Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Wir verlassen Urica und die jetzt verödeten Räume ihres Hauses, in welchem nur noch Angela, die beiden Kinder und die theilnehmende Frau von Marseeven Zutritt fanden, und wollen in einer übersichtlichen Skizze Montrose's bald entschiedenes Schicksal verfolgen.

An der Spitze eines kleinen Corps von 500 Mann, meistens Deutsche, segelte er nach den Orkney-Inseln ab. Aber er überzeugte sich bald, daß sein Unternehmen verrathen war und daß er ein Land fand, welches ein innerer Friede nach namenlosen Drangsalen zur Ruhe gebracht hatte, welches von einer wohl abgerichteten Armee unterstützt und gerüstet war, sich gegen seine Unternehmungen aufzulehnen.

Verschiedene von den Einwohnern der gedachten Inseln, ob sie gleich unkriegerischer Natur waren, bewaffnete er und nahm sie mit sich nach Caithnes, in der Hoffnung, daß die Liebe zum König und der Ruf seiner früheren Thaten die Bewohner der Gebirge zu seinen Fahnen ziehen würde.

Aber jetzt fand er all' seine Anhänger, auf die man ihn durch Oneale's falsche Berichte hatte zählen lassen, durch den Bürgerkrieg ermüdet und ohne Mittel – Viele waren von den Covenantern für ihre früheren Handlungen hart bestraft worden – und Niemand konnte Hoffnung fassen, daß man einer so großen Macht, wie sie gegen Montrose zusammengezogen ward, glücklich würde widerstehen können.

So schwach indeß auch seine Armee sein mochte, sein alter Ruf und die Kenntniß seines militairischen Genies setzte die Comités der Staaten dennoch in großen Schrecken. Sie beorderten augenblicklich den Lord Lesley und Holborne, mit einer Armee von 4000 Mann gegen ihn auszurücken, und Lord Strahan ward mit einem Corps Cavallerie vorangeschickt, um seinen Fortgang zu hemmen. Er überfiel Montrose, der durch den Mangel an Reiterei ohne alle Nachricht geblieben war, unerwartet – sein ganzes Corps wurde in die Flucht geschlagen oder getödtet und Montrose selbst, in Bauerkleider versteckt, ward verrathen und den Händen seiner Feinde übergeben.

Aller Trotz, wozu das Glück unedle Seelen verleitet, wurde von den Covenantern gegen Montrose ausgeübt, den sie so sehr haßten und fürchteten – und ihr theologischer Fanatismus vermehrte noch ihr schmähliches Verfahren gegen einen Mann, den sie in Bann gethan und für verflucht hielten.

Lesley führte ihn mehrere Tage in schlechter Kleidung umher und reizte den Pöbel ihn zu schmähen und zu schimpfen. Dies Verfahren steigerte sich noch in Edinburg, wo das Parlament sinnreich war, ihn zu beschimpfen. Es wurde ein empörender Triumphzug angeordnet, in dessen Mitte Montrose auf einem Stuhl angebunden ward, der in einem hohen Wagen stand, um ihn Allen sichtbar zu machen. Der Henker ritt vor ihm her und trug seinen Mantel und Hut.

Da das Volk, welches großmüthiger und menschlicher war, den großen Mann, den sie vor Kurzem noch so gefürchtet, dessen Händen sie wenige Jahre vorher die Schlüssel der Stadt auf ihren Knien übergeben hatten, so gemißhandelt sahen, erfaßte sie ein tiefes Mitleiden und sie begleiteten ihn mit Thränen und Aeußerungen der Bewunderung. Aber diese Regungen wurden von den Predigern auf den Kanzeln sogleich mit schmählichen Drohungen, als Versuchung des Teufels angegriffen, und das Volk wurde zur Buße aufgerufen wider seine rebellische Natur, wie sie es nannten, welche es in falsches Mitleid gegen seinen Erbfeind verstrickt habe.

Montrose täuschte sich vom ersten Augenblick des Mißlingens seiner kriegerischen Unternehmung nicht über sein persönliches Schicksal! Er schloß mit dem Leben ab und behauptete unerschütterlich die erhabene Ruhe und Würde, die sein edler Charakter im Verein mit seinem reinen Gewissen ihm einflößte.

So sah er mit einer Verachtung, die an Gleichgültigkeit grenzte, den elenden Bemühungen zu, ihn zu beleidigen und brachte sie, fast gegen seinen Willen, um den einzig ihnen genügenden Triumph, seinen Gleichmuth erschüttern zu können.

Vor dem Parlament aber war er derselbe kühne, unerschrockene Vertreter seiner heil'gen Vaterlandssache, der stolze imponirende Redner, der ohne alle Rücksicht für sein eignes Schicksal, allein die Sache des Königs anerkennend, ihr Ansehn und ihre Macht leugnete, und selbst mit der Gewalt angethan ihn zu vernichten, ihr ganzes Dasein so klein und gering, so ohne Wahrheit und Recht darstellte, daß ihre Beschämung fast so groß als ihr Zorn ward.

