Franz Pocci
Lustiges Komödienbüchlein
Franz Pocci

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II. Aufzug.

Trompetenstoß. Der Herold tritt auf.

Herold.

Hört's alle, holde Mägdlein, schöne Frauen,
Was König Purpur mich hieß kund euch thun:
Von heut an darf man keine Spindel schauen,
Und eu're Hände soll'n vom Spinnen ruh'n.
Ihr möget weben, stricken oder näh'n,
Wie's Frau'n und Fräulein ziemt, doch nie gesehen
Werd' eine Spindel mehr; ich sag' es zweimal euch,
Damit ihr's Alle, Alle hört im Reich.
Die Rocken werft in's Feuer und kauft den Faden
Zum Linnenzeuge außer Land im Laden.
Dieß ist des Königs strenges Aufgebot;
Wer nicht gehorcht, den trifft alsbald der Tod.
D'rum wagt nicht, etwa heimlich gar zu spinnen,
Nicht Eine wird der Strafe dann entrinnen.
Hört's Alle! Wenn ich rede, aufgepaßt!
Sorgt, daß ihr auf der That nicht seid erfaßt.
Was ich verkünde in des Königs Namen,
Ist streng Gesetz und dabei bleibt es. Amen!

Trompetenstoß. (Ab.)

Romantischer Wald (wie im ersten Aufzuge.)

Lautenklang sitzt schreibend unter einem Baum; Christoph unfern von ihm aus einer Flasche trinkend.

Lautenklang.

Der Stoff ist exponirt, der Knoten auch
Geschürzt und die Verwicklung soll nicht fehlen;
Einheit des Ortes, wie's die Regel will.
Was liegt noch an der Zeit? die fünfzehn Jahre,
Die nun verflossen, deckt der Zwischenakt.
Ich lebte mittlerweile gut am Hof des Königs,
Nichts fehlte mir in jeglicher Beziehung.
Dornröslein wuchs heran zur schönen Jungfrau,
Und hat die Kinderschuhe abgelegt.
Bisher hat mir der Held im Stück gefehlt,
Als Kind war die Prinzessin zu passiv;
Tritt sie aktiv von nun an in das Leben,
So ist mir auch die Hauptperson gegeben.
Begierig bin ich selbst, wie sich's gestaltet,
Und wie sich der dramat'sche Knoten löst;
Denn ist Prinzessin Röslein eingeschlafen –
Was soll geschehen, wird sie nicht aufgeweckt?
Wohlan, ich kehr' zurück in's Königsschloß,
Daß nicht ein Augenblick'chen sei versäumt.
Der Catastrophe harrend, die sich naht.

(Vertieft sich in seine Dichtung.)

Christoph. Der Stoff ist lobenswerth, allein mit Schrecken bemerke ich, daß nun auch das Vacuum eingetreten ist. Die Flasche ist leer. Leerheit! von jeher hab ich dich gehaßt. Von einem dummen Kerl sagt man er sei ein leerer Kopf, so halte ich denn eine leere Flasche auch für eine Dummheit. Uebrigens kann ich zufrieden sein; denn meine Geschäfte waren bisher nicht anstrengend, insoferne nicht auch die Erfüllung der Selbsterhaltungspflicht zur Last werden kann, denn am Essen und Trinken hab ich's keinerzeit fehlen lassen. Ich habe mich dadurch als einen ächten Hofmann scalifizirt.

Nun bin ich aber neugierig, wann einmal der große allgemeine Schlaf beginnt, den uns die allerliebsten zwei Blocksbergbewohnerinen prophezeit haben, oder: wann die Prinzessin sich an der Spindel stechen wird? Deßhalb hat auch der König alle Spindeln im Lande verbieten lassen; allein, was einmal sein soll, das wird sein. Mir wär's einerlei, ein paar Jahre zu verschlafen; doch mein Herr sagt: Wie die Geschichte losgeht, läuft er davon und betrachtet sich Alles romantisch von Weitem. Auch gut! Wenn nur der Stoff nicht ausgeht!

Lautenklang.

