Fritz Reuter
Dörchläuchting
Fritz Reuter

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Kapittel 7.

Woans de Dichter Kägebein de Mamsell Soltmannen 'ne Kußhand up den Puckel smitt, un de Herr Konrekter in sinen Bregen afstöhmen un utuhlen deiht. – Wo Dörchläuchten mit de Swälken tauglik in Nigen-Bramborg ankümmt. – Wo Wilhelm Halsband Einen gripen will un sülwsten grepen ward. – Von den klauken Hans un den dummen Hans. – Wo twei Monarchen up den Mark tau Nigen-Bramborg spaziren gahn un sick Krig erklären. – Wer woll winnt? – Halsband un Dürten Holzen sälen in ein abscheuliches, düsteres Lock smeten warden. – Rand smitt den Pottpurrih-Pott intwei. – Dörchläuchten höllt sine Leweh, kriggt äwer keinen Tweiback, un em ward de nervus rerum gerendarum intweisneden.

So vergung denn nu de Tid, Is un Snei wiren mitdewil ok vergahn, tau Fastelabend wiren de leiwen Nigen-Brambörger Kinner vör Dau un Dag' in de Straten 'rümmer un in de Hüser 'rinner lopen un hadden ihrsame Borgers un dugendsame Husfrugens ut de Bedden 'rute stüpt, un ok de Herr Konrekter hadd sick mit Heitweckens losköpen müßt von de blankupputzten Barkenrauden, mit de em 'ne ganze Ban'n von lütte, driftige Quintaners un Quartaners de Flöh von den Rüggen jagen wull. Dürten Holzen hadd sick gegen dese wille Jagd upsmiten wullt, hadd äwer sülwst in den Düstern en por Rapps up de Del afkregen un hadd't nich hinnern kunnt, dat de Gesellschaft bet in de Slapstuw von den Herrn Konrekter 'rinne braken was.

Nu satt de Herr hüt bi dat Middageten un hadd den Kopp in de Hand stüt't, un de schönen Heitwecken legen mit Botter un Zucker un Kaneilsbork – nich rög' an! – vör em in de säute Melk, un hei süfzte: »Dat is en verdreitlichen Morgen för mi west, Dürten.« – »»Je, Herr,«« säd Dürten, »»äwer ick heww dor nich an dacht, dat de Jungs so unbescheiden sin würden, sick an Sei tau vergripen. Mi hewwen s' äwer ok mit en por schöne Strimen äwer de nackten Armen bedacht.«« – »Ih, dat mein ick nich. – Jung's sünd Jung's un willen ehr Vergnäugen hewwen; äwer wenn oll Lüd' tau Jung's warden, denn ward dat slimm. Denk' Di, Kunst hett mi würklich verklagt, un ick sall mi in Nigen-Strelitz stellen un för min Sak upkamen.« – »»Dat dauhn wi nich!«« rep Dürten. »»Ne, dreimal is recht, dat virte Mal en Schinnerknecht; dreimal möten sei uns kamen, un denn antwurten wi irst, un dat is so wid ok ganz gaud, dorbi kann de Minsch sick doch irst ordentlich besinnen. – Äwer nu reden S' nich mihr von de Sak, dor kümmt Ehr Fründ, de Herr Avkat ut Nigen-Strelitz, grad' up de Husdör los.«« –

»Guten Tag, guten Tag,« kamm Kägebein nah de Stuw herinner, »ah, beim Mittagessen! – Aber ich will nicht stören.

Störe niemals bei dem Mahle
Auch dem besten Freunde nicht,
Weil er sonst nur kalte, schmale
Und getalgte Happen krigt.

Ich werde mich hier ans Fenster setzen.« – »»Dauhn Sei dat,«« säd de Konrekter un et. »»Nemen S' mi dat nich äwel; äwer Unsereinen is de Tid knapp taumeten, un nödigen kann ick Sei ok nich, denn wi hewwen hüt nich mal Fleisch op den Disch.«« – De ganze Red' schinte äwer för Kägebeinen ümsüs hollen tau sin, denn hei kek stramm gradäwer nah de Mamsell Soltmannen ehr Finster un bedrew dorbi sonderbore Anstalten, hei dinerte un nickköppte un plinkte un smet Kußhän'n äwer de Strat 'räwer un sach so glückselig ut as en ollen Esel, wenn em de Krüww vull Hawern schüdd't is. Dürten schüddelte mit den Kopp, de Konrekter et wider. Kägebein breid'te de Arm ut un hadd sick so, as wenn wat ut de Soltmannen ehr Finster dwas äwer de Strat fleigen würd, un hei süll dat in sine Arm upfangen. Dürten schüddköppte düller, de Konrekter et unverzagt in de Heitwecken wider. – Tauletzt kamm äwer bi Kägebeinen de feine Poesie taum Dörchbreken, dat was, as wenn sick Allens, Hart un Lung' un Lewer, bi em ümkihrte, hei drückte de ein Hand up dat Hart, as müßte hei sin arm Ingeweid' dal drücken, dat em dat nich ganz ut de ollen Verfat kem, un hei stöhnte ut de deipste Mag' herute:

