Balder Olden
Kilimandscharo
Balder Olden

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Das Gespenst

Am Kilimandscharo führten englische Zivilbeamte das Regiment. Straßen und Brücken waren von den Verwüstungen geheilt, mit denen die abziehende Truppe sich Luft geschaffen. Eisenbahnen liefen, es wurden neue Linien, Automobilstraßen, Kasernen und Vorratshäuser gebaut – die Neger hatten Arbeit, Brot, scharfe Zucht. Viele Tageritte, viele Meilen fern kämpfte man weiter, rollten Panzerzüge des Eroberers, verbissen die Kriegsknechte dreier Weltteile sich ineinander, Tag um Tag in einer längst stupiden Gewohnheit des Mordens.

Hinkeldeys wilde, versoffene Jagd war aufgeteilt und zersprengt. Was von den drahtigen Burschen, zähen Beestern noch galoppieren, schießen, Listen ersinnen konnte, tobte in kleinen Trupps an der Front hin, trug Meldungen durchs Feuer, stellte Fallen, lockte den Feind in Hinterhalte. Trug Fieber, Hunger, Wunden, schmolz dahin.

Die wenigen Frauen und Alten am Kilimandscharo mit ihrer Sehnsucht, ihrem Allein, durften nicht wissen, was aus denen ward, die ihnen Schutz und 233 Zukunft gewesen. Sie hatten dankbar zu sein, daß sie auf eigenem, wenngleich verwüstetem Boden, nicht im Konzentrationslager saßen, wie Bwana und Bibi Arbeitsschweiß, oder im Grabe lagen wie die guten alten Obristis.

In Mikatera brauste eines Tages eine Schar englischer Reiter ein. Ihr Führer kommandierte zusammen, was von Schwarzen noch in den zerfallenen Arbeiterhütten, den Ruinen des Hauses lebte, befragte sie streng, bedrohte sie. Dann verlangte er, die Frau zu sprechen.

Zum erstenmal wieder sah Frau Lisa in ein weißes Gesicht. Der Offizier hatte die Absicht, sie einzuschüchtern.

»Etwas rascher!« schrie er ihr entgegen. Er saß zu Pferde, das ungeduldig den Kopf wiegte, auf die Stangen biß, mit den Hufen nach Fliegen schlug, hatte es unerschütterlich in der Kandarre. Vor der Reitgerte in seiner Rechten zitterte das Häuflein dürrer Neger, in seinen breiten und massiven Schultern lag Energie, die sichtbar die Berittenen in seinem Rücken zügelte.

Dieser Mann sprang plötzlich aus dem Sattel, stotterte: »I'm sorry, Ma&#8209;am . . .«, tat, als hätte er nur der Form halber bei Madame vorsprechen wollen.

»Sie wissen natürlich nichts von . . . von Bänä Msäfi, gnädige Frau? Ich bin traurig, nur die Pflicht . . . Hatte Angst, Sie zu stören, wenn ich ins Haus eintrat . . .«

Lisa war vor dem rauhen Kommandanten nicht erschrocken, empfand die teilnehmende Höflichkeit kaum. 234

»Ich weiß von niemand.«

Captain Brown erzählte später, Mrs. Isonsky sähe wie eine Heilige aus, müsse »long ago« sehr schön gewesen sein. Sie war siebenundzwanzig Jahre alt.

»Ich wollte nicht absitzen,« gestand er – »absolut nicht. Ich mußte einfach!«

Als die Reiter abgezogen waren, flüsterte Hamiß seiner Herrin zu: »Sie jagen Bwana msafi! Schon lange suchen sie ihn, viele, viele Reiter . . . Er tut ihnen großen Schaden, ist furchtbar scharf.«

»Kennst du Bwana msafi?«

»Aber Bibi! Dein Freund, der ein gläsernes Auge trägt, deine Jungen lieb hatte.«

Lisa hörte Hüssens Stimme:

». . . eine neue Kreuzung aus Artischocke und Goldfisch . . .«, hörte sein lautes, frohes Schwadronieren. Wie ihr Kind, die scheue Beatrice, sich plötzlich in seinen Arm gelehnt hatte! Er war gekommen, hatte einen kurzen, einzigen Tag auf Mikatera verbracht. Als er davonritt, war es, als sei frischer Regen gefallen.

