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Sechzehntes Kapitel

Florentin war nach einer verdrüßlichen Reise in der Stadt angekommen. Nie war er mehr mit sich selbst uneins gewesen. Zwar gefiel ihm die Hast, mit der er das Schloß und alle seine Reizungen, sobald es ihm Zeit zu sein gedünkt, verlassen, da es ihm nicht unbemerkt geblieben war, daß er die Empfindsamkeit des schönen Mädchens so hoch hätte hinauf spielen können, als er nur immer gewollt; dennoch konnte er sich nicht des heimlichen Verdachts gegen sich selbst erwehren, der Mangel an den üblichen Staatskleidungsstücken hätte ihn so plötzlich auf und davon getrieben. Vollends lächerlich erschien es ihm, wenn er überlegte, daß die gräfliche Familie vielleicht diesen Grund als ausgemacht, und sogar als den einzig möglichen annehmen würde. Er beschloß, wenigstens in der Zukunft, sich die beschämende Ungewißheit seiner eigenen Motive zu ersparen. Sobald er daher im Gasthof eingekehrt war, trug er sogleich Sorge, eine Art von Uniform für sich zu bestellen, die man ihm des andern Tags mit allem Dazugehörigen zu liefern versprechen mußte.

So viel er von der großen Stadt im Hineinreiten gesehen, hatte sie wenig Anziehendes für ihn. Roher Lärm, nichtstuende Geschäftigkeit, prahlsüchtige Armseligkeit, leere unteilnehmende Neugierde auf den geräuschvollen Gassen, fiel ihm diesesmal mehr als jemals widerlich auf. Wahrscheinlich wäre er, ohne sich aufzuhalten, gerade zum andern Tor wieder hinaus geritten, aber es lag ihm daran, Eleonorens Brief an Clementinen selber zu bestellen.

Bald nach seiner Ankunft ging er hin. Das Haus war leicht zu finden, denn es ragte durch seine schöne Bauart vor allen benachbarten hervor. Am Eingang des Vorhofs lagen auf einer Erhöhung zwei Sphinxe. Die Ungeheuer sahen den Eintretenden so klug und prüfend an, als wollten sie seine Absicht erforschen. Florentin überfiel eine Art Grauen, als er zwischen ihnen durch, über den stillen Platz nach dem Hauptgebäude schritt.

Während er gemeldet ward, führte ihn ein Bedienter die breite steinerne Treppe hinan, durch einige Vorzimmer in einen vortrefflich dekorierten Saal, wo er ihn einige Augenblicke zu verweilen ersuchte. Florentin betrachtete einige chinesische Vasen von seltener Größe, welche an den Pfeilern zwischen den großen Flügeltüren sich befanden, die statt der Fenster auf einen Altan führten; hier standen Orangen- und Zitronenbäume in schön verzierten Gefäßen umher, deren süßer Duft sich im Saal verbreitete. Florentin trat durch eine der offnen Türen hinaus, und fand sich sehr angenehm überrascht, als er in einen weiten vortrefflichen Garten hinunter sah. Dieser grenzte in der Ferne an einen See, dessen lachende Ufer mit weinbepflanzten Hügeln, Kornfeldern, Gebüschen und netten einzelnen Häusern umgeben waren. Im Garten gingen eine Menge Leute, oder saßen im Schatten der hohen Bäume, so daß er ungewiß wurde, ob es ein öffentlicher Garten sei, oder ob er zum Hause gehöre.

Ein herrlicher Springbrunnen trug seinen hellen Wasserstrahl beinah bis zur Höhe des Hauses, wo er dann in vielfarbigen glänzenden Kristalltropfen wieder hinunterfiel und sich in ein weites Marmorbecken sammelte; Weiden und Akazien spiegelten mit vermischtem Grün ihr Laub im klaren Wasserspiegel. Anmutiger grünte der Rasen um ihn her, und die Luft ward durch sein Spiel erfrischt und erquickend. Florentin dachte an das gräfliche Schloß zurück; ein und derselbe Geist schien dieses sowohl als Clementinens Haus, nur in einem verschiedenen Sinn, zu bewohnen. So wie dort der alte mit dem modernen Geschmack neben einander bestand, so kontrastierte hier der steinerne Ernst des Eingangs mit der freundlichen Schönheit des Innern. Er ahndete Clementinens Geist, und ein Ehrfurchtsschauer durchbebte ihn bei dem Gedanken, sie selbst nun bald zu sehen.

