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V. Periode

Von der österreichisch-spanischen bis zur österreichisch-deutschen Herrschaft. Von 1503-1714.

 

Philipp der Schöne (1495-1506),

geboren zu Brüges im Jahre 1478, brachte durch seine Verbindung (1496) mit Johanna von Kastilien, der Erbin der spanischen Krone, die Niederlande unter die österreichisch-spanische Herrschaft.

Philipp war für die Ruhe und Sicherheit seiner Unterthanen sehr besorgt, deßwegen schloß er 1501 einen Vertrag mit dem Herzoge Renatus von Lothringen, um den Frieden und den Handel zwischen diesem Lande und Luxemburg aufrecht zu halten.

Uebrigens ist für uns die schon sehr kurze Regierung Philipps weiter nicht merkwürdig; das einzige, was in derselben vorfiel, war ein Streit zwischen dem Staatmagistrat und der Abtei von Münster über das Recht des Fischfangs in der Alzette, der aber durch die Vermittlung des Gouverneurs gütlich beigelegt wurde. Dieser war der Marquis du Mont, und die Verwaltung des Landes war ihm übertragen worden, nachdem Margaretha, Schwester Philipps des Schönen, dem Marquis von Baden die Summe erlegt hatte, für welche er dasselbe vom Kaiser Maximilian als verpfändetes Gut erhalten hatte. Schon im Jahre 1506 starb Philipp zu Burgos in Spanien an einem Seitenstiche, in einem Alter von 27 Jahren.

Er hinterließ sechs Kinder, zwei Söhne und vier Töchter; Eleonore, zuerst vermählt mit Emanuel von Portugal, und dann mit Franz I von Frankreich; Karl; Isabella, Gemahlin Christierns II, Königs von Dänemark; Ferdinand; Maria, vermählt mit Ludwig II, König von Ungarn und Böhmen, und Katharina, vermählt mit Johann III, König von Portugal. Von diesen war sein Nachfolger in der Regierung

Karl V (1506-1556).

geboren zu Gent im Jahre 1500. Schon bei der Taufe erhielt er den Titel eines Herzogs von Luxemburg und Ritters vom goldenen Vließ. Das Glück schien sich ihn auserkoren zu haben, um ihn mit Macht und irdischem Glanze zu überhäufen, denn schon in seinem 15. Jahre ward er als Regent in den Niederlanden anerkannt; im 18. wurde er zum Könige von Spanien, und im 19. zum Kaiser von Deutschland ausgerufen, und nun besaß er ein Reich, in dem die Sonne, wie er zu sagen pflegte, nicht unterging. Dennoch genoß Karl V keines vollständigen Glückes während der ganzen Dauer seiner glänzenden Regierung: beständige Sorgen und quälende Unruhe im Kriege und im Frieden war sein Loos. Mit Franz I von Frankreich war er in einen Krieg gerathen, weil dieser ihm nie verzeihen konnte, daß er ihm bei der deutschen Kaiserwahl war vorgezogen worden; kaum hatte er nun den Feind zurückgedrängt und glaubte etwas Ruhe genießen zu können, da brachen in Sachsen die durch die Lehren Luthers veranlaßten Unruhen aus, welche die alte Ordnung der Dinge gänzlich auflösten, und ganz Deutschland während eines Jahrhunderts zum Schauplatze von blutigen Religionskriegen machten. Indem wir für die ausführliche Erzählung dieser religiösen Spaltungen, an denen die Luxemburger sich nie betheiligten, auf die allgemeine Geschichte hinweisen wollen wir sehen, was während Karls Regierung in unserm Lande besonders Merkwürdiges vorfiel.

Im Jahre 1509 wurde die St. Michelskirche zu Luxemburg, und 180 umliegende Häuser ein Raub der Flammen.

Ungeachtet Karl V so ausgedehnte Staaten zu regieren hatte, vergaß er nie die Interessen des Luxemburger Landes, das übrigens für ihn von großer Wichtigkeit war in den Kriegen mit Frankreich, woran es sehr viel zu leiden hatte. So erneuerte er 1521 einen Handelsvertrag zwischen Lothringen, Bar und Luxemburg, 1526 ließ er Dampvillers befestigen und die Festungswerke von Montmedy vergrößern; auch bestätigte er 1530 die Freiheiten von Laroche, und nahm die Abtei Orval unter seinen Schutz. Aber eine der wichtigsten Maßregeln, die Karl V für unser Land traf, war die Einrichtung des Provinzialrathes (1531), bestehend aus dem Gouverneur als Präsidenten, 6 Rathsherren, von denen drei Adelige, die andern drei Gelehrte sein mußten, einem Generalprokurator und seinem Stellvertreter, und ferner auch aus einem Amtsschreiber und 6 Gerichtsdienern. Dann wurden auch Verfügungen erlassen über die Kompetenz des Rathes, über die Art und Weise, wie er gehalten, und seine Mitglieder gewählt werden sollten.

Eine höchst interessante Verordnung erließ Karl in demselben Jahre über den Preis der nothwendigsten Nahrungsmittel, über die Armen, die Aussätzigen, über die Aufrechthaltung der katholischen Religion, die Banquerottirer, den Aufwand in den Kleidungen, und noch verschiedene andere Gegenstände; es wird nicht ohne Interesse sein, einige dieser Bestimmungen, in denen sich der Geist jener Zeiten ganz eigenthümlich abspiegelt, näher kennen zu lernen.

