Fritz Reuter
Dörchläuchting
Fritz Reuter

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So sach't an desen Pingstdagnahmiddag in't Nemerowsche Holt ut, un wenn wi Stining un villicht ok den Löper utnemen – na, minentwegen ok den Herrn Konrekter, denn hei was in arge Verdreitlichkeit mit den Stockknop unner de Näs' ut Schultschen ehre Baud gahn – denn sach't dor idel lustig ut; äwer tau Nigen-Bramborg in de Paleh sach dat dorför desto argerlicher ut. – Wat hadd ok de Herzog Fridrich Franz von Meckelborg-Swerin nödig hatt, an desen Pingstdag en riden Baden expreß an Dörchläuchten von Meckelborg-Strelitz tau schicken? – Äwer wat helpt dat Reden doräwer? De Kirl was dor, Rand hadd em en Breiw afnamen, un Dörchläuchten hadd em eigenhännig upbraken un eigenhännig lesen, un as hei dormit prat was, säd hei ganz behaglich: »Rand, wi krigen morgen Besäuk. – Unser Vetter Liebden von Mecklenburg-Schwerin wird uns morgen von Berlin aus ein bißchen besuchen mit anständigem Gefolge und uns sein Complimang machen.« – »»Un dat seggen Sei so, as wenn dor wider nicks bi los wir? – Un dat seggen Sei mi so unschüllig? – Ne, Dörchläuchten, dat geiht allmeindag' nich. – Äwer den Besäuk känen wi up Stun'ns nich sin. – Wi möten wat von Krankheit oder Verhältnissen oder annere Regirungssaken utfünnig maken.«« – »Was fällt Dir ein?« frog Dörchläuchten un treckte de Stirn vull Schrumpeln, »wir werden doch unsern hohen Verwandten empfangen können?« – »»Känen wi ok, Dörchläuchten, känen wi jo ok; äwer up Stun'ns man nich. – Wi hewwen jo keinen Gröschen Geld, un de Sweriner Herzog, dat is en jungen Herr, un de will lewen un lustig lewen, un de Ort, de hei uns noch mitbringt, de kenn ick.«« – Rand hadd Recht, Rand hadd ümmer Recht, wenn hei up de Vermägensverhältnissen tau reden kamm, un Dörchläuchten wüßte dat ganz gaud, äwer argerlich müßt em dat doch sin, hei säd also sihr verdreitlich: »Den Besuch können wir nicht ablehnen, wir müssen Anstalten treffen, wir müssen borgen.« – »»Je Dörchläuchting,«« säd Rand in deipe Bedrängnis, »»wer borgt uns? – Uns borgt kein Minsch. – Seihn S', dor is Schultsch mit den Tweiback . . . .«« – »Halt Dein Maul, Du Esel!« rep Dörchläuchten, un mit Recht sihr falsch, »was kümmert uns Schultsch!« – »»Ih, Dörchläuchting,«« säd Rand un gaww lütt bi, »»dat is jo ok man, dat ick dorvon red'.– Ne,«« set'te hei nah 'ne Wil hentau un dachte dorbi an de Drinkgeller, de em ut de Fingern slippen künnen, »»ne! taurügg wisen känen wi Fridrich Franzen nich, denn wo würd uns dat kleden? – Dat seg jo ut, as wenn wi power wiren. – Ick weit woll, sei hett wat,«« un dormit wis'te hei mit den Dumen äwer de Schuller un äwer den Mark weg. – »Wer?« frog Dörchläuchten, un't was, as wenn em en ganz Deil lichter würd.– »»Je, sei dor bi Buttermannen up den Bähn, Prinzeß Christel. – Ick heww ehr Kammerjumfer gistern Morgen woll seihn, wo sei bi Kunsten mit en Korw vull Buddeln ut den Rathskeller kamm, un vermorrntau säd Kunst jo, sei hadd Allens bor betahlt.«« – »An unsere Christel-Schwester können wir uns nicht adressieren,« säd Dörchläuchten mit grote Bestimmtheit, »die Prinzeß macht uns schon so genug Reproschen, daß wir zu wenig für sie tun. –Wie wäre es mit dem Hofrat?« – »»Je, heww ick dat nich ümmer seggt? – Nu kümmt dat doch so. Nu hewwen wi em den Hof verbaden. – Dörchläuchten, wat laten wi den Kirl nich frigen? Wat gelt uns den Minschen sine Frigeri an? – Wenn wi sülwst man nich frigen sälen.«« – »Na,« rep Dörchläuchten sihr bestimmt, denn hei was in Regirungssaken ümmer kort resolwirt, »denn lass' ihn rufen.« – »»Ja, Dörchläuchten, dat is licht seggt, wo ›rufen‹? – De is hüt Nahmiddag Klock twei all nah'n Nemerowschen Holt 'rut, un de Korrir von Meckelborg-Swerin möt doch soglik 'ne gnedige Antwurt hewwen. – Äwer nu hüren S' mi – Sei hüren mi meindag' nich – laten S' den Kammerjunker glik schriwen: sihr angenehm – grote Freud' – oder wat Sei süs inföllt, un wi führen nah den Nemerower Holt 'rute. – Tau Wagen geiht dat hüt frilich nich, denn uns fehlt de ein Löper, äwer wi känen jo in de Gondel führen un Strasen Bescheid seggen laten, dat hei führen sall – en Gewitter krigen wi nich – un denn ward ick mi an den Hofrath maken, dat hei uns nich in den Holt utritschen kann. – Äwer dat segg ick Sei, hellschen gnedig möten wi gegen em sin, un dat känen wi jo ok, denn wat gelt uns sin Frigen an?«« – Rand hadd wedder Recht, Dörchläuchten gaww sick, de Korrir kreg sinen Bescheid, un Dörchläuchten führte mit Randten in de Gondel nah den Nemerower Holt. –