Indem rauschte ein weiblicher Fußtritt in dem Nebenzimmer, Florentin ging vom Altan zurück. – Es kann nicht Clementina sein, dachte er, der Schritt ist zu rasch. – Betty war es. Er hatte es vergessen, daß er diese hier finden müßte; jetzt freute er sich, das muntere zierliche Mädchen unverhofft erscheinen zu sehen. Er lief auf sie zu. – »Nicht so ausgelassen!« rief sie mit komischer Gravität, »begrüßen Sie fein ehrerbietig in mir die Gräfin Clementina. Ich komme in ihrer Person, als bevollmächtigter Minister, und mir haben Sie Ihr Kreditiv zu überreichen. Nun so halten Sie nur Ihre ehrfurchtsvolle Anrede! denn Sie sehen doch ganz so aus, als hätten Sie sich eine ersonnen, und wollten sie soeben wieder hinunterschlucken!« – »Betty ist ja eben das Redenhalten nicht an mir gewohnt worden«, sagte Florentin. – »Nein«, antwortete sie, »Ihre Impromptus sind mir bekannter; aber eben darum bin ich neugierig auf Ihre Rede! Mein Auftrag ist aber, Sie in der Gräfin Clementina Namen hier willkommen zu heißen, und Sie um Nachrichten vom Schloß zu bitten. Heute kann die Gräfin Sie nicht sehen; sie erholt sich erst jetzt langsam von einem sehr heftigen Anfall ihrer gewöhnlichen Krankheit.« – »So hatte der Graf doch richtig geahndet! die Briefe aber waren von ihrer Hand –« – »Sie schrieb sie mit der größten Anstrengung. Außerdem will sie sich heute ruhig verhalten, um morgen imstande zu sein, eine Musik aufführen zu hören, die sie nie versäumt. Sie, Florentin, werden nun durch mich von ihr ersucht, morgen nach dieser Musik sich bei uns einzufinden.« – »Ich werde erscheinen; doch wünschte ich auch wohl diese Musik zu hören; wo wird sie aufgeführt?« – »Gut, daß Sie fragen! ich hätte es beinah vergessen; die Tante läßt Ihnen zugleich sagen, wenn Sie etwa die Musik zu hören wünschten, so soll Sie jemand zur rechten Zeit abholen und einführen. Sie läßt es Ihnen eigentlich wissen; das ist eine Auszeichnung, merken Sie sich dies fein. Und nun geschwind, was macht man auf dem Schloß?« – »Gestern, als ich fortritt, war man eben dabei, sich den priesterlichen Segen geben zu lassen.« – »Wie? gestern? und wir haben keinen Brief? und Sie ritten fort?« – »Hier ist ein Brief für die Gräfin Clementina, von Eleonoren –« – »Geben Sie her, o geschwind! warum gaben Sie den nicht gleich zuerst? Wie wird die Tante sich freuen! nun so geben Sie doch!«–

Er zog den Brief hervor, wollte ihn aber nicht ohne einen Kuß von Betty herausgeben. Mit einer schalkhaft verdrüßlichen Miene, als ob sie ihn nur recht bald los zu werden wünschte, hielt sie ihm die Wange hin. In demselben Moment ging die Tür auf, und ein junger Offizier trat herein. Betty fuhr zusammen und veränderte die Farbe. Der Offizier begrüßte sie mit einem finstern Blick, und sah nun stumm und störrisch vor sich hin. Halb nur gefaßt, mit unsichrer Miene, stellte sie beide einander vor, den Offizier nannte sie Rittmeister von Walter. Sie gab sich Mühe, ein haltbares Gespräch auf die Bahn zu bringen, es gelang ihr aber schlecht. – »Sie müssen mir erlauben«, fing sie endlich an, »daß ich der Tante nicht länger den ersehnten Brief vorenthalte; auf morgen also, Florentin.« – »Ich möchte Sie bitten, mir einen Augenblick zu schenken«, sagte der Rittmeister, mehr fordernd, als bittend. – »Jetzt nicht, lieber Walter«, sagte sie so freundlich als möglich; »aber darf ich nicht hoffen, Sie diesen Abend im Garten zu sehen?« – »Gut dann«, antwortete er, »diesen Abend!« – Betty verneigte sich gegen beide und eilte aus dem Saal.

Florentin erinnerte sich, von Julianen gehört zu haben, daß Betty nächstens die Braut eines gewissen Walters würde. – Also der Bräutigam! dachte er im Hinuntergehen, und wie es scheint, wenig geliebt, und noch weit weniger liebenswürdig. Arme Kleine! wahrscheinlich wirst du diesen einzigen mutwilligen Augenblick durch eine Reihe von unangenehmen zu büßen haben! Laß sehen, vielleicht gelingt es mir, sie dir zu ersparen, es gelingt mir vielleicht, diesen Drachen zu zähmen. –