Es fließt mir heute wirklich aus der Feder
Und leicht schreib ich fünffüß'ge Jamben hin,
Doch leider ist mein Tintenfäßchen leer!
He, Christoph, hast du's denn nicht aufgefüllt?

Christoph. Das versteht sich – gefüllt, schwarz bis an den Rand! Aber ich möchte euch rathen, wenn ihr mit Tinte schreiben wollt, dieß zu Haus zu thun. Die Tintenklexer gehören in die Stube, und wollen die Dichter singen, so sollen sie es wie die Vöglein machen. Aber – freilich das will Alles geschrieben sein, damit der Nachwelt auch nicht eine Silbe verloren gehe! Kommt, laßt uns heimgehen! 's ist bald Essenszeit.

Lautenklang.

Gemeinen Sinnes bleibst du stets doch, Christoph!
Es wäre Zeit, daß du nach Hö'h'rem trachtest;
Hast du denn gar Nichts noch von mir gelernt?

Christoph. O sehr ja! die Sache verhält sich also: Wir Beide suchten Stoff. Nun, das wißt Ihr aber – denn Ihr habt's ja oft selbst gesagt – daß der Mensch aus Leib und Geist besteht. Ihr sucht Stoff für den Geist und ich für den Leib, da hat jeder feinen Theil und kann dem andern aushelfen.

Lautenklang.

Pro domo spricht der Cicero nicht übel!
Fürwahr, gesunde Logik fehlt dir nicht,
Als humoristisch Element zu brauchen.

Christoph. Jetzt macht Ihr gar ein Element aus mir; da hätten wir also fünf Elemente: Feuer, Wasser, Luft, Erde und ich dazu! Wieder eine neue Erfindung. Bringt sie dem König Purpur, kriegt vielleicht ein Ritterkreuz oder so was.

Lautenklang.

Ein Orden mir? was denkst du denn, mein Freund?
Den Rittern und den Kriegern ist der Schmuck
Und Ehrenzeichen ihrer schönen Thaten.
Dem Dichter blüht des Lorbeerbaumes Blatt;
Wind' es zum Kranz und schmück damit sein Haupt,
Mehr will er nicht – er fühlt sich reich belohnt.

Christoph. Geht mit Eurem Lorbeer! Von dem kann kein Dichter leben. Lorbeer, Lorbeer – aber Etwas dabei! So denkt ihr Dichter wohl selbst alle!

Lautenklang.

Unziemlich sehr ist, was du sagst, d'rum schweige!
Ich will in's Königsschloß zurück nun eilen.

(Beide ab.)

Königin Hermeline und Prinzessin Röslein, welche vorausläuft, einen Schmetterling zu haschen.

Hermeline. Pfui, Röslein! Was läufst du so rasch voraus?

Röslein. Ach, Mutter sieh den schonen Schmetterling! Ich möcht' ihn fangen.

Hermeline. Das schickt sich nicht für dich. Du bist kein Kind mehr; bedenke, daß du nun ein Jungfräulein bist. Die sollen nicht den Schmetterlingen nachlaufen, sondern hübsch anständig spazieren geh'n.

Röslein. Die Jungfräulein sollen also keine Freude mehr haben? Da wär' ich lieber ein Kind geblieben.

Hermeline. Jedes Alter hat seine Freuden. Du bist an deinem fünfzehnten Geburtstage dem ganzen Hofe vorgestellt worden; war dieß nicht ein schönes Vergnügen für dich? Auch darfst du von nun an mit uns an der großen Tafel speisen.

Röslein Da wollt ich lieber nur Beeren mit den Vöglein im Wald essen, wenn mir alle Kindesfreuden verboten würden. Sieh doch, liebe Mutter, wie herrlich es hier ist! Leuchtet der Sonnenschein nicht mächtiger als der güldene Thron im Schloße? Ist der Gesang der Vögel nicht lieblicher als das Geschwätz der Hofdamen? Das Grün der Blätter, die Farbe der Blumen – übertrifft dieß Alles nicht den Schmuck des Hofes?

Hermeline. Ich begreife nicht, wie du zu diesen Grundsätzen kommst.

