Max Pulver
Selbstbegegnung
Max Pulver

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März

        Noch ist der Himmel silberblaß,
Die Bäume stehn noch kahl im Schnee.
Bald kommt das Licht, schon tropft es naß
Von Dach und Busch, wohin ich seh.
So lehnt' ich denn die ganze Nacht
Schlaflos und hörte Amselschlag,
Ich dachte dein und hab gewacht
Und wünschte Frührot mir und Tag.
Wie du so zwischen Tod und Leid
Mit jugendwarmem Lachen gehst
Und ohne Qual der Einsamkeit
Bescheiden in dir selbst bestehst.
Wie jeden Wesens sanften Kern
Du Unerstaunte sanft besiegst
Und hoch und niedrig, nah und fern
Mit deiner Anmut niederbiegst.
Voll Kraft der Liebe, ohne Wahl,
Ganz unbewußt und willenlos,
Ziehst du wie Orpheus durch das Tal,
Lockst uns von unserm Grunde los.
Wir folgen dir und sind versenkt
Und hören schon im fernsten Schacht
Den Strom des Lebens neugetränkt
Vom Glück der Jugend und der Nacht.

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