Ein Stück der verwüsteten Kaffeeplantage war jetzt Gemüsegarten, umrahmt von Hecken und Beeten voll flammender Blüten. Lisa verbrachte sonst den Vormittag in dieser Miniaturpflanzung, die sie und ihre Diener nährte, aller Schmuck, alles Licht ihrer Tage war. An diesem Vormittag sah sie die neuerblühten Rosen nicht, ging in ihre Hütte, deren Dach ein Stück Wellblech, deren Fußboden ein Fetzen grünes Zeltleinen. Stand vor ihrem Bett, das die braven Jungens gebaut hatten, leuchtend 235 weiß hielten. Das Kopfkissen mit Spitzen gerahmt, die rotseidene Decke, das hübsch geglättete Moskitonetz darüber in straffen Kanten – es sah aus, wie Schneewittchens Sarg. Zwischen Decke und Kopfkissen lag, zärtlich gefaltet, ihr Nachthemd aus Batist.

Lisa saß lange da, sah ihr weißes Bett an, den schmalen, duftigen Sarg. Es war heller Vormittag, Vögel und Neger schwatzten draußen, sie schämte sich, schlafen zu geh'n. Dann zog sie langsam, zögernd von Stück zu Stück, die armen Kleider aus, Khakirock, Bluse, Schuhe. Hielt sich den Spiegel vor – mitten durch blondes Haar zog schneeweiß die Linie des Scheitels. Schultern, Arme, Beine – sie hatte sich lange nicht mehr betrachtet –, das war alles so dünn und jammervoll! Sie war keine Frau mehr, war ein verhärmtes, altes Kind.

Als Revenant wird er nicht kommen, dachte sie. Ich würde erschrecken. Jetzt bin ich selbst ein Revenant.

Sie machte das Haar auf, kämmte es lang und zärtlich, zog vorm Spiegel den Scheitel bald links, bald rechts. Seine Spur blieb silbern, all' ihr Haar trieb goldblond aus schneeweißen Wurzeln.

Hüssen war nicht an der Front bei seinen Kameraden, war ihr ganz nah in den hohen Bergen oder am Kilimandscharo selbst. Ließ sich hetzen, hatte keinen anderen Lebenszweck, als gehetzt zu werden: ein paar hundert Feinde sollten Jagd auf ihn machen, statt am Vormarsch teilzunehmen. Unten, in Usambara, hatte Lisa einmal gesehn, wie ein solches 236 »Beunruhigungs-Kommando« eingebracht wurde, blutende Vagabunden, nackt, verhungert, halb wahnsinnig.

Vorhin, im Abmarsch, hatte einer der englischen Reiter ihren Schwarzen zugerufen:

»Diesmal fangen wir euren Bänä msäfi.«

Dann lag Lisa im Bett, war, fast ohne eine Falte zu werfen, unter die Decke geglitten, lag ganz straff da, die dünnen Arme am Leib, ihr Spitzenkissen voll blonder Wellen. Ganz schüchtern nur bebten ihre Knie. Das weiße Moskitonetz, ein duftiger Sarg, schloß mit scharfen Kanten ihre Welt ab. Sie fürchtete, was jenseits dieser Welt lag.

* * *

Todmüde, nach schwerem Gefecht, hatte Hüssen Befehl bekommen, mit einem Beunruhigungs-Kommando von acht Reitern im Rücken des Feindes zu bleiben. Treppows Nachfolger, ein Korvettenkapitän a. D., hatte den Befehl gegeben, ein degenerierter, kranker, armer Teufel, der harten Aufgaben nicht gewachsen war, in jeder Not »preußisch« wurde, jede Schwierigkeit bestehen wollte, indem er sie negierte. Er fühlte sich hilfloser, gab sich despotischer denn je.