Er ging denselben Weg mit ihm und redete ihn einigemal freundlich an, wurde aber mit kurzen Antworten abgefertigt, bis er es wie absichtslos fallen ließ, daß er höchstens noch einen Tag in der Stadt zu bleiben gedächte. Sogleich nahm der Rittmeister mehr Anteil an ihm, und erbot sich, ihm noch vor dem Mittagsessen einige Merkwürdigkeiten der Stadt zu zeigen: unser Florentin nahm es an. Diese Merkwürdigkeiten bestanden nun in allerlei Dingen, die (was sich der Rittmeister nicht träumen ließ) für Florentin weder merkwürdig noch erfreulich waren; zuletzt wurde dann mit einigen andern jungen Leuten, die zu ihnen kamen, eine sogenannte Partie fine zum Abend verabredet, und Florentin dazu eingeladen. Dieser, dem es beinah leid war, sich mit Walter eingelassen zu haben, versuchte es, von ihren gemeinschaftlichen Bekannten mit ihm zu sprechen; seine rohen Ansichten traten aber bei dieser Gelegenheit in ein so helles Licht, daß er Florentin je länger, je mehr unerträglich ward. Er schwieg unmutig still, und war froh, als er wieder in seinen Gasthof gelangte, wo er den lästigen Begleiter los zu werden gedachte; zu seinem Verdruß ging dieser aber mit hinein und setzte sich nebst noch einigen Hinzugekommenen mit zu Tische.

Hier führte er sehr laut das Wort. Durch einige zweideutige Späße, lächerliches Gesichterschneiden, und die Dreistigkeit, durch platte Persiflage, andere in beschämende Verlegenheit zu setzen, war er bei den bekannten Tischgenossen in den Ruf eines witzigen Kopfs, und eines angenehmen Gesellschafters geraten. Man belachte und beklatschte alles, was er vorbrachte; Florentin, der Langeweile hatte, lachte nicht, und gab sich auch die Mühe nicht aus Gefälligkeit zu lachen. Waltern schien diese Gleichgültigkeit gegen sein anerkanntes Verdienst eine beleidigende Anmaßung, und um sich zu rächen, kehrte er die Spitze seines Witzes, mit nicht zu feinen Anspielungen gegen Florentin, die zur Absicht hatten, den Anwesenden einen Wink zu geben: er hätte sich diesen heute ganz eigentlich zur Tischbelustigung ausersehen. Der Plan war gut, nur nicht genau genug berechnet; Florentin, der nicht mehr in der Stimmung war, sich etwas gefallen zu lassen, hatte gar bald durch ein paar beißende Antworten das Lachen auf seiner Seite. Dieser Sieg wirkte auf Walters Witz, wie ein Platzregen auf ein Feuerwerk. Pikiert darf ein solcher Spaßmacher nicht sein, oder es ist um ihn geschehen. Von nun an glückte ihm nichts mehr. In seiner Angst ward er ziemlich grob, ohne allen Witz.

Während dem hatte ein Mann, der nicht weit von Florentin saß, diesen mit Aufmerksamkeit zu beobachten geschienen: er ward von den andern Doktor genannt. Zu diesen wandte Florentin sich jetzt, um der Unterredung mit Waltern auszuweichen. Das Gespräch kam bald auf die Musik, die den andern Tag bei der Gräfin Clementine aufgeführt werden sollte. – »Es ist eine geistliche Musik?« fragte Florentin. – »Ja«, antwortete der Doktor, »es ist ein Requiem von ihrer eignen Komposition, das jährlich auf den bestimmten Tag aufgeführt wird.« – Walter trällerte einen Gassenhauer; bei den Worten »geistliche Musik« sagte er einem neben ihm sitzenden Offizier etwas ins Ohr, und beide lachten überlaut. Der Doktor hatte diesen Ausbruch von Lustigkeit mit Gelassenheit abgewartet, eh er weiter sprach. – »Sie werden«, fuhr er dann gegen Florentin fort, »ein stark besetztes Chor von meistens vortrefflichen Stimmen hören. Es ist eine der liebsten Beschäftigungen der Gräfin, sich dieses Chor auszubilden, von dem sie sich nicht allein ihre eignen Kompositionen vortragen läßt, sondern auch die herrlichsten alten Sachen, die man sonst nirgends mehr hört als bei ihr.« – »Für die alte Dame«, fing der Rittmeister an, »ist diese melancholische Musik erstaunlich passend, sonst aber hat sich noch jeder honette Mensch dabei ennuyiert.« – Hier mischten sich noch andere ins Gespräch, teils für, teils gegen diese Behauptung, der Streit ward allgemein, während dem sagte Florentin zum Doktor: »Wenn Sie eben jetzt nichts Bessers zu tun haben, so würde ich Sie bitten, einen Spaziergang mit mir zu machen.« – »Ich war im Begriff dieselbe Bitte an Sie zu tun«, erwiderte jener. – Es entstand eine kleine Stille, als man die beiden aufstehen sah. Im Hinausgehen hörte Florentin ganz deutlich, daß Walter »Glücksritter« sagte.