»Oh, welch Entzücken,
Dich zu erblicken!
Oh, Dorimen',
Dich wiedersehn,
Das bringt mich in die ärgste Pein.
Mit Deinem schwarzen Augenschein,
Ich bitte Dich, halt ein! halt ein!«

De Konrekter was upsprungen un kek äwer Kägebeinen sine Schuller un kau'te mit vulle Backen de Würd' dörch de Heitwecken 'rute: »»De Soltmannen!«« – Dürten was ok upsprungen un kek äwer den Konrekter sine Schuller un säd mit en gewissen Ingrimm vör sick hen: »De olle Gel!« – »»Oh, Dorimen' . . .«« fung Kägebein wedder an. – »So heit sei nich, sei heit Korlin,« rep Dürten dormang. – »»Kennen Sei de Mamsell?«« frog de Konrekter un wis'te mit de Hand äwer Kägebeinen sine Schuller, so dat de Nachborin dat för gaud höll, von't Finster afsid tau gahn, denn ehr müggten woll för 'ne anstännige Leiwesgeschicht tau vele Taukikers sin. – »Kennen, sagen Sie? Kennen, mein Gönner?« rep Kägebein un smet ehr, as sei weg gung, noch 'ne Kußhand up den Puckel, »anbeten, adorieren müssen Sie sagen. – Oh, Dorimene!« rep hei un drückte mit de Hand an sinen Dichterkopp 'rümme, as wir't 'ne Zitron, un hei müßte dorute recht wat Sures un Sarwes 'rute drücken un in sin säutes Dichterlewen 'rinne drüppeln laten, dormit dat de Lüd', de sine Gedichte lesen, doch ok en Vörsmack von de Weihdag' kregen, unner de hei sine Kinner in de Welt set't hadd. – »Kennen? Oh, Dorimene! – Sie ist ja drei volle Jahre lang meine Muse gewesen, meine undankbare Muse, als sie noch Kammerjungfer bei der Prinzeß Christel war.« – »»Na, denn ward sei nu jo woll dankbar naug wesen,«« säd Dürten un gung mit de äwrigen Heitwecken ut de Dör. – »Hm!« säd de Konrekter, »also neger sünd Sei ehr nich kamen, blot, dat Sei ehr ansungen hewwen?« – »»Freundchen, Gönnerchen, wie sollte ich?! – Ihre hohe Stellung als Kammerjungfer bei der Prinzeß, und dann der feine Hofton in Neu-Strelitz.«« – »Na, de ward sick doch ok hollen laten, denn wat ick so von Dörchläuchten un de Prinzeß Christel seihn un hürt heww . . . .« – »»Gönnerchen, das kennen Sie nicht,«« föll hir Kägebein in, »»um so etwas zu verstehen, muß der Mensch ein fein überzogenes Saiteninstrument sein, auf dem in zarten Stunden die Musen und Grazien spielen. – Hören Sie!«« un hei halte en Korrekturbagen ut de Tasch. »»Dies ist der dritte Korrekturbogen, ich gehe immer die drei Meilen hin und zurück und hole ihn selbst aus der Druckerei, er könnte mir ja verloren gehn. – Hören Sie! Hier ist ein Gedicht an Dorimene, welches meine betreffenden Gefühle ausdrückt:

Oh, Dorimen', nur in Gedichten und in Reimen
Wagt die Empfindsamkeit zu Dir zu keimen,
Die andern Wege sind mir streng verschlossen,
Die ich so gern an Deiner Brust genossen.
Ich . . . .««

