William Shakespeare
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William Shakespeare

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Fünfte Scene.

Escalus. Kommt zu mir hieher, Meister Ellbogen; kommt her, Herr Commis; wie lang ist es, daß ihr dieses Amt in euerm Quartier verwaltet?

Ellbogen. Sieben und ein halb Jahr, Gnädiger Herr.

Escalus. Ich dachte, nach euerer Fertigkeit in diesem Amte zu urtheilen, ihr hättet es schon eine gute Zeit getrieben. Sieben ganze Jahre, sagt ihr?

Ellbogen. Und ein halbes, Gnädiger Herr.

Escalus. Es wird euch viele Mühe gemacht haben, mein guter Mann; sie meynen es nicht gut mit euch, daß sie euch so oft dazu anstrengen; hat es denn keine Leute in euerm Kirchspiel, die im Stande wären es zu versehen?

Ellbogen. Mein Treu, Gnädiger Herr, nicht viele die den Verstand zu solchen Geschäften haben; wenn sie gewählt werden, so ist es ihnen immer eine Gefälligkeit, wenn ich den Dienst für sie versehe; sie bezahlen mich dafür, und so trag ich eben das Amt für alle.

Escalus. Seht ihr, bringt mir die Namen von sechs oder sieben, die die tauglichsten in euerm Kirchspiel sind.

Ellbogen. In Euer Gnaden Haus?

Escalus. In mein Haus; behüt euch Gott.

(Ellbogen geht ab.)

(Zum Richter.)

Wie viel denkt ihr daß die Gloke ist?

Richter. Eilfe, Gnädiger Herr.

Escalus. Ich bitte euch, kommt mit mir zum Mittag-Essen.

Richter. Ich danke euer Gnaden unterthänig.

Escalus. Ich kränke mich herzlich über Claudios Tod; aber es ist nicht zu helfen.

Richter. Der Freyherr Angelo ist streng.

Escalus. Es ist nur allzu nöthig; Güte hört auf es zu seyn, wenn sie immer die gleiche Mine macht; und Nachsicht ist allemal die Mutter neuer Verbrechen. Und doch – – armer Claudio! Es ist nicht zu helfen! – – Folget mir, mein Herr.

(Gehen ab.)


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