluß von Gefühlen aus dem Seligen der gegenseitigen Liebe, das durch den oberen Himmel vom Herrn her einfließt, von welchem Einfluß alles und jedes gleichsam lebt. Jegliche Sache wird so dargestellt, und zwar in fortlaufend zusammenhängenden Reihenfolgen; nicht einmal eine einzige Vorbildung in irgendeiner Reihe kann verständlich beschrieben werden.

Dies ist es, was in die Vorstellungen der Geister einfließt, aber diesen erscheint es nur als etwas anregendes Allgemeines, das einfließt ohne klar geschiedene Wahrnehmung dessen, was klar geschieden bei den engelischen Geistern wahrgenommen wird.

1644. Es gibt sehr viele inwendiger böse Geister (mali interiores), die auch nicht reden wie die Geister, sondern ebenfalls in den Prinzipien der Ideen, somit noch feiner sind als die Geister; es gibt eine große Menge solcher Geister. Sie sind aber ganz geschieden von den engelischen Geistern und können nicht einmal ihnen nahen.

Diese feineren bösen Geister knüpfen auch ihre Vorstellungen in abgezogener Weise an Gegenstände und Sachen, jedoch an unsaubere an, und bilden sich in diesen verschiedenerlei Dinge vor, aber unsaubere, und hüllen ihre Vorstellung in solche ein. Sie sind gleichsam albern (fatui).

Ihre Rede ist mir bekannt geworden, sodann auch vorgebildet durch unreinen Auswurf aus einem Gefäß; und das Intellektuelle ihrer Rede wurde mir vorgebildet durch das Hinterteil eines Pferdes, dessen Vorderteil nicht erschien, denn das Intellektuelle wird in der Geisterwelt durch Pferde vorgebildet.

Die Rede der engelischen Geister hingegen wurde vorgebildet durch eine Jungfrau, schön, in ein weißliches, an ein Bruststück sich eng anschmiegendes Gewand gekleidet, mit anständiger Haltung des Körpers.

1645. Die Rede der Engel hingegen ist unaussprechlich; weit über der Rede der Geister, weit über der der engelischen Geister und dem Menschen, solange er im Körper lebt, in keinerlei Weise verständlich. Auch die Geister in der Geisterwelt können sich keine Vorstellung davon machen, denn sie übersteigt die Fassungskraft ihres Denkens.

Ihre Rede ist nicht eine Rede von Sachen, die vorgebildet werden durch irgendwelche Vorstellungen, wie sie die Geister und die engelischen Geister haben, sondern sie ist eine Rede der Endzwecke und der aus ihnen hervorgehenden Nutzwirkungen, die das Uranfängliche (principialia) und Wesentliche der Dinge sind. In diese werden die engelischen Gedanken hineingelegt, und wechseln mit unendlicher Mannigfaltigkeit. Und in allem und jedem dieser Rede ist eine inwendigere Lust und Seligkeit aus dem Guten der gegenseitigen Liebe vom Herrn her, und Schönes und Ergötzliches aus dem Wahren des Glaubens von daher. Die Endzwecke und die aus ihnen hervorgehenden Nutzwirkungen sind gleichsam die zartesten Aufnahmegefäße und lieblichen Träger von unzählig vielen Variationen, und zwar dies durch unbegreifliche himmlische und geistige Formen. In diesen werden sie vom Herrn gehalten, denn das Reich des Herrn ist nur ein Reich der Endzwecke und Nutzwirkungen; daher auch die Engel, die beim Menschen sind, auf nichts anderes merken als auf die Absichten und Nutzzwecke, und nichts anderes aus dem Denken des Menschen herausholen; um das übrige, das ideell und materiell ist, bekümmern sie sich nicht, weil dasselbe weit unter ihrer Sphäre ist.

1646. Die Rede der Engel erscheint zuweilen in der Geisterwelt, und so vor dem inwendigeren Gesicht, wie das Schwingen des Lichtes oder einer glänzenden Flamme, und zwar mit Abwechslung gemäß dem Zustand der Gefühle ihrer Rede. Nur das Allgemeine ihrer Rede in betreff der Zustände des Gefühls, wie es aus unzähligem Unterschiedenen hervorgeht, ist es, was so vorgebildet wird.

1647. Die Rede der himmlischen Engel ist unterschieden von der Rede der geistigen Engel, und noch mehr unaussprechlich und unbeschreiblich; es ist das Himmlische und Gute der Absichten, in das ihre Gedanken hineingelegt werden, und sie sind deswegen in der Seligkeit selbst. Und, was wunderbar ist, ihre Rede ist viel reicher, denn sie sind in den eigentlichen Quellen und Ursprüngen des Lebens, des Denkens und Redens.

1648. Es gibt eine Rede der guten Geister, und der engelischen Geister, die ein Zusammensprechen vieler ist, hauptsächlich in Kreisen (gyris) oder Chören, wovon, vermöge der göttlichen Barmherzigkeit des Herrn, in der Folge die Rede sein wird. Das Reden in Chören, das ich öfters gehört habe, hat gleichsam einen rhythmischen Fall. Sie denken nicht an die Worte oder Ideen; die Empfindungen ergießen sich von selbst in dieselben, es fließen keine Worte oder Vorstellungen ein, die den Sinn vervielfältigen oder anderwärts hinwegziehen, oder denen etwas Künstliches anklebt, oder was sich zierlich dünkt aus sich oder aus Selbstliebe; denn solches würde sogleich eine Störung verursachen. Sie bleiben an keinem Wort hängen, sie denken den Sinn, die Worte sind die von selbst sich ergebenden Folgen des eigentlichen Sinnes. Sie endigen sich in Einheiten, meistens in einfache; wenn in zusammengesetzte, so wälzen sie sich durch den Akzent in die folgende. Dies kommt daher, daß sie im Verein denken und reden, daher die Form der Rede sich gemäß der Verbindung und Einmütigkeit des Vereins fortbewegt. Von welcher Art ehemals die Form der Lieder waren, und von solcher Art ist die der Psalmen Davids.

1649. Wunderbar ist, daß die wie rhythmisch oder harmonisch sich fortbewegende Redeweise der Lieder, eine den Geistern natürliche ist; sie reden so unter sich, ihnen selbst unbewußt. In die Weise selbst, so zu reden, kommen die Seelen sogleich nach dem Tode; in die gleiche bin ich eingeführt worden, und sie wurde mir endlich vertraut. Der Grund, warum sie so beschaffen ist, ist der, weil sie im Verein reden, allermeist ohne es zu wissen. Der klarste Beweis, daß alle in Vereine geschieden sind, und daß alles von daher in die Formen der Vereine (sich ausprägt).

1650. Die Fortsetzung von der Rede der Geister und ihren Verschiedenheiten sehe man am Ende dieses Kapitels.

Fortsetzung von der Rede der Geister und
deren Verschiedenheiten

1757. Das Reden der Geister mit dem Menschen geschieht, wie früher gesagt worden, durch Wörter (voces), hingegen die Rede der Geister unter sich durch die Ideen, die den Wörtern zugrunde liegen (per ideas, originarias vocum) von der Art der Denkbilder, aber nicht so dunkel, wie sie der Mensch hat, solange er noch im Körper lebt, jedoch unterschieden (distinctae), wie sie es in der Rede sind.

Das menschliche Denken wird nach dem Abscheiden des Körpers bestimmter (distinctior) und klarer, und die Denkvorstellungen werden unterschiedene (discretae), so daß sie zu bestimmten Redeformen (pro formis loquelae distinctis) dienen; denn das Dunkle ist mit dem Körper verschwunden, und so das Denken gleichsam von seinen Fesseln, in die es verstrickt, folglich von den Schatten, in die es eingehüllt war, befreit. Es wird mehr augenblicklich, daher gegenwärtiger die Anschauung, Wahrnehmung (apperceptio) und Aussprache des einzelnen.

1758. Die Rede der Geister ist verschieden, eine jede Gesellschaft oder Familie von Geistern kann man an der Rede erkennen, ja einen jeden Geist, kaum anders als die Menschen. Und nicht allein durch die Gefühle (affectiones), die das Leben der Rede ausmachen, und welche die Worte erfüllen und tragen, und durch die Akzente, sondern auch durch die Töne, wie auch durch andere Anzeichen, die sich nicht so bestimmen lassen.

1759. Die Rede der himmlischen Geister kann nicht leicht einfließen in artikulierte Töne und Worte beim Menschen, denn sie kann in kein Wort eingefügt werden, in dem etwas zischend Tönendes (sonans stridule) ist, oder in dem eine etwas harte Verdoppelung von Konsonanten ist, auch nicht in der eine aus dem Wissenschaftlichen stammende Vorstellung ist, daher sie selten in die Rede anders einfließen, als durch Gefühle (affectiones), die wie eine Strömung oder ein Lufthauch (instar fluvii aut aurae) die Wörter weich machen.

Die Rede der Geister, welche die Mitte bilden zwischen den Himmlischen und den Geistigen, ist süß, gleich der mildesten Atmosphäre dahinfließend, die aufnehmenden Organe sanft berührend, und die Worte selbst erweichend, auch rasch und bestimmt. Der Fluß und die Anmut der Rede kommt daher, daß das himmlisch Gute in ihren Ideen so beschaffen ist, und keinerlei Widerstreit zwischen der Rede und dem Denken stattfindet. Alles lieblich Harmonische im anderen Leben kommt von der Güte und Liebe.