Die Banquerottirer sollten, je nach der Größe ihres Verbrechens, aller Rechte und Freiheiten beraubt, verbannt, oder mit dem Tode bestraft werden; ihren Helfern war je nach deren Stand Gefängnißstrafe oder körperliche Züchtigung angedroht. Die Landstreicher und Bettler sollten überall mit der größten Sorgfalt aufgesucht und bestraft werden, aber es waren auch Maßregeln getroffen, daß die Armen und die hülflosen Kranken gehörig unterstützt und gepflegt wurden. Die Gotteslästerer und Meineidigen sollten für's erste Mal mit einem Monat Gefängnißstrafe bei Wasser und Brod bestraft werden; verfielen sie aber nochmals in dieselbe Sünde, so sollte ihnen außerdem noch die Zunge öffentlich durchstochen werden.

Um dem Luxus in der Kleidung und den damit verbundenen ungeheuren Ausgaben zu steuern, bestimmte dieselbe Verordnung, daß Niemand Kleider aus Gold- oder Silberstoffen tragen durfte; den Mitgliedern des höchsten Adels allein waren rothsammtne Gewänder gestattet, und den übrigen Unterthanen war der Gebrauch sammtner oder seidener Stoffe nur dann erlaubt, wenn sie beweisen konnten, daß sie ein hinlängliches Vermögen besaßen.

Endlich erhielt diese Verordnung auch Bestimmungen über die Kirchweihfeste, Hochzeiten, und über die Wirthshäuser. Die Kermessen sollten nur einen Tag dauern: die Hochzeiten, denen nur höchstens zwanzig der nächsten Verwandten beiwohnen durften, konnten nicht über die Mittagsstunde des zweiten Tages ausgedehnt werden, und in den Wirthshäusern und Schenken, welche übrigens an keinem entlegenen Orte errichtet sein durften, war es verboten, an den Sonn- und gebotenen Feiertagen, besonders während des Hochamtes und der Vesper sich aufzuhalten.

Dieselbe Verordnung bezeichnet die Schwester Karls V, Maria, Wittwe des Königs Ludwig von Ungarn, als Statthalterin der Niederlande; sie folgte in dieser Eigenschaft auf ihre Tante, Margaretha von Oestreich, welche im Jahre 1531 gestorben war.

In den Kriegen mit Frankreich hatte das Luxemburger Land ungemein viel zu leiden, eben weil es, besonders durch seine Hauptstadt, für beide Parteien von der größten Wichtigkeit war. Das wußte Karl V sehr wohl; auch kam er 1540 nach Luxemburg, und da ihn Franz I mit einem Einfalle bedrohte, ließ er im folgenden Jahre die Vorstadt Klausen, die Abtei Münster, und das alte Schloß niederreißen, damit bei einer Belagerung der Feind sich nicht in denselben festsetzen könnte. – Um diese Zeit fällt die Stiftung des berühmten Ordens der Jesuiten durch Ignaz von Loyola. – Unterdessen hatten die Feindseligkeiten mit Frankreich schon begonnen; unter den Befehle zwei ihrer besten Generale, der Herzoge von Orleans und Guise, rückten im Juni 1542 die Franzosen in das Luxemburger Land. Unter den größten Verwüstungen drangen sie voran, plünderten und verbrannten Dampvillers, Virton und Arlon, und da Niemand ihnen Widerstand zu leisten vermochte, erschienen sie schon am 29. August Angesichts der Stadt Luxemburg. Diese war aber für einen solchen Fall nicht mit Mundvorrath versehen, und ergab sich schon des andern Tages; doch verloren die Franzosen ihre Eroberung eben so schnell, als sie dieselbe gemacht hatten: denn am 9. September desselben Jahres wurden sie von Reinier, Grafen von Nassau, aus Luxemburg vertrieben; aber Franz I bestand darauf die Stadt zu besitzen, und im September des folgenden Jahres erschien der Herzog von Orleans abermals, und nöthigte die Besatzung zu kapituliren. Sie erhielt freien Abzug, und den Bürgern ward es gestattet, entweder die Stadt zu verlassen, oder Frankreich den Eid der Treue zu schwören. Auch hier, wie bei so manchen andern Gelegenheiten, bewährten die Luxemburger ihre alte Biederkeit und Treue, und 179 Bürger verzichteten lieber auf ihre theure Vaterstadt, als an ihrem rechtmäßigen Herrn zum Verräther zu werden, und begaben sich nach Bastnach. Mit der Hauptstadt unterwarf sich das ganze Land dem Sieger, und Franz I kam selbst am 28. Dezember, um Besitz davon zu nehmen.

Diesen Verlust konnte Karl V nicht so gleichgültig verschmerzen, und er traf ernstliche Anstalten zur Wiedereroberung Luxemburgs. Im Jahre 1543 schickte er den Grafen von Fürstenberg mit 15,000 Mann, um es zu belagern; doch ließ sich dieser durch das Herannahen eines französischen Heeres, das zum Entsatze herbeieilte, abschrecken, und hob die Belagerung auf in eben dem Augenblick, wo die Besatzung wegen Mangel an Nahrungsmitteln gezwungen gewesen wäre die Stadt zu übergeben.

Aber Karl, der das feste Luxemburg als den Schlüssel zu den Niederlanden ansah, wurde durch diesen mißlungenen Versuch nicht entmuthigt: den Oberbefehl über das Heer gab er dießmal dem Vize-König von Sizilien, Ferdinand von Gonzague, der im Jahre 1544 die Stadt mit einem Heere von 40,000 Mann einschloß. Zwar fehlte es den Belagerten nicht an Muth und Ausdauer, aber an Lebensmitteln, und am 6. August mußten sie den kaiserlichen Truppen die Thore öffnen.

