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12

Vor dem goldglühenden Hauptportal hielten Sie an, stiegen aus und überließen das Auto dem Chauffeur. Es war, als wäre der Götterbaumeister Pra Wetsukam selbst vom Himapanberg herabgestiegen und hätte durch seine Zaubergewalt diesen Märchenbau aus lodernden Flammen und flüssigem, leuchtendem Gold erstehen lasen.

Im Scheitel des großen Triumphbogens ritt Gott Indra, grün von Körperfarbe, auf seinem weißen, dreiköpfigen Elefanten Eirawan. Gleißendes Spiegelmosaik deckte die vielen züngelnden Flammenornamente, die den reichen Portalbau überfluteten, und zwei große Silberfontänen zu beiden Seiten des Eingangs sprühten immer neue Garben blitzender Sterne in die Luft. Ihr Feuer leuchtete märchenhaft schön in all den kleinen silbernen und goldenen Glasflächen auf. Gott Indra mit seiner dreifachen Krone schien zu leben; in einer seiner vier Hände blitzte wie ein mächtiger Diamant das Chakrarad, das Wappen der Königsfamilie von Siam. Die perlmutteingelegten Augen des Reitelefanten funkelten unheimlich und giftgrün. Niemals hatte die Phantasie eines Europäers einen solchen Feuer- und Farbenzauber ersinnen können.

Starr vor Staunen blieb Ronnie stehen. Auch Warwick war von dieser Pracht begeistert, obwohl er schon viel Herrliches in Siam gesehen hatte.

»Das ist also das Tor für den Dusitpark, den Himmel der dreiunddreißig Götter«, deklamierte Ronnie, »wo jeder der gewaltigen Unsterblichen mit einem Gefolge von hunderttausend der schönsten Frauen ungezählte Ewigkeiten hindurch in ungetrübter Freude unaussprechliche Wonnen genießt?«

Warwich sah ihn verblüfft an. Woher hatte Ronnie nur diele eingehende Kenntnis siamesischer Sagen?

»Du staunst, alter Junge, was? Aber beruhige dich, das habe ich heute in der Zeitung gelesen. Ich habe darin eine genaue Beschreibung der Basarbauten gefunden.«

Als sie den Festplatz betraten, wurde Warwick von allen Seiten lebhaft begrüßt, und seine vielen Bekannten gratulierten ihm zur Genesung. Er war in gehobener Stimmung, denn er hatte nicht erwartet, daß sich alle so sehr um ihn bemühen würden, besonders die hohen Adeligen des siamesischen Hofes.

Die beiden Freunde schlenderten die große Feststraße entlang.

»Wir wollen zuerst einmal zur Speisehalle des Pia Worapong gehen«, schlug Warwick vor. »Dort gibt es echt siamesische Reistafel. So gute Speisen hast du noch nie gegessen. Der alte Pia hatte früher eine hohe Stellung im Palastministerium. Es wird dir manches merkwürdig vorkommen. Nur Europäer essen in Siam Kartoffeln. Trotz vielfacher Versuche, sie anzubauen, gedeihen sie hier im Lande nicht. Sie müssen von Hongkong importiert werden.«

Im Eingang begrüßte sie der alte, behäbige Pia herzlich. Man sah ihm an, daß er einen gutmütigen Charakter hatte und viel auf eine ausgezeichnete Küche hielt. Die beiden Freunde nahmen an einem der vielen sauber gedeckten kleinen Tische Platz, und Pia Worapong half Warwick freundlich und zuvorkommend, die etwas komplizierte Folge der scharfen Currygerichte zusammenzustellen. Warwick wählte unter den über hundert Delikatessen nur die Gerichte, die er aus eigener Erfahrung kannte.

»Wenn man nicht Bescheid weiß mit siamesischer Küche, kann man die gröbsten Fehler machen«, sagte er leise zu Ronnie. »Dann bringt man Speisen zusammen, die nicht zueinander gehören. Das wäre etwa so, als ob man marinierte Heringe mit Schlagsahne essen wollte. Die Siamesen machen sich im geheimen über die Europäer lustig, wenn diese Curry essen.«

Hübsch gekleidete junge Siamesen trugen bald darauf die Speisen auf. Ronnie schmeckte es ausgezeichnet. Er war ganz begeistert und lobte alles, was ihm vorgesetzt wurde.

»Die siamesische Küche ist ja irrsinnig schmackhaft«, erklärte er. »Aber wie steht es eigentlich mit der berühmten chinesischen Küche? Von der habe ich schon soviel gehört. Da soll es ja die sonderbarsten und abenteuerlichsten Gerichte geben.«

»Ja, das stimmt wohl. Sie ist anders als die unsere. Aber die Chinesen denken dasselbe von unserer Kocherei. Es kommt eben auf den Standpunkt an – alles ist relativ. Aber du willst doch jetzt ein Buch über Siam schreiben, also geht dich das doch nichts an.«

»Aber sehr, alter, brummiger Schulmeister. Du selbst hast mir doch erzählt, daß Siam nur elf Millionen Einwohner hat, von denen nicht ganz dreißig Prozent Chinesen sind. Ich habe es auch im Adreßbuch von Bangkok gefunden. Wenn ich also über Siam Schreiben will, muß ich doch ein Kapitel über diese falschen, schlitzäugigen Kerle einfügen.«

»Falsch und hinterlistig sind die Chinesen besonders, wenn sie mit Europäern in Berührung kommen. In dem Fall eignen sie sich die modernen gerissenen Geschäftsmethoden sehr schnell an und übertreffen dann bald ihre Lehrmeister. Aber im ganzen hat der chinesische Kaufmann einen ehrlichen und zuverlässigen Charakter.«

»Das kann ich kaum glauben. Man hat doch schon soviel von der Gemeinheit und Grausamkeit dieser Menschen gelesen.«

»Grausam sind sie wohl, das will ich zugeben. Ich habe meine chinesischen Diener früher mehrmals dabei überrascht, wie sie junge Feldmäuse mit der Hand auf dem Rasen fingen –«

»Können sie denn das so einfach tun?« fragte Ronnie gespannt.

»Ja, darin sind sie sehr geschickt.«

»Das muß ich morgen sofort auch versuchen. Hast du viele Mäuse auf deinem Grundstück?«

»Sie haben die kleinen Tiere dann auf glühendheiße Eisenplatten gesetzt, wo die armen Geschöpfe in wahnsinniger Todesangst hin und her rannten und elend umkamen. Die Chinesen standen und saßen herum, schwatzten und wollten sich halbtot lachen über die furchtbaren Qualen. Ja, sie wetteten sogar, wie lange es die einzelnen Tiere aushalten würden. Als ich das erstemal dazukam, habe ich dem Waschmann, der mir gerade am nächsten Stand, eine schallende Ohrfeige gegeben.«

»Aber Warwick, du hast mir dock gesagt, daß man die Leute hier nicht schlagen darf!«

»Das ist auch richtig. Aber ich habe mich leider dazu hinreißen lasen. Es hat lange gedauert, bis ich ihm die Tierquälerei abgewöhnt habe. Begriffen haben Sie immer noch nicht, warum ich das nicht dulden will. In dem Punkt halten sie mich für verrückt.«

»Daran siehst du doch aber, wie gemein und niederträchtig die Kerle sind.«

»Das hat aber nichts mit ihrer Ehrlichkeit zu tun. Ein chinesischer Kaufmann bezahlt unbedingt seine Schulden. Er macht die größten Anstrengungen, um alles glattzustellen. Spätestens am chinesischen Neujahr muß er alle seine Verbindlichkeiten beglichen haben, sonst ›verliert er sein Gesicht‹, wie Sie das nennen. Das ist für diese Leute viel Schlimmer als eine Bankerotterklärung. Ich wünschte nur, alle unsere Schuldner würden so pünktlich zahlen wie die Chinesen.«

»Du wolltest mir doch aber eigentlich etwas über die chinesische Küche erzählen. Essen die Leute wirklich Haifischflossen und Vogelnester? Und faule Eier, die sie lange Zeit vorher in der Erde eingegraben haben?«

»Ja, und noch viele andere Dinge. Einmal habe ich, als ich bei einem chinesischen Geschäftsfreund eingeladen war, eine Art Süßspeise gegessen. Da sie mir schmeckte, habe ich mich später erkundigt, wie Sie zubereitet würde. Ich bekam noch nachträglich eine Gänsehaut, als ich erfuhr, daß es in Sirup eingemachte ungeborene Mäuse waren.«

Ronnie, der gerade ein Stück Curry abschnitt, legte Messer und Gabel zur Seite und warf seinem Freund einen vorwurfsvollen Blick zu.

»Aber Warwick, wie kannst du meinen Magen und meinen Appetit derartig knockout schlagen!«

»Beruhige dich. Du sitzt hier sicher vor deinem Teller und ißt siamesische Reistafel. Aber ich habe schon manches chinesische Festessen über mich ergehen lassen müssen.«

»Davon mußt du mir mehr erzählen.«

Warwick lachte.

»Mir fällt eben eine Episode ein, die ich bei einer solchen Gelegenheit erlebt habe. Ich will sie dir schnell berichten.

Seit langer Zeit steht unsere Firma mit dem alten reichen Fuk Long T'sin in Verbindung. Er besitzt seit vielen Jahren eine Teakholzkonzession und mehrere Sägewerke. Wir haben einen laufenden Vertrag mit ihm, daß wir ihm das ganze Holz abnehmen. Das verschiffen wir dann nach England. – An jedem chinesischen Neujahr erhielten wir dafür eine feierliche Einladung, an dem großen Festessen teilzunehmen, das er seinem ganzen Clan gibt. Dem alten Fuk Long konnten wir natürlich keine Absage geben, und so mußte jedesmal ein Vertreter der Firma hingehen und seine Gesundheit zu Markte tragen. Ich war der letzte, den er eingeladen hat, und das kam so.

Gegen elf Uhr vormittags fuhr ich zu dem palastartigen Wohnhaus des reichen Taukes und brachte ihm von der Firma mehrere Neujahrsgeschenke mit, darunter eine prachtvolle Porzellanvase, über die er sich sehr freute. Bei dem folgenden Essen erhielt ich dann den Ehrenplatz neben dem Hausherrn.

Der alte Fuk Long hatte seine sämtlichen Brüder und Vettern um sich versammelt. Sie saßen mit mir zusammen an einer langen, fast endlosen Tafel. Alle trugen die bekannten reichen Mandarinengewänder mit einem besonders kunstvoll gestickten, reichverzierten Quadrat auf der Brustseite.

Ich hatte schon eine ganze Reihe von üppigen Gängen siegreich bewältigt und gelegentlich mit einem Glas Samschu hinuntergespült. Meistens wußte ich nicht, woraus sie bestanden.«

»Was ist Samschu?« unterbrach ihn Ronnie.

»Reisschnaps. Die Chinesen trinken ihn wie Wasser. Bei uns ist er als Arak im Handel, nur mit dem Unterschied, daß Samschu klar wie Wasser ist. Aber höre weiter. Nach einer Weile kam ein neues Leibgericht meines Gastgebers, und zwar flockiger, halbroher Speck vom Schweinebauch, eine wabbelige, weiche Masse. Als die Schüsseln von den Dienerinnen aufgetragen wurden, sah ich am Ausdruck der Gesichter, daß dies offenbar der Höhepunkt der unendlich langen Speisenfolge war.

Der dicke Fuk Long faltete die fetten Hände über dem Bauche und blinzelte vergnügt, als sein Lieblingsessen hereingebracht wurde. Ich aber habe einen entsetzlichen Widerwillen gegen Schweinespeck, besonders wenn er nicht gargekocht ist. Doch wohl oder übel mußte ich mir auch etwas auf den Teller legen.

Nun kam das Schlimmste. Du hast hier sicher schon gesehen, daß die Chinesen mit Bambusstäbchen essen, die sie zwischen die Finger klemmen. Es ist eine alte, vornehme Sitte bei ihnen, für den Gast die besten und fettesten Bissen von ihrem Teller auszusuchen und sie ihm mit den Bambusstäbchen in den Mund zu stopfen. Ich hatte schon vorhergesehen, wie die Verwandten des Fuk Long Sich gegenseitig auf diese Weise fütterten. Aber nun sollte die Reihe an mich kommen.

Ein pfirsichsüßes Lächeln überstrahlte das dicke Gesicht meines liebenswürdigen Gastgebers. Er kniff die Schweinsäuglein zusammen, so daß sie kaum noch zu sehen waren. Dann fischte er auf seinem Teller nach den fettesten Happen. Mir sträubten sich die Haare nach allen Richtungen, denn nun bewegte er die Bambusstäbchen auf mich zu und schob mir den Bissen zwischen die Zähne, während ihm selbst das Wasser im Munde zusammenlief. Verzweifelt würgte ich den widerlichen Speck hinunter.

Als ich diese Folter hinter mir hatte und nicht seekrank geworden war, atmete ich erleichtert auf. Aber nun sah ich, daß Fuk Longs ältester Bruder, der mir gegenübersaß, ein noch größeres Stück Speck zwischen den Stäbchen hielt, und ich ahnte, daß es für mich bestimmt war. Entsetzt sah ich mich um und bemerkte zu meinem größten Schrecken, daß alle anderen Gäste ebenfalls einen Bissen für mich bereit hielten oder doch danach suchten. Kalter Angstschweiß trat auf meine Stirn.

Aber plötzlich kam mir ein rettender Gedanke. Mit dem Mut der Verzweiflung pachte ich mit meinen Stäbchen ebenfalls ein Stück Speck und tat so, als ob ich es Fuk Long in den Mund stopfen wollte. Ich ließ es aber arglistig im letzten Moment los, so daß es auf das kostbare viereckige Brustschild seines Festgewandes fiel.

Alle Gäste starrten entgeistert auf mich und waren außer sich über diese Katastrophe. Schreckensbleich eilten Diener herbei und säuberten das Gewand, aber es blieb trotzdem ein großer, weithin sichtbarer Fettfleck zurück.

Ich entschuldigte mich natürlich nach allen Regeln asiatischer Höflichkeit, und Fuk Long und ich versicherten einander unserer größten Hochachtung und unwandelbaren Freundschaft.

Der Chinese, der mir gegenübersaß, machte daraufhin keine weiteren Anstalten, mich zu füttern, und durch einen Seitenblick konnte ich mich davon überzeugen, daß auch die anderen Mitglieder seiner Familie die Lust verloren hatten und diesmal davon absahen, das Gesetz der Gastfreundschaft mir gegenüber auszuüben.

Mannhaft habe ich dann noch den Rest des Festessens über mich ergehen lassen und bin sehr spät und in halbtotem Zustand in meinem Haus angekommen. Der Boy hat mir die ganze Nacht über heiße Umschläge gemacht, und erst gegen Morgen fiel ich in Schlaf.

Als ich einige Stunden später aufwachte, erzählte mir der Boy, daß Fuk Long vor kurzer Zeit in einem Auto mit zweien seiner Brüder mir Neujahrsgeschenke überbracht und sich nach meinem Befinden erkundigt hätte.

›Hat der Tauke Fuk Long noch etwas gesagt?‹ fragte ich meinen Boy, noch vollkommen zerschmettert.

›Ja‹, antwortete er. ›Nai Hang Walbuly kennt wohl das Gesetz, aber in der Ausübung des Gesetzes ist er noch mangelhaft.‹ Die Chinesen können kein R aussprechen und ersetzen es regelmäßig durch ein L.

Seitdem schickt Fuk Long am chinesischen Neujahr große, bis drei Meter hohe Riesentorten und andere europäische Leckerbissen der Firma zum Geschenk. Von einer Einladung zu seinen Festessen hat er von der Zeit an abgesehen.«

»Das war ja ein irrsinnig interessantes Abenteuer!«

Einige Zeit schwiegen beide und gaben sich den Genüssen der Reistafel hin. Dann hielt Ronnie plötzlich inne und sah seinen Freund fragend an.

»Eben schießt mir ein wichtiger Gedanke durchs Hirn. Wir essen doch hier Fleisch, und die Siamesen tun es doch auch. Aber wenn Sie wirklich Buddhisten sind, dürfen sie doch keine Tiere töten!«

Warwick lachte.

»Du hast ganz recht. Sie töten auch keine Tiere. Zu diesem Zweck halten sie sich malaiische und indische Schlächter. Ihnen genügt es, wenn sie selbst das religiöse Gebot nicht übertreten. Wenn das Tier einmal geschlachtet ist, dann ist es eben keine Sünde mehr, das Fleisch zu essen.«

»Aber ich habe doch die Fischer beobachtet, wie sie Netze und Reusen im Menamfluß auslegten. Das waren keine Malaien oder gar Inder, sondern waschechte Siamesen. Wie erklärst du denn das?«

»Fischen ist nach ihrer Ansicht vollkommen harmlos, denn dabei fließt kein Blut. Ich habe mich früher auch darüber gewundert und die Siamesen danach gefragt. Sie meinten, sie zögen die Fische doch nur aus dem Wasser, das Sterben besorgen die Tiere dann schon allein.«

»Das ist aber eine spitzfindige Logik! Das hätte ich den Leuten nicht zugetraut. Wie ich gehört habe, muß doch jeder Mönch ein feines Netz besitzen, mit dem er das Trinkwasser filtriert. Dadurch soll verhütet werden, daß er kleine Tiere hinunterschluckt und auf die Weise tötet. Auch habe ich beobachtet, daß Mönche, wenn sie während der Dunkelheit übers Feld gehen, dauernd eine Klingel in Bewegung setzen. Dadurch wollen sie die kleinen Tiere verjagen, die sie vielleicht auf ihrem Weg zertreten könnten. Ob allerdings Käfer und Insekten das Bimmeln hören und rechtzeitig fortlaufen, möchte ich bezweifeln.«

»Da hast du recht«, erwiderte Warwick. »Zu Anfang meines Aufenthaltes habe ich mich auch sehr gewundert, daß die Mönche Fleisch essen. Selbst dürfen sie ja nicht für sich sorgen. Morgens gehen sie mit einer Schale auf den Bettelgang und wandern von einem Haus zum anderen. Überall erhalten sie Reis und Zutaten, darunter natürlich auch Fleisch und Fisch. Es wird ja auch von Buddha berichtet, daß er von verdorbenem Eberfleisch aß und daran starb.

Übrigens nehmen es die Mönche mit dem Verbot der Tiertötung auch sonst sehr genau. Die Felder und Wälder in der Nähe der Klöster stehen unter dem besonderen Schutz der Mönche. Das Jagen von Wild und das Fangen von Vögeln wird dort schwer bestraft. Vielfach findet man Warnungstafeln angebracht. Die Mönche selbst haben eine Art Polizeigewalt, und wenn sie einen Frevler auf frischer Tat ertappen, verprügeln sie ihn trotz all ihrer Frömmigkeit so kräftig, daß er gewöhnlich einige Tage nicht gehen kann.«

Ronnie hatte ein Notizbuch aus der Tasche gezogen und ein paar Stichworte notiert.

»Wenn du dich übrigens mit Pia Worapong gut stellst«, meinte Warwich später, »erzählt er dir sicher etwas von den zweiunddreißig verschiedenen Sorten Pfeffer und von all den vielen seltenen Gewürzen, die bei der Herstellung seiner Speisen verwendet werden, und auch von anderen gastronomischen Geheimnissen. Dann kannst du in deinem Buch auch etwas über siamesische Küche schreiben.«

Nachher bereute er aber den guten Rat, den er seinem Freund gegeben hatte, denn nachdem Ronnie erst einmal mit Pia Worapong bekannt geworden war, konnte ihn Warwick nicht wieder fortbringen. Er verließ deshalb das Restaurant allein und ging auf dem Festplatz umher. Aber im Grunde war er froh, daß Ronnie ihn nun nicht mehr mit Fragen quälte und er ein wenig Zeit für sich selbst und seine eigenen Gedanken hatte. Ronnie konnte auf dem Festplatz ja nicht verlorengehen, man würde ihn trotz des Trubels leicht genug wiederfinden.


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