Röslein. Du redest mir von Grundsätzen, liebe Mutter! davon weiß ich fürwahr Nichts. Ich fühle nur mein Herz sich aufthun, wenn ich heraustrete in Gottes herrliche Natur. Es wird mir so fromm zu Muth; ich möchte immer hinknie'n und beten.

Hermeline. Das ist recht hübsch und lobenswerth, allein die Schranken des Anstandes soll und darf eine Prinzessin nie überschreiten. Ich glaube immer, daß die Vorlesungen des Hofdichters Lautenklang dir den Kopf verdrehen. Du wirst mir zu phantastisch; du wirst zu sehr der Wirklichkeit und der Convenienz entrückt. Ich werde diesem schädlichen Einflüsse zu steuern wissen.

Röslein. Also auch dieß soll eine verbotene Freude sein, daß ich mich an den Gedichten des Herrn Lautenklang erfreue? Ist die Poesie eine Sünde?

Hermeline. An und für sich nicht, allein sie kann es werden, wenn sie ein jugendliches Gemüth zu sehr aufregt. Müller's Vorträge sollen sich von nun an darauf beschränken, dir die deutsche Literaturgeschichte kurz darzustellen; die Periode der Romantiker soll dir nur im Auszug gegeben werden. Ihre Achtung paßt nicht mehr für unsere Zeit und man sollte mehr auf die Entwicklung des Verstandes wirken. Herz und Phantasie – –

Röslein. Laß mir mein Herz, liebe Mutter! laß mir das Reich der Phantasie!

Hermeline. Pfui, Röslein! Es schickt sich überhaupt durchaus nicht für ein Mädchen, Phantasie zu haben; vielweniger für eine Prinzessin. Ich verbitte mir solche Idee'n! hörst du? Ein für Allemal!

Röslein (weint.) Bin ich denn nicht gehorsam in allen Dingen? Hab ich dir schon Kummer gemacht durch mein Herz und seine Träume?

Hermeline. Nein, liebes Kind; allein es ist einer Mutter Pflicht, dich vor Extravaganzen zu warnen. Ich mein' es so gut mit dir.

Röslein. (Fällt Hermelinen um den Hals.) Liebe Mutter, wie lieb ich dich! – – Ich möchte mich dort in den Schatten legen und etwas schlummern, darf ich wohl?

Hermeline. Wir sind hier ungeseh'n; außerdem wäre es nicht schicklich. Ich erlaub es dir.

(Röslein setzt sich und schlummert ein.)

Hermeline.

Ja, schlummere immerhin, mein theures Kind,
Und träume dich in's Reich der Phantasie!
Nur allzubald vielleicht wird an dein Herz
Des Lebens Wirklichkeit mit derben Schlag
Anpochen rauh, so daß des Trostes Zuflucht
Dir nur dein inn'rer Reichthum bieten mag!
O herbe Außenwelt für Jung und Alt,
Die oft in Zwiespalt jagt des Lebens Mächte,
Wenn Herzensdrang und Sehnen mit der starren
Beschränkung äusserer Gewalten ringen!
Und solchen Kampf möcht' ich der Tochter sparen
Abschneiden möcht' ich rechter Zeit die Sehnsucht,
Die schlummernd in des Kindes Blüthenkelch
Still ruht als des Verlangens Dämmerschein,
Weil ihr so oft nur bitt're Täuschung folgt.
Doch wie? – vergaß' ich ganz der Fee'n Drohung,
Die sich in diesem Jahre soll erfüllen?
Weh mir! denk' ich daran, bricht's Mutterherz
Zusammen schier, »Dornröslein« heißt der Fluch! –
Sconea, milde Fee, die du in erster Stunde
Dem Kinde Huld und Schutz hast angelobt,
Vermocht ich's, dich mit Mutterstimm' zu rufen
Und Mutterschmerz dir an das Herz zu legen!

(Es ertönt liebliche Musik.)

Sconea. (in ros'gem Schimmer erscheinend.)