   

»Ich hatte unrecht«, sagte der Doktor, als sie draußen waren, »in Gegenwart dieser unmusikalischen Seelen von einer zu sprechen, die ganz Musik ist.«

Sie gingen in einen der nahgelegenen öffentlichen Gärten außerhalb der Stadt, wo sie sich Erfrischungen geben ließen. Florentin konnte sich nicht enthalten, einiges über die schlechte Tischgesellschaft zu äußern. Er fragte seinen Begleiter, ob er diesen Walter genauer kenne? – »Ich kenne ihn«, sagte dieser. »Ich habe das Glück, zu den Freunden der Gräfin Clementine zu gehören, und fast immer in ihrem Hause zu sein, dort sehe ich ihn nur zu oft! Gewöhnlich speise ich nicht an der öffentlichen Wirtstafel; darf ich sagen, daß ich mich heute dort einfand, bloß um Ihre persönliche Bekanntschaft etwas früher zu machen? Ich bin durch Fräulein Bettys Erzählung zu begierig geworden.« – »Ich freue mich Ihrer Bekanntschaft«, versetzte Florentin. –

Nach einigen Fragen und Erläuterungen, ihr beiderseitiges Verhältnis mit der gräflichen Familie betreffend, rückte Florentin endlich mit der Frage heraus: Wie es komme, daß Clementine, die ihm als der Schutzgeist der Angehörigen sei bekannt gemacht worden, daß diese die Verbindung zwischen Walter und Betty wünschen, ja nur zugeben könne? »Wie! leuchtet es ihr nicht in die Augen«, sagte er, »daß Betty mit diesem Menschen höchst unglücklich werden, oder ganz zu Grunde gehen muß? wie ist es so schade um diese liebenswürdige Natur!« – »Ja wohl schade!« rief der andre, mit einem halbunterdrückten Seufzer. »Ich kenne Betty seit ihrem zwölften Jahre, ich liebe sie, seit ich sie kenne.« Das sanft ernsthafte Gesicht des Mannes errötete etwas bei diesen Worten. – »Betty hat einen würdigen Freund, wie ich sehe«, sagte Florentin nach einem kleinen Schweigen; »wie kann es zugehen, daß sie einem schrecklichen Schicksal sichtbar entgegen gehen darf?« – »Bettys unglückliche Neigung –« – »Wär es möglich? Was kann dieses liebenswürdige Kind, im Schoß der Liebe mit aller Sorgfalt ausgebildet, was kann sie bewegen, sich diesen rohen Gefährten zu wählen? Gehört sie etwa auch zu jenen Zarten, die sich bloß an die äußere Erscheinung der Energie halten?« – »Nicht ganz so hart!« fiel ihm jener ein; »es ist ihm gelungen sie zu fesseln, oder vielmehr sie in einem Moment der Hingebung sich eigen zu machen. Es ist nicht gewiß, ob sie ihn noch liebt, ja ob sie ihn jemals liebte. Ist es die schöne wachsende Treue eines unverdorbnen weiblichen Herzens? Ist es Reue, oder Stolz? Genug sie hält sich für unauflöslich gebunden, obgleich die Gräfin, der sie sich ohne Rückhalt anvertraute, ihre Vermählung immer weiter hinaus zu schieben sucht. Walter weiß sehr wohl, wie übel er bei der Gräfin angesehen ist, daher sein Haß gegen diese unvergleichliche Frau. Es ist sehr wahrscheinlich, daß alles von ihm aus Liebe zu ihrem ansehnlichen Vermögen angelegt ward; und nur zu wohl ist ihm sein Plan gelungen!« – »So muß denn die Arme aus Schwachheit um Schwachheit ewig verloren sein? und die Freunde könnten sie retten und sehen müßig zu, wie sie untergeht!« – »Woher wissen Sie das?« – »Warum wendet Clementine nicht hier ihre ganze Autorität an? hier ist es an der Zeit, sich dem Vorurteile mit Macht entgegenzusetzen!« – »Sie müßten die Vortreffliche freilich kennen lernen, um sie zu verstehen. Clementine gehört zu den seltnen Seelen, die wahre Ehrfurcht, die zarteste Scheu für die Sinnesfreiheit andrer Personen hegen. Diese, in sich und in den sie Umgebenden, nie zu verletzen und auf das höchste auszubilden, ist ihr größtes Bestreben. Nie hat sie aber jemand durch Autorität zum Bessern zu zwingen versucht. Sie hat nicht versäumt, Betty das Elend vorzustellen, dem sie entgegen geht; da diese aber fest ist in ihrem Glauben: Walter liebe sie, die Liebe würde ihn ausbilden, und einer liebenden geliebten Frau sei alles möglich; so erlaubt sie sich weiter keinen Schritt: dagegen zu tun, weder offen noch heimlich; außer daß sie die Vermählung noch lange aufgeschoben hat, damit Betty Zeit habe, ihren Irrtum gewahr zu werden. Auch dann noch, wenn sie vielleicht zu spät zurück kommt, darf sie gewiß sein, Hülfe und Schutz bei ihr zu finden, sobald sie ihn bedarf und sucht; denn nie legt sie dem Irrtum eine härtere Strafe auf, als die er selbst mit sich führt, und auch diese bemüht sie sich, auf jede Weise zu lindern. Sie hätte es wohl gewünscht, mich mit Bettys Hand beglücken zu können, da es aber meiner innigen treuen Liebe nicht gelang, so hält sie mit Recht jedes andre Mittel, sie dazu zu bewegen, für unerlaubt und unwürdig. Sie, deren große Seele jeden Schmerz mit geprüfter Standhaftigkeit trägt, vermag nie andern irgend eine unangenehme Empfindung zu verursachen; sie findet es bei ihrer Reizbarkeit immer noch leichter selbst zu dulden, als andre dulden zu sehen; auch findet sie in ihrem Geist, und ihrer Religion, Kraft und Trost, wo andre verzweifeln würden. Doch verzeihen Sie mein Herr, ich sage Ihnen mehr als Sie vielleicht zu wissen verlangen. Ich weiß in der Tat nicht schicklich aufzuhören, wenn ich von dieser erhabenen Frau sprechen darf.« – »Ich bitte Sie, fahren Sie fort. Zum Teil bin ich schon vorbereitet; Eleonorens Freundin, Julianens zweite Mutter, kann nicht anders als ganz vorzüglich sein. Ich war allerdings begierig mehr von ihr zu erfahren, und ich wüßte nicht, wen ich lieber über sie sprechen hörte, als einen würdigen Vertrauten und Hausgenossen.« –