Karl V kam im folgenden Jahre nach Luxemburg, befahl neue Festungswerke anzulegen, und übertrug die Regierung der Stadt und des Landes dem Grafen von Mansfeld, von dem wir bald Gelegenheit haben werden, zu sprechen.

Nachdem Karl V als Kaiser während einer Regierung von 36 Jahren der Schiedsrichter und Herrscher Europa's gewesen war, entsagte er dem Geräusch und den Herrlichkeiten der Welt, und zog sich in die stille Zelle eines Klosters zurück. Bei einer feierlichen Versammlung zu Brüssel, am 15. Januar 1555, trat er seinem Sohne Philipp seine Erblande ab, gab die Kaiserkrone seinem Bruder Ferdinand, und ging alsdann in das Kloster St. Just in Spanien, wo er sich der Andacht widmete, und mit dem Anbau eines kleinen Gartens, sowie mit Verfertigung von künstlichen Maschinen beschäftigte. In seinen letzten Tagen führte er ein äußerst angestrengtes Leben, und bekam den sonderbaren Einfall, seine Leichenfeier noch bei seinem Leben zu halten. In einem Sarge ließ er sich zur Kirche tragen, und einen förmlichen Todtendienst halten; aber mitten unter diesen Ceremonien, und wahrscheinlich in Folge dieser anstrengenden und ergreifenden Empfindungen, ereilte ihn ein hitziges Fieber, woran er schon zwei Tage nachher, am 21. September 1558, in einem Alter von 58 Jahren starb. Er hinterließ einen Sohn und zwei Töchter. Da das Herzogthum Luxemburg zu seinen Erblanden gehörte, so kam es nach seiner Abdankung unter die Herrschaft seines Sohnes

Philipp II (1555-1598,

welcher, da er in den Niederlanden mit dem Kriege gegen Frankreich beschäftigt war, den Grafen von Mansfeld bevollmächtigte, in seinem Namen den Huldigungseid der Luxemburger zu empfangen, den ihm auch die Stände leisteten, nachdem sie ihrerseits die Versicherung erhalten hatten, er werde ihre Rechte schützen und handhaben.

Philipp II, bei weitem der mächtigste Fürst seiner Zeit, war ein äußerst strenger Mann, der von seinen Unterthanen unbedingten Gehorsam forderte, und durch den geringsten Widerstand leicht zu den äußersten Mitteln gereizt werden konnte.

Schon in den ersten Jahren seiner Regierung wurde unser Land wieder der Schauplatz der verheerenden Kriege, welche schon zwischen Karl V und Heinrich II von Frankreich wegen des Besitzes von Parma und Piazenza ausgebrochen waren. Die Franzosen bemächtigten sich der Städte Metz, Toul und Verdun, und durchzogen siegreich das Herzogthum Luxemburg; als sie aber der Hauptstadt zu nahe kamen, wurden sie von dem tapfern Mansfeld zurückgeschlagen. Aber unglücklicher Weise behielt das Land diesen unerschrockenen Beschützer nicht lange; er wurde bei Ivoix geschlagen, gefangen genommen, und in Frankreich fünf Jahre lang zurückgehalten. Nun hatten die Franzosen leichtes Spiel, sie verwüsteten fast das ganze Land: Grevenmacher und Remich wurden zerstört, und am Ende auch Rodenmacher, das sich am längsten von allen Schlössern gehalten hatte, eingenommen.

Während das Land ungemein durch diese fast beständigen Verheerungen litt, traf auch die Stadt Luxemburg ein schreckliches Unglück. Eine große Menge Pulver, welches auf dem Gewölbe der Franziskanerkirche aufbewahrt wurde, ward durch einen Zufall entzündet, und verwandelte fast die ganze Stadt in einen Schutthaufen. Doch bald wurde sie wieder aufgebaut, und auf Philipps II Befehl trug man Sorge, daß die Straßen breiter und regelmäßiger angelegt wurden. Aber kaum hatte die unglückliche Stadt sich etwas erholt, als ein neues und viel größeres Drangsal, eine furchtbare Seuche, über sie hereinbrach, die zwar zu wiederholten Malen verschwand, aber dann mit erneuertem Schrecken wüthete, und die Stadt und das Land dergestalt entvölkerte, daß die Regierung eine neue Zählung der Einwohner vornehmen mußte.

Um das Maaß des Unglückes voll zu machen, hauseten während dieser verhängnißvollen Zeiten die Franzosen noch immer im Lande, und eroberten eine Stadt nach der andern. Da sehnten sich die Einwohner nach ihren: tapfern Mansfeld, der schon einmal ihr Retter gewesen, und erkauften seine Freiheit mit einem schweren Lösegelde. Endlich machte der Friede von Chateau-Cambresis (1559) den Eroberungen der Franzosen ein Ende, und sie mußten sich verpflichten, in Zukunft sich binnen der gegebenen Grenzlinien zu halten.

