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Portrait: Johann Peter

Würde des Lehrstandes

Des Menschentumes höchste Krone
Ist wahre, reine Menschlichkeit;
Sie ist des Lebens Wunderblüte,
Des Daseins Zauberherrlichkeit.
Drum wollen wir sie sorgsam mehren
In Wort und Tat durch unsre Lehren.

Ein hilflos Wesen, unvermögend,
So tritt der Mensch in diese Welt;
Sein Ich ist dunkel und gestaltlos
Erscheint ihm Himmel, Wald und Feld.
Da führt die zarte Mutterliebe
Ihn durchs verworr'ne Weltgetriebe.

Die Jahre fliehen pfeilgeschwinde;
Der Säugling wächst gesund heran.
Dem Knaben folgt die Mädchenrose
Hinaus zum grünen Wiesenplan;
Dort pflegen sie voll Lustgefühle
Der sonnenheitern Kindesspiele.

Das sind der Jugend Wonnetage
Voll Märchenduft und Seligkeit –
Das ist des Lebens folgenschwerste,
Des Daseins Lern- und Strebezeit.
Die Schule nimmt mit Wohlgefallen
Das Kindlein auf in ihre Hallen.

Hier sitzt das kleine Zukunftswesen
Mit einem Blick, so engelsmild,
Und schaut empor zu dir, o Lehrer,
Wie auf ein hehres Gottesbild!
Du bist ihm Vater, Freund und Führer,
Bist Bruder ihm, und doch – Regierer!

Aus deinem Auge leuchtet Güte,
Aus deinem Mund dringt Vaterwort;
Das Kind ist deine zweite Seele,
Die Schule ist dein Lieblingsort.
Gottähnlichkeit ist deine Sonne,
Erziehung deine höchste Wonne!

So führst du fragend und belehrend
Den Zögling ein ins weite Feld
Der Wissenschaften und der Künste,
Und schenkst ihm so die Geisteswelt
Mit allen ihren Wissensschätzen
Und Formeln, Regeln und Gesetzen.

Du streust der Wahrheit Göttersamen
Ins engelreine Kindesherz
Und führst im Reich der Geistesfreiheit
Die Kindesseele himmelwärts.
Des Aberglaubens Trug muss weichen
Des freien Wortes Schwertesstreichen.

Die Sitte, dieses Lebens Palme,
Sie prangt dann stolz auf hehrem Thron,
Und Selbstbewusstsein, Selbsterkenntnis
Erfüllt alsbald die Nation.
Denn was man lernt in Kindestagen
Wird ewig neue Früchte tragen.

Und so erblüht im Schoß der Schule
Des Volkes Macht und Herrlichkeit,
Des Staates Wohl, des Geistes Freiheit,
Des Lebens Glück und Seligkeit.
Und dieses Glückes sel'ge Labe
Ist edlen Lehrers treue Gabe. –

Drum dreimal Heil dem Lehrerstande,
Dem gottgeweihten, der mit Kraft
Des Lebens reiche Güter zaubert,
Die Freiheit, Kunst und Wissenschaft
Der Himmel hat ihn uns gesendet,
Es sei ihm Ruhm und Dank gespendet.


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