Oskar Panizza
Das Liebeskonzil
Oskar Panizza

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Das Liebeskonzil

Eine Himmelstragödie in fünf Aufzügen

von

Oskar Panizza

Dem Andenken
Huttens

»Es ist got gefellig gewesen in unsern tagen kranckheiten zu senden (als wol zu achten ist) die unsern vorfaren unbekant seint gewesen. Da bey haben gesagt die der heiligen geschrift obligen, das die blatteren uss götz zorn kumen seint, und got damit unsere bösen berden straffe und peynige.«

Ulrichen von Hutten eins teutschen Ritters
Von den Frantzosen oder blatteren 1519.

 

»Dic Dea, quae causae nobis post saecula tanta
Insolitam peperere luem? ...«

Fracastoro, Syphilis sive de morbo
Gallico. 1509        

Vorwort zur dritten Auflage

Der Verfasser ist hinsichtlich dieser dritten Auflage wenige Worte der Aufklärung schuldig. Das Publikum wird sich vielleicht schon gewundert haben, dass diese Dichtung, die doch vom Staatsanwalt konfisziert ist, immer und immer wieder in der Öffentlichkeit erscheint. Es wird sich gewiss schon gedacht haben, dass der Dichter verrückt sei. Dem ist aber nicht so. Das Publikum hat eben gar keine Ahnung von den Umständen, unter denen der Dichter produziert und den Inhalt seiner Inspiration vor die Öffentlichkeit bringt. Es kennt eben nicht jenes Kleinod, welches er allein besitzt, und das ihn befähigt, unabhängig von allen sonst etwa in Betracht kommenden Faktoren, nur seiner Inspiration zu folgen und nur sie ganz und voll zum Ausdruck zu bringen: das Gottesgnadentum der Dichter. Das Gottesgnadentum mit seinen schweren Pflichten, seinen niemals endenden, stets andauernden Mühen und Arbeiten, mit seiner furchtbaren Verantwortung vor Gott allein, von der kein Mensch, kein Staatsanwalt, kein Abgeordnetenhaus, kein Volk den Dichter entbinden kann. Es ist dies das Kleinod, welches zwar auch schon früher mehr oder weniger bekannt war, aber doch erst in jüngster Zeit von den Dichtern in voller Klarheit erfasst und auch dem Volke verständlich gemacht wurde. Es wird also gut sein, wenn das Publikum, der Reichstag, die Minister, die Fürsten, der Kaiser, der Staatsanwalt unsere Dichtungen als das hinnehmen, was sie sind, eine von Gott gewollte Sache, und nicht lang fragen oder nörgeln.

Zürich, den 4. September 1897.

Hochachtungsvoll

Oskar Panizza

Dichter von Gottes Gnaden.


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