Martin Opitz
Buch von der Deutschen Poeterey
Martin Opitz

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Denen Ehrenvesten /
Wolweisen / Wolbenambten vnd Wolgelehrten HErren

Bürgermeistern vnd Rathsverwandten der Stadt
Buntzlaw / seinen günstigen Herren vnd
beförderern.

EHrenveste / Wolweise / Wolbenambte vnd Wolgelehrte in sonders günstige HErren /
Was bißanhero von einem vnnd dem andern / auch vornemen Leuten / zum offteren an mich ist begehret worden / das ich nemlich von vnserer Deutschen Poeterey / derselben art vnd zuegehör / etwas richtiges auffsetzen möchte / habe ich vorwichene tage zue wercke gebracht. Zwar erstlich / solchem ehrlichen begehren wie billich zue verhengen : nachmals aber / die jenigen vor derer augen diese vorneme wissenschafft ein grewel ist zue wiederlegen / vnd die / so sie als ein leichte ding vor handen zue nemen vnbedacht sich vnterstehen / ab zue halten / die gelehrten aber vnd von natur hierzue geartete gemüter auff zue wecken / mir / der ich dißfals bey weitem nicht genung bin / die hand zue bitten / vnd den weg so ich allbereit vmb etwas eröffnet vollendts zu bähnen. Weitleufftiger vnd eigentlicher zue schreiben hat mich nicht allein die enge der zeit / sondern auch sonsten allerley vngelegenheit verhindert / die mir von denen zuegefüget wird / welche / wann es bey jhnen stünde / wünschen wolten / das auch das gedächtniß der Poeterey vnnd aller gutten Künste vertilget vnd außgerottet würde. Ob mich nun wol dergleichen vnbillichte Wiederwertigkeit / die ich ohne meinen verdienst tragen muß / offtermals kaum nicht zwinget wie Nero zue sagen; Vellem nescire literas: jedoch habe ich / in erwegung derer Vrsachen die mir etwas beßers rahten / vnd das die Zahl vieler grossen Männer die mir huldt sein die wenigen abgünstigen weit hinwieget / zwar itzund in diesem geringen wesen den willen mit meinem schlechten studieren etwas zue fruchten erweisen wollen: vnnd wil auch nachmals besten fleißes mich bemühen / an größeren vnd mehr wichtigen sachen (denn ich gar wol weiß / daß es mit der Poeterey alleine nicht auß gerichtet sey / vnd weder offentlichen noch Privatämptern mit versen könne vorgestanden werden) durch beystandt Göttlicher hülffe alle mein heil zue versuchen. Indeßen / Großgünstige HErren / wollen sie / zum pfande meiner künfftigen vorsorge wie mein geliebtes Vaterlandt vnnd sie meiner je mehr vnd mehr ruhm vnd ehre haben mögen / dieses buch auff / vnd annemen / vnd beynebenst geneiget erwegen das ich auch darumb jhnen solches billich vor andern zueschreiben sollen / damit ich nicht / wann ich sie in diesen vnd andern meinen schrifften lenger mit stilleschweigen vbergienge / von denen die meinen künfftigen vorsatz nicht wissen für vndanckbar möge gescholten werden. Welchen lasters ich nicht alleine anderwerts frey vnd ledig bin / sondern auch dißfals kühnlich sagen darff / das ich solche große liebe zue meinem Vaterlande trage / dergleichen zwar von allen erfordert / aber bey wenigen gefunden wird. Ich muß nur bekennen / das ich nicht vnlengst auß weit abgelegenen orten / da es mir an ehre / föderung / freundschafft vnd alle dem was ich bedürffend nicht gemangelt hette / mich mehrentheils darumb zuerück gemacht / vnnd meinen zuestandt in vngewißheit gesetzet / das ich das verlangen / daheime vnd bey den meinigen die zeit zue verschliessen / nicht lenger ertragen können. Welches ich sonsten kaum so rundt herauß sagen wolte / auß furchte / das es mir von andern für eine zärtligkeit vnd weichmuth möchte außgeleget werden / wenn mir nicht wißend / das Vlyßes so sehr auff sein Ithaca zue geeilet / als Agamemnon auff sein Mycène, vnd der grosse mann hertzlich gewünschet / auch nur ein räuchlein so darauß auffgienge von fernen zue schawen. Der Vater der Musen Alfonsus in Sicilien / als jhm einer erzehlete wie Rom so gewaltig / Venedig so groß / Florentz so reich / Meilandt so Volckreich were / gab er ihm dieses gar gerne zue / aber / hub er darnbeben an / ich wil niergendts lieber sein als zue Carioncilla: welches ein flecken war / darinnen der löbliche vnnd tugendhaffte König gebohren vnd auffgewachsen. Kan mir also niemand zue rechte vbel deuten / das ich mein Buntzlaw / ohne ruhm zue sagen / die erzieherinn vieler stattlichen berühmbten leute / welche ich bey anderer gelegenheit schon wil zue erzehlen wissen / als ein Kind seine Mutter ehre / vnd bestes vermögens hand zue wercke lege / wie nicht alleine ich durch das Vaterland / sondern auch das Vaterland durch mich bekandter werde. Nebenst dieser gemeinen vrsache hiesiger meiner zueschreibung habe ich nicht weniger in acht zue nemen / die grosse gunst vnd freundschafft / mit welcher ein ietweder von den Herren mir bey aller vorgehenden gelegenheit zum offtersten begegnet: ja das sie auch mir entweder mit Blutfreundschafft oder verwandtniß bey gethan sind / oder / worunter ich Herren Sänfftleben verstehe / mich zue alle dem was ich weiß vnnd kan / wie wenig es auch ist angewiesen vnd geleitet haben. Werden also die HErren / in betrachtung obgemeldeter vrsachen / in guttem verstehen / das ich Ihren namen hiesigen geringfügigen buche / das doch hoffentlich an seinem orte wird ersprößlich sein / vorsetzen / vnd dadurch / weil anietzo nichts anders in meinem vermögen gewesen / nur etzlicher maßen mein danckbares gemüte vnd gutten vorsatz erweisen wollen. Befehle sie hiermit in den schutz des Höchsten / mich aber in jhre beharliche gunst vnd liebe; der ich gleichfalls jederzeit bin

E. E. W.

Dienstwilligster

Martin Opitz


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