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Die Gedenktafel

Rede vom 5. Oktober 1923 in Erinnerung an die Gefallenen im Reichswehrministerium

 

In tiefernster Stunde treten wir zusammen, um unsere Toten zu ehren. Nicht schlicht, nicht innerlich genug kann diese Ehrung sein. Wir feiern kein Fest. Wir feiern nicht mit rauschender Musik, mit wehenden Fahnen, mit tönenden Reden unsere Niederlage. Die Toten bedürfen der Ehrung nicht mehr. Ihre Ehre liegt in der Erfüllung ihrer Pflicht. Für uns Nachbleibende erhebt sich die toternste Frage: Sind sie umsonst gestorben? Geht in dieser Stunde das zugrunde, was sterbend ihre Leiber deckten – das Reich? Dann freilich ist es bittere Ironie, daß wir heute Gedenktafeln errichten, auf denen Namen von Männern aller deutschen Stämme verzeichnet sind, die ihr Leben dem gemeinsamen Kampf geweiht haben, und die der Tod auf ewig einte. Liegt also Deutschlands Kraft, Ehre und Einheit nur in der Vergangenheit? Und wir, wir Überlebenden, lassen kraftlos, ehrlos und uneins das Reich in Stücke gehen? Aus diesen Tafeln sprechen die Toten zu uns und fordern, daß hier in diesem Haus, dessen Eingang sie weihen, noch eine Stätte bleibt, wo mit heißem Herzen und kühlem Kopf gearbeitet und, wenn es nötig ist, gestorben wird für das Reich!


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