Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Symbole

Friedrichstag

24. Januar 1928

Von der Ehre des Soldaten

»Du redest von Deiner Ehre. Sie lag darin, die Armee gut zu führen –«, schreibt der große König am 12. August 1757 an seinen Bruder, den Thronfolger. Der Brief ist in mehr als einer Hinsicht lesenswert. Kürzer und klarer ist nirgends die Sonderehre des Soldaten umschrieben. Die gleiche Ehre des Feldherrn und des Mannes in der Front, den nach seinen eigenen Worten der König die Ehre hatte zu führen.

Die Ehre des Soldaten liegt in der Pflichterfüllung, in jeder Stellung und Lage, ganz gleich ob die erste hoch oder niedrig, die andre leicht oder schwer, alltäglich oder außergewöhnlich ist. Es gibt auch im Frieden viel stilles Heldentum, viel Überwindung, viel Ausharren, das oft schwerer ist als die frische Tat im Krieg. In ihm aber fordert die Ehre das Letzte vom Mann, die bewußte Hingabe des Lebens an seine Soldatenpflicht. Bestehen können vor dem Richter muß der Soldat. Vielleicht ist dieser Richter nur der strenge, aber gerechte Vorgesetzte und Führer, vielleicht ist es das Urteil der Geschichte, unnachsichtiger als beide spricht der Richter in der eigenen Brust: denn der Mann ist der letzte, höchste Richter der eigenen Ehre.

Das »wofür wir uns halten in unserem Herzen« ist noch immer des Soldaten höchster Besitz, der ihn die »Müh' und die Schmerzen« ertragen läßt. –

Je höher der Soldat auf der militärischen Stufenleiter aufsteigt, um so schwerer wird die Pflicht; nicht an sich; denn sie wechselt ja nur die Form, und mehr tun als seine Pflicht kann niemand, sondern weil zu der eigenen Pflicht und der eigenen Ehre die Verantwortung für die der Unterstellten hinzutritt. Die Verantwortung wächst ins Ungeheure; jetzt geht es um das Leben, die Ehre von Hunderten, von Tausenden – jetzt geht es um den Staat.

Darum wird der König hart und härter, je höher der Schuldige steht, der nach seinem Urteil nicht seine Pflicht getan hat. Hierin liegt die neue schwere Pflicht des Führers, die Pflicht, hart zu sein um der Ehre willen. In dieser Härte gegen andere liegt die größte Härte gegen sich selbst; Opfer fordern ist dem wahren Führer schwerer als eigenes Opfer bringen. Der König bringt dies Opfer der eigenen Härte, weil es seine Pflicht verlangt, und diese Pflicht hieß Preußen.


 << zurück weiter >>