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Ein Prunksaal im päpstlichen Palast in Rom, den im Hintergrunde Arkaden mit darüber befindlicher Galerie im Rundbogenstil abschliessen; der Saal ist rückwärts als an die Privatkapelle des Papstes anstossend gedacht, mit der eine Kommunikation von der im ersten Stock befindlichen Galerie aus durch Öffnen der daselbst sichtbaren Fenster möglich ist, derart dass die Galerie mit dem Sängerchor der Kapelle etwa in gleicher Höhe liegend gedacht ist. – Die ganze linke Seite (von der Bühne aus) nehmen der Papst mit seiner Familie, der päpstliche Hofstaat und die tafelnden Gäste ein, wo reichbesetzte Tische mit kostbarem Service und hellen, auffallend hohen, dreiarmigen Kandelabern zu sehen sind. Die ganze Mitte und rechte Seite, mit Ausnahme einiger zu äusserst rechts sich bildenden unterhaltenden Gruppen, bleibt für die späteren Evolutionen und Maskeraden. – Es ist gegen Abend und der erste Ostertag 1495; die Speisen werden eben abgetragen. Der Papst ist in dem bequemen, wenig auffälligen Kostüm eines Hausprälaten (violett mit Sammet) gekleidet und trägt ein rundes Sammetkäppchen; alle übrigen in reichen Kostümen. – Glänzende Dienerschaft; fortwährendes Hin- und Hergehen; rege Unterhaltung; wiederholtes Gelächter; im Hintergrund unter den Arkaden ist eine Musik postiert; die Galerie mit Zuschauern, Leuten aus dem Volke, besetzt; die Gruppen im Saal bilden sich, tauschen Neuigkeiten aus und zerstreuen sich wieder. – Ausser dem Papst (Rodrigo Borgia, Alexander VI.), einem Sechziger, seine neun Kinder Girolama, Isabella, Pier Luigi, Don Giovanni, Graf von Celano, Cesare, Don Gioffre, Lucrezia, fünfzehnjährig, blond, heiter und kindlich, Laura und Don Giovanni Borgia, ein Knabe; seine Schwiegertöchter und Schwiegersöhne, darunter Dona Sancia, Gemahlin Don Gioffres; seine Neffen und Verwandten, darunter Collerando Borgia, Almosenier, Bischof von Coria und Monreale, Francesco Borgia, Erzbischof von Cosenza, Schatzmeister des Papstes, Luigi Pietro Borgia, Kardinal-Diakon von Santa Maria; Rodrigo Borgia, Kapitän der päpstlichen Garde; seine Vertrauten, darunter Giovanni Lopez, Bischof von Perugia, Pietro Caranza, Geheimkämmerer, Giovanni Fera da Ercilla und Remolina da Ilerda, Mitglieder des heiligen Kollegiums, Juan Marades, Bischof von Toul, Geheimer Intendant; des Papstes zwei Mätressen, die frühere, Vanozza, 53jährig; die jetzige, Julia Farnese, 21jährig; diese mit ihrem Gemahl Orsini, und ihrem Bruder, dem Kardinal Alessandro Farnese; seine Vertraute Adriana Mila, Erzieherin seiner Kinder; Burcard, Zeremonienmeister des Papstes; Erzbischöfe, Bischöfe, Kardinäle, päpstliche Würdenträger, römische Damen, Soldaten und Dienerschaft, Leute aus dem Volke; später Kurtisanen und Schauspieler.
Don Gioffre. Hat dieser Spanier heute nicht wieder langweilig gepredigt?
Der Papst. Schrecklich, es war nicht zum Anhören. zu Lucrezia. Ich habe dir immer Zeichen hinübergemacht, aber du hast mich nicht verstanden.
Lucrezia schläfrig. Ach, Pietro hat mich doch immer mit dem Fuss gestossen.
Don Gioffre. Der Spanier hat Seine Heiligkeit auch nicht verstanden; er predigte immerzu; und Seine Heiligkeit gaben doch deutliche Zeichen der Unzufriedenheit.
Der Papst. Er kommt aus Valenzia; die Kerle sind dort so bocksteif; wenn einer anfängt, hört er nimmer auf: jede Empfindung wird eine Rakete, jedes Wort ein Knüppel. Gelächter.
Franzesco Borgia (der Bischof) Aber ehrlich Mühe hat er sich gegeben.