'Ne gaude halwe Stun'n vorher, ihre de Gondel, de in de Firn so utsach, as hadd sei Einer bi Noahn sinen Kasten as Jung'n beliggen laten, un jedenfalls hellschen lewensgefährlich let, Anker smet, hadden de Nigen-Brambörger in dat Nemerowsche Holt all enanner tauraupen: »Dor is hei! – Dor kümmt hei! – Hei kümmt sülwst! – Na, nu will'n wi em doch ok nah Kräften upnemen! – Krischan, treck Di den Rock an! – Jung', Du wardst Di doch nich mit Din Büxen in de irste Reih stellen willen?« – Schauster Schöning wischte sinen lütten Jungen de Snut wedder af, Kunst schickte den Stadtmuskanten an den See heraf un befohl em, hei süll blasen un wider nicks as blasen. – »Korl! Dat grote Glas! Dat ick Dörchläuchten dormit unner de Ogen gahn kann!« –Schultsch kunn sick dat doch nich beiden laten, wotau hadd sei ehren Tüffelmaker? »»Krischan, Du rögst Di nich! – Rög Di doch! – Wat? – Du wardst Kunsten doch Gegenstand dauhn känen? – Wotau hewwen wi de Baud? – Hir! un hir!«« un sei stek Krischanen in jede Hand 'ne Buddel Duwwelbir. – »»Worüm sall Dörchläuchten nich von uns' schön Duwwelbir ebenso gaud drinken as von Kunsten sin Gesöff?«« – Un Krischan rögte sick un gung an't Seeäuwer, un de Tüffelmaker blos, un de Stadtmuskant blos, un Allens was up de Bein, blot de Dichter satt in Kunsten sine Baud un sweit'te grote Druppen, denn hei makte en Gedicht tau Dörchläuchten sinen Empfang. – Un noch Einer satt dor, dat was de Herr Hofrath Altmann, de säd tau sick: »Ja, gaht Ji man, ick bruk Dörchläuchten nich, Dörchläuchten brukt mi.« –

Nu kamm Dörchläuchten an't Land. – Sin öbberste Admiral för den Tollensensee un de LiepsDer Lieps-See, südwestlich vom Tollensesee bei Neubrandenburg. , Jochen Strasen, wat den jitzigen Jehann Strasen sin Grotvader was, namm den hogen Herrn up den Arm, drog em dörch dat tücksche Element un stellte em – baff! – midden unner sin truges Volk up den Drögen, un sin Volk jubilirte, un de Muskanten blosen, un weck von de lütten Stratenjungs, de weck hadden, smeten mit de Mützen, un as Krischäning Birndten sin baben in de Bäuk behacken blew, smeten sei mit Stein un Knüppel dornah, dat de Sak binah lewensgefährlich würd, un Kunst rückte von de ein Sid mit dat grote Deckelglas vull Punsch vör, wat de Präses ümmer in de Hand hadd, wenn Rundgesang sungen würd, un von de anner Sid rückte in den sülwigen Tempo Bäcker Schult mit twei Buddeln Duwwelbir vör, un de Konrekter, de von Firn sick de Sak ok mit ansach, säd för sick: »Wo? – dit is jo binah, as wenn Dörchläuchten as en nigen Prometheus von de Gewalt un de Kraft an den Kaukasus anked't warden sall, κράτεσφι, βίηφι, wat Einer hir schön mit Punsch un Duwwelbir äwersetten künn.« – Äwer't würd nicks dorut, Apollo schow sick dormang in de Perßon von den Herrn Dichter Kägebein, de sick dörch Punsch un Duwwelbir nah vör stört'te, in de eine Hand sine bi Korben drückten, Johre lang mäuhsam sammelten Gedichte, in de anner sine eben bi Kunsten sammelten Gedanken. – Utwennig kunn hei sei nich, hei las also, Korlin Soltmanns stunn achter em:

»Ich reiche hier in meines Fürsten Händen
    In Ehrfurcht und devotem Sinn
    Dies Werk aus Dankbarkeit Dir hin.
Sollt' nun Dein Aug' sich gnädig wenden
    Zu diesen Poesien hin,
Und sich nur ein'ge Zeilen fänden,
    Durchläuchtigster! nach Deinem Sinn,
    Welch' Glück, daß ich so glücklich bin!
Der Herr, der setze Dich zum Segen,
    Er geb' Dir Heil und Wohlergeh,
Geleite Dich auf allen Wegen,
    Dein Glück muß immer grünend stehn:
    Und Mecklenburg wird sich erfreun
    Und Dir des Dankes Palmen streun.«

Dormit äwergaww hei Dörchläuchten sine gesammelten Gedichte. – Dörchläuchten was ganz still, de Sak hadd em äwernamen, hei was gerührt, em was so wat noch nich vörkamen, hei kek sick nah Randten üm, wat de woll dortau säd. – Rand was weg. – Ok de Nigen-Brambörger wiren ganz still, ehr hadd dat ok äwernamen, ehr was so wat ok noch nich vörkamen, äwer gerührt wiren sei nich, sei wiren falsch, dat en Nigen-Strelitzer in ehr eigen Kämmeriholt ehr den Rang aslopen süll, un't wohrte nich lang, dunn gung irst en Flustern los: »Dat sälen wi uns beiden laten? – Dat sälen wi uns von en Nigen-Strelitzer beiden laten?« – Un ut dat Flustern würd en Raupen: »Wo is de Konrekter? – Wo is de Herr Konrekter? – Hir hett hei vör en beten noch stahn. – Ja, Vadder, ick heww't ok seihn. – Ih, dor is hei 'runne, den See entlang gahn.« – De Konrekter was ok weg, twei Hauptpersonen in dit Spill fehlten, 't kunn also ok nich recht von Bedüden wider wat warden. –

Dörchläuchten gung nu dörch dat grote Minschengewäuhl gnedig wider un grüßte rechtsch un grüßte linksch, un de Unnerdahnen repen em tau: »Na, gun Dag ok, Dörchläuchting! – Dat is schön, dat Sei ok en beten hir sünd! – Ja, ick säd glik, Dörchläuchting würden woll hüt Nahmiddag en beten kamen.« – »»Seid Ihr denn auch recht vergnügt, Leute?«« frog Dörchläuchten recht fründlich. – »Dank för gaude Nahfrag'! – Ih, ja! – Dat geiht woll. – Hellschen! – Ümmer up twei Bein!« so gung dat dörchenanner, un so'n Putzenmaker rep dormang: »Hüt Abend geiht't up einen Bein!« – »»Je, Du süllst leiwer seggen: up alle vir Beinen,«« – rep 'ne smucke Dirn dormang, »»weitst noch von verleden Johr?«« – Un Dörchläuchten lachte gnedigst mit, as Alle lachten, un de Muskanten blosen, un de drei Lakayen folgten, un achter de gungen Kunst un Bäcker Schult, as wir dit en Opfertog, un sei drögen dat Trank-Opfer, un dunn kamm de Dichter un sach nicks, sach gor nicks, sülwst sine besten Bekannten nich, un Korlin Soltmanns bammelte an sinen Arm, un hei dachte nich an sei – en richtigen Dichter denkt nich an Brud un an Fru, blot an sinen Triumph – hei gung ok nich, hei swewte; un hei was doch irst blot in de Vörhall von all de Seligkeit, de hei sick utmalt hadd, un de hüt noch in vullen Gäten äwer sin glücklich Höwt süll utgaten warden. –

