Arthur Schurig
Francisco Pizarro, der Eroberer von Peru
Arthur Schurig

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XLI

Inzwischen waren Gascas Briefe in Lima eingetroffen. Pizarro eröffnete sie im Beisein Carbajals, der wieder bei ihm weilte, und Cepedas. Noch wußte man nichts vom Abfall der Flotte.

Der alte Kondottiere, der eine seltsame innere Voraussicht hatte, war der Meinung, Pizarro solle die Bedingung annehmen und sich dem Statthalter unterwerfen. Anders sprach Cepeda, den sein schlechtes Gewissen trieb. Er riet zum Äußersten – und Pizarro, der seine Statthalterschaft bedroht sah, gab seiner unaufrichtigen, aber gewandt vorgetragenen und verführerischen Beurteilung der Lage Recht.

Carbajal zuckte mit den Achseln. Er pflegte in kurzen Sprüchen zu reden. »Wie Ihr wollt! Galgen oder Schlachtfeld! Ich bin 83 Jahre alt!«

Nicht allzulange darauf traf die Kunde vom Verrat Hinojosas ein, gleichzeitig mit der Meldung, Centeno sei wieder aufgetaucht und marschiere auf Kuzko, und in Quito habe man den Pizarro treu ergebenen Kommandanten Puelles ermordet. Jetzt war es zur Umkehr zu spät; Gascas Sendbote hatte unverrichteter Dinge wieder abreisen müssen.

Pizarro verlor seinen Mut nicht einen Augenblick. Er sammelte und rüstete seine Parteigänger. Es waren rund 1000 Mann, geschart um Fahnen, die nunmehr Pizarros Namenszug trugen. 500 Büchsenschützen kamen zusammen. Die Ausgabe für die Kriegsvorbereitung soll insgesamt eine halbe Million Pesos betragen haben.

Um die Mitte des Februars 1547 hatte Gasca ein Geschwader von vier Schiffen unter dem Befehl des Ritters Aldana ausgesandt. Es hatte in Truxillo angelegt und diese Stadt für die kaiserliche Partei gewonnen. In Lima angelangt, überreichte Aldana seinem ehemaligen Herrn und Meister seine Vollmacht. Pizarro zerriß sie und warf sie ihm ungelesen vor die Füße.

Die unter den Soldaten und Ansiedlern verbreiteten Proklamationen taten ihre Wirkung. Allgemein erschrak man über Gascas weitgehende Vollmacht. In der Folge desertierten eine Menge Ritter und Landsknechte und schlugen sich nach Truxillo durch. Unter diesen Flüchtlingen war jener Ritter, der dem zu Tode verwundeten Vizekönig auf dem Schlachtfelde von Anaquito so unritterlich den Kopf hatte abschlagen lassen. Gerade ihn begnadigte Gasca, der unausbleiblichen Wirkung gewiß.

Als der Spötter Carbajal davon hörte, sang er die Verse eines alten Volksliedes vor sich:

Estos mis cabellicos, madre;
Dos a dos me los lleva el aire ...
(Mutter, der Wind weht mir das Haar vom Haupt;
Immer auf einmal zwei weht er hinweg!)

Pizarro sah ein, daß ihm in Lima das Heer nicht mehr lange treu bleiben werde. Er verließ die Stadt und marschierte mit nur noch 500 Mann nach Arequipa, wo sich ihm das kleine Korps anschloß, das er nach Kuzko gegen Centena entsandt hatte. Auch dieses war durch Desertation arg verringert. Centena hatte die Pässe besetzt.

Am 10. April 1547 verließ Gasca mit der gesamten peruanischen Kriegsflotte den Hafen von Panamá. Starker Sturm überfiel das Geschwader, so daß man in Gargona Ausbesserungen vornehmen mußte und erst am 13. Juni den Hafen von Tumbez erreichte. Hier fand Gasca zahlreiche Übertrittserklärungen von Rittern im Innern des Landes vor. Er benachrichtigte alle diese, sich in Xaxamalka zu sammeln. Dorthin sandte er den Obristen Hinojosa mit den gelandeten Truppen und dem Befehl, von Xaxamalka auf Xauxa, sein künftiges Hauptquartier, zu marschieren.

Mit einer kleinen erwählten Reiterschar ritt er für seine Person auf der Küstenstraße zunächst nach Truxillo und von da nach ein paar Tagen Rast nach Xauxa. Hier bekam er die Meldung Centenos, daß er die Pässe gegen Chili besetzt halte und daß er hoffe, Pizarro zu fassen.


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