William Shakespeare
Das Winter-Mährchen.
William Shakespeare

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Vierte Scene.

Der Pallast.

Leontes, Antigonus, Herren vom Hofe, und Trabanten treten auf.

Leontes (vor sich.)
Keine Ruhe, bey Tag noch Nacht – – es ist eine grosse Schwachheit, sich die Sachen so zu Gemüthe zu ziehen – – es würde so seyn, wenn der Gegenstand meiner Unruhe nicht noch unter den Lebendigen wäre – – wenigstens ein Theil davon, sie, die Ehebrecherin – – Denn was ihren Verführer betrift, den muß ich aus meinem Gehirn auswischen, da ihn mein Arm nicht erreichen kan: Aber sie hab' ich in meiner Gewalt – – Könnte mir jemand sagen, daß sie aus der Welt geschafft wäre, die Hälfte meiner Ruhe würde wieder kommen – – Ist niemand hier? – –

Ein Bedienter kommt herein.

Bedienter. Gnädigster Herr – –

Leontes. Wie steht's um den Prinzen?

Bedienter. Er schlief diese Nacht wohl; man hofft er habe das Schlimmste überstanden.

Leontes. Wie edel sein Gemüth ist! Seitdem er die Schande seiner Mutter gewahr wurde, ist er auf einmal welk worden, geht traurig und niedergeschlagen herum, will nichts essen, und schämt sich, als ob er sich vor sich selbst verbergen möchte – – Lebhaftigkeit, Appetit, Schlaf, alles ist hin; er schwindet zusehends weg – – Laß mich allein, geh, sieh was er macht – – (Der Bediente geht ab.) – – Fie, fie, keinen Gedanken an ihn! – – Hier führt kein Weg zur Rache – – er ist zu mächtig; an sich selbst, und in seinen Freunden und Bundes-Genossen – – Laßt ihn wo er ist, bis die Zeit uns vielleicht einen Dienst thut – – Für izt soll sich unsre Rache an ihr ersättigen – – Camillo und Polixenes lachen izt über mich; machen sich eine Kurzweile aus meinem Kummer; sie sollten nicht lachen wenn ich sie erreichen könnte; noch soll sie lachen, die ich in meiner Gewalt habe – –


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