Der Papst. Ehrlichkeit ist immer eine Ungeschicklichkeit.
Don Gioffre. Und das Volk glotzte herauf, wie mit Geisteraugen, wütend, besessen, verschlingend.
Don Giovanni. Weil Dona Sancia immer wisperte und kicherte.
Dona Sancia. Nein, weil Lucrezia immer Konfetti ass.
Lucrezia. Nein, weil Laura eingeschlafen war und schnarchte.
Don Gioffre. Ich glaube, die Perlen der schönen Farnese stachen ihnen in die Augen.
Franzesco Borgia (der Bischof) Konnte das Volk das alles sehen?
Lucrezia. Wir sassen doch alle oben im Chor, rechts und links vom Altar.
Der Papst. Nein, Kinder, das ist es nicht! Ihr dürft lachen und scherzen, Perlen tragen und Konfetti essen. Aber ich sah einige Dominikaner unter ihnen sitzen; es sind Florentiner von San Marco, Schüler des Savonarola, dieses Ruhestörers. Sie wiegeln mir das Volk auf, und schwatzen, und machen geisterhafte Augen...
Don Gioffre. Warum entfernt man die Tagediebe nicht?
Franzesco Borgia. Sie sind in Mission hier. Sie konferieren mit ihrem General.
Don Giovanni. Oho, sind wir hier auch schon so weit, dass man den Frauen den Schmuck vom Körper reisst, auf einen Haufen wirft und verbrennt?
Don Gioffre. Wird sich Eure Heiligkeit noch länger von dem Florentiner Narren Gesetze diktieren lassen?
Der Papst zwinkernd. Wir luden ihn ein. – Er kommt nicht.
Don Giovanni. Wie, er weigert den Gehorsam?
Der Papst. Der Mediceer schützt ihn. – Lorenzo ist bussfertig geworden und fragt täglich bei Savonarola an, ob er noch Aussicht habe, in den Himmel zu kommen.
Lucrezia. Wer ist Savonarola, santo papa?
Der Papst. Er erlaubt Euch nicht, Konfetti zu essen und Perlen zu tragen.
Gelächter.
Don Gioffre murmelnd. Gibt es kein Mittel...? Haben wir kein Kirchenpulver mehr?
Cesare finster, trocken. Später! –
Eine Gruppe Edelleute zu äusserst rechts, von der Bühne aus.
Erster Edelmann flüsternd. Ihr wisst, man fand heute nacht den Herzog von Bisaglie im Tiber?
Zweiter Edelmann. Ja, er ist ertrunken.
Dritter Edelmann. Ja, und mit drei schweren Wunden dazu!
Erster Edelmann. Er soll schwer betrunken nachts den Vatikan verlassen haben...
Dritter Edelmann. Es ist gegenwärtig immer gefährlich, nachts den Vatikan zu verlassen, einerlei in welchem Zustand... besonders, wenn man der Gemahl der schönen Lucrezia ist.
Zweiter Edelmann. Ihr meint...?
Dritter Edelmann. Ich meine, dass der Herzog von Bisaglie gestern abend in Gegenwart seiner Gemahlin Lucrezia und ihres Bruders Don Cesar erdrosselt wurde. – Erster und zweiter Edelmann fahren bestürzt auseinander.
Zweiter Edelmann. Aber die tiefen Wunden?
Dritter Edelmann. Rühren von einem Überfall her, den vor vier Wochen eine Bande Maskierter auf ihn am Petersplatz machte, und von denen der Herzog die Unverschämtheit hatte, genesen zu wollen. Beide erschrecken aufs neue.
Erster Edelmann. Aber seht Lucrezia; sie ist heiter wie am Hochzeitstag.
Dritter Edelmann. Sie ist ein Kind! Seine Heiligkeit machte sie diesen Morgen zur Fürstin von Nepi und schickte ihr einen grossen Korb mit Konfetti.
Zweiter Edelmann. Und weiss der Papst von dem Sachverhalt?
Dritter Edelmann. Alexander VI. weiss nichts; Rodrigo Borgia weiss alles.
Erster Edelmann. Und was wird er tun?
