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[III]

Zaandam. – Das Dörfchen Broek und dessen berühmte Reinlichkeit. – Sonderbarer Kopfputz. – Der Haag. – Berühmte Gemälde. – Leyden. – Rotterdam. – Abreise von Holland.

 

Als ich von Utrecht nach Amsterdam zurückgekehrt war, führte mich Herr von Rees nach Zaandam und Broek – eine Partie, die man zu Wagen in einem Tage ausführen kann.

In Zaandam hat, wie bekannt, Peter der Große durch mehrere Monate als Zimmermann gearbeitet, um den Schiffsbau praktisch zu erlernen. Man zeigt noch die hölzerne Hütte in demselben Zustande, in welchem sie war, als der große Kaiser sie bewohnte. Sie besteht aus zwei einfachen kleinen Kammern mit einigen hölzernen Stühlen und Tischen. Um sie vor dem Einflusse der Witterung zu bewahren, hat man eine gemauerte Halle darüber gebaut, welche im Winter auf allen Seiten mit Bretterwänden bekleidet wird. Das Städtchen Zaandam (13.000 Einwohner) ist sehr rein und freundlich, die Häuser sind beinahe alle mit Gärten umgeben.

Nicht minder berühmt als Zaandam ist das Dörfchen Broek, und zwar durch seine ausgezeichnete Reinlichkeit, was viel sagen will in einem Lande, wo die Straßen der Städte meistens reinlicher sind, als in gar manchen Ländern das Innere der Häuser. Ich erwartete natürlich etwas ganz Besonderes zu sehen, muß aber dessenungeachtet gestehen, daß die Wirklichkeit meine Erwartung noch übertraf. Meine Leser werden es mir verzeihen, daß ich ihnen von diesem kleinen Orte eine ziemlich große Beschreibung mache.

Die Häuser sind durchgehends von Holz gebaut und mit dunklen Oelfarben angestrichen, die Dächer mit glasirten Ziegeln gedeckt, die Fenster mit schönen Vorhängen geschmückt, die Schlösser an den Thüren so blank geputzt, als wären sie so eben angeschlagen worden. Die Häuschen stehen alle in kleinen Gärten und jedes ist mit drei Thüren versehen, von welchen die eine aber nur bei den wichtigsten Abschnitten des menschlichen Lebens geöffnet wird – wenn das Brautpaar zur Kirche geht, wenn das Kind zur Taufe getragen wird, und wenn der Mensch seine irdische Wohnung gegen das Jenseits vertauscht. Dieser sonderbare Gebrauch herrscht einzig und allein nur in diesem Dorfe. Von den beiden übrigen Thüren dient die eine für den täglichen Verkehr der Leute, die andere führt nach dem Stalle, der einen Theil des Hauses einnimmt.

Die Straßen sind ziemlich schmal und von hölzernen Staketen eingefaßt; hinter den Häusern ist Raum gelassen das Vieh einzutreiben, die Heu-Ernte einzuführen u. s. w. Die Straßen waren so rein gewaschen und gefegt, daß ich, obwohl sie alle mit Bäumen besetzt sind, auch nicht ein Blättchen auf dem Boden liegen sah. Ich glaube, die Leute halten außer Kühen und Ochsen gar kein anderes Vieh, damit die Straßen nicht beschmutzt werden. Das nenne ich doch die Reinlichkeit etwas gar zu weit treiben!

Wir traten in einige Häuser; die Zimmer waren auf das zierlichste geputzt und geschmückt, mit einfachen Teppichen oder Loden belegt und die Möbel so glänzend polirt, daß sie wie neu aussahen, obgleich man aus ihrer Form beurtheilen konnte, daß sie wenigstens aus dem vergangenen Jahrhunderte stammten. Die Einrichtung war ziemlich reich, überall gab es Glasschränke, vollgepfropft mit Schaustücken aller Art, besonders mit schönem Porzellan, worunter sogar chinesisches und japanisches. Betten sah man nicht; jedes Zimmer ist mit Blindladen versehen, welche die Bettstellen vertreten. An Bettzeug und Wäsche besaßen die Leute große Vorräthe. Die Zimmer werden nicht mit den Schuhen betreten; der holländische Bauer läßt gleich dem Orientalen seine Schuhe vor der Thüre stehen. Freilich kostet es ihm nicht viel Mühe, selbe an- und auszuziehen – sie sind von Holz, er braucht sie daher blos vom Fuße zu schleudern. Doch trägt er auch andere an Sonntagen oder bei Besuchen; denn der hölzernen bedient er sich nur bei seinen Arbeiten.

