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Zehntes Kapitel. Rückblick und Aussicht

Gang der deutschen Reichsgeschichte vom Ausgange der Staufer an bis zur Zeit Maximilians I.

 

Es bleibt mir jetzt, nachdem wir die verschiedenen Stadien und Felder der Kultur unserer Altvorderen im Mittelalter durchschritten haben, zum Abschluß des ersten Abschnittes meiner Darstellung nur noch übrig, den politischen Entwicklungsgang des Deutschen Reiches von der Staufer Ausgang bis auf Maximilian I. zu skizzieren.

Mit dem Untergange der hohenstaufischen Kaiserdynastie hat Deutschland eine politische Weltstellung verloren die es erst 1870-1871 wieder eroberte. An dem Tage, wo Friedrich II. zu Firenzuola gramgebeugt verschied (1250), hörte unser Land auf, eine Weltmacht zu sein. So sehr war infolge seiner unglücklichen Verfassung seine staatliche Bedeutung an die großen Persönlichkeiten seiner Herrscher geknüpft. Wir möchten durchaus nicht die Lobpreiser der Staufer machen, denn ihre aristokratische Befangenheit ist mit schwerster Wucht auf sie selbst und auf Deutschland zurückgefallen; aber so viel steht fest, daß während ihres Herrschertums unser Land an Macht, Geltung und Hoheit allen Staaten Europas vorging, und daß ihre kaiserlichen Titel »Praepotentissimus« und »Semper Augustus« kein leeres Wortgepränge, sondern nur der Ausdruck einer Tatsache waren. Sowie aber diese Tatsache mit dem letzten großen Hohenstaufen zu Grabe getragen worden, ward in trostlosester Weise offenbar, daß die Reichsverfassung weiter nichts als eine systematische Anarchie war, und unseres Landes bösester Fluch, die fürstliche Territorialmacht, die Kleinstaaterei, schoß zu üppiger Giftblüte auf. Die bürgerliche Freiheit, in den Städtebünden politisch organisiert, hätte vielleicht diesen Fluch gewendet; allein es fehlte dem deutschen Bürgertum bei aller Tatkraft im einzelnen an einer umfassenden und durchgreifenden nationalen Idee und – an einem genialen Verwirklicher derselben.

siehe Bildunterschrift

Nr. 227. Landsknecht.