Das Einzige, was er für seine Person zu bereuen habe, sei, daß er zu Anfang seiner Laufbahn, auf eine kurze Zeit mit ihnen vereinigt gewesen wäre – aber er hoffe zu Gott, daß er diese Schmach durch die Dienste, die er später seinem Könige geleistet, ausgelöscht habe. Er forderte sie mit drohendem Ernst, mit einer prophetischen Gewalt der Voraussagung auf, ihre lasterhafte Bahn zu verlassen und sich in Reue und Ehrfurcht ihrem angestammten Herrn zu unterwerfen und gelobte ihnen, daß diese Handlung das alleinige Mittel sein werde, daß er, der von seinem Könige über Schottland gesetzte Feldherr, sie für etwas Anderes, als eine unbefugte Rotte mordlustiger Rebellen ansehen werde.

Damit erreichte die Wuth seiner Gegner den höchsten Grad und sie versuchten jede Schmähung, ihn aus seiner Würde zu bringen und durch Anschuldigungen zur Vertheidigung zu reizen.

Aber er erklärte immer mit derselben Würde, daß er auch Anklagen weniger schimpflicher Art gegen ihre ungesetzliche Corporation nicht vertheidigen werde – er sagte ihnen, sie möchten abstehen von dem Versuch, ihn durch ihre Schmähungen erniedrigen zu wollen – die Gerechtigkeit seiner Sache müsse jedwedes Schicksal rühmlich machen – auch wäre sein eignes Gefühl darüber ruhig, aber er fühle sich beleidigt in der Seele seines Königs, daß sie es wagten, an seinen Bevollmächtigten die verrätherischen Hände zu legen.

Als man ihm sein Todesurtheil ankündigte, erschütterte ihn dies eben so wenig. Er sagte ihnen, daß er, indem er durch dasselbe ungerechte Urtheil, wie sein von ihnen gemordeter Monarch den Tod erleide, er der Hoffnung lebe, in jener Welt mit ihm vereinigt und der Gnade theilhaftig zu werden, welcher jenem erhabenen Märtyrer dort für sein tugendhaftes Leben würde zuerkannt worden sein.

Das Todesurtheil lautete: »daß Jacob Graham,« dies war der einzige Name, den man ihm ließ, am andern Tage nach dem Gericht zu Edinburg geführt werden – dort an einem dreißig Fuß hohen Galgen gehangen, dann abgenommen, auf einem Blutgerüst enthauptet und der Kopf vor dem Gefängniß angeheftet werden solle. Seine Hände und Füße sollten an den Thoren der vier Hauptstädte des Königreichs aufgehangen werden und sein Körper unter dem Galgen bei gemeinen Missethätern begraben werden, wenn er nicht durch Reue und Buße die Kirche bewege, den über ihn ausgesprochenen Bann aufzuheben.«

Aber die Geistlichkeit, welche hoffte, seinen Muth brechen zu sehen und einen letzten Triumph über ihn feiern zu können, hörte von ihm nur erhabene Prophezeiungen für die Knechtschaft, welche sie sich selbst durch ihre Handlungen bereiteten, und indem er sich ermahnend und warnend zu ihnen wendete, schien er seinem eignen Schicksal nur insofern Theilnahme zu schenken, als es ihm ein Beweis ihrer tiefen Verderbniß war.

Als er nach seinem Gefängniß zurückgeführt wurde, bemerkte er im Hintergrunde des Zimmers eine weibliche Gestalt, welche sich in lange schwarze Trauerschleier gehüllt, der Aufmerksamkeit zu entziehen suchte, bis Montrose allein gelassen wurde. Dann hörte er ihr krampfhaft hervorbrechendes Schluchzen, und als sich Montrose ihr näherte, stürzte sie sich vor ihm nieder, und ihr Kopf berührte seinen Fuß.

»O, nicht das! nicht das!« sagte Montrose, und versuchte sie aufzuheben – »Wer seid ihr, Milady – was führt euch zu mir her in so wichtigen Augenblicken? Ich bitte euch, steht auf – nehmt ihr bloß Antheil an mir, oder kann ich euch noch mit irgend etwas dienen, so erklärt euch bald, denn mir ist nur noch wenig Zeit gelassen!«

»Ja! – ja!« – stammelte sie – »viel, sehr viel könnt ihr für mich thun – ihr könnt mir vergeben und euch mit mir versöhnen!«

Als die Dame sich überzeugt hatte, daß sie mit Montrose allein sei, schlug sie den Schleier zurück, und zeigte ein bejahrtes, von Gram zerstörtes, aber noch immer schönes Gesicht, und indem sie an seine Brust sank, rief Montrose überrascht den Namen – Juliane!