»Ne, ne!« rep de Konrekter, »nemen S' nich äwel, ick heww kein Tid, ick möt in de Schaul. Also« – un hei sammelte sick sine Bäuker tausam – »wider as bet taum Ansingen sünd Sei mit de Mamsell nich kamen? – Wo känen Sei dat denn wagen, ehr von hir Kußhän'n tautausmiten?« – »»Lieber Gönner, das steht uns Dichtern frei, darin unterscheiden wir uns von den sterblichen Menschen. Wenn uns Rücksichten und Verhältnisse entgegentreten, so schwingen wir uns darüber hinweg.«« – »Dat heit, in desen Fall hewwen Sei sick mit ehre Küß äwer de Strat wegswungen. Ut de Neg' hewwen Sei sick also nich küßt.« – »»Freundchen, wie wäre das möglich! Da ginge ja jede feine, poetische Empfindsamkeit verloren.«« – »Na,« säd de Konrekter un makte de Husdör up, »dor sünd nu annere Lüd' annere Meinung. Na, ick gah hir linksch dal,« un hei kek sick nah Kägebeinen üm; äwer de stunn all wedder un dinerte nah de Soltmannen ehr Finster 'räwer un wull ehr 'ne Kußhand tausmiten, dunn dreihte sick sine undankbore Mus' snubbs üm, un de Poet stunn dor as Botter an de Sünn. – »Minsch,« rep de Konrekter, »Sei seihn jo ut as en verunglückten Sünnenprust. – Na, adjüs, ick möt maken, dat ick henkam. – Hm!« säd hei, as hei sine Weg' gung, »dat geföllt mi von de Nachborin, dat sei em bet up Stun'ns noch nich küßt hett, un dat sei sine poetische Utverschamtheit den Rüggen taukihren würd. 'T möt doch en recht bescheidenes Frugenstimmer sin.« – »»'T möt doch en recht utverschamtes Frugensminsch sin,«« säd Dürten un ret in ehre Stuw argerlich un hastig an 'ne tausamwirte Fitz Goren 'rümmer, »»mit den hett sei sick ok all inlaten.«« – –

So was ok Ostern kamen un de Herr Konrekter hadd ganz richtig prophenzeit, hei hadd würklich sin tau Ostern fällig Gehalt nich kregen, un dorüm kunn Dürten ok noch nich ehr Wihnachtsgeschenk krigen. Äwer so is dat einmal in de Welt; wat Einer will, dat kriggt hei nich, un wat hei kriggt, dat will hei nich; de Herr Konrekter wull sinen rechtmäßigen Gehalt hewwen, un hei kreg de unrechtmäßigsten Ladungen vör't Hofgericht tau Nigen-Strelitz. Hei was indeß doch all en beten dickfelliger in de Sak worden, Dürten säd em alle Dag': bang' maken gelt nich! un: holten Sei man de Uhren stiw. Un dat Frühjohr was kamen un hadd in sinen Däts en beten utlüft't un de dicken Winterdünsten verjagt, un hadd de Spennweben, de de Sorgen üm sinen gelihrten Bregen spunnen hadden, sauber utkihrt un utuhlt, un de Sünnenschin fung an, all wedder Äwerhand bi em tau krigen, blot wenn em sin Swager Kunst einmal unverseihns in de Möt kamm un em so von unnen up angludern ded mit so'n spöttschen Schin üm de Lippen, denn sprüt'ten un spölterten all de lütten Gläs' Madera von acht Johren her in sinen Kopp herümmer, un all de leiwen Botterbröd smerten sick up sine Seel fast, dat ut sin rendlich Babenstüwken un ut sin sauber Hartenskämmerlein en smuddlig un smerig Huswesen würd, worin dat Frühjohr un Dürten vergews Rendlichkeit tau bringen dachten. –