Was die Ställe anbetrifft, so waren sie noch bei weitem schöner als jener, den ich bei Herrn Muysken im ehemaligen Harlemer Meer sah. Sie bestehen aus langen, schön gedeckten Hallen, auf hölzernen Pfählen ruhend. So ein Stall ist aber auch eigentlich nur zur Hälfte Stall, denn blos während des Winters bewohnen ihn die Thiere. Am 1. Mai wird das Vieh auf die Wiesen getrieben, wo es bis zum 1. November bleibt, und während dieser Zeit dient der Stall dem Bauer so zu sagen als Sommerwohnung. Die Halle wird durch mehrere, 4 Fuß hohe Bretterwände abgetheilt, wodurch kleine Kammern entstehen, in welchen sich die Familie den ganzen Tag über aufhält; die eigentliche Wohnung benützt sie blos zum Schlafen. Die Wände der Halle, die Pfähle sind reich mit schönem Porzellan, mit Tellern, Schüsseln und Kannen behangen; selbst an Bildern fehlt es nicht. Die Butter- und Käse-Geräthschaften stehen in schönster Ordnung in den verschiedenen Abtheilungen – das glänzt und schimmert Alles so hell und rein, als wäre es noch gar nie benützt worden. Nirgends sieht man ein Stäubchen, nirgends das geringste Fleckchen.

Zufällig war es ein Sonntag, an welchem wir Broek besuchten, und die Bewohner befanden sich noch in der Kirche. Wir gingen dahin, um sie in ihrem Sonntagsstaate zu sehen. Die Männer hatten an ihrer Tracht nichts besonderes, waren aber durchgehends sehr nett und sauber gekleidet. Die Frauen dagegen trugen jenen unglücklichen Kopfputz, welcher ganz Nord-Holland eigenthümlich ist, und dessen Hauptzweck darin besteht, das weibliche Geschlecht seiner schönsten Zierde zu berauben; er verbirgt nämlich vollkommen das Haar.

Dieser Kopfputz, der wohl in alten Zeiten von irgend einer hochgestellten Dame erfunden wurde, die ihre Haare verloren hatte, verdient jedenfalls eine nähere Beschreibung. Ein Reif von Goldblech umgibt den Kopf; vorne an der Stirne mag er 1¼, am Hinterkopfe wohl über 2 Zoll breit sein. Ueber diesen Reif kommt eine weiße Mütze (Haube, wie wir Oesterreicher sagen), welche knapp ansitzt, tief über die Stirne reicht, und mit Spitzen, in breite Falten gelegt, besetzt ist. Hinten fällt ein langer Spitzenbesatz über die Schultern. An den Schläfen sind abstehende, schön gearbeitete Goldbleche angebracht, bei 1 Zoll breit und 1½ Zoll lang, die mir (man verzeihe den prosaischen Vergleich) gerade so vorkommen, wie die Scheuleder, die man bei den Pferden an den Seiten der Augen anbringt. Ueber den Schildern oberhalb der Augen hängen drei kleine seidene Löckchen. Geschmackvoll ist dieser Kopfputz wahrhaftig nicht; das einzige Gute, was er besitzt, ist, keiner Mode unterworfen zu sein. Er kommt freilich hoch zu stehen, gewöhnlich 60 bis 80 holländische Gulden, bei den Reichen, die ihn mit Perlen und Edelsteinen behängen, auf mehrere Hunderte; dagegen erbt er sich auf Kinder und Kindes-Kinder fort.