»Erbebe nicht, mein Bruder, wie vor einem Ungeheuer!« rief die Unglückliche, fast erstickt von ihrem Gefühl – »Laß' die letzte Handlung – die einzige, die dir aus meinem ganzen Leben ohne Kummer zufällt – laß' sie Gnade für mich in deinem Herzen erflehen!«

»Juliane,« sagte Montrose – »dich wiederzusehen ist darum weniger erschütternd für mich, weil ich nie an deinen Tod geglaubt! Ich danke dir, daß du die traurige Trennung unseres Lebens in den letzten Stunden vor meinem Tode aufheben willst – ich danke dir, daß du mir einen so großen Beweis deiner nicht zu zerstörenden Liebe giebst! – Dein Richter war ich nie! In Dunkel und Geheimniß war dein Leben gehüllt – entrissen warst du mir, ehe ich dir eine Stütze werden konnte – grausam hat man sich von Jugend auf an dir versündigt – das mußte ich überall erkennen, und habe Leid um dich getragen, aber dich nicht gerichtet – ich habe mich mit heißen Schmerzen oft nach dir gesehnt, und nie die Hoffnung ganz aufgegeben, du sehest mit Liebe, wenn auch aus weiter Ferne, zu mir hin, und immer habe ich einen Augenblick, wie den jetzigen erwartet, obwohl an diesem Tage nicht mehr, wo die Sorgen der Welt durch Gottes Gnade von mir genommen werden.«

»O, so vergieb, daß ich diese Ruhe störe!« rief Juliane unter Thränen – »mein Schicksal steht dir bis zum letzten Augenblick feindlich gegenüber; denn auch diese letzte Handlung meines Lebens ist noch voll Selbstsucht, und ich suche die Qual eines langen Daseins los zu werden, indem ich dich auf meinen Knieen anflehe, meine Bekenntnisse zu hören und mir dann zu vergeben!«

»Muß das sein?« fragte Montrose – »Können wir nicht versöhnt von einander gehen, ohne daß ich noch einmal in alle Zustände des Lebens untertauchen muß?«

»O, mein Bruder!« rief Juliane, sich ihm noch einmal zu Füßen werfend – »erbarme dich! Nicht wie du, triumphire ich in reiner, göttlicher Hingebung über das Leben – ich habe das Bekenntniß vor Menschen nöthig, um mich zu entlasten; aber vor meinen Priestern graut mir – sie haben mir den Weg zum Himmel verschlossen – sie stellen sich in den Weg, den die ringende Seele in der Vereinigung mit Gott sucht, und verschließen die Thür, um uns in dem Kerker ihrer Herrschaft zu erhalten! Du! – du, mein Bruder! den ich mit ihrer Hülfe, ihrem Rath gekränkt, verfolgt, beleidigt habe, so lange ich lebe – Du! der du vor mir in der Glorie einer reinen Gottverehrung stehst – du, höre mein Bekenntniß, und öffne mir durch deine Fürbitte die Pforten des Himmels!«

»Juliane,« sagte Montrose ruhig, indem er sie zu einem Stuhl führte, und sich neben sie setzte – »Gott will unfehlbar, daß ich dich höre – ich streite nicht über die Anschauung, welche du in deiner Aufregung von mir gefaßt – auch das kann Gottes Wille sein, und eins ist doch gewiß, worauf du rechnen kannst – mein brüderlich Herz, was ganz gegen dich erwacht ist!«

»Jetzt höre mich!« sagte Juliane mit leidenschaftlicher Aufregung –

»Nachdem man mich zu einem Uebertritt zur katholischen Kirche gezwungen hatte – haßte – höhnte und verfolgte ich die Priester und Mitgenossen derselben mit allen Mitteln meines brutalen Verstandes. Niemand glaubte, daß ich der Kirche, die man mir aufgedrungen, treu bleiben würde – ich bestätigte dies auch Allen und drohte, mich mit einem protestantischen Lord, dessen Anträge mir vorlagen, zu vermählen, und mein Vermögen unter den Schutz der Gesetze zu stellen. Du weißt, daß meine erste Liebe der Mann war, der sich damals als Lord Convay, der dritte Bruder des Herzogs von Hamilton, bei uns einführte!«

»Als man mir ihn zuführte – siegten sie. Convay hatte die Religion in Rom gewechselt und war ein finsterer, fanatischer Anhänger derselben – seine düsteren Leidenschaften waren gebrochen in dem sclavischen Gehorsam gegen die Befehle seiner Oberen. Er hatte die ersten Weihen bekommen – er war Priester – aber es ward für mich ein schöner, fähiger und vornehmer Mann gefordert, der meinen Willen durch die Unterjochung der Liebe bewältigen könnte – und Convay ward erwählt – ihm ward das Werk meiner Bekehrung als Gehorsams-Prüfung aufgegeben – Dispens von allen seinen Eiden, bis zur Vermählung mit mir, ward in seine Willkür gestellt – aber ihm wurde zur Bedingung gemacht, mein Vermögen der Kirche zu sichern und sein Verhältniß zu mir so lange gesetzlich zu erhalten, bis die Sicherheit verloren sei, dir in deinen Rechten zu folgen. Sobald du eigne Söhne haben werdest, war ihm aufgegeben, in den Priesterstand zurückzukehren und mich zu seiner Freigebung durch die Entdeckung zu bewegen, daß er Priester sei – und unsere Ehe ungültig.«