Auf die traurigen Zustände Deutschlands während der »schrecklichen kaiserlosen Zeit«, während des Interregnums (1250-1273), ist schon bei wiederholter Gelegenheit aufmerksam gemacht worden. Die hohe deutsche Aristokratie ging damals bei auswärtigen Fürsten mit der Kaiserkrone hausieren, wie das ja auch der bürgerliche Liberalismus 1848 bei einheimischen getan hat. Zuletzt machte sich der Mangel eines Zentralpunktes im Reiche doch allerwärts so fühlbar, daß diejenigen Fürsten, von welchen die Königswahl (die Kur, von küren) schon damals vorzugsweise abhing und die daher Kurfürsten hießen, sich auf den Grafen Rudolf von Habsburg vereinigten (1273). Diese Wahl zeigte schon, was die Fürsten damit wollten. Sie begehrten keineswegs einen mächtigen Kaiser, sie wollten vielmehr nur so eine Art von Reichspolizeimeister, der die gar zu tolle Unordnung im Lande meisterte und ihnen ihre durch die Störung der Landwirtschaft, des Handels und Wandels bedrohten Einkünfte wieder mehr sicherstellte. Sie hatten sich in dem Manne ihrer Wahl auch nicht getäuscht. Rudolf, ein schweizerischer Dynast von mäßigem Besitztum, ließ es sich nicht einfallen, die Idee des deutschen Kaisertums im Sinne Karls des Großen, der Ottonen und Staufer aufzufassen. Dazu war er viel zu prosaisch schlau, viel zu nüchtern gescheit, allem Ideenschwung viel zu sehr abgeneigt. Übrigens möchten wir ihn eher darum loben als tadeln, daß er kein römisch-deutscher Kaiser, sondern einfach ein deutscher König sein wollte. Wäre er es nur im vollsten Maße gewesen, allein die Rolle eines guten Haushälters und Familienvaters schien ihm leider die schönere. Er war der Louis Philipp des Mittelalters und daneben ein vortrefflicher Polizeivogt, welcher im Reiche umherzog und die Galgen unter dem Gewichte gehenkter Raubritter krachen ließ. Seine Haupttat, die Besiegung Ottokars von Böhmen, war eine wohlangelegte und geschickt durchgeführte Handelsspekulation in mittelalterlichem Stil. Heutzutage würde Rudolf an der Börse spielen, damals mußte er Schlachten schlagen, um seinen Söhnen das schöne Österreich zu erwerben. Rudolfs nächster Nachfolger, Adolf von Nassau (1291), wollte es seinem Vorgänger in Gründung einer Hausmacht nachtun, benahm sich aber dabei so ungeschickt und plump, daß es zu seinem Verderben ausschlug. Es wurde ihm in der Person Albrechts von Österreich, Rudolfs Sohn, ein Gegenkönig aufgestellt (1298), gegen welchen er in der Schlacht bei Göllheim Krone und Leben verlor. Albrecht hatte eine starke Ader jener mitleidslosen Härte in seinem Wesen, welche oft große Reiche gegründet hat. Vielleicht wäre es ihm bei längerem Leben vergönnt gewesen, die Rolle Ludwigs XI. in Deutschland zu spielen; allein seine Ländergier machte den eigenen Neffen die Mörderhand gegen ihn erheben, welcher er bei Windisch an der Reuß erlag (1308), im selben Augenblicke, wo er der uralten Bauernfreiheit in den Alpen ein gewaltsames Ende bereiten wollte. Der zu seinem Nachfolger auf dem deutschen Königsstuhl erkorene Graf von Luxemburg, Heinrich VII., bestätigte die Eidgenossen in ihrer Reichsunmittelbarkeit. Er brachte Böhmen an sein Haus und ging dann, von der alten unheilvollen Lockung der römischen Kaiserkrone bezaubert, über die Alpen, wo ihn die Ghibellinen mit freudiger Hoffnung empfingen. Sogar Dante, der in seinem großen Gedichte alle Schrecken der Hölle heraufbeschworen hatte, um die Verderbnis seiner Zeit zu züchtigen, begrüßte ihn als den Retter Italiens und Wiederhersteller der Kaiserherrlichkeit. Allein, was der Hohenstaufen Genie nicht zustande gebracht, die Bemeisterung des Republikanismus italischer Städte, brachte Heinrichs Klugheit noch weniger zuwege. Er starb inmitten unerquicklicher Kämpfe plötzlich zu Buonconvento (1313). Sein Tod gab wieder einmal das Signal zu einer streitigen Königswahl in Deutschland. Die luxemburgische Partei des Kurfürstenkollegiums (Pfalz, Mainz, Trier, Köln, Böhmen, Sachsen, Brandenburg), welches allmählich das höchste Wahlrecht ausschließlich an sich gebracht hatte, erwählte Ludwig von Bayern, die habsburgische Friedrich den Schönen von Österreich. Ein Bürgerkrieg mußte entscheiden, und die Entscheidung fiel durch die Schlacht bei Mühldorf, wo der treffliche Schweppermann aus Nürnberg Ludwigs Heer befehligte, gegen den Habsburger aus (1322), welcher sich seinem Gegner gefangen geben mußte, aber von demselben edelmütig behandelt wurde. Ludwig der Bayer war der letzte deutsche König, welcher den Gedanken des Kaisertums im altromantischen Stil aufrecht zu erhalten und geltend zu machen suchte. Dies verwickelte ihn natürlich in heftige Konflikte mit dem päpstlichen Stuhl. Er war jedoch mächtig genug, um die sogenannte Kurfürstenerklärung von Rense (1338) zu veranlassen, dahin gehend, daß fortan jede von den Kurfürsten vollzogene Wahl eines Kaisers des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation auch ohne päpstliche Bestätigung vollkommen gültig sein sollte. Allein zu einer solchen Demütigung des Papsttums, wie sie König Philipp der Schöne von Frankreich demselben zu Anfang des 14. Jahrhunderts angetan hatte, ließ die deutsche Vielstaaterei Ludwig nicht kommen. Die päpstliche Partei in Deutschland erweckte ihm in dem Luxemburger Karl IV. von Böhmen sogar einen Gegenkaiser, welcher jedoch erst nach Ludwigs Tod (1347) zu Ansehen gelangen konnte. Der von der bayrischen Partei gewählte Günther von Schwarzburg starb, nachdem er kaum zu Frankfurt gekrönt worden war, und so besaß Karl den Thron unbestritten.