Die Fee Sconea hört, ruft Mutterliebe!
Dein Rösleln schütz' ich, wie ich es verheißen.
Doch jeder Fee'nspruch muß sich erfüllen,
Denn in ihm liegt der mächt'gen Weihe Kraft;
Gut oder bös – es ist des Zaubers Recht.
D'rum kann ich auch des Fluchs Gewalt nicht hemmen.
Der auf dem Haupte deines Kindes ruht:
Der Spindel Stich wird langen Schlaf ihr bringen –
Mein Segen aber bringt einst Morgenroth.
Der Blume Kelch, in myst'scher Ruh geschlossen,
(Ein Bild des Schlummers) wird sich Einmal öffnen,
Des Duftes Blüthenhauch wird ihm entsteigen
Gleich einem Minnelied zur Maienzeit.
Getrost sei denn, gedenke meiner Worte:
Des Zaubers Fluch wird sich in Segen wandeln!

Verschwindet.)

Hermeline.

Dank dir, o holde Fee, die du, ein Engel,
Mir milden Thau auf meine Wunde träufelst.
Ich will vertrau'n dir; muthig seh' entgegen
Ich dem Geschick, das unvermeidlich ist.

Röslein (erwacht.)

Wo bin ich? Mutter, welch' ein schöner Traum
Hat mich gegrüßt: denk dir, ich war ein Blümlein,
Das einsam still in einem Garten stand;
Ein böser Sturm erhob sich, mich zu brechen,
Da kam ein Engel, trug mich in den Himmel.

Hermeline.

Fürwahr, mein Kind, du sah'st ein herrlich Bild;
Doch laß' den Schlummer jetzt und seine Spiele.
Wir geh'n zurück, es steht schon hoch die Sonne.

Röslein.

Sag, Mutter, was ist Leben, was ist Traum?
Zerschäumt das Leben nicht in luft'gen Träumen,
Und wird der Traum nicht einst der Wahrheit Leben?

Hermeline. Komm, laß das eitle Fragen, liebes Kind.

(Beide ab.)

(Wiltrud und Scohlint fahren durch die Luft von zwei Seiten herab.)

Scohlint. Wiltrud!

Wiltrud. Scohlint!

Scohlint. Nun muß es sich erfüllen!

Wiltrud.

Die Zeit ist um! Wie aber wird's geschehen,
Die Spindel ist im ganzen Land verpönt?

Scohlint.

Ei, blinde Hexe daß du's noch nicht weißt!
Die taube Alte, die im Königsschloß,
Vergessen schier, im grauen Erker wohnt
Und unbeachtet an der Spindel sitzt – –

Wiltrud.

Bei Satans Dreifuß – daran dacht' ich nicht.
Wie aber lenken Röslein wir zu ihr?

Scohlint.

Oft steigt das Mägdlein heimlich auf die Zinnen
Der Königsburg, um still hinauszuschau'n
Mit träumerischem Blick ins weite Land.
Ihr Auge wandert mit den Silberflüssen,
Versenkt mit ihnen sich in tiefe Seen
Und hanget gern am Tiefblau ferner Berge.
Ein Stufengang führt sie vorbei am Pförtlein
Des Erkers, wo die alte Spinn'rin schnurrt.

Wiltrud.

Und wahr muß werden, was wir angedroht;
Der Giftqualm rauscht' es aus dem Hexenkessel,
Der Zauberspiegel zeigt es uns im Bild.

Scohlint.

Darum Geduld, Geduld! Es kann nicht fehlen;
Ein Mal lockt sie der Spindel Schnurren doch
Und in die Falle geht sie!

Wiltrud.

Laß' uns bleiben
Dem Orte nah, am Sieg uns zu erfreu'n,
Der sicher ist.

Scohlint. Der Augenblick ist da.

(Beide verschwinden.)

Gemach im Schlosse des Königs. Honig Purpur. Der Herold.

Herold.