»Es gelang ihnen viel, aber nicht Alles – ich wurde das Weib eines katholischen Priesters, nachdem ich mich jetzt freiwillig zu seiner Kirche bekannt. Aber sie ahnten nicht, daß Convay eine eben so heftige Liebe zu mir gefaßt, mir Alles entdeckte und nach Rom eilte, sich wirklich frei zu machen.«

»Ich gebar unter unsäglichen Leiden mein erstes Kind – als ich zum Leben zurückkehrte, sagte man mir, daß es todt sei – Convay war abgereist und ich war in meinem bittern Grame allein gelassen, denn – man ließ ihn nicht zu mir zurück.«

»Ich eile über die Qualen meines Lebens hinweg, die ich erduldet, und erlasse mir, dir zu schildern, wie hassenswerth mein Charakter sich entwickelte, als ich nach und nach die Bosheit meiner Feinde erfuhr. Mein Kind lebte – aber es ward mir und Convay sein Aufenthalt verheimlicht, um kein so festes Band unter uns zu lassen – , erst später erfuhr ich, daß es in dem Jesuiterstift zu Dublin unter dem Namen Oneale erzogen ward.«

Eine Bewegung Montrose's unterbrach seine stille Aufmerksamkeit –

»Ich weiß, was du sagen willst,« sagte Lady Juliane – »höre mich weiter. Man machte unabläßig Versuche, meine Freiheit zu beschränken, und oft schmachtete ich lange in einem Kloster; aber immer fand ich Mittel, wieder frei zu werden, und lebte dann in dem alten Jagdhause, von dessen Kastellan verborgen, welcher mir treuer als den Andern war, wenn auch nicht besser.«

»Nach dem Tode des Grafen von Laneric, des zweiten Bruders des Herzogs von Hamilton, hatte man Convay's Bande als Priester gelöst, weil er jetzt der nächste Nachfolger seines kinderlosen Bruders war, und dessen Stellung zu bedroht, um dies Erbe ihm nicht schon sicher zu wissen. Der streng bewachte Priester kehrte also zurück und man fürchtete mich nicht mehr, da ich durch viele boshafte Ränke zuweilen selbst die Nachricht von meinem Tode verbreitet hatte. Aber damals trieb ihn die Reue, mich aufzusuchen – auch er wußte, daß uns ein Sohn lebte – doch auch ihm war sein Aufenthalt unbekannt. Jetzt war es ihm wichtig, unsere Ehe rechtmäßig zu machen, denn seine Religion verbot ihm, eine andere Ehe zu schließen, und ein Sohn war ihm wichtig, da seine Hoffnung, an die Spitze des großen Hauses Hamilton zu treten, sich immer mehr verwahrscheinlichte. Wir wurden nun noch einmal getraut – aber er mußte nach der Hinrichtung seines Bruders gleichfalls fliehen, und er ist seitdem um den jungen König geblieben – ohne zu wissen, daß ich ihm einen zweiten Sohn geboren habe.«

»Du hast Alles errathen, Montrose; o, vergieb mir, Montrose – ich war bald enttäuscht. Liebe hatte meinen Gemahl nicht zu mir zurückgeführt, denn er war ein wüthender, fanatischer Anhänger seiner Kirche geworden und dachte nur daran, seinem Sohne seine Rechte zu sichern, und als er die Möglichkeit annahm, wir könnten noch Kinder haben, sagte er mir, daß dies Wesen für die Sünden seiner Eltern beten solle – Knabe oder Mädchen – ihr Schicksal war von dem harten Vater entschieden.«

»Da genas ich eines Sohnes in dem Jagdhause unter dem Schutze des alten Kastellans, und ich beschloß, diesen Knaben seinem unnatürlichen Vater zu verheimlichen – ihn in der protestantischen Kirche aufziehen zu lassen, und darin erstarkt zum Manne, ihn erst seinen Rechten zurückzugeben.

»Meine Ahnung,« sagte Montrose –

»Urica wird ihn erziehen,« sagte Juliane – »Ich habe diese Frau unsichtbar beobachtet – zu ihr – zu dir hatte ich allein Vertrauen.«

»Und Oneale?« fragte Montrose –

»Oneale ward von Lady Southhesk erzogen. Er ward dein Spion – deine Feinde schickten den tief verdorbenen, aber befähigten Jüngling an dich ab, um deine Handlungen zu erforschen. Laß mich schweigen – er ist mein Sohn nicht – keine Mutterregung erkennt ihn an – aber sein Vater ist entschlossen, ihn in seine Rechte einzusetzen, denn der Schüler der Jesuiten ist seines Ranges würdig, und es war nun kein Grund mehr, dem Vater den Sohn zu entziehen.«