Florentin sprach diese Worte mit so sichtbarem Anteil, daß der andre sogleich fortfuhr: »Sie ist immerwährend krank, bald mehr, bald weniger. Sie erhält ihr Leben nur durch die strengste Diät, die geringste Abweichung bringt sie dem Tode nahe; so wie sie die Lust zu leben und eine gleichmütige heitre Laune durch immerwährende Tätigkeit erhält.

In ihren schönsten heitersten Stunden beschäftigt sie sich mit Musik; und nicht bloß zum eitlen Zeitvertreib, wie die meisten Frauen, sondern als ernstes Studium. In ihren Kompositionen atmet die Begeisterung inniger Andacht einer hohen frommen Seele; wer reines Herzens ist, wer Sinn für Harmonie hat, muß mit Entzücken von diesen Tönen sich über alles Irdische hinweg gehoben fühlen; nur ein fühlloser Barbar, nur Walter konnte so sich äußern, da von dieser Musik die Rede war.

Viel Zeit und Aufmerksamkeit nimmt ihr der Umgang mit Kindern. Sie ist fast immer von Kindern umgeben, mit denen sie sich stundenlang zu beschäftigen weiß. Sie wird von ihnen wie eine Mutter geliebt, und sie hat auch die Zärtlichkeit einer Mutter. Oft habe ich Tränen in ihren Augen glänzen sehen, wenn ein Säugling in seiner Hülflosigkeit die kleinen Armchen nach ihr ausstreckt, oder auf ihrem Schoß einschläft, und im Schlafe lächelt.

Clementina ist aber nicht allein die gute Fee aller schönen lieblichen Kinder; sie schenkt den unglücklichen, mitleidswürdigen noch eine besondere tätige Aufmerksamkeit. Es war ihr nämlich nicht entgangen, daß die geringere Klasse der Eltern nur wenig Sorgfalt auf ihre kranken Kinder zu wenden vermag; daß aus Mangel an der notwendigen Wartung eine große Menge davon sterben, oft als Krüppel ein höchst elendes Leben fortschleppen müssen, den Eltern eine Last, und von diesen dafür verachtet und schlecht behandelt werden. Das Elend selbst muß ihnen ein Nahrungszweig werden, indem sie es vorzeigen, um das Mitleid andrer zu erregen, und sich selbst immer mehr dargegen abstumpfen. Denken Sie sich, wie diese Vorstellungen eine Seele wie die ihrige erschüttern mußten! Ich sah sie in der gewaltsamsten Anstrengung, bis es ihr gelang, zu helfen, so weit menschliche Hülfe reicht.

