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»Durch Feuer und Blume überraschend«

An der oberen Tauber sieht es allerwege altertümlicher aus als im mittleren und unteren Tal. Das kann man auch an Sitte und Tracht des Landvolkes wahrnehmen, ja sogar beim Weinbau. Die Weinberge der oberen Tauber sind selber ein allmählich versinkendes Altertum.

Zwischen den einzelnen Weingärten ziehen sich Wälle von zusammengelesenen Steinen die Hügel hinab und geben der ganzen Landschaft ein seltsam fremdartiges Ansehen. Diese langgestreckten Steinhaufen sind Denkmale uralten Fleißes bei der Rodung des Acker- oder Reblandes und geben als unverrückbare Grenzlinien dem Forscher der Wirtschaftsgeschichte einen Wink über den ältesten Umfang der einzelnen Güterteile.

siehe Bildunterschrift

Weikersheim, nach der Natur gez. von G. M. Eckert, gest. von F. Foltz, um 1840

Bei Weikersheim, wo das antiquarische Interesse des Weinbaues zurücktritt, weil dort ein auch noch für die Gegenwart höchst angenehmer Trank gedeiht, verschwinden diese Steinwälle. Allein die Weinberge sehen doch auch hier kurzgeschnitten, da die hitzige flache Bodenkrume auf dem Kalkgeröll keine enggepflanzten, stark ins Holz treibenden Reben duldet. Die Ertragsmenge ist darum auffallend gering, die Güte des Gewächses aber kann unter Umständen ausgezeichnet werden. Weikersheim, Markelsheim, Mergentheim und Marbach rühmen sich des besten Tauberweins. Er ist entschieden kein Schwabe, sondern fränkisch mittelrheinischer Art, durch Feuer und Blume überraschend, allein flüchtig und nicht von langer Dauer. Auch dieser Wein steht, gleich der ganzen Tauber, an den Grenzen: er ist kein Wein von Rang und großem Namen, dennoch sind die besseren Sorten zu fein, die geringeren zu wenig ausgiebig, und die ganze Kultur ist zu kostbar, als daß der Wein als echter Landwein, als allgemeiner Haustrunk im Lande herrsche. Darum darf es uns nicht wundern, daß wir in so vielen Wirtshäusern des Taubertals zwar die Weinberge vor den Fenstern liegen sehen, auf den Wirtstischen aber stehen zumeist bloß Biergläser.


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