Mit dat Frühjohr un dat irste Gewitter un de irsten Swälken treckte denn nu ok Dörchläuchten in Nigen-Bramborg in. Lütte Mätens mit witte Kleder un Rosenkräns' un Gedichten wiren dunntaumalen noch nich Mod' in Meckelnborg, äwer 'ne annere lütte Ort was stark begäng' un sall jo all tau den hochseligen NiklottenNiklot, Gründer der meckl. Dynastie, um 1200 n. Chr. sine Tiden in Mod' west sin: de lütten Stratenjungs; dese lütte Ort lep nu mit de beiden Löpers vör Dörchläuchten un Prinzeß Christel ehre Kutsch vörup un drawte mit Jochen Bähnhasen sinen spattlahmen Brunen tau Strid un bröllte achter de drei Lakayen, de an de Kutsch hackten: ›vivat hoch!‹ achter her; un de Schausterfrugens un de Bäckerfrugens un de Frugens von de Tüffelmakers un de annern Frugens bunnen sick de blaggedrückten Schörten af un weihten dormit ut dat Finster 'rut un repen: »Willkam ok, Dörchläuchting!« un: »Gun Dag ok, Dörchläuchting!« un as nu de Wagens mit de Hofstaaten kemen, säden sei so äwer de Schullern weg: »Na, de lat't man, dat sünd blot de Annern.« – So höll den also Dörchläuchten mit sine Christel-Swester drei Dag' vör Himmelfohrt sinen Intog un treckte ganz glücklich un taufreden in sine Paleh, indem dat de Hewen ganz klor was, un Gewitterwulken sick nich seihn leten. Prinzeß Christel treckte bi Buttermannen up den Bähn. –

An den Himmelfohrtsmorgen so hentau säben stunnen drei Lüd' vör den ollen Böttcher Holzen sine Dör, dat ein was Stining, dat anner Dürten mit 'ne Schöttel in de Hand, un de drüdde was de Löper Halsband. – »Ne,« säd des', »hüt kann ick nich kamen, dor is noch vel tau besorgen bi uns, dat wi in Rauh kamen, un denn möt ick mi vermorrntau en beten up't Lopen äuwen.« – »»Wat?«« frog Dürten scharp, »»känen S' dat noch nich? mi dücht, nahgradens künnen S' dat oll Rönnen doch woll unnerwegs laten.«« – »Dürten, dat kennen Sei nich. – Seihn S', Fleischfreter löppt binah all so fix, as ick, un hei hett sick de Sak in de letzte Tid hellschen annamen. – Ne, so lang' ick den ßackermentschen Posten verwachten sall, will ick ok de Öbberst dorin sin. – Den Winter äwer sitt Einer sick stiw, un in'n Frühjohr is dat tau natt, nu is dat drög, nu möt Einer de Beinen smidig maken.« – »»Wilhelm, ick mein,«« föll Stining hir in, »du wullst dat ganze Geschäft upgewen.«« – »Dat will ick ok, Stining; äwer ick möt de Tid afpassen, dat ick mit Dörchläuchten in'n Gauden oder in'n Bösen utenanner kam. – Morgen kam ick wedder in Vadern sine Warkstäd.« – »»Mi wohrt dat vel tau lang,«« föll Dürten in, »»worum lopen Sei nich äwer de preußsche Grenz? lopen känen Sei jo doch.«« – »So? – Dat künn ick woll. – Wo blew äwer Stining un Vader?« – »»Ick . . . .«« fung Stining an. – »Du bliwwst hir,« föll Dürten hastig in, »wo? Ji ward't doch ok nich dat Lopen krigen. Ne!« rep sei un wull noch en rechten Trumpf upsetten, würd äwer unnerbraken.

»»Es wird bekannt gemacht,«« rep de städtsche Utrauper Stamer, »»der die den das in den Kopf habenden Sohn des Schustermeisters Grabow betreffenden, richtigen Nachweise über seinen augenblicklichen Aufenthalt liefert oder den Kranken selbst einfängt, erhält von dem das diesmal ein für allemal auslobenden Vater fünf Taler Belohnung. – 'T sünd Plötz up den Mark, ok Bückling', föfteihn för en Schilling.«« –