Den Garten der Gräfin begrenzt ein See –« – »Ich sah ihn diesen Morgen. Kleine Häuser, Felder und Gärten umgeben ihn.« – »Ganz recht! Diese Häuser, diese Gärten, Felder und Hügel sind die Zufluchtsörter der armen kleinen Wesen. O, mein Herr, wenn Sie hier das Tun und die Art zu handeln der Gräfin je beobachtet hätten, wie ich es täglich tun darf, Sie würden meinen Enthusiasmus für diese Frau verstehen. Ich darf sie in diesem ehrwürdigen Geschäft als Arzt unterstützen, und fühle mich unendlich geehrt in diesem Auftrag. Eins der kleinen Häuser bewohne ich selber, um so viel als möglich gegenwärtig zu sein. Oft haben wir schon die Freude gehabt, Kinder gesund und blühend in die mütterliche Arme zurück zu führen, aus denen sie uns im tiefsten Elende und ohne Hoffnung des Wiedersehens überliefert waren.

Doch, eine ausgeführtere Beschreibung kann ich Ihnen hier unmöglich geben; sie dürfte nur weitläuftig werden, ohne Ihnen weiter etwas zu lehren. Der Geist und die Liebe, in Plan und Ausführung, läßt sich mit Worten nicht beschreiben, diese können nur durch eigne Anschauung wahrgenommen werden. Sind Sie es zufrieden, so führe ich Sie hin.« – »Ihre Erzählung ist vollkommen befriedigend; ich habe berühmte Anstalten der Art gesehen, ich kenne das.« – »Nein«, rief der Arzt, »eine ähnliche haben Sie wahrlich nie gesehen.« – »Überdies«, fuhr Florentin fort, »möchte es der Gräfin nicht angenehm sein, mich dort zu sehen, da sie ausdrücklich verlangte, heute allein zu sein.« – »Ich würde Sie nicht hinführen, wenn sie selbst dort wäre; bei diesem Geschäft ist sie für niemand sichtbar, denn sie haßt jede Art von Ostentation. Auch ist es niemand außer mir erlaubt, Fremde dort hinzuführen, weil die Aufmerksamkeit für diese die notwendige Sorgfalt abzieht und zerstreut. Jetzt ist ohnedies die Zeit, in der ich dort sein muß; kommen Sie doch nur mit!« –

Florentin ließ es sich endlich gefallen. Der Mann gefiel ihm in seinem schönen Eifer für das Gute, trotz der etwas starken Neigung zur Redseligkeit. Sie ist doch meistens, dachte er, Zeichen eines offnen, absichtslosen Gemüts; wenige Menschen sind mit ihren Worten zum Vorteil andrer so freigebig. – »In wenig Tagen«, fing der Doktor, indem sie gingen, wieder an, »sehen wir sie wieder mit andrer Sorgfalt beschäftigt. Sie werden vielleicht schon von einer Badeanstalt gehört haben für arme Kranke, diese ist ihr Werk und entstand wie von selbst. Es ist wenige Meilen von hier entfernt, sie selbst braucht dieses Bad zu ihrer Erhaltung seit mehrern Jahren. Ihrem mitleidenden, für jeden fremden Schmerz empfindlichen Herzen war es eine höchst peinvolle Empfindung, eine Klasse Menschen an allem Mangel leiden zu sehen, die wegen wirklicher, sehr harter Gebrechen sich am Bade einfanden, unterdessen andre im größten Überfluß lebten, die nur Vergnügen und Zeitverkürzung dort suchten. Auf eigne Kosten hat sie also jede Bequemlichkeit für die kranken Armen einrichten lassen, und zwar alles so gut, so sauber und bequem, daß sie für ihre eigne Person sich derselben jedesmal bedient. So dürfen nun die armen Geplagten nicht mehr den Abhub der Reichen kümmerlich erbetteln, und die Hülfe für ihre Schmerzen nicht erst dann erwarten, wenn jene, oft weniger Leidende befriedigt sind. Es wird alles für sie auf das pünktlichste und gefälligste besorgt; so daß sie auf jede Weise gegen den Einfluß des Übermuts geschützt bleiben. Zu diesen gehören dann auch die sonst üblichen Kollekten, die oft ganz unzweckmäßig verteilt werden; und das Schauspiel der allgemeinen Abfütterungen, die auf den Kranken, bei ihrer gewöhnlichen Not und der täglichen schlechten Nahrung von sehr Übeln Folgen sind.« – »O«, rief Florentin, »oft war ich Zeuge, mit welchem Überdruß, mit welcher Verachtung man seinen Beitrag zollte!« – »Freilich«, antwortete jener, »doch vergesse man nicht, daß dergleichen auch für viele, die sich nicht ausschließen dürfen, oft ein lästiger Tribut sein kann. Freiwillige Beiträge, von einzelnen, weiset die Gräfin nie zurück; um, wie sie sagt, den Segen des Wohltuns niemand zu entziehen. Die Gabe wird augenblicklich von der Gräfin selbst, in der Gegenwart des Gebers, den Armen zum freien Gebrauch eingehändigt. Bekannt wird aber nichts davon gemacht, weder mit noch ohne Namen.« – »So werden auch wohl diese milden Beiträge selten genug sein.« – »Das doch nicht; es gibt viel gute Menschen; und zeigt man ihnen den rechten Weg, so gehen sie ihn auch wohl.« – In welcher Welt, dachte Florentin, habe denn ich gelebt? –

