Martin Opitz
Buch von der Deutschen Poeterey
Martin Opitz

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An den Leser

Günstiger Leser / weil ich bey verfertigung des Büchleins nicht gewesen / ist es / sonderlich was die Griechischen wörter betrifft / etwas falsch gesetzet worden; dessen ich euch hiermit erinnern wollen.

Das vbrige / dessen ich vieleichte nicht gewahr worden; wollet jhr vnbeschweret selber zu rechte bringen.

Hierneben habe ich auch nicht sollen vnverwehnet lassen / das mir vnlengst eines gelehrten mannes in der frembde schreiben zuekommen / welcher der meinung ist / wann wir die eigentlichen namen der Götter vnd anderer sachen / als Jupiter / Orpheus / Phebus / Diana vnnd dergleichen in vnsere sprache brächten / würde sie nicht von allen verstanden werden / vnd solte man sich dieselben Deutsch zue geben befleissen. Wie aber solches vnmöglich ist / vnd gleichwol von dieser art namen ein grosses theil der Poeterey bestehet / also wissen wir / das es eben die gelegenheit mit den Lateinern zum ersten gehabt / welche diese wörter mehrentheiles von den Griechen vnd sonsten empfangen / vnd sie jhnen / wie hernachmals auch in der Italienischen / Frantzösischen / Spanischen vnd andern sprachen geschehen / durch statten gebrauch so gemeine gemacht haben / das sie sie nicht weniger als jhre eigene wörter verstanden. Indeßen aber köndte es wol nicht schaden / das ein liebhaber vnserer schönen Muttersprache jhm so viel zeit neme / vnd in derselben ein sonderlich Dictionarium oder Namenbuch der Völcker / Leute / Götter / Länder / örter / städte / flüße / porten / gebirge / vnd sonsten auß den geistlichen vnd weltlichen scribenten zuesammen trüge. Wie dieses nun bloß an einer bemühung gelegen / weil Caroli Stephani vnd anderer bücher nur dörfften auffgesucht vnd vmbgesetzt werden; also würde jhm ein solcher doch sehr guetes Lob vnd rhum / welchem die edelsten gemüter nachtrachten / bey männiglich zu wege bringen.

Gott befohlen.


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