»Gott bewohr uns, Stamer,« rep Dürten den Utrauper an, un in densülwigen Ogenblick klüngen ok alle Finstern in de Nahwerschaft, un herute keken eben so vele Wiwerköpp mit Nachtmützen un ahn Nachtmützen un repen ebenso as Dürten: »Gott bewohr uns, Stamer, wat's dit? Wer süll so wat denken! Schauster Grabow'n sin Sähn! Wo is hei denn henlopen?« – »»Vaddersch, büst nich klauk, so tau fragen! Dat weiten sei jo eben nich.«« – »Ne,« säd Stamer, »dat weiten sei nich, un wi von den Magistrat weiten't ok nich; äwer vör den Treptowschen Dur säden sei, wenn hei dat west wir, den sei dor seihn hadden, un hei wir nich annerswo hengahn, denn wir hei nah Broda hentau gahn. – Na, gun Morrn! Ick möt wider.« – »»Dat heww ick mi woll dacht,«« säd Schauster Knirken sin Fru, »»dat hei nah Broda hentau gahn is.«« – »Ja, nah Broda is hei,« säd de Daglöhnerfru Rühringsch, »Jochen Mahnk, as hei de Gäns' stahlen hadd, de lep dunn ok in't Brodasche Holt.« – »»Ja, nah Broda is hei, wo süll hei süs ok henwesen?«« repen s' Alltausamen, un Dürten winkte Stining un Halsbandten nah ehr Vaders Husdel 'rinner. – »Wer is nah Broda?« frog en dicken, utverschamt klauk utseihend Mann, den 't so let, as hadd hei 't fustendick achter de Uhren, un de up 'ne bunte Fahlenstaut de Strat langs kamen was. – »»Ih, Herr Wendhals,«« fungen denn nu de Wiwer an tau vertellen, »»weiten S' denn nich? . . . .««– un nu vertellten sei de Geschicht – »»un nah Broda is hei, un hett sick in den Kopp set't, hei is ein von Dörchläuchten sin Hofdeinsten, un de Prinzeß Christel will em frigen.«« – Un Hans Wendhals, de dunntaumalen Dörchläuchten sin Kammerpächter up dat Brodasche Holt was – jo nich tau verwesseln mit Hans Wendtlandten, de dor up Stun'ns Kammerpächter is –, red langsam de Strat hendalen un äwerläd sick de Sak un kamm tau den Sluß, wenn em so vermorrntau noch fiw Daler in den Weg felen, so wir dat 'ne schöne Sak – worut Einer all seihn kann, dat ick von Wendhalsen un nich von Wendlandten, un von ollen un nich von nigen Tiden red', denn up Stun'ns würd sick en Kammerpächter vel üm fiw Daler scheren.

Un Dürten makte up de Del ok en Plan up de fiw Daler: »Halsband,« säd sei, »Sei känen lopen, un Sei willen jo ok vermorrntau lopen; wo wir dat, wenn Sei den unglücklichen jungen Minschen so wedder grepen?« – »»Ih Gott, Dürten, wo süll ick den grad' finnen? denn von Broda, dat's doch man en ollen Wiwersnack.«« – »Sei is't doch ganz egal, wo Sei lopen,« säd Dürten, »un Einer kann dat doch nich vörher weiten. Sei känen jo Glück hewwen.« – »»Ih ja,«« säd Halsband, »»wenn 'ck kein Glück heww, so heww 'ck 't doch nödig, un ick kann jo dor ok hengahn, mi is't egal; äwer üm de fiw Daler dauh 'ck 't nich, wenn ick't dauh, denn dauh ick 't üm den armen Minschen. Na, adjüs ok!«« – »Dat's recht, Wilhelm,« rep em Stining nah, »wat mägen sick sin ollen Öllern ängsten!« – »»Stining,« säd Dürten, »»dat is 'ne unverstännige Red'; wenn hei em gripen deiht, denn hüren em de fiw Daler.«« – »Dürten, wer denkt bi so'n Unglück an dat Geld?« – »»So? – So bliw man bi, denn wardst Du wid kamen. – Ja, wenn Schauster Grabow en armen Mann wir, äwer hei het't jo. – Ne, in so'ne Saken möt Einer Vernunft bruken. – Un ick süll s' ok bruken un süll mi Plötz von den Mark halen. – Na, gun Morrn.«« –

As Halsband ut dat Treptowsche Dur gung, namm hei sinen Haut af un treckte sinen Rock ut, dat hei sick lichter maken wull un läd beide Deil in den Durschriwer sine Stuw, un as hei ut den Dur was, set'te hei sick in en lütten Zuckeldraww un drawte mang de Gorens dörch up dat Brodasche Amt tau. – Kein Minsch was wegen den Festdag in de Gorens, kein Minsch was up den Fell'n tau seihn, den hei nah den jungen Minschen fragen kunn, hei lep also förfötsch wider un kamm ümmer düller in den Swung; dat Weder was so schön un de Morgenstun'n noch nich tau heit; 'ne Mäuh was em dat Lopen nich, hei was't gewennt, un as hei an Hans Wendhalsen sinen ollen Dreisch kamm, lep hei den Slag dal un wedder taurügg, de Lust brok bi em dörch, as bi uns in de jungen Johren, wenn wi bi gauden Weder un starken Schritt 'ne Fautreis' makten, denn bi en richtigen Löper is dat Lopen dat sülwige, wat bi annere Lüd' en starken Schritt is. – Hei verget denn ok bi sine Lust Schauster Grabow'n sinen Sähn un de fiw Daler, hei lep. –