Sie waren am Ufer des Sees angelangt, und hatten ein Haus, ein Zimmer nach dem andern in der kleinen Kolonie besucht. Florentin war dem Arzt gefolgt, teils aus Gefälligkeit, teils auch um dem Rittmeister desto sichrer auszuweichen, dessen Gesellschaft er mehr als jedes andre Übel verabscheute. Diese Rohheit bei so viel Anmaßung, die Verachtung der feinen Welt im Besitz aller mit ihr verknüpften Verkehrtheiten, sie waren ihm in der Seele zuwider. Er war sich keiner Menschenfurcht bewußt, doch überfiel ihm etwas Ähnliches von böser Vorbedeutung bei diesem Walter. Er zog es also vor, mit dem guten Doktor die wohltätigen Anstalten der Gräfin zu besuchen, obgleich er denselben unangenehmen Eindruck befürchtete, den er schon oft bei Besuchen der für Elende erbauten Paläste gefühlt hatte, wo es der einzige wirklich ausgeführte Endzweck war, den Namen und Reichtum des Stifters bis an das Ende aller Dinge bekannt zu machen. Freudig ward er aber überrascht beim Anblick dieser Stiftung, wo ohne allen Prunk und irdische Verherrlichung der Geist der Liebe allein, still und heilig wirkte. – »Hat Clementine nie geliebt?« fragte Florentin. – »Ich weiß nichts Eigentliches von ihrer Geschichte, auch weiß diese wohl niemand als Eleonore; jetzt spricht sie nie darüber. Was könnte es aber anders sein, das eine so fromme Seele beugt und erhebt, als Leiden der Liebe? So wie es nur durch die Liebe allein möglich ist, die zweckmäßigste Wohltätigkeit im schönsten Sinn zu verbreiten.« – »Nur von liebenden Frauen«, sagte Florentin, »müßte alle Wohltätigkeit kommen. Die Frauen verstehen auch am besten die Bedürfnisse einer schwachen Natur; der Mann würde die Schwachheit lieber vertilgen von der Erde, als sie im Leiden unterstützen.« – »Ei, Sie sagen das einem Arzt!« – »Jawohl; eben darum denke ich, können die Frauen vortreffliche Wärterinnen und Verpflegerinnen, weniger aber Arzt sein. Dieser muß auch die härtesten Mittel nicht scheuen, um das Übel zu verderben; jene würden aus Mitgefühl des äußern Leidens nichts Entscheidendes tun können.« – »Darin liegt etwas Wahres. Doch sind fromme Stiftungen von unglücklichen Männern errichtet worden.« – »Immer werden diese doch mehr das Gepräge des wilden, herben Schmerzens tragen, werden eigentlich mehr für Büßende als für Leidende taugen. Erinnern Sie sich des Mannes, der den strengsten aller Orden gestiftet! Auf dem Gipfel der Hoffnung seiner glühenden Liebe von einem vernichtenden Schlage getroffen, indem er die Geliebte tot unter den Händen der Wundärzte antraf, die ihren von einer entsetzlichen Krankheit entstellten Körper öffneten, als er eben von einer Reise zurückkommend, sich durch eine geheime Tür mit Vorsicht und Ungeduld einschlich, um sie mit seiner unerwarteten Erscheinung freudig zu überraschen, verbannt er sich auf immer aus der menschlichen Gesellschaft, und bildet eine um sich her, wo aus keinem Munde je ein andres Wort erschallt, als die beständige Erinnerung des Todes. Eine Frau an seiner Stelle würde eine milde Stiftung errichtet haben.« – »Ich habe nicht geglaubt, einen so beredten Kenner der weiblichen Natur in dem Manne zu finden, den mir Betty als einen Verächter der Frauen geschildert hat.« – »Diese Ironie ist stark!« rief Florentin lachend. »Die Frauen haben freilich im Ernst weder Glück noch Unglück meines Lebens bestimmt. Hat Betty mir das abgemerkt, so werde ich auch wohl nicht Gnade gefunden haben vor ihren Augen, das ist natürlich. Ist es aber meine Schuld, wenn es so ist? Wären die Frauen alle wohltätige Engel, wie Eleonore und Clementine, sie würden der Menschheit jedes Leiden vergüten, das ihr dummes Vorurteil und selbstsüchtige Eitelkeit zufügen.« – »Sie verlangen etwas Unmögliches, diese großen Mittel –« – »Verstehen Sie mich: es ist ja nicht das, was geschieht, sondern der Sinn, in dem es geschieht. Die freudige, glückliche Eleonore macht um sich her alles glücklich. Sie sammelt die Freuden des Lebens, um sie wieder zu spenden. Die erhabene, unglückliche Clementine haucht ihren eignen Schmerz in göttliche Harmonieen aus, und fühlt die Schmerzen der andern tiefer, um Trost und Hülfe zu verleihen. Die Liebe ist es und. nichts als diese, die hier tröstet, wie sie dort vergnügt. Es scheint die Tugend der weiblichen Langmut immer mit ruhiger Heiterkeit die Folgen des bösen Prinzips unschädlich zu machen; sich ihm vernichtend entgegenzustellen ist mehr die unsrige. Ist unser Bestreben auch größer, so ist ihr Gelingen desto sicherer!« –