In Folge dieser Kriege hatte sich allerlei Gesindel in: Lande gesammelt, und besonders waren es die Zigeuner, welche das Land in großen Raubschaaren durchzogen, und ungestraft dasselbe ausplünderten. Um diesem Unfug ein Ende zu machen, gab Philipp durch das Organ der Herzogin von Parma, Margaretha von Oestreich, welche er inzwischen zur Statthalterin der Niederlande ernannt hatte, eine Verordnung, in der es ihnen unter Todesstrafe befohlen war, das Land binnen 4 Tagen zu räumen. Das wirkte, und so genoß das lange geängstigte Land einige Jahre der Ruhe, während welcher in der Stadt allerlei Verbesserungen veranstaltet wurden. So fällt in diese Zeit die Gründung des Jesuitenklosters und Jesuitenkollegiums (des heutigen Athenäumsgebäudes), so wie die Erbauung des großen Stadthauses, nebst dem Rathhause, welches heute der Sitz der Landesregierung ist. Einige Jahre später (1563) erbaute der Graf von Mansfeld in Klausen ein prächtiges Schloß, von dem wir heute kaum noch einige Ueberreste sehen, und ließ um dasselbe herum einen ausgedehnten Thiergarten anlegen.

Doch schien es, als wäre es dem unglücklichem Lande beschieden, immer einige Augenblicke der Ruhe mit jahrelangen Drangsalen erkaufen zu müssen; schon im Jahre 1578 brach abermals eine Pest in Luxemburg aus, welche so verheerend wüthete, und die Menschen in so großer Anzahl dahinraffte, daß der Rath sich nach Arlon begeben mußte, von wo er erst am 9. März 1579 wieder nach Luxemburg zurückkehrte.

Darauf erwachten wieder die alten Feindseligkeiten zwischen Spanien und Frankreich, in denen unser Land nochmals hart mitgenommen wurde. Heinrich IV, König von Frankreich, schickte den Vicomte von Türenne an der Spitze eines beträchtlichen Heeres in das Herzogthum Luxemburg, um es zu erobern; und während dieser sich Ivoix, Montmedy, La Ferté und Virton unterwarf, nahmen die mit Frankreich verbündeten Holländer Echternach ein. Dann drangen die Verbündeten bis Thionville vor, konnten es aber nicht überwältigen, und mußten unverrichteter Dinge sich zurückziehen.

Aber die Feinde wurden nicht entmuthigt; im folgenden Jahre, am 11. Nov. 1597, erschien der Marschall Biron mit einem Heere von 6000 Mann vor Luxemburg, welches damals nur eine schwache Besatzung hatte. Mit dieser verbanden sich die Bürger, und schlugen den Feind bis ins nahe gelegene Dorf Merl zurück, und als er ein zweites Mal versuchte, die Stadt zu überrumpeln, wurde er nochmals hart abgewiesen, und mußte nach ungeheurem Verluste sich nach Longwy zurückziehen. Endlich machte der Friede von Vervins 1598 dem Blutvergießen ein Ende.

In Philipps lI Regierung fällt der bekannte Abfall der Niederlande, in welchem die nördlichen Provinzen von den südlichen getrennt wurden.

Schon unter Karls V Regierung war die protestantische Religion, ungeachtet der strengen Maßregeln, die er gegen sie ergriff, in den Niederlanden eingedrungen, und hatte bei manchen Gemüthern Eingang gefunden. Philipp II, als ein eifriger Vertheidiger des Katholizismus, wollte ihren immer reißendern Fortschritten Einhalt thun, und glaubte sich berechtigt, durch alle möglichen Mittel diese Neuerungen verhindern zu müssen. Hierüber aufgebracht schloßen die Adeligen ein Bündniß ( Kompromiß) zur Aufrechthaltung und Vertheidigung ihrer Rechte, und überreichten der Statthalterin, Margaretha, der Halbschwester des Königs, in einer öffentlichen Versammlung zu Brüssel ein Bittschreiben, worin sie die Wiederherstellung ihrer Gerechtsamen verlangten. Margaretha, die sich von einer aufgebrachten Volksmenge umringt sah, gab, durch die Noth gezwungen, ihren Forderungen nach, und versprach sich deßhalb an Philipp II zu wenden. Das hielten die Unzufriedenen für einen vollkommenen Sieg, und erließen sich im ersten Ausbruche ihrer tollen Freude den unerhörtesten Ausschweifungen. Philipp II, der schon das Kompromiß als eine Empörung angesehen, beschloß seine Feinde überall zu verfolgen und auszurotten. Deßwegen schickte er, nachdem die Statthalterin Margaretha um ihre Entlastung nachgesucht und sie auch erhalten hatte, den Herzog von Alba mit der unumschränktesten Gewalt bekleidet, an der Spitze eines Heeres von 20,000 Mann in die Niederlande. Seine Ankunft verbreitete überall Schrecken, und dieser wurde noch vermehrt durch die Einsetzung des sogenannten Empörungsrathes, den die Niederländer den Blutrath nannten. Alba ließ die Urheber des Kompromisses, so wie alle, welche sich an der Religion oder dem Könige vergangen hatten, vor denselben ziehen, und zum Tode verurtheilen. Auch die Grafen Egmont und Horn, welche dem Könige so wichtige Dienste geleistet hatten und die Lieblinge des Volkes waren, wurden als verdächtig eingekerkert, und öffentlich auf dem Marktplatze zu Brüssel enthauptet. Durch solche strenge Maßregeln entfremdete sich Alba die Herzen der Niederländer immer mehr; sie schlossen ihre Kaufläden, der Handel stockte, die Märkte standen leer, und in den sonst so rührigen Straßen der Städte herrschte das Schweigen des Todes.