»Darf ich die acht Reiter aus Freiwilligen meiner Kompagnie zusammen . . .?«

»Sie nehmen die Leute, die ich kommandiert habe! Reiten sofort den Longido an, beziehen ein Lager!«

»Wo bekomm' ich Munition, Dynamit, Proviant, Medizin? Man kann doch nicht ohne Vorbereitung . . .« 237

»Verbitte mir diese törichten Fragen! Natürlich beziehen Sie all' das vom Feind!« Dann lenkte er ein. »Im übrigen sind verschiedentlich dergleichen Depots vergraben worden. Hinkeldey gehört zu Ihrem Kommando, weiß Bescheid.« Zuletzt tobte er wieder: »Ich danke Ihnen!«

Eine halbe Stunde später rückte Hüssen ab, umging in hartem Drei-Tageritt den Flügel der englischen Front, stieß am vierten Tage, als seine Reiter nach Salz und Tabak brüllten, auf eine wohlversorgte Hindupatronille, die sich meilenweit vom Feinde glaubte. Ein paar Braune lagen im ersten Feuer. Die Anderen ergaben sich, gaben Brotbeutel, Wasserflaschen, Gewehre, Patronen her, küßten den Räubern Stiefel und Hosen, als ihnen das Leben geschenkt war.

Der sie aufgestöbert, beschlichen, den Ueberfall geleitet hatte, war Hinkeldey, der sich zu Beginn der großen Offensive als Kriegsfreiwilliger wieder gestellt hatte, von neuem darum kämpfte, sich zu rehabilitieren, in die Höhe zu klimmen, seinen Namen in die Geschichte des Krieges zu schreiben. Kurze Zeit nur hatte er im Dunkel ungewollten Privatlebens verbracht – als er wieder auftauchte, sprühte er von gespeicherter Intensität, fiel es ihm leicht, die Uebermüdeten vergessen zu machen, daß sie ihn verfehmt hatten.

Der Plan, ein Häuflein Desperados in den Abhängen des Kilimandscharo einzunisten, die auf eigene Faust Räuberkrieg führen, von Beute leben, ein hundertmal stärkeres Detachement von Feinden an ihre Spur fesseln sollten, war von ihm. Er – nicht der 238 arme, klapprige Korvettenkapitän – hatte die Liste dieser acht Reiter zusammengestellt, Unzufriedene, oft Gemaßregelte, wie er, die um so besser kämpften, je weiter sie Vorgesetzte, Kriegsartikel und Kriegsgericht wußten. Die ihn, Hinkeldey, nur als Gleichgestellten, nicht als Kommandeur kannten. Er auch hatte Hüssen sein ehrenvolles Kommando über dies Fähnlein zugeschoben, Hüssen, der von seiner Wunde nur halb geheilt, von Verantwortung und Entbehrungen mitgenommen war, mit dem er aber noch zu sprechen hatte. Einen Mann nur, Bergner, hatte der Zufall ihm ins Spiel gemischt, den er nicht kannte, und der ihm nicht gefiel. Ein verschlafener Lümmel, der träge auf seinem grauen Maultier saß, vor keinem Husarenstück schreckte, nicht nur schießen, sprengen, kundschaften, sondern auch kochen und arbeiten konnte, den Hinkeldey und seine Verschworenen trotzalledem nicht mochten.

Die weite Steppe, die kein Massai besser kannte als Hüssens Wolfrudel, war ein unerschöpflich reicher Jagdgrund. Patrouillen durchzogen sie, Automobile, Meldereiter, Proviantzüge mußten sie durchqueren. Ihre Straße ging viele Meilen weit durch Einsamkeiten, zog sich durch Engpässe und ungerodeten Busch, war mit Tausenden von Soldaten nicht zu sichern. Diese neuen Reiter zwangen jeden Transport, mit vielfacher Bedeckung zu marschieren, hefteten ganze Kompagnien an ihre Fersen – töteten, sprengten, raubten dennoch, mordeten aus dem Dunkel, aus Hinterhalten, entzogen sich jeder Verfolgung, hatten wohl ein Dutzend Zufluchtsorte, in denen kein Spürhund sie witterte. 239

Dies Wolfsleben zu führen, mußte man ein Wolf sein – Hinkeldey war einer, unstillbar von Hunger und Kampfdurst, Leittier des gierigen Rudels. Hüssen war keiner, war höchstens eine schöne, scharfe, hochgezüchtete Dogge – er brach zusammen. Das Kommando war seinen Händen längst entglitten, nur zum Schein noch gab er Befehle, trug Verantwortung. Eine Zeitlang schleppte er sich müde nach, überließ jede letzte Entscheidung Hinkeldey, der von Tag zu Tag wuchs, ohne Bett, ohne Ruhe, unter tausend Entbehrungen nur robuster, wütiger, listiger wurde.