As Dörchläuchten un de Dichter, ein jeder up sine Ort, so dörch dat Volk dörchtriumphirten, satt de Herr Kammerdeiner Rand ganz de- un wehmäudig in Kunsten sine Baud bi Hofrath Altmannen un red'te mit en groten Umswang von slichten Tiden un gauden Tiden un von slichten Weder un gauden Weder un von allen Mäglichen, blot nich von de grote Verlegenheit, in de sei bi Hof seten, un Hofrath Altmann was schawernackschen naug, em sick ümmer deiper in den Drähnsnack 'rinne zappeln tau laten, denn wat hei wull, wüßt hei recht gaud. – Tauletzt müßt sick Rand denn nu en Hart faten un müßt in den suren Appel biten; hei fung nu also an: »Ja, un morgen krigen wi ok wedder en hogen Besäuk, Fridrich Franz von Swerin kümmt; dat ward ok wedder en schönen Gröschen kosten.« – »»Ja, de Tiden sünd slicht,«« säd de Hofrath, »»de Botter kost't ok all wedder drei Gröschen.«« – »Un wi möten denn doch Anstalten tau allerlei Festlichkeiten maken, un wat kost't dat nich?« – »»Ja,«« säd de Hofrath un süfzte ganz christlich dortau, as hadd hei en deipes Mitled mit de allgemeine Noth. – Dese Süfzer makte Randten nu frischen Maud, un hei set'te hentau: »un wo sälen wi dat Geld hernemen?« – »»'T is slicht in de Welt,«« säd Altmann, »»mihr as fiw Eier willen s' nu ok nich mihr för en Schilling gewen.«« – »Ih, dorvon red' ick nich, mit Botter un Eier un anner Lewensmiddel kamen wi woll dörch, dat is man üm den boren Gröschen tau dauhn.« – »»Sei hewwen Recht, Rand,«« säd de Hofrath un kek den Kammerdeiner an, as müßt hei sick dägern äwer sine groten Insichten verwunnern, »»Sei hewwen Recht, dat is dat grad': de bore Gröschen.«« – »Na, so sihr slimm is dat ok noch nich, nah grot acht Dag' möten jo doch uns' Inkünften ok wedder inspringen.« – »»Ne, slimm is dat nich; äwer't hürt vel tau taum minschlichen Lewen. – Ick wull eigentlich ok in de negsten virteihn Dag' Hochtid hollen, äwer – dat verdammte bore Geld!«« – »Ih wat,« säd Rand un wull stramm up sinen Zweck los gahn, »Sei hewwen't jo, un wenn Sei Hochtid hollen willen . . . .« – »»Je, Rand,«« föll hir de Hofrath in, denn so licht wull hei sick denn doch noch nich krigen laten, »»de Botter drei Gröschen, fiw Eier för'n Schilling un dortau Dörchläuchten sine Ungnad'!«« – »Ih, dat ward so heit nich eten, as dat upfüllt is, wenn Sei . . . .« – »»Dat Frigen sin laten, willen Sei seggen,«« föll de Hofrath wedder in, »»denn . . . .«« – »Ne,« rep Rand dortüschen, »ick mein, wenn Sei uns bet Jehanni en lütten Posten Geld vörscheiten, denn kem't mit de Ungnad' woll wedder taurecht.« – »»Ne, Rand,«« rep de Hofrath, stunn up, knöpte sick den Rock fast tau un langte nah sinen Haut, as wull hei weggahn, »»as ick Jug Geld gaww, let't Ji mi in Ungnaden fallen, wenn ick Jug kein gew, kam 'ck mäglich wedder tau Gnaden. – Wat gelt Dörchläuchten min Frigen an?«« – »Dat segg ick, dat segg ick!« rep Rand un höll em wiß, »un hei süht dat jo ok in. – Nu setten S' sick! setten S' sick! – Hei is so gnedig gegen Sei in sinen Sinn, stellen S' em up de Prauw, ick hal em her!« dormit lep Rand ut de Baud. – »»Ja, wegen't Geld!«« rep de Hofrath achter em her. – »Ne, ne!« rep Rand taurügg, »hei deiht Allens, wat Sei willen.« –

Mitdewil wiren denn nu ok Kunsten sine Gäst un de Muskanten wedder in de Baud taurügg kamen, un dat Danzen gung wedder los, un Dichter Kägebein un Korlin-Dorimene swemmten in ehre Seligkeit äwer all de annern Danzpore baben weg, taum wenigsten Kägebein mit sine Näs', denn de höll hei pil tau Höchten, as satt sin ganze Dichterruhm fustdick dorup, un de Welt led Schaden, wenn sei 'n nich seg. – Nu müßt hei äwer mal wedder Pust hollen un kamm bi den Hofrath tau stahn, hei jappte denn en por Mal deip nah Luft, un sülwst in desen bedenklichen Taustand, de süs jeden Minschen för en Ogenblick lahm leggt, kunn hei dat Dichten nich laten: »Damon,« red'te hei den Hofrath an. – »»Ih wat!«« lachte de, denn de Utsicht up den Verdeinst, den hei bi Dörchläuchten maken wull, hadd em lustig kettelt, »»ick heit Altmann, nich Damann.«« – En ordentlichen Dichter lett sick nich ut de Kuntenanz bringen: »Damon,« fung Kägebein wedder an:

»Selig ist der Tag dahin geflossen,
Punsch und Kuchen haben wir genossen,
    Dorimen', die schönste Zier,
    Tanzt in meinen Armen hier.

Und Durchlauchten seine Gnaden,
Als er aus dem Schiff geladen,
    Nahm mein Buch in dem Empfang
    Unter frohem Zymbelklang.

Aber eins fehlt zu dem Glücke,
Rand und Du hältst mein Geschicke,
    Dorimene flehet mit,
    Machet mich zum: Hofpoet.«

»»Dat is jo prächtig!«« lachte Hofrath Altmann, »»dat will'n wi woll krigen! – Hahaha! – Un Korlining, Sei? – Hofpoetin, wat?«« – un hei strakte Korlin-Dorimenen äwer de Backen, dat sei wedder gelrod anlepen, un Kägebein led't, denn hei was en würklichen Dichter, hei kümmerte sick den Deuwel üm de gewöhnliche Iwersük, hei hadd blot den Hofpoeten in't Og'. – Äwer nun kamm Rand mit Dörchläuchten in de Baud, un de Stadtmuskant blos ›Von Pharao‹So hat sich das Wort ›Fanfare‹ im Munde des Volkes verändert (R.). , un Kunst kamm wedder mit dat Deckelglas vull Punsch, un Dörchläuchten namm't un drunk gnedigst dorvon un wend'te sick an de Gesellschaft, de an de Bänken un up de Bänken entlang stunn, un säd mit düdliche Stimm: hei hoffte, sine leiwen Unnerdahnen wiren recht vergnäugt; un Kunst namm dat Wurd un rep: »Korl! För jeden Unnerdahnen en frisch Glas! – 'T ward nich betahlt.« – Un hei namm sülwst en Glas tau Hand un rep: »Uns' Dörchläuchting von Meckelnborg-Strelitz, Adolph Fridrich, de virte, Hoch!« – »»Hoch!«« rep Allens. – »Un dat hei för uns Nigen-Brambörger noch lang' en gnedige Herr bliwen mag! Hoch!« – »»Hoch!«« – »Un dat hei noch lang' as uns' gnedigste Fürst un Nahwer an unsern Mark lewen mag! – Hoch!« – »»Hoch!«« – Un Dörchläuchten bedankte sick mit en por Würd' un gung an de Reihen entlang un sprok hir mit den Einen un dor mit den Annern, ganz natürlich, as wir hei würklich ok man en gewöhnlichen, gemeinen Minsch as de Annern, un as hei bi Kägebeinen kamm, steg hei so vele Stufen von sinen erhabenen Thron 'runner, det hei Kägebeinen up de Schuller kloppen kunn, un säd tau em: hei hadd em hüt 'ne grote Freud' makt, un hei wull ok ümmer 's Abends bi Taubeddgahnstid in sin Bauk lesen. Un äwer Kägebeinen kamm dat wedder mit en Dichterswung, un hei wull eben sine Dorimene as sine Brud vorstellen un üm den Hofpoeten bidden, un hei grawwelte all nah de Kammerjumfer ehre Hand, as em Einer von achter mit de Würd': »plagt Sei der Deuwel?« in't Krüz stödd, un hei 't also mit en deipen Diner bewennen let. – Un achter desen deipen Diner kek dat olle, lurige Gesicht von den Hofrath 'rute, un Dörchläuchten kek em sihr gnedig an un säd: »»Guten Tag, mein lieber Hofrat, wie geht es ihm?«« – Un de Hofrath let in deipste Verihrung den Kopp sacken un hung in ganz gehursamste Hochachtung dat Mul un säd: »Slicht, Dörchläuchten, sihr slicht. – De Botter kost't up Stun'ns wedder drei Gröschen, un mihr as fiw Eier gewen s' nich för en Schilling; un't bor Geld is so knapp, un dortau noch de allerhöchste Ungnad', in de ick verfollen bün . . . .« – »Hm, hm,« föll Dörchläuchten gaudmäudig in, »»besuch' Er uns morgen, wir wollen ihm in Gnaden gewogen bleiben, und zum Beweise dessen: bitt' Er sich eine Gnade aus.«« – Je, de Gnaden, üm de dat den Hofrath tau dauhn was, de kunn hei hir nich öffentlich föddern, de wiren em ok ümmer so as so gewiß, wenn hei de Tinsen infödderte, äwer bidden müßte hei wat, Dörchläuchten kek em tau gnedig an, bidden müßte hei wat, Kägebein kek em tau erbärmlich an, hei set'te also sinen Vurthel taurügg un let sine Lust an en Spaß frigen Lop: »Dörchläuchten hewwen mi mit ehre Gnaden all so hupenwis' äwerschüdd't, dat ick för mi sülwen gor nicks tau wünschen heww« – hir wull Dörchläuchten mit en gnedigen Diner weggahn, äwer Kägebein folgte so erbärmlich de Hän'n, dat de Hofrath 'rute platzte: »wenn äwer Dörchläuchten Ehre hoge Gnad' up en annern, sihr verdeinten Unnerdahnen utstrahlen willen, denn maken Dörchläuchten hir desen Dichter taum Hofpoeten.