siehe Bildunterschrift

Nr. 228. Troßdirne.

siehe Bildunterschrift

Nr. 229. Landsknechtskorporal.

Er war ein geschmeidiger Mann, in welchem im Gegensatze zu der mittelalterlichen Ritterlichkeit das moderne, auf französische und italische Praktiken gegründete Diplomatentum schon völlig ausgebildet erschien. Karl erließ das Reichsgrundgesetz, die sogenannte »Goldene Bulle«, welche die Gewohnheiten des deutschen Staatsrechtes, die Stellung der Kurfürsten und Fürsten, die Rangverhältnisse der Aristokratie zuerst systematisch regelte und außerdem über Landfrieden, Münzen und Zölle Bestimmungen enthielt, die niemand beachtete. Wie ohnmächtig Karls und seines brutal rohen und liederlichen Sohnes und Nachfolgers Wenzel Reichsregiment beschaffen war, bezeugt am schlagendsten der große Städtekrieg, von welchem im vorigen Kapitel Meldung geschehen ist. Wenzel wurde 1400 förmlich des Thrones entsetzt und statt seiner Ruprecht von der Pfalz gewählt, ein wackerer Mann, der aber dem steigenden Verderben des Reiches auch nicht gewachsen war. Er mußte den Fürsten ausdrücklich das Recht zugestehen, Bündnisse unter sich zu schließen, zur Wahrung des Landfriedens, wie das trügerische Motiv lautete. Die Regierung seines Nachfolgers, des Luxemburger Sigismund (1410-1437), war mit unerquicklichen Bestrebungen, die kirchlichen Angelegenheiten zu ordnen, ausgefüllt.

Die Verlegung des Papstsitzes nach Avignon durch französische Staatskunst (1305) hatte nämlich die größte Anarchie in der katholischen Kirche zur Folge. Auch sie, die ewig unwandelbare, begann zu wanken. Die Kardinäle teilten sich in verschiedene Parteien und wählten verschiedene Päpste, so daß es 1308 deren drei gab, die einander gegenseitig verfluchten und so das große Kirchenschisma vollständig machten. Dieser heillose Zustand nun ließ wohlgesinnte Männer mit ihren Wünschen, die auf eine Reformation der Kirche an Haupt und Gliedern gerichtet waren, offener hervortreten, und der Prager Professor Johannes Hus trat nach dem Vorgange des Engländers Wycliffe entschieden gegen die Mißbräuche des Papsttums, gegen die Entartung der Klöster und des Klerus auf und forderte eine Wiederherstellung des Christentums im Sinne des Evangeliums. Er wurde darum vor das von Sigismund mit unendlicher Mühe endlich zustande gebrachte allgemeine Konzilium von Konstanz geladen und von diesem, dem kaiserlichen Geleitsbriefe zum Trotz, zum Feuertode verurteilt, was beweist, wie sehr es dieser Kirchenversammlung, zu welcher an 150 000 Menschen zusammenströmten, mit dem Reformationswerke ernst war. Doch wir werden auf diese kirchlichen Verhältnisse später ausführlicher zu sprechen kommen. Hier nur soviel, daß der brennende Holzstoß des Reformators Hus seine Anhänger in Böhmen zur wildesten Kriegsfurie entflammte, daß die Hussiten unter der Führung großer Feldherren, wie Ziska und die beiden Prokope waren, gegen den meineidigen Sigismund zu den Waffen griffen, aus ihrem Böhmen heraus in die Nachbarländer fielen und Sachsen, Brandenburg und Bayern verheerten und brandschatzten, bis endlich (1433) ein Friede gestiftet wurde. Sigismund unternahm auch den herkömmlichen Römerzug, allein sein kronenreiches Haupt war dennoch ohne rechtes Ansehen, und unter ihm begann schon die Zerbröckelung des Reichskörpers in auffallender Weise. Nicht nur mußte er die Mark Brandenburg dem aufstrebenden Hause der Hohenzollern erb- und eigentümlich hingeben, sondern die burgundische Freigrafschaft sogar der fremden neuburgundischen Dynastie überlassen. Im übrigen war er ein munterer Herr und leutseliger Wollüstling, dem zuletzt von der eigenen Gemahlin, der messalinischen Barbara von Cilly, widerfuhr, was er selber zuvor so vielen Ehemännern angetan hatte.

