Georg Queri
Die Schnurren des Rochus Mang
Georg Queri

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Wie der Grewoierer doch in den Himmel gekommen ist

Der Grewoierer ist gestorben und hat sich aufgemacht pfeilgrad nach dem Himmel zu und hat angeklopft mit seinem Gehstecken und zum heiligen Sankt Peterl gesagt, jetzt wär er da und möcht halt hinein – ja, Schnecken!

Ja, Schnecken! hat der heilige Sankt Peterl gesagt. Einen Lumpen wie den Grewoierer tät er gar niemals nicht in den Himmel lassen. Der tät sich ja gut ausnehmen unter den braven Engelein, so einer, der seiner Lebtag den Weibsbildern nachgelaufen ist und alle Nacht an ein anderes Kammerfenster geschoben ist. Da ist's halt nix mit der Heiligkeit!

Sagt der Grewoierer: daraus dürft ihm gar niemand keinen Vorwurf nicht machen, und ob vielleicht nicht andere im Himmel drin wären, die's um kein Haar anders gemacht hätten? Er tät sich schon auskennen und hätt die Legend von den Heiligen so gut im Kopf, daß ihm niemand nix weismachen könnt! Und der und der und die und die von den allerherrgottsöbersten, die hätten's da herunten auf der sündhaften Welt auch einmal soundso und soundso getrieben.

Psssst! hat der heilige Sankt Peterl gemacht und hat eine Angst gehabt, daß die im Himmel drinnen was von dem sündhaften Diskurs hören. »Nicht so laut, Gevatter!«

So, schreit der Grewoierer, ob man auch im Himmel nicht mehr die Wahrheit sagen dürft? Ist auf dieser Erden alles verstunken und verlogen gewesen, und jetzt soll's im Himmel auch nicht anderst sein. Dann täten ihm aber die Engerl leid und der heilige Sankt Peterl auch dazu. Und jetzt tät er grad mit Fleiß die Wahrheit reden und – –

Da hat ihn aber der heilige Sankt Peterl in einen Winkel gezogen und hat gesagt: »Grewoierer, sei staad, und vielleicht laß ich dich doch noch herein! Und wann du mir versprichst, daß du dich gut aufführst im Himmel, so führ ich dich einmal ein bissel umeinander und wann du mir die herausfindest, die, wo die heilige Erzmutter Eva ist, dann können wir noch ein Wörtl miteinandr reden, und dann will ich sagen: Grewoierer, will ich sagen, jetzt darfst halt ein Engelein werden!«

Gut, sie gehen alle zwei durch den Himmel. An die vierzehn Täg sind sie gewandert und dem Grewoierer hat's von einem Tag auf den andern besser gefallen, und er hat die Sach immer noch ein bissel hinausgezogen, weil er sich denkt hat, in die Höll, da ist's immer noch früh genug. Und es hat ihm auch ganz gut gefallen im Himmel, die vielen Engelmusikanten und überhaupt das ewig' Leben.

Und das ist auch recht schön gewesen, daß es im Himmel kein feines Gewand gibt und kein grobes Gewand, und daß man nicht sagen kann: das sind die feinen Stadtleut und das sind die geringen Bauern. Das hat ihm schon gefallen, alle pudelnacket, wie sie geschaffen sind.

Aber die vierzehn Täg sind umgangen und der heilige Sankt Peterl hat gesagt: »Weißt, Grewoierer, jetzt muß ein End hergehen, jetzt halt es hübsch genau beieinand mit der ewigen Seligkeit. Und wannst sie heut nicht findst, die Erzmutter Eva, dann wirst halt wieder hinausgeschmissen. Ich hab jetzt keine Zeit mehr für dich, sind in den vierzehn Täg ein ganzer Schub arme Seelen kommen und wollen abgefertigt sein, da muß ich wieder vors Türl hinaus. Und wannst sie nicht findst vor dem Elfeläuten, dann weißt, wo der Bartl den Most holt!«

Da geht's aber dem Grewoierer heiß auf unterm Hut. Er schaut auf die Kirchenuhr – halb Elfe ist's schon. Jetzt heißt's aber schnell suchen unter den hunderttausend von Weibern im Himmel.

Schlagt schon dreiviertel.

»Peterl! Peterl!« schreit der Grewoierer auf einmal.

»Hast sie gefunden?«

Richtig, das ist die Erzmutter Eva.

»Du Lump,« sagte der heilige Sankt Peterl, »wie hast sie denn herausfinden können unter den hunderttausend?«

Sagt der Grewoierer: »Oh, du dummer Peterl! Siehst denn nicht, daß sie keinen Nabel nicht hat? Weißt denn nicht, daß sie aus einer Rippe gemacht ist?«

Und der Grewoierer ist im Himmel geblieben und ist ein Engelein geworden.


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