Dritter Edelmann. Er wird eine Seelenmesse für den in den Tiber gefallenen Herzog lesen und den Fürsten von Ferrara benachrichtigen, dass Lucrezia frei ist. –
Vom Hintergrund her ertönt eine Tanzweise. Die drei Edelleute gehen auseinander. Man sieht im Hintergrunde Paare tanzen. Die Tafel ist inzwischen abgeräumt und hinausgetragen worden. Die ganze Gesellschaft setzt und lagert sich auf Taburette und Kissen. Der Platz in der Mitte ist nun freier geworden. Die Gruppen bleiben nicht unbeweglich. Man steht auf, geht zu anderen, plauscht, trinkt und nippt von den dargebotenen Süssigkeiten und kehrt auf seinen Platz zurück. Von den tanzenden Paaren haben inzwischen einige pausiert. Einige der Damen kommen erhitzt und glühend nach vorn. Der Papst nimmt einem der Diener einen Korb Konfetti ab und wirft von denselben den Damen in den Busen. Heiteres Gelächter unten und von der Galerie herab. Das Musikstück hat aufgehört.
Der Papst. Wo stecken unsere Buffoni! – Lasst sie herein! – Und wir, wir lassen uns hier nieder. Nach links weisend, wo die Plätze sich befinden; zu Lucrezia. Komm, mein Kindchen!
Pulcinello tritt auf mit Colombina und seinem Gefolge. Sie führen ein mimisches Spiel auf. Pulcinello im weissen Puderkostüm mit Ledergurt, Halskrause, Tütenmütze und schwarzer Halbmaske, die Pritsche in der Hand, apostrophiert erst mit tiefen Verbeugungen, Grimassierungen und Verdrehungen das Publikum (auf der Bühne); währenddem sucht er sich plötzlich zu erdrosseln, hält die Hände so, als wenn es fremde wären, ächzt und stöhnt und will sterben. Colombina kommt von hinten vor, erschrickt scheinbar, kann es nicht sehen und hält die Hände vors Gesicht. Der Papst versteht die Anspielung und droht mit dem Finger. Darauf lassen sie ab, und das eigentliche Spiel beginnt in dem Sinne, dass Colombina, die junge Frau des alten Pantalone, von Pulcinello entführt und der Ehemann betrogen wird. Wiederholtes Gelächter während des Spiels und lebhafte Unterhaltung.
Der Papst während des Spiels zu Lucrezia, die zu seinen Füssen Platz genommen, schmeichelnd. Mein Herzchen, du hättest eigentlich heute einen Trauertag; dein schöner Herzog ist so plötzlich gestorben.
Lucrezia kindlich. Ach ja, er ist in den Tiber gefallen.
Der Papst bedauernd. Du hast ihn wohl gern gehabt?
Lucrezia wie oben. Ach ja, recht sehr!
Der Papst. Sei nur zufrieden, wir haben schon wieder einen neuen für dich!
Lucrezia lebhaft. So schön wie mein Herzog?
Der Papst. Schöner noch, mein Kätzchen.
Während im Spiel Colombina und Pulcinello sich hinter Pantalone laut küssen, und dieser, sich plötzlich umkehrend, eine Ladung weissen Puders ins Gesicht empfängt und unbeholfen hin und her taumelt, was von allen Seiten mit lautem Gelächter begrüsst wird, tritt der Zeremonienmeister
Burgard auf den Papst zu. Eure Heiligkeit, die Vesper hat in der Kapelle begonnen; die Kirche ist gedrängt voll, und das Volk erwartet am Ostertag Euren Segen.
Der Papst. Wir wollen das Spiel sehen; auch hat uns der Tod unseres lieben Schwiegersohns zu plötzlich erschüttert. – Man öffne – auf die Galerie weisend – dort die Fenster und sage dem Volke, dass ich von der Loggia dort der Vesper beiwohne.
Der Zeremonienmeister ab.
Gleich darauf sieht man oben die Fenster zwischen den Rundbögen der Galerie, wo das Volk steht, rückwärts vom Innern der Kirche aus, sich öffnen, so dass man einen Einblick auf Fries, Gebälk, Statuen und angezündete Ampeln erhält. – Währenddem nimmt das Spiel seinen Fortgang. Wie Pulcinello mit der Pritsche dem verwirrt hin und her laufenden Pantalone nacheilt und auf ihn losschlägt, und Colombina, sich versteckend, hinter Pulcinello drein eilt, hört man plötzlich aus den Fenstern über der Galerie in wehmütig-schmerzlichem Ton ein mehrstimmiges Graduale singen.
