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Ende September.

Noch sprießen die duftigsten Blumen im Thale,
Noch grünt vor dem Fenster die Espe so schön,
Doch siehst Du dort drüben das Walten des Winters?
Verhüllet vom Schnee sind die bergigen Höhn.
Gluthstrahlender Sommer erfüllt noch mein Herze,
Der wonnigste Frühling noch blüht mir darin,
Doch sieh da mein Haar schon, das dunkle sich bleichen,
Den Reif schon des Winters mein Haupt überziehn.

Es welket die Blume, entschwindet das Leben ...
Komm theuere Gattin mir her in den Arm, –
Die jetzt an die Brust mir Du legtest Dein Köpfchen,
Sinkst morgen Du hin auf mein Grab nicht voll Harm?
O sag', wenn ich sterbe, wirst weinend Du breiten
Das Grabtuch, worin man zur Erde mich senkt?
Und könnte Dich jemals ein Jüngling bewegen
Vom Namen zu lassen, den ich Dir geschenkt? –

Doch wirfst Du von Dir einst den Schleier der Witwe,
Dann pflanz' auf mein Grab ihn als Trauerpanier,
Ich komme herauf aus dem Reiche der Schatten
Um Mitternacht, – nehme hinab ihn zu mir:
Zu trocknen die Thränen um Dich, Du Geliebte,
Die leichtlich vergessen Du hast Deinen Mann,
Die Wunden des Herzens damit zu verbinden,
Das ewig Dich liebet, selbst dort noch, selbst dann! –


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