Als Captain Brown durch Mikatera ritt, als von drei Seiten zugleich das große, lang vorbereitete Kesseltreiben begann, lag Hüssen krank im Lager Eukissai. Auf dem Auslug, wo einst Ali ben Jussuf seine Punkte und Striche gezählt, Kommandant Pirnstiel Völkerschlachten der Zukunft ersonnen hatte, hockte Bergner und spähte das Pori ab.

Es war sein Haus, seiner Sulima Haus, das jetzt den kranken Bwana msafi herbergte! Als er Sulima den Abschied gegeben, hatte er all' seine Pinseleien von den Wänden gerissen, verpackt, vergraben und gewußt, daß er zugleich seine kurze, volle Jugend begrub. Sulima mochte längst das Zelt, den Harem eines anderen Mannes zieren . . . Er hatte, einmal in seinem Leben, gelebt.

»Herr Oberleutnant – die Farm besetzt! Eine ganze Schwadron, ausgeschwärmt . . .!«

Dann stampfte Hinkeldey herein, keuchend und schwerbeinig wie ein Nashorn, aber voll Laune.

»Diesmal haben sie uns beim Wickel, Hüssen! Diesmal heißt es: Passage zahlen!« 240

Hüssen sprang auf, waffnete sich, kommandierte:

»Noch einmal zum Ausguck, Bergner! Sie lassen die Suse satteln, Hinkeldey! Wir zieh'n uns in den Urwald, bis auf den Kibo, wenn's nötig ist! Falls wir uns verlieren: Treffpunkt: Hans-Meyer-Höhle. Sie, Hinkeldey, nehmen die Spitze –«

»Diesmal heißt's Passage zahlen, sag' ich Ihnen! Wir sind umstellt, zwei Mann müssen die Verfolger aufhalten. Außerdem – Sie nehm' ich nicht mit! Lazarettwagen haben wir nicht.«

»Ich befehle hier –!«

»Nicht unter vier Augen, Hüssen! Und überhaupt nicht. Wenn's ernst wird, befiehlt der Stärkste.«

Hüssens Revolver lag entsichert neben ihm. Ein Griff: »Meuterei, Hinkeldey?«

Bwana Scheitani, mit diesem Hüssen wurde er auch ohne Waffe fertig! Warf ein klobiges Hinterbein in die Luft, traf Hüssens Faust genau, als die Patrone knallte, die ihm galt, warf sich mit zwei Zentnern Gewicht auf den kleinen, kranken Burschen, schmetterte seinen Schädel gegen den Boden. »Willst du parieren, Jammerlappen?« Hatte gleich Riemen zur Hand, knebelte und band mit Inbrunst.

»So, jetzt aufgepaßt! Meine Kerls sind voraus, ich bin zurückgeblieben, um mit Ihnen zu beraten, Hüssen. Hätte es milder machen können, aber Zeit knapp, Ihr ergebenster Diener war ich nie. – Wenn wir beide alt genug werden sollten, um ein Kriegsgericht zu erleben; was ich tu, kann ich vertreten! Aufgepaßt! Bergner wird Sie sofort befreien. Zu zweit ballern Sie dann im Wald rum, ins Blaue rein, als ob dreißig Maschinengewehre hier lägen. 241 Halten die Engländer damit auf. Dann geben Sie sich gefangen. Das letzte, was Sie in diesem Kriege leisten können! Vielleicht die beste Ihrer Taten,« lachte er behäbig und wiederholte glückselig »Beste Ihrer Taten, unter uns!«

Er drängte seine Schultern durch den Eingang, daß die Hütte bebte, schwang sich auf seinen Gaul.