Chor. De profundis clamavi ad te Domine; Domine exaudi vocem meam; Fiant aures tuae intendentes in vocem deprecationis meae; Si iniquitates observaveris Domine, quis sustinebit? Speravit anima mea in Domino; A custodia matutina usque ad noctem; quia apud Dominum misericordia et copiosa apud eum redemptio. Et ipse redimet nos ex omnibus iniquitatibus nostris.
Schon bei den ersten Tönen ist das Volk oben auf der Galerie scheu von den Fenstern zurückgewichen und hat sich, sich bekreuzend, halb gegen das Innere der Kirche gewendet. Unten sieht man, mehr gegen den Hintergrund, einige ernste Gesichter und verlegene Mienen. Aber der Papst mit seiner Familie bleibt heiter, und das Spiel nimmt, wenn auch etwas gezwungen, seinen Fortgang.
Kurz nach dem Graduale geht auch das Spiel zu Ende. Der Papst gibt der Musik ein Zeichen, und diese beginnt ein neues Musikstück, zu dem im Hintergrund die Paare tanzen. Pulcinello und seine Truppe verabschieden sich unter tiefen und grotesken Bücklingen. Man wirft ihnen Goldstücke zu. Der Papst winkt Colombina zu sich hin, der er die Backen streichelt und ihr ein besonderes Geldgeschenk in die Hand drückt, worauf sie sich mit einem Handkuss verabschiedet.
Der Papst nachdem die Musik geendet, klatscht in die Hände. Wo sind unsre Schönen?
Auf dies Zeichen öffnet sich im Hintergrund der Galerie ein Vorhang und zwölf Kurtisanen von auserlesener Schönheit betreten, durch leichte, durchsichtige Gewänder verhüllt, den Saal und nehmen rechts im Vordergrund Aufstellung; der Papst mit den Herren und Damen seiner Umgebung gehen auf sie zu, mustern sie und bewillkommnen sie unter scherzenden Redensarten.
Der Papst nachdem er sie alle gemustert, erstaunt. Wo ist die Pignaccia?
Eines der Mädchen nachdem erst alle verlegen geschwiegen. Sie ist zu Karl nach Neapel.
Der Papst. Wie? Geht ihr auch zu Unsern Feinden über?
Der Papst mit seinem Gefolge zieht sich wieder nach links zurück, wo sie sich, wie früher, auf Taburette und Kissen gruppieren; Lucrezia auf dem Schosse ihres Vaters, von diesem geschmeichelt; Diener stellen die grossen, dreiarmigen, helles Licht verbreitenden Kandelaber, die früher auf der Tafel standen, in die Mitte des Saales auf den Boden. Auf ein Zeichen durch Klatschen in die Hände werfen die Mädchen ihre Gewänder ab; päpstliche Diener, hinter den Herrschaften stehend, werfen aus Körben über die Köpfe der Zuschauer hinweg Kastanien in die Mitte des Saales, auf die sich die Mädchen stürzen und sich um sie raufen. Helles Gelächter. Es bildet sich ein Kreis um die auf dem Boden kämpfenden Mädchen. Auch von der Galerie, wo sich inzwischen das Volk wieder zusammengedrängt hat, erschallt lautes Gelächter. Sobald eine Ration Kastanien auf gelesen ist, welche die Kurtisanen nach rechts neben ihre Gewänder sorgfältig auf einen Haufen legen, werden neue Kastanien aufgeworfen und der gleiche Kampf beginnt von neuem. – Eines der Mädchen, dessen Haare alle aufgelöst sind, kommt einem der Kandelaber zu nahe und fängt Feuer. Der Papst springt auf – während Lucrezia zu Boden gleitet – und erstickt das Feuer mit seinen Gewändern.
Der Papst als sich zeigt, dass die Kleine keinen Schaden gelitten, züchtigt sie mit der Hand. Diesmal, du Schlingel, konntest du die Reise ins Jenseits antreten! Lachen.
Die Kurtisane. Du hättest mich im Fegfeuer nicht länger brennen lassen als hier, santo papa! Erneutes Gelächter, in das der Papst miteinstimmt.
Als die Kastanien alle verteilt, wird gezählt, und je nach der Zahl der gesammelten Früchte an die Mädchen Preise verteilt. Ein neues Musikstück beginnt, und die Diener reichen Erfrischungen. Laute Unterhaltung im ganzen Saal, vornehmlich über die Qualitäten der Mädchen.
