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Beim Donauwein

I.

Im Weine wohnt die Freiheit,
Die sprengt der Knechtschaft Haus;
Drum trinkt in frohen Zügen
Die vollen Becher aus!

Im Weine liegt die Wahrheit,
Die macht uns stolz und stark –
Es ist der Wein ein Held auch,
Stählt Mut und Kraft und Mark.

Im Weine webt die Liebe,
Die süße Zauberkraft,
Die das verlor'ne Eden
Von Neuem uns verschafft.

Drum schwinget hoch die Becher,
Und singt aus froher Brust:
Ein Hoch der Lieb', dem Weine,
Mit ihrer süßen Lust! –

Der Wein sei uns ein Gleichnis:
So klar, so stark, so rein
Soll jedes Mannes Seele,
Durchs ganze Leben sein! –

 

II.

Alle Wetter, Tod und Teufel!
Fürchte nichts beim Rebensaft!
Trink' aus schäumendem Pokale
Mannesmut und Lebenskraft.

Nur die Memme mag da zittern,
Wo es frisch zu kämpfen heißt;
Eine freie Dichterseele
Stärkt des Weines Feuergeist!

Selbstbewusstsein, Selbsterkenntnis,
Wahrheitssinn und Freiheitsglut
Trinkt der Dichter mit Begeist'rung
Aus des Weines gold'ner Flut. –

Alle Wetter, Tod und Teufel!
Fürchte nichts beim Rebensaft!
In der Rebe glüht der Funke
Göttlich-hoher Schaffenskraft …

 

III.

Der Traubensaft
Schafft Mut und Kraft
Und macht uns frei
Von Sklaverei. –

Er bannt den Schmerz
Und schließt das Herz
Der Freude auf
Im Lebenslauf.

Und was uns engt
Und drängt und zwängt,
Das bringt der Wein
In Richtigsein!

Drum lob' ich mir
Auf Erden hier
Das Gold der Kraft:
Den Traubensaft! –

 

IV.

Winzer, vom Heurigen schenk' mir heut' ein!
Wollen beim Heurigen lustig heut' sein!
            Frohsinn und Jugend
           Kennen nicht Tugend,
Spotten des Lebens verzehrender Pein.

Kurz ist der Wandel und schön ist die Welt!
Möge da darben, wem's immer gefällt!
           Uns lacht der Sonne
           Herrliche Wonne,
Freude grüßt nieder vom himmlischen Zelt.

Winzer, beim Heurigen trinkt es sich gut!
Ist er doch schäumendes Traubenblut. –
           Zwar nicht geheuer
           Däucht mir sein Feuer,
Doch er schafft Liebe und Leben und Mut!

 

V.

Jüngst plagte mich ein Dürsten,
Da ging ich frank und frei
Hinauf zum »Klosterfürsten«
Und trank der Mäßlein drei.
Das war ein kühles Tränklein!
Die Mönche zechten mit,
Und manches lustige Schwänklein
Hielt mit der Freude Schritt.

Doch bald fing's an zu schimmern
Vor meinem Augenpaar –
Ein nebelhaftes Flimmern –-
Der Wein heut' Sieger war! –
Drauf sank ich von dem Platze,
Die Sinne ich verlor –-
Ein »Requiescat in pace!«
Sang mir der Mönche Chor. –

 

VI.

           Schenk' ein, schenk' ein
           Den besten Wein
           In deines Kellers Grunde!
           Es lässt beim Wein
           So froh sich sein,
           Er heilt so manche Wunde.

           Wenn tiefer Schmerz
           Erfüllt das Herz,
           Dann ist der Wein ein Tröster;
           Vergessenheit
           Schafft er allzeit,
           Aus Leid und Not erlöst er.

           Und neue Kraft
           Sein Feuer schafft
           Zu frischem Kampfbeginnen!
           Das Lebensmark
           Wird wieder stark,
           Wenn seine Fluten rinnen. –

           Schenk' ein, schenk' ein
           Den besten Wein,
           Wenn schwere Stunden dräuen!
           Denn nur der Wein,
           Der Wein allein
           Kann wieder dich erfreuen!