Dagegen erhielten bald die Niederländer eine kräftige Stütze an Wilhelm von Oranien, welcher unterdessen den Verfolgungen entgangen und durch die Flucht nach Deutschland entkommen war: er stellte sich an die Spitze der nördlichen Provinzen, und veranlaßte im Jahre 1579 die Vereinigung der Provinzen Holland, Seeland, Utrecht, Geldern, Overyssel, Gröningen und Friesland, welche unter dem Namen der Utrechter Union bekannt ist, und aus welcher nachher die Republik der vereinigten Niederlande hervorging. Doch erkannte die Union noch immer den König von Spanien als ihren Oberherrn an, und erst im Jahre 1581, als Wilhelm von Oranien geächtet, und ein Preis von 25,000 Thlr. auf seinen Kopf gesetzt wurde, kündigten sie Philipp II den Gehorsam auf.

Nachdem Wilhelm lange Zeit heldenmüthig für die Freiheit seines Vaterlandes gestritten, fiel er zu Delft, am 10. Juli 1584, durch die Hand eines von den Spaniern, wie man glaubt, gedungenen Meuchelmörders. Während Wilhelm so die Entwickelung der neuen Republik geleitet und beschützt hatte, waren die mächtigen Provinzen, die weniger gemeinschaftliche politische Interessen mit den nördlichen hatten, nach und nach wieder unter Philipps Oberherrschaft zurückgekehrt, und erhielten den Namen der spanischen Niederlande.

Während dieser Zeit hatten die Luxemburger sich ruhig verhalten, und waren ihrem Landesfürsten und ihrer Religion treu geblieben, wozu Mansfelds kräftige Regierung nicht wenig beigetragen hatte. Dafür ward er mit einer ehrenvollen Inschrift belohnt, die man ehedem über dem Eingange des Stadthauses las; sie war in lateinischer Sprache abgefaßt, und die Uebersetzung davon lautet:

»Während in Belgien der Bürgerkrieg alles zerstörte, erhielt Mansfeld, treu im Kriege wie im Frieden, ein fester »Vertheidiger der Gerechtigkeit, des gerechtesten Königs Stellvertreter, diese Provinz in ihrer Treue, und unverletzt und »dieses zum Wohl und Heile des Volkes.«

Einige Monate vor seinem Hinscheiden vermählte Philipp II seine Tochter mit dem Erzherzoge von Oestreich, und trat ihnen die Regentschaft der Niederlande ab, so daß bei Philipps ll Tode (13. September 1598) das Herzogthum Luxemburg, in Vereinigung mit den Niederlanden, im Namen Philipps III von

Albert und Isabella (1598-1633)

regiert wurde. Unterdessen leitete der Prinz Moriz, Sohn des ermordeten Wilhelm, die Regierung in Holland mit so starkem Geiste und kraftvoller Hand, daß Albert einen zwölfjährigen Waffenstillstand mit der kaum gegründeten Republik schließen, und ihre Freiheit unangetastet lassen mußte. Noch im nämlichen Jahre leisteten ihm die Luxemburger bei seinem Regierungsantritte den Eid der Treue, bei welcher Gelegenheit er der Treue unsrer Väter das schönste Lob gab. Als nämlich die Abgeordneten aus den verschiedenen Provinzen zur Eidleistung vor ihm erschienen, reichte ein jeder aus ihnen ihm die rechte Hand, und leistete dann den Eid, indem er zwei Finger in die Höhe hob. Als nun die Reihe an die Luxemburger kam, hoben diese blos einen Finger in die Höhe, und darüber stutzten die Abgeordneten der übrigen Provinzen nicht wenig. Albert aber sagte ihnen mit nachdrücklichen Worten: »Was staunt ihr? Ihr seid Gott und dem Fürsten untreu gewesen, das Luxemburger Land aber war stets eine wahre Pflanzschule der Treue; wenn die Abgeordneten dieser Provinz mich mit einem Finger, ja durch einen Wink ihrer Treue versichern, so kann ich darauf rechnen.« Auch gab er diese seine Gesinnungen noch mehr kund dadurch, daß er die Luxemburger Abgeordneten, bei dieser Feierlichkeit, den Rittern des goldenen Vließes unmittelbar im Range folgen, und sie den Eid der Treue in deutscher Sprache ablegen ließ.

Aber dabei blieb Albert nicht stehen: im Jahre 1600 bestätigte er den Luxemburgern alle Gerechtsame, welche die goldene Bulle ihnen zuerkannte, und einige Zeit nachher legte er die wegen gemeinschaftlicher Ländereien so lange zwischen Luxemburg und Lothringen bestehenden Streitigkeiten, bei. Doch ist auch seine Regierung wieder mit Drangsalen bezeichnet: so richtete ein ungewöhnlicher Sturmwind große Verheerungen an, und zerstörte ganze Dörfer, während anhaltende Regengüsse überaus starke Ueberschwemmungen verursachten. Bald darauf, in den Jahren 1604 und 1612 brach die Pest wieder aus, welche das Land so oft heimgesucht hatte, und wüthete dergestalt in der Hauptstadt, daß man mit Rechte befürchtete, es möchte kein einziger Einwohner mehr am Leben bleiben.

Am 22. Mai desselben Jahres starb der Graf von Mansfeld, und ihm folgte als Gouverneur Florentin Berlaymont, Ritter des goldenen Vließes, während dessen Statthalterschaft Luxemburg vom Schloßthore an bis zum Neuthore befestigt wurde. Am 21. März 1621 starb Philipp III, und ihm folgte darauf der Erzherzog Albert ins Grab. Nun kam die Oberherrschaft des Landes an

Philipp IV,

einen Sohn Philipps III, der sich aber während Isabellens Lebzeiten wenig um die Niederlande bekümmerte, und sie mit seinem Oheim, dem Cardinal und Erzbischof Dom Ferdinand, in der Regierung derselben ruhig schalten und walten ließ.