Viele Frauen, wenn sie ausgehen, setzen auf die reizende Haube noch eine hohe Strohkappe, um welche eine breite Krempe von schwarzem Stoff befestigt ist, die vorne und rückwärts etwas nach oben gebogen wird. Sie nennen dieß einen Hut. Was mich am meisten wundert, ist, daß selbst Mädchen und Frauen, welche die Natur mit schönen Haaren beschenkte, sich dieser albernen Mode unterwerfen – – aus Coquetterie können sie es doch unmöglich thun.

Was die übrige Kleidung des weiblichen Geschlechtes betrifft, so fand ich daran nichts Besonderes zu bemerken. Sonntags tragen die Frauen durchgehends schwarze Merino-Kleider. Die vornehme Welt kleidet sich wie überall; auch manche Bürgersfrau sah ich, die der neueren Mode wenigstens insoferne huldigte, daß sie auf ihre holländische Haube oder Mütze einen neumodischen Hut setzte.

Am folgenden Morgen führte mich mein unermüdlicher Mentor, Herr van Rees, nach dem Haag zu seiner Familie. Der Haag (80.000 Einwohner) sieht nicht so alterthümlich aus wie Amsterdam und ist bei weitem reinlicher, was hauptsächlich daher rührt, daß der Haag weniger Fabriks- und Handelsstadt ist als Amsterdam. Gleich allen holländischen Städten wird er von vielen Kanälen durchschnitten. In dem Haag ist der Sitz der Regierung, des Hofes, der fremden Gesandten u .s. w. Der König besitzt einige Paläste, die sich aber weder durch ihre Größe noch durch ihre Architektur auszeichnen. Sie gleichen schönen Privat-Gebäuden. Das ehemalige Residenzschloß, ebenfalls in der Stadt gelegen, bildet eine Festung, ist auf einen niederen Wall gebaut und von Wassergräben umgeben. Die düsteren Thore, der Thurm und vor allem die dunkle braunrothe Farbe, mit welcher es ganz übertüncht ist, verleihen ihm ein alterthümliches Aussehen.

Von den Kirchen läßt sich nicht viel sagen. Die Domkirche als Gebäude ist sehr schön, wird aber durch die vielen Häuschen, die an sie angebaut sind, ganz verunstaltet.

Die Bilder-Gallerie, hier »Museum« genannt, verdankt ihre Berühmtheit hauptsächlich zwei Bildern, die zu den ersten Meisterwerken der holländischen Schule gezählt werden: Ein Thierstück in Lebensgröße, von Paul Potter, und der Arzt oder »Anatom«, von Rembrandt.

Das Thierstück ist so naturgetreu, so warm und kräftig gemalt, der Stier, die Kuh, die Schafe, der Hirt treten so lebendig hervor, daß, wenn man das Bild einige Zeit betrachtet, man sich verwundert, wie Alles so ruhig bleibt und sich gar nicht zu bewegen anfängt.

Der Anatom ist in seiner Art nicht minder ausgezeichnet; nur fand ich den Gegenstand nicht so anziehend. Der Arzt secirt einen Leichnam; er hat gerade die innere Hand und den Arm so weit zerlegt, daß man das Nerven- und Adersystem vollständig sieht, und gibt darüber seiner Umgebung eine Erklärung. Die Gelassenheit des Arztes, welchem natürlich diese Beschäftigung nicht neu ist, die Aufmerksamkeit der Zuhörer, bei den Einen ausschließend auf die Worte des Arztes, bei den Anderen mehr auf die secirten Theile gerichtet, sind unbeschreiblich wahr wiedergegeben; meiner schwachen Meinung nach ist dies das gelungenste Bild des großen Malers. Außer den erwähnten beiden Meisterwerken besitzt das Museum noch viele herrliche Bilder von Steen, Ostade, Rubens und Anderen.