Die Rede der Geistigen ist auch fließend, aber nicht so weich und sanft, diese sind es, die hauptsächlich reden.

1760. Auch bei den bösen Geistern gibt es eine fließende Rede, aber nur auswendig für das Gehör, inwendig aber ist sie zischend, weil sie aus angenommenem Schein (ex simulatione) des Guten, und keiner wirklichen Neigung dazu (kommt). Es gibt auch eine Rede solcher (Geister) ohne Fließendes, in der die Nichtübereinstimmung der Gedanken wahrgenommen wird als ein still dahin Schleichendes (ut tacitum reptile).

1761. Es gibt Geister, die nicht in der Weise der Strömung einfließen, sondern durch gleichsam aus Linien bestehende, mehr oder weniger scharfe Schwingungen und Rückprallungen. Ebendieselben fließen nicht bloß ein mit der Rede, sondern auch mit der Antwort. Sie sind diejenigen, die das Inwendigere des Wortes aus mehrfachen Gründen verwerfen, und dabei den Menschen als ihr Werkzeug und als etwas Geringfügiges ansehen, und nur das Ihre suchen.

1762. Es gibt Geister, die nicht reden, sondern durch Veränderungen, die sie meinem Angesicht beibrachten, die Gesinnungen ihrer Seele ausdrückten, und die Ideen so lebhaft darstellten, daß dadurch ihr Denken wie in einem Bilde sich zeigte. Dies geschah durch Variationen um die Gegend der Lippen herum, und von da ins Angesicht hinein, sodann um die Augen herum, während sie die inwendigeren Empfindungen ihrer Seele mitteilen: um das linke Auge, wenn Wahrheiten und Gefühle (affectiones) für das Wahre, um das rechte, wenn Gutes und Gefühle für das Gute.

1763. Es ließ sich auch ein gleichzeitiges Reden mehrerer Geister hören, wellenförmig sich fortbewegend gleich einer Rolle, und ins Gehirn einfließend mit verschiedener Endigung.

Sodann die Rede gewisser Geister, die sich vierfach (quadruplicato) endigt, gleichsam nach dem Takt und Schall der Drescher. Diese Geister sind von anderen abgesondert, sie verursachen dem Kopf einen Schmerz wie das Ziehen eines Röhrgeschwürs (tanquam attractionis syringicae).

Es ließen sich solche hören, die mit lauter Stimme redeten, aber gleichsam inwendig in ihnen, doch immer so, daß die Rede zum Gehör gelangte.

Andere, die mittelst eines Herausstoßens der Worte wie aus dem Bauche redeten, sie sind solche, die gar nicht achten wollen auf den Sinn der Sache, sondern von anderen zum Reden angetrieben werden.

Ich hörte solche, die in rauhem, wie in zwei Teile gespaltenen (sicut bifido) Tone redeten, sie machen sich an die linke Seite unter dem Ellenbogen, auch an das linke Ohrläppchen.

Dann auch solche, die nicht laut reden konnten, sondern wie die, welche an Rheumatismus leiden. Zu ihnen gehören die, welche in der Absicht zu schaden, anderen ihre Geheimnisse entlocken, dadurch, daß sie sich in ihre Lieblingsneigungen einschmeicheln.

Es gibt kleine Geister, die, obwohl sie wenig sind, dennoch reden wie eine große Menge, wie donnernd. Sie wurden über dem Haupt gehört, und ich meinte, es sei eine Menge, aber dann kam einer zu mir an die linke Seite unter dem Arm, und redete ebenso mit donnernder Stimme; auch beim Weggehen machte er es so. Woher solche sind, davon, vermöge der göttlichen Barmherzigkeit des Herrn, anderwärts. Aber diese Arten der Rede sind seltener.

Dergleichen wird, was wunderbar ist, so hell und laut gehört von dem, welchem die inwendigen Gehörorgane geöffnet sind, desgleichen von den Geistern, wie die Töne und Reden des Menschen auf der Erde gehört werden; aber durchaus nicht von dem, welchem sie nicht geöffnet sind.

1764. Einmal redeten auch Geister mit mir durch lauter sichtbare Vorbildungen, indem sie verschiedenfarbige Flammen, Lichter, auf und niedersteigende Wolken, verschiedenartige Häuschen, und Gerüste, Gefäße, verschieden gekleidete Personen, und vieles andere darstellten, was alles sinnbildlich bezeichnend war, und woraus allein schon man wissen konnte, was sie wollten.

1765. und 1766. Absatznumerierung fehlt.

Von der Heiligen Schrift oder dem Worte,
daß sie göttliche Dinge in sich berge,
die vor den guten Geistern und Engeln offen da liegen

1767. Wenn das Wort des Herrn von einem Menschen gelesen wird, der das Wort liebt und in Liebtätigkeit lebt, wie auch von einem Menschen, der aus einfältigem Herzen glaubt, was geschrieben steht, und sich nicht selbst (eigene) Grundsätze gegen das im inneren Sinn liegende Glaubenswahre gebildet hat, so wird es vom Herrn vor den Engeln in solcher Schönheit, und in solcher Lieblichkeit dargestellt, auch wohl mit Vorbildungen, und zwar in unbeschreiblicher Mannigfaltigkeit, ganz gemäß dem Zustand, in dem sie sich gerade befinden, - daß man ein Gefühl hat, als ob alles einzelne Leben hätte, und dies ist eben das Leben, das im Wort ist, und aus dem das Wort entstand, als es aus dem Himmel herniederkam. Infolgedessen ist das Wort des Herrn so beschaffen, daß es, obwohl es im Buchstaben schmucklos (rude) erscheint, dennoch inwendig geistige und himmlische Dinge birgt, die vor den guten Geistern, und vor den Engeln offen da liegen, wenn es vom Menschen gelesen wird.

1768. Daß das Wort des Herrn vor den guten Geistern und vor den Engeln so sich darstellt, ward mir zu sehen und zu hören gegeben; daher ich die Erfahrungen selbst anführen darf.

1769. Ein gewisser Geist kam zu mir, nicht lange nach seinem Abscheiden aus dem Leibe, was ich daraus schließen konnte, daß er noch nicht wußte, daß er im anderen Leben sei, indem er meinte, er lebe noch in der Welt. Ich merkte, daß er sich den Studien gewidmet hatte, wovon ich mit ihm sprach. Aber alsdann wurde er plötzlich in die Höhe gehoben, worüber ich mich wunderte, und vermutete, daß er zu denen gehörte, die nach hohen Dingen trachteten, denn solche werden gewöhnlich in die Höhe gehoben; oder daß er den Himmel in die höchste Höhe gesetzt habe, die gleichfalls in die Höhe gerückt zu werden pflegen, damit sie daraus erkennen möchten, daß der Himmel nicht in der Höhe, sondern im Inneren ist. Aber bald ward ich gewahr, daß er erhoben wurde zu den engelischen Geistern, die vorwärts, ein wenig zur Rechten, auf der ersten Schwelle (limine) des Himmels waren; von da aus sprach er nachher mit mir, und sagte, daß er erhabenere Dinge sehe, als je menschliche Gemüter fassen könnten. Als dies geschah, las ich das erste Kapitel des 5. Buches Mose vom jüdischen Volk, daß abgesandt worden seien, die das Land Kanaan, und was darin sich findet, erforschen sollten. Als ich dies las, sagte er, er vernehme gar nichts von dem, was im Buchstabensinn, sondern (nur), was im geistigen Sinn ist, und dies seien Wunderdinge, die er nicht beschreiben könnte. Dies geschah auf der ersten Schwelle des Himmels der engelischen Geister, wie wird es also sein in diesem Himmel selbst, und wie im engelischen Himmel!

Einige bei mir befindliche Geister, die früher nicht geglaubt hatten, daß das Wort des Herrn so beschaffen sei, fingen nun an zu bereuen, daß sie es nicht geglaubt hatten, sie sagten in diesem Zustand, sie glauben, weil sie jenen hatten sagen hören, er habe gehört, gesehen und empfunden, daß dem so ist. Andere Geister aber beharrten noch in ihrem Unglauben, und sagten, es sei dem nicht so, sondern es seien Phantasien; daher auch diese plötzlich erhoben wurden, und von da aus mit mir redeten, und gestanden, daß es nichts weniger als Phantasie sei, da sie in Wirklichkeit inne werden, daß dem so ist, und zwar mit einer schärferen Empfindung (perceptione exqusitiore), als im Leben des Körpers einem Sinne jemals gegeben werden könne.

Bald darauf wurden auch andere in denselben Himmel erhoben, und unter ihnen einer, den ich bei Leibesleben gekannt hatte, dieser bezeugte ebendasselbe und sagte unter anderem auch, daß er vor Staunen die Herrlichkeit des Wortes in seinem inneren Sinn nicht beschreiben könne; und indem er nun aus einem gewissen Mitleiden heraus redete, äußerte er, es sei zu verwundern, daß die Menschen gar nichts von solchen Dingen wissen. Außerdem sagte er, daß er von da aus meine Gedanken und meine Neigungen ganz durchschauen könne, und in denselben mehr finde, als er aussprechen könnte, z.B. die Ursachen, die Einflüsse, woher und von denen die Vorstellungen, wie sie mit Irdischem vermischt seien, und daß dieses ganz und gar beseitigt werden müsse, und anderes mehr.