siehe Bildunterschrift

Nr. 230. W. Hogarth, Der Tod.

Ich kann mir nicht versagen, zur Charakteristik dieses Kaisers und seiner Zeit aus einer alten Chronik eine Nachricht auszuziehen über Sigismunds Aufenthalt in Straßburg im Jahre 1414. Er war von Basel den Rhein hinabgefahren und bei seiner Ankunft in Straßburg »schenkte man dem König 3 Fuder Weins, ein silbern Übergült Gießfaß 200 Gulden wert und bezalt was er und die seinen verzehrt hetten und thet ihnen große Ehr an; und versönte den Kayser die Stat mit iren Feinden deren sie viel hatte und mit dem Bischof. Es waren mit dem Kayser zu Strasburg viel Fürsten, Grafen, Herren und Ritter, und die Stat hielt nachts große Hutt vor Aufrur und Überlauff, also daß durch die Nacht auf 100 wol gewapnet durch die Stat von einer gassen in die ander mit liechtern reitend. Und die Handwerker halber oder das dritte teil lagen heimlich nachts gewapnet auf iren Trinckstuben, dieweil der König alda was, auf daß mer Sicherheit wäre. Und die Weiber zu Strasburg seind kommen zur Primen-Zeit in des Lohnherrn Hof, da der König innen gelegen. Und als der König solches gewahr worden, sey er auffgestanden, einen Mantel umb sich geworffen und barfuß mit den Weibern durch die Stat gedanzet. Und da er in die Korbergassen kommen, haben sie ihm ein par Schug umb 7 Kreutzer kauft, ime solche angethon, und habe der König als ein weiser schimpflicher (humoristischer) Herr zugelassen, wie die Weiber mit ihm gehandlet, kam zum Hohenstege, danzte und fügte sich wieder in sein Herberg und rügte. Hernach am Freytag und Sambstag da was groß Kurzweil von Hoffiren und Danzen in Strasburg. Und danzte der König selber, macht auch die Ehrndanz. Am Zinstag, als der König 6 tag zu Strasburg war gewesen, da gab er den Edlen Weiben auf 150 güldene Ring, deren eins 2, auch 1½ Gulden wert was, und fure zu schiffe den Rhein hinab, hinweg. Und die Frawen füren mit, wol eine halbe meil wegs in eine Wardt und zeretten miteinander.«