           Doch nicht zu viel!
           Ein sich'res Ziel
           Muss winken auch beim Trinken! …
           Denn Leidenschaft
           Verzehrt die Kraft,
           Und dann gibt's ein – Versinken! …

 

VII.

Kredenze mir den Maientrunk,
Du junges, deutsches Winzerblut!
Wenn rings die Welt voll Pracht und Prunk,
Dann schmeckt ein frischer Tropfen gut!
Und wer soll dieser Tropfen sein?
Der vaterländ'sche Donauwein!

Sieh, wie im weiten Österreich
Es üb'rall blüht so farbig bunt!
Ein Hoch dem Land, dem keines gleich
Im ganzen weiten Erdenrund!
Ein Hoch dem lieben Kaiser auch
Nach altem deutschem Zecherbrauch!

Dem deutschen Volk, dem deutschen Geist,
So dieses große Reich einst schuf,
So jede deutsche Lippe preist,
Erklinge unser Jubelruf!
Das deutsche Volk, voll Lebensmark,
Allein mach Öst'reich groß und stark.

Solang' die deutsche Donau fließt,
Der Böhmerwald voll Tannen steht,
Solang' man deutsche Dichter liest,
Die Lippe spricht ein deutsch Gebet,
Solang' noch perlt der Donauwein:
Wird Öst'reich deutsch und mächtig sein!

Und wenn sie sich auch heiser schrei'n,
Die Feinde deutscher Kraft und Art:
Wir wahren uns're Sprache rein,
Wenn's ringsherum auch zischt und schnarrt!
Groß steht die deutsche Sprache da
Im Habsburgreiche Austria! …

Drum reiche mir den Maientrunk,
Du stolzes, deutsches Winzerblut!
Wenn rings die Welt voll Pracht und Prunk,
Dann schmeckt ein frischer Tropfen gut!
Und wer soll dieser Tropfen sein?
Der starke deutsche Donauwein!

 

VIII.

Ich weiß es nicht, wieso es kommt,
Dass mir des Weines Glut so frommt!
Kaum ist das erste Glas geleert,
So wird zum Himmel mir die Erd',
Das Auge blickt begeist'rungsvoll,
Und aus dem Herzen fliegt der Groll,
Den Menschentücke frech gezeugt,
Da alles sich dem Niedern beugt!

Ein Lied? Nun ja, ein Lied ist schön!
Es führt hinauf zu lichtern Höh'n,
Wo Wahrheit, Recht und Freiheit wohnt
Und wo die ew'ge Liebe thront!
Dem deutschen Volke gelt' mein Sang
Mit stürmischem Begeist'rungsklang!
Heut' ist's das erste Volk der Welt
Vom Wüstensande bis zum Belt!

Der Muttersprache, wonnetraut,
Erklinge hell mein Jubellaut!
Das schönste Wort im Erdenrund
Entströmt der deutschen Sprache Mund!
An Klängen und an Stämmen reich,
Kommt keine and're Sprach' ihr gleich,
Und spräche Gott vom Himmelsthron –
Es spräch' gewiss im deutschen Ton!

Was schert mich Griechisch und Latein?
Ich wurzl' im deutschen Eichenhain!
Drum nenn' ich »deutsch« mein Ideal,
Das mich mit sonnengold'nem Strahl
Durchs Wirrsal dieses Lebens führt,
Und dem mein höchster Preis gebürt!
Drum dank' ich Gott mit frohem Sinn,
Dass ich ein Deutscher worden bin!!

Die Muttersprache können ganz,
Das gibt dem Manne echten Glanz,
Das ist die höchste Wissenschaft,
Die er mit seiner ganzen Kraft
Erforschen und ergründen soll –
Und dann erst leist' er seinen Zoll
Dem Fremden, das ihm unverwehrt!
Doch anders nenn' ich's nur verkehrt! …

Stoßt an! Beim deutschen Donauwein,
Da soll es hoch gelobet sein:
Der Muttersprache, wonnetraut,
Erklinge unser Jubellaut!
An Klängen und an Stämmen reich
Kommt keine and're Sprach' ihr gleich –
Sie bleibt die schönste Sprach' der Welt
Vom Wüstensande bis zum Belt!! …


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