Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Der Kleinknecht.

Stolzer sitzt zu Rosse kein Hußárenreiter,
Als der Kleinknecht auf des Wagens Seitenleiter;
Nach des Brodherrn Scheune hat er Heu geführet,
Und nach Hause nun gemüthlich er kutschieret.

Drei Paar Ochsen ziehen lässig an dem Wagen,
Vorn' der Leitochs muß die große Glocke tragen;
Eine selt'ne Glocke! tönt durch alle Gassen,
Könnt' in manchem Dorfe kühn sich hören lassen.

»Tschelö, Tschako!« ruft der Kleinknecht mit Behagen,
Nimmt hervor die große Geißel aus dem Wagen,
– Stiel und Schnur zusammen messen an fünf Ellen –
Lässt sie durch die Lüfte markerschütternd gellen.

Käthe – Unkraut jätend – sich im Gärtchen mühet,
Als an ihrem Haus vorbei der Wagen ziehet;
Ohne aufzublicken, bloß am Knall der Hiebe,
Hat sie gleich erkannt den Kleinknecht ihrer Liebe.

O, wie pocht das Herz der Maid! und vor Entzücken
Thät sie statt der Distel – eine Rose pflücken;
Ist sie schon gepflückt, wo soll man hin sie geben?
Durch das Gitter hin: der Kleinknecht hält daneben.

Dieser aber war gewiß der Allerletzte,
Der sich ein Geschenk zu nehmen widersetzte,
Überhaupt, wenn es von schmucken Mädchen stammte,
Und nun gar, wenn er für dieses Mädchen flammte.

Rasch nimmt er die Rose, steckt sie an die Mütze,
Schwingt sich wieder dann empor zum Wagensitze,
Schlägt die Peitsche sausend in der Thiere Mitte,
Und noch stolzer lenkt nach Haus er ihre Schritte ...

Was sein Kopf gedacht, und was sein Herz empfunden,
Und wofür er dort nicht Worte gleich gefunden,
Pfiff er vor sich hin so schön auf seinen Wegen,
Daß die Lerchen hätten von ihm lernen mögen.


 << zurück weiter >>