Mit Sigismund erlosch der luxemburgische Mannsstamm. Die deutsche Kaiserkrone kam an seinen Schwiegersohn Albrecht II. von Österreich und verblieb fortan beim Hause Habsburg, auf welches das reiche luxemburgisch-böhmische Erbe überging. Von des zweiten Albrechts Reichsregiment ist nichts zu sagen, von dem seines Neffen und Nachfolgers auf dem Kaiserthron, Friedrich III., nur dieses, daß während seiner langen und jammerseligen Regierung (1440-1493) die Reichsverfassung immer offenkundiger verfiel, das kaiserliche Ansehen geradezu verhöhnt wurde, die fürstliche Landeshoheit zunahm, Herren und Städte taten, was sie mochten und konnten, und während heillosester Anarchie im Inneren die Reichsgrenzen von äußeren Feinden ungestraft verheert wurden, insbesondere die südöstlichen von den Türken, welche unter ihrem Padischah Murad I. (1361-1389) ihre furchtbare Erobererrolle in Europa begonnen hatten. Friedrichs III. Sohn und Nachfolger, Maximilian I., wird der »letzte Ritter« genannt, und haben ihn ja Dichter als solchen gefeiert. Alle seine großartig romantischen Anläufe endigten jedoch tragikomisch, und einzig das österreichische Glück im Heiraten (»tu felix Austria, nube!«) bewährte sich auch an ihm und verschaffte ihm die reiche Erbschaft Karls des Kühnen von Burgund. Seine Entwürfe, die Kaisergewalt wieder zu erhöhen und zu stärken, scheiterten an dem Widerstande der Fürsten, welche den süßen Trank der einmal verschmeckten Souveränität nicht mehr von den Lippen setzen wollten. Zum Zwecke der Abstellung des schmählichen Faustrechtes vereinbarten sich die Reichsstände mit dem Kaiser zu einer Verfassungsreform, welche das kaiserliche Ansehen nur noch mehr erniedrigte, denn das Reichsoberhaupt kam dadurch um die oberste Leitung des Gerichtswesens. Man errichtete das sogenannte Reichskammergericht schleppenden Andenkens und teilte behufs leichterer Handhabung der Rechtspflege das Reich in zehn Kreise (österreichischer, bayrischer, schwäbischer, fränkischer, kurrheinischer, oberrheinischer, niederrheinisch-westfälischer, obersächsischer, niedersächsischer, burgundischer Kreis), welche unter dem erst zu Frankfurt, dann zu Speier, endlich zu Wetzlar sitzenden Reichskammergerichte standen. Da aber der Geschäftsgang bei diesem Gerichtshofe ein unendlicher war, da auch die meist nur noch durch Gesandte beschickten Reichstage das unbehilflichste, ergebnisloseste Institut wurden, so gewannen die Fürsten in ihren Gebieten immer freiere Hand, und die Viel- und Kleinstaaterei hob die Reichseinheit tatsächlich auf. Nur die leere mittelalterliche Form blieb, und die Kaiser des heiligen römischen Reiches wandelten in dem Krönungsornate Karls des Großen wie lächerliche Gespenster durch eine neue Zeit. Daß eine solche angebrochen, erkannten allermeist die republikanisch-praktischen Schweizer. Die Eidgenossen verweigerten den Reichskriegsdienst und versagten dem Reichskammergericht ihre Anerkennung. Kaiser Max überzog sie mit Krieg (Schwabenkrieg), wurde aber wiederholt geschlagen und mußte im Baseler Frieden (1499) die tatsächliche Loslösung und Unabhängigkeit der schweizerischen Eidgenossenschaft vom Reiche anerkennen.

So verlassen wir denn am Ausgange des Mittelalters Deutschland in Ohnmacht und Zerstückelung. Dis bisherigen Lebensmächte waren gealtert und siech geworden: die Romantik hatte in Kirche, Staat und Gesellschaft ihre Kraft vollständig erschöpft und war unheilbarem Marasmus verfallen. Neue Kulturstaaten mußten aufsprossen, neue Gesichtspunkte eröffnet, neue Standpunkte gewonnen, neue Hebel in Bewegung gesetzt werden, um den versumpften Lauf deutscher Bildung wieder in Fluß zu bringen. Nach mehr als tausendjährigem Schlummer sollte die Sonne heidnisch-klassischen Geistes wieder am Horizont emporsteigen, um eine mönchisch eingeengte und verfinsterte Welt zu weiten und zu hellen, und der Sturm der Freiheit mußte seine Schwingen rühren, um die mit giftigen Miasmen erfüllte Atmosphäre deutscher Geschichte zu reinigen. Wird die Sonne kräftig genug sein, das Gewölke kirchlicher Verfinsterung zu durchbrechen? Wird der Sturm Mächtigkeit genug haben, wirklich reinigend durch Deutschland und Europa zu fahren? Das »Zweite Buch« beantwortet diese Fragen.

Finis

Zu den Illustrationen für dieses Buch wurden folgende Werke benutzt:
Henne am Rhyn, Kulturgeschichte des deutschen Volkes,
Schultz, Deutsches Leben im 14. und 15. Jahrhundert,
Fuchs, Sittengeschichte.


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