1770. Zweimal nachher sah ich andere, die in den zweiten Himmel unter die engelischen Geister erhoben worden waren, und von da aus mit mir redeten, als ich das dritte Kapitel des 5. Buches Mose von Anfang bis zu Ende las, sie sagten, sie seien bloß im inwendigeren Sinne des Wortes, und versicherten alsdann, daß da auch nicht ein Strichlein (apex) sei, in dem nicht ein innerer, auf das schönste mit dem übrigen zusammenhängender Sinn wäre, sodann daß die Namen Sachen bezeichnen. So wurden auch sie, weil sie es vorher nicht geglaubt hatten, überzeugt, daß alles und jegliches im Worte vom Herrn eingegeben worden ist. Sie wollten dies sogar vor anderen mit einem Eidschwur bekräftigen, allein es wurde nicht zugelassen.

1771. Einige Geister waren auch im Unglauben in Beziehung auf das Wort des Herrn, daß es dergleichen in seinem Schoß oder inwendig berge. Denn die Geister sind im anderen Leben im gleichen Unglauben, in dem sie bei Leibesleben waren, und derselbe wird nur zerstreut durch die vom Herrn vorgesehenen Mittel, und durch lebendige Erfahrungen. Als ich daher einige Psalmen Davids las, wurde ihr inwendigeres Schauvermögen oder Gemüt geöffnet (diese wurden nicht unter die engelischen Geister erhoben), da erkannten sie (percipiebant) das Inwendigere des Wortes in jenen Psalmen, und hierdurch in Staunen versetzt, sagten sie, so etwas hätten sie nie geglaubt.

Dann wurde dieses Wort von mehreren anderen Geistern gehört, sie alle aber faßten es verschiedentlich auf. Bei einigen erfüllte es ihre Denkvorstellungen mit vielen Lieblichkeiten und Lustgefühlen, also mit einem gewissen Leben, je nach der Fähigkeit eines jeden, und zugleich mit einer bis zu ihrem Innersten dringenden Wirksamkeit, bei einigen mit einer so starken, daß es ihnen war, wie wenn sie gegen die inwendigeren Himmelssphären zu, und immer näher und näher zum Herrn erhoben würden, und zwar stufenweise, je nachdem die Wahrheiten und das den Wahrheiten einverleibte Gute (sie) anregte. Zugleich wurde dann das Wort zu einigen gebracht, die nichts vom inneren Sinn des Wortes faßten, sondern bloß vom äußeren oder buchstäblichen Sinn, diesen erschien der Buchstabe als leblos.

Hieraus erhellt, wie das Wort beschaffen ist, wenn der Herr es lebendig macht, daß es nämlich eine solche Wirksamkeit hat, daß es bis ins Innerste eindringt, und wie es beschaffen ist, wenn Er es nicht lebendig macht, daß es alsdann bloß ein Buchstabe ist, der kaum einiges Leben hat.

1772. Vermöge der göttlichen Barmherzigkeit des Herrn wurde mir auch vergönnt, in gleicher Weise das Wort des Herrn in seiner Schönheit im inneren Sinne zu sehen, und zwar oftmals, nicht wie (es ist), wenn einzelne Wörter nach dem inneren Sinn erklärt werden, sondern alle und jedes in einem Zusammenhang, wovon man sagen kann, es heiße vom irdischen Paradies aus das himmlische Paradies sehen.

1773. Geister, die bei Leibesleben sich am Wort des Herrn mit Lust ergötzt hatten, haben im anderen Leben eine angenehme himmlische Wärme, die auch mir zu empfinden gegeben wurde.

Die Wärme solcher, die einigermaßen sich daran ergötzt hatten, wurde mir (auch) mitgeteilt, sie war wie eine Frühlingswärme, die von der Gegend der Lippen ausging, und sich um die Wangen, und von da bis zu den Ohren verbreitete, und dann auch aufstieg bis zu den Augen, und ebenso auch herabstieg gegen die mittlere Gegend der Brust. Die Wärme solcher, die noch mehr angeregt worden waren von dem Ergötzen am Wort des Herrn, und seinem Inwendigeren, das der Herr selbst gelehrt hatte, wurde mir (ebenfalls) mitgeteilt, sie war eine noch inwendigere, indem sie anfing von der Brust, von da sich erhob gegen das Kinn, und dann hinabstieg gegen die Lenden. Die noch mehr (dadurch) ergötzt und angeregt worden waren, hatten eine noch tiefer inwendige und angenehme, und noch mehr frühlingsmäßige Wärme, und zwar von den Lenden aufwärts gegen die Brust, und von da durch den linken Arm zu den Händen hin.

Ich wurde von den Engeln belehrt, daß sich die Sache so verhalte, und daß ihre Annäherung solche Wärme mit sich bringe, obwohl sie selbst sie nicht fühlen, weil sie darin sind, wie die Kinder, die Knaben und die Jünglinge ihre Wärme, deren sie mehr haben als die Erwachsenen und die Greise, nicht zu empfinden pflegen, weil sie in ihr sind.

Es wurde auch die Wärme derjenigen empfunden, die sich zwar am Wort ergötzt hatten, um dessen Verständnis aber nicht bekümmert gewesen waren, sie war bloß im rechten Arm.

Was die Wärme betrifft, so können auch böse Geister mit ihren Künsten eine Wärme hervorbringen, die den Schein des Angenehmen vorlügt, und sie anderen mitteilen, sie ist aber bloß eine äußerliche Wärme, die ihren Ursprung nicht aus dem Inneren hat. Eine solche Wärme ist die, welche Fäulnis zur Folge hat, und ins Auswurfartige übergeht, wie die Wärme der Ehebrecher und derjenigen, die in unreine Wollüste versunken sind.

1774. Es gibt Geister, die vom Inwendigeren des Wortes nichts hören wollen, ja, obwohl sie es verstehen können, doch nicht wollen, sie sind hauptsächlich die, welche in die Werke ein Verdienst setzten, und zwar darum, weil sie das Gute aus Selbst- und Weltliebe, d.h. um sich Würde oder Reichtum, und dadurch Ruf zu verschaffen, getan hatten, somit nicht um des Reiches des Herrn willen. Solche wollen im anderen Leben vor den übrigen in den Himmel eingehen, sie bleiben aber außerhalb des Himmels, denn sie wollen nicht mit Erkenntnissen des Wahren ausgerüstet, und so vom Guten angeregt werden, indem sie den Sinn des Wortes nach dem Buchstaben ihren Phantasien gemäß erklären, und alles, (aus demselben) herausbringen, was den Begierden Beifall zulächelt. Solche wurden vorgebildet durch ein altes Weib von unschönem, aber dennoch glänzend weißem, bleichem Angesicht, von unregelmäßigen Zügen, durch die es eben häßlich war. Wogegen aber die, welche das Inwendigere des Wortes annehmen und lieben, vorgebildet wurden durch ein Mädchen in ihrem ersten jungfräulichen Alter, oder ihrer Jugendblüte, anständig gekleidet, mit Kränzchen und himmlischem Schmuck.

1775. Ich sprach mit einigen Geistern vom Wort, daß unumgänglich notwendig war, daß irgendeine Offenbarung da war durch die göttliche Vorsehung des Herrn; denn die Offenbarung oder das Wort ist das allgemeine Aufnahmegefäß geistiger und himmlischer Dinge, somit das den Himmel und die Erde Verbindende, sonst wären diese voneinander geschieden gewesen, und das Menschengeschlecht zugrunde gegangen. Zu schweigen, daß irgendwo himmlische Wahrheiten sein mußten, durch die der Mensch belehrt würde, weil er zum Himmlischen geboren ist, und nach dem Leben des Körpers unter die Himmlischen kommen soll; denn die Wahrheiten des Glaubens sind die Gesetze der Ordnung in dem Reich, in dem er leben soll in Ewigkeit.

1776. Es kann als widersinnig erscheinen, ist aber dennoch ganz gewiß wahr, daß die Engel besser und völliger den inneren Sinn des Wortes verstehen, wenn kindliche Knaben und Mädchen es lesen, als wenn Erwachsene, die nicht im Glauben der Liebtätigkeit stehen. Als Grund hiervon wurde mir gesagt, weil die kindlichen Knaben und Mädchen im Stande der gegenseitigen Liebe und der Unschuld, somit ihre sehr zarten Gefäße beinahe himmlisch, und nur Fähigkeiten sind, aufzunehmen, die so vom Herrn gehörig geordnet werden können, obwohl dies nicht zu ihrem Bewußtsein gelangt, außer durch einen gewissen ihren Sinnesarten angemessenen Lustreiz.

Von den Engeln wurde gesagt, daß das Wort des Herrn ein toter Buchstabe sei, daß es aber im Leser vom Herrn lebendig gemacht werde gemäß der Fähigkeit eines jeden, und daß es lebendig werde, gemäß dem Zustand seiner Liebtätigkeit und Unschuld, und zwar mit unzähliger Mannigfaltigkeit.