« – Dörchläuchten kek sick en beten hastig den Dichter an – worüm nich? – hei hadd Allens, wat taum Hof hürt, äwer'n Hofpoeten hadd hei noch nich, hei hadd ok noch gor nich doran dacht, dat hei so en uterwählten Vagel üm sick 'rümmer singen laten wull – äwer worüm denn nich? – Hei fot also mit de linke Hand an sinen Degen, mit de rechte an sinen lütten dreitimpigen Haut, taum Teiken, dat wichtige Regirungsangelegenheiten em dörch den Kopp späukten, un frog: »»Wie heißt Er?«« – »Kägebein, Advokat Kägebein,« stamerte de Dichter, as stünn hei vör de Himmelsdör, un Petrus hadd em sinen Paß för den Himmel asföddert. – Dörchläuchten set'te den einen Bein en beten nah vör, kek de anwesende Gesellschaft irnsthaft an un säd äwer Kägebeinen sinen krummen Puckel 'räwer: »»Ich ernenne hiemit den Advokaten Kägebein zu meinem Hofpoeten.«« – Dormit wull hei wider gahn, äwer so gung't nich los – sülwst en Fürst hett nich blot Rechte uttauäuwen, hei hett ok Pflichten tau erfüllen – un Dörchläuchten müßte nu ›das Stammeln des Dankes‹ von den nigen Hofpoeten uthollen. – Kägebein was vör Dörchläuchten up ein Knei dal follen. – Korlin-Dorimene was ut Brudstands-Rücksichten ok achter em in en Dutt tausam schaten – un hei stamerte nu los: »Das höchste Glück hab ich errungen . . . .« un nu brummte em dat dörch den Kopp: geschwungen, gelungen, gesungen, gedrungen, gebrungen, äwer hei bröchte dat nich wider, hei satt fast; sünst was sin Pegasus ümmer sadelt un packt, un grad' in desen Ogenblick, in den schönsten Ogenblick in sinen ganzen Lewen, was dat entfamtige Dirt stetsch worden. – Un dat is markwürdig: ick heww ümmer seihn, dat all de Dichters, wenn sei dat höchste Glück errungen hewwen un Hofpoeten worden sünd, jämmerlich an tau stamern fangen – 't is trurig; äwer't is wohr. – Hei hadd woll noch 'ne Tid wider stamert, dunn läd sick äwer Rand in't Middel; dese brave Kammerdeiner bögte sick an Dörchläuchten sin Uhr un säd: »»Dörchläuchten, bi Schultschen . . . .«« – »Was soll Schultsch? – Esel! – In diesem Augenblick?« – »»Bi Schultschen danzt Halsband – uns' Halsband! mit sine Brud!«« – »Was? was?« rep Dörchläuchten un dreihte sick hastig nah Schultsch ehre Baud 'rüm, grad' in den Ogenblick, as Halsband in sine bunte Löpermondirung mit sin Stining nah vör in den Kreis herüm schesen ded. – Dörchläuchten hadd sinen nigen Apoll ganz vergeten und hadd sinen Markur in't Og' fat't un wo! – De helle Zorn wir gewiß taum Utbruch kamen, hadd Rand nich heimlich seggt: »Sachten, Dörchläuchting, sachten! Nich üm den Bengel sinentwillen, ne, üm unserntwillen sülwst un denn wegen dat Volk.« – Dörchläuchten höll an sick un gung mit langsame, fürstliche Schritten up Schultschen ehre Baud los. – »Krischan,« rep Schultsch, de dit för en fründschaftlichen Besäuk estimiren ded un sick derowegen up utgesöchte Höflichkeiten inlaten wull, »treck den Proppen von de Buddel un schenk in!« un as Krischan, de sick nich licht 'ne Sak äwer'n Kopp wassen let, ok nich fürstliche Gnaden un Ihren, sick nich rögte, indem dat hei ut Dörchläuchten sin Wesen so'n sonderboren Irnst un so'n scharpen Blick up den Löper herute lüchten sach, sprung sei vörtau un höll Dörchläuchten en groten tinnernen Kraus mit schümig Duwwelbir entgegen: »Gott sei Dank, Dörchläuchten kamen doch ok tau uns. – Ja, wenn wi ok nich . . . .«; äwer Rand schow sei taurügg, Dörchläuchten gung, ahn sei antauseihn, an ehr vöräwer un driwens up sinen Löper los: »Haben wir Dich nicht nach Berlin geschickt?« –