Interessant ist es, den Bazar des Herrn de Boer zu besuchen. Ich habe ähnliche Etablissements in anderen großen Städten gesehen, aber keines ist mit diesem zu vergleichen. Die Gegenstände sind zahllos und höchst sinnig und geschmackvoll in geräumigen Sälen aufgestellt. Eine besonders große Auswahl findet man an chinesischen und japanesischen Erzeugnissen. Und um über den Reiz der Kunst, die Natur nicht ganz zu vergessen, sind die Säle von schönen Glashäusern umgeben, die mit ihren Palmen und Pisangen, mit ihrem Zuckerrohr und ihren Kaffeebäumen den aus Indien heimgekehrten Holländer an sein verlassenes Eldorado erinnern. Eine andere Einrichtung, die man leider nicht immer in ähnlichen Etablissements findet, ist, daß bei Herrn de Boer Jedermann, sei es Käufer oder Besucher, auf das Artigste behandelt wird.

Hollands Residenzstadt besitzt einen wunderschönen Park, der »Haag'sche Boosch« genannt, dessen üppige Frische, dessen herrliche Bäume und Wiesen mich ganz an Englands Parks erinnerten. Reizend ist auch der Weg von dem Haag nach Scheveningen (½ deutsche Meile), einem Fischerdorfe an der See, wohin im Sommer viele Städter ziehen, um Seebäder zu nehmen. Der Wellenschlag soll daselbst von vorzüglicher Wirkung sein. Schattige, dichte Alleen für Fußgänger, Fahrende und Reiter führen bis an den Eingang des Dörfchens, kein Strahl der Sonne dringt durch das dunkle Laub, so daß man an den heißesten Sommertagen Frische und Kühle findet. Indeß gibt es leider der wahren Sommertage nicht sehr viele und die Macht der Sonne ist in diesem Lande nicht von langer Dauer. Ich war während des Juni-Monates in Holland und fand es höchstens während der Mittagszeit nöthig, meinen warmen Mantel bei Seite zu legen. Das Thermometer zeigte Abends und Morgens häufig blos 6-8 Gr. Reaumur, und in der Nacht mag es wohl noch einige Grad tiefer gesunken sein. Freilich sagte man mir, daß dieses Jahr ausnahmsweise kalt und unfreundlich sei; es bliesen auch stets heftige Nordwinde.

Von dem Haag machte ich kleine Ausflüge nach Leyden (3 Meilen) und Rotterdam (4 Meilen.)

Leyden ist höchst langweilig. In den belebtesten Straßen kann man ohne Mühe die Fußgänger zählen und gar selten ist man gezwungen einem Wagen auszuweichen. Dagegen besitzt diese Stadt große Kunstschätze. Die Museen von Leyden sind als die reichhaltigsten bekannt, besonders an Gerippen von Thieren (Fischen, Reptilien), sowie an Todtenschädeln von Menschen fast aller Racen. Das Museum der Alterthümer enthält viele egyptische Schriften (Papyrus-Rollen), Mumien, egyptische und buddhistische Idole.

Die Herren Leemann und Schlegel, Direktoren dieser Museen, hatten die Gefälligkeit, uns persönlich darin umherzuführen. Leider war unsere Zeit sehr kurz bemessen, wodurch uns nur ein flüchtiger Ueberblick gestattet blieb. Die Museen sind getrennt, weil, wie man mir sagte, kein Gebäude mit vielen und großen Sälen zu finden war. Die Gebäude, in welchen sie sich gegenwärtig befinden, sind ganz gewöhnliche Wohnhäuser.

Das japanesische Museum, eine der reichsten Zusammenstellungen japanesischer Kunst- und Naturprodukte ist ein Privat-Eigenthum des Herrn Dr. Siebold.

Sagte mir Leyden als Stadt nicht besonders zu, so gefiel mir Rotterdam desto besser, und müßte ich eine von Hollands Städten zu meinem Aufenthalte wählen, so würde es unbedingt Rotterdam sein. – Das regste Leben herrscht in dieser reichen Handelsstadt, besonders an den Kanälen, die breiter und tiefer sind als in den anderen Städten, und auf welchen die großen Dreimaster sich eben so leicht bewegen wie die kleinsten Boote.