Während seiner Herrschaft wurde im Jahre 1624 durch die frommen und unverdrossenen Bemühungen des Paters Jacob Brocquart, und unter großen Feierlichkeiten, an welchen alle Obrigkeiten und die ganze Einwohnerschaft Theil nahmen, vor dem Neuthore der Grund zu der nachher in unserm Lande so berühmt gewordenen Mutter-Gottes-Kapelle gelegt, die aber in spätem Zeiten wieder niedergerissen wurde Das Ausführliche über diesen Gegenstand findet man in dem unlängst erschienenen Werke des P. Aloysius Amherd: Maria, die Trösterin der Betrübten. Luxemburg 1855..

Im Jahre 1624, also 12 Jahre nach ihrer letzten Erscheinung, brach abermals die Pest, jene alte Plage unsres Landes, über dasselbe herein, und raffte wieder viele Menschen dahin. Angst und Schrecken ergriffen Alle bei dieser wiederholten Züchtigung des Himmels, und unsre Väter gelobten zu Ehren des heil. Adrianus, des Schutzpatrons vor ansteckenden Krankheiten, eine jährliche Procession zu halten, welche noch heute jedes Jahr im September in der Stadt Luxemburg gefeiert wird.

Nach einer Regierung von 35 Jahren, während welcher sie ihre Unterthanen, so viel es in ihrer Macht stand, mit Wohlthaten beglückt, starb Isabella 1633, und ihr folgte

Dom Ferdinand

als Statthalter der Niederlande. Seine Regierung ist durch einen langen und mörderischen Krieg bezeichnet, dessen Schauplatz wieder das unglückliche Luxemburger Land war. Ludwig XIII von Frankreich hatte sich nämlich mit den Holländern verbunden, um die katholischen Niederlande der spanischen Herrschaft zu entreißen, und bei der daraus folgenden Theilung sollte Luxemburg an Frankreich fallen. Die Trierer begaben sich gleich anfangs unter französischen Schutz, und nahmen eine französische Besatzung in ihre Stadt auf. Sobald der Graf von Embden, Gouverneur von Luxemburg, diese Nachricht erhielt, rückte er bei Nacht mit einem Heere bis vor Trier, überrumpelte die Stadt, und brachte den Churfürsten gefangen nach Luxemburg, von wo er nach Brüssel und endlich nach Spanien geführt wurde, und 10 Jahre im Gefängniß schmachtete. Dadurch brachen offene Feindseligkeiten zwischen Spanien und Frankreich aus, während welcher unser Land hart mitgenommen wurde. Einerseits waren es die Franzosen, die verheerend vordrangen; anderseits die wilden, räuberischen Croaten, welche zur Vertheidigung des Landes herbeigeeilt waren, und dasselbe plünderten und verwüsteten. Vor ihnen zogen die Landbewohner sich in die Städte und festen Schlösser zurück, und ließen die Dörfer und Flecken unbewohnt und verödet, so daß die Felder unangebaut blieben und gänzlich verwilderten. Handel und Gewerbe stockten, und wo man früher die regste Thätigkeit erblickte, sah man jetzt nichts als eine schaudervolle Wildniß. Dieser unselige Krieg hatte wieder Hungersnoth und ansteckende Krankheiten zur Folge. Nochmals hauste die Pest, und zwar mit erneuerter Wuth, unter den Einwohnern, welche dem Mordschwerte des Feindes entronnen waren; in einzelnen Dörfern blieb kein einziger Mensch übrig, und die Sterblichkeit war so groß, daß die gewöhnlichen Kirchhöfe die Menge der Todten nicht mehr fassen konnten. Ueber ein Drittel der Bevölkerung war dahingerafft, und am 16. Juli 1638 mußte man eigens eine Verordnung in Betreff der, wegen verlassener und ganz herrenlos gewordener Häuser zu ergreifenden Maßregeln, herausgeben.

Kaum war die Pest verschwunden, als am 22. Mai 1639 die Franzosen vor Thionville erschienen, aber sie wurden von Piccolomini und dem General Beck, dem Sohne eines Handwerkers aus dem Grunde, geschlagen und zum Rückzuge gezwungen. Doch nach der berühmten Schlacht von Rocroi kamen die Franzosen im Juni 1643, unter der Anführung des jungen Herzogs von Enghien, seit der Zeit unter dem Namen des großen Condé bekannt, abermals herangerückt, belagerten wieder Thionville, und diesmal mußte die Stadt kapituliren, und sich am 10. August dem Feinde ergeben.