»Leben Sie wohl, Hüssen! – Na, Bergner, was gibt's?«

»Von zwei Seiten eingeschlossen, Herr . . . Hinkeldey! Der Feind kennt genau unser Lager. Ist der Oberleutnant voraus? Rasch, jede Minute . . .«

Hinkeldeys Hengst fühlte Spannung, warf die buschige Mähne, stieg, wieherte hell und kriegerisch. Klobig fest saß Hinkeldey im Sattel, der Riesenkerl auf seinem Riesenhengst, ein Reitermonument tief im Urwald.

»Kümmern Sie sich um Hüssen . . .«, dabei wies er mit dem Revolver nach der Hütte. »Adjes, Kleiner! Galopp! Galopp!«

Eine Sekunde später kam Bergner wieder zum Vorschein, den Karabiner in der Faust, schneeweiß im Gesicht. Brach ins Gebüsch, erspähte noch den galoppierenden Hinkeldey, schickte ihm Kugel um Kugel nach.

»Hund! Vieh! Bestie!«

»Hohoho . . .« lachte es zurück. Hinkeldey war es gewöhnt, fühlte sich bestätigt, wenn Flüche und Schüsse hinter ihm klangen. Wußte sich kugelfest, seit er kein Soldat mehr war, nur noch ein reißendes Steppentier.

Im Grunde glaubte er, alles klug und sachlich 242 erledigt zu haben, zu aller Besten, mit Energie, die solcher Augenblick fordert. Daß der Stoß gegen einen dummen Pfosten Hüssens Hirn, seinen mannhaften, klaren Geist, zerstört hatte, wußte er nicht.

Er, Hinkeldey, zwang das Unmögliche, schlug sich mit seinem Rudel geradewegs durch die Umklammerung, zog sich in langen Märschen weit über die alte Landesgrenze ins Englische hinein. Verbarg sich tagelang, bis alle Spur verwischt war, schlug seinen kunstvollen Hinkeldey-Haken – durchreiste endlich ein friedliches Land, in dem keiner ihn suchte. Er und seine Wölfe lebten ja von rohem Fleisch und salzigem Gras, kamen mit einer Flasche Wasser tagelang aus, schliefen im Sattel, im Stehen, vergeudeten nicht eine Patrone, wußten bei Tag und Nacht unbeirrbar die Richtung.

Nach Wochen, einem Ritt durch Durst-Steppen, durch drei englische Postenketten, stieß er wohlbehalten zur Truppe – diesmal brauchte er den Bericht seiner Taten nicht aufzuputzen. Verschwieg nicht einmal, wie umsichtig, tatkräftig er seinen Rückzug vom Eukissai gedeckt hatte: war der Held vieler Tage, rehabilitiert, trug Amt und Orden.

»Bis zum nächsten Fall!« sagten seine Feinde. Aber die Klügsten meinten:

»Der hat nichts zu fürchten als den Frieden.«

* * *

Als der Kondukt – denn Hüssens atmender Körper lebte nicht mehr – durch Mikatera zog, auf Mikatera halt machte, bettelte Lisa: den Kranken in ihrer Pflege zu lassen! Er kannte sie nicht, aber 243 sie kannte ihn doch! Konnte ihm zu trinken geben. Vielleicht lernte er wieder sprechen, laufen, wenn sie zu ihm sprach. Oder sie wollte ihn begleiten – in die Gefangenschaft, nach Indien, überallhin.

Der Vorschlag war leider nicht diskutabel. Wer Feind war, blieb es bis ins Grab, auf den Seziertisch, in die Polsterzelle. Bergner kam in Stacheldraht, Hüssen ins Irrenhaus: Abteilung für geisteskranke Offiziere. Für Lisa ein höfliches Wort: »Ich bin traurig, es wäre gegen die Regeln.«

Captain Brown fiel es nicht einmal ein, den Oberleutnant Hüssen für einen Simulanten, Frau von Isonsky für seine Komplizin zu halten, was ein weniger ritterlicher oder schlauerer Offizier vielleicht getan hätte. Er war nur korrekt.

 

Ende.

 


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