»Unglückliche Frau,« sagte Montrose bewegt, als Juliane erschöpft von ihrer leidenschaftlichen Mittheilung schwieg – »du bist das Opfer entsetzlicher Intriguen gewesen, und ich zittere für deine Zukunft!«

»Fürchte nichts mehr für mich – die Absichten mit mir haben sich geändert. Man wünscht, die Mutter des künftigen Herzogs von Hamilton anzuerkennen, und ich gehe von hier nach einem Schlosse meines Gemahls, an der Grenze von England und Schottland, und werde dort als seine anerkannte Gemahlin ein unangefochtenes Leben führen. Ich werde mich dort meinem Gram und der Buße für mein Leben weihen – ich werde an mein geliebtes Kind denken, das Urica in der reinen Lehre des Christenthums erzieht, und welches die Pläne seiner fanatischen Feinde zerstören wird. Ich werde leben, um aus der Ferne das Schicksal meines Sohnes zu überwachen, und wenn es Zeit ist, werde ich mit allen Beweisen für seine Geburt auftreten, und er wird dann erstarkt sein, sich selbst zu schützen.«

»Das gebe Gott!« sagte Montrose – der unabweislich, der leidenschaftlichen Frau gegenüber, welche die Mitte des Lebens überschritten hatte und mit Ungestüm noch alle Zustände erfaßte, zwischen ihr und sich eine drückende Verschiedenheit fühlte. Selbst ihre Reue, ihre erwachte Liebe zu ihm, hatte etwas Verletzendes für sein reiner gestimmtes Gefühl. Als er diese schönen, lebhaften Züge betrachtete, sagte er sich: Welche Schmerzen wirst du noch erleben müssen, ehe dein Sinn zu wahrer Buße gelangt und von Allem gereinigt wird, was dir jetzt noch erlaubt scheint!

Vorerst sicherte er ihr Urica's und seines Sohnes Schutz für ihren Sohn zu, und versprach ihr auch in seinem Nachlaß gegen Beide das Geheimniß zu bewahren.

Dann trennten sich diese so ungleichen Geschwister, um sich nie wiederzusehen – und obwohl Montrose bis zuletzt den Geist der höchsten Milde gegen Juliane hatte vorwalten lassen, war doch ihr Abschied ungewöhnlich gefaßt, wenn nicht von der Kälte beschlichen, die eine große Ungleichheit der Gesinnungen unwillkürlich mittheilt.

Montrose benutzte die letzte Nacht vor seinem Tode, um die Bestimmungen für seine Familie aufzuzeichnen, und endlich, um in einem langen Briefe Abschied von Urica zu nehmen!

Auch dieser letzte und schwerste Kampf mit dem Leben, trug die großartige und gottergebene Stimmung, die ihn nicht wieder verließ. Er tröstete Urica nicht – und er klagte nicht über diese irdische Trennung – er ergoß sich nur in feurigem Dank gegen Gott und gegen sie, über das maaßlose Glück, was er an ihrer Seite hatte kennen lernen. Er setzte voraus, daß auch sie mehr damit empfangen habe, als tausend Menschen neben ihnen – und er pries sie ohne Schmerz in erhabenem Entzücken glücklich, daß sie sein Kind und das ihrige sehen werde. – Er hatte die Schranke der Welt sinken lassen, und indem er der andern schon anzugehören schien, heiligte er alle irdischen Bande durch die verklärte Liebe, mit der er sie in jene mit hinüber zog – es gab für ihn keine Trennung, keinen Tod!

Man hatte ihm den Wunsch, seine Kinder noch einmal zu sehen, von denen er wußte, daß sie mit Lady Southhesk nach Edinburg gekommen waren, mit roher Härte verweigert.

Seit sechs Jahren hatte er diese Kinder nicht gesehen, und als er die abschlägige Antwort empfing, drang ein Seufzer der Sehnsucht nach seinem Sohn, den er nun zum Jüngling erwachsen wußte, aus seiner Brust!

Als die letzte Nacht hereinbrach, fühlte Montrose Verlangen, sie wachend und mit Gott beschäftigt hinzubringen. Die erquickendsten Gebete stiegen aus seinem Herzen, das je länger, je mehr sich des Segens, der ungestörtesten Andacht erfreute. Sein schönes Gesicht trug das Lächeln der Verklärung – er verstand die Noth der Erde nicht mehr.

Aus diesem Frieden schwebte, ihm unbewußt, ein leichter Schlaf auf ihn nieder. Sanft war sein lockiges Haupt an die Lehne des Stuhls zurück gesunken – ein Lächeln schwebte um den schönen Mund – auf der Stirn lag eine himmlische Verklärung – seine gefalteten Hände lagen über einem kleinen Evangelium, was in seinen Schooß herabgesunken war. – Seit einigen Minuten kniete ein Jüngling vor ihm, der mit heiligem Entzücken ihn betrachtete, während Bäche von Thränen aus seinen trostlosen Augen flossen – zuweilen küßte er leise die gefalteten Hände des Schlafenden, und drückte mit heftigerer Bewegung den niedergesunkenen Mantel an seine Brust.

