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Weinfroher Ausklang in Wertheim

siehe Bildunterschrift

Wertheim im Jahre 1673. Kupferstich von Merian d. J.

In Wertheim gewahrte man überall die Spuren der kaum verklungenen Herrlichkeit, und eine Stadt kann ebensogut übernächtig aussehen und Katzenjammer haben wie ein einzelner Sterblicher.

Aber darin zeigte sich Wertheim heute im hellsten Licht einer Rhein- oder Main- und Weinstadt, daß ein neues Fest, und zwar ein Fest der Arbeit, die Abspannung des gestrigen Festes niederschlug. Gestern galt es dem Taubertal und heute dem Main. Die besten Wertheimer Weinberge liegen am jenseitigen Mainufer. Und von da drüben schallten jetzt die Freudenschüsse und die Jubelrufe der Winzer. Es war Weinlese. Große Mainschiffe, die bei dem niederen Wasserstand jetzt Ferien hatten, fuhren herüber und hinüber, als seien es kleine Nachen, mit Menschen, Fässern, Butten und Tragkufen bis zum Rande belastet.

Das bunteste wimmelnde Leben entfaltete sich abends jedoch auf der Tauber. Sonst nicht schiffbar, bildet sie bei der Mündung einen Hafen für die Mainschiffe. Und gerade dieser Mündungswinkel ist so wunderschön! Die schwarze überdachte Holzbrücke der Tauber im Vordergrund, die Taubervorstadt mit ihrer neuen Kirche zur Rechten, die Mainstadt mit den Hafentürmen, mit ihrer alten gotischen Kirche und den großartigen Trümmern des Bergschlosses in der Mitte, die jenseitige Vorstadt Kreuzwertheim zur Linken – das alles gibt ein Gesamtbild von solcher Fülle und Pracht des malerischen Aufbaues, daß man es wohl, wie schon viele getan, mit Heidelberg vergleichen darf.

Und gerade an diesem reizenden Punkt sammelten sich die meisten weinbeladenen Schiffe und landeten am Tauberufer, wo der Most aus den Butten in die Fässer gefüllt auf Wagen oder auf Tragkufen geschafft und hüben wie drüben durch die geschäftig wimmelnde Menge zur Stadt gefahren wurde.

Das war mein letzter Blick auf die Tauber. Der letzte Eindruck war reiches, frohes Arbeitsleben inmitten einer ewig jugendschönen Natur und alter Denkmale und Trümmer versunkener Menschengeschlechter. Westwärts, wo der Main zum Rheine zieht, verglüht die Sonne, und nach einem Gang von der Frankenhöhe durchs Taubertal herab ist Wertheim bereits eine Weissagung auf den Rhein.

siehe Bildunterschrift

Stadt Bischofsheim


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