William Shakespeare
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William Shakespeare

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Dritte Scene.

Die Vorigen.

Escalus. Nun, Monsieur, zur Hauptsache; was that man Ellbogens Weib?

Harlequin. Was man ihr that, Gnädiger Herr? Nichts, gar nichts, mit Euer Gnaden Erlaubniß.

Ellbogen. Ich bitte Euer Gnaden, fragt ihn, was dieser Mann hier meinem Weibe gethan hat?

Harlequin. Ich bitte Euer Gnaden, fragt mich.

Escalus. Gut, Herr, was that ihr dann dieser Edelmann?

Harlequin. Ich bitte Euer Gnaden, schauet diesem Edelmann ins Gesicht; Junker Schaum, sehet den Gnädigen Herrn an; es geschieht aus keiner bösen Absicht; beobachtet Euer Gnaden seine Physionomie?

Escalus. Ja, Herr, sehr wohl.

Harlequin. Nun, ich bitte euch, beobachtet es nur wol.

Escalus. Das thu ich.

Harlequin. Kan Euer Gnaden etwas gefährliches darinn entdeken?

Escalus. Nein.

Harlequin. Nun will ich auf ein Buch schwören, daß sein Gesicht das schlimmste Ding an seiner ganzen Person ist; wohlan dann, wenn sein Gesicht das schlimmste an ihm ist, wie konnte Jkr. Schaum des Ellbogens Weib etwas zuleide thun? Das möcht ich von Euer Gnaden hören.

Escalus. Er hat recht; Herr Commiß, was sagt ihr dazu?

Ellbogen. Fürs Erste, so ist das Haus, mit Euer Gnaden Erlaubniß, ein respectirtes Haus; Zweytens, ist das ein respectirter Bursche, und seine Frau ein respectirtes Weib.

Harlequin. Bey dieser Hand, Gnädiger Herr, sein Weib ist die respectirteste Person unter uns allen.

Ellbogen. Schurke, du lügst; du lügst, du Schurke du; die Zeit soll noch kommen, da sie jemals mit einem Mann, Weib oder Kind respectirt gewesen – –

Harlequin. Gnädiger Herr, er war mit ihr respectirt; eh er sie heurathete.

Escalus. Ist das wahr, Ellbogen?

Ellbogen. O du Galgenschwengel! o du Schurke! du gottloser Hannibal! Ich, respectirt mit ihr, eh ich sie heurathete? Wenn ich jemals mit ihr respectirt war, oder sie mit mir, so soll Euer Gnaden mich nicht für des armen Herzogs Beamten halten; beweis es, du verruchter Hannibal, oder ich will eine Injurien-Actie gegen dich anstellen. Was ist Euer Gnaden Befehl, daß ich mit diesem gottlosen Galgenbuben anfangen soll?

Escalus. Im Ernst, Herr Commiß, weil er ein und anders angestellt hat, das du gern entdeken möchtest wenn du könntest, so laß ihn seinen Weg fortgehen, bis du weist was es ist.

Ellbogen. Sapperment; ich danke Euer Gnaden davor; da siehst du, du leichtfertiger Schurke, wo es mit dir hinkommt; du darfst nur so fortmachen, du Schurke, du darfst nur so fortmachen – –

Escalus zu Schaum.
Wo seyd ihr gebohren, guter Freund?

Schaum. Hier, in Wien.

Escalus. Habt ihr achtzig Pfund Renten, Herr?

Schaum. Ja, mit Euer Gnaden Erlaubniß.

Escalus. So. (Zum Harlequin) was ist eure Profession, Meister – –

Harlequin. Ein Bierzapfer, einer armen Wittfrauen Bierzapfer.

Escalus. Wie heißt eure Frau?

Harlequin. Frau Overdon.

Escalus. Hat sie mehr als einen Mann gehabt?

Harlequin. Neune, Gnädiger Herr, Overdon war der lezte.

Escalus. Neune? tretet näher her, Junker Schaum; Junker Schaum, ich sehe nicht gerne daß ihr mit Bierzapfern so wohl bekannt seyd; sie zapfen euch euer Geld ab, Junker Schaum, und ihr bringt sie an den Galgen. Gehet euers Weges, und laßt mich nichts mehr von euch hören.

Schaum. Ich danke Euer Gnaden; ich für meinen Theil bin noch nie in keiner Bierschenke gesessen, da ich nicht hineingezogen worden wäre.

Escalus. Genug, und nichts weiter mehr von dieser Art, Junker Schaum, gehabt euch wohl. – –

(Schaum geht ab.)


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