1777. Die Fortsetzung folgt am Ende dieses Kapitels.

1869. Wieviel in einem einzigen Ausdruck des Wortes (Gottes) liegt, wurde (mir) dadurch gezeigt, daß mir die Denkvorstellungen aufgeschlossen wurden. Im anderen Leben kann dieses merkwürdigerweise so lebendig geschehen, daß die Vorstellungen selbst sichtbar in einer Gestalt erscheinen, somit wie gemalte Bilder. So wurden die Vorstellungen eines solchen, der in Liebtätigkeit oder gegenseitiger Liebe gelebt, und, als er noch in der Welt lebte, am Worte (Gottes) seine Freude gehabt hatte, aufgeschlossen, da erschienen unzählige schöne Dinge, mit so Wonnevollem und Lieblichem, daß es rührend war. Und man sagte, daß diese Dinge, die in solcher Weise sichtbar erscheinen, ihrem Inwendigeren nach abermals aufgeschlossen werden können, nach dessen Aufschließung dann noch Schöneres und Wonnevolleres mit dem eigentlichen Seligen sich darstelle. Alle Engelsvorstellungen sind von dieser Art, denn sie sind vom Herrn selbst her aufgeschlossen.

Es wurde dies von Geistern, die sich verwunderten, daß im anderen Leben die Denkvorstellungen so aufgeschlossen werden können, beleuchtet durch das Sehen des Auges, dessen Sehstrahlen so stumpf und dunkel sind, daß sie die kleineren Gegenstände der Natur, in denen Unzähliges liegt, nicht anders sehen, denn als einen dunklen, unförmigen und schwarzen Punkt; wenn aber ebendieselben durch ein Mikroskop betrachtet werden, so stellt sich das Inwendigere sichtbar dar in schöner Verkettung verbunden, und in ansprechender Ordnung ineinanderfließend; und daß diese (inwendigen Dinge) in gleicher Weise durch ein noch mehr vergrößerndes Mikroskop noch weiter aufgeschlossen werden könnten.

Hieraus konnte erhellen, wie es sich mit dem inneren Gesichtssinn verhält, dessen Strahlen nichts anderes sind als Vorstellungen, daß sie nämlich an sich so dicht (crassae) sind, daß es in dieser Sphäre nichts Dichteres geben kann, obwohl der Mensch anders meint. Von den Vorstellungen (ideis) aber, vermöge der göttlichen Barmherzigkeit des Herrn, in der Folge.

1870. Ebenso verhält es sich mit dem Wort des Herrn: die einzelnen Wörter in ihm gestalten ihre Vorstellungen, denn ein Wort ist nichts als eine Vorstellung, die so gestaltet ist, daß man den Sinn faßt. Es liegen darin so unzählig viele Dinge, die nicht zum Bewußtsein (ad perceptionem) des Menschen kommen können, sondern bloß zu dem der Engel, daß man es gar nicht glauben kann. Wenn dieselben vom Herrn aufgeschlossen werden, so stellen sich die inwendigeren Gestalten dem Bewußtsein durch Wonniges und Seliges, und dem Gesichtssinn durch Vorbildliches und Paradiesisches dar; jenes aus den himmlischen und geistigen Dingen der Liebe oder Barmherzigkeit des Herrn, dieses von den Strahlen des Lichtes von daher.

Es wurde mir durch eine wunderbare Erfahrung gezeigt, daß das Wort nicht allein in betreff der einzelnen Wörter, sondern auch in betreff der einzelnen Buchstäbchen eines jeden Wortes, also ganz in betreff des kleinsten Jotas, eingegeben (inspiratum) ist; denn in jedem Jota ist etwas von der Anregung und dem Leben, welches als das Gemeinsame dem Ausdruck angehören, und so in das einzelnste in entsprechender Weise hineingelegt sind. Allein dies kann ohne vorgängige Kenntnis vieler Dinge ganz und gar nicht verständlich erklärt werden.

1871. Wie das Wort des Herrn vor den Engeln erscheint, kann nicht beschrieben werden, einigermaßen aber können sich diejenigen einen Begriff davon machen, die in den physikalischen Kabinetten (incimeliis) optische Zylinder gesehen haben, in denen sich schöne Bilder darstellen von den Dingen, die ringsherum durcheinander hingeworfen sind. Obwohl hier die rings umherliegenden Dinge als form-, zusammenhangs- und ordnungslos, und nur als verworren hingeworfenes Zeug erscheinen, so stellen sie doch, wenn sie gegen den Zylinder hin konzentriert werden, ein liebliches Bild darin dar. So verhält es sich mit dem Wort des Herrn, besonders dem prophetischen des Alten Testaments: im buchstäblichen Sinn erscheint es kaum anders, denn als etwas Ungeordnetes, wenn es aber von einem Menschen, besonders von einem kindlichen Knaben oder Mädchen gelesen wird, so wird es stufenweise, wie es sich erhebt, immer schöner und lieblicher, und zuletzt stellt es sich vor dem Herrn dar wie das Bild eines Menschen, in dem und durch das der Himmel in seinem Inbegriff vorgebildet wird, nicht wie er ist, sondern wie der Herr will, daß er sein möchte, daß er nämlich Sein Ebenbild sein möchte.

1872. Es erschien mir ein Mädchen von schönem und blendend weißem Angesicht, schnell zur Rechten hin nach oben gehend, mit etwas beschleunigtem Schritt; dem Alter nach wie in der ersten Blüte, nicht Kind und auch noch nicht Jungfrau, in schwarzem, glänzendem und geschmackvollem Gewand, so eilte sie freudig von Licht zu Licht. Es wurde gesagt, daß das Inwendigere des Wortes so beschaffen sei, sobald es sich erhebt. Das schwarze Kleid war das Wort im Buchstaben. Nachher flog das junge Mädchen gegen die rechte Wange hin, jedoch bloß von dem inwendigeren Gesichtssinn wahrgenommen. Es wurde gesagt, daß es das sei, was vom inneren Sinn des Wortes nicht zur Fassungskraft gelangt.

1873. Es redeten die Geister vom inneren Sinn des Wortes, daß dem Verständnis gemäß dargestellt werden möchte, wie er beschaffen ist. Es wurde durch ein Beispiel versinnlicht, was die Frucht des Glaubens (ist), und gesagt, die guten Werke seien die Frucht des Glaubens im äußeren oder Buchstabensinn. Diese guten Werke seien aber unbeseelt, wofern sie nicht aus der Liebtätigkeit hervorgehen, und so sei die Frucht des Glaubens im nächst inwendigeren Sinn die Liebtätigkeit. Weil aber die Liebtätigkeit oder die Liebe gegen den Nächsten hervorgehen muß aus der Liebe zum Herrn, so ist dieselbe die Frucht des Glaubens im inneren Sinn. Und weil alle Liebe vom Herrn kommt, so ist sie der Herr selbst, denn so ist im guten Werk die Liebtätigkeit, in dieser die Liebe zum Herrn, und in dieser der Herr selbst.

1874. Ich redete mit den guten Geistern, daß vieles und mehr als jemand glauben kann, im Worte nach Scheinbarkeiten, und nach den Täuschungen der Sinne gesagt sei, z.B. daß Jehovah in Zorn, Grimm und Wut sei gegen die Gottlosen, daß Er Freude daran habe, sie zu verderben und zu vertilgen, ja daß Er töte. Allein es ist (so) gesagt worden, damit die Überredungen und Begierden nicht gebrochen, sondern gelenkt würden, denn anders reden als der Mensch es faßt, nämlich nach den Scheinbarkeiten, Täuschungen, und Überredungen, hieße Samen ins Wasser säen, und solches sagen, was sogleich verworfen werden würde. Doch können diese Dinge zu allgemeinen Gefäßen dienen, in denen Geistiges und Himmlisches (enthalten ist), denn es kann in sie hineingelegt werden (insinuari), daß alles vom Herrn kommt; ferner, daß der Herr es zuläßt, daß aber alles Böse von teuflischen Geistern herrührt; ferner, daß der Herr vorsieht und es (so) fügt, daß das Böse zu Gutem gewendet wird, und endlich, daß nichts denn Gutes vom Herrn kommt. So vergeht der Buchstabensinn, je wie er sich erhebt, und wird geistig, dann himmlisch und zuletzt göttlich.

1875. Es wurde (mir) gegeben, die engelischen Ideen im Gebete des Herrn inne zu werden (appercipere) bei den Worten: "führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns vom Bösen". Von den nächsten guten Geistern wurde in einer mir in die Sinne fallenden Vorstellung (idea quadam apud me perceptibili) verworfen die Versuchung und das Böse, und zwar bis dahin, daß das rein Engelische, nämlich das Gute, ohne die Vorstellung der Versuchung und des Bösen übrigblieb, und so der buchstäbliche Sinn ganz verlorenging. Über dieses Gute bildeten sich beim ersten Wegwerfen unzählige Ideen, wie aus der Anfechtung des Menschen Gutes komme, und dennoch die Anfechtung aus dem Menschen und seinem Bösen hervorgehe, in dem die Strafe liegt; und zwar dies mit einer Art von Unwillen, der (bei ihnen) darüber hinzukam, daß man wähnt, es komme die Versuchung und ihr Böses anderswoher, und man müsse an Böses denken, wenn an den Herrn. Diese Vorstellungen wurden immer mehr gereinigt je höher sie sich erhoben. Die Erhebungen wurden vorgebildet durch Wegwerfungen, worüber auch Nr. 1393, und diese erfolgten mit einer Schnelligkeit und in unbeschreiblicher Weise, bis sie in den Schatten meines Denkens übergingen, und dann waren sie im Himmel, wo unaussprechliche engelische Vorstellungen allein vom Guten des Herrn sind.