Als das Musikstück schweigt
Der Papst klatscht aufs neue in die Hände. Jetzt lasst unsere Athleten herein.
Auf der anderen Seite der Galerie treten hinter einem Vorhang zwei nackte kräftige Männer ein, die, zu den Mädchen geführt, sich an deren Anblick berauschen, um dann, auf ein weiteres Zeichen, den Zweikampf zu beginnen. Alles drängt sich um das Schauspiel unter Aufmunterungen und Beifallszeichen. Auch die Mädchen verfolgen mit allem Interesse den Kampf. Als der Sieger seinen Gegner unter lautem Beifall geworfen, tritt er auf die Kurtisanen zu, wählt sich unter Scherzreden aller Anwesenden die Schönste und verlässt mit ihr den Saal. Der Unterlegene geht allein fort. Darauf betritt ein zweites Paar den Saal. – Die Aufregung unter den Zuschauenden steigert sich von Minute zu Minute. Beifallsworte und aufstachelnde Bemerkungen werden mit immer grösserer Teilnahme und Leidenschaft dazwischen geworfen. – Als der Fünfte seinen Gegner unter lautem Geschrei und Beifallsklatschen geworfen und er eben seine Wahl trifft, ertönt in tiefernsten, tragischen Tönen vom Innern der Kirche her, durch die Rundbogengalerie im ersten Stock, der Schlussgesang der Vesper:
Veni sancte Spiritus. |
Veni sancte Spiritus Et emitte coelitus Lucis tuae radium. Veni pater pauperum Veni dator munerum Veni lumen cordium Sine tuo nomine Nihil est in homine, Nihil est innoxium. Lava quod est sordidum, Riga quod est aridum, Sana quod est saucium. O lux beatissima Reple cordis intima Tuorum fidelium. |
Eine peinliche Stille ist nach den ersten Akkorden eingetreten. Das Volk auf der Galerie ist wieder entsetzt zurückgewichen, um den Platz vor den Fenstern freizumachen. Ein Teil der Anwesenden verlässt den Saal. – Indessen ist schon der sechste Kämpfer mit seinem Partner eingetreten. Der Papst gibt durch einen Wink den Befehl zur Fortsetzung des Spiels, an dem seine Familie und Vertrauten mit ärgerlichen Mienen über die eingetretene Störung teilnehmen, und das bis zum siebenten Kämpfer unter der Begleitung des Kirchengesangs seinen Fortgang nimmt. – Nach Schluss des letzteren wird die Stimmung wieder etwas wärmer und das Interesse reger. Der Kreis um die Kämpfenden schliesst sich wieder. In der Kirche sieht man die Ampeln verlöschen und die Fenster von innen sich zumachen. – Das Spiel geht weiter.
Beim neunten Kämpfer stürzt ein Bote in den Saal und flüstert in erregter Weise mit den im Hintergrund Stehenden. Die Bewegung setzt sich nach vorne fort. Man hört Rufe: Was ist los? – Was gibt's? –
Rodrigo Borgia (Kapitän der päpstlichen Garde) Der französische König, Eure Heiligkeit, ist, von Neapel zurückkehrend, im Anmarsch auf Rom und nur noch wenige Meilen entfernt.
Der Papst aufstürzend, erregt. Zum Teufel! – Auf nach Orvieto! – Die und Katalanen sollen uns begleiten! – Nehmt unsere Kassen und Kostbarkeiten mit! – Die Damen sollen sich rüsten; auf Gepäck und Maultiere verzichten; wir reisen alle zu Pferd! Pallavicini bleibt als Gouverneur der Stadt mit einem Teil der Truppen zurück. Er empfange den König mit allen Ehren, aber drohe ihm in unserem Namen und dem des dreieinigen Gottes, als einem ungehorsamen Sohn der Kirche, den Bannfluch an, wenn er länger als vierundzwanzig Stunden auf unserem Gebiet verweilt. – Cesare übernimmt die Bedeckung unseres Zuges. – Vergesst die goldenen Messgeräte nicht! Fort! Alles in grosser Erregung ab.
Die Mädchen ihre Gewänder anlegend, jauchzend. Carlo kommt! – Carlo kommt! –
Der Vorhang fällt.