Nun dachten die Franzosen, sich auch anderer Grenzfestungen zu bemächtigen, und unternahmen am 11. Juni 1656 die Belagerung der Stadt Montmedy. Diese hatte nur eine schwache Besatzung; 736 Mann sollten gegen ein ganzes Heer kämpfen, dennoch wollten sie nichts von Uebergabe wissen, und widerstanden siegreich den ersten Angriffen der Feinde. Dann kam Ludwig XIV, der mächtige König der Franzosen, selbst zu dem Heere, dem er noch Verstärkungen zuführte, aber dessenungeachtet weigerte sich der tapfere Gouverneur Johann d'Allamont stets, eine Kapitulation einzugehen, und erklärte, es sei rühmlicher im Kampfe gegen einen großen König den Tod zu finden, als sich ihm zu ergeben. Und diesen glorreichen Tod fand der heldenmüthige Jüngling auch. Die Franzosen hatten unterdessen ihre Minen unabläßlich vorangerückt, und als er hörte, daß sie dieselben sprengten, eilte er zur Vertheidigung herbei, und wurde von einer feindlichen Kugel tödtlich verwundet. Er versammelte seine Offiziere um sich herum, munterte sie zur Einigkeit auf, und sagte: »Ich sterbe zufrieden, denn ich sterbe für Gott, den König und das Vaterland, ich sterbe, wie meine Vorfahren, als ein Kind der katholischen Kirche.« Kurz darauf verschied er in dem 31. Jahre seines Lebens, und seine Leiche wurde, seinem Wunsche gemäß, nach der Abtei Orval gebracht. Sein Tod lähmte die Kräfte der wenigen Vertheidiger der Stadt, und diese mußte sich am 10. August desselben Jahres durch Kapitulation ergeben. Das schönste Lob gab Ludwig XIV dem heldenmüthigen d'Allamont. »Er wollte nicht in die Stadt einziehen,« sagte er; »derjenige, den er gewünscht hätte zu sehen, sei nicht mehr; gern wollte er ihn mit 2000 Mann erkaufen.«

Nachdem die Feindseligkeiten noch einige Zeit fortgedauert, kam es endlich, am 6. November 1659, zu einem Frieden zwischen Frankreich und Spanien, der unter dem Namen des Friedens der Pyrenäen bekannt ist, und demgemäß das Luxemburger Land, was leider in der Folge nur allzuoft sein Loos war, zerstückelt ward. Die Städte Thionville, Montmedy, Dampvillers, Ivoix und Marville fielen an Frankreich, und so mußten mehr als 60 000 Luxemburger, nach so vielen Jahrhunderten eines gemeinschaftlichen Lebens, ihre Mitbürger verlassen, die Gesetze eines andern Herrschers anerkennen, und die Schicksale eines fremden Volkes theilen.

Unterdessen war Dom Ferdinand (1641) gestorben, und der Erzherzog Leopold Wilhelm, Sohn des Kaisers Ferdinand II, ihm in der Regierung der Niederlande gefolgt. Im Jahre 1665 starb auch Philipp IV, und die spanische Krone kam an seinen Sohn

Karl II (1665-1700).

Das Luxemburger Land huldigte ihm 1666, aber es blieb auch unter seiner Regierung von den Gräueln des Krieges nicht verschont.

Ein Jahr nach Karls II Thronbesteigung gab der Provinzialrath in Luxemburg einen neuen Beweis der mit Recht so oft gerühmten Frömmigkeit unsrer Voreltern, indem er durch die feierlichste Wahl und Huldigung die heilige Jungfrau Maria, unter dem Namen Trösterin der Betrübten, zur Schutzpatronin der Stadt und des ganzen Landes erklärte, und zugleich den Grund zu jener feierlichen Oktave legte, die am 4. Sonntag nach Ostern beginnt und am 5. mit einer feierlichen Prozession geschlossen wird. Es ist diese Oktave das wahre, vaterländische Nationalfest der Luxemburger, und das beweisen die Schaaren von frommen Pilgern, welche, nicht allein aus der Umgegend Luxemburgs, sondern aus dem ganzen Lande und sogar vom Auslande her, betend zu dem Gnadenbilde der Trösterin der Betrübten wallfahrten, bei welchem schon Mancher Trost und Erleichterung gefunden hat P. Aloysius Amherd. Maria, die Trösterin der Betrübten u. s. w. Luxemburg 1855..

Am 15. April 1667 drangen wieder, gegen alles Recht der Völker und Staaten, auf Befehl Ludwigs XIV, zwei Heere ohne vorgegangene Kriegserklärung in die Niederlande ein, und während dieses Feldzuges wurde das Städtchen Bittburg von den Franzosen eingenommen und geplündert. In diesen Umständen kam einige Jahre nachher der Graf Monterey nach Luxemburg, um die Stadt- und Festungswerke zu erweitern, und auch neue Vertheidigungswerke anzulegen. Die Laufgräben wurden angefüllt, die Häuser im Grund und Pfaffenthal niedergerissen, und die Bewohner gezwungen, sich in der Oberstadt niederzulassen. So entstanden die Monterey's-, Chimays- und Louvignysstraße. Und in der That waren diese Vorsichtsmaßregeln in Betreff der Vertheidigung der Stadt nicht unzeitig, denn schon 1675 drangen die französischen Heere wieder ins Land, und bedrohten die Hauptstadt. Ludwig XIV wünschte schon längst im Besitze der wichtigen Festung Luxemburg zu sein, und deßwegen hatte er die erste beste Gelegenheit, ja so einen eitlen Vorwand, ergriffen um seine Armeen vorrücken zu lassen. Brand und Verwüstung bezeichnten ihre Wege. Die Städte Remich und Bittburg wurden von ihnen zerstört, und damit sie sich nicht in Arlon festsetzen könnten, ließ die Landesobrigkeit dessen Festungswerke schleifen. So brachten sie doch bald das ganze Land in ihre Gewalt: und nun glaubten sie mit der Einnahme von Luxemburg eine leichte Mühe zu haben. Gegen Ende des Jahres erschien der Marschall von Crequi mit einem bedeutenden Heere vor der Stadt, und hielt sie bis in den März des folgenden Jahres von allen Seiten eingeschlossen, aber seine Hoffnung sah er getäuscht. Die Einwohner vereinigten sich mit der Besatzung zur Vertheidigung der Wälle, und schlugen nicht nur alle Stürme zurück, sondern machten auch so glückliche Ausfälle, daß die Franzosen sich zurückzogen. Aber Ludwig XIV bestand darauf, Luxemburg zu besitzen, und schon zu Ende desselben Jahres erschienen die Franzosen mit verstärkter Macht vor der Stadt; doch dieser Versuch gelang ihnen nicht besser als der erste. Obgleich sie vom 22. bis zum 27. Dezember mehr als 6000 Bomben und Kartätschenkugeln in die Festung warfen, die ganze Stadt in einen Schutthaufen verwandelten, und die Noth und Gefahr der Belagerten aufs Höchste stieg, wollten diese von Uebergabe nichts hören, und zwangen abermals durch ihre Ausdauer und Beharrlichkeit die Feinde, sich unverrichteter Sache zurückzuziehen. Aber am 16. April 1684 kam der Marschall von Crequi zum drittenmal vor Luxemburg; doch wenn auch diesmal die Stadt sich muthig vertheidigte, so wurde sie auch mit nicht weniger Hartnäckigkeit belagert: an 37,000 Kanonenkugeln wurden auf dieselbe geschossen. Am 9. Mai eröffneten die Feinde die Laufgräben, am 20. wurde das Triererthor und der Grund eingenommen, und am 22. die Abtei Münster und das Hospital in Brand gesteckt. Da entschloß sich der Gouverneur, Prinz von Chimay, zu kapituliren, und zog am 7. Juni mit allen kriegerischen Ehren durch die Breschen aus der Stadt. Die Besatzung hatte beim Beginne der Belagerung 4000 Mann gezählt, und bei ihrem Abzuge waren nur 1700 mehr übrig; auch hatte eine große Anzahl Einwohner bei der Vertheidigung der Mauern das Leben verloren.