1876. Die Namen der Männer, der Königreiche, der Städte, die im Wort vorkommen, vergehen ebenso wie die Wörter der menschlichen Rede, schon auf der ersten Schwelle, wenn sie sich erheben, denn sie sind etwas Irdisches, Körperliches und Materielles, das nach und nach ausziehen die Seelen, die ins andere Leben kommen, und ganz und gar diejenigen, die in den Himmel kommen. Die Engel behalten auch nicht das Geringste der Vorstellung einer Person, und somit des Namens derselben. Was Abram, was Jischak und Jakob ist, wissen sie nicht mehr, sie bilden sich eine Vorstellung aus demjenigen, was durch dieselben im Worte vorgebildet und bezeichnet wird. Die Namen und die Wörter sind wie Hülsen (grumi) oder wie Schuppen, die abfallen, wenn sie in den Himmel eingehen. Daraus kann erhellen, daß durch die Namen im Worte nichts anderes als Sachen bezeichnet werden. Hierüber sprach ich öfter mit den Engeln, von denen ich über die Wahrheit vollständig belehrt wurde.

Die Rede der Geister unter sich ist nicht eine Wörtersprache, sondern eine Sprache der Ideen, wie diese letztere das menschliche Denken ohne Wörter hat. Daher sie allen Sprachen als die universelle zugrunde liegt (universalis est omnium linguarum). Wenn sie aber mit einem Menschen reden, so fällt ihre Rede in Wörter der Sprache des Menschen, wie (schon) gesagt worden: Nr. 1635, 1637, 1639. Als ich hierüber mit den Geistern sprach, ward mir zu sagen gegeben, daß sie, wenn sie unter sich miteinander reden, auch nicht ein einziges Wort einer menschlichen Sprache, noch weniger einen Namen aussprechen können. Einige von ihnen verwunderten sich darüber, gingen weg, und versuchten es; sie kamen aber zurück und sagten, daß sie (dergleichen) nicht haben aussprechen können, weil jene Wörter zu grob materiell, mithin unterhalb ihrer Sphäre befindlich, aus einem durch die körperlichen Organe artikulierten Ton der Luft, oder durch den Einfluß in solche auf einem zum Gehörorgan führenden inneren Weg gebildet seien.

Hieraus konnte auch klar erhellen, daß nichts von einem Ausdruck, der im Worte vorkommt, zu den Geistern übergehen kann, noch weniger zu den engelischen Geistern, deren Rede noch umfassender (universalior) ist: Nr. 1642; am wenigsten zu den Engeln: Nr. 1643, bei denen nichts übrigbleibt von den ersten Ideen der Geister, sondern anstatt derselben geistige Wahrheiten, und himmlisches Gute, das in unaussprechlicher Weise wechselte in den kleinsten Formen, die stetig zusammenhängen und in einmütiger Reihenfolge verknüpft sind mit den Urbildern (quae ... formis minimis, continuis, connexis in unanima serie, cum originariis repraesentativorum ... varinatur), die durch die Seligkeit der gegenseitigen Liebe höchst lieblich und schön, und durch die Lieblichkeiten und Schönheiten selig, weil mit dem Leben des Herrn erfüllt (inspiratis) sind.

1877. Die in der Geisterwelt befindlichen Seelen oder Geister, besonders die bösen, behalten zuerst das bei, was sie im Leben ihres Leibes gehabt hatten, nämlich das Irdische, Körperliche und Weltliche, und mit diesem die Grundsätze, die sie angenommen hatten. Unter ihnen sind diejenigen, die nichts vom inneren Sinn des Wortes hören wollen, sondern bloß vom buchstäblichen Sinn, und zwar bis dahin, daß sie glauben, die zwölf Apostel werden sitzen auf zwölf Thronen und richten die zwölf Stämme Israels; ebenso, daß in den Himmel keine anderen eingehen werden, als Arme, Elende, und die Verfolgungen erduldet haben, während doch darin sowohl Reiche als Mächtige sind, die in Liebtätigkeit und Glauben an den Herrn gelebt hatten. Solche, weil sie ihrer Verdienste wegen auf den Himmel Anspruch machen, sah ich, daß sie hin und her laufen, und überall, wohin sie kommen, verhöhnen was zum inneren Sinn des Wortes gehört, weil es gegen ihre Selbstberedungen und Begierden ist, sofern sie den Himmel verdienen und allen anderen vorgezogen werden wollen. Es werden aber dieselben verglichen dem Bösartigen und Schädlichen, das ins Blut einfließt, und in die Venen und Arterien dringt, und die Masse des Blutes verunreinigt.

HG 1878

1878. Es gibt auch solche, die bei Leibesleben das Wort verachtet hatten; und es gibt solche, welche die im Wort gebrauchten Ausdrücke zu Redensarten des Spottes mißbraucht; es gibt solche, die gemeint hatten, das Wort sei nichts, könne aber dienen für das gemeine Volk, daß dieses einigermaßen in Banden gehalten werde; es gibt solche, die das Wort gelästert, und es gibt solche, die es entweiht hatten. Diese haben im anderen Leben ein erbärmliches Los, ein jeder nach der Beschaffenheit und dem Grad der Verachtung, Verspottung, Lästerung und Entweihung, denn das Wort ist so heilig in den Himmeln, daß ihnen das Wort gleichsam der Himmel ist, daher denn (jene), weil eine Mitteilung aller Gedanken statthat, (mit den Seligen) gar nicht zusammen sein können, sondern ausgeschieden werden.

1879. Als ich im Bette lag, wurde mir gesagt, daß böse Geister gegen mich sich verschworen hätten, in der Absicht, mich zu ersticken. Weil ich aber beschützt und sicher vom Herrn her war, achtete ich diese Drohungen gering, und schlief ein. Als ich aber mitten in der Nacht aufwachte, fühlte ich, daß ich nicht aus mir atmete, sondern aus dem Himmel, denn es war nichts von meinem Atmen dabei, was ich deutlich empfand. Es wurde dann gesagt, die Verschwörung sei da, und es seien diejenigen, die das Tiefere des Wortes, das ist die Glaubenswahrheiten selbst hassen, (denn diese sind das Inwendigere des Wortes,) und zwar darum, weil dasselbe gegen ihre Selbsttäuschungen, Beredungen und Begierden ist, denen der Buchstabensinn noch Vorschub leisten könnte. Nachher, als ihre Anschläge vereitelt waren, suchten die Rädelsführer sich in die Eingeweide meines Körpers hineinzumachen und bis zum Herzen vorzudringen, wohin sie auch zugelassen wurden; wovon ich stets eine scharfe Sinnesempfindung hatte (quod semper maifesto sensu perceptum); denn der, dem das Inwendigere, das dem Geist angehört, geöffnet ist, empfängt auch eine sinnliche Wahrnehmung (sensitivam perceptionem) von solchen Dingen. Hierauf wurde ich aber in einen himmlischen Zustand versetzt, der darin bestand, daß ich durchaus nicht suchte, jene Gäste abzutreiben, noch weniger die Unbill zu rächen. Sie sagten dann, dies sei friedlich gesinnt. Bald aber wurden sie wie der Vernünftigkeit beraubt, indem sie auf Rache sannen, und ihre Anschläge durchzuführen trachteten, jedoch vergebens; sie wurden dann durch sich selbst (a semet) zerstreut.

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1880. Was übrigens im allgemeinen die Engel und Geister betrifft, die sämtlich Menschenseelen sind, die nach dem Tode des Körpers fortleben, so haben sie viel schärfere Sinne als die Menschen: nämlich das Gesicht, das Gehör, den Geruch und den Tastsinn, nicht aber den Geschmack. Es können jedoch nicht die Geister, und noch weniger die Engel mit ihrem Gesichtssinn, das ist mit dem Gesicht des Geistes, irgend etwas, das in der Welt ist, sehen, denn für sie ist das Welt- oder Sonnenlicht wie ein dichtes Dunkel; so wie auch nicht der Mensch mit seinem Gesichtssinn, das ist mit dem Gesicht des Körpers, irgend etwas, das im anderen Leben ist, sehen kann; denn für ihn ist das (Licht) des Himmels oder das himmlische Licht des Herrn wie ein dichtes Dunkel. Dennoch aber können die Geister und die Engel, wenn es dem Herrn gefällt, die Dinge, die in der Welt sind, durch die Augen eines Menschen sehen, allein dies gestattet der Herr bei keinem anderen, als dem der Herr verleiht, mit Geistern und Engeln zu reden, und mit ihnen zusammen zu sein. Durch meine Augen durften sie die in der Welt befindlichen Dinge sehen, und zwar so deutlich wie ich (selbst), und dann auch die Menschen mit mir reden hören. Es traf sich einigemal, daß einige ihre Freunde, die sie bei Leibesleben gehabt hatten, durch mich ganz so gegenwärtig sahen wie früher, worüber sie sehr erstaunt waren. Sie sahen auch ihre Gatten und Kinder, und wollten, daß ich ihnen sage, sie seien da, und sehen sie, und daß ich denselben von ihrem Zustand im anderen Leben Kunde geben möchte; allein denselben zu sagen und zu offenbaren, daß sie so gesehen worden seien, war mir untersagt, auch aus dem Grund, weil sie gesagt hätten, ich sei nicht bei Sinnen, oder gedacht hätten, es seien Schwärmereien (deliria animi), da mir bekannt war, daß sie, obwohl sie es mit dem Munde sagten, dennoch im Herzen nicht glaubten, daß es Geister gibt, und daß die Toten auferstanden sind.