De Kammerpächter, Herr Hans Wendhals, red noch irst bi'n Kopmann vör un betahlte 'ne Reknung, denn dat Reknungbetahlen was sine starke Sid, red äwer den Mark, un as hei up den Fischwagen en groten, frischen Aal sach, handelte hei sick den an un proppte sick den in de Tasch, denn hei was en rechten praktischen unner de dunnmaligen Ökonomikers un höll sick grote Taschen, wat recht von em was, denn Keiner kann weiten, wotau de nich mal nütt sünd. – Ditmal wiren sei nu för den Aal wat nütt, denn hei kunn dor bequem 'rute krupen. En pormal was hei denn ok all up den besten Weg, adjüs tau seggen; äwer Hans attrappirte em ümmer noch tau rechter Tid, müßt äwer von nu an den ganzen Weg de Tasch tau holten un kunn dessentwegen man sacht riden. Dorbi was em de Schaustersähn un de fiw Daler ganz ut den Gedächtnis kamen; äwer as hei up sinen Dreisch Halsbandten dor ümmer hen un her lopen sach, schot em dat Blatt: ja, dat is de Verrückte! Hei stangelte nu mit Arm un Bein up de oll Fahlenstaut herümmer, dat hei sei in't Lopen bröchte, denn hei wull Mannschaften taum Gripen halen, un doräwer verget hei nu den Aal. – Hei jog up sinen Hof, rep äwer de Knechts, halte de Daglöhners tauhop, un wil hei en glupsch klauken Mann was, ok äwerall keine olle Bang'büx, un vele geistige Gegenwart besatt, dachte hei gor nich an sinen Aal un stellte sine Lüd' hellschen praktisch an: »Ji säben slikt Jug den Räustergraben entlang, un wi annern acht sliken uns achter den Äuwer 'rüm, un wenn wi em denn in de Midd hewwen, un ick Hurrah raup, denn von alle Siden d'rup los! Hewwen möt wi'n!«

Dat geschach denn nu ok grad', as Herr Hans Wendhals dat seggt hadd.– »Hurrah!« – Halsband stunn still.– »Fat't em! – Wiß holten!« un as hei't sick dacht hadd, so geschach't, sei hadden em un höllen em wiß. – »Hir!« un hei langte in de Tasch un wull en Sacksband 'rute säuken. – »Wo, Deuwel, is min Aal? – Schad't nich!« hei dachte an de fiw Daler. – »Hir!« – De Sacksband würd 'rute halt, un nu süll Halsband bunnen warden. – »»Herre Gott! So laten S' mi doch! – Wat is los? Wat sall ick,«« rep de, »»ick bün jo de Löper Halsband, Dörchläuchten sin Löper.«« – »Ja, 't is All richtig, min Sähn, un de Prinzeß Christel will Di frigen. – So, nu binnt em man de Hän'n up den Puckel!« – »»Herr,«« säd Hans Wendhalsen sin Staathöller, de binah ebenso klauk was, as Hans sülwen, »»verwurrn is hei; wenn hei sinen Klauk hadd, denn lep hei hir nich in'n Horen ahn Rock an den Himmelfohrtsmorgen up unsen Dreisch 'rümmer.«« – »Schapskopp!« rep de Löper, un – swabb! – hadd de klauke Staathöller einen an den Bregen, un Klauk-Hans hadd woll den tweiten kregen, äwer de Äwermacht was tau grot, Halsband würd bunnen, un de ganze Gesellschaft gaww em nu dat Geleit nah Nigen-Bramborg 'rinne. –