Sobald Ludwig XIV sich im Besitze Luxemburgs sah, war er besorgt, die niedergeschossenen Mauern und Thürme wieder herstellen zu lassen; deßwegen schickte er den berühmten Ingenieur-General Vauban nach Luxemburg, unter dessen Leitung auch noch neue und ausgedehntere Festungswerke angelegt wurden.

Nun sorgte auch Ludwig XIV für die Verwaltung des Landes, so wie für die Ausübung der Gerechtigkeit in demselben. Durch einen Beschluß von Versailles (5. April 1687) übertrug er dem Rath von Luxemburg wieder die Ausübung der bürgerlichen und peinlichen Gerichtsbarkeit (letztere hatten sie 1600 von Karl II für 4000 Livres erkauft) über alle Unterthanen der Herrschaften, Grafschaften, Maiereien und Gerichtsbänne von Rodenmacher, Röttchen, Hesperingen, Nemich, Hüttingen und Grevenmacher; auch stellte er den Provinzialrath unter das Metzer Parlament. In demselben Jahre kam Ludwig nach Luxemburg, hielt sich zwar nur kurze Zeit dort auf, gab aber den Bewohnern manche Beweise seiner Huld, und Gewogenheit. Im folgenden Jahre befahl er, die Ringmauern aller kleinen Städte im ganzen Lande niederzureißen.

Das Land blieb nun 13 Jahre unter der französischen Herrschaft: aber der König von Spanien hatte unterdessen seine alten Rechte auf Luxemburg nicht vergessen, und benutzte die erste Gelegenheit, um sie geltend zu machen. Diese bot sich ihm 1697 dar beim Abschlusse des Ryswicker Friedens, in welchem festgesetzt wurde, daß das Luxemburger Land, mit Ausnahme des im Pyrenäischen Frieden an Frankreich abgetretenen Theiles, an die spanische Herrschaft zurückfallen sollte. Am 8. Juni 1698 zogen die Franzosen aus der Stadt, welche die Spanier mit ihren Verbündeten, den Bauern, Holländern und Pfälzern für Karl II wieder in Besitz nahmen.

Aber dieser starb schon am 1. November 1700, und da er kinderlos war, sollte gemäß seinem Testamente Philipp von Anjou, ein französischer Prinz, den spanischen Thron besteigen. Aber Leopold I von Oesterreich, der die Krone für seinen Sohn, den Herzog Karl, gehofft hatte, und in demselben Grade wie Ludwig mit Karl II verwandt war, erklärte das Testament für erschlichen, und so entstand der unselige spanische Erbfolgekrieg, in dem so viele Tausende ihr Blut nutzlos vergossen; denn nach demselben blieb die Sache, wie sie war, und Philipp von Anjou bestieg unter dem Namen Philipp V den Thron Spaniens.

Er hatte noch einen dritten Nebenbuhler gehabt, den Herzog Maximilian Emanuel von Baiern; ihm trat er 1711 die spanischen Niederlande ab, aber dieser konnte nur die Provinzen Namur und Luxemburg in Besitz nehmen, und regierte auch blos drei Jahre über dieselben.

Maximilian (1711-1714)

kam am 22. Mai 1712 nach Luxemburg, und wurde dort feierlich als Oberherr des Landes anerkannt. Er gab mehrere weise Verordnungen über Polizeiwesen und Gerechtigkeitspflege; unter andern führte er in allen Gegenden Bürgergarden und Streifwachen ein.

Aber im Frieden von Utrecht (1714) mußte er das Herzogthum Luxemburg an Karl VI abtreten, und so kam es endlich wieder unter österreichische Oberhoheit.


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