Wohl wenige Städte mögen ein Bild bieten wie Rotterdam, wo diese Wasser-Kolosse mit ihren hohen Masten, sowie die rauchenden Dampfer mitten durch die Stadt ziehen. Ich blieb stundenlang an dem Fenster stehen und konnte mich nicht satt sehen. Hier setzte sich ein schöner Ostindienfahrer in Bewegung, dort auf jenem Schiffe, welches eben von der weiten Reise anlangte, schwenkten die Matrosen freudig die Mützen und riefen ihren Weibern, ihren Freunden zu, die, von der Ankunft bereits unterrichtet, harrend am Ufer des Kanales standen. Hier wieder wurden die gewichtigen Zuckerkisten, die Kaffeesäcke aus dem Schiffsraume gehoben und in die Magazine geschafft; dort wurde ein anderes Schiff mit vaterländischen Produkten beladen; Dampfer von allen Größen und Gestalten brausten jeden Augenblick vorüber und Hunderte von Booten bewegten sich dazwischen. Dies Alles von meinem Fenster zu sehen, kam mir so eigenthümlich, so wunderbar vor, daß ich zu träumen meinte und gar nicht an die Wirklichkeit glauben wollte.

Auch viele große und schöne Häuser besitzt Rotterdam, besonders zeichnen sich die Neubauten aus, die statt der Dächer Terrassen haben. An eine der schönsten Straßen schließt sich der Park, zwar nicht so groß als der Haag'sche Boosch, aber reizend angelegt, an.

In Rotterdam nahm ich Abschied von meinem werthen Freunde und Gönner Herrn van Rees. Die Gefälligkeit dieses Herrn ging so weit, daß er mich durch ganz Holland bis nach Geldern und Friesland führen wollte; aber ein so großartiges Anerbieten anzunehmen, wäre von meiner Seite mehr als unbescheiden gewesen. Ich gab vor, daß bereits der Zeitpunkt herangerückt sei, meine neue große Reise anzutreten, und daß ich von hier nach London gehen müsse, um die dazu nöthigen Vorbereitungen zu treffen.

Mein Aufenthalt in Holland war somit nicht von langer Dauer gewesen – ungefähr 14 Tage, während welcher ich der interessanten Dinge genug sah – Naturschönheiten ausgenommen. An letzteren ist Holland arm. Wie bekannt, wurde ein Theil des Bodens dem Meere abgerungen und besteht demzufolge aus einer fortgesetzten Fläche, die kaum hie und da durch niedrige Dünen (20 bis 30 Fuß hoch) unterbrochen wird. Nur in Geldern und Friesland sollen die Dünen mitunter eine Höhe von 50 bis 100 Fuß erreichen. Die Ansichten sind daher überall so ziemlich dieselben – frische Wiesen mit darauf weidendem Vieh, wenig Felder, hübsche Bosquets, große umfangreiche Bäume, nette Bauernhöfe und Dörfer. Ein freundliches Bild gewährt dies zwar auch; wenn man es aber fortwährend vor Augen hat, wird es bald einförmig und man sehnt sich darnach, Berge oder wenigstens eine kleine Hügelkette zu sehen.

Was dem Reisenden in Holland besonders auffällt, sind die unzähligen großen und kleinen Kanäle, die Land und Städte in allen Richtungen durchschneiden. Jedes Stückchen Feld, jede Wiese ist so zu sagen eine kleine Insel, denn auf allen Seiten umgeben es 2 bis 3 Fuß breite Kanäle.

Der Theil von Holland, welchen ich bereiste, besteht größtentheils aus Marschland – so weit mein Auge reichte, sah ich nichts als Wiesen voll des stattlichsten Viehes. Letzteres ist der Hauptreichthum des Landes. Man zählt in Holland ungefähr 1,130.000 Stück Kühe, Ochsen und Kälber bei einer Bevölkerung von 3,200.000 Seelen – ein Verhältniß, wie man es in keinem anderen Lande findet. Da ist es freilich nicht zu wundern, daß Holland die halbe Welt mit Butter und Käse versieht.

Der Boden scheint sehr gut zu sein, das beweisen die fetten Wiesen und Triften, das üppig stehende Getreide mit den schweren Halmen, die hohen kräftigen Bäume. Ein fruchtbares Land ist Holland jedenfalls, das läugne ich nicht – aber ein schönes Land kann ich es nicht nennen.


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