Wenn dit Stück up Stun'ns passirt wir, denn wir Hans woll nich wid mit sinen Vagelbunten in de Stadt 'rinner kamen, ahn dat em 'ne Latern äwer sin Verseihn anstickt wir, denn up Stun'ns dor lewt un wewt dat tau Nigen-Bramborg in de Treptow'sche Strat un in de annern Straten von Minschengewäuhl, as wenn dor ümmer Johrmark is, as tau Berlin in de Königsstrat, un sörre dat sei de Iserbahn kregen hewwen, sall jo dat noch düller uthaugen; äwer dunntaumalen was dat Stratenlewen vel swacker, as dat Kirchenlewen, wat nu in den Gegendeil steiht. – As nämlich Halsband dörch de Strat ledd't würd, was allens in de Kirch, un blot de lütten, sünden- un gottlosen Stratenjung's nammen sick siner an, äwer von't verkihrte En'n, sei schregen achter den armen Löper her: »Ho! kikt! ho! – Sei hewwen Halsbandten grepen. – Halsband hett stahlen!« un gewen em dat Geleit bet taum Rathhus', denn dor müßte jo Klauk-Hans sinen Fats afliwern wegen de Wichtigkeit un wegen de Richtigkeit. –

Äwer twei Perßohnen hadd Klauk-Hans nich in sine Fiw-Daler-Reknung mit inrekent, de in dese Sak en düdlich Wurd intaureden hadden un ok mit inreden wullen, de ein was Dürten Holzen, un de anner was Dörchläuchten. – Dürten makte grad' rein in ehren Herrn sine Stuw, wil dat hei in de Kirch was; de Finster stunnen apen, un as Halsband up den Mark bröcht würd, hürte sei in ehre Strat den Larm von de lütten Stratenjung's, sei kek ut, denn obschonst sei nich niglich was, müggt sei doch girn Allens weiten, sach äwer nicks as en Hümpel Lüd'. – »Wat is dor los, Krischäuing Birndt?« frog sei einen lütten Stratenjungen, de dor vörbilep.– »»Sei hewwen Halsbandten de Arm up den Puckel bunnen, Halsband hett stahlen.«« – »Mein Gott!« rep Dürten, »wat is dit? – Wat is dit?« un stört'te up de Strat 'rute, denn sei was en kortresolvirtes Mäten. –

Dörchläuchten was den Morgen en beten tidiger upstahn, as för gewöhnlich, un gung nu in 'ne rode, sidene Hos', witte, sidene Strümp un Schauh mit blanke Snallen en beten vör sine Paleh up un dal; in de ein Hand hadd hei en Ruhrstuck mit en demantenen Knop un hadd sei hinnenwarts up sinen vigeletten Sanftrock leggt, de dick mit gollen Tressen beset't was, hinnen in den Nacken lagg em en breiden Horbüdel, un up den Kopp satt em en lütten, verdeuwelten Dreimaster, de de sworen Regirungssorgen in so wid verdecken würd, dat dor blot en por rechtsch un linksch verluren 'rute kiken kunnen; twei Lakayen gungen acht Schritt langs achter em, un Kammerdeiner Rand stunn in de Dör un kek tau, indem dat hei sick ogenschinlich äwer sinen Herrn freu'n ded. – »Gun Morrn, Dörchläuchting!« säd oll Böttcher Holz, de tau Kirchen gung. – »»Gun Morrn ok!«« säd Dörchläuchten gnedigst wedder. – »Gun Morrn ok, Dörchläuchting,« säd Slachter Jürndtsch, de grad' en por Karmenadenstücken nah den Herrn Hofrath Altmannen sinen Hus' dragen wull, denn de Herr Hofrath et ümmer girn en beten wat Apartes, un Karmenaden wiren dunntaumalen för de Nigen-Brambörger noch ganz wat Apartes, »gun Morrn ok, Dörchläuchting; na, ok wedder en beten hir? Ja, 't is hir äwer ok gor tau schön bi uns, un't Weder is ok so schön, un denn hewwen wi ok up Stun'ns so'n schönes Hamelfleisch, un . . . .« – »»Gun Morrn ok,«« säd Dörchläuchten un gung gnedigst wider. – »Gun Morrn, Dörchläuchting,« pust'te Bäcker Schultsch heranne, de so vullkamen utsach in ehren gräunen, breiden Rock un brun sidenen Dauk un witte Sünndagskapp, as wenn sei ut dreiduwwelte Sträng' tausam drellt wir; un dat was sei ok, denn irstens was sei Dörchläuchten sine Nahwersch liktau von sine Paleh, tweitens was sei Dörchläuchten sine Stutenliwerantin, un drüddens was sei den gnedigsten Herrn sine Mitkollegin in't Regiren; denn wat Dörchläuchten för't ganze Land, was Schultsch för ehr Ganzes Hus, un ehre Unnerdahnen säden, sei regirte in'n Ganzen noch en gauden Schepel forscher as Dörchläuchten sülwst.


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