Zuerst als mir das inwendigere Gesicht geöffnet worden war, und sie durch meine Augen die Welt, und was in der Welt ist, sahen, waren die Geister und Engel so erstaunt, daß sie sagten, das sei ein Wunder über Wunder, und es kam eine neue Freude über sie, daß in dieser Weise ein Verkehr der Erde mit dem Himmel, und des Himmels mit der Erde stattfinden sollte. Allein dieses Ergötzen dauerte etliche Monate, jetzt aber, nachdem es zur Gewohnheitssache geworden ist, wundern sie sich gar nicht mehr.

Ich bin belehrt worden, da die Geister und Engel bei anderen Menschen durchaus nicht sehen, was in der Welt ist, sondern nur die Gedanken und Gefühle derjenigen wahrnehmen, bei denen sie sind. Hieraus konnte erhellen, daß der Mensch so geschaffen worden ist, daß er, während er auf Erden unter den Menschen lebt, zugleich auch im Himmel unter den Engeln leben sollte, und umgekehrt, so daß der Himmel und die Erde beisammen sein, und in eins zusammenwirken, und die Menschen wissen sollten, was im Himmel, und die Engel, was in der Welt ist; und daß so jene, wenn sie abscheiden, hinübergehen sollten vom Reich des Herrn auf Erden in das Reich des Herrn in den Himmeln, nicht als in ein anderes, sondern als in ebendasselbe, in dem sie waren, als sie im Körper lebten. Weil aber der Mensch so gar körperlich geworden ist, so hat er sich den Himmel verschlossen.

1881. Die Geister sind sehr unwillig, ja sie zürnen, wenn man ihnen sagt, die Menschen glauben nicht, daß sie sehen, daß sie hören, daß sie mit dem Tastsinn empfinden. Sie sagten, dieselben sollten doch wissen, daß ohne die Sinne kein Leben, und je schärfer die Sinne sind, desto vortrefflicher das Leben ist, und daß die Gegenstände, die sie mit den Sinnen wahrnehmen, sich gemäß der Vortrefflichkeit ihrer Sinne verhalten, und daß die Vorbildungen, die vom Herrn kommen, wirklich existierende Dinge (realia) sind, denn von ihnen stamme alles her, was in der Natur und Welt ist: Nr. 1632. Sie haben viel bessere und schärfere Sinnesempfindungen, als jene (quod sentiant multo melius et praestantius quam illi); dies sind die Worte ihrer Entrüstung.

1882. Es gibt zweierlei Arten von Gesichten (Visionum), die außerordentlich sind, und in die ich versetzt wurde, bloß damit ich wüßte, wie es sich mit ihnen verhält, und was darunter verstanden wird, wenn man im Worte liest, "sie seien dem Körper entrückt worden" (abducti a corpore), und "sie seien vom Geist an einen anderen Ort weggeführt worden".

1883. Was das erste betrifft, nämlich das Entrücktwerden (abduci a corpore), so verhält es sich damit so: der Mensch wird in einen Zustand versetzt, der zwischen Schlafen und Wachen die Mitte hält, und wenn er in diesem Zustand ist, so kann er nicht anders wissen, als daß er ganz wach sei. Alle Sinne sind so wach, wie im höchsten Wachsein des Körpers, sowohl das Gesicht, als das Gehör, und merkwürdigerweise auch der Tastsinn, der alsdann schärfer ist, als er es je sein kann beim Wachsein des Körpers. In diesem Zustand sind die Geister und Engel auch ganz lebhaft von mir gesehen, auch gehört, und merkwürdigerweise sogar betastet worden, und dann war beinahe nichts vom Körper dabei (tätig).

Dieser Zustand ist der, von dem es heißt, man werde dem Körper entrückt (abduci a corpore) und wisse nicht, ob man im Körper oder außer dem Körper sei. In diesen Zustand bin ich nur drei- oder viermal versetzt worden, nur damit ich wüßte, wie es sich damit verhält, und daß die Geister und Engel eines jeden Sinnes sich erfreuen, auch eines Tastsinnes, der weit stärker und schärfer ist, als der Tastsinn des Körpers.

1884. Was das andere betrifft, das "vom Geist an einen anderen Ort weggeführt werden", so wurde mir durch lebendige Erfahrung gezeigt, was es ist, und wie es sich damit verhält. Allein dies bloß zwei- oder dreimal. Ich erlaube mir, die bloße Erfahrung anzuführen:

Durch die Gassen einer Stadt, und durch Gefilde wandelnd, und zugleich auch im Gespräch mit Geistern, wußte ich nicht anders, als daß ich so wach und sehend sei wie zu anderen Zeiten, so wandelte ich ohne zu verirren, und inzwischen war ich im Gesicht, in dem ich Haine, Flüsse, Paläste, Häuser, Menschen, und vieles andere sah. Nachdem ich aber so etliche Stunden gewandelt, war ich auf einmal im Sehen des Körpers, und wurde gewahr, daß ich an einem anderen Orte sei, worüber ich sehr erstaunt war, und merkte, daß ich in demselben Zustand gewesen war, in dem jene, von denen es heißt, "sie seien im Geist an einen anderen Ort weggeführt worden", denn solange er währt, denkt man gar nicht an den Weg, und wenn dieser auch mehrere Meilen betragen würde; auch denkt man nicht an die Zeit, und wenn diese mehrere Stunden oder Tage ausmachen würde; auch spürt man keinerlei Ermüdung. Man wird alsdann auf Wegen geführt, die man selbst nicht kennt, bis an den bestimmten Ort.

Dies geschah, damit ich auch wissen möchte, daß der Mensch vom Herrn geführt werden kann, ohne daß er es weiß, woher und wohin.

1885. Allein diese zweierlei Arten von Gesichten sind außerordentliche, mir bloß zu dem Ende gezeigt, daß ich wissen möchte, wie sie beschaffen sind. Ordentlich Gesehenes (vis ordinaria) hingegen ist alles das, was man, vermöge der göttlichen Barmherzigkeit des Herrn, berichtet findet in diesem ersten Teil, und zwar sowohl jedem Kapitel vorausgeschickt, als hinten beigefügt. Allein dies sind nicht Gesichte (visiones), sondern Gesehenes (vis) im höchsten Wachsein des Körpers, und zwar nun schon mehrere Jahre hindurch.

Ende des ersten Teiles

 

Von den Gesichten und Träumen, auch den prophetischen,
die im Worte (vorkommen)

1966. Wenigen ist bekannt, wie es sich mit den Gesichten verhält, und welche Gesichte echt sind; und da ich nun einige Jahre lang beinahe fortwährend mit denen im anderen Leben beisammen war, (wie aus dem ersten Teil genugsam erhellen kann,) und dort staunenswerte Dinge sah, so wurde ich über die Gesichte und Träume durch die Erfahrung selbst belehrt, worüber ich Folgendes berichten darf.

1967. Es werden die Visionen einiger zu Markte getragen, die sagten, sie haben vieles gesehen, sie haben es allerdings gesehen, aber in der Phantasie; ich wurde davon unterrichtet, und es wurde (mir) auch gezeigt, wie sie entstehen. Es gibt Geister, die solche Gestalten durch Phantasien vorführen, so daß sie erscheinen, als ob sie wirklich wären, z.B. wenn man im Schatten etwas sieht, oder im Mondschein, oder auch bei Tag, wenn der Gegenstand im Dunkeln ist, dann halten die Geister die Seele fest und fortwährend im Denken an eine Sache, sei es ein Tier, oder ein Ungetüm, oder ein Wald, oder irgendeine andere Sache, solange sie darin festgehalten wird, so wird die Phantasie vergrößert, und wächst bis zu dem Grad, daß man überredet wird, und es ganz so sieht, als ob es wirklich wäre; während es doch nichts anderes ist als Täuschung: davon werden diejenigen befallen, die viel den Phantasien nachhängen, und in Seelenschwäche sind, und dadurch leichtgläubig geworden; diese sind Visionäre.

1968. Die schwärmerischen Geister sind von ähnlicher Art, sie haben aber Gesichte in Beziehung auf Glaubenssachen, von denen sie so stark beredet werden, und andere bereden, daß sie schwören können, das Falsche sei war, und die Täuschung sei Wirklichkeit. Von dieser Natur der Geister könnte vieles aus Erfahrung berichtet werden, doch von ihnen vermöge der göttlichen Barmherzigkeit des Herrn, im besonderen: sie haben sich dieselbe angebildet durch Beredungen und Grundsätze des Falschen, während sie lebten.

1969. Die bösen Geister im anderen Leben sind kaum etwas anderes als Begierden und Phantasien, sie haben sich kein anderes Leben erworben. Ihre Phantasien sind von der Art, daß sie gar nicht anders inne werden, als daß es so sei. Die Phantasien der Menschen können mit den ihrigen gar nicht verglichen werden, denn sie sind in einem vollkommeneren Zustand auch in solchen Dingen: solche Phantasien sind fortdauernd bei den Höllischen, wo der eine den anderen durch Phantasien jämmerlich quält.

1970. Unter echten Gesichten werden Gesichte oder Gesehenes von solchen Dingen verstanden, die im anderen Leben wirklich existieren, und sie sind nur Dinge, die mit den Augen des Geistes, nicht mit den Augen des Körpers gesehen werden können, und dem Menschen erscheinen, wenn sein inwendigeres Sehvermögen vom Herrn geöffnet wird, das ist, jenes Sehvermögen, das sein Geist hat, in das er auch kommt, wenn er vom Körper getrennt ins andere Leben übergeht; denn der Mensch ist ein mit einem Körper bekleideter Geist. Solche Gesichte waren die der Propheten.