Der Doktor hatte Florentin mit großem Vergnügen eigentlich mehr sprechen sehen, als zugehört; denn so wenig auffallend Florentin gewöhnlich erschien, so wuchs der Ausdruck seiner Gestalt bis zur Schönheit, wenn er im Feuer der Rede sich selbst und alles um sich her zu vergessen schien. – »Sie sollten uns nicht so bald wieder verlassen«, sagte er; »Sie würden vielleicht in unsrer Mitte eine Laufbahn finden, die Ihnen genügte, und Ihrer würdig wäre!« – »Das doch noch nicht«, antwortete er gelassen; »das darf ich noch nicht. Zuerst will ich, um es zu dürfen, damit beginnen, daß ich wirklich trotz jeder Lockung das ausführe, was ich mir vorgenommen, und an dessen Ausführung ich schon so viel Zeit gesetzt. Sie soll nicht so ganz nur verschwendet worden sein. Sie folgen Ihrem Beruf unter den Augen der erhabenen Clementine, und werden vielleicht doch noch einst dauerndes Glück und Lohn aus ihren bildenden Händen empfangen. Mir aber ist es notwendig, das in großer Masse arbeiten zu sehen, was ich, seitdem ich denken kann, in mir trage. Allenthalben, wo man sich befindet, kann man den Krieg für die Freiheit unterstützen und verfechten. Allenthalben steht man auf dem Schlachtfelde, wo Habsucht und Barbarei herrscht, und so hinge man freilich, wenn auch unsichtbar, mit jener großen Masse zusammen; wäre es mir nur nicht so notwendig, andre Menschen, einen andern Weltteil zu sehen, als den, der sich jetzt der kultivierte nennt. Das Schauspiel eines neuen, sich selbst schaffenden Staats ist mir interessant. Es häufen sich überdies immer mehr innere und äußere Gründe, warum ich in einer übertäubenden Tätigkeit mich selbst zu vergessen suchen muß.« –

   

Nach diesen Worten ward er wieder still, und in sich gekehrt. Bald darauf gingen sie nach dem Haus des Doktors, das wohleingerichtet, zierlich und bequem, am Ufer des Sees, mitten in der Kolonie lag. Hier zeigte er ihm seine vortreffliche Naturaliensammlung, seine reiche auserlesene Bibliothek, die zugleich einen Schatz an seltnen Karten und Reisebeschreibungen enthielt. Florentin sprach über diese Dinge mit einer Sachkenntnis, worüber der Arzt erstaunte, da er ihn dergleichen nicht zugetraut haben mochte; auch nahm er seitdem sichtbar an Achtung für ihn zu. Er selbst erschien hier bei seinen Heiligtümern im vorteilhaftesten Lichte. Florentin hatte niemals weniger den Mangel an Witz und überraschenden Einfällen in der Unterhaltung vermißt, als bei diesen wahrhaft verdienstvollen Mann. Er ward nicht müde ihn reden zu hören; auch sprach er immer besser je mehr er Gelegenheit fand, seine tiefe Gelehrsamkeit und die mannichfaltigen gründlichen Kenntnisse anzuwenden. Seine sonst mehr ruhige Physiognomie ward dann durch Begeisterung erhöht, besonders bei gewissen, ihm heiligen Dingen. So sprach er das Wort Natur immer mit einer Art von Ehrfurcht aus, so wie man im Tempel sich vor den Namen des Allerhöchsten beugt.

   

Eine neue Welt ging vor Florentin auf bei seinem Gespräch. Nie hatte er sich mehr belehrt gefühlt, nie hatte er größere Achtung für einen Menschen empfunden. Nur zu schnell verging ihm der Abend; es graute ihm, als er daran dachte, in die Stadt zu dem lärmenden Gasthof zurückzukehren. Es konnte ihm also nichts Erwünschteres begegnen, als da der Doktor ihm anbot, daß er die Nacht in seinem Hause bleiben möchte. Er nahm das Anerbieten eben so freimütig an, als jener es getan.


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