Er war in tiefe Trauer gekleidet – sein Wuchs war hoch und schlank, und hatte die Feinheit des Jünglingsalters. Sein todtenbleiches Gesicht trug die Spuren tiefen Grams, aber es war regelmäßig und schön, und von den herrlichsten braunen Locken umschlossen. Wer, der ihn sah, hätte zweifeln können, diese Züge mit Montroses schönem Gesicht vergleichend, daß es sein Sohn sei?

An der Thür stand der alte Schließer des Gefängnisses mit entblößtem Haupte, und zitternd vor Rührung und Schmerz; denn die Stimme des Volkes hatte längst für den edlen Verurtheilten entschieden.

Von den Thränen auf seinen Händen und von einem neuen längeren Kuß, erwachte jetzt Montrose – leicht wie sein Schlummer, war sein Erwachen. Als er den Jüngling sah, bog er sich sanft über ihn, zog ihn an seine Brust und rief mit einem unbeschreiblichen Ton der Befriedigung: »Mein Sohn – mein Harry!«

Ein Schrei des Schmerzes befreite die lang bezwungene Qual dieses jungen Herzens. Einige Augenblicke schien es, der Jüngling müsse an dem Busen des Vaters in dem Jammer verscheiden, der so junge Kräfte zu überbieten schien.

Aber Montrose, der die Unzulänglichkeit der Worte fühlte, hob das entstellte Gesicht seines Sohnes von seiner Brust auf und senkte sein ruhiges, verklärtes Auge, welches von heiliger Liebe überfloß, in das seinige. Montrose mußte mit diesen Augen, die ihn auf der Bahn seines einflußreichen Lebens so oft zum Sieger über die Gemüther der Menschen gemacht, sein Kind besiegen; denn in diesen Augen wohnte jetzt überdies der Glanz der überirdischen Welt, womit er sich selbst überwunden.

»Mein Harry,« sagte Montrose mit ruhiger Stimme – »das ist noch eine große Freude! – So haben dich meine Träume gesehen! Du bist so groß geworden, so edel gebildet! Sei auch mein tapferer Sohn – trage den Namen Montrose, der nun dein wird, so daß alle die, welche deinen Vater kannten, gern den Namen auf dich übertragen sehen.«

»Harry,« fuhr er fort, da er sah, wie kräftig der Jüngling rang, damit der Schmerz ihn nicht die letzten Worte des Vaters überhören ließe – »Harry! dein armes Vaterland liegt in harter Noth dahin, und die Stunde seiner Reue und die Erkenntniß seiner Verschuldung ist noch nicht gekommen. Mächtig wird die Zuchtruthe über ihnen geschwungen bleiben, und ihre Strafe wird sein, daß sie sich vergeblich nach dem königlichen Jüngling zurücksehnen, den sie jetzt verrathen.«

»Harry, versprich mir, daß du der heiligen Sache, für die morgen dein Vater den Märtyrer-Tod leiden wird, getreu bleiben wirst bis an's Ende deines Lebens. Daß du nie wähnen willst, die Sache deines Vaterlandes sei von der deines Königs zu trennen – daß nie ein Eid gegen eine andere Autorität, als die deines angestammten Herrn, deine Lippen beflecken soll! Schwöre es mir, Harry – hier, auf dem Evangelium, schwöre es mir!«

»Ich schwöre,« rief der Jüngling, in welchem der Vater die Begeisterung für die Pflichten des Lebens zu wecken wußte.

Als Montrose sah, daß er den Geist seines Sohnes aus dem überwältigenden Wahnsinn des Schmerzes gerettet hatte, fuhr er fort: »Harry, schwöre mir weiter, daß du keine Hand irdischer Vergeltung gegen die ausstrecken willst, die mich jetzt unter das Beil des Henkers liefern! Harry – beuge dich vor dem Rathschlusse des Herrn, erkenne mit Erhebung, daß Gott mich ersehen hat für die heiligste Treue, welche die Brust des Mannes zu umfassen vermag, den Märtyrer-Tod zu erleiden. Gegen diesen Willen, den ich anbete mit der vollsten Freudigkeit der Liebe zu Gott – gegen diesen Willen, dessen Absicht vielleicht erst eine spätere Generation empfinden wird – gegen diesen Willen, sage ich noch einmal, sind die Menschen, die ihn verrichten, ein leeres Werkzeug, über dessen Verrichtungen der Geist sich erhebt, dem Gott sich offenbart – und nur, indem sie dir zu einer wesenlosen Masse verschwinden, deren Gährung dein Blut nicht vermengen darf, kannst du die Würde deines Vaters auch irdisch vertreten, der davon nicht gefährdet werden konnte – und nur so kannst du dem Willen deines Gottes gehorsam werden. Willst du mir auch dies beschwören, damit dieser Schwur dein Engel werde in der Stunde der Versuchung?«

»Ha!« rief der Jüngling, und sein Kopf sank einen Augenblick vor dem glänzend forschenden Blick des Vaters in seinen Schooß. Eine Bewegung desselben schreckte ihn auf. »Heil'ger Gott!« rief er, inbrünstig zu ihm aufblickend – »wie kann ich zaudern? Ich schwöre – ich schwöre!« und seine Lippen berührten das Evangelium und die Hand des Vaters.

