Arthur Schurig
Francisco Pizarro, der Eroberer von Peru
Arthur Schurig

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XVIII

Im Juli 1533 war so viel Gold und Silber zusammengeschleppt, daß die geldgierigen Landsknechte dem Statthalter erklärten, es sei an der Zeit, das vorhandene in Barren umzuschmelzen und die Verteilung vorzunehmen. Francisco Pizarro war damit einverstanden. Ihm dünkte der Aufenthalt in Kaxamalka lang genug.

So begann die Einschmelzung. Manches wertvolle Kunstwerk ward dabei vernichtet: Vasen, Krüge, Tierfiguren, Pflanzenbilder, Ornamente. Nur wenige blieben unversehrt, um als Proben indianischer Kunst dem Kaiser überreicht zu werden. Insgesamt waren 1½ Millionen Pesos Gold und über 50000 Mark Silber zusammengekommen.

Nach Abzug gewisser Unkosten ward das Kaiserliche Fünftel beiseite gestellt (262259 Pesos Gold und 10121 Mark Silber). Francisco Pizarros Anteil betrug 57222 Pesos Gold und 2350 Mark Silber. Zudem erhielt er den Thronsessel des Inka, auf 25000 Pesos geschätzt. Hernando Pizarro bekam 31080 Pesos Gold und 2350 Mark Silber; der Hauptmann de Soto 17740 Pesos Gold und 724 Mark Silber. Auf jeden Reiter kamen: 8800 Pesos Gold und 362 Mark Silber; auf jeden Mann zu Fuß: 4400 Pesos Gold und 180 Mark Silber. Die Troßknechte usw. erhielten je 1100 Pesos Gold und 40 Mark Silber.

Almagro und seine Leute, die am Feldzuge nicht unmittelbar teilgenommen hatten, bekamen zusammen 20000 Pesos Gold. So steht es in der noch erhaltenen notariellen Verteilungsurkunde (Acta de Reparticion del Rescate). Dem widersprechend berichtet Antonio de Herrera, einer der berühmtesten Geschichtsschreiber der Neuen Welt, in seiner Historia general de los Indias occidentale desde 1492–1545 (Madrid 1601 und 1615), Almagro und die mit ihm Gekommenen hätten 100000 Pesos Gold erhalten; aber wahrscheinlich ist damit eine andere Summe gemeint, wohl der Vorschuß auf Almagros Expedition nach Chili, von der noch die Rede sein wird. Soviel steht fest, daß man allgemein mit der Verteilung der Gold- und Silberbeute einverstanden gewesen ist. Kein Chronist berichtet von Klagen oder Einwänden.

Der Pater Hernando de Luque war kurz vor Almagros Abreise in Panamá gestorben. Seine Ansprüche waren auf den bereits genannten Lizentiaten Gaspar de Espinosa in San Domingo übergegangen. Wie er abgefunden worden ist, wissen wir nicht.

Die Kirche des Heiligen Franziskus in Kuzko wurde mit 2220 Pesos Gold bedacht. Auf die Ansiedler in San Miguele kamen 15000 Pesos Gold.

Wie das nicht zu verwundern war, beeinflußte dieser Goldstrom die Preise für Pferde, Waffen, Kleider, Lebensmittel usw. Xerez erzählt hierzu: »Ich will nicht versäumen, auch die Preise anzugeben, die man in Perú für die Lebensmittel und andre Waren bezahlte, wiewohl manche es mir nicht glauben werden, weil sie in der Tat übertrieben waren. Ich verbürge mich aber für die Richtigkeit meiner Angaben, weil ich es mit eignen Augen gesehen und mir manches selber gekauft habe. Ein Pferd wurde mit 2500 Pesos, ein andres mit 3300 verkauft und erworben. Eine Flasche Wein (3 Schoppen) kostete 60 Pesos. Ich habe mir selber einmal zwei Schoppen für 40 Pesos geleistet. Ein Paar Pantalons kosteten ebensoviel, ein Mantel 100–120 Pesos, ein Schwert 40–50 Pesos, eine Zehe Knoblauch ⅓Peso, ein Buch Papier 10 Pesos usw.«Der Peso d'oro ist keine Goldmünze, sondern ein Wertbegriff. Das Goldstück jener Zeit war der Castellano (6,72 Castellanos = 1 Unze Gold). Der Handelswert des Goldes schwankt in den verschiedenen Zeiten und Ländern. Im Jahre 1850 konnte man sagen: 1 Kastilianer ist 3,07 Dollars wert, aber man kaufte um 1533 in Spanien für 1 Kastilianer soviel wie 1850 in New York für 12 Dollars. Somit hätte z. B. Francisco Pizarros Goldanteil einen Kaufwert von 700.000 Dollars (von 1850!) oder nach englischem Geld 120.000 Pfund Sterling gehabt.

Es war eine ungeheuerliche Beute, wie sie in der Weltgeschichte nicht ihresgleichen hat – den Goldtribut Deutschlands gemäß dem Versailler Vertrag nicht mit in Betracht gezogen!

Die Verteilung fand auf der Plaza zu Kuzko in feierlicher Weise statt. Vor versammelter Mannschaft erklärte der Generalkapitän, er habe »unter dem Beistand Gottes des Herrn nach bestem Wissen und Gewissen das schwierige Werk der Teilung vollbracht.«

Hernando Pizarro ward beauftragt, das Kaiserliche Fünftel nach Spanien zu geleiten. Wohl Anfang August 1533 machte er sich auf die Reise über San Miguel, Panamá, Nombre de Dios nach Sevilla.


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