Wenn dieses Sehvermögen geöffnet wird, dann werden in einem helleren Licht, als das mittägliche der Welt ist, die Dinge gesehen, die bei den Geistern hauptsächlich existieren, nicht bloß die vorbildlichen Gegenstände, sondern auch die Geister selbst, zugleich mit einem Innewerden, wer sie sind, sodann, wie sie beschaffen sind, wo sie sind, woher sie kommen, wohin sie gehen, von welcher Neigung, welcher Überzeugung, ja welchen Glaubens sie sind, Nr. 1388, 1394, was sich bestätigte durch eine lebendige, ganz der menschlichen gleiche Rede, und zwar ohne alle Täuschung.

1971. Die Gesichte, die vor guten Geistern sich darstellen, sind Vorbildungen der Dinge, die im Himmel sind; denn wenn das, was im Himmel vor den Engeln sich darstellt, in die Geisterwelt herabsinkt, verwandelt es sich in Vorbildungen, aus denen und in denen erschaut werden kann, was sie bedeuten. Dergleichen zeigen sich bei den guten Geistern fortwährend, mit kaum aussprechbarer Schönheit und Lieblichkeit.

1972. Was die Gesichte, oder vielmehr die gesehenen Dinge (Visa) betrifft, die vor den Augen des Geistes, nicht vor den Augen des Körpers erscheinen, so sind sie mehr und mehr inwendig. Was ich in der Geisterwelt sah, das sah ich in hellem Licht, dunkler aber das, was im Himmel der engelischen Geister und noch dunkler, das was im Himmel der Engel, denn bis dahin wurde mir das Sehvermögen meines Geistes selten geöffnet; aber mit einem Innewerden, dessen Beschaffenheit nicht beschrieben werden kann, wurde mir zu wissen gegeben, was sie redeten, öfter durch vermittelnde Geister, zuweilen erschienen die dort befindlichen Dinge im Schatten des Himmelslichts, und dieser Schatten ist dem Schatten des Weltliches nicht ähnlich, denn es ist ein Licht, das dünner und schwächer wird in unbegreiflicher Weise ebensosehr vor dem Verstand als vor dem Gesichtssinn.

1973. Alle Gattungen von Gesichten anzuführen, wäre zu umständlich, denn es gibt deren viele. Bloß zur Verdeutlichung darf ich zweierlei Gesichte vorführen, aus denen auch erhellen kann, wie sie beschaffen sind, dann zugleich wie die Geister angeregt werden von dem, was sie sehen, und wie es die bösen Geister quält, wenn ihnen vorenthalten wird, das zu sehen, was andere sehen und hören; denn sie können es nicht ertragen, daß ihnen dergleichen etwas soll entzogen werden: denn die Geister haben keinen Geschmackssinn, sondern statt dessen eine Begierde, gleichsam ein Sehnen, zu wissen und zu lernen, dies ist gleichsam ihre Speise, von der sie sich nähren, Nr. 1480. Wie sehr sie daher geängstigt werden, wenn diese Speise ihnen entzogen wird, kann aus folgendem Beispiel erhellen.

1974. Nach einem beschwerlichen Schlaf, früh morgens, stellte sich eine sehr liebliche Erscheinung (Visum) dar. Es waren Kränze wie von Lorbeer, grün, in schönster Ordnung, beweglich wie wenn sie lebten, von solcher Form und kunstvollen Fügung, daß sie in Rücksicht der Schönheit und Harmonie und des daraus hervorgehenden Gefühls der Seligkeit nicht beschrieben werden können. Sie waren in zwei ein wenig voneinander abstehende ziemlich lange Reihen zusammengestellt, und fortwährend in der Art ihrer Schönheit wechselnd. Dies war für die Geister, auch die bösen, sichtbar. Darauf folgte eine andere noch schönere Erscheinung, in der himmlische Seligkeit, aber nur dunkel, sichtbar war: es waren Kinder in himmlischen Spielen, die auf unaussprechliche Weise das Gemüt anregten.

Hernach redete ich von diesen Erscheinungen mit den Geistern, die bekannten, sie hätten die erste ebenso wie ich gesehen, die andere jedoch nur so dunkel, daß sie nicht sagen könnten, was es wäre. Daher entstand bei ihnen Ärger, hernach ein sich steigernder Neid darum, weil gesagt wurde, die Engel und die Kinder haben es gesehen, und diesen ihren Neid durfte ich recht fühlbar innewerden, so daß mir gar nichts davon entging, was zur Kenntnisnahme nötig war. Der Neid war so beschaffen, daß er bei ihnen nicht allein die höchste Beschwerde verursachte, sondern auch Beengung und inwendigeren Schmerz, bloß aus dem Grund, daß sie nicht auch das andere gesehen hatten. Sie wurden von da durch allerlei Wechsel des Neides geführt, bis zu dem Grad, daß es ihnen in den Eingeweiden wehe tat. Als sie in diesem Zustand waren, redete ich mit ihnen vom Neid, sie könnten zufrieden sein, daß sie das erste gesehen haben, und sie hätten auch das andere (sehen) können, wenn sie gut gewesen wären. Nun verstärkte auch noch der Ärger den Neid, der mehr und mehr zunahm bis dahin, daß sie nachher nicht einmal das Mindeste einer Erinnerung daran aushielten, ohne von Schmerz ergriffen zu werden. Die Zustände und Fortbewegungen des Neides mit seinen Graden, Steigerungen, wechselnden und beigemischten Kränkungen der Seele und des Herzens, können nicht beschrieben werden.

So wurde gezeigt, wie sehr die Gottlosen allein schon von Neid gequält werden, wenn sie die Seligkeit der Guten von ferne sehen, ja wenn sie nur daran denken.

1975. Was die "Träume" betrifft, so ist bekannt, daß der Herr bei den Propheten nicht allein durch Gesichte, sondern auch durch Träume die Geheimnisse des Himmels offenbarte, und daß die Träume ebenso vorbildlich und bezeichnend waren, wie die Gesichte, und daß sie beinahe von einer und derselben Art waren, sodann daß auch bei anderen, als bei den Propheten, die Zukunft durch Träume enthüllt wurde, z.B. durch die Träume die Joseph hatte, und die, welche Josephs Mitgefangene, die Pharao, die Nebukadnezar und andere hatten. Woraus erhellen kann, daß die Träume dieser Art ebenso wie die Gesichte, aus dem Himmel einfließen, mit dem Unterschied, daß die Träume (statthaben), wenn das Körperliche schläft, und die Gesichte, wenn es nicht schläft.

Wie die prophetischen Träume, und solche, die im Worte vorkommen, einfließen, ja aus dem Himmel sich herablassen, ist mir lebendig gezeigt worden; wovon ich Folgendes aus Erfahrung anführen darf:

1976. Es gibt drei Gattungen von Träumen.

Die erste Gattung kommt mittelbar durch den Himmel vom Herrn, von dieser Art waren die prophetischen Träume, die im Worte vorkommen.

Die anderen, durch engelische Geister, besonders diejenigen, die vorne über der Rechten sind, wo Paradiesisches ist, von daher hatten die Menschen der Ältesten Kirche ihre Träume, die belehrend waren, Nr. 1122.

Die dritte Gattung, durch Geister, die nahe sind wenn der Mensch schläft, und diese sind auch bezeichnend.

Die phantastischen Träume aber anderswoher.

1977. Um ganz bestimmt zu wissen, wie die Träume einflossen, wurde ich in einen Schlaf versetzt, und träumte, daß ein Schiff kommt mit allerlei delikaten und schmackhaften Dingen zum Essen; diese waren im Schiffe nicht zu sehen, sondern verborgen. Auf dem Schiff standen zwei bewaffnete Wächter, nebst einem dritten, welcher der Befehlshaber des Schiffes war. Das Schiff lief ein in einen gewölbten Hafen. Hier erwachte ich, und dachte über den Traum nach, dann redeten mich engelische Geister an, die oben vorne zur Rechten waren, und sagten, daß sie diesen Traum herbeigeführt hätten: und damit ich gewiß wissen möchte, daß er von ihnen kam wurde ich in einen schlafähnlichen und doch zugleich wachen Zustand versetzt, da führten sie in gleicher Weise allerlei Liebliches und Ergötzliches vor, z.B. ein unbekanntes Tierchen, das sich verlor wie in schwärzliche und glänzende Strahlen, die mit wunderbarer Schnelligkeit ins linke Auge flogen. Sie stellten auch Menschen dar, sodann Kinder, die auf verschiedene Art geschmückt waren, nebst anderem mit unbeschreiblicher Lieblichkeit; worüber ich auch mit ihnen redete. Dies geschah nicht einmal, sondern öfter, und ich wurde ebenso oft mit lebendiger Stimme von ihnen belehrt.

Es sind jene engelischen Geister, die auf der Schwelle zu Paradiesischem sind, welche solche Träume eingeben. Ihnen ist auch das Amt übertragen, über gewisse Menschen, wenn sie schlafen, zu wachen, damit sie da nicht von bösen Geistern angefochten werden. Diesem Beruf warten sie mit dem größten Vergnügen ab, so daß sie wetteifern, bei den Menschen sein zu dürfen, und dann ihr Vergnügen darein setzen, ihn zu erfreuen mit dem Angenehmen und Wonnigen, das sie in seiner Neigung und Sinnesart sehen. Es sind die, welche engelische Geister geworden sind von denen, die bei Leibesleben eine Freude daran hatten, und es liebten, anderen das Leben auf alle Weise und mit allem Fleiß angenehm zu machen. Wenn das Gehör bis dahin geöffnet ist, so hört man von dorther wie von ferne ein süßes und wohllautendes Getöne wie einen Gesang: sie sagten, sie wissen nicht, woher ihnen solche und zwar so schöne und liebliche Vorbildungen augenblicklich kommen, aber es wurde bemerkt, sie kommen aus dem Himmel.