Wilhelm Halsband hadd den hogen Herrn sine Anstalten grad' so richtig taxirt, as Bäcker Schult, un las in sine Ogen, dat em de Besäuk gellen würd. Stining hadd Dörchläuchten anseihn, hadd ehren Wilhelm in de Ogen keken, un 'ne fürchterliche Angst was äwer ehr kamen; sei wull weg, äwer de Löper höll ehre Hand fast un flusterte ehr tau: »»Stah fast! – Holl ut! Kamen möt't doch einmal!«« – »Haben wir Dich nicht nach Berlin geschickt?« frog de hoge Herr noch mal mit grötern Nahdruck, as Halsband, de mit Stining tau dauhn hadd, nich glik antwurt'te. – »»Gnedigste Herr,«« säd de Löper un makte 'ne deipe Reverenz, »»ick bün ok dor west, heww Allens besorgt un heww de Antwurt up minen Breiw hir.«« – Dormit wull hei Dörchläuchten dese Antwurt äwerreiken. – Dörchläuchten stunn en Ogenblick ganz verdutzt: wat? sin Löper was in drei un en halben Dag virtig Mil lopen un hadd doch gewiß noch en Dag up de Antwurt 'rümmer luren müßt; binah hadd dat so'n Indruck up em makt, dat hei 'n vör all dat Volk lawt hadd; äwer sin oll brav Kammerdeiner bewohrte em vör so'ne Äwerilung, indem dat hei so halwlud för sick hen säd: »Ih, dat is doch sonderboren: hett en Breiw un giwwt em nich af.« – »»Ja,«« säd Dörchläuchten lud, »»warum bist Du nicht in unser Palais gekommen und hast die Antwort abgegeben?«« – »Dörchläuchten hewwen mi irst tau morgen Abend de Tid set't,« säd Halsband ganz bescheiden un makte wedder en Diner, höll äwer ümmer sin Stining fast, de vör Schimplichkeit hadd binah in de Ird sacken müggt. »Un denn sach ick Dörchläuchten Ehre Gondel up den See, as ick äwer dat hoge Äuwer lep un dacht, ick künn den Breiw hir äwergewen.« – Dit was sowid ganz vernünftig; äwer't paßte nich in Randten sinen Kram, un de Kammerdeiner säd denn ok so recht höhnschen vör sick hen: »»un denn danzt hei hir.«« – »Ja,« säd Dörchläuchten in Zornigkeit, »und denn tanzt Du hier? springst hier 'rum? mit der Person? mit der Person da? – Was ist das für 'ne Person?« – »»Dörchläuchten,«« säd Halsband un stunn steidel vör den hogen Herrn tau Höchten un kek em stramm in de Ogen, »»dat is keine Perßon, dat is 'ne ihrliche Börgerdochter, un dat is mine Brud.«« – Rand verkihrte bi dese Würd' schrecklich de Ogen un wull all en beten frisch Oel up Dörchläuchten sine Lamp geiten, äwer't ded nich nödig, Dörchläuchten bluckte ahn dit hell tau Höcht: »Brud? – Un dat seggst Du mi? Dat seggst Du mi?« – »»Ja,«« säd Halsband un slog den Arm üm Stining, dat hei sei hollen ded, denn ehr treden de Ahnmachten an, »»un Dörchläuchten, ick möt üm minen Afschid bidden, ick bliw nich länger Löper.«« – »Ick will Di bi Brudten, ick will Di bi Afschid nemen!« rep Dörchläuchten, »reißt die Person von dem Kerl los!« rep hei sine Lakayen tau, un't wir ok woll gescheihn; äwer wenn de Noth am grötsten, is de Hülp am negsten: Dürten Holzen hadd sick wil desen Spermang ümmer neger an ehr Stining-Swester 'ranne drängt un stunn nu mit enmal tüschen ehr un de Lakayen un rep: »»Rögt sei blot an! – Gnad' Gott den, de min Swester anrögt!«« un dormit namm sei ehre Swester in den Arm un wend'te sick tau Dörchläuchten üm: »»un wenn de Kaiser hir vör mi stünn, so süll hei min Swester nich in Schimp bringen! – Wat hett dat Kind dahn? – Dat sei den Löper sine Brud is? – Dörchläuchten, is Ehr Mutter nich ok mal Brud west?«« – »Was?« rep Dörchläuchten un was en por Schritt taurügg treden, »das mir? – Braucht Gewalt!« – »»Gewalt? Gewalt gegen en por unschüllige Frugenslüd'? – Un wenn Sei ok noch so'n groten Grimm gegen uns hewwen, is Ehr Mutter nich ok 'ne Fru west?«« – »Wer ist das? – Wer ist diese Person?« frog Dörchläuchten un bewerte vör Wuth an Hän'n un Fäuten. – »»Oh, 't is Dürten Holzen,«« säd Rand. – »Ah, das ist ja wohl die,« säd Dörchläuchten, »die den Konrekter heiraten will.« –