Voll Rührung blickte Montrose auf den beschworenen Sturm in der Brust des Jünglings. Ihm war, als ob er von einem fernen friedlichen Ufer mitleidig dem Leben zusähe, wie es in seiner gährenden Kraft die arme Brust der Menschen beben läßt – und der vor ihm rang, war sein Sohn.

»Die Jahre, die zunächst für England kommen,« fuhr Montrose fort – »werden alle Patrioten zur Untätigkeit verdammen. Dennoch wünsche ich nicht, daß du dein Vaterland verläßt und dich dem jungen Könige am müßigen Hoflager im fremden Lande anschließest. Laß dich nicht mit diesem falschen Schein des Patriotismus täuschen, den Viele annehmen werden – sie werden weder ihrem Könige noch ihren Pflichten treu bleiben, in ihren Sitten dem alten England fremd werden und verweichlicht und verändert weder Kraft behalten, ihrem Könige sein gutes Recht wieder zu erringen, noch Sehnsucht nach den ernsten Pflichten des eignen Heerdes. – Verfolge ruhig deine Studien und kräftige Arm und Herz für den Kampf, der nicht ausbleiben wird; denn in dem Maaße, als du ein wahrhafter Mann wirst, in dem Maaße wirst du deinem Vaterlandceund damit deinem Könige nutzen können.«

»Ueber deinen zeitlichen Gütern steht das Verhängniß der Zeit. Du wirst damit zu thun haben – aber ich kann in dieser Stunde keinen Antheil darauf verwenden. Lady Southhesk wird die Kinder ihrer Tochter nicht verlassen – vergiß nie gegen sie die Pflichten, die du einer Großmutter schuldig bist – und wache über Jane, deine arme, von Leidenschaften verlockte Schwester – bringe ihr meinen Segen, und möge er läuternd auf ihrem Herzen ruhen! Verstoße sie nicht von deinem brüderlichen Herzen – bewache ihre Handlungen!«

»Harry,« fuhr er besonders freundlich und beseelt fort – »erinnerst du dich der Mutter, die ich euch gab – meiner zweiten Gemahlin?«

»O meine gute Mutter Urica!« rief Harry, innig sich seinem Vater anschmiegend. –

»Sie wird mich mit großen Schmerzen beweinen, mein Sohn – und sie war das höchste Glück meines Lebens! Vergiß sie nicht und bleibe ihr ein treuer Sohn! Ihre irdische Existenz ist auf bedrohliche Weise in meinen Fall verflochten. Wenn sie leben bleibt, um dich einst zu segnen, so sage ihr von dieser letzten Stunde – aber noch einmal, verlaß dein Vaterland nicht, bevor du ein Mann bist!«

»Sollte Urica sterben, ehe du sie wiedersiehst, so kann es sein, sie hinterläßt ein Wesen, das Geschwisterrechte an dich hat – diesem wirst du Vater und Bruder zugleich sein! – Aber noch ein Knabe lebt in dem Hause meiner Gemahlin, der Rechte an deine Fürsorge hat. Ueber seinem Haupte schwebt ein Geheimniß und wir wollen es dabei lassen, obwohl meine Ahnungen mich der Wahrheit nahe genug gebracht haben. William Bedfort wird der Knabe genannt – er ist auf geheimnißvolle Weise meiner edlen Gemahlin zur Obhut anvertraut; aber wenn ihr Schutz dereinst aufhört, oder nicht ausreichend wäre, dann mein Sohn laß' den Willen deines Vaters als eine dir auferlegte Verpflichtung gelten, dann – sein dunkles Schicksal möge sich aufklären oder nicht – dann bist du sein Schutz!«

»Ich gelobe es dir, mein Vater!« stammelte der Jüngling zitternd und sich immer fester an seine Brust schmiegend.