Vollzogen ist, was du befahlst, ich meld es:
Nachdem dein Aufgebot verkündigt ward,
Füllt bald darauf der Marktplatz sich mit Weibern
Und Mägdlein jeden Standes, haufenweise
Die Spindlein beizubringen. Von den Burgen
Des Reiches schleppen Boten schwerbeladen
Das Frau'ngeräth, das dein Geheiß verpönt.
Allüberallher folgt man dem Befehle;
Noch brennen Scheiterhaufen zur Vertilgung.
Wie manch Gespinnst ward schleunig abgebrochen,
Wie mancher Faden ward entzwei gerissen;
Ungern zwar mocht's gescheh'n, doch es geschah;
Wer wollte widersetzen sich der Drohung
Des Königs, die sein Herold hat verkündigt?

Purpur.

So kann beruhigt ich sein; denn wenn im Lande
Nicht Eine Spindel mehr, wie wär es möglich.
Daß Röslein sich an einer Spindel stäche?
Bei aller Milde ist oft Strenge nöthig,
Wenn sich's um Dinge handelt, die gefährlich.
Du weißt's: des Volkes Wohl liegt mir am Herzen,
Doch auch der Dynastie bin ich verpflichtet,
Die seit Jahrhunderten dieß Reich beherrscht.
Spinnt nicht das Weibervolk, so bleibt noch Andres
Genug zu thun im Haus und in der Küche,
Und 's ist kein Grund vorhanden zur Beschwerde.

Herold.

So denk auch ich, mein König; 's ist kein Zweifel,
Daß Ihr in eu'rem Rechte seid, und sollte
Es Einer wagen, etwa drob zu murren,
Den Kopf zu schütteln, schlagt den Kopf ihm ab,
Damit er schweige, mag er sein, wer immer.

Purpur.

Geh' nun zur Königin, entbiet sie her,
Damit ihr mütterliches Herz ich ganz beschwicht'ge.

Herold. Wie ihr befehlt! (geht ab.)

Purpur. (allein.)

Der Sorge war ich ledig!
Was ist ein König doch mit Kümmernissen
Jedweder Art bedroht! Ist hier geordnet,
Taucht wieder dort ein neu Geschäft empor.
Bald ist's der Staat, bald ist's das eig'ne Haus
Und sonst'ge Angelegenheit: Krieg oder Frieden,
Verwaltung jeder Art nimmt stets in Anspruch.
Sieh da, die Kön'gin!

Hermeline (tritt ein)

Purpur.

Sei zur guten Stunde
Willkommen mir. Nun leg' die Sorgen ab.
Gescheh'n ist, was zu thun war, frei das Feld.

Hermeline.

Dein trefflich Herz erkenn' daran ich wieder,
Daß deine Weisheit Fürsorg hat getroffen.
Nicht Eine Spindel mehr im ganzen Land?

Purpur. Nicht Eine, dafür sorgt die Polizei! – Doch Röslein?

Hermeline.

Lautenklang ist grad' bei ihr.
Ich trug ihm auf, sie nicht zu exaltiren
Durch Schwärmerei und durch romantisch Wesen.
Kulturhistorisch soll er auf sie wirken,
Damit ihr Geist in richt'gen Schranken bleibe,
Nicht etwa frei hin schweife in Regionen,
Die ihre zarten Nerven afficiren.

Purpur.

Vortrefflich! selber muß ich dir gesteh'n:
Des Dichters Richtung bin ich müd und satt.
Auf gute Art werd' ich ihn bald entfernen
Von meinem Hof und geb' ihm die Pension.
Der Zeiten Umschwung hab' auch ich erfaßt,
Begriffen was die Welt jetzt will. Der Fortschritt
Läßt sich nicht hemmen und man will Reales;
Romant'sche Träumerei'n sind aus der Mode,
Mir liegt daran, das Technische zu fördern.
Die Spindel hab ich abgeschafft, Maschinen
Zum Spinnen sind ein trefflicher Ersatz;
So treff' zwei Fliegen ich mit Einem Schlag.
Gefährliches entfernend führ' ich ein,
Was aller Welt jetzt Nutzen bringen mag.

Hermeline.

So fügt zum allgemeinen Beßten sich,
Was eig'ne Zwecke fördert.

Purpur.

Meine Räthe
Versamml' ich nun, Staatszwecke zu verhandeln
Und in zwei Stunden geht's zum Abendtisch.

(Beide ab.)


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