Ach, du leiwer Gott, dat arme Dürten! – Nu was't äwer ehr kamen, un alle Ogen keken ehr in dat Hart, wat sei so heimlich vör alle Ogen verslaten glöwte. Wo blew ehr Maud, vör Kaiser un König tau stahn? Sei hadd nich mal den Maud, ehre Nahwerschaft in't Og' tau seihn. – Dor stunn sei von gläugnigen Schimp äwergaten un hadd nich mal de Macht, ehr Swester tau hollen. – Krischan Schult sprung tau un schow sick mit sinen breiden Puckel tüschen Dörchläuchten un stüt'te sei un wull sei wegbringen, dunn rep 'ne fette Frugensstimm von achter ut den Minschen-Hümpel: »Lat't mi dörch! Ick möt hen!« un en tinnern Birkraus wackelte hen un her äwer den Kopp von de Gesellschaft, un Krischan rep nah hinnen: »»Lat s' nich dörch, Nahwer! Sei kann de Mund nich törnen.«« – Un Dörchläuchten dreihte sick üm un gaww Befehl, sei süllen den Löper in de Gondel bringen un gung mit sine Hofdeinsten dörch de Minschen, stur un still, blot Rand rep en por Mal: »Auh! – Auh!« – denn Schultsch hadd em mit den Birkraus en por Püff in de korten Ribben gewen, dat em dat Duwwelbir äwer Strümp un Schauh lep, un hadd en Gesicht dortau makt, worut hei düdlich lesen kunn, dat von nu an dat Duwwelbir ümmer ihre desen Weg nemen würd, as dörch sinen Hals. –

Un Dörchläuchten führte mit de Gondel äwer den See, un de Sak hadd 'ne grote Ähnlichkeit mit de Geschicht von Wilhelm Tellen, denn Wilhelm Halsband näumte sick ok Wilhelm un lagg ebenso as de anner Wilhelm hinnen in't Fohrtüg, sprung äwer nich 'rute, as hei an den Kropp kamm, un schow ok nich de Gondel in de willen Bülgen 'rinne, denn Storm un Bülgen wiren nich dor, un Dörchläuchten was kein Landvagt oder Landdrost, ne! hei was regirende Herr.

Un an den See entlang gungen twei arme Mätens, de sick schämten, de Ogen uptauslahn un de annern Lüd' up den gewöhnlichen Weg vör de Ogen tau kamen. Sei sleken heimlich dörch de Ellernbüsch an den Rand von den See, un Stining weinte still vör sick hen, un Dürten sach blaß ut un hadd de Lippen äwer enanner knepen un de Lippen bewerten af un an, as wir't ut Weihdag', oder as wir't ut Haß, un ehre Ogen schoten äwer den glatten Seespeigel nah Dörchläuchten sine Gondel, as wullen sei Löcker in dat Boot bohren, dat Allens in den Grund sackte, wat dit Elend äwer sei bröcht hadd, un mit em Stining ehr Unglück un ehr eigene Schimp. –


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