»Mein Sohn,« sagte Montrose nach einer Pause – wir müssen uns jetzt trennen! Empfange den Segen deines Vaters und gedenke dieser Stunde dein ganzes Leben lang.«

»Nein! nein!« rief der Jüngling mit einer verwirrten Angst – »nein, noch nicht, mein Vater! Du lebst ja noch – ich kann dich ja noch sehen – hören.« –

»Ja,« sagte Montrose mit Güte – »aber ich darf von meinem Sohn erwarten, daß er gekommen ist, mir den ernsten Uebergang von diesem zu jenem Leben zu erleichtern! Dein Anblick war die Freude, die ich noch erleben konnte – der Abschied von dir muß mir die Sicherheit lassen, daß ich einen muthigen, gefaßten Mann entlasse, der einer schweren Prüfung sich gewachsen zeigt! Verlasse in dieser Nacht noch Edinburg – und versprich mir, daß du es einige Zeit meiden willst. Morgen – werde ich keinen Blick mehr für dich haben – ich kann weder gerührt noch erschüttert werden.«

Ueberwältigt sank der Kopf des Jünglings an die starke Brust des Vaters. – Beide schwiegen lange. – Montrose hatte über dem jungen, lockigen Haupte, das an seinem Herzen einen so schweren Kampf zu überstehen hatte, die Hände gefaltet. Sein zur Decke erhobenes Gesicht zeigte, welch' ein feuriges Gebet aus seiner Brust für ihn aufstieg – »Amen!« sagte er dann mit lauter gefaßter Stimme – und als ob dieser in seinem Schmerz gebrochene Jüngling ein Kind sei, hob er ihn stark und heftig empor, bedeckte ihn mit Küssen und trug ihn fast gegen die Thür, welche der Pförtner öffnete. Hier stieß Harry einen so entsetzlichen Schrei aus, daß Montrose mit ihm stehen blieb – er riß sich aus seines Vaters Armen – er murmelte angstvolle, unverständliche Laute – er umklammerte seine Knie. – Wehmüthig blickte Montrose auf diesen verheerenden Schmerz – er mußte ihn enden.

Sanft hob er ihn vom Boden – er trug ihn auf einen Stuhl des Vorzimmers – noch einmal zog er ihn an sich – zuletzt im Leben lag an Montrose's heißem liebeglühenden Herzen eine warme Menschenbrust – dann senkte er den halb ohnmächtigen Knaben in den Sitz zurück und dem Pförtner einen Wink gebend, eilte er in sein Gefängniß zurück, dessen Thüren sogleich in ihre schweren Schlösser fielen.

»Jetzt – jetzt mein Vater,« rief Montrose begeistert, seine Arme zum Himmel erhebend – »jetzt gehöre ich dir ganz an – alle menschlichen Bande liegen hinter mir und ich fühle die Freiheit, die in dir wohnt!«

Er siegelte alle Schriften, die er verfaßt, und ordnete sie zur Uebergabe an die unzuverlässigen Personen, die ihm übrig geblieben waren.

Dann setzte er sich in die Nische des Fensters, die in der langsam schwindenden Dämmerung einen großartigen Ueberblick über die Gegend gestattete. Aber sein Geist haftete nicht mehr an Beziehungen des Lebens – all' seine Gefühle waren aufgelöst in einer großartigen Sehnsucht nach seiner Vereinigung mit Gott.

Das rohe Geräusch seiner Henker, welche mit Trommeln und Pfeifen den Vorsaal füllten, unterbrach äußerlich diese Entzückungen.

Aber vergeblich spähten die, welche in ihren langen Talaren voran, als seine Richter eintraten, in seinem Gesicht nach den Spuren von Todesfurcht und Bekümmerniß.

Montrose war schöner, glänzender, kräftiger in Farbe, Blick und Haltung, als sie ihn je gesehen, und sie sahen sich untereinander etwas verlegen an, weil sie nun anfingen, den Eindruck dieses Helden auf das Volk zu fürchten.

Aber die Erbitterung der nachrückenden fanatischen Priester, die in dem blindesten Hasse für die Vereitlung ihrer Hoffnungen gegen ihn entbrannt waren, steigerte eine an sich schon rohe Wuth zu allen erdenkbaren Mitteln, Montrose's Erscheinen vor dem Volke um den Eindruck zu bringen, der ihm Antheil erwecken konnte. Aber das Volk begleitete ihn dennoch weinend und wehklagend zu seiner Richtstätte und seine Henker wurden verwünscht und konnten kaum der Mißhandlung entgehen. Doch diese Theilnahme rührte ihn eben so wenig, als die Bosheit seiner Feinde, und wir fühlen, daß Montrose's Schicksal für uns hiermit beschlossen ist. Seine erhabene Stimmung konnte durch nichts erschüttert werden – die menschliche Gewalt hörte auf bei diesem fest in Gott ruhenden Wesen.

So starb in seinem achtunddreißigsten Jahre der ruhmwürdigste Mann seiner Nation – aus dem edelsten Geschlecht des Landes – von der Natur mit den seltensten Gaben des Geistes und Gemüthes ausgestattet – dessen Ruhm die Grenzen seines Geburtslandes weit überschritten hatte, und dessen Tod im Auslande eine solche Trauer erregte und seine Henker mit solchem Abscheu stempelte, daß ihre Namen lange Zeit aus jedem öffentlichen oder auswärtigen Geschäfte verschwinden mußten, wenn sie nicht schmählige Zurückweisungen erfahren wollten.

*


 << zurück weiter >>