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Anekdoten für Liebende und Eheleute

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1. Ein Mädchen äußerte sich etwas unwillig darüber, daß ihr Vater so viele Bewerber um ihre Hand aus nichtigen Gründen, wie sie meinte, zurückgewiesen habe; denn der Gedanke, eine alte Jungfer zu werden, war ihr unerträglich. Sei ruhig, meine Tochter, sagte der Vater; kommt Zeit, kommt Rath. Ach! rief das Mädchen weinerlich, wenn sie so fortfahren, kommt weder Hochzeit, noch Heirath.

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2. Ein Jude zeigte seinem Sohne die reiche Erbin, mit der er ihn verheirathen wollte. – »Aber, Vater, sie hinkt ja ganz entsetzlich!« – »Nun, was schadet das? Du sollst sie ja nicht zur Botenläuferin, sondern zur Frau haben.« »Aber, Vater, sie hat nur ein Auge!« – »Desto besser, dann sieht sie Deine Fehler nur halb.« – »Aber, Vater, sie hat einen gewaltigen Buckel!« – »Nun, mein Gott, soll sie denn gar keinen Fehler haben? Sie ist ja doch kein Engel.«

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Die Liebeserklärung.

3. Ein Fräulein neckte eines Tages in Gesellschaft einen ihr bekannten jungen Menschen, der sie aufrichtig liebte, aber nicht beherzt genug war, ihr seine Liebe zu offenbaren. Unter andern wünschte sie auch seine Herzens-Angelegenheit zu erfahren, und sagte endlich zu ihm: O, nennen Sie mich doch auch einmal Ihre Braut. Der Liebende, den Sprachfehler zu seinem Vortheil benutzend, ergreift die Hand der Geliebten und spricht: Ich habe die Ehre, nach der eigenen Aeußerung des Fräuleins, der werthen Gesellschaft meine Braut vorzustellen; und es wurde aus diesen Beiden wirklich ein Pärchen.

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Kurze Novelle.

4. In Berlin verheirateten sich vor Kurzem zwei Freunde zu gleicher Zeit. Ungeachtet der Flitterwochen beider Ehepaare verliebte sich bald darauf Herr A. in die Gattin seines Freundes B. und hoffte hochentzückt, sich von ihr auch schon bestens begünstigt, indem er eines Morgens von ihr ein Billet erhielt, worin sie ihm zum Abend desselben Tages ein Rendez-vous bei sich bewilligte; jedoch nur unter der Bedingung, daß er ihr zum Geschenke einen von ihr bezeichneten Ring, den sie an seiner Hand bemerkt hatte, mache. Obwohl er nun diesen Ring von seiner Frau zum Geschenk erhalten, so überbrachte er ihr denselben doch als ein Opfer seiner Liebe, worauf er aber zu seiner größten Bestürzung von ihr die Erklärung hören mußte, daß er nun wieder gehen könne, indem sie weiter nichts, als diesen Ring von ihm verlangt habe, welches der ihrige sei, und den seine Frau von ihrem Manne, dem sie denselben geschenkt, zum Präsent bekommen habe. – Eine kürzere interessantere Novelle kann es nicht leicht geben. –

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Der Papagei als Eheprocurator

5. Ein achtungswerthes Fräulein liebte einen ihrer Liebe würdigen Officier und wurde von diesem geliebt. Allein der Vater wollte die Verbindung nicht zugeben, weil der Liebhaber acht Jahre jünger war. Der Mann, sagte er, ist trefflich! Ich wünschte ihn zum Schwiegersohne! Aber ich fürchte, er nimmt meine Tochter nur wegen des Geldes. Einst tranken wir Caffee zusammen und sprachen von allem Andern, nur davon nicht. Um den im Zimmer hängenden Papagei kümmerte sich Niemand. Auf einmal fing der Vogel an, sehr empfindsam zu sprechen: N. N. (er nannte wirklich den Namen des Geliebten,) komm doch her zu deinem Lottchen. Das Fräulein sprang hoch erröthend auf und lief davon. Da sehen Sie, sagte ein anwesender Freund, wie viel die Glocke geschlagen hat. Wenn Fräulein Lottchen das nicht so oft für sich gesprochen hätte, würde es der Papagei nicht gelernt haben. Das Fräulein wurde gerufen, in die Verehlichung gewilligt, an den Bräutigam geschrieben und die Ehe soll eine der glücklichsten gewesen sein.

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Coquin, Coquin.

6. Eine galante Dame in Paris hatte einen Papagei, den man unter andern auch das Wort: Coquin (auf deutsch Hahnrei) gelehrt hatte. Ein junger Mann ging vor der Wohnung der Dame vorbei, und der Vogel, der in einem schönen Bauer vor dem Fenster hing, rief ihm nach: » Coquin, Coquin.« Der Geschimpfte sah die Dame am Fenster lachen. Ohne die Fassung zu verlieren, wandte er sich zu ihr um, und sagte in ganz artigem Tone: »Sicher hält mich der Vogel für Ihren Herrn Gemahl.« –

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7. Ein Engländer heirathete zum fünften Male. »Wie werden Sie nur Ihre Weiber los?« fragte ihn ein Freund.

»Ich widerspreche ihnen nicht,« sagte er, » und darüber ärgern sie sich alle im Stillen zu Tode

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8. Die Leipziger Zeitung enthielt folgendes, nicht ungereimtes Heirathsgesuch:

»Ich suche eine Frau, die zwanzig Jahre alt,
Von Sitten rein, gesund und lieblich von Gestalt,
Die nebenbei ein Gut, das reiche Zinsen trägt,
Ein Herz, das lieben kann, glutwarm im Busen schlägt.
Wer aber bist denn Du, so hör' ich fragen, wie? –
I nun noch, – lange nicht die schlechteste Partie,
Und wer den Muth besitzt, mir selbst in's Aug' zu schaun,
Kann auf Verschwiegenheit mit ganzer Seele baun.
Nun noch zuletzt: Der Weg, ich hoffe doch des Glücks
Ist Meisten, poste restante, Adresse X † X

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Erotische Pikanterien.

8. Man fragte einst einen Verliebten, warum er denn seine Angebetete nicht heirathe! – »Wo sollte ich denn meine Abende hinbringen?« – war die Antwort.

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9. Als ein junger Mann im Zorne seiner Geliebten mit der Veröffentlichkeit ihrer Liebesbriefe drohte, erwiderte diese: »Meiner Briefe brauche ich mich nicht zu schämen – wohl aber der Adresse!« –

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10. »Die Liebe kann Alles!« – behauptete ein enthusiastischer Verehrer des schönen Geschlechts. – »Ja wohl,« entgegnete ein kühler Prosaist – »die Liebe kann Alles, auch ein Mädchen sitzen lassen!«

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11. Das Herz des weiblichen Wesens gleicht einer Rose! Jeder Anbeter erhält ein Blatt, und dem Ehemann bleiben die Dornen! Sehr bitter – aber sehr wahr!

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