Sie gehören zum Gebiet des kleinen Gehirns, weil das kleine Gehirn, wie ich belehrt wurde, zur Zeit des Schlafes wacht, während das große Gehirn schläft. Von daher hatten die Menschen der Ältesten Kirche ihre Träume, mit dem Innewerden, was sie bedeuten, von denen großenteils die Vorbildungen und Bezeichnungen der Alten herkommen, unter denen tief verborgene Dinge dargestellt wurden.

1978. Außerdem gibt es andere Geister, die zur Gegend der linken Brusthöhle gehören, von denen sie öfter gestört werden. Außer von anderen, die sie aber nicht achten.

1979. Sehr oft durfte ich nach solchen Träumen mit den Geistern und Engeln reden, die sie eingegeben hatten, wobei sie erzählten, was sie eingegeben haben, und ich, was ich gesehen. Es würde zu weitläufig sein, wollte ich die Erfahrung von diesem allem anführen.

1980. Der Erwähnung wert ist, als ich nach dem Erwachen berichtete, was ich im Traum gesehen hatte, und zwar in langer Reihenfolge, da sagten einige engelische Geister, nicht von denen, von welchen oben die Rede war, dasselbe treffe ganz zusammen und sei eins mit den Dingen, von denen sie unter sich geredet hatten, und es sei kein Unterschied, es sei aber dennoch nicht dasselbe, wovon sie ein Gespräch hatten, sondern die Vorbildungen desselben, in die ihre Vorstellungen in der Geisterwelt so verwandelt und verändert worden seien; denn die Vorstellungen der Engel verwandeln sich in der Geisterwelt in Vorbildungen; daher wurde alles und jedes, was sie unter sich gesprochen hatten, so im Traum vorgebildet.

Es wurde ferner von ihnen gesagt, daß dieselbe Rede in andere Vorbildungen hätte verwandelt werden können, ja in ähnliche und unähnliche mit endloser Mannigfaltigkeit; daß gerade in solche, sei dem Zustand der Geister um mich her, und folglich meinem Zustand, in dem ich damals war, gemäß gewesen. Mit einem Wort, daß sehr viele ungleiche Träume aus der gleichen Rede, somit aus einem Ursprung hernieder kommen und sich darstellen können, aus dem Grund, wie gesagt, weil das, was im Gedächtnis und Trieb des Menschen sich findet, Aufnahmegefäß ist, in dem die Vorstellungen verschieden sich gestalten und aufgenommen werden, wobei sie ihren Ausdruck bekommen gemäß den Verschiedenheiten der Form derselben (Gefäße) und den Veränderungen des Zustandes.

HG 1981

1981. Noch einen ähnlichen (Traum) möchte ich erzählen. Ich träumte einen Traum, aber einen gewöhnlichen; als ich wach wurde, erzählte ich alles von Anfang bis zu Ende. Die Engel sagten, das treffe ganz zusammen mit dem, was sie unter sich geredet hatten, nicht daß es das sei, was im Traum (vorkam), sondern etwas ganz anderes, in das die Gedanken ihrer Rede sich verwandelten, so jedoch, daß es Vorbildliches und Entsprechendes war, sogar das einzelne, so daß nichts fehlte.

Dann redete ich mit ihnen vom Einfluß: wie dergleichen einfließe, und wechsle: es war eine Person, von der ich die Vorstellung hatte, daß sie im natürlich Wahren sei, und diese Vorstellung faßte ich aus den Handlungen ihres Lebens. Bei den Engeln war die Rede von der natürlichen Wahrheit, daher wurde mir jener Mensch vergegenwärtigt; und was er im Traum mit mir redete und tat, das folgte in der Ordnung auf vorbildliche und entsprechende Weise aus ihrem Gespräch miteinander. Dennoch aber war nichts, was ganz das gleiche oder dasselbe gewesen wäre.

1982. Einige aus der Welt neu angekommene Seelen, welche wünschten die Herrlichkeit des Herrn zu sehen, werden, ehe sie so beschaffen sind, daß sie zugelassen werden können, in betreff der auswendigeren Sinne und der niedrigeren Vermögen in einen süßen Schlummer eingewiegt, und dann wachen ihre inwendigeren Sinne und Vermögen auf zu einem besonders hellen Wachen, und so werden sie in des Himmels Herrlichkeit versetzt. Aber wenn in die auswendigeren Sinne und Vermögen wieder das Wachsein kommt, so kehren sie in ihren früheren Zustand zurück.

1983. Die bösen Geister wünschen gar sehr und brennen vor Begierde, den Menschen, wenn er schläft, zu beunruhigen und anzufallen, aber dann gerade wird er ganz besonders vom Herrn behütet; denn die Liebe schläft nicht: die Geister, die beunruhigen, werden jämmerlich bestraft. Ich hörte öfter als daß es erzählt werden könnte, ihre Bestrafungen, die Verzerrungen sind, wovon Nr. 829, 957, 959, unter der Ferse des linken Fußes, und zwar zuweilen Stunden lang:

Die Sirenen, die inwendigere Zauberinnen sind, die sind es, welche zur Nachtzeit hauptsächlich nachstellen und in die inwendigeren Gedanken und Triebe des Menschen sich einzudrängen suchen, aber eben so oft durch Engel vom Herrn abgehalten, und durch die schwersten Strafen zuletzt abgeschreckt werden. Sie sprachen auch mit anderen zur Nachtzeit, ganz wie von mir aus, als ob es mit meiner Rede geschehe, die so ähnlich war, daß sie nicht unterschieden werden konnte; wobei sie Unsauberes einfließen ließen und Falsches einredeten.

Ich war einmal in einem sehr angenehmen Schlaf, in dem ich nichts als eine süße Ruhe hatte; als ich aufwachte, fingen einige gute Geister an, mich zu schelten, daß ich sie beunruhigt habe und zwar so arg; wie sie sagten, daß sie meinten, sie seien in der Hölle gewesen und warfen so die Schuld auf mich. Ich antwortete ihnen, daß ich gar nichts von dieser Sache wisse, sondern ganz ruhig geschlafen habe, so daß ich an ihnen auf keine Weise eine Feindseligkeit hätte ausüben können. Darüber staunten sie, und merkten endlich, daß dies durch Zaubereien der Sirenen geschehen sei.

Das gleiche wurde auch nachher gezeigt, aus dem Grunde, damit ich wissen möchte, wie die Rotte der Sirenen beschaffen ist. Sie sind hauptsächlich solche aus dem weiblichen Geschlecht, die bei Leibesleben durch inwendigere Schlauheiten Genossen an sich zu locken suchten, indem sie sich durch Äußeres einschmeichelten, die Gemüter auf jede Weise (für sich) einnahmen, in die Triebe und Lustreize eines jeden eingingen, aber in böser Absicht, hauptsächlich um zu herrschen, daher sie im anderen Leben eine solche Natur haben, daß sie meinen, sie könnten aus sich alles, indem sie verschiedene Künste schnell auffassen und aussinnen, deren sie sich so leicht bemächtigen, wie die Schwämme ebensowohl unreines als klares Wasser, so ist sowohl Unheiliges als Heiliges, was sie einsaugen, und in die Ausübung bringen. Wie gesagt, in der Absicht, zu herrschen:

Ich durfte inne werden, wie häßlich ihr Inwendigeres ist, wie sehr mit Ehebrüchen und allerlei Haß befleckt. Sodann durfte ich auch inne werden, wie wirksam ihre Sphäre ist. Sie bringen ihr Inwendigeres in den Zustand der Überzeugung, so daß auf solches, was sie bezwecken, das Innere mit dem Äußeren zusammen abzielt. So drängen sie die Geister dahin, und verleiten sie gewaltsam dazu, ganz wie sie zu denken. Vernunftschlüsse kommen bei ihnen keine zum Vorschein, sondern es ist ein Zusammenwirken von Vernünfteleien, die von bösen Trieben eingegeben worden sind, mit einem Anschmiegen an die Sinnesarten, und ist so ein Sichhineinversetzen in die Gesinnungen anderer, die sie auf ihre Seite bringen, und mit Beredung entweder übertäuben oder für sich gewinnen: auf nichts gehen sie mehr aus, als das Gewissen zu zerstören, und wenn dieses zerstört ist, so nehmen sie das Inwendigere des Menschen in Besitz, ja besetzen es förmlich, obwohl der Mensch dies nicht weiß. Heutzutage gibt es keine äußeren Besitznahmen (Besessenheiten) wie ehemals, sondern innere von seiten solcher. Die, welche kein Gewissen haben, sind so besessen. Das Inwendigere ihrer Gedanken ist in einer nicht unähnlichen Weise wahnsinnig, aber es wird verborgen und verhüllt durch äußeren Anstand und erheuchelte Sittlichkeit, um ihrer Ehre, ihres Erwerbes, ihres Rufes willen. Dies kann ihnen, wenn sie auf ihre Gedanken achtgeben, auch bekannt sein.

Ende


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