Georg Queri
Die Schnurren des Rochus Mang
Georg Queri

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Die Buß

Der Klauberer und der Dichtl Sepp, die sind zwei Lumpen und zwei Streithansel und wann sie im Wirtshaus keinen derwischen können, der sich mit ihnen abgibt, daß es zum Raufen kommt, dann fallen sie sich halt selber in die Haar.

Der Herr Pfarrer hat die zwei schon einmal von der Kanzel herunter so zusammengeschimpft, daß sie in keinen alten Schlappschuh mehr hineintaugen – aber nichts hat's geholfen.

Aber in der österlichen Beicht hat er sie sich richtig vorgenommen.

»Habts halt schon wieder gerauft, ihr zwei! Ich hab's schon gehört, und jetzt gibt's für diesmal keine Absolution, bis daß nicht die Buß geschehen ist, die ich euch auferlegen muß.«

Was das für eine Buß wär? haben die beiden vorsichtig gefragt.

Keine große: nur zum Herrgöttle in der Wies wallfahrten. Das ist freilich kein weiter Weg und das wär auch völlig zu gering für ihre Verstocktheit, aber er hätt schon eine Verschärfung der Buß: »Erbsen müßt ihr in eure Stiefel tun, Erbsen!«

»Erbsen«, hat der Klauberer zum Dichtl gesagt, »das muß einem aber nicht wohl tun, wann man Erbsen in den Stiefeln hat. Ein paar Haberkörndeln spürst schon ganz arg, wann sie in den Stiefeln sind.«

»Nein, nein«, hat der Dichtl Sepp reumütig gemeint, »das müssen wir schon auf uns nehmen, wann der Herr Pfarrer so sagt, und eine Buß muß schon sein, wo wir solche Sünder sind!«

Gut, da haben sie Erbsen in ihre Stiefel getan und sind in die Wies gewandert.

Aber in Steingaden hat der Klauberer schon nimmer gehen können vor lauter Schmerzen.

»Marsch weiter!« hat der Dichtl kommandiert.

»Ich kann's halt nimmer derkraften und ich geh keinen Schritt mehr, ehbevor ich nicht die Erbsen herausgetan hab. Lieber einen Rosenkranz mehr beten und eine Kerzen opfern!« Und hat seine Stiefel heruntergetan, der Klauberer, und hat die Erbsen ausgeschüttet und ist barfuß weitergegangen.

Der Dichtl Sepp aber hat seine Stiefel an den Füßen behalten und ist ruhig weitermarschiert, ohne einen einzigen Muckserer – rein gar nix hast von ihm gehört.

Auf die Nacht haben sie in der Wies geschlafen beim Rahmbauern auf dem Heustadel. Da hat der Klauberer dem Dichtl seine wunden Füße gezeigt. »Ja, das ist eine schwere Buß mit den Erbsen«, hat er gejammert.

»Das hab ich mir gleich denkt«, hat der Dichtl gesagt, »und drum hab ich mir die Erbsen auch gleich hübsch weichkochen lassen.«

Siehst, da ist die ganze Buß umsonst: sie raufen schon wieder